Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Zahl des Tages ist 800. Denn diese Marke spaltet aktuell den Handel: Geschäfte unter dieser Größe dürfen ab Montag wieder öffnen, größere Läden müssen geschlossen bleiben. Und natürlich gibt es verschiedene Sonderregelungen. Ich bin gespannt, wie das kontrolliert werden soll. Und ich frage mich, ob die Bundesbürger nicht genug verunsichert worden sind, um auf solche Einschränkungen verzichten zu können. Gestern war ich in Mainz unterwegs und sah eine Warteschlange vor einer Bäckerei: Die meisten Menschen hatten Masken, manche die unsäglichen Latexhandschuhe und der Abstand lag bei mindestens vier Metern. Und auch Ihnen ist es sicher schon passiert: Sie biegen um eine Ecke, es kommt Ihnen jemand entgegen und derjenige macht förmlich einen Sprung zur Seite, um Ihnen ja nicht zu nahe zu kommen.

„Angst essen Seele auf“
Mir kommt derzeit häufig der Titel eines Films von Rainer Werner Fassbinder in den Sinn: „Angst essen Seele auf“. Nach meiner Wahrnehmung haben viele Menschen ihren gesunden Menschenverstand gegen eine gehörige Portion Corona-Panik eingetauscht. Ein Psychiater hat es im „Hamburger Abendblatt“ auf den Punkt gebracht: „Ich habe den Eindruck, dass die Angst sich allmählich verselbstständigt, dass gute Nachrichten im Zusammenhang mit dem Virus gar nicht mehr wahrgenommen werden.“

Interessant: Der Finanzwissenschaftler Stefan Homburg geht von einem „riesigen Vorhersagefehler des RKI“ aus, der zu einer falschen Strategie im Umgang mit dem Virus geführt habe. Es geht – im Wesentlichen – um die Vorlaufzeit, die bei 23 Tagen liege. Der Beitrag liegt leider hinter der Bezahlschranke der „Welt“.

Fragen an das RKI
Ich bin jedenfalls gespannt, welche Vorwürfe das Robert-Koch-Institut (RKI) sich nach Aufbereiten der Krisenabläufe wird vorhalten lassen müssen. Für den Moment allerdings hilft uns das nicht.

Kommen Sie gut durch diesen Tag.

Herzlich
Marc Reisner,
Chefredakteur DTZ

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