KÖLN // Welche Erwartungen hat die Branche? Und was kommt auf den Handel im neuen Jahr zu? Mit diesen Fragen setzen sich Branchenexperten auseinander und wagen den berühmten Blick in die Glaskugel. Im ersten Teil der DTZ-Serie kommt Steffen Kahnt vom BTWE Handelsverband Tabak, Köln, zu Wort.
Keine Frage: Das Jahr 2019 hat die Tabakbranche besonders in Atem gehalten:
[bul]Das größte Produkt-Nachverfolgungssystem aller Zeiten (Track & Trace) wurde im Mai scharf gestellt.
[bul]Der US-Skandal um verseuchte Liquids warf die E-Zigaretten-Umsätze auch in Deutschland schmerzlich zurück.
[bul]In Berlin fallen beim Thema Tabakwerbeverbot die letzten Hemmungen.
Aber: Die Branche hat zusammengehalten und das Beste aus allen Herausforderungen gemacht. Und was kommt 2020?
Ruhigeres Fahrwasser
Das war „eine Menge Holz“: eine ausgefallene offizielle Testphase beim neuen Track & Trace-System, mangelhafte Codes und viele offene Fragen. Die IT- und Logistik-Experten des Handels im Arbeitskreis der Fachverbände BTWE und BDTA hatten 2019 Gegenwind. Sie haben aber viele Alltags-Herausforderungen engagiert und konstruktiv gemeistert. Es gibt immer noch genug zu tun – wahrscheinlich lässt der Druck in 2020 aber etwas nach.
Schwere Zeiten für Tabakwerbung: Der BTWE hat immer gesagt: Für legale Produkte darf auch legal geworben werden. Das sah die politische Mehrheit in Berlin früher ebenfalls so. Doch die politischen Gewichte in Berlin haben sich verschoben. Selbst für risikoreduzierte Produkte soll nun perspektivisch ein Werbeverbot kommen. Schade: Schaut man sich die aktuellen Pläne an, schüttet Berlin derzeit das Kind mit dem Bade aus. Schlauer wäre es – wie in Großbritannien – im Sinne des Gesundheitsschutzes, den risikoreduzierten Alternativen eine Chance zu geben.
„Comeback“ der E-Zigarette: Wer hoch fliegt, kann auch tief fallen? Nach dem Hype um Verdampfer war der Skandal um verunreinigte Schwarzmarktprodukte in den USA ein herber Rückschlag. Zumal wir in Europa bisher scheinbar alles richtig gemacht haben … Nach allem, was wir wissen, gibt es keinen Grund für die Medien, bei der E-Zigarette weiter in Hysterie zu „schwelgen“. Wer risikoreduzierten Alternativen eine Chance geben will, sollte jetzt wieder zur Vernunft zurückkehren. Nur am Rande: Schön, dass sich auch Niko Liquids und Juul wieder vertragen.
Ein Lob auf die Klassiker
Im Übrigen: Der Handel verdient immer noch 95 Prozent seines Geldes vor allem mit klassischen Sortimenten. Zigaretten, Rauchtabak, Pfeifentabak, Zigarren, Zigarillos, Pfeifen und Raucherbedarfsartikel sind die Stars in unseren Geschäften. Diese Stars sollten wir hoffieren, dieses Sortiment sollten wir hegen und pflegen. Die InterTabac ist deshalb auch im Jahr 2020 ein Pflichttermin für alle, die keinen Trend verpassen wollen.
Keine Tabaksteuererhöhung: Auch wenn das Thema immer mal wieder medial aufschlägt – es ist schwer vorstellbar, dass die Große Koalition in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode noch das Fass „Tabaksteuererhöhung“ aufmacht. Zwei Prämissen sind aber klar: Mehrstufige marktschonende kleine Schritte haben sich grundsätzlich bewährt. Und: Wenn die Besteuerung von E-Zigaretten kommt, muss sie europäisch angepackt werden.
Händler bleibt Inspirator
Alles in allem: Der Tabakwaren-Fachhandel wird auch im Jahr 2020 einen guten Job machen. Er bleibt der Experte für Genuss, Qualität und Service und unerlässlich für seine Kunden, die Tabakwaren, Lotto, Presse sowie alle angebotenen Zusatzsortimente kaufen.
Egal, ob neue Produkte, neue EU-Verordnung oder nationale Gesetzgebung – der Tabakwaren-Fachhandel ist und bleibt der Garant für den legalen Verkauf von legalen Genussmitteln. Der Handelsverband Tabak (BTWE) hält seinen Mitgliedsfirmen – im Schulterschluss mit allen Partnerverbänden der Tabakwirtschaft – den Rücken frei und setzt sich bei der Politik in Berlin und Brüssel für praxisorientierte Lösungen ein.
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(DTZ 01/02/20)
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