DORTMUND // Zigaretten? Spielten auf der diesjährigen InterTabac vordergründig keine Hauptrolle. Am Stand von Philip Morris etwa waren Marlboros gar nicht mehr zu sehen.
Eine Begründung lieferte Patrick Engels, Vorsitzender des Verbands der deutschen Rauchtabakindustrie (VdR). Er sagte, das Rückverfolgungssystem Track & Trace für Tabak, welches den illegalen Zigarettenhandel eindämmen soll, mache für deutsche mittelständische Tabakproduzenten den Export in Teilen unmöglich. Und so, scheint es, konzentriert sich die Branche auf Klassiker des Rauchgenusses wie Pfeife und Zigarre oder legt den Fokus auf Next Generation Products, allen voran die E-Zigarette.
Doch ganz so ist es nicht. Zwar blieb die große Innovation bei Zigaretten aus. Ein paar zusätzliche Großpackungen, etwa von Pall Mall, einige neue Produkte ohne Zusatzstoffe und die Markteinführungen von „King“ und „Corset“ von Hauser – im Wesentlichen war es das.
Verkaufszahlen für Deutschland
Trotzdem: Die Verkaufszahlen für Deutschland sehen besser aus, als es angesichts immer neuer Regulierungen zu erwarten war. So verkaufte die Branche im ersten Halbjahr 2019 knapp 37,8 Milliarden Stück, im Vergleichszeitraum 2018 waren es 37,3 Milliarden Zigaretten. Die Tabaksteuereinnahmen entwickelten sich ähnlich: Nach fast 5,2 Milliarden Euro in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres waren es 2019 gut 5,4 Milliarden Euro. Allerdings kamen dabei Vorzieheffekte zum Tragen: Die Hersteller produzierten vor der Umstellung auf Track & Trace mehr Ware, um Anlaufprobleme des neuen Systems abfedern zu können. Insgesamt jedoch zeigt sich der Markt recht robust.
Nicht versteuerte Zigaretten
Probleme bereitet der Branche weiter der hohe Anteil nicht in Deutschland versteuerter Zigaretten, also illegaler Waren, Schmuggelzigaretten und legal aus dem Ausland eingeführter Produkte. Der Anteil liegt bei bundesweit 17,8 Prozent. Das ist zwar deutlich weniger als in den Vorquartalen (18,4 und 18,6 Prozent), aber immer noch ein hoher Wert. Erfreulich: Der Anteil nicht in Deutschland versteuerter Zigaretten geht im Osten zurück: Zuletzt waren es dort 35,5 Prozent (Vorquartale: 37,9 und 39,5 Prozent). Dennoch: In Bundesländern wie Berlin entgehen dem Fiskus Tabaksteuereinnahmen bei fast jeder zweiten dort konsumierten Zigarette (44,3 Prozent). Zum Vergleich: In Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Niedersachsen kommt die Entsorgungsstudie von Ipsos auf eine Quote von gerade 8,9 Prozent.
Bleibt die Frage, ob die Abkehr vom Tabak für die Hersteller wirklich keine wirtschaftliche Bedrohung, sondern eine Chance ist, wie der Deutsche Zigarettenverband (DZV) meint. Kritiker dagegen setzen weiter darauf, dass Rauchen Genuss sei – auch bei Zigaretten.
max
(DTZ 40/19)
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