DTZ-Interview zu den Hintergründen der Depot-Änderung
HAMBURG (DTZ/pnf/da). Nach mehr als 35 Jahren ändern die Oettinger Davidoff Group und ihr deutsches Partnerunternehmen, die Gebr. Heinemann Tabakwaren-Import- und Vertriebsgesellschaft, das Depotsystem für die Marke Davidoff in der Schweiz und in Deutschland. Wie DTZ bereits kurz berichtete, werden ab 1. August 2009 die maschinengefertigten Davidoff-Produkte für den gesamten Markt freigegeben. Es handelt sich dabei um Mini Cigarillos, Mini Silver, Demi-Tasse, Long Panatellas und Club Cigarillos. DTZ sprach mit Gebr. Heinemann-Geschäftsführer Harald Claus und Marketingleiter Mario Samec über die Hintergründe.
[pic|152|l|||Harald Claus |||]
DTZ: Welche Gründe haben Sie zu der Entscheidung bewogen, das Depotsystem für maschinengefertigte Shortfiller der Marke Davidoff für den gesamten Markt freizugeben?
Harald Claus: Shortfiller Zigarillos, die keiner besonderen Lagerung bedürfen, werden bereits heute über alle Preislagen flächendeckend distribuiert. Um in diesem Verdrängungswettbewerb eines sinkenden Tabakmarktes zu bestehen, muss auch das Davidoff Shortfiller Sortiment an diesem Wettbewerb teilnehmen. Auf Basis von Zahlen benachbarter EU-Länder ohne Depotsystem kommen wir gezwungenermaßen zu dem Schluss, dass in Deutschland zur Zeit nur ein kleiner Anteil des Potenzials ausgeschöpft wird. Es ist sicher für jeden nachvollziehbar, dass ein zukunftsorientiertes Unternehmen seine Potenziale nutzen muss.
[pic|153|r|||Mario Samec|||]
DTZ: Die Attacken und Einschränkungen gegen den Tabakgenuss haben in den vergangenen Jahren massiv zugenommen. Eine Umkehr dieser Entwicklung ist eher unwahrscheinlich. Inwieweit hatte die Restriktionspolitik Einfluss auf Ihre Entscheidung?
Harald Claus: Bereits jetzt gibt es innerhalb der EU extreme Beispiele wie Irland: Dort ist konsumentenbezogene Werbung nicht möglich, selbst am POS, dem Geschäft selbst, muss die Ware „versteckt“ angeboten werden. Alle Produkte müssen sich in verschlossenen Containern befinden, ohne Zugriffsmöglichkeiten für den Kunden. Ohne pessimistisch zu sein, müssen wir jedoch realistisch in die Zukunft blicken und uns auch auf eine Zeit einstellen, in der wir keine Konsumenten mehr aktiv auf unsere Produkte aufmerksam machen können. Nur der Bekanntheitsgrad des Produktes selbst ist dann noch ein Garant für einen langfristigen Erfolg. Wie bereits erwähnt, ist das ja bereits in Ländern ganz in unserer Nähe der Fall.
DTZ: Wie läuft eigentlich der Vertrieb der Davidoff-Shortfillerprodukte in anderen Ländern?
Mario Samec: In Ländern, in denen es ein sogenanntes Tabakmonopol gab, konnte nie ein Depot-System installiert werden. In Ländern wie Österreich, Italien, Frankreich und Spanien gab es somit nie ein geschlossenes Vertriebssystem. In den USA wurde das Davidoff Shortfiller Sortiment von Beginn an „frei“ verkauft. Die Davidoff machine-made Zigarillos werden nur in Deutschland, Schweiz, Holland und Belgien ausschließlich über die Depositäre vertrieben. Bis Ende des Jahres 2009 werden die Davidoff Shortfiller also weltweit frei distribuiert.
DTZ: Bedeutet „Freigabe für den gesamten Markt“, dass es künftig Davidoff-Shortfiller in allen möglichen Tankstellen und Supermärkten geben wird?
Harald Claus: Gebr. Heinemann kann nach wie vor nur den Fachhandel aktiv betreuen. Aktivitäten des Großhandels sind nicht zu beeinflussen, somit könnten auch Davidoff Zigarillos in weiteren Handelskanälen distribuiert werden. Diverse Anbieter hochpreisiger Zigarillos haben sich intensiv mit dem Nebenhandel beschäftigt und nur wenige sind davon noch heute in diesen Kanälen vertreten. In letzter Konsequenz entscheidet immer der Konsument, wo er ein Produkt dieser Qualität und Preislage kaufen wird.
DTZ: Welche Marktziele verfolgen Sie mit der Freigabe der Davidoff-Shortfiller?
Mario Samec: Durch die breitere Distribution des Shortfiller Sortimentes könnte erreicht werden, dass neue Konsumenten erstmalig mit der Marke Davidoff in Kontakt kommen. Wir hoffen natürlich sehr, dass wir möglichst viele neue Konsumenten für die Marke Davidoff begeistern werden. Dies sollte sich dann auch positiv auf unsere Depositäre auswirken, da ein Liebhaber feiner Zigarren seine Neugier auf die Davidoff Longfiller nur bei den Depositären stillen kann.
DTZ: Am Davidoff-Depotsystem für Longfiller, RBA und Pfeifentabak will Gebr. Heinemann weiterhin festhalten. Wird dies nur vorerst so sein oder wollen Sie dieses Fachhandels-Depotsystem langfristig erhalten?
Harald Claus: Unabhängig von den Problemen im Bereich Gastronomie haben wir in 2008 gemeinsam mit unseren Fachhandels-Depositären ein beachtliches Ergebnis im Bereich Davidoff Longfiller erzielt. Viele unserer Partner haben im äußerst schwierigen Jahr 2008 bewiesen, dass sogar noch Umsatzsteigerungen in diesem Segment möglich sind. Wir sind fest davon überzeugt, dass wir mit den 120 Depositären die richtigen Partner für das erklärungsbedürftige Longfiller-Sortiment, RBA und Pfeifentabak haben und dass wir diese Partnerschaft langfristig aufrechterhalten können.
DTZ: Wird sich an der Zahl der 120 Fachhandels-Depositäre für Longfiller, RBA und Pfeifentabak etwas ändern?
Mario Samec: Wie schon in den letzten Jahren wird es möglicherweise neue Depositäre geben und erfahrungsgemäß werden auch mal Standorte geschlossen. Die Zahl der Fachhandels-Depots ist dadurch über die letzten Jahre relativ konstant geblieben. Die Kriterien für Neueröffnungen von Depots bleiben also unverändert bestehen.
(DTZ 20/09)