Schlagwort: Track & Trace

  • Shisha: Mengengrenze fällt

    MAINZ // Erfolg für die Shisha-Branche. DTZ fragte bei Folke Rega, Geschäftsführer des Bundesverbands Wasserpfeifentabak, nach Details.

    Herr Rega, der Zoll teilt mit, dass die Packungshöchstmenge für Wasserpfeifentabak von 25 Gramm zum 1. Juli wieder aufgehoben wird. Was steckt dahinter?
    Folke Rega: Dahinter steckt ein dreijähriger Kampf unseres Verbandes gegen eine Verordnung, die – schon damals absehbar – das Gegenteil von dem bewirkt hat, was sie eigentlich bezwecken sollte. Der Staat hatte in Folge dreistellige Millionenverluste an Tabaksteuereinnahmen, es entwickelte sich ein riesiger Schwarzmarkt zulasten der Konsumentengesundheit und der legalen Wirtschaftsteilnehmer. Hersteller und Händler waren spätestens seit Einführung von Track & Trace zum 20. Mai akut in ihrer Existenz bedroht. Die Rücknahme der Mengenbegrenzung war also folgerichtig und für uns Rettung in letzter Sekunde.

    Welche Auswirkungen hat das?
    Rega: Die Beteiligten haben durch die deutlich verbesserte wirtschaftliche Perspektive jetzt die Möglichkeit, dringend benötigtes Fremdkapital zur Umstellung auf Track & Trace aufzunehmen. Die Preise für Konsumenten werden spürbar sinken und wir gehen davon aus, dass wir deutliche Marktanteile vom Schwarzmarkt zurückerobern können. Durch die Zusatzsteuer auf Wasserpfeifentabak haben wir jedoch immer noch ein zu hohes Preisniveau, um diesen effektiv bekämpfen zu können.

    Welche Probleme gehen Sie als nächstes an?
    Rega: Neben der Zusatzsteuer müssen wir uns um die Shisha-Bars kümmern. Es ist für uns wie für den Zoll ein Ärgernis, dass Bars kaum legal operieren können. Sie sind zunächst weiter auf die 25-Gramm-Päckchen angewiesen, da nur geschlossene Verkaufsverpackungen abgegeben werden dürfen, die aber keine Marge und einen deutlich höheren Einkaufspreis mit sich bringen. Die Aufhebung des Verpackungszwangs und die legale Abgabe von Einzelportionen in der Gastronomie sowie eine bundesweit einheitliche Lizenzpflicht für Shisha-Bars stehen daher auf unserer nationalen Agenda. 

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  • Neuer Geschäftsführer

    MÖNCHENGLADBACH // Zum 4. August hat Andreas Lukasch die Geschäftsführung der Tobaccoland Automatengesellschaft mbH & Co. KG von Christoph Mempel übernommen. Der ausgebildete Handelsfachwirt Lukasch war in führenden Funktionen bei namhaften Einzelhandelsunternehmen tätig, bevor er 2017 zu Tobaccoland wechselte.

    Er durchlief verschiedene Stationen innerhalb des Unternehmens, zuletzt als Leiter der Regionalzentrale West mit zusätzlicher Gesamtverantwortung für den Geschäftsbereich Vending. Er führte erfolgreich die Regionalzentrale West mit rund 250 Beschäftigten aus Logistik, Vertrieb, Lager und Werkstatt. Daneben leitete er diverse Projekte mit unternehmensweiter Relevanz, beispielsweise die nationale Umsetzung von Track & Trace. Lukasch ist eine erfahrene Führungspersönlichkeit und für die kommenden Aufgaben auf operativer und strategischer Ebene bestens gewappnet.

    Mempel wird sich neuen Aufgaben außerhalb des Unternehmens widmen.

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  • BDTA führt Tradition weiter

    DRESDEN // Nach einem Intermezzo 2021 in Dortmund knüpfte der Bundesverband Deutscher Tabakwaren-Großhändler und Automatenaufsteller (BDTA) an die eigene Tradition an und veranstaltete 2022 seine Jahrestagung wieder im „Taschenbergpalais Kempinski“ in Dresden. An der BDTA-Veranstaltung nahmen neben den Mitgliedern auch Gäste aus der Industrie sowie Zulieferer aus dem Automatengewerbe teil.

    Ungewöhnliche Umstände
    Der BDTA-Vorsitzende Michael Reisen-Hall hieß anlässlich der Eröffnung der Unternehmertagung die 140 Veranstaltungsteilnehmer herzlich willkommen. Er blickte zu Beginn seiner Einführungsrede auf die ungewöhnlichen Umstände zurück, die nicht nur die Branche, sondern die ganze Welt aktuell betreffen: „Der Respekt vor dem Corona-Virus wuchs – aber die Angst schwand. Nun sehen wir uns mit der Ukraine-Krise vor neuen Herausforderungen gestellt. Die Sanktionsmaßnahmen der Nato-Staaten bedeuten Kostensteigerungen auf allen Gebieten eines Unternehmens. Gerade in dieser politisch unruhigen Zeit, die nicht nur persönliche, sondern im höheren Maße volkswirtschaftliche Auswirkungen nach sich ziehen wird, ist die Solidarität innerhalb der gesamten Tabakwarenbranche mehr denn je gefragt.“ Reisen-Hall blickte zum Ende seiner Einführungsrede auf einen für den Handel zufriedenstellenden Marktverlauf 2021 zurück.

    Der stellvertretende BDTA-Vorsitzende Paul Heinen griff ebenfalls den derzeitig herrschenden Krieg in Osteuropa auf und zeigte darauf bezugnehmend, inwiefern sich der Verbraucherpreisindex von 1950 bis 2021 veränderte und durch historische (Öl-)Krisen beeinflusst wurde.

    Track & Trace
    Im Anschluss bewertete Heinen das Jahr 2021 und konstatierte eine professionelle Performance der Großhandelsbranche, begünstigt durch die Effizienzsteigerungsprozesse der vergangenen 20 Jahre. Besonders deshalb sieht Heinen den Tabakwaren-Großhandel für die Zukunft gut aufgestellt. Regulatorische Herausforderungen wie das Einführen des sogenannten Track & Trace, des Systems zur Rückverfolgbarkeit bis zur einzelnen Packung, wurden mit großer Konsequenz dargestellt. Der BDTA sei ungeachtet politischer Bewegungen und Veränderungen aufgrund seiner zuverlässigen Mitgliederbasis ein starker unabhängiger Verband, heißt es. Ferner zeigten die derzeit laufenden Investitionen in die kontaktlose Altersverifikation und Zahlung am Automaten mit Online-Backup die Zukunftsorientierung der Branche.

    Abgerundet wurde die erste Programmhälfte durch Peter Ruess, Rechtsanwalt und Partner der Sozietät Arnold Ruess Rechtsanwälte. Peter Ruess hielt einen Vortrag zum derzeitigen (Rechts-)Streit um die Verdeckung von Bildwarnhinweisen durch Warenautomaten für Tabakwaren. Weiter erläuterte Ruess, weshalb der Betrieb und die Beschriftung eines Tabakwarenautomaten nicht unter das Außenwerbeverbot nach Paragraf 20a des Tabakerzeuger-Gesetzes fällt.

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  • Die Zigarrenbranche muss an mehreren Fronten kämpfen

    MAINZ // Die Zigarrenbranche kommt nicht zur Ruhe: Erst die Umsetzung der EU-Tabakproduktrichtlinie (TPD 2) – ein riesiger Kraftakt für die überwiegend mittelständisch geprägten Unternehmen der Branche – nun die Auswirkungen der Corona-Krise. Und das nächste Bürokratiemonster, Track & Trace, also die Rückverfolgbarkeit der Tabakerzeugnisse vom Hersteller bis zum Einzelhändler, wirft bereits seine Schatten voraus.

    Track & Trace
    Bis Mai 2024 muss auch bei der Warengruppe Zigarren / Zigarillos Track & Trace umgesetzt werden. Das sind zwar noch knapp vier Jahre, doch die Weichen werden bereits heute gestellt. So mancher kleinerer Anbieter macht sich große Sorgen, ob er alle diese Mammutaufgaben bewältigen kann. Angesichts der Herausforderungen rechnen Branchenbeobachter damit, dass es zu einer Marktbereinigung kommen wird, und zwar sowohl auf der Anbieterseite als auch beim Markenangebot.

    Produktvielfalt
    Derzeit ist die Produktvielfalt indes noch gewaltig. So finden sich in der diesjährigen DTZ-Dokumentation „Zigarre“ wieder mehrere tausend Marken und Sorten. Und das bei einem absoluten Nischenmarkt für erwachsene Raucher.

    Klassische Zigarren und Zigarillos
    „Klassische Zigarren und Zigarillos werden überwiegend von männlichen Konsumenten gehobenen Alters geraucht, und das auch nur gelegentlich“, betont Peter Wörmann, Vorsitzender des Bundesverbandes der Zigarrenindustrie (BdZ). So gebe es weder ein Problem mit dem Jugendschutz noch mit dem Schmuggel, zu dessen Eindämmung eigentlich Track & Trace von der EU gedacht ist. Deshalb fordert Wörmann im Hinblick auf die strengen Regulierungen des gesamten Tabakmarktes Ausnahmen von weiteren Maßnahmen für das Kulturgut Zigarre / Zigarillo.


    Absatz stabil bis rückläufig

    Der Absatz klassischer Zigarren und Zigarillos ist seit Jahr und Tag stabil bis leicht rückläufig. Das war auch im vergangenen Jahr so. Bei einem Volumen von zirka 1,1 Milliarden Stück war der Markt in einer stabilen Verfassung. Ob sich diese konstante Entwicklung im laufenden Jahr fortsetzen wird, steht derzeit noch in den Sternen. Denn die Corona-Krise, einhergehend mit Zwangsschließungen von Ladenlokalen, hat auch bei der Zigarre ihre Spuren hinterlassen.

    So verzeichneten etwa die Mitglieder des Bundesverbandes der Zigarrenindustrie, die zirka 75 bis 80 Prozent des traditionellen deutschen Zigarren- und Zigarillo-Marktes auf sich vereinigen, im April 2020 einen Absatzrückgang von mehr als elf Prozent.

    Abverkauf in Tabakwarengeschäfte
    Ähnlich sah die Situation beim Abverkauf in den Tabakwarengeschäften aus. Zwar durften zahlreiche Tabak-Shops während des Lockdowns öffnen, weil sie Zeitungen und Zeitschriften führen und damit systemrelevant gewesen sind, aber vielerorts mussten Fachhändler ihre Läden schließen. Ob man aufmachen durfte oder nicht, war von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt. Dabei wichen die Ordnungsämter vor Ort in ihren Entscheidungen nicht selten stark voneinander ab. Mal durften Tabakläden öffnen, auch wenn sie keine Presseerzeugnisse verkauften, andernorts wiederum durften Händler nur Zeitungen und Zeitschriften anbieten (beispielsweise in Bayern), und nicht selten musste das Tabaksortiment abgetrennt werden.

    Kundenfrequenz
    Aber selbst dort, wo der Verkauf von Tabakprodukten noch erlaubt war, war die Kundenfrequenz so gering, dass die Zigarrenumsätze sanken. „Viele Fachgeschäfte, besonders in Bahnhöfen, aber auch die Duty-Free-Shops wurden weniger bis gar nicht mehr aufgesucht, da die Reisetätigkeiten fast auf Null heruntergefahren wurden“, berichtet BdZ-Geschäftsführer Bodo Mehrlein.

    Mittelständische Herstellungsbetriebe
    Gegenüber DTZ erklärt Mehrlein, dass die mittelständischen Herstellungsbetriebe der Zigarrenindustrie auch in den eigenen Unternehmen stark von den Auswirkungen betroffen waren. „In einigen Bereichen musste Kurzarbeit angemeldet werden, Produktionsstätten in Drittstaaten wurden geschlossen, die Herstellungsabläufe mussten strengen Hygienemaßnahmen unterworfen werden und haben somit viel an Produktivität eingebüßt. Denn ein reibungsloser Produktionsablauf unterliegt dem Risiko unterbrochener Lieferketten und damit fehlender Rohmaterialien“, sagt der BdZ-Geschäftsführer. Und Mehrlein fügt hinzu: „Bedingt durch diese Faktoren hatten und haben die Mitgliedsfirmen des Bundesverbandes der Zigarrenindustrie auf der einen Seite mit Absatzschwierigkeiten zu kämpfen. Auf der anderen Seite konnten wir aber auch einen positiven Trend feststellen, der sicherlich durch das sehr gute Wetter und bedingt durch die Anti-Corona-Maßnahmen entstandene freie Zeit unterstützt wird.“


    Kurzarbeit und Homeoffice

    Da viele Arbeitnehmer in Kurzarbeit und / oder in Homeoffice sind, haben sie nicht nur mehr Zeit zum Rauchen von Zigarren, sie haben auch ihr Einkaufsverhalten geändert. So hat sich der Zigarren-Einkauf häufiger von den Innenstädten auf die Vororte und aufs Land verlagert, weil die Zigarrenraucher seltener in der Nähe ihrer Arbeitsplätze einkaufen, sondern mehr an ihren Wohnorten. Und der Online-Handel hat während des Lockdowns stark zugelegt. Er ist in Sachen Zigarreneinkauf einer der großen Gewinner der Krise.


    Internet-Handel

    Der Internet-Handel auf der einen Seite und die Tatsache, dass viele Tabakläden während des Shutdowns öffnen durften und Lebensmittelgeschäfte sowie Tankstellen-Shops nicht von den Zwangsschließungen betroffen waren, sorgten dafür, dass der Absatzrückgang im April nur leicht zweistellig war und somit der klassische Zigarren- und Zigarillomarkt in der Krise mit einem „blauen Auge“ davongekommen ist.

    Absatzentwicklung
    Im ersten Quartal 2020 stellte sich die Absatzentwicklung noch sehr unterschiedlich dar. Nach einem schwachen Start zum Jahresbeginn, der den BdZ-Mitgliedern einen Rückgang von fast 13 Prozent gegenüber Januar 2019 bescherte, folgte ein rund sechsprozentiges Plus im Februar und noch einmal eine Steigerung von über zehn Prozent im März, ehe dann von Bund und Ländern die Zwangsschließungen als eine von mehreren Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie beschlossen wurden.

    Alltagsleben
    Von Januar bis April verzeichneten die BdZ-Mitglieder gegenüber dem ersten Drittel 2019 einen Rückgang von 2,7 Prozent. Da inzwischen Schritt für Schritt die Normalität im Alltagsleben einkehrt, ist man in der Zigarrenbranche vorsichtig optimistisch, dieses Absatzminus im weiteren Verlauf des Jahres ausgleichen zu können. Ein warmer, trockener und lang anhaltender Sommer mit vielen Gelegenheiten, draußen Zigarren zu rauchen, wäre dabei natürlich sehr hilfreich.

    Dann besteht Hoffnung, dass am Jahresende der Absatz klassischer Zigarren und Zigarillos wieder auf dem Vorjahresniveau landen könnte. 2019 betrug er, wie gesagt, zirka 1,1 Milliarden Stück. Rund 90 Prozent davon entfiel auf Zigarillos.

    Marktforschung
    Die wichtigsten Vertriebsschienen für Zigarren und Zigarillos (ohne Ecozigarillos und Handelsmarken) sind einem führenden Marktforschungsinstitut zufolge Tankstellen mit einem Marktanteil von 50,5 Prozent, Tabakwaren-Fachgeschäfte (33,9 Prozent) und der Lebensmittelhandel (15,6 Prozent).

    Anbieter und Hersteller
    Größter Zigarillo-Anbieter und gleichzeitig Gesamtmarktführer im klassischen Zigarren- und Zigarillomarkt in Deutschland ist die Firma Dannemann. Mehr als jedes zweite verkaufte klassische Zigarren- und Zigarilloprodukt, also ohne Ecos und Handelsmarken, stammt laut Marktforschungsinstitut von dem Lübbecker Unternehmen. Auf Platz 2 liegt Arnold André mit einem Marktanteil von 17,2 Prozent, gefolgt von Royal Agio (10,2 Prozent) und Villiger (8,6 Prozent).

    Präsenz im Handel
    Die meistverkaufte Zigarre in Deutschland ist die Marke Tropenschatz von Arnold André, dem führenden Zigarrenhersteller Deutschlands. Bei Zigarillos liegt die Moods von Dannemann vorne, und zwar sowohl bei filterlosen Produkten als auch bei Erzeugnissen mit Filter. Ihre Präsenz ist vor allem in Tankstellen-Shops und im Lebensmittelhandel (ohne Discounter) ausgeprägt. Aber auch im Tabakwaren-Fachhandel belegen Moods-Filterprodukte unter den Top 10 insgesamt sieben Plätze, und zwar die ersten drei sowie die Ränge fünf bis sieben und Platz neun. Neben den Moods-Filterprodukten sind außerdem Villiger Green Mini (Platz 4), Al Capone Pockets Original Filter (Platz 8) und Villiger Red Mini (Platz 10) laut Marktforschungsinstitut unter den zehn meistverkauften Filterzigarillos im Tabakwaren-Einzelhandel vertreten. Auch bei filterlosen Zigarillos führt die Moods das Ranking im Tabakwaren-Fachhandel an, ist hier aber nur mit der Moods ohne Filter in der 20-Stück-Packung unter den Top 20 präsent.

    Statistische Bundesamt
    Neben den klassischen Zigarren und Zigarillos erfasst das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden die zigarettenähnlichen Ecozigarillos unter der Warengruppe Zigarren / Zigarillos. Laut Versteuerungszahlen von Destatis belief sich die Menge 2019 auf 2,7 Milliarden Stück. Das waren 12,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Bei den Verkaufswerten gab es ein Minus von 10,5 Prozent auf 660,6 Millionen Euro. Diese Einbußen sind maßgeblich verursacht durch die deutlichen Rückgänge bei niedrigpreisigen Ecozigarillos. Dazu heißt es beim BdZ: „Dieses Segment wurde durch verschiedene finanzpolitische Maßnahmen seit 2007 mehr als halbiert. Dazu gehören unter anderem die Einführung beziehungsweise die Erhöhung der Mindeststeuer sowie die Änderung der Produktdefinition.“ Außerdem müsse man dabei berücksichtigen, dass es 2018 noch einen Mengenzuwachs von 6,5 Prozent gab.

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    Die komplette Zigarrendokumentation liegt in der Printausgabe DTZ 26/2020 bei.

  • „Das Beste draus machen“

    KÖLN // Welche Erwartungen hat die Branche? Und was kommt auf den Handel im neuen Jahr zu? Mit diesen Fragen setzen sich Branchenexperten auseinander und wagen den berühmten Blick in die Glaskugel. Im ersten Teil der DTZ-Serie kommt Steffen Kahnt vom BTWE Handelsverband Tabak, Köln, zu Wort.

    Keine Frage: Das Jahr 2019 hat die Tabakbranche besonders in Atem gehalten:
    [bul]Das größte Produkt-Nachverfolgungssystem aller Zeiten (Track & Trace) wurde im Mai scharf gestellt.
    [bul]Der US-Skandal um verseuchte Liquids warf die E-Zigaretten-Umsätze auch in Deutschland schmerzlich zurück.
    [bul]In Berlin fallen beim Thema Tabakwerbeverbot die letzten Hemmungen.

    Aber: Die Branche hat zusammengehalten und das Beste aus allen Herausforderungen gemacht. Und was kommt 2020?

    Ruhigeres Fahrwasser

    Das war „eine Menge Holz“: eine ausgefallene offizielle Testphase beim neuen Track & Trace-System, mangelhafte Codes und viele offene Fragen. Die IT- und Logistik-Experten des Handels im Arbeitskreis der Fachverbände BTWE und BDTA hatten 2019 Gegenwind. Sie haben aber viele Alltags-Herausforderungen engagiert und konstruktiv gemeistert. Es gibt immer noch genug zu tun – wahrscheinlich lässt der Druck in 2020 aber etwas nach.

    Schwere Zeiten für Tabakwerbung: Der BTWE hat immer gesagt: Für legale Produkte darf auch legal geworben werden. Das sah die politische Mehrheit in Berlin früher ebenfalls so. Doch die politischen Gewichte in Berlin haben sich verschoben. Selbst für risikoreduzierte Produkte soll nun perspektivisch ein Werbeverbot kommen. Schade: Schaut man sich die aktuellen Pläne an, schüttet Berlin derzeit das Kind mit dem Bade aus. Schlauer wäre es – wie in Großbritannien – im Sinne des Gesundheitsschutzes, den risikoreduzierten Alternativen eine Chance zu geben.

    „Comeback“ der E-Zigarette: Wer hoch fliegt, kann auch tief fallen? Nach dem Hype um Verdampfer war der Skandal um verunreinigte Schwarzmarktprodukte in den USA ein herber Rückschlag. Zumal wir in Europa bisher scheinbar alles richtig gemacht haben … Nach allem, was wir wissen, gibt es keinen Grund für die Medien, bei der E-Zigarette weiter in Hysterie zu „schwelgen“. Wer risikoreduzierten Alternativen eine Chance geben will, sollte jetzt wieder zur Vernunft zurückkehren. Nur am Rande: Schön, dass sich auch Niko Liquids und Juul wieder vertragen.

    Ein Lob auf die Klassiker

    Im Übrigen: Der Handel verdient immer noch 95 Prozent seines Geldes vor allem mit klassischen Sortimenten. Zigaretten, Rauchtabak, Pfeifentabak, Zigarren, Zigarillos, Pfeifen und Raucherbedarfsartikel sind die Stars in unseren Geschäften. Diese Stars sollten wir hoffieren, dieses Sortiment sollten wir hegen und pflegen. Die InterTabac ist deshalb auch im Jahr 2020 ein Pflichttermin für alle, die keinen Trend verpassen wollen.

    Keine Tabaksteuererhöhung: Auch wenn das Thema immer mal wieder medial aufschlägt – es ist schwer vorstellbar, dass die Große Koalition in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode noch das Fass „Tabaksteuererhöhung“ aufmacht. Zwei Prämissen sind aber klar: Mehrstufige marktschonende kleine Schritte haben sich grundsätzlich bewährt. Und: Wenn die Besteuerung von E-Zigaretten kommt, muss sie europäisch angepackt werden.

    Händler bleibt Inspirator

    Alles in allem: Der Tabakwaren-Fachhandel wird auch im Jahr 2020 einen guten Job machen. Er bleibt der Experte für Genuss, Qualität und Service und unerlässlich für seine Kunden, die Tabakwaren, Lotto, Presse sowie alle angebotenen Zusatzsortimente kaufen.

    Egal, ob neue Produkte, neue EU-Verordnung oder nationale Gesetzgebung – der Tabakwaren-Fachhandel ist und bleibt der Garant für den legalen Verkauf von legalen Genussmitteln. Der Handelsverband Tabak (BTWE) hält seinen Mitgliedsfirmen – im Schulterschluss mit allen Partnerverbänden der Tabakwirtschaft – den Rücken frei und setzt sich bei der Politik in Berlin und Brüssel für praxisorientierte Lösungen ein.

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    (DTZ 01/02/20)

  • „Manche orderten Zigarren, als stünde der Sommer erst bevor“

    DORTMUND // Von Licht und Schatten berichteten die Zigarrenanbieter auf der InterTabac, die vom 20. bis zum 22. September in Dortmund stattfand. Das Messegeschäft wurde häufig als zufriedenstellend bezeichnet. Allerdings wurden bei mehreren Ausstellern weniger Fachhändler aus Deutschland registriert. Die Messe wurde insbesondere im Hinblick auf das internationale Geschäft als zunehmend wichtiger eingeschätzt.

    Nach Beobachtung mehrerer Hersteller und Importeure fanden vor allem Händler aus dem Süden Deutschlands in geringerer Zahl den Weg nach Dortmund. Es waren einige gute Zigarren-Fachhändler aus der gesamten Republik angereist, auch aus Süddeutschland, doch „so mancher glänzte durch Abwesenheit“, hieß es an verschiedenen Messeständen.

    Woran das lag, darüber darf spekuliert werden. Möglicherweise daran, dass Messeangebote bereits im Vorfeld der InterTabac eine Fahrt in die Ruhrpott-Metropole überflüssig erschienen ließen. Unter Umständen gaben aber auch schlicht und ergreifend die hohen Kosten für Übernachtungen und Vertretungspersonal den Ausschlag, nicht nach Dortmund zu reisen. Bei einer Reihe von Fachhändlern hat auch das früher einmal starke Weihnachtsgeschäft an Bedeutung verloren. Wegen der Rauchverbote am Arbeitsplatz und in der Gastronomie hat sich das Zigarrengeschäft stärker in den Sommer verlagert. Vor diesem Hintergrund überraschen Vorschläge von Zigarrenfirmen für eine Verlegung des Messetermins vom September in den Frühling nicht wirklich.

    So hat Arnold André unter anderem auf einen Messestand verzichtet, weil die Besucherzahlen aus dem Fachhandel in den vergangenen Jahren rückläufig gewesen sind und sich das Geschäft mit Zigarren und Zigarillos in die wärmere Jahreszeit verschoben hat. Auch Dannemann war erneut nicht vertreten. Dass die beiden Marktführer nicht in Dortmund ausstellten, wurde vielfach bedauert.

    Internationaler Charakter
    Von jenen Zigarrenanbietern, die auf der InterTabac Flagge zeigten, wurde die Attraktivität der Messe gelobt und ihre Notwendigkeit für das internationale Geschäft unterstrichen. „Wer in der Zigarrenwelt im Export unterwegs ist, kommt an der Inter‧Tabac überhaupt nicht mehr vorbei. Hier treffen wir alle unsere Exportpartner“, so ein Zigarrenhersteller, der damit eine weit verbreitete Einschätzung zum Ausdruck brachte.

    Aber auch im Hinblick auf die Messebesuche aus dem Fachhandel gab es Positives zu berichten. Es seien zwar weniger Fachhändler da gewesen, doch jene, die gekommen waren, schrieben größere Aufträge, hieß es mehrfach. „Manche orderten, als stünde der Sommer erst bevor“, meinte der Repräsentant eines großen Zigarrenimporteurs.

    Der Schatten von Track & Trace
    Abgesehen vom Ordergeschäft und vom Gedankenaustausch war die kurz vor der InterTabac bekannt gegebene geplante Übernahme von Royal Agio Cigars durch die Scandinavian Tobacco Group für die Kaufsumme von 210 Millionen Euro ein großes Thema auf den Messefluren. Der vorgesehene Zusammenschluss des weltweit größten Zigarren- und Zigarilloherstellers mit der Nummer 4 auf dem Markt ist nicht zuletzt vor dem Hintergrund der EU-Tabakproduktrichtlinie (TPD 2) zu sehen. Deren nächste Stufe, die Umsetzung von Track & Trace (Rückverfolgbarkeit von Tabakerzeugnissen), könnte in den kommenden Jahren nach Einschätzung von Marktkennern zu einer Fusionswelle sowie zu Firmenschließungen auf dem europäischen Zigarren- und Zigarillomarkt führen.

    Den ausführlichen Bericht lesen Sie in der DTZ-Printausgabe 40/2019 vom 2. Oktober.

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    (DTZ 40/19)

  • Track & Trace: Riesiger Kraftakt

    MAINZ / BERLIN // Genau 100 Tage ist es her, dass das System „Track & Trace“ umgesetzt werden musste. Die meisten Unternehmen melden: Es hat alles geklappt. DTZ hat nachgefragt.

    Nennenswerte Lieferengpässe? Die gab es nach Auskunft mehrerer Einzelhändler weder bei Zigaretten noch bei Feinschnitt. Nur in Einzelfällen sei es vorgekommen, dass Großhändler wegen der Umsetzung des Rückverfolgbarkeitssystems nicht voll lieferfähig gewesen seien.

    „Wir sind voll lieferfähig“, freut man sich bei Pöschl, „allerdings fehlen uns aktuell noch immer zahlreiche Händler-IDs, was zur Folge hat, dass wir diese nicht direkt beliefern können.“

    Und der Tabakkonzern British American Tobacco (BAT) teilt mit: „Bei der Umstellung auf Track & Trace hat es sich um einen höchst komplexen Vorgang gehandelt. Mittels Professionalität und eines enormen Einsatzes an Kapazitäten ist uns dennoch eine fristgerechte Umstellung gelungen. Alle Kunden konnten stets beliefert werden.“


    Unterschiedliche Erfahrungen

    Andere Hersteller sind zurückhaltender. So heißt es von einem Unternehmen, das nicht namentlich genannt werden möchte, man sei beim Feinschnitt mittlerweile wieder bei einer Produktionsmenge von 80 Prozent im Vergleich zu Zeiten vor Track & Trace, bei Zigaretten seien es gerade 50 Prozent. Und Pöschl bestätigt, dass man in einigen Bereichen eine geringere Ausgangsleistung fahre, was darauf zurückzuführen sei, dass Maschinen jetzt langsamer laufen müssen, weil die zusätzlichen Codes aufgedruckt beziehungsweise gescannt werden müssten.

    Nach Einschätzung von Branchenbeobachtern dürfte sich bei der Industrie vom System als fehlerhaft erkannte, tatsächlich jedoch einwandfreie Ware stapeln, die oft mühsam wieder aus den Gebinden geschält und neu in den Ablauf eingespeist werden muss. Der Zeitaufwand, die Kosten für zusätzliche logistische Maßnahmen und nicht zuletzt Mengen an Verpackungsmüll sind dabei offenbar enorm. „Durch Fehldrucke oder ausgeweiteten Prüfaufwand liegt das Aufkommen an Verpackungsmüll je Produktsegment höher als sonst. Dabei handelt es sich aber um Übergangswerte während der Umstellungsphase“, so Pöschl.

    Anstieg der Komplexität
    Auch recht positiv beurteilt BAT die Veränderungen: „Für uns sind der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen und die Vermeidung von Abfällen seit Jahren gelebte Praxis“, sagt eine Sprecherin auf DTZ-Anfrage, „vor diesem Hintergrund freut es uns, dass wir unsere Prozesse so strukturieren konnten, dass wir bisher keine negativen Auswirkungen auf das Aufkommen des Verpackungsmülls verzeichnen mussten.“ Allerdings hätten im Bereich der Produktion und der Supply Chain viele Veränderungen vorgenommen werden müssen, um den stringenten rechtlichen Anforderungen gerecht zu werden. Abläufe mussten geändert und IT Systeme ausgebaut werden, was insgesamt zu einem deutlichen Anstieg der Komplexität geführt habe.

    Von Japan Tobacco heißt es zu den Problemen während der Umstellung: „Herstellerseitig multiplizierte sich die Komplexität, da die individuellen Anforderungen von 28 EU-Märkten umzusetzen waren. Dies hat zu erheblichen organisatorischen Veränderungen im Produktionsablauf und der internen Logistikkette geführt. Nur durch die gut abgestimmte koordinierte Zusammenarbeit zwischen Industrie und Handel konnte auf die Herausforderungen reagiert werden.“

    Personelle Herausforderung
    Und ein Sprecher von Pöschl ergänzt: „Abgesehen von den hohen Kosten für die technische Umsetzung lagen die Herausforderungen klar bei den personellen Ressourcen. Insbesondere die zusätzliche Belastung für die Kollegen war immens, da wir eine komplette und komplexe Projektstruktur parallel zum Tagesgeschäft aufbauen mussten.“

    Insgesamt zeigen sich die befragten Unternehmen genervt von umfangreicheren und umständlicheren Prozessen und vor allem von der späten Umsetzung der EU-Vorgaben: „Die Einführung der für das neue Track & Trace-System erforderlichen Maßnahmen war gekennzeichnet durch massive Anforderungen, insbesondere durch die späte Inbetriebnahme der EU-Datenbank und Veröffentlichung der finalen Code-Strukturen. Dadurch war es nicht möglich wichtige Tests mit entsprechendem Vorlauf aufzusetzen“, beklagt sich etwa JTI.

    Dennoch: Die Unternehmen halten sich mit Beschwerden – oder sogar Aussagen zum Thema Track & Trace sehr zurück. Ein Grund dürfte sein, dass die Umstellung offenbar immer noch nicht abgeschlossen ist, ein zweiter, dass die Branche die Gründung des neuen Bundesverbandes für die Tabakwirtschaft und neuartige Erzeugnisse BVTE (DTZ berichtete) abwartet, damit dieser den Unmut dann mit einer Stimme vortragen kann.


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    (DTZ 35/19)

  • „Luft nach oben“

    DRESDEN // Vor einigen Tagen fand in der sächsischen Landeshauptstadt die BDTA-Unternehmertagung und Jahreshauptversammlung statt. DTZ berichtet.

    Auch in diesem Jahr fand die Jahrestagung des Bundesverbands Deutscher Tabakwaren-Großhändler und Automatenaufsteller (BDTA) im Taschenbergpalais in Dresden statt. An der Veranstaltung nahmen Gäste aus der Industrie sowie Zulieferer aus dem Automatengewerbe teil.

    Sensible Themen

    Der BDTA-Vorsitzende Michael Reisen hieß im Rahmen der Eröffnung der Unternehmertagung die knapp 140 Veranstaltungsteilnehmer willkommen. Reisen blickte zu Beginn seiner Einführungsrede auf die Ansprachen zurück, die er in den vergangenen Jahren gehalten hatte – um festzustellen, dass die darin angesprochenen Themen unverändert Aktualität haben: Seit Jahren wurde über das „Bürokratiemonster“ Track & Trace nur gesprochen, jetzt, im Jahr 2019, ist es soweit. Bildwarnhinweise auf Automaten beschäftigten die Branche stets intensiv, und nach wie vor ist dieses Thema essenziell und weiterhin sensibel zu behandeln. Auch beim Thema Branchensolidarität sah Reisen weiterhin „Luft nach oben“. Eine Abstimmung zu politischen Branchenthemen der verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette könne für alle Wirtschaftsteilnehmer nur hilfreich sein.

    Kritisch äußerte sich Reisen erneut zum Einsatz von Marketinginstrumenten der Hersteller. Diese seien eigentlich nicht vorhanden, sondern konzentrierten sich im Wesentlichen auf den Preis beziehungsweise die Inhaltsmengen von Packungen.

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    (DTZ 23/19)

  • Neue Software hilft bei Track & Trace

    HANNOVER // Der Tabakwaren-Großhändler Axel Dobewall hat gemeinsam mit Partnern eine Software für Track & Trace entwickelt. DTZ sprach mit ihm darüber, wer das Programm wie nutzen kann.

    Herr Dobewall, in wenigen Wochen tritt „Track & Trace“ in Kraft. Wer muss handeln?
    Axel Dobewall: Jeder Großhändler, der Tabakwaren an Wiederverkäufer verkauft, muss eine Software einsetzen, mit der er die Vorgaben der EU umsetzen kann. Er muss alle Waren- und Zahlungsbewegungen melden.

    Und was muss der Einzelhandel berücksichtigen?
    Dobewall: Der Einzelhändler muss dafür sorgen, dass er zum Start von Track & Trace am 20. Mai eine EOID und eine FID hat.

    Das klingt kryptisch …
    Dobewall: Bei EOID handelt es sich um die Economic-Operator-ID für Wirtschaftsteilnehmer, bei FID um die Facility-ID-Codes für jede Einrichtung wie Laden, Lager und so fort.

    Ist es richtig, dass Einzelhändler auch den Großhandel bitten können, die Registrierung für sie zu übernehmen?
    Dobewall: Ja, die Registrierung kann der liefernde Großhändler übernehmen. Dazu muss der Einzelhändler dem Großhändler eine sogenannte „Einverständniserklärung“ unterschreiben. Damit beauftragt er seinen Großhändler mit der Beantragung von EOID und FID für sein Unternehmen.

    Sie bieten eine Lösung für alle betroffenen Unternehmen an. Wie sieht die aus?
    Dobewall: Stimmt, in Zusammenarbeit mit einem der führenden Software-Häuser im Tabakwarenbereich und mit dem Branchenwissen aus dem Tabakwarengroßhandel wurde die Software „My-Track-and-Trace“ entwickelt.


    Worum handelt es sich dabei?

    Dobewall: Die PC-basierte Software wird als „Out of the Box“-Version angeboten. Das bedeutet für unsere Kunden komplette Unabhängigkeit von Ihrem jetzigen EDV-System. Die für Track & Trace relevanten Aufgaben werden einfach mit dem Programm ausgeführt. Auch kleinere Großhändler mit wenigen Rechnungskunden sowie Automatenaufsteller finden in dem Programm alle notwendigen Funktionen, um einfach und schnell die anfallenden Meldungen rechtssicher durchzuführen. Für die größeren Kunden stehen Schnittstellen zum automatischen Verarbeiten der Track&Trace-Daten zur Verfügung.


    Wie müssen wir uns die automatische Verarbeitung praktisch vorstellen?

    Dobewall: Die Warenwirtschafts-Software der Nutzer übergibt uns die erforderlichen Scancodes und Auftragsinformationen in einer Schnittstelle. My-Track-and-Trace fügt dann alle relevanten Daten hinzu und übergibt die Daten an den EU-Router.

    Und was kostet das?
    Dobewall: Die Basis-Version von My-Track-and-Trace kostet 299 Euro im Monat, die Pro-Version liegt bei 379 Euro monatlich. Hinzu kommt noch die einmalige Installationsgebühr von 299 Euro.

    Brauchen Händler außer Ihrer Software noch etwas?
    Dobewall: Ja, sie benötigen einen handelsüblichen PC und einen Scanner für die Verarbeitung der Datamatrix-Codes. Die Scanner können über uns bezogen werden.

    Derzeit sprechen ja viele Menschen über Datenschutz. Sind die Daten der Händler bei Ihnen sicher?
    Dobewall: Absolut. Wir speichern die Daten nur bei den Kunden auf deren Rechnern. Sie liegen in keiner Cloud oder in irgendeinem Rechenzentrum. Aber natürlich können die Kundendaten über entsprechende Routinen auf einem Speichermedium gesichert werden.

    Das Interview führte Marc Reisner.

    (DTZ 15/19)

  • „Ich befürchte keinen Engpass durch Unruhen in Nicaragua“

    BASEL // Am Zigarrenhimmel gibt es derzeit ein paar dunkle Wolken. Zwei davon kommen aus Westen. Gemeint sind die Unruhen in Nicaragua sowie die von der EU in Brüssel gemachten Vorgaben in Sachen Rückverfolgbarkeit von Tabakerzeugnissen (Track & Trace). Über beide Themen und über Next Generation Products sprach DTZ mit Beat Hauenstein, dem CEO der Oettinger Davidoff AG, Basel.

    Welche Bedeutung hat Nicaragua für den Nachschub an Tabak und Zigarren für die Oettinger Davidoff AG?
    Beat Hauenstein: Wir haben verschiedene Produktionsstätten und Tabakanbaugebiete in der Dominikanischen Republik und in Honduras. In Nicaragua besitzen wir Tabakfelder. Sowohl bei der Versorgung mit Tabak als auch mit Zigarren und Zigarillos befürchte ich keinen Engpass für die Oettinger Davidoff AG. Der kontinuierliche Nachschub ist gewährleistet. Gerollt werden die meisten unserer Marken ohnehin in der Dominikanischen Republik. Die Marken Camacho, Baccarat, La Fontana, Legendario sowie gewisse Linien der Cusano Zigarren und Private Labels werden in Honduras, dem Nachbarland von Nicaragua, gefertigt.

    Die Marke Zino wird ja mittlerweile ebenfalls in der Dominikanischen Republik hergestellt.
    Hauenstein: Richtig. Früher wurde diese Marke in Honduras gerollt. Vor ein paar Jahren haben wir die Produktion zu Tabadom in den Norden der Dominikanischen Republik verlagert.

    Spätestens seit dem Jahr 2013, als die Davidoff Nicaragua auf den Markt gekommen ist, liegt Nicaragua als Zigarrenland im Trend. Steht zu befürchten, dass die seit April anhaltenden massiven Proteste gegen Präsident Daniel Ortega die Aufwärtsentwicklung bei Zigarren bremsen werden?
    Hauenstein: Als Lieferant von Premiumzigarren hat Nicaragua inzwischen sogar die Dominikanische Republik überholt, die zuvor viele Jahre lang an der Spitze stand. Das zeigt, welche enorme Aufwärtsentwicklung Nicaragua als Zigarren-Herkunftsland in der jüngeren Vergangenheit erlebt hat. Ich bin kein Politexperte und wage deshalb keine Prognose, ob, und gegebenenfalls wie, sich die Unruhen auf das Zigarrengeschäft auswirken. Wir hoffen nicht, dass dies der Fall sein wird, haben aber vorgesorgt und ausreichend Tabak auf Lager.

    Mit Track & Trace, also der Rückverfolgung der Produkte vom Hersteller bis zum Einzelhändler, kommt im Rahmen der EU-Tabakproduktrichtlinie (TPD 2) die nächste große Herausforderung auf die Zigarrenbranche zu. Die Zigarrenhersteller und -Importeure müssen Track & Trace bis Mai 2024 umsetzen. Trifft die Oettinger Davidoff AG bereits Vorbereitungen dafür?

    Hauenstein: Wir sind Innovations-Leader. Deshalb wollen und müssen wir bei Geschäftsprozessen ebenfalls Vorreiter sein. Compliance, sprich: die Einhaltung von Regeln, nimmt im Zigarrengeschäft einen immer breiteren Raum ein. Darauf müssen wir uns einstellen. Für Track & Trace haben wir eine Projektgruppe mit Marktkennern, Logistikern und Juristen gebildet. Dieser Arbeitskreis setzt sich bereits seit knapp drei Jahren mit dem Thema auseinander.

    Wird die Oettinger Davidoff AG bei Track & Trace eigene Wege gehen?
    Hauenstein: Wohl kaum. Ich denke, es macht Sinn, ein Branchensystem zu entwickeln. Wir sind gespannt, was die Zigarettenindustrie macht, denn bei Zigaretten und Feinschnitt gilt Track & Trace ja bereits ab Mai nächsten Jahres.

    Welche Auswirkungen hat Track & Trace auf den Zigarren- und Zigarillomarkt?
    Hauenstein: Vor allem kleinere Unternehmen werden kaum in der Lage sein, alle TPD 2-Vorschriften inklusive Track & Trace langfristig und effizient umzusetzen. Deshalb wird sich der Markt bereinigen, was auch das erklärte Ziel der WHO Framework Convention on Tobacco Control ist.

    Auf der einen Seite schlägt sich die Branche mit der TPD 2 herum, auf der anderen Seite gibt es bei den Next Generation Products Positives zu berichten. Alternative Erzeugnisse wie E-Zigaretten und Tabakerhitzer sind auf dem Vormarsch. Werden Sie E-Produkte oder Heat-not-burn-Zigarren auf den Markt bringen?
    Hauenstein: Wir beobachten diesen boomenden Markt genau, haben bisher jedoch kein Projektteam gebildet, das sich damit beschäftigt. Eine elektronische Zigarre passt nicht in unser Marken- und Strategiebild. Offen gestanden kann ich mir ebenfalls nicht vorstellen, dass eine E-Zigarre für einen Zigarrenliebhaber wirklich ein Genusserlebnis ist.

    Herr Hauenstein, wir bedanken uns für das Gespräch.

    da

    (DTZ 41/18)