BAT Erfa-Gruppen: Motivationsschub und Ideenbörse für Tabakwareneinzelhändler
GÖTTINGEN (DTZ/fok). Das einzig beständige ist der Wandel, gerade im Handel. Sich auf Veränderungen im Markt, in der Kundennachfrage, in den Einkaufsgewohnheiten einzustellen, ist daher die beste Chance, auch künftig unternehmerisch erfolgreich bestehen zu können.
Eine gute Möglichkeit, konkrete Ideen für die Sortiments- und Ladengestaltung auszutauschen, Tipps für die Betriebsorganisation zu bekommen und Motivation für die Umsetzung zu schöpfen, sind Erfahrungsaustauschgruppen.
BAT hat diese Konzeption schon 2003 aufgegriffen und unterstützt seither den Tabakwareneinzelhandel mit fünf Erfa-Gruppen bundesweit organisatorisch ebenso wie durch die Finanzierung eines erfahrenen Betriebsberaters, der parallel dazu auch einen Betriebsvergleich realisiert.
Bausteine der Initiative
„BAT ist an einem wettbewerbsfähigen, gut funktionierenden Tabakwareneinzelhandel sehr interessiert“, bringt es Wolfgang Specht, Retail Relationship Manager bei BAT, auf den Punkt. „Mit den BAT-Erfa-Gruppen als einem der Bausteine unserer Initiative ‚Consumer first!‘ bieten wir Hilfe zur Selbsthilfe.
BAT stellt mit Organisation und dem Betriebsberater Ralf Finken die notwendige Basis, doch die Vielzahl der interessanten Ideen und Konzepte stammt aus dem Händlerkreis selbst. Die BAT Erfa-Gruppe wirkt als ganz intensives Austauschforum für praxiserprobte Konzepte, von der Sortimentsgestaltung bis hin zur Optimierung der geschäftlichen Abläufe.“
Anpacken heißt die Devise Die Branchensituation ist für den Tabakwareneinzelhandel alles andere als rosig, das gilt auch für die Mitglieder der Erfa-Gruppe, aber: „Klagen hilft nicht, anpacken heißt die Devise“.
Unter diesem Motto sind sie angetreten. 16 Tabakwareneinzelhändler aus dem Raum Norddeutschland trafen sich in der vergangenen Woche in Göttingen. Inhaber von Einzelgeschäften wie auch Betreiber von kleinen Filialsystemen, die ihren Geschäftsschwerpunkt auf den Sortimenten Tabakwaren, Presse und Lotto haben. Also von frequenzabhängigen Schnelldrehern, die durch die unterschiedlichsten Zusatzsortimente und Dienstleistungen ergänzt werden.
Zweimal jährlich kommen sie an Orten zusammen, wo eines der Mitglieder ein Geschäft betreibt, das von der Gruppe gemeinsam unter die Lupe genommen wird. Im Anschluss erhält der Inhaber von seinen Kollegen Lob und Kritik und damit Selbstbestätigung ebenso wie Anregungen für Veränderungen.
Treffen bietet viel
Doch das eineinhalb Tage dauernde Zusammentreffen bietet erheblich mehr: Im aktuellen Fall startete die Veranstaltung mit der Vorstellung eines Kassensystems von Dietmar Oehmige, der seine profunden Branchenkenntnisse in ein ausgefeiltes Soft- und Hardwaresystem für Kasse und Warenwirtschaft umgesetzt hat.
Einer professionellen Präsentation folgen ebenso professionelle Fragen der Teilnehmer, ein Großteil von ihnen nutzt ein Warenwirtschaftssystem und kennt die kritischen Punkte. Diejenigen, die hier noch Nachholbedarf haben, sind besonders interessiert und vertiefen später im direkten Gespräch mit Oehmige ihre Informationen.
„Unternehmer sein heißt etwas unternehmen“: Ein zentrales Element der Erfa-Gruppe ist, sich am Ende einer Tagung öffentlich konkrete Ziele zu setzen und beim nächsten Treffen deren Umsetzung zu präsentieren. Motivationsschub und Umsetzungsdruck in einem.
Einige Beispiele
Ein Tabakwarenhändler mit Reisebüro hatte sich vorgenommen, ein Café-to-go-Angebot zu installieren. Dies ist auch erfolgt, zusätzlich wurde ein Kaltgetränkeautomat installiert. Er nutzt diese Instrumente als kostenlosen Kundenservice fürs integrierte Reisebüro, was stark zur Kundenbindung beiträgt, auch für den Tabakwarenbereich.
Nächstes Beispiel: Ein Tabakwarenfilialist hat die Zahl der Filialen verringert, die bestehenden durch Umbau und Integration von Postdienstleistungen erheblich vergrößert und gestärkt. Die bildliche Dokumentation beim Flaggschiffladen entlockt den Kollegen starken Beifall.
Ein weiterer Händler hat den Neuaufbau einer Filiale in Angriff genommen, von der Personalplanung, -einstellung, -schulung bis hin zur Sortimentsplanung und dem Ladenbau. Betriebsberater Finken hakt hier nach mit Fragen zur personellen Leitung der Filiale und zur Thematik der Mitarbeitermotivation.
Dann wieder ein Beispiel für einen großen Geschäftsumbau in vielen Details, ein schickes Konzept, das zwei Kompetenzbereiche (Tabakwaren, Lotto, Presse und Spirituosen, Süßwaren) in einem Geschäft vereint.
Auch das Umsetzungsbuch der anderen Händler ist voll mit großen, aber auch mit kleinen erfüllten Zielen: Schulung der Mitarbeiter in Sachen konsequentem Jugendschutz, neue Warenständer für Aktionsware, Überlegungen zum Ausbau des Ermuri-Genusskonzepts, neue Filiale mit hohem Spielwarenanteil, Anlegen eines Notfallordners, Ausbau des Ebay-Verkaufs von RBA.
BAT-Aktivitäten
Verständlicherweise nutzt die BAT das Treffen auch, um die eigenen Aktivitäten vorzustellen und die Meinung der Händler dazu zu erfahren. Im konkreten Fall geht's um die Pall Mall Pocket Edition, die, wie Falko Köhler, BAT Verkaufsleiter Hannover, ausführte, für einen weiteren Imageschub für Pall Mall sorgen soll.
Erste Erfahrungen mit dem Verkauf, eine Menge Fragen und kritische wie zustimmende Meinungen wurden geäußert, so die Feststellung, dass die breite Farbfächerung gerade jüngere erwachsene Raucher für die Marke Pall Mall gewinnen kann und optimal für den Fachhandel ist, weil der LEH sich nicht das ganze Spektrum ins Regal legen wird.
Der Tagungspunkt „Tabak aktuell“ beschäftigte sich auf diesem Treffen u.a. mit dem Signet-Konzept „Tabak Spezialist“ des BTWE. Auch der bevorstehende Messetermin der Inter-tabac wurde thematisiert, wer geht mit welcher Erwartungshaltung hin (vorher Budget festlegen, dabei auch „Spielgeld“ für neue Angebote einplanen). Diskussionsthema war auch der Feinschnittmarkt mit den Problemfeldern Margen, Stückgewichte und Packungsinhalte.
Renner in den Zusatzsortimenten
Hier präsentierten die Händler konkrete Angebotsideen, die sie umgesetzt haben, nennen Bezugsquellen, Einkaufs- und Verkaufspreise; Betriebsberater Finken errechnete die jeweiligen Roherträge pro Monat und Jahr.
Genannt wurden hier u.a. Aktionen mit preiswerten Büchern, ein Likör in Miniflaschen, Fanartikel für Fußballclubs, preiswert-modische Uhren, schicke Sommer- und Winter-Schals, beleuchtete Aschenbecher für den Getränkehalter im Auto, Einwegfeuerzeuge und Schilder mit provozierenden Sprüchen, Melodie-Karten sowie Sesamstraße-Handpuppen und -Plüschtiere. Die mit guten Spannen verkauften Produkte bringen aufs Jahr umgerechnet meist fünfstellige Roherträge.
Nach einem Referat zum Thema Rechtsformen von Ralf Finken schloss die Tagung mit der Formulierung der Ziele, die sich die einzelnen Teilnehmer für die nächsten Monate vornehmen, ab.
Motiviert und voll neuer Ideen traten die Händler die Heimreise an, die positive Stimmung brachte Mitglied Hermann Teckenburg auf den Punkt: „Wir haben doch den geilsten Job, den es gibt.“
DTZ (39/08)