Zwischen Selbstbewusstsein und Sorgen vor weiteren Restriktion

DORTMUND (DTZ/fok). Große Messen sind im Regelfall ein Spiegelbild der Branchen, die dort ausstellen. Legt man diesen Maßstab bei der Inter-tabac an, würde der Außenstehende angesichts der hohen Wertigkeit des Angebots und der Stände sowie mit Blick auf die ständig steigende Zahl der Aussteller und Besucher wohl eher davon ausgehen, die Tabakbranche in Deutschland und international erlebe derzeit einen Boom, und das Geldverdienen sei für Hersteller und Handel kein Problem.

[pic|246|r|250||Rainer von Bötticher, Marianne Tritz, Patrick Engels und Stefan Baumann (v.l.) warnten vor überzogenen Regulierungen|||]

Dass die Branche in der Realität in vielen Ländern unter der Diskriminierung ihrer Produkte ächzt und die Märkte unter dem Druck prohibitiver Besteuerung starken Verwerfungen ausgesetzt sind, das merkt man erst, wenn man hinter die Kulissen schaut. Und dabei erkennt, dass das von Herstellern, Importeuren und den Besuchern aus dem Handel gleichermaßen gezeigte Selbstbewusstsein und Bekenntnis zu den eigenen Produkten gleichzeitig Trotzreaktion ist gegen die zunehmenden Restriktionen wie auch ein Zeichen immer stärkerer Wettbewerbsorientierung in stagnierenden bis schrumpfenden Märkten.

Der massive Druck auf die Branche führt damit zu einem klaren Bekenntnis zu den eigenen Produkten, die sich auf der Inter-tabac mit ihrer riesigen Produktvielfalt und der hohen Wertigkeit der Präsentation manifestiert.

Messe auf Erfolgskurs
Die traditionelle Pressekonferenz zu Beginn der Inter-tabac unter Beteiligung der Branchenverbände zeigte genau dies auf. Dieter Baumann, Geschäftsführer der Messe Westfalenhallen Dortmund, konnte vermelden, dass die Inter-tabac weiter auf Erfolgskurs ist. Eine Steigerung der Ausstellerzahl und der vermieteten Flächen signalisieren, dass diese weltweit größte Messe für Tabakwaren und Raucherbedarf ihre Bedeutung für Anbieter und Besucher aus dem In- und Ausland weiter ausbauen konnte.

„Trotz Restriktionen ist die Branche sehr selbstbewusst“, stellte Baumann fest. Der hohe Anteil ausländischer Hersteller wie Messekunden zeige, dass die Inter-tabac ihre Rolle als internationale Kontakt-, Informations- und Ordermesse weiter ausbauen kann. Dies äußere sich auch daran, dass viele Hersteller für die Auslandskunden zusätzlich eigene Stände oder Standbereiche eingerichtet haben.

Gesamtmarkt derzeit rückläufig
Die Entwicklungen der verschiedenen Marktsegmente erläuterte Patrick Engels, Vorstandsmitglied des Verbandes der deutschen Rauchtabakindustrie und Geschäftsführer von Pöschl Tabak.

Engels hob hervor, dass das Wachstum beim Feinschnitt nahezu ausschließlich auf Verkaufssteigerungen bei Volumen- und schnittoptimierten Tabaken beruhe, während der traditionelle Feinschnitt eher rückläufig sei. In diesem Zusammenhang warnte er mit Blick auf aktuelle Diskussionen über eine Erhöhung der Tabaksteuer, den Feinschnitt einseitig und/oder überzogen höher zu belasten. Denn dieser erfülle eine wichtige Pufferfunktion gegenüber dem Schmuggel und den Jedermanneinfuhren.

Einheitspackung zerstört Marken und fördert Schmuggel Das Thema Schmuggel griff auch Marianne Tritz, Geschäftsführerin des Deutschen Zigarettenverbandes auf: Nach den Erkenntnissen der seit etlichen Jahren durchgeführten Entsorgungsstudien wurden im Jahr 2009 in Deutschland rund 22,5 Mrd. Zigaretten konsumiert, die nicht hierzulande versteuert wurden. Davon entfielen rund 5,5 Mrd. Stück auf den Schmuggel. Insgesamt entstehe in diesem Bereich zu Lasten des Bundes ein Steuerschaden von ca. 4 Mrd. Euro. Die Einbußen für Handel und Industrie werden auf 1,2 Mrd. Euro veranschlagt. Aktuell zeige der Trend einen leichten Anstieg des Konsums nicht in Deutschland versteuerter Zigaretten.

Im Vorfeld der Veröffentlichung von Vorschlägen der EU-Kommission zur Veränderung der Tabakproduktrichtlinie wurden unter anderem Pläne bekannt, in die Packungsgestaltung für Tabakwaren massiv einzugreifen. Marianne Tritz sprach sich energisch gegen Vorschläge aus, für Zigaretten zukünftig nur noch schwarzweiße Einheitspackungen ohne Wort- und Bildmarken zuzulassen. „Dies macht den Marken den Garaus und erleichtert es den Schmugglern und Fälschern, ihre illegalen Produkte zu produzieren und zu verkaufen.“ Tritz kündigte an, dass im Falle einer Konkretisierung der Pläne Industrie und Handel gemeinsam dagegen vorgehen werden.

Klares Nein zu Display Ban
Auch Rainer von Bötticher ging auf die Überarbeitung der EU-Tabakproduktrichtlinie ein und warnte vor Eingriffen, die das gewohnte Bild des Tabakwarengeschäftes und Teile seiner Sortimente auch in Deutschland völlig verändern und damit seiner Existenz gefährden würden.

(DTZ 38/10)

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