BERLIN // Der Zigarettenabsatz ist 2022 auf 65,8 Milliarden Stück gefallen. Das sind 8,3 Prozent weniger als im Vorjahr (71,7 Milliarden). Das geht aus den vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen zum Steuerzeichenbezug für Tabakwaren und Substitute für Tabakwaren hervor. Darauf weist der Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE) hin.
Der Zigarettenabsatz geht seit Jahren kontinuierlich zurück. 2012 wurden noch 82,4 Milliarden Zigaretten konsumiert. Durch Tabaksteuererhöhungen, aber auch durch inflationsbedingte Preisanpassungen ist etwa eine Packung Zigaretten (20 Stück) im Top-Markenbereich 2022 und 2023 jeweils um über fünf Prozent teurer geworden und liegt damit unter der durchschnittlichen Inflationsrate.
Zigarettenkonsumenten sind preissensibel
Zigarettenkonsumenten sind preissensibel, ein Teil davon ist seit der Pandemie auf Dreh- und Stopftabak umgestiegen oder hat den Konsum eingeschränkt. Ein kleiner Teil konsumiert neuartige Nikotinprodukte oder Tabakerhitzer. „Fakt ist, in Deutschland wird nicht mehr, sondern weniger geraucht“, stellt Jan Mücke, Hauptgeschäftsführer des BVTE, fest. Obwohl 2022 das erste Jahr war, in dem es keine coronabedingten Reiserestriktionen mehr gab, betrug der Anteil der nicht in Deutschland versteuerten Zigaretten 17,3 Prozent. Der bundesweite Anteil liegt zirka zehn Prozent unter dem des Vorkrisenniveaus von 2019, als der Anteil der nicht in Deutschland versteuerten Zigaretten noch 19,1 Prozent betrug. Das heißt, dass der niedrigere Zigarettenabsatz im Inland auch nicht vollständig durch billigere Einkäufe im Ausland oder durch den Schwarzmarkt kompensiert wurde. Dies geht aus der Ipsos-Entsorgungsstudie hervor.
Günstiger Feinschnitt
Der steuerlich günstigere Feinschnitt (Dreh- und Stopftabak) ist mit 25 080 Tonnen im Vergleich zum Vorjahr mit 24 854 Tonnen mit einem Zuwachs von 0,9 Prozent stabil geblieben. Zigarren und Zigarillos verzeichnen im Vergleich zum Vorjahr mit 2,5 Milliarden Stück ein Minus von 8,9 Prozent. Die Steuerkategorie Pfeifentabak, die 2021 noch den klassischen Pfeifentabak, Wasserpfeifentabak und die Tabakerhitzer umfasste, gibt nur noch den Absatz des klassischen Pfeifentabaks an, der als Nischenprodukt nur 324,5 Tonnen erreichte. Die Menge beim Wasserpfeifentabak lag bei 962,6 Tonnen. Shisha-Tabak ist ein Lifestyle-Produkt mit wachsendem Potenzial; da jedoch Wasserpfeifentabak seit 2022 ähnlich wie Zigaretten besteuert wird beziehungsweise die Packungsmenge seit Juli 2022 in Deutschland auf 25 Gramm beschränkt wurde, kämpft die Branche in Deutschland um ihre Existenz. Im Vorjahr dürfte die Menge deutlich höher gewesen sein.
Steuer auf Liquids
Seit Juli werden nikotinhaltige und nikotinfreie Liquids für E-Zigaretten in Deutschland erstmals mit 0,16 Euro pro Milliliter versteuert. Die Menge, die versteuert wurde, beträgt 266 018 Liter, das entspricht einem Steuerwert von 42,6 Millionen Euro. Die nächste Steuererhöhung für E-Zigaretten steht erst 2024 an.
Zu steuerlich bedingten Ausweichbewegungen der Liquid-Konsumenten können noch keine Aussagen getroffen werden. Effekte der Steuererhöhungen werden erst sichtbar sein, wenn die unversteuerten Altbestände im Markt ab dem 13. Februar nicht mehr verkauft werden dürfen. Bis 2026 erwartet das Bundesfinanzministerium Einnahmen von einer Milliarde Euro durch E-Zigaretten. „Das scheint mir nicht sehr realistisch zu sein“, so Jan Mücke, „zumal schon im ersten Jahr nach der Steuererhöhung die Einnahmeprognose für alle zu versteuerten Produkte deutlich nach unten korrigiert wurde“.
Nach dem BMF-Monatsbericht vom Januar betrugen die gesamten kassenmäßigen Tabaksteuereinnahmen des Bundes 2022 14 229 Millionen Euro, das sind im Vergleich zum Vorjahr mit 14 733 Millionen Euro an Einnahmen aus der Tabaksteuer 3,4 Prozent weniger – trotz Steuererhöhung.
vi
Schreiben Sie einen Kommentar