Fast jede zweite Zigarette im Osten am Fiskus vorbei
BERLIN (DTZ/fok). Der Anteil nicht in Deutschland versteuerter Zigaretten am Konsum hat im 4. Quartal 2009 kräftig zugenommen. Aktuelle Ergebnisse einer seit 2004 laufenden Studie, die Zigarettenpackungen aus der Entsorgung durch das Duale System Deutschland analysiert, zeigen einen deutlichen Anstieg des Anteils von geschmuggelten sowie im Rahmen der privaten Grenzeinfuhr nach Deutschland gelangten Zigarettenpackungen.
Im Bundesdurchschnitt entfielen im 4. Quartal 22,0 Prozent des Konsums auf nicht in Deutschland versteuerte Zigaretten. Über das komplette Jahr 2009 lag der Anteil bei 20,1 Prozent – einem Rückgang in den ersten Quartalen folgte der Anstieg zum Jahresende.
Problematik trifft Ostdeutschland besonders hart
Der Schluss liegt nahe, dass die Preiserhöhung im Sommer und die Anhebung der Mindestinhalte zwar nicht sofort, aber zeitversetzt das Kaufverhalten besonders preissensibler Kunden beeinflusst haben. Dies gilt allerdings in erster Linie für den Teilmarkt der neuen Bundesländer. Denn von der Problematik besonders betroffen ist Ostdeutschland, wo der Anteil nicht in Deutschland versteuerter Zigaretten im 4. Quartal 2009 auf 45,3 Prozent nach oben schoss; im Jahresdurchschnitt waren es dort 41,6 Prozent.
Es ist wirklich erschreckend, wenn in der Bundeshauptstadt Berlin 61,3 Prozent des Zigarettenkonsums nicht über die Theken des legalen Handels und vorbei an den Kassen des Fiskus gehen. Im Bezirk Oder-Spree (61,0 Prozent), Dresden (55,6 Prozent) und Hof (58,7 Prozent) stammten im 4. Quartal 2009 ebenfalls deutlich mehr als die Hälfte des Konsums aus Schmuggel und Grenzeinkäufen.
Fehlen von „Steuermoral“
Da fragt man sich unwillkürlich, wie es möglich ist, dass dieses Fehlen von „Steuermoral“ seitens der politischen Entscheidungsträgern und der Finanzverwaltung hingenommen wird.
In Westdeutschland erlebte vor allem München mit 21,6 Prozent einen Anstieg, während das Ruhrgebiet mit 17,9 Prozent den Untersuchungen zufolge deutlich unter früheren Schmuggelanteilen lag.
Weniger Schmuggelware in alten Bundesländern
In den alten Bundesländern lag der Anteil der nicht in Deutschland versteuerten Zigaretten im 4. Quartal bei 14,9 Prozent, im Jahresdurchschnitt bei 13,5 Prozent. Hier ist gegenüber dem Vorjahr sogar ein leichter Rückgang festzustellen.
Offensichtlich reagieren die ostdeutschen Kunden viel heftiger auf Preisänderungen und auf die konjunkturelle Krise. Die Grenznähe und der vor allem in Berlin nach wie vor sehr ausgeprägte illegale Schwarzmarkt haben hier einen enormen Einfluss.
(DTZ 7/2010)