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  • „Veränderungen sind notwendig“

    Presse-Grosso Verband setzt im Streit zwischen Verlagen und Grossisten auf Evolution statt Revolution

    [pic|113|l|||Sind Pressevielfalt und Überallerhältlichkeit in Gefahr: Der Bauer Verlag fordert umfassende Veränderungen des Grosso-Vertriebs-Systems.|||]

    PRESSE
    MAINZ (DTZ/kh). Es ist ein Hin und Her. Ein Medienbericht über die Kündigung zweier Grossisten durch den Bauer Verlag folgt dem nächsten, und dennoch wird eigentlich immer dasselbe gesagt. Die, die uns Aufschluss geben könnten, hüllen sich in Schweigen. Daneben zeigt sich, dass andere Verlage zwar nicht so offensiv sind wie Bauer, aber dennoch ähnliche Forderungen stellen.

    Neben unterschiedlichen Auffassungen bei den Verhandlungen der Handelsspannen geht es um die Differenzen wegen der Weitergabe von Verkaufsdaten. Verlegertochter Yvonne Bauer forderte, dass Presseerzeugnisse nach ihrer Nachfrage- und Umsatzbedeutung platziert werden und unverkäufliche Titel konsequent ausgelistet werden, um überfüllte Presseregale zu vermeiden (DTZ berichtete). Dies würde nicht nur die Branche allgemein, sondern auch speziell den Pressefachhandel betreffen.

    Platzierung nach Nachfrage- und Umsatzbedeutung
    Bauer forderte aber auch generell von den Grossisten „bessere Leistungen und deutliche Veränderungen“ im Vertriebssystem. „Nur solange die Hauptumsatzträger das Grossosystem für effizient halten, wird es eine Zukunft haben“, drohte Yvonne Bauer. Sie fühlt sich in einer starken Position mit ihren „Flaggschiffen“ wie zum Beispiel „TV Movie“, „Bravo“ oder etwa „Intouch“.

    Branchenexperten vermuten indes, Bauer baue gegenüber den Grossisten eine Drohkulisse auf, um sie zur Nachgiebigkeit bezüglich möglicher Fusionswünsche (seitens des Verlages) mit anderen Grosso-Unternehmen zu bewegen. Denn schließlich kommen größere Grosso-Einheiten mit weniger Spanne klar. Ihrer Meinung nach könnte die Entscheidung des Bauer Verlags, den Grossisten Mügge und Grade zu kündigen und die Aufträge an die Bauer-Tochter Presse Vertrieb Nord zu vergeben, nicht endgültig sein. Andere Beobachter gehen dagegen davon aus, dass Bauer noch weiteren Grossisten kündigen könnte. Alles nur Spekulationen!

    Bauers Vorstoß kommt Springer gelegen. Springer betrachtet die Denkanstöße mit Interesse und hält Reformen bei den Grosso-Dienstleistungen für nötig, berichtete die Zeitschrift „Horizont“. Man bekenne sich allerdings weiter zum System.

    Verlage bleiben vom System weiter überzeugt
    Auch Burda ist weiter vom System überzeugt. Dass rohertragsstarke Titel bevorzugt werden, hält Tobias Mai für kaufmännisch legitim, heißt es.
    Für den Bundesverband Presse-Grosso war die Kündigung der Grossisten durch Bauer nicht vorhersehbar. „Die Kündigung der Mitgliedsfirmen Grade in Elmshorn und Mügge in Stade mit Wirkung zum 28. Februar 2009 kam völlig überraschend. Gründe hierfür wurden gegenüber den Firmen nicht angegeben. Beide Grossisten leisten eine gute Vertriebsarbeit. Die betroffenen Firmen und der Verband suchen das Gespräch zu der Bauer Vertriebs KG“, sagt Kai-Christian Albrecht, Hauptgeschäftsführer des Presse-Grosso Bundesverbandes.

    Der Bundesverband bemühte sich um Beschwichtigung der Prozesse, teilte aber in einer Meldung mit: Der Ruf von Bauer nach einer marktanteilsgerechten Bestückung der Regale im Fachhandel „verkenne die Selbstständigkeit des Pressefachhändlers und würde die Pressevielfalt an der Ladentheke in Frage stellen“. Evolution statt Revolution lautete das Credo des Markenexperten Professor Brandmeyer bereits im Jahr 2007, zitierte der Presse-Grosso Verband. „Das Presse-Grosso fühlt sich weiterhin der Förderung der Marktpflege und Marktbearbeitung verpflichtet. Veränderungen und Weiterentwicklungen im Vertriebssystem hat es immer gegeben. Sie werden auch in Zukunft nötig sein, um für alle Verlage die effizienteste Vertriebslösung zu bleiben“, heißt es in der Pressemeldung.

    Auch der ehemalige G J-Vorstand für Zeitschriften, Rolf Wickmann, hatte sich in die Diskussion eingebracht und Lösungsvorschläge präsentiert (DTZ berichtete). Wickmann schlägt eine absolute Mindestvergütung pro Exemplar als Eintrittskarte ins Grosso vor. Solche Marktzutrittshürden sind allerdings, ebenso wie auch Mindest-Copypreise, kartellrechtlich bedenklich, weil Grossisten wegen ihres Gebietsmonopols erst einmal jeden Titel listen müssen. Dies ist auch der Kern des aktuellen Streits.

    Apropos „kartellrechtlich“: Die Verträge wurden sowohl von Springer als auch von Bauer scheinbar fristgerecht gekündigt. Die Auslieferung der Titel wurde an andere Grossisten vergeben. Die Frage ist, ob das Kartellamt dieser Fusion zustimmt? Zu dieser Anfrage der Tabak Zeitung wollte indes niemand Stellung nehmen. Auch der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger e.V. (VDZ) aus Berlin hält sich bedeckt. Norbert Rüdell, Leiter der Presse und Kommunikation, sagt: „Der Vorgang ist zunächst einmal eine bilaterale Angelegenheit zwischen dem Verlag Heinrich Bauer und zwei Grossisten. Dass ein Unternehmen seine Vertragsverhältnisse kündigen kann, ist vom VDZ nicht zu bewerten. Das ist eine unternehmerische Entscheidung, die aufgrund der Marktbedeutung des Heinrich Bauer Verlages aber Relevanz für die Branche hat. Deshalb wird sich auch der VDZ in seinen Gremien damit befassen.“

    VDZ befasst sich in seinen Gremien mit der Thematik
    Es bleibt weiter spannend. Das Grosso-Vertriebssystem gewährleistet den freien Marktzugang für alle Verlage und Verlagsprodukte. Pressefreiheit finde daher ohne Markterschließungskosten für die Hersteller, mit einer bundesweiten Flächendeckung sowie einheitlichen Verkaufspreisen und Erstverkaufstagen statt. Würde wer auch immer dieses System gefährden, könnte damit auch die Pressevielfalt nicht mehr gewährleistet werden. Die nächsten Wochen werden vielleicht Entscheidungen bringen.

    Der Bauer Verlag wollte der DTZ keine Statements liefern, teilte aber folgendes mit: „Grundsätzlich gilt aber, dass wir die Zukunft mit dem Grosso planen und es lediglich um eine Vertriebsoptimierung geht.“ Dies bekräftigte Bauer-Geschäftsleiter Andreas Schoo gegenüber dem Mediendiest Turi: „Das System an sich ist in Ordnung, und wir stellen es in keiner Weise in Frage. Es geht uns aber darum, dieses System leistungsfähiger zu machen und den aktuell schwierigen Zeiten anzupassen.

    Mit der großen Mehrheit der Grosso-Unternehmen arbeiten wir gut zusammen. Aber wenn Sie sehen, dass es auch Grosissten gibt, die zum Teil seit Jahrzehnten nichts in ihr Unternehmen investiert haben und für die beispielsweise Marketing ein Fremdwort ist, dann können wir das nicht einfach hinnehmen. In ihrer wettbewerbsfreien Komfort-Zone tun Grossisten einfach zu wenig. … es geht uns darum, diesen Grossisten klarzumachen, dass sie in den nächsten Jahren etwas ändern müssen, denn sonst wären wir gezwungen, das Heft des Handelns selbst in die Hand zu nehmen. … Das kann einfach nicht sein, dass manche Grossisten für 14 oder 15 Prozent Spanne nur die Zeitschriften von A nach B transportieren und seit Jahren keinen Pressekiosk mehr von innen gesehen haben.“

    (DTZ 44/08)

  • „Zigarrenwelt“ öffnet die Pforte

    Felix und Daniel Spohn betreiben neues Fachgeschäft in Köln

    EINZELHANDEL
    KÖLN (DTZ/jgw). Wer in diesen Tagen ein Tabakwarenfachgeschäft eröffnet hat entweder richtig gute Ideen oder eine vielleicht zu große Portion Mut – es sei denn, er hat schon länger Branchenluft geschnuppert und weiß um die Untiefen, durch die das Tabakschiff derzeit schippert. Die Brüder Felix und Daniel Spohn kennen sich bereits aus in der Fachhandelslandschaft rund ums „braune Gold“, haben sie doch mit ihren hochwertigen adorini-Humidoren den Fuß in der Tür. Durch den schwungvollen Internethandel mit Zigarren hat man auch genügend Kontakt zum Endverbraucher. Ausgerüstet mit diesem (Fach-) Wissen eröffneten die beiden mit ihren Mitarbeitern jetzt in der Kölner City das Geschäft „Zigarrenwelt“.

    [pic|115|r|||Felix Spohn freut sich über die gelungene Eröffnung der "Zigarrenwelt" in Köln.|||]

    Es ist keine Lounge, will es auch gar nicht sein. Was die Spohn-Brüder in der Bremer Straße 4, etwas abseits der hoch frequentierten Lauflagen aber doch in direkter Reichweite des Kölner Mediaparks jetzt aufgemacht haben, ist schlicht und einfach ein Zigarrengeschäft. Allerdings eines, das es in sich hat.

    Humidor ist Schaufenster
    Der Humidor ist von allen Seiten einsehbar, vor allem vom Schaufenster aus. In deckenhohen Regalen aus Zedern- und Okumeholz lagern Havanna-Zigarren aller in Deutschland erhältlichen Marke und Formate: „Rund 20 000 Stück und alle mindestens ein Jahr gelagert, also rauchfertig“, erklärt Felix Spohn anlässlich der Eröffnung.

    Immerhin 27 Regalböden sind mit den kubanischen Köstlichkeiten gefüllt. Und jede Marke hat ihre „Visitenkarte“, was man durchaus wörtlich nehmen kann: Sie enthält Informationen über Marke, Format sowie eine Bewertung der Stärke. Für weitere Kommentare erhält der Stammkunde ein kleines Büchlein zum Aufbewahren dieser Visitenkarten, die er auf Wunsch mitnehmen darf. So kann er sich nach und nach sein eigenes Zigarrenkompendium mit persönlichen Notizen erstellen, um sich leicher im Land der Havannas zurechtzufinden.

    [pic|114|l|||Sorgte am Eröffnungsabend für Aufmerksamkeit: Angel Perez Garcia, Chef-Torcedor der Fabricia H. Upmann.|||]

    Selbstverständlich aber wird der Kunde nicht mit einem Kärtchen abgespeist: Die Beratung ist das A und O der „Zigarrenwelt“. Die Profession in Sachen Zigarre ziehen Felix und Daniel Spohn sowie ihre Mitarbeiter Katherina Krischka, Mike Schlosser und Torger Brunken aus ihrer Begeisterung für die kubanischen Longfiller.

    Den direkten Kontakt zum Kunden empfinden die Spohns als spannend, denn die Neugier in Köln ist durchaus vorhanden: „Wir haben hier ja auch unsere Geschäftsräume für die adorini-Humidore“, erklärt Felix Spohn: „Und wenn da in den letzten Tagen abends noch Licht brannte, haben viele Passanten an die Scheibe geklopft und Interesse an der ‚Zigarrenwelt‘ gezeigt.“ In den ersten Wochen und Monate möchte man täglich von 9 bis 18 Uhr öffnen: „Mal sehen, wie das angenommen wird.“

    Zusammenarbeit der Spezialisten
    Als spezielle Events arbeitet „Zigarrenwelt“ mit Spezialitätengeschäften vor Ort zusammen: Seminare mit dem Schokoladen-Sommelier Thomas Bischoff oder dem „Kölner Rum-Kontor“ sollen die ganze Welt der Genüsse präsentieren. Bischoff war auch anlässlich der Eröffnungsfeier vor Ort und kitzelte die Gaumen der Zigarren rauchenden Gäste mit süßen Geschmäckern.

    „Das neue Geschäft hier ist schon eine tolle Sache, sozusagen Internet zum Anfassen. Hier kann man, anders als im Online-Shop, die volle Sinnlichkeit des Materials testen“, lobt Christoph A. Puszkar, der als Marketingleiter von 5th Avenue-Products das neue Geschäft in Augenschein nahm. Auch er fühlte sich sichtlich wohl im Ambeinte der hohen Räume, deren cremefarben gestrichene Wände ansprechend spartanisch mit Bildern von Zigarrenbanderolen und atmosphärischen Postern geschmückt sind. Regale und Vitrinen präsentieren passende Zigarrenaccessoires und zwei Kühlschränke halten mit der Zigarre harmonierende Getränke wohl temperiert. Sitzgelegenheiten ergänzen das Ambiente, denn „Zigarrenwelt“ versteht sich auch als Refugium für vom Rauchverbot vertriebene Connaisseure, die es sich nicht nehmen lassen wollen, ihr liebstes Genussmittel zu konsumieren: „Es wird unterschätzt, wie viele Genießer es gibt“, weiß Spohn aus Erfahrung und setzt vor allem auch auf ein jüngeres Publikum.

    Dass das Geschäft Probleme mit der bestehenden Konkurrenz bekommen könnte, befürchtet Felix Spohn nicht, werden die guten Kontakte zu den örtlichen Händlern doch durch den Handel mit den adorini-Humidoren gepflegt. Ein Beispiel dafür ist der Umgang mit Kunden, die etwas anderes als kubanische Longfiller rauchen wollen: „Die schicken wir dann zu den Kollegen“, lacht Spohn.

    (DTZ 44/08)

  • Bundesbürger gegen staatliche Einmischung

    HAMBURG (DTZ/pnf). Die Bundesbürger sind gegen Eingriffe des Staates beim Rauchen in ihren eigenen „vier Wänden“. Nur 15,9 Prozent würden ein gesetzliches Rauchverbot für Privatwohnungen befürworten. Das ist das Ergebnis einer Befragung durch „Immobilien Scout24“ unter 1 800 Personen.

    Die klare Absage an staatliche Eingriffe ist umso erstaunlicher, da laut Umfrage fast in drei Viertel aller Haushalte kaum oder gar nicht geraucht werden darf. 73,6 Prozent der Befragten gaben an, dass das Rauchen in ihrer Wohnung oder in ihrem Haus nur in Ausnahmefällen oder gar nicht gestattet ist, schreibt „Die Welt“. 55,7 Prozent würden den blauen Dunst sogar völlig verbieten. Auf Terrasse, Balkon oder im Garten wird das Rauchen so gut wie nicht untersagt.

    (DTZ 44/08)

  • „Pro Rauchfrei“ schlägt unter die Gürtellinie

    MÜNCHEN/BONN (DTZ/da). Das Internetforum „Pro Rauchfrei“ schlägt wild um sich und landet dabei einige böse verbale Treffer unter der Gürtellinie. Auf ihrer Website bezichtigt die selbsternannte „Lobby der Nichtraucher“ zum Beispiel FDP-Politiker der Volksverhetzung. Sie bezeichnet die Liberalen u. a. als „Fiese Drogen Partei“. Auch vor Vergleichen mit Apartheid und Pädophilie schreckt die Initiative nicht zurück. In einem Artikel auf ihrer Homepage unter der Überschrift „Tabakdiktatur greift nach der Macht: Seehofer als Steigbügelhalter“ werden sogar Assoziationen mit dem Nationalsozialismus geweckt. In diesem Beitrag heißt es wörtlich: „Es gilt nun eine Koalition der aufrechten Demokraten zu gründen, um den braunen Tabakmob aus den Ämtern zu jagen.“

    Bei derartigen Hetzattacken läuft einem ein eiskalter Schauer über den Rücken. „Das Rauchverbot ist ein emotional besetztes Thema, dennoch ist ein Grundkonsens an Umgangsregeln zu wahren“, stellt etwa „Zigarrenplattform.de“ fest und fordert „Pro Rauchfrei e.V.“ dazu auf, zu den Grundregeln von Anstand und Verhältnismäßigkeit zurückzukehren.

    (DTZ 44/08)

  • Bayern kehrt zu Genuss und Lebensart zurück

    MÜNCHEN (DTZ/da). Verbotspolitik ade, Bayern kehrt zu seiner traditionsreichen Genusskultur zurück. Nach dem in starkem Maße auf das Rauchverbot in der Gastronomie zurückzuführenden Wahldebakel der CSU verabschiedet sich der Freistaat von der Rauch-Prohibition und legt das schärfste Anti-Tabakgesetz Deutschlands nach nur zehn Monaten ad acta. Der neue Koalitionspartner in der Regierung, die FDP, hat ihr Versprechen eingelöst und für die Rückkehr von Genuss und Lebensart nach Bayern gesorgt.

    CSU und FDP einigten sich in der Koalitionsvereinbarung darauf, dass in Gaststätten mit mehreren Räumen einer als Raucherraum eingerichtet werden kann. Ebenso darf in Nebenräumen von Diskotheken geraucht werden. In kleineren Einraumgaststätten liegt die Entscheidung beim Wirt. Erlaubt er das Rauchen, muss er seine Gaststätte als Raucherlokal kennzeichnen. Zulässig ist das Rauchen auch in Bier-, Wein- und Festzelten.

    Die nun geplante Gesetzesänderung, die Regelungen in einigen anderen Bundesländern ähnelt, bezeichnet der designierte bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende, Horst Seehofer, als die optimale Verbindung zwischen Gesundheitsschutz und Praktikabilität. Tatsächlich war das im Januar 2008 in Kraft getretene strenge Nichtraucher-Schutzgesetz durch zahlreiche Raucherclubs unterlaufen worden, wie die bayerische FDP-Vorsitzende Sabine Leutheusser-Schnarrenberger feststellt.

    (DTZ 44/08)

  • Hat die EU-Kommission keine wichtigeren Aufgaben zu erfüllen?

    Gegenseitige Toleranz statt EU-weite Rauchverbote am Arbeitsplatz

    [pic|117|l|||Hans-Conrad Ostermeyer, BdZ-Geschäftsführer: "Die derzeit geltenden Regelungen bieten ausreichend Schutz für Nichtraucher, weiter gehende Regelungen haben nur die Aufgabe, Genießer von Tabakprodukten weiter zu diskreditieren.|||]

    BRÜSSEL (DTZ/da). Kaum hat sich die Lage in Deutschland beim Thema Rauchverbote etwas entspannt, schon tauchen erneut dunkle Wolken am Horizont auf, diesmal wieder aus Brüssel. Vladimir Spidla, EU-Kommissar für Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit, will in der Union ein generelles Rauchverbot am Arbeitsplatz einführen. In der Branche sorgen diese Pläne für Kopfschütteln und Empörung.

    Die EU-Kommission verfolgt schon lange das Ziel eines europaweiten Rauchverbots aus gesundheitspolitischen Erwägungen. Da ihr aber dafür die Rechtsbasis fehlt, weil Gesundheitsschutz Sache der Mitgliedsstaaten ist, versucht es die Kommission auf dem Weg des Arbeitsschutzes. Bereits im Juli war bekannt geworden, dass die EU-Kommission an einem Vorschlag zur Änderung der Rahmenrichtlinie über Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz „bastelt“. Den Brüsseler Plänen zufolge sollen alle Arbeitgeber in der Europäischen Union sicherstellen, dass der Arbeitsplatz frei von Tabakrauch ist. Darunter würde dann auch die Gastronomie fallen.

    [pic|118|r|||Marianne Tritz, DZV-Geschäftsführerin: "Sollte die EU-Kommission EU-weite Rauchverbote am Arbeitsplatz durchsetzen wollen, wird dies zu einer neuen Rechtsunsicherheit und letztlich zu einer völliigen Verunsicherung der Menschen führen.|||]

    Die neue Brüsseler Attacke in Sachen Verbotspolitik stößt bei einigen deutschen Politikern auf klare Ablehnung.. Nach Ansicht des CDU-Politikers Gunther Krichbaum, Vorsitzender des Europaausschusses im Bundestag, geht es der EU-Kommission darum, die Zuständigkeit der Nationalstaaten Schritt für Schritt zu unterlaufen. Der Hamburger SPD-Spitzenpolitiker Michael Naumann meint süffisant: Als Kompromiss könnte die Kommission vorschlagen, dass alle Nichtraucher nicht zur Arbeit zu gehen brauchen, aber vom Steuerzahler bezahlt werden, wenn in der Nähe ihres Arbeitsplatzes ein Raucher gesichtet worden ist. Widerstand kündigt auch Markus Ferber, Vorsitzender der CSU-Gruppe im Europaparlament, an.

    Auf völliges Unverständnis stoßen die Pläne der Kommission in der Tabakbranche. „Wenn den Damen und Herren in Brüssel angesichts massiver Probleme, mit denen sich die Menschen und die Wirtschaft derzeit konfrontiert sehen, nichts Wichtigeres einfällt, als Rauchverbote zu verhängen, dann entlarven sie sich als Traumtänzer und Ignoranten. Zu einem Zeitpunkt, wo die Welt am Abgrund einer großen Wirtschaftskrise steht, weiter die Verbotskeule zu schwingen und so noch mehr Arbeitsplätze zu vernichten, ist brutal und instinktlos.“ So oder ähnlich lauteten die Kommentare von Firmenrepräsentanten aus der Branche.

    [pic|119|l|||Franz Peter Marx, VdR-Hauptgeschäftsführer: "Gegenseitige Verständigung und Toleranz sollten eindeutigen Vorrang vor staatlichem europäischem Zwang haben. Bürogemeinschaften werdnen sich auch ohne staatliche Verbote verständigen."|||]

    Mit Erstaunen hat der Bundesverband der Zigarrenindustrie (BdZ) den erneuten Angriff der Kommission auf die Selbstbestimmung der mündigen Bürger in der EU zur Kenntnis genommen. „Die derzeit geltenden Regelungen bieten ausreichend Schutz für Nichtraucher, weiter gehende Regelungen haben nur die Aufgabe, Genießer von Tabakprodukten weiter zu diskreditieren und das bislang tolerante Miteinander von Rauchern und Nichtrauchern zu torpedieren. Es ist bedauerlich, dass die Kommission erneut so offenkundig deutlich macht, dass es ihr nicht um dieses gedeihliche Miteinander geht“, sagt BdZ-Geschäftsführer Hans-Conrad Ostermeyer.

    Die Landtagswahl in Bayern habe gezeigt, dass die Bürger es leid seien, sich unentwegt gängeln zu lassen. Und das gelte umso mehr, wenn es sich um realitätsferne Beamte im „Raumschiff Brüssel“ handele. Es sei richtig, dass die Nichtraucher geschützt würden, betont Marianne Tritz, Geschäftsführerin des Deutschen Zigarettenverbands (DZV). Und das werden sie in Deutschland auch durch die Arbeitsstättenverordnung, die dem Rauchen am Arbeitsplatz enge Grenzen setzt. „Sollte die EU-Kommission EU-weite Regelungen für Rauchverbote am Arbeitsplatz durchsetzen wollen, wird dies zu einer neuen Rechtsunsicherheit und letztlich zu einer völligen Verunsicherung der Menschen führen.

    Dieses Phänomen kann man derzeit in Deutschland sehr gut beim Thema ,Rauchverbote in der Gastronomie’ beobachten“, führte Tritz weiter aus. Die EU-Kommission tue zwar alles, um die Kompetenzen der Mitgliedsstaaten weiter auszuhöhlen . „Ich denke aber nicht, dass dies die Mitgliedsstaaten hinnehmen werden. Wenn man die aktuelle Entwicklung beim Thema Rauchverbote in der Gastronomie in den Bundesländern sieht, kann ich mir nicht vorstellen, dass die Mitgliedsstaaten neue Verbote aus Brüssel akzeptieren werden“, so die DZV-Geschäftsführerin.

    Eine eindeutige Abfuhr erteilt auch Franz Peter Marx, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Deutschen Rauchtabakindustrie (VdR), dem Vorhaben: „Gegenseitige Verständigung und Toleranz sollten eindeutigen Vorrang vor staatlichem europäischem Zwang haben. Bürogemeinschaften werden sich auch ohne staatliche Verbote verständigen.“ Der VdR-Hauptgeschäftsführer verwies ebenfalls auf die in Deutschland bestehende Arbeitsstättenverordnung. Paragraph 5, Absatz 2 dieser Verordnung sehe eine einvernehmliche Regelung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer beim Thema Rauchen vor. Auch von daher bestünde überhaupt kein Handlungsbedarf auf EU-Ebene. Im Übrigen habe er zunehmend den Eindruck, dass die EU-Kommission mit dem deutschen Verfassungsverständnis nicht vertraut sei.

    (DTZ 44/08)

  • Rheinland-Pfalz steigt bei Lotto ein

    [head]Rheinland-Pfalz wird Hauptgesellschafter bei Lotto[/head]

    MAINZ/KOBLENZ (DTZ/pnf). Wie das Mainzer Innenministerium und das Finanzministerium mitteilen, übernimmt das Land Rheinland-Pfalz in den kommenden Tagen einen Anteil von 51 Prozent an der Lotto Rheinland-Pfalz GmbH, Koblenz. Hintergrund der Anteilsübernahme ist der seit Januar 2008 geltende Staatsvertrag für das deutsche Lotteriewesen. Die EU-Kommission hatte gefordert, dass es in Deutschland nur einen Staatsvertrag geben könne, wenn alle Lottogesellschaften auch vom Staat getragen würden.

    Lotto Rheinland-Pfalz ist die einzige Lottogesellschaft in Deutschland, wo dies nicht der Fall gewesen ist. Gesellschafter sind bislang die drei Sportbünde des Landes, die weiterhin mit 49 Prozent an Lotto Rheinland-Pfalz beteiligt sind.

    Der neue Staatsvertrag sieht gemäß den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts auch eine Begrenzung der Zahl der Lottoverkaufsstellen vor. Bis 2011 soll es in Rheinland-Pfalz etwa 60 Lottoverkaufsstellen weniger geben.

    (DTZ 44/08)

  • Wechsel in der MUT-Geschäftsführung

    Frank Hidien Nachfolger von Hans-Jürgen Dersche

    LANGENZENN (DTZ/vi). Zum 1. Januar 2009 wird es einen Wechsel in der Geschäftsführung der Gruppe MUT (Mittelständische Unternehmen der Tabakwirtschaft) geben. Hans-Jürgen Dersche, der 2005 zu den Gründungsmitgliedern der Vorgängerorganisation von MUT, der AVPZ gehörte, tritt seinen verdienten Ruhestand an, wird MUT aber weiterhin beratend zur Verfügung stehen. Sein Nachfolger ist der Journalist Frank Hidien, der der Tabakbranche seit 1997 als Chefredakteur des Magazins Pipe & Cigar eng verbunden ist und seit drei Jahren die Branche als Freier Journalist begleitet.

    „Ich möchte mich im Namen aller Mitglieder ausdrücklich bei Herrn Dersche für seine engagierte Aufbauarbeit bedanken“, kommentiert Ulrich Kotschenreuther, 1. Vorsitzender von MUT, die Verabschiedung seines Geschäftsführers. „Ohne ihn, seinen von Idealismus geprägten Einsatz, seine weit verzweigten Kontakte in der Branche und darüber hinaus, hätte MUT nicht zum Erfolg werden können.“

    Frank Hidien zu seiner neuen Aufgabe: „Ich freue mich sehr auf die spannende Herausforderung. Herrn Dersche kenne ich natürlich aus seiner vorherigen Tätigkeit bei John Aylesbury seit vielen Jahren und danke ihm für seine Bereitschaft, beratend weiterhin für MUT zur Verfügung zu stehen. Eine enge Zusammenarbeit mit den MUT-Mitgliedern steht natürlich an oberster Stelle meiner Prioritäten. Durch eine Synergien schaffende Kommunikation mit den Verbänden der Tabakbranche sowie aufklärende Gespräche mit Meinungsführern im Journalismus und der Politik möchte ich die Ziele von MUT vorantreiben.“

    MUT ist eine eng vernetzte Gemeinschaft von vorwiegend familiengeführten Unternehmen aus allen Bereichen der mittelständischen Tabakwirtschaft (Herstellung, Großhandel, Einzelhandel und Importeuren von Pfeifentabak, Zigarren, Zigarillos, Zubehör und Accessoires). Das Ziel der Gruppe ist es, angesichts der politischen und gesellschaftspolitischen Restriktionen gegenüber dem Genussrauchen, auf die wirtschaftlichen und kulturellen Implikationen hinzuweisen, die zunehmende Verbote zur Folge haben. Für MUT hat gegenseitige Toleranz im Umgang oberste Priorität.

    (DTZ 43/08)

  • Großverlage und Grosso auf Konfrontationskurs

    Streit um Spannen, Daten und Platzierung

    HAMBURG (DTZ/kh/fok). Mit harten Bandagen wird derzeit der Streit zwischen einigen Großverlagen und dem Presse-Grosso ausgetragen. Neben unterschiedlichen Auffassungen bei den Verhandlungen um Handelsspannen geht es um Differenzen über die Weitergabe von Verkaufsdaten und über Platzierungsfragen. Im September hatte der Springer Verlag einem Grossisten in Cham den Vertrieb für seine Produkte entzogen, weil dieser nicht bereit war, Verkaufsdaten in gewünschtem Umfang bereitzustellen. Mitte Oktober hatte Yvonne Bauer, Vertriebschefin des Bauer-Verlags, eine umfassende Reform des Pressevertriebssystems verlangt.

    Dabei forderte sie vor allem eine Platzierung der Pressetitel im Einzelhandel nach ihrer Nachfrage- und Umsatzbedeutung und die konsequente Auslistung unverkäuflicher Titel. Der Drohung folgten Taten. Denn der Bauer-Verlag hat jetzt den beiden Grossisten Grade in Elmshorn und Mügge in Stade den Vertrieb der eigenen Titel per Ende Februar 2009 gekündigt und will dann mit dem verlagseigenen Dienstleister PVN die Lieferungen in den betreffenden Regionen selbst übernehmen. Beim Bundesverband Presse-Grosso verweist man auf eigene Vorschläge, Missstände zu beseitigen.

    Danach sollen Neutitel zu aufwandsgerechten Spannen und nachfragegerechten Mengen in den Handel gebracht werden. Der Ruf nach marktanteilsgerechter Regalbestückung, so das Grosso, verkenne die Selbständigkeit der Pressehändler und stelle die Pressevielfalt in Frage. Der Verband plädiert für die gemeinsame Suche aller Marktpartner nach konsensfähigen Lösungen.

    (DTZ 43/08)

  • EuGH-Generalanwalt: Staatiche Hilfe Glücksspielmonopole zulässig

    Einschränkungen privater Glücksspielangebote auch im Internet möglich

    LUXEMBURG (DTZ/vi). Steht das EU-Gemeinschaftsrecht einem nationalen Lotterie- und Wettmonopol entgegen, das sich auf das gesamte Staatsgebiet eines Mitgliedsstaates einschließlich des Internets erstreckt? Mit dieser Frage beschäftigt sich derzeit der Europäische Gerichtshof in Luxemburg in einem Verfahren (Rechtssache C-42/07) , das die portugiesische Fußballliga und der zum bwin-Konzern gehörende Buchmacher Baw International Ltd gegen den portugiesischen Monopolanbieter Santa Casa da Misericórdia de Lisboa anstrengt. Santa Casa, eine öffentlich anerkannte gemeinnützige Einrichtung, die in Portugal das staatliche Glücksspielmonopol innehat, versuchte im Vorfeld, einen Sponsorenvertrag des Buchmachers Baw mit der portugiesischen Fußballliga im Wert von bis zu 10 Mill. Euro über vier Jahre für unwirksam erklären zu lassen. Im Rahmen des Sponsorenvertrags war die Fußballliga in „Bwin Liga“ umbenannt worden. Santa Clara beruft sich aber darauf, dass nach dem portugiesischen Werbegesetz nur die von ihr veranstalteten Glücksspiele beworben werden dürfen und hatte deshalb eine Strafzahlung von Baw erwirkt.

    Der Fall kam in der Folge vor den Europäischen Gerichtshof, dessen Entscheidung in der ersten Jahreshälfte 2009 erwartet wird.

    Mit seinen aktuellen Schlussanträgen hat der Generalanwalt beim EuGH, Yves Bot, Mitte letzter Woche jedoch deutlich gemacht, dass er im Vorgehen des portugiesischen Monopolanbieters gegen den privaten Sportwettenbetreiber keinen Verstoß gegen das Gemeinschaftsrecht sieht. Er ist der Meinung, dass die Ausführungen von Liga und Bwin für sich genommen nicht belegen, das Portugal die obliegende Pflicht verletze, die Ziele, die den in den Rechtsvorschriften festgelegten Beschränkungen zugrunde liegen, kohärent und systematisch umzusetzen. Er ist der Auffassung, dass „Portugal zu Recht die freie Erbringung von Lotterie- und Wettdienstleistungen im Internet zum Schutz der Verbraucher und der öffentlichen Ordnung einschränken kann“, weil Portugal davon ausgehen dürfe, dass Internetglücksspiele mit zu großen Gefahren verbunden sind, um sie einem offenen Markt zu überlassen. Der Generalanwalt bestätigt erneut, dass die Vergabe eines Ausschließlichkeitsrechts an eine einzige Organisation in einem Mitgliedsstaat eine verhältnismäßige Maßnahme sein kann, um Allgemeinwohlziele, wie z.B. den Spielerschutz und die Eindämmung der Spielsuchtgefahren zu verfolgen.

    Die Schlussanträge des Generalanwalts haben für den EuGH keine bindende Wirkung. In der Praxis folgte der Gerichtshof bisher in fast allen Fällen seinem Plädoyer.

    Dr. Winfried Wortmann, Geschäftsführer von WestLotto und Präsident der European Lotteries, begrüßte die Positionen des Generalanwalts ausdrücklich: „Der Generalanwalt hat in seinen Schlussanträgen nochmals eindeutig bestätigt, dass staatliche Glücksspielmonopole zulässig sind. Die Behauptungen der kommerziellen Glücksspielindustrie, exklusive staatliche Glücksspielangebote würden gegen europäisches Recht verstoßen, sind erneut als falsch widerlegt worden. Der Generalsnwalt betont in aller Deutlichkeit, dass eine Kommerzialisierung des Glücksspiels in Europa nicht Ziel des Gemeinschaftsrechts ist.“

    (DTZ 43/08)