DORTMUND // Blickt man nur oberflächlich auf das Marktsegment von Pfeife, Pfeifentabak und RBA, könnte man fast zu der Ansicht kommen, die Branche würde zwar nicht stillstehen, aber eben auch nicht in Siebenmeilenstiefeln voranschreiten.
Echte Innovationen sind derzeit tatsächlich weniger zu entdecken – eine E-Pipe als Gimmick mal außer Acht gelassen. Doch ein Blick auf die Details zeigt durchaus eine positive, ideenreiche und daher auch spannende Entwicklung jedes einzelnen Marktbereichs.
Stimmung positiv
Gefragt nach der Stimmung auf der Messe äußert sich Julia Eckert für die Firma Vauen, der letzten verbliebenen deutschen Pfeifenfabrik in Deutschland, positiv. Mancher Händler zeige sich allerdings auch leicht genervt, was die immer größer werdende Messe betreffe. So passe die Präsentation manch neuer Aussteller beispielsweise aus dem Bereich der Shisha-Branche nicht unbedingt zum klassischen Auftritt von Pfeife & Co. Doch schreibt Eckert dies auch der Tatsache zu, dass die Branche eben wachse, wozu wohl auch die Extreme gehörten. Selbst setzte man auf einen gelungenen Mix aus Seriosität und modernem Auftritt, was nicht nur die einzelnen Angebote dokumentierten, sondern auch ein wirklich ansprechend gestalteter Prospekt im DIN-A5-Format mit allen wichtigen Angaben zu den einzelnen Shapes und dem neuen Tabak, der herbstlich-winterlichen Mischung „Crusted Blend“.
Mut zur Farbe
Bei Vauen konnte man ein Designmodell bestaunen, allgemein war weiterhin der Mut zur Farbe zu sehen. Außerdem konnte der Messebesucher aktuell ein allgemeines Rückbesinnen auch die klassischen Shapes beobachten. Jeder Importeur oder Hersteller hat seine Preziosen im Angebot: die begehrten Freehands (unter anderem bei Aßmann), preiswerte und -intensivere Serienware, hochwertig gefertigte neue Serien unter anderem aus Italien (Kopp). Zwei Anbieter hatten offenbar die gleiche Idee, nämlich sich vom Jubiläum 90 Jahre Popeye inspirieren zu lassen: Bei Curly & Smooth gibt es eine spinatgrüne (von Vauen produzierte) Pfeifenserie mit dem Konterfei der berühmten Zeichentrickfigur, bei Hauser eine an Popeyes berühmte Maiskolbenpfeife erinnernde Variante aus Bruyère – zwar ohne direkten Hinweis auf den schlagfertigen Seemann, aber mit klarem maritimen Outfit.
Limitiert Modelle
Im Feuerzeugangebot legt man Wert auf Design, Wertigkeit und die Verbindung zum Edlen wie Akra mit Produkten von Porsche-Design. Die bunte Welt der Anzünder gab es auch bei Bic, KP Plattner und Hauser zu sehen. Aus Augsburg kommen dabei wieder limitierte Zippo-Sondermodelle. Auffällig ist das Anwachsen der Angebote für den alternativen Rauchgenuss von Hanfprodukten. Dabei haben die Firmen das Thema schon lange aus der Schmuddelecke herausgeholt und bieten neben den klassischen Bongs und Grindern auch ganz edle Modelle in hochwertiger Verpackung an.
Kaum Überraschungen bei Pfeifentabak
Beim Pfeifentabak gab es hingegen kaum Überraschungen, sieht man von der bereits gemeldeten Rückkehr der Dunhill-Tabake als Peterson-Mischungen bei der Scandinavian Tobacco Group Deutschland ab. Kohlhase & Kopp setzt weiter erfolgreich auf saisonale und limitierte Spezialmischungen und trifft damit offenbar genau den Nerv, um die Kundschaft von ihren gewohnten Pfeifentabaken weg und zum neugierigen Ausprobieren hinzuführen. Auch dieser Marktteil lebt also nach wie vor und gewinnt vielleicht künftig wieder mehr an Bedeutung, wenn die Politik das Rauchen weiter verteufelt und die Industrie immer mehr auf E-Produkte setzt: Dann nämlich bleibt die Pfeife neben der Zigarre das einzig authentische Tabakerlebnis, das noch immer auf gesellschaftliche Akzeptanz trifft.
jgw
(DTZ 40/19)
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