Der Großteil der Kunden scheint die höheren Zigaretten- und Feinschnittpreise

MAINZ (DTZ/fok). Ein massiver Einbruch der Verkaufszahlen nach den Steuer- und Preiserhöhungen für Zigaretten und Feinschnitt ist bisher ausgeblieben. Inzwischen ist die altpreisige Ware nahezu komplett ausverkauft, so dass sich die Verbraucherreaktion auf die neuen Preise relativ valide einschätzen lässt.

Wie eine (nicht repräsentative) Umfrage im Tabakwaren-Einzelhandel zeigt, sind die Umsatzzahlen im Zeitraum Juni bis MitteJuli beim Großteil der Unternehmen gegenüber dem Vorjahr stabil, teils gilt diese Aussage auch für die Absatzzahlen. Vor allem bei der Zigarette setzte nach Aussage der Händler dieses Mal keine größere Wanderbewegung zu kostengünstigeren Alternativen wie dem Feinschnitt ein. Beim Feinschnitt melden die Befragten aber häufigere Wechsel zwischen den Preissegmenten zu den billigsten Produkten.

Standort: Ein entscheidendes Kriterium

Je nach Standort haben jedoch auch Grenzeinkäufe und Schmuggelware für besonders preissensible Kunden eine steigende Anziehungskraft. So stellte etwa Katharina Bentz, Fachhändlerin im saarländischen Bexbach, im Juli einen Rückgang des Feinschnittumsatzes von mehr als 10 Prozent fest, wobei sie in Gesprächen mit den Kunden hörte, dass diese den Ferienbeginn verstärkt nutzen, um im benachbarten Luxemburg einzukaufen.

Das gipfelte in einer Szene, bei der eine Frau in ihrem Laden ganz offen Feinschnitt aus Luxemburg anderen Kunden zum Kauf anbot. Außerdem stellte Frau Bentz fest, dass Großdosen von Feinschnitt, die die 20-Euro-Preisschwelle überschritten hatten, deutlich weniger nachgefragt wurden. Das Interesse an kleineren Packungseinheiten sei dagegen gestiegen. „Der Preisschritt beim Feinschnitt war schon massiv, da gibt es vereinzelt sogar Kunden, die laut darüber nachdenken, ob sie nicht wieder zur Fabrikzigarette zurückkehren sollten“, konstatiert Frau Bentz.

Hohe Akzeptanz

Bei der Fabrikzigarette selbst wurden nach ihrer Erfahrung die neuen Preise sehr gut akzeptiert, der Absatz blieb zu den Vergleichsmonaten des Vorjahres stabil. Neben dem geringeren Preisschritt bei den Zigaretten sieht sie auch die große Packungsvielfalt mit ihrer nicht immer sehr hohen Preistransparenz als Ursache für die hohe Akzeptanz. Ärgerlich seien dagegen die ab und zu auftretenden Lieferprobleme der Hersteller für einige Produkte gewesen.

Das Pech der anderen

Und manchmal profitiert man auch vom Pech der anderen: Der Fall einer Bananenspinne im Bexbacher Real-Markt und die damit verbundene zeitweilige Marktschließung brachte dem Fachgeschäft von Katharina Bentz kurzfristig einen unerwarteten Umsatzschub. Zuweilen läuft das aber auch in die andere Richtung. So bei dem Oberhausener Fachhändler Helmut Hoesen, der seit der Schließung eines Discounters in der Nachbarschaft die Reduzierung der Kundenfrequenz auch im eigenen Geschäft spürt.

Die Preiserhöhungen dagegen, so seine Feststellung, haben sich bisher bei ihm weder bei Zigaretten noch beim Feinschnittabsatz negativ ausgewirkt. Es habe auch keine nennenswerten Verschiebungen zwischen den beiden Segmenten gegeben. Ähnlich sieht es auch Lisa Büschke vom Fachgeschäft Georg van der Mee in Neuruppin: „Die Kunden murren etwas, finden sich dann aber mit den neuen Preisen ab. Der Umsatz blieb im wesentlichen stabil, preiswerte Tabake haben etwas zugelegt.“

Umsätze stabil
So schätzt auch Fred Puck, Fachhändler in Düsseldorf, die Situation ein: „Insgesamt sind die Umsätze stabil geblieben. Allerdings hat der Feinschnitt noch mal etwas zugelegt. Die Kundenreaktion war vielleicht auch deshalb nicht so ausgeprägt, weil die Preiserhöhung schon lange angekündigt war und als Ursache die Tabaksteueranhebung auszumachen war.“ Sorge bereitet ihm der hohe Anteil an Schmuggelzigaretten rund um seinen Standort, wo auch viele Russen wohnen. „Es ist schon erschreckend, dass die Leute bei uns ein Billig-Einwegfeuerzeug kaufen und dabei die Schmuggelmarke Jin Ling ohne Hemmungen offen in der Hand halten.“

Standort Bahnhof ist differenziert
Differenziert beobachtet Brigitte Schröder, Fachhändlerin am Oberhausener Bahnhof, die Entwicklung. Bei Stammkunden mit hohen Qualitätsansprüchen wirkten sich die höheren Preise nicht auf die Kaufbereitschaft aus. Anders dagegen bei Laufkundschaft, soweit sie die preiswerte Schiene bevorzuge: „Die suchen dann ganz gezielt nach den preisgünstigsten Angeboten, auch die Nachfrage nach altpreisiger Ware war hier sehr stark. Insgesamt entwickelte sich der Umsatz knapp stabil.“ Eine Rolle spielt dabei die Ferienzeit, die an einem Bahnhof mit sehr hohem Pendleranteil sich immer deutlich bemerkbar mache.

Auch sie klagt über Lieferprobleme bei einigen Feinschnitt- und Zigarettenmarken. Über eine Umsatzdelle im Juni, ein Wiederansteigen im Juli bei insgesamt stabilen Umsätzen berichtet Ulrich Trumpff in seinem Fachgeschäft im Bochumer Bahnhof. Vor allem beim Feinschnitt gab es aufgrund des kräftigen Preisanstiegs erst einmal „allergische“ Reaktionen. Trumpff merkt außerdem an, dass die Kunden bei manchen Änderungen sehr stark ihr Kaufverhalten ändern.

So etwa bei einer Zigarettenmarke, die bei der Big Pack bei gleichbleibendem KVP den Inhalt reduziert und gleichzeitig das Packungsformat verkleinert hatte. Da sackte der Absatz in seinem Laden für diese Packungsvariante um 30 Prozent nach unten, während die Maxi dieser Marke, aber auch Wettbewerbsprodukte deutlich zulegten.

(DTZ 30/11)

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