Zuverlässigkeit und Kundenfreundlichkeit der Geräte im Fokus der Zukunftsinvestitionen
MAINZ (DTZ/fok). Preisumstellungen waren für die Zigarettenautomatenaufsteller schon immer eine enorme Herausforderung. Das gilt selbstverständlich auch für das Jahr 2009, wobei als zusätzliche Anforderung der seit Jahresbeginn wirksam gewordene Jugendschutz 18 als Hürde zu nennen ist, den die Branche mit erheblichem technischen und finanziellen Aufwand zu meistern hatte.
Und zwar durchaus erfolgreich, denn die veränderten Anforderungen an die Altersverifikation werden, wie BDTA-Geschäftsführer Carsten Zenner feststellt, durch entsprechende Softwareänderungen seither zuverlässig erfüllt – die Branche hat ihre gesellschaftspolitische Aufgabe souverän gelöst.
Allerdings zu einem beachtlichen Preis, denn die Umstellung hatte vor allem im Vorjahr hohe Investitionen verursacht und ein leichter Knick in den Absatzzahlen der ersten Monate in 2009 war sicher auch durch die verschärften Zugangskriterien und den Wegfall der alten Führerscheinleser verursacht.
Kraftakt
Als zweiter Kraftakt stand im Sommer 2009 die Umstellung auf die neuen 5-Euro-Packungspreise an. Mit unterschiedlichen Strategien haben die beteiligten Unternehmen auch diese Aufgabe gelöst, nicht immer ganz reibungslos, wie bei den Aufstellern zu erfahren war.
Unterschiedliche Reichweitenpolitiken der Hersteller bei alt- und neupreisiger Ware führten teilweise zu Engpässen, die zwangsläufig auch mit kurzfristigen Out of Stocks verbunden waren.
Eine Phase mit unterschiedlichen Preisstellungen im Markt trugen zur Verunsicherung der Kunden bei. Das Angebot von 4,50 Euro-Packungen mit und ohne Wechselgeld hat sich nach Auskunft der Aufsteller nicht in breiterem Maße durchsetzen können, auch die 6-Euro-Großpackungs-AP hat nur geringe Marktbedeutung. Der Markt wird heute eindeutig von der 5-Euro-Packung dominiert.
Keine exakten Absatzzahlen
Exakte Absatzzahlen auf Konsumebene für die AP liegen nicht vor. Allerdings ist die Auslieferungsmenge der Hersteller in den ersten elf Monaten 2009 um 11,5 Prozent auf 9,374 Mrd. Stück gesunken.
Auch wenn man berücksichtigt, dass durch die Umstellung Bestandsveränderungen eingetreten sind, sind die Verkäufe rückläufig, allerdings nicht in dem Maße, wie sie etwa bei der Umstellung von 5-DM- auf 6-DM-Packungen aufgetreten waren. Die Preiserhöhung an sich wird nicht als entscheidendes Kriterium für die Absatzdelle gesehen. So wies ein Aufsteller darauf hin, dass beklebte Altware trotz des Preisvorteils von den Kunden nicht angenommen wurde.
Als Gründe für die Absatzrückgänge werden vor allem die veränderte Preisoptik, die nach wie vor unzureichende Akzeptanz der GeldKarte als bargeldloses Zahlungssystem und die Notwendigkeit, mindestens drei Münzen verwenden zu müssen, genannt.
Stark in Geräteakzeptanz investiert
Zur Verbesserung der Geräteakzeptanz unter dem Aspekt der Altersverifikation hat die Branche stark in moderne Durchzugsdokumentenprüfer investiert, die das Spektrum der Altersausweismöglichkeiten deutlich erweitern und auch gut angenommen werden. Speziell der Personalausweis entwickelt sich nach Aussagen von Betreibern deutlich als Altersverifikationsdokument nach oben.
Um die Münzproblematik zu entschärfen, haben viele Unternehmen stark in Banknotenleser investiert. Aus Kostengründen lag bei den meisten Unternehmen der Fokus auf Lösungen ohne Wechselgeldtechnik. Aber auch der Einbau von Banknotenlesern für 5- und 10-Euro-Scheinen hat sich in fast allen Fällen sehr positiv bemerkbar gemacht. In der Praxis blieben an diesen Automaten die Umsätze stabil, teilweise waren sie auch leicht wachsend.
Anforderungen an Energieversorgung gestiegen
Von technischer Seite wachsen durch die Zusatzfunktionen, wie Dokumentenleser und Banknotenleser, die Anforderungen an die Energieversorgung der Automaten. Speziell in der kalten Jahreszeit, zum Beispiel im Februar 2009, waren hier Problemfälle aufgetreten, weshalb seitens des Großhandels sowohl Komponenten mit niedrigem Stromverbrauch als auch Energiemanagementlösungen für die Zukunft Priorität haben.
Zuverlässigkeit der Funktionen und verständliche Bedienerführung werden von den Automatenaufstellern als unverzichtbare Basisfunktionen bezeichnet. Doch gerade bei der Bedienerführung sind durch die firmenindividuell unterschiedlich gewählten Lösungen und Komponenten unterschiedliche Konzepte realisiert.
Eine Vereinheitlichung wäre mit Blick auf unkompliziertes Handling für die Kunden wünschenswert, sagen die Automatenaufsteller, aber die Umsetzung wird als relativ unwahrscheinlich angesehen, weil das wiederum mit erheblichen Kosten verbunden sein würde.
Angespannte Ertragslage
Überhaupt wird die angespannte Ertragslage als limitierendes Element für sinnvolle umfassendere Investitionen beschrieben. Hinzu kommt die Unsicherheit der politischen Rahmenbedingungen, so die wieder aufkommende Diskussion um rigide Rauchverbote in der Gastronomie, wie derzeit in Bayern, dem Saarland und Hamburg. Dies mache eine langfristig abgesicherte Investitionspolitik der Unternehmen unmöglich. „Investieren, um die Geräte am Laufen zu halten, aber nicht mehr“, so beschreibt ein Automatenbetreiber bedauernd die aktuelle Situation.
Die Zahl der Automaten ist weiter leicht rückläufig, vom BDTA wird sie auf rund 380.000 Geräte beziffert. Der große Abbau von unrentablen Automaten ist allerdings bereits in den Vorjahren erfolgt, heute geschieht dies in kleinem Rahmen, oft im Zusammenhang mit Firmenübernahmen.
Innengeräte entwickeln sich stabil
Wie aus der Branche berichtet wird, hat sich der Innenautomat stabiler entwickelt als der Außenautomat. Dazu hat u.a. die praxisnahe Lösung der Ziggi-Karte beigetragen. Auch die nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes in den meisten Bundesländern geänderten Regelungen für den Nichtraucherschutz in der Gastronomie mit Ausnahmen für Nebenräume und Kleingastronomie haben sich stabilisierend für die Innengeräte ausgewirkt.
Um so mehr blickt die Branche jetzt mit Sorge nach Bayern und dem Saarland, wo diese liberaleren Lösungen bedroht werden.
Ebenfalls mit Sorge schaut die Automatenbranche auf die Verlagerung der Nachfrage hin zum Feinschnitt und zu niedrigpreisigen Zigaretten. Speziell die neuen Soft Packs werden als Affront angesehen. Hierdurch gerate die mühsam errungene Margenverbesserung der Fabrikzigarette wieder in Gefahr.
Noch attraktivere Automaten
Für das kommende Jahr haben die angesprochenen Automatenaufsteller sich vorgenommen, alles zu tun, um den Automaten für die Kunden attraktiv zu halten. Das reicht von der Preisgestaltung über eine zuverlässige Technik, eine gute Bedienerführung bis hin zur Außengestaltung der Geräte und die damit verbundene Wahrnehmung durch die Kunden.
Auf der Kostenseite sind nach der kräftigen Reduzierung in den letzten Jahren keine größeren Reserven zu erkennen, hier ist z.B. das Feilen an Lösungen angesagt, die die Standzeiten für die Fahrer durch optimierte Abläufe bei Befüllung und Wartung reduzieren. Auch Kooperationen zur besseren Schachtvermarktung könnten erste Früchte tragen.
Nach dem schwierigen Jahr 2009 blicken die Automatenaufsteller dennoch nicht ohne Hoffnung ins kommende Jahr. Unter der Voraussetzung eines weitgehenden Erhalts der Margenverbesserungen erwartet man eine leichte Erholung der Ertragslage, zumal keine zwangsläufigen Zusatzkosten durch Automatenumstellungen anstehen.
(DTZ 51/09)