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  • Aktionsbündnis geht plakativ in die Offensive

    Bayern sagt Nein! will mit Plakataktion Verbraucher zum Gang an die Wahlurne motivieren

    MÜNCHEN (DTZ/vi). Vertreter des Aktionsbündnisses Bayern sagt Nein! präsentierten vor dem Hofbräuhaus am Platzl in München die Plakatmotive, die ab sofort von ehrenamtlichen Helfern und Unterstützern bayernweit aufgehängt werden. Mit vier Motiven wollen die Gastronomen auf den Volksentscheid am 4. Juli aufmerksam machen und Verbraucher zum Gang an die Wahlurne bringen.

    Birgit Netzle, Wirtin des Asam-Schlössls, Franz Bergmüller, Gastronom im Münchner Umland und Initiator des Aktionsbündnisses, Karin Eiden und Conrad Mayer vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband sowie Jürgen Koch, Gastronom in München, unterstützen die Kollegen in ganz Bayern.

    Aufmerksamkeit erregen
    Die Plakate sollen Aufmerksamkeit erregen und mit den Motiven auf die Hauptpunkte beim Volksentscheid hinweisen. Geplant ist, in Kooperation mit Bündnispartnern die fünf Plakate in Bayern so zu platzieren, dass die Bürger dadurch auf die Thematik aufmerksam gemacht werden und sich auf der Homepage über die Hintergründe und Details zum Volksentscheid informieren.

    Noch ist nicht allen Verbrauchern klar, dass das bestehende Gesetz zum Nichtraucherschutz Nichtraucher grundsätzlich schützt und nur einige wenige Ausnahmen regelt, die es Wirten und Festzeltbetreibern ermöglichen, das Rauchen unter bestimmten Voraussetzungen zu gestatten.

    An die Kommunen appelliert
    Das Aktionsbündnis Bayern sagt Nein! appelliert in diesem Zusammenhang nochmals an die Kommunen, im Vorfeld die Bürger im Sinne der Demokratie nachhaltig über den Ablauf des Volksentscheids aufzuklären.

    Wie bei jeder anderen Wahl wird derzeit der Aufruf zur Briefwahl versendet. Jeder stimmberechtigte Bürger kann entweder am 4. Juli sein Kreuz in einem Wahllokal setzen oder per Briefwahl abstimmen.

    (DTZ 24/10)

  • Volksentscheid in Bayern

    Tabakbranche kämpft um ihre Existenz

    ULM (DTZ/fh). Der 4. Juli wird zum Schicksalstag für bayerische Tabakfachhändler und die Gastronomie. An diesem Tag ist die gesamte wahlberechtigte Bevölkerung in Bayern aufgerufen, über das Nichtraucherschutzgesetz abzustimmen.

    Bereits diese einleitenden Sätze enthalten für den Bürger auf der Straße so viele Unklarheiten, dass DTZ erneut den Sachverhalt darstellen und damit auf die Gefahren, die aus der Wahl entstehen können, hinweisen will.

    Unwissende Bürger
    Laut einer Studie der Bamberger Universität wissen 80 Prozent der Bürger überhaupt nicht, dass es diesen Wahltermin gibt und daraus resultierend auch nicht, worum es geht. Gleichzeitig gilt es festzuhalten, dass die ÖDP als Initiatorin des Volksentscheids (zurückgehend auf ein Volksbegehren im Dezember 2009), bewusst und penetrierend vom Nichtraucherschutz spricht.

    Damit wird suggeriert, und Umfragen zu Folge glauben dies viele Wähler auch, dass die Gegner, sprich das Aktionsbündnis für Freiheit und Toleranz – Bayern sagt Nein (www.bayern-sagt-nein.de) das grenzenlose Rauchen immer und überall fordern würde.

    Mit dieser Taktik hat die ÖDP bereits im genannten Dezember 1,3 Millionen Stimmen auf ihre Seite gebracht, höchstwahrscheinlich sogar viele tolerante Raucher, die eben diese Grenzenlosigkeit nicht befürworten. Warum geht es wirklich?

    Die Wahl und ihre Inhalte
    Nachdem der VEBWK (Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur) unter der Leitung von Franz Bergmüller mit Unterstützung von MUT (Mittelständische Unternehmen der Tabakwirtschaft) im Vorfeld der letzten bayerischen Landtagswahlen eine Kampagne für ein tolerantes Nichtraucherschutzgesetz erfolgreich durchgezogen hatte, brach die alleinregierende CSU vollkommen ein, die FDP wurde als Koalitionspartner aufgenommen und das existierende Gesetz auf deren Betreiben hin mit folgenden Inhalten installiert. Alleinige Ausnahmen für das Rauchen in der Gastronomie sind:•Lokale bis 75 qm, Nebenräume und Festzelte.

    Die ÖDP spricht taktisch klug nie von diesen minimalen Ausnahmen. Akzeptiert auch nicht eine Statistik des Münchener Kreisverwaltungsreferats vom Februar 2010, wonach 89 Prozent (!) der Münchener Gastronomie rauchfrei ist.

    Unfairen Wahlkampf der ÖDP
    Vielmehr stellt sie eine keineswegs repräsentative Umfrage von wenigen punktuell ausgesuchten Betrieben gegenüber, wonach kaum ein Lokal rauchfrei sei. Franz Bergmüller, Sprecher des Aktionsbündnisses beklagt einen unfairen Wahlkampf: „Die ÖDP arbeitet mit unseriösen Argumenten, bezieht sich beispielsweise auf 9 000 gastronomische Betriebe, die man im Mai nach ihren Erfahrungen mit dem Gesetz befragt habe. Erfahrungsgemäß, solche Umfragen haben wir vom VEBWK in der Vergangenheit auch schon durchgeführt, ist das logistisch kaum machbar, zumal sich die Gastronomie zur Handhabung von Gesetzen am Telefon nur sehr ungern äußert.“

    Ein anderer Punkt seien die Kommunen, die die Arbeit des Aktionsbündnisses behindern. Aktuell, aber keinesfalls alleine, davon betroffen ist Christine Klever von der Nürnberger Casa del Habano, die vor ihrem Gebäude Straßenplakate aufgestellt hatte und der nun eine hohe Ordnungsstrafe droht.

    Plakate einkassiert
    Claus Fleischmann, Chef des Liegenschaftsamts, ließ die Plakate einkassieren und verwies auf ein Gesetz, wonach nur die Initiatoren des Volksentscheids, also die ÖDP oder andere politische Parteien dies tun dürften.

    Franz Bergmüller will dies verfassungsrechtlich prüfen lassen, denn hierdurch werde die Arbeit des Aktionsbündnisses gravierend behindert, zumal die CSU als Regierungspartei und Mitinitiatorin des existierenden, zur Wahl stehenden Gesetzes ihr Gesetz in keiner Weise verteidige. „Wenn das existierende Gesetz durch den Volksentscheid kippt, sehe ich in Bayern 10.000 Arbeitsplätze und Existenzen in der Gastronomie als stark gefährdet an. Vor allem in Kleinwirtschaften“, so Bergmüller.

    Folgen für die Tabakbranche
    Sollte das existierende Nichtraucherschutzgesetz in Bayern durch den Volksentscheid in Bayern am 4. Juli kippen, sind die Folgen für die Tabakbranche vielfältig.

    Nachdem am Arbeitsplatz vielfach nicht mehr geraucht werden darf, was bereits zu gravierenden Einbußen geführt hat, würde nun auch in der Gastronomie nicht mehr geraucht werden. Weder in Nebenräumen, noch in kleinen Wirtschaften oder in Festzelten. Keine Ausnahmen wären mehr möglich.

    Zigarettenautomaten in der Gastronomie erübrigen sich damit, das Rauchen in der Öffentlichkeit als normale alltägliche Erscheinung verschwindet noch mehr.

    Folgen für Deutschland
    Und schließlich die Folgen für ganz Deutschland? Bayern als Vorzeigebundesland hätte eine Signalwirkung im Dominostil. Beispielsweise auf das andere große Flächenland Nordrhein-Westfalen, wo mit den Grünen, Linken oder der SPD jederzeit noch Parteien in die Regierung einziehen können, die vehement gegen das Rauchen eingestellt sind und wie beispielsweise die Grünen dies auch im Parteiprogramm verankert haben.

    Die Grünen sprechen dort sogar davon, gegebenenfalls ein Volksbegehren wie in Bayern anzustrengen, was aber nicht notwendig wäre, wenn sie es innerhalb einer Koalition, wie im Saarland geschehen, als unbedingte Voraussetzung für eine Koalition fordern würden.

    Was kann der Fachhändler tun
    MUT hat sich als Mitglied des Aktionsbündnisses an der Finanzierung und Verteilung von Millionen von Flyern und Aufklärungsbroschüren sowie Werbemitteln wie Feuerzeugen beteiligt. Hierzu wurde die Firma Plattner beauftragt, 1,65 Millionen Feuerzeuge zu produzieren, welche die Fachhändler kostenlos an ihre Kunden verteilen sollen.

    Stellvertretend für viele engagierte Tätige sei die Firma Ostermeier in Ottobrunn genannt, die als MUT-Mitglied und mit Inhaber Rudolf Ostermeier im Lenkungsausschuss des Aktionsbündnisses vertreten, mit einem hohen logistischen Aufwand für die Verteilung von Flyern und sonstigen Werbemitteln sorgt.

    Material bestellen
    Auf der Internet-Seite www.bayern-sagt-nein.de kann jeder Fachhändler entsprechendes Material bestellen (Rubrik Mitmachen & Aktionen, dort Aktionsflyer anklicken). Die dort angegebenen unter Umständen recht hohen, im Übrigen kostenfreien Abnahmemengen sollten nicht abschrecken. Dies ist in einem persönlichen Gespräch unter der Telefonnummer 089 / 216 666 99 abzuklären.

    Anzusprechen sind dabei jede Art von Kunden. Raucher, aber auch Nichtraucher, die keinen Verbotsstaat Bayern wollen. In jedem Fall eine große Gruppe von Menschen, die noch nicht aufgeklärt sind darüber, was die Wahl zum Inhalt hat.

    Neben den Aufklärungsflyern und kostenlosen Feuerzeugen können dabei für den Innenraum oder das Schaufenster auch Plakate verwendet werden. Stellvertretend hierfür sei der Fachhändler Stephani in Passau genannt, der in der Heimat von Sebastian Frankenberger, dem Sprecher des ÖDP-Bündnisses, an der vordersten Front kämpft. Aber auch Harald Sommer, Vorstandsmitglied bei MUT, der seine Internet-Seite und seine Räumlichkeiten großflächig nutzt, um seine Kunden aufzuklären.

    Briefwahlunterlagen eingetroffen
    Mittlerweile sind in jedem bayerischen Haushalt übrigens die Wahlunterlagen eingetroffen. Sie enthalten wie üblich auch die Möglichkeit zur Briefwahl, die man allerdings gesondert anfordern muss.

    Die Wahl entscheidet sich über eine einfache Mehrheit. Gehen also nur drei Bürger zu Wahl, ist das Ergebnis entschieden. Auch wenn so manche Umfrage einen für die Tabakbranche negativen Ausgang vermuten lässt, sei dies laut Bergmüller keineswegs ein Signal aufzugeben.

    Das frühere CSU-Mitglied ist seit vielen Jahren in der Politik aktiv und weiß daher, dass jede Wahl erst in der letzten Woche entschieden wird und so mancher Bürger sogar noch auf dem Weg zur Wahlurne überlegt, was er wählen wird.

    (DTZ 24/10)

  • Hall Tabakwaren: Konstanter Umsatz 2008

    Vorsteuergewinn gesunken / Auch Automatengeschäft blieb profitabel

    MÖNCHENGLADBACH (DTZ/fnf). Die Mönchengladbacher Tabakwarengroßhandlung Hall Tabakwaren erzielte im Jahr 2008 einen Umsatz von 658 Mio Euro (Vorjahr 660 Mio Euro). „Erneut verlor das Automatengeschäft 2008 rund 13 Mio Euro Umsatz. Dies konnte durch eine Umsatzsteigerung im Geschäftsfeld Großhandel weitgehend ausgeglichen werden“, so Geschäftsführer Dr. Michael Reisen.

    „Der stabile Gesamtumsatz 2008 ist jedoch nur aufgrund von Zukäufen in Höhe von 13 Mio Euro (Umsatzanteil 2008) zu realisieren gewesen.“ Der Ertrag ging – wie erwartet – deutlich zurück. Der Ebitda reduzierte sich im Geschäftsfeld Großhandel auf 5,8 Mio Euro (1,1 Prozent vom Umsatz), im Geschäftsfeld Automat auf 5,6 Mio Euro (3,8 Prozent vom Umsatz). Das Unternehmen erwirtschaftete insgesamt einen Cash Flow von nur noch 10,2 Mio Euro (1,6 Prozent vom Nettoumsatz nach 1,8 Prozent in 2007).

    „Damit betrug das Cash Flow Ergebnis wie befürchtet, aber auch prognostiziert, im zweiten Jahr seit 1903 weniger als 2 Prozent vom Nettoumsatz“, beklagt Firmeninhaber Jürgen Hall. Der schleichende Spannenverlust in beiden Geschäftsfeldern mache Sorgen. Er ist, so Jürgen Hall, zum einen maßgeblich beeinflusst durch den organisierten Großschmuggel, zum anderen im Bereich Großhandel zusätzlich noch durch Wettbewerbsaktivitäten.

    Weiter macht Jürgen Hall deutlich: „Die Erhöhung des Mindestpackungsinhaltes, verbunden mit einer autonomen Preiserhöhung, kommt zu früh. Der Markt braucht Ruhe. Das Risiko, dass der preislich hoch sensible Zigarettenmarkt erneut deutlich einbrechen wird, ist beträchtlich. Einige Marktteilnehmer der Tabakwirtschaft wollen nicht erkennen, dass (Roh)Ertrag immer das Produkt aus Absatz/Umsatz mal Prozent-Spanne ist. Eine hohe Prozent-Spanne hilft wenig, wenn der Umsatz entsprechend zurückgeht und zudem der Konsument sich für immer vom Automaten abwendet. Gewaltige, unabdingbare Investitionen in den Automatenpark (Dokumentenleser, Geldscheinleser / teilweise Münzwechsler) dürften für manche Aufsteller zum jetzigen Zeitpunkt nicht opportun sein.

    Leider wird sich wieder einmal die alte Weisheit bestätigen: "Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach“, so die Auffassung der Geschäftsführung von Hall Tabakwaren. Hall sieht für sein Unternehmen die Entwicklung gelassen. Der gesamte Automatenpark von z. Zt. 32 500 Automaten steht mit einem Wert von 0,7 Mio Euro inklusive aller Nachrüstungsinvestitionen zu Buche, also 22 Euro pro Automat. Insgesamt gilt eine Kostenreduzierung von 1,5 Mio Euro (u.a. Personal, EDV) für 2009 als gesichert. Investitionen und evtl. Zukäufe werden altmodisch wie bisher aus dem erwirtschafteten Cash Flow finanziert.

    „Für die ersten drei Quartale im Jahr 2009 erwartet Hall wegen der Beibehaltung des Münzeinwurfes 4 Euro eine Umsatzsteigerung im Automatengeschäft. Das dürfte mit dazu beitragen, die in diesem Absatzkanal ohnehin schon starke Verbundgruppe DTV weiter zu stärken“, so Geschäftsführer Dr. Stephan Speckgens.

    (DTZ 13/09)

  • Patrick Engels neuer Pöschl-Geschäftsführer

    Gerhard Steinberger Mitglied der Geschäftsleitung

    [pic|137|l|||Patrick Engels|||]

    GEISENHAUSEN (DTZ/fnf). Patrick Engels (33) wurde mit Wirkung zum 17. März 2009 zum alleinvertretungsberechtigten Geschäftsführer der Pöschl Tobacco Group neben Dr. Ernst Pöschl (60) bestellt und tritt damit die Nachfolge seines Vaters Dr. Robert Engels an, welcher im Januar 2009 verstorben war.

    [pic|138|r|||Gerhard Steinberger|||]

    In seiner neuen Funktion als Geschäftsführer der gesamten Gruppe zeichnet Engels für die Felder Marketing, Vertrieb, Logistik, Kommunikation, Industriepolitik, Marken- und Wettbewerbsrecht sowie das Controlling der Tochter- und Beteiligungsgesellschaften auf Marktebene verantwortlich. Sein Partner Dr. Ernst Pöschl steht wie schon bisher den Bereichen Produktion, Einkauf, Technik, Qualitätsmanagement sowie Personal vor. Den Finanzbereich betreuen Engels und Pöschl gemeinsam.

    Zum Nachfolger von Engels als Mitglied der Geschäftsleitung der Pöschl Tabak GmbH & Co. KG und hier operativ zuständig für den Bereich Marketing, Vertrieb und Logistik wurde per 1. April 2009 Gerhard Steinberger (43) berufen, bisher Verkaufsleiter National. Diese Funktion wird Steinberger auch bis auf weiteres in Personalunion mit seiner neuen Position ausüben und auch in dieser weiterhin direkt an Engels berichten.

    (DTZ 13/09)

  • "Weitere 2400 Discounter mit Presse-Angebot"

    KÖLN (DTZ/fnf). Der Pressegroßhandel und der Discounter Netto bauen ihre Zusammenarbeit in der Vermarktung ihrer Zeitungen und Zeitschriften aus. Dies geht aus einer Pressemeldung des Presse-Grosso Bundesverbandes hervor.

    Das Presse-Grosso hat mit Netto vereinbart, dass in den von Plus übernommenen Filialen Zeitungen und Zeitschriften neu in das Sortiment aufgenommen werden. Die 73 Presse-Grossisten bereiten die Aufschaltung der bundesweit 2400 Filialen der Vertriebslinien Plus Markendiscount und Netto Markendiscount vor. Das Sortiment wird durch das Presse-Grosso jeweils individuell disponiert und liegt je nach Größe der Outlets bei 80 bis 120 Titeln.

    Die Integration der ehemaligen Plus-Filialen ist bereits angelaufen und soll bis zum Jahr 2010 abgeschlossen sein. Das Presse-Grosso wird dann über 4000 Outlets des Discounters Netto mit Presseprodukten beliefern, heißt es in der Pressemeldung.

    (DTZ 11/09)

  • Presse Roundtable: Viele kleine Puzzleteile ergeben ein Bild

    DTZ-Runde: Suche nach konstruktiven Ansätzen zur Verbesserung der Situation im Facheinzelhandel

    MAINZ (DTZ/kh/fok). Zugegeben: Es war keine paritätisch ausbalancierte Runde, die sich am vergangenen Donnerstag auf Einladung der Tabak Zeitung in Mainz auf dem Lerchenberg traf, um die Situation des Presseeinzelhandels zu beleuchten und darüber nachzudenken, wie und wo Stärken des Fachhandels besser genutzt, Schwächen innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette Presse ausgemerzt und Ideen für gemeinsame Strategien entwickelt werden können.

    Die eingeladenen Vertreter von Verlagen, Nationalvertrieben, Grossobetrieben und natürlich Pressefacheinzelhändler haben eines gemeinsam: Sie setzen sich im Eigeninteresse für einen gut sortierten, kompetenten und verkaufsaktiven Pressefacheinzelhandel ein. Gemeinsame Interessen, aber auch gemeinsame Antipathien waren also durchaus vorprogrammiert, ja sogar gewollt, um Ansatzpunkte für ein strategisches Miteinander auszuloten.

    Drei verschiedene Wertschöpfungsstufen – viele unterschiedliche Meinungen: Wenn Vertreter aus Verlag, Grosso und Einzelhandel an einem Tisch sitzen, kann keine absolute Einigkeit herrschen. Das spiegelte sich auch an diesem Nachmittag beim Presse-Roundtable der Tabak Zeitung wider. Uneinigkeit herrschte vor allem bei den Themen, welche Aktionen von Grosso und Verlagen dem Einzelhandel wirklich und langfristig helfen können oder wer das Geld dafür in die Hand nehmen muss. Und obwohl sich jede Partei darüber bewusst ist, dass es Probleme gibt – sei es durch Wirtschaftskrise oder andere Faktoren – wurde auch in dieser Runde das Grosso-System nicht ansatzweise in Frage gestellt, sondern von allen geschützt. Nun aber von vorne. In einem waren sich die Teilnehmer des Presse-Roundtable nämlich einig: Sie sprachen unisono ein großes Lob für einen Großteil der Einzelhändler aus und zeigten viel Verständnis für deren Lage.

    Einzelhändler sind „Verkäufer“, die sich oft nicht mehr in ausreichendem Maß auf ihre eigentliche Verkaufsarbeit konzentrieren können, hieß es. Die Bürokratie, der „Papierkram“ nehme inzwischen einen Großteil ihrer Arbeitszeit in Anspruch. „Einzelhändler klagen darüber zurecht“, so der Grossist Hans-Dieter Müller, „es hilft ihnen nur nichts. Es ist chancenlos, denn zu viele verzichtbare Vorgänge halten sie nach wie vor von der optimalen Präsentation und vom aktiven Verkaufen ab“.

    Unternehmer Dr. Adam-Claus Eckert: „Es ist eine Zumutung, dass Einzelhändler jetzt sogar an einigen Orten Deutschlands von mehreren Grossisten gleichzeitig beliefert werden. Das bedeutet für den Fachhändler Mehrarbeit. Es muss einen einzigen Grossisten für ein Gebiet geben.“ Unter diesen Umständen leide oftmals nicht nur die „Qualität“ des Verkaufens, sondern auch die Bereitschaft der Einzelhändler sich darüber hinaus zu engagieren.

    Das Hauptproblem, so scheint es, ist, dass Einzelhändler sich gegen vielerlei wehren müssten, schleichende Spannenkürzungen etwa, doch dazu fehlten den Facheinzelhändlern schlicht die nötige Zeit und das Geld – und daher auch die Motivation. Und dies wiederum ist Hauptursache dafür, dass der Einzelhandel bisher nicht den notwendigen Organisationsgrad erreichen konnte, der zur Durchsetzung seiner Interessen notwendig wäre.

    Daher existierte in der Runde der Vertreter von Verlagen, aus dem Grosso und dem Einzelhandel starke Skepsis an dem Gelingen eines solchen Interessen-Zusammenschlusses. Dr. Eckert, der diese Forderung nach einer Bündelung der Interessen schon seit langem verfolgt, auch wenn er an ein Gelingen kaum noch zu glauben wagt: „Grosso und Einzelhandel müssen sich eben gemeinsam gegen schleichende Spannenkürzungen wehren. Sie müssen sich verbünden.“ Und Gertrud Schäfer ergänzt: „Jeder Einzelhändler ist auch ein Unternehmer und muss sich überlegen, woran er verdient.“ Auch ihrer Ansicht nach fehle Einzelhändlern die Gegenwehr, und es mache durchaus Sinn sich als Pressefachhändler in einem Verband zu organisieren.

    Eigentlich dürften Discounter als Presse-Verkaufsstellen keine Konkurrenten sein, so die Vertreter der Verlage und des Grosso. Fachhändler hätten es ihrer Meinung nach schließlich in der Hand, die eigenen Vorteile auszuspielen – den persönlichen Kontakt zum Kunden. „Discounter sind keine Verkäufer. Die kassieren nur“, ärgert sich der Frankfurter Einzelhändler Günther Kraus. „Ist es nicht scheinheilig vom Grosso, dass dem Einzelhändler einerseits neue Regale zur Umsatzoptimierung empfohlen werden und gleichzeitig in Discounter investiert wird? Ich behaupte, wir würden auch ohne Discounter den Umsatz machen, den wir heute zusammen machen. Presseeinzelhändler sind nämlich hoch motivierte Verkäufer.“

    Vertriebssystem ist gut aufgebaut und funktioniert
    Meistens werde auf hohem Niveau gejammert, findet Markus Klei: „Unser Vertriebssystem ist gut aufgebaut und funktioniert gut“, so der Vertriebsleiter bei Burda. Es hake lediglich an Kleinigkeiten. „Wir sollten uns hier nicht unnötig mit Basics aufhalten, die fast schon den Charakter selbstverständlicher Hygienefaktoren haben wie unter anderem kulante Gutschriften bei Spätremission, Zählfehler, transparentes Belegwesen, Servicebereitschaft bei Nachlieferungen und so weiter – der Einzelhandel ist hier von lästiger Administration frei zu halten, damit er sich auf das aktive Verkaufen und die optimale Präsentation konzentrieren kann“, fasste Hans-Dieter Müller zusammen.

    „Wir als Grosso sollten es schaffen, das zu verbessern, was tatsächlich vom Einzelhandel als Hilfe bei der Erzielung guter Renditen mit Presse empfunden wird und was rasch wirksam umgesetzt werden kann. Das sind ganz alltägliche Dinge, zum Beispiel tatsächlich nachfrageorientierte Liefermengen und Sortimente, Unterstützung bei lokalen Events, Optimierung von Größe und Struktur des Presseregals“, so der geschäftsführende Gesellschafter bei Emil Dittmann.

    Leidwesende sind oft vor allem die Einzelhändler
    „Das Grosso und die Verlage können sich weniger beschweren. Der Einzelhandel hat deutlich zu wenig Umsatz“, meinte Dr. Eckert. „Wenn Verlage und das Grosso uns nicht helfen, dann haben auch sie ein Problem.“

    Über diesen Punkt herrschte beim Roundtable Einigkeit. „Klar, wir sind auf den Facheinzelhandel angewiesen und auch wir heißen es nicht gut, wie einige Verlage mit ihm umgehen“, so Markus Klei. „Eine gemeinsame Aufgabenstellung aller Marktteilnehmer sollte die Förderung des Pressefachhandels sein“, sagte Kraus.

    Ein wichtiger Punkt ist die Motivation der Fachhändler. „Pro Titel sollte ein Mindestnutzen für den Einzelhandel definiert werden, um die Motivation der Einzelhändler als Presseverkäufer nicht aufs Spiel zu setzen. Zudem sollten Verlage den Facheinzelhandel auch am Abo-Vertrieb partizipieren lassen“, so der Fachhändler Kraus, der selbst fast jeden Tag hinter der Ladentheke steht und Zeitungen und Zeitschriften verkauft.

    Motivierte Verkäufer sind das A und O im Presseverkauf – hier herrschte große Einigkeit. „Verlage können geldwerte Vorteile bieten. Es sollte Belohnungen für den Einzelhandel geben, wenn dieser durch besondere Aktionen mehr verkauft. Auch der Facheinzelhandel freut sich über kleine Aufmerksamkeiten, die die Motivation steigern“, betonte Kraus. DTZ-Chefredakteur Folker Kling schloss sich dieser Meinung an und ergänzte: „Die Bereitschaft wächst, wenn der Einzelne seinen Nutzen sieht.“ Der Wille des Einzelhändlers spiele eine zentrale Rolle: „Vor allem der Wille muss bei den Fachhändlern da sein. Das Know-how muss man lernen. Wir müssen in Personal-Know-how investieren“, so Hermann Breitbach von der IPS Pressevertrieb GmbH.

    Auch auf den Blauen Globus kam man in der lebhaften Runde zu sprechen: „Der Blaue Globus war im Ergebnis eine Fehlinvestition“, so Schlaghecken. „Das Konzept war gut gedacht, an der konsequenten Verfolgung der Ziele durch wirkungsvolle, verkaufsfördernde Maßnahmen hat es aber auf allen drei Stufen gemangelt.“

    Wenn man den Blauen Globus wiederbeleben wollte, bräuchte es klare Linien, so Kraus und zählte auf: „Sortimentsgestaltung, Servicebereitschaft, gutes Personal, Übersichtlichkeit, VMP-Kassen, aktives Verkaufen, Kundenansprache, Zweitplatzierung, die man wieder verwenden kann, gute Schaufensterdekoration, Frühremission vermeiden, Sortimentsoptimierung. Manche Titel müssen immer vorhanden sein, auch wenn sie dreimal nicht verkauf werden“, sagte er. „Durch diese Kriterien kann man auch die Presseverkaufsstellen minimieren.“

    Das Internetportal „www.pressefinden.de“ stieß beim Fachhändler Günther Kraus ebenfalls auf Kritik. „Da tut sich seit einem Jahr nichts.“ Und Markus Klei fügte hinzu: „Im Grosso tut man sich schwer mit Projekten, die einzelne Grossisten entwickelt haben.“ Und Schäfer ergänzte: „Da muss das Grosso Firmenegoismen überwinden.“

    Zu viele Presseverkaufsstellen oder nicht?
    Eine große Diskussion löste Hermann Breitbach mit seiner Aussage aus, dass es in Deutschland definitiv zu viele Presseverkaufsstellen gebe. „Auch Presse muss den Käuferströmen folgen und in Anbetracht der strukturellen Veränderungen im Einzelhandel Ersatz für die Geschäfte schaffen, die schließen“, relativierte Udo Schlaghecken. Die Zahl werde weiterhin zulegen, so Schlaghecken. Und Dr. Eckert fügte hinzu: „Jede Bäckerei hat inzwischen ihre drei Titel, jeder Baumarkt kriegt seine Bauzeitschriften geliefert. Dagegen wehre ich mich.“ Es sei nichts gegen die Belieferung von Discountern mit Presse einzuwenden, sagte Gertrud Schäfer. Ungerecht sei aber, dass nicht alle ein Vollsortiment führen müssten. Der Fachhandel habe mit seinem Vollsortiment eine erhebliche Kapitalbindung und hohe Kosten für Präsentation und Bearbeitung, während sich die Discounter die Rosinen heraus pickten und dem Fachhandel damit notwendige Basiserträge entziehen würden, hieß es aus der Runde.

    Ressourcen an andere Stellen umverteilen
    Natürlich war das Geld auch an diesem Tisch eines der wichtigsten Themen: „Die Entwicklung kann man nicht aufhalten“, so Hermann Breitbach. „Der Rohertrag schrumpft von der ersten bis zur letzten Stimme. Man muss den Kuchen gerecht umverteilen. Das ist aber schwierig, weil es eine Machtbarriere gibt.“ Breitbach weiter: „Wir müssen die Ressourcen verteilen an die Stellen, die es verdienen. Gelder, die in die Erschließung der Discounter fließen, müssten woanders hingehen. … Leider ist es utopisch, dass man Geld dort ausschütten kann, wo es sich lohnt. Die Leistungsbereitschaft muss sich aber auszahlen. Schließlich hängen wir alle von diesen engagierten Fachhändlern ab“, so Breitbach.

    Doch woher Geld nehmen, wenn nicht stehlen: „Wir können keine Geldversprechen machen. Das ist unrealistisch“, betonte Markus Klei. „Wir sind sonst zu allem bereit. Man kann mit uns über alles reden. Wir wären auch zu mehr gemeinsamen Sitzungen bereit, auch mit dem Einzelhandel. Die Frage ist nur, wie fruchtbar das ist. Wie soll das Ergebnis aussehen in dieser wirtschaftlich schweren Situation?“, gab er zu bedenken. „Wir sind froh über das gute Handelssystem und haben nicht zu klagen.“ Und Rüdiger Eichholz von Konradin ergänzte: „Es ist keine Riesenbaustelle. Das System funktioniert ja.“

    „Wir müssen mehr und konsequenter miteinander reden, und zwar zu dritt – Facheinzelhandel, Grosso und Verlage“, sagte Udo Schlaghecken von der PVG. „Wir haben auch knappe Ressourcen. Folglich müssen wir den Facheinzelhandel fragen, welche Maßnahmen ihm im Rahmen des Möglichen am ehesten helfen, um so die knappen Ressourcen bestmöglich zu investieren. Das setzt natürlich auch auf Seiten des Facheinzelhandels Verbindlichkeit hinsichtlich der Umsetzung voraus.“

    „Wenn ein bestimmtes Objekt oder eine spezielle Warengruppe vom Groß- und einzelhandel mit beträchtlichem Aufwand besonders in den Fokus gerückt wird, sollten die betroffenen Verlage an der Gestaltung und Finanzierung des Mitteleinsatzes beteiligt werden“, sagte Müller. Auf alle Fälle müsse das Grosso den Einzelhandel beim Marketing durch Präsenz und Lieferung von nicht alltäglichen Verkaufsfördermitteln, wie etwa Handzetteln, Bistrotischen, Glücksrädern bis hin zu Promotion-Teams und ähnliches, unterstützen.

    „Es ist klar geworden, dass bei der Investition in das Geschäft beim Einzelhandel finanzielle Gründe die Hauptbremse sind“, resümierte Hans-Dieter Müller. Darum setzt der Grossist auf Hilfspakete des Grossos („am besten zusammen mit den Verlagen“), die rasch voran getrieben werden sollten. Wie in der Vergangenheit behält Müller dabei auch Regaloffensiven im Blick. Die Hilfe sei bei den inhabergeführten Geschäften, die sie in Anspruch genommen haben „in Euro und Cent unmittelbar positiv zu spüren“, so Müller. „Unsere 260 inzwischen umgestellten Händler können ein Lied davon singen. Dabei sind pauschal gleichförmige Konzepte gar nicht nötig – jeder Grossist ist kreativ genug, um individuelle Wege zu finden.“

    Einzelhändlern den Rücken für Verkauf freihalten
    „Wir glauben an eine Lösung“, betonte auch Leiter Einzelverkauf Frank Schröder. „Ganz wichtig, dass wir mit den Einzelhändlern sprechen. Das fällt unserer Erfahrung nach auf fruchtbaren Boden. Den Weg wollen wir fortsetzen“, so Schröder und an alle Teilnehmer gewandt: „Nehmen Sie uns und die Grossisten bitte in die Pflicht.“ Die Verlage werden nicht alle Probleme des Einzelhandels lösen können, wie Schröder betonte: „Auch wir können nur begrenzt Geld investieren, aber wir können mit vielen kleinen Aktionen helfen – wie beispielsweise mit Verkaufshilfen, Werbemitteln und besserer Kommunikation. Wir wollen versuchen dem Einzelhändler den Rücken für den aktiven Verkauf frei zu halten.“

    „Die Hauptinvestition des Verlages muss in die Titel gehen, das ist das A und O“, so Gertrud Schäfer: „Es braucht qualitativ hochwertige Objekte mit vernünftigen Copypreisen und auskömmlichen Rabatten. Jeder von uns muss seine Hausaufgaben machen.“ Und Kraus schloss sich an: „Wir müssen viele kleine Puzzleteile zu einem großen Bild zusammensetzen. Dann funktioniert es.“ DTZ-Chefredakteur Folker Kling ergänzte: „Gute und gelungen Aktionen können wir gerne über die Tabak Zeitung oder BTWE kommunizieren um Breitenwirkung zu erzeugen.“

    Bedeutung höher als aktive Einbindung des Einzelhandels
    Ein kurzes Fazit des Roundtable-Gesprächs: Die Bedeutung des Presseeinzelhandels für weite Teile der Verlags- und Grossolandschaft ist höher als die aktive Einbindung eben dieser entscheidenden Schnittstelle zum Konsumenten in die Verhandlungen über die künftige Struktur des Pressevertriebs. Wer die Motivation des Pressehandels verbessern will, kommt nicht daran vorbei, ihn aktiv in die Entscheidungs-Prozesse einzubinden. Die Diskussion zeigte puzzleartig die Probleme wie auch Lösungsansätze auf. Um daraus ein funktionierendes Ganzes zu machen, ist aber auch und gerade ein viel breiteres Engagement des Presseeinzelhandels erforderlich. Nur wenn viele Beteiligte punktuell und/oder generell am selben Strang ziehen, kann aus den Puzzleteilen ein vollständiges Bild eines zukunftsorientierten Miteinanders entstehen.

    (DTZ 09/09)

  • Volksinitiative zum Rauchverbot gescheitert

    HANNOVER (DTZ/pnf).

    Den Betreibern einer Volksinitiative in Niedersachsen ist die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben: Die erforderlichen 70 000 Unterschriften sind nicht erreicht worden. Die Landeswahlleitung zählte nur 66 210 gültige Unterschriften.

    Mit der Initiative wollten der Dehoga-Landesverband Niedersachsen und seine Mitstreiter die Landesregierung dazu bewegen, die Ausnahmen vom strikten Gastrorauchverbot auch auf geschlossene Gesellschaften und Familienfeiern in gastronomischen Betrieben auszuweiten.

    Von den Kommunen hatten sie sich die eingereichten Unterschriften beglaubigen lassen. Am 28. November waren die Listen dem Landtagspräsidenten überreicht worden (siehe DTZ 49/08).

    Scharfe Prüfung der Unterschriftenliste
    Doch die Landeswahlleitung machte einen Strich durch Wirterechnung, indem sie die eingereichten Unterschriftenlisten gegen das bestehende Nichtraucherschutzgesetz genau daraufhin durchforstete, ob die Unterzeichner den vorgegebenen Kriterien genügen.

    Demnach zählen nur die Stimmen von deutschen Staatsbürgern, die mindestens 18 Jahre alt sind und mindestens drei Monate in Niedersachsen gewohnt haben, als gültige Stimme.

    Bei der Überprüfung sei festgestellt worden, dass nur 66 210 der Unterschriften diesen Vorgaben entsprechen, sagte der Landeswahlleiter. Folglich seien die erforderlichen 70 000 Unterschriften für die Volksinitiative nicht zusammengekommen und diese damit gescheitert. Eine Verlängerung sei wegen Fristüberschreitung ebenfalls nicht zulässig.

    Bei der Dehoga Niedersachsen, die sich auf die Beglaubigungen der Kommunen verlassen hatte, ist man tief enttäuscht.

    Über 66 000 Menschen wollen Ausnahmeregelung
    „Auch über mehr als 66 000 Stimmen kann sich die Politik doch nicht einfach hinwegsetzen“, betont Dehoga-Geschäftsführer Rainer Balke. Seine Hoffnung gilt nun der Politik, die ohnehin zur Umsetzung des Urteils des Bundesverfassungsgerichts das bestehende Gesetz ändern muss. Ausnahmen für Einraumkneipen unter 75 Quadratmeter Fläche sind geplant.

    Allerdings sperrt sich das niedersächsische Sozialministerium strikt gegen Ausnahmen für geschlossene Gesellschaften und Festzelte.

    Raucher sind gute Kunden: Für die Wirte ist die Lockerung rigider Gastrorauchverbote nach wie vor ein zentrales Thema.

    (DTZ 50/08)

  • Lotto- und Sportwetten-Umsätze befinden sich auf Talfahrt

    Fehlende Jackpots und Wirtschaftsschwäche drücken Spieleinsätze ins Minus

    STUTTGART (DTZ/vi). Die Spieleinsätze im Deutschen Lotto- und Totoblock (DLTB) sind bis Anfang Dezember im Vorjahresvergleich deutlich gesunken. Bundesweit gingen die Spieleinsätze der Lotterien und Sportwetten des DLTB bislang um rund 12,3 Prozent auf rund 6,04 Milliarden Euro zurück. Der vergleichbare Vorjahreswert belief sich auf 6,89 Milliarden Euro.

    Fehlende Jackpots drücken Spieleinsätze
    Hauptgrund dafür ist laut Lotto-Block neben der anhaltenden Kaufzurückhaltung vor allem die zufallsbedingt ungünstigere Jackpotentwicklung im Jahr 2008. Die vom Gesetzgeber im neuen Glücksspielstaatsvertrag vorgegebenen Rahmenbedingungen in Werbung und Vertrieb spielten für die Entwicklung der Spieleinsätze beim Lotto 6 aus 49 eine vergleichsweise untergeordnete Rolle.

    Der Glücksspielstaatsvertrag reguliert allerdings in besonderem Maße die unter dem Aspekt der Spielsucht als gefährlicher eingestuften Sportwetten und die tägliche Lotterie Keno. Diese Produkte weisen deshalb auch höhere Rückgänge beim Spieleinsatz auf.
    Im Jahresverlauf 2008 ist bislang kein einziger Lotto-Jackpot über 20 Millionen Euro zu verzeichnen.

    Wirtschaftsschwäche verprellt Spieler
    2007 sorgte insbesondere der Jackpot in Höhe von 45,3 Millionen Euro im November und Dezember für eine Steigerung der Spieleinsätze, die nun niedriger ausgefallen sind. Darüber hinaus verstärkte die im zweiten Halbjahr 2008 einsetzende wirtschaftliche Krise die bis dahin nur moderate Negativtendenz bei den Spieleinsätzen.

    In den ersten sechs Monaten 2008 lag der Lotto-Spieleinsatz gegenüber dem Vorjahr nur um etwa 2,4 Prozent im Minus.

    „Wir durchleben schwierige Zeiten. Die Finanz- und Wirtschaftskrise geht auch am Glücksspiel nicht spurlos vorbei“, sagte Dr. Friedhelm Repnik, Geschäftsführer der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg und derzeitiger Federführer des Deutschen Lotto- und Totoblocks. „Die Höhe der Spieleinsätze hängt zu einem großen Teil vom Lotto-Jackpot ab.

    Und ob der Jackpot geknackt wird oder über 20 Millionen Euro steigt, ist rein zufallsabhängig“, so Repnik weiter. „Hinzu kommt, dass die Vielzahl von illegalen Anbietern die Vorgaben des Glücksspielstaatsvertrages weiterhin ignoriert und deshalb den Lottogesellschaften Spieleinsätze verloren gehen.“ Sie rechtfertigten ihr Handeln mit der angeblich unklaren Rechtslage.

    Internetspielverbot ab 2009
    Damit dürfte aber mit In-Kraft-Treten des Internetspielverbots ab dem 1. Januar 2009 Schluss sein.

    Schwierige Rahmenbedingungen
    Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen kamen in diesem Jahr wiederum bislang weit über zwei Milliarden Euro in Form von Zweckerträgen und Lotteriesteuer dem Gemeinwohl, d. h. dem Sport, sozialen und karitativen Zwecken, der Kunst und Kultur sowie dem Umwelt- und Denkmalschutz, zugute.

    Keine Alternative
    „Zum Glücksspielstaatsvertrag gibt es keine Alternative. Nur ein staatliches Glücksspielmonopol schützt die Spielteilnehmer wirksam vor den Gefahren der Spielsucht und die Länder vor einem Abfluss der Zweckerträge in die Steueroasen. Als erfreulicher Nebeneffekt profitiert so vom Staatsvertrag das Gemeinwohl“, sagte Repnik.

    (DTZ 50/08)

  • „Veränderungen sind notwendig“

    Presse-Grosso Verband setzt im Streit zwischen Verlagen und Grossisten auf Evolution statt Revolution

    [pic|113|l|||Sind Pressevielfalt und Überallerhältlichkeit in Gefahr: Der Bauer Verlag fordert umfassende Veränderungen des Grosso-Vertriebs-Systems.|||]

    PRESSE
    MAINZ (DTZ/kh). Es ist ein Hin und Her. Ein Medienbericht über die Kündigung zweier Grossisten durch den Bauer Verlag folgt dem nächsten, und dennoch wird eigentlich immer dasselbe gesagt. Die, die uns Aufschluss geben könnten, hüllen sich in Schweigen. Daneben zeigt sich, dass andere Verlage zwar nicht so offensiv sind wie Bauer, aber dennoch ähnliche Forderungen stellen.

    Neben unterschiedlichen Auffassungen bei den Verhandlungen der Handelsspannen geht es um die Differenzen wegen der Weitergabe von Verkaufsdaten. Verlegertochter Yvonne Bauer forderte, dass Presseerzeugnisse nach ihrer Nachfrage- und Umsatzbedeutung platziert werden und unverkäufliche Titel konsequent ausgelistet werden, um überfüllte Presseregale zu vermeiden (DTZ berichtete). Dies würde nicht nur die Branche allgemein, sondern auch speziell den Pressefachhandel betreffen.

    Platzierung nach Nachfrage- und Umsatzbedeutung
    Bauer forderte aber auch generell von den Grossisten „bessere Leistungen und deutliche Veränderungen“ im Vertriebssystem. „Nur solange die Hauptumsatzträger das Grossosystem für effizient halten, wird es eine Zukunft haben“, drohte Yvonne Bauer. Sie fühlt sich in einer starken Position mit ihren „Flaggschiffen“ wie zum Beispiel „TV Movie“, „Bravo“ oder etwa „Intouch“.

    Branchenexperten vermuten indes, Bauer baue gegenüber den Grossisten eine Drohkulisse auf, um sie zur Nachgiebigkeit bezüglich möglicher Fusionswünsche (seitens des Verlages) mit anderen Grosso-Unternehmen zu bewegen. Denn schließlich kommen größere Grosso-Einheiten mit weniger Spanne klar. Ihrer Meinung nach könnte die Entscheidung des Bauer Verlags, den Grossisten Mügge und Grade zu kündigen und die Aufträge an die Bauer-Tochter Presse Vertrieb Nord zu vergeben, nicht endgültig sein. Andere Beobachter gehen dagegen davon aus, dass Bauer noch weiteren Grossisten kündigen könnte. Alles nur Spekulationen!

    Bauers Vorstoß kommt Springer gelegen. Springer betrachtet die Denkanstöße mit Interesse und hält Reformen bei den Grosso-Dienstleistungen für nötig, berichtete die Zeitschrift „Horizont“. Man bekenne sich allerdings weiter zum System.

    Verlage bleiben vom System weiter überzeugt
    Auch Burda ist weiter vom System überzeugt. Dass rohertragsstarke Titel bevorzugt werden, hält Tobias Mai für kaufmännisch legitim, heißt es.
    Für den Bundesverband Presse-Grosso war die Kündigung der Grossisten durch Bauer nicht vorhersehbar. „Die Kündigung der Mitgliedsfirmen Grade in Elmshorn und Mügge in Stade mit Wirkung zum 28. Februar 2009 kam völlig überraschend. Gründe hierfür wurden gegenüber den Firmen nicht angegeben. Beide Grossisten leisten eine gute Vertriebsarbeit. Die betroffenen Firmen und der Verband suchen das Gespräch zu der Bauer Vertriebs KG“, sagt Kai-Christian Albrecht, Hauptgeschäftsführer des Presse-Grosso Bundesverbandes.

    Der Bundesverband bemühte sich um Beschwichtigung der Prozesse, teilte aber in einer Meldung mit: Der Ruf von Bauer nach einer marktanteilsgerechten Bestückung der Regale im Fachhandel „verkenne die Selbstständigkeit des Pressefachhändlers und würde die Pressevielfalt an der Ladentheke in Frage stellen“. Evolution statt Revolution lautete das Credo des Markenexperten Professor Brandmeyer bereits im Jahr 2007, zitierte der Presse-Grosso Verband. „Das Presse-Grosso fühlt sich weiterhin der Förderung der Marktpflege und Marktbearbeitung verpflichtet. Veränderungen und Weiterentwicklungen im Vertriebssystem hat es immer gegeben. Sie werden auch in Zukunft nötig sein, um für alle Verlage die effizienteste Vertriebslösung zu bleiben“, heißt es in der Pressemeldung.

    Auch der ehemalige G J-Vorstand für Zeitschriften, Rolf Wickmann, hatte sich in die Diskussion eingebracht und Lösungsvorschläge präsentiert (DTZ berichtete). Wickmann schlägt eine absolute Mindestvergütung pro Exemplar als Eintrittskarte ins Grosso vor. Solche Marktzutrittshürden sind allerdings, ebenso wie auch Mindest-Copypreise, kartellrechtlich bedenklich, weil Grossisten wegen ihres Gebietsmonopols erst einmal jeden Titel listen müssen. Dies ist auch der Kern des aktuellen Streits.

    Apropos „kartellrechtlich“: Die Verträge wurden sowohl von Springer als auch von Bauer scheinbar fristgerecht gekündigt. Die Auslieferung der Titel wurde an andere Grossisten vergeben. Die Frage ist, ob das Kartellamt dieser Fusion zustimmt? Zu dieser Anfrage der Tabak Zeitung wollte indes niemand Stellung nehmen. Auch der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger e.V. (VDZ) aus Berlin hält sich bedeckt. Norbert Rüdell, Leiter der Presse und Kommunikation, sagt: „Der Vorgang ist zunächst einmal eine bilaterale Angelegenheit zwischen dem Verlag Heinrich Bauer und zwei Grossisten. Dass ein Unternehmen seine Vertragsverhältnisse kündigen kann, ist vom VDZ nicht zu bewerten. Das ist eine unternehmerische Entscheidung, die aufgrund der Marktbedeutung des Heinrich Bauer Verlages aber Relevanz für die Branche hat. Deshalb wird sich auch der VDZ in seinen Gremien damit befassen.“

    VDZ befasst sich in seinen Gremien mit der Thematik
    Es bleibt weiter spannend. Das Grosso-Vertriebssystem gewährleistet den freien Marktzugang für alle Verlage und Verlagsprodukte. Pressefreiheit finde daher ohne Markterschließungskosten für die Hersteller, mit einer bundesweiten Flächendeckung sowie einheitlichen Verkaufspreisen und Erstverkaufstagen statt. Würde wer auch immer dieses System gefährden, könnte damit auch die Pressevielfalt nicht mehr gewährleistet werden. Die nächsten Wochen werden vielleicht Entscheidungen bringen.

    Der Bauer Verlag wollte der DTZ keine Statements liefern, teilte aber folgendes mit: „Grundsätzlich gilt aber, dass wir die Zukunft mit dem Grosso planen und es lediglich um eine Vertriebsoptimierung geht.“ Dies bekräftigte Bauer-Geschäftsleiter Andreas Schoo gegenüber dem Mediendiest Turi: „Das System an sich ist in Ordnung, und wir stellen es in keiner Weise in Frage. Es geht uns aber darum, dieses System leistungsfähiger zu machen und den aktuell schwierigen Zeiten anzupassen.

    Mit der großen Mehrheit der Grosso-Unternehmen arbeiten wir gut zusammen. Aber wenn Sie sehen, dass es auch Grosissten gibt, die zum Teil seit Jahrzehnten nichts in ihr Unternehmen investiert haben und für die beispielsweise Marketing ein Fremdwort ist, dann können wir das nicht einfach hinnehmen. In ihrer wettbewerbsfreien Komfort-Zone tun Grossisten einfach zu wenig. … es geht uns darum, diesen Grossisten klarzumachen, dass sie in den nächsten Jahren etwas ändern müssen, denn sonst wären wir gezwungen, das Heft des Handelns selbst in die Hand zu nehmen. … Das kann einfach nicht sein, dass manche Grossisten für 14 oder 15 Prozent Spanne nur die Zeitschriften von A nach B transportieren und seit Jahren keinen Pressekiosk mehr von innen gesehen haben.“

    (DTZ 44/08)

  • Hat die EU-Kommission keine wichtigeren Aufgaben zu erfüllen?

    Gegenseitige Toleranz statt EU-weite Rauchverbote am Arbeitsplatz

    [pic|117|l|||Hans-Conrad Ostermeyer, BdZ-Geschäftsführer: "Die derzeit geltenden Regelungen bieten ausreichend Schutz für Nichtraucher, weiter gehende Regelungen haben nur die Aufgabe, Genießer von Tabakprodukten weiter zu diskreditieren.|||]

    BRÜSSEL (DTZ/da). Kaum hat sich die Lage in Deutschland beim Thema Rauchverbote etwas entspannt, schon tauchen erneut dunkle Wolken am Horizont auf, diesmal wieder aus Brüssel. Vladimir Spidla, EU-Kommissar für Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit, will in der Union ein generelles Rauchverbot am Arbeitsplatz einführen. In der Branche sorgen diese Pläne für Kopfschütteln und Empörung.

    Die EU-Kommission verfolgt schon lange das Ziel eines europaweiten Rauchverbots aus gesundheitspolitischen Erwägungen. Da ihr aber dafür die Rechtsbasis fehlt, weil Gesundheitsschutz Sache der Mitgliedsstaaten ist, versucht es die Kommission auf dem Weg des Arbeitsschutzes. Bereits im Juli war bekannt geworden, dass die EU-Kommission an einem Vorschlag zur Änderung der Rahmenrichtlinie über Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz „bastelt“. Den Brüsseler Plänen zufolge sollen alle Arbeitgeber in der Europäischen Union sicherstellen, dass der Arbeitsplatz frei von Tabakrauch ist. Darunter würde dann auch die Gastronomie fallen.

    [pic|118|r|||Marianne Tritz, DZV-Geschäftsführerin: "Sollte die EU-Kommission EU-weite Rauchverbote am Arbeitsplatz durchsetzen wollen, wird dies zu einer neuen Rechtsunsicherheit und letztlich zu einer völliigen Verunsicherung der Menschen führen.|||]

    Die neue Brüsseler Attacke in Sachen Verbotspolitik stößt bei einigen deutschen Politikern auf klare Ablehnung.. Nach Ansicht des CDU-Politikers Gunther Krichbaum, Vorsitzender des Europaausschusses im Bundestag, geht es der EU-Kommission darum, die Zuständigkeit der Nationalstaaten Schritt für Schritt zu unterlaufen. Der Hamburger SPD-Spitzenpolitiker Michael Naumann meint süffisant: Als Kompromiss könnte die Kommission vorschlagen, dass alle Nichtraucher nicht zur Arbeit zu gehen brauchen, aber vom Steuerzahler bezahlt werden, wenn in der Nähe ihres Arbeitsplatzes ein Raucher gesichtet worden ist. Widerstand kündigt auch Markus Ferber, Vorsitzender der CSU-Gruppe im Europaparlament, an.

    Auf völliges Unverständnis stoßen die Pläne der Kommission in der Tabakbranche. „Wenn den Damen und Herren in Brüssel angesichts massiver Probleme, mit denen sich die Menschen und die Wirtschaft derzeit konfrontiert sehen, nichts Wichtigeres einfällt, als Rauchverbote zu verhängen, dann entlarven sie sich als Traumtänzer und Ignoranten. Zu einem Zeitpunkt, wo die Welt am Abgrund einer großen Wirtschaftskrise steht, weiter die Verbotskeule zu schwingen und so noch mehr Arbeitsplätze zu vernichten, ist brutal und instinktlos.“ So oder ähnlich lauteten die Kommentare von Firmenrepräsentanten aus der Branche.

    [pic|119|l|||Franz Peter Marx, VdR-Hauptgeschäftsführer: "Gegenseitige Verständigung und Toleranz sollten eindeutigen Vorrang vor staatlichem europäischem Zwang haben. Bürogemeinschaften werdnen sich auch ohne staatliche Verbote verständigen."|||]

    Mit Erstaunen hat der Bundesverband der Zigarrenindustrie (BdZ) den erneuten Angriff der Kommission auf die Selbstbestimmung der mündigen Bürger in der EU zur Kenntnis genommen. „Die derzeit geltenden Regelungen bieten ausreichend Schutz für Nichtraucher, weiter gehende Regelungen haben nur die Aufgabe, Genießer von Tabakprodukten weiter zu diskreditieren und das bislang tolerante Miteinander von Rauchern und Nichtrauchern zu torpedieren. Es ist bedauerlich, dass die Kommission erneut so offenkundig deutlich macht, dass es ihr nicht um dieses gedeihliche Miteinander geht“, sagt BdZ-Geschäftsführer Hans-Conrad Ostermeyer.

    Die Landtagswahl in Bayern habe gezeigt, dass die Bürger es leid seien, sich unentwegt gängeln zu lassen. Und das gelte umso mehr, wenn es sich um realitätsferne Beamte im „Raumschiff Brüssel“ handele. Es sei richtig, dass die Nichtraucher geschützt würden, betont Marianne Tritz, Geschäftsführerin des Deutschen Zigarettenverbands (DZV). Und das werden sie in Deutschland auch durch die Arbeitsstättenverordnung, die dem Rauchen am Arbeitsplatz enge Grenzen setzt. „Sollte die EU-Kommission EU-weite Regelungen für Rauchverbote am Arbeitsplatz durchsetzen wollen, wird dies zu einer neuen Rechtsunsicherheit und letztlich zu einer völligen Verunsicherung der Menschen führen.

    Dieses Phänomen kann man derzeit in Deutschland sehr gut beim Thema ,Rauchverbote in der Gastronomie’ beobachten“, führte Tritz weiter aus. Die EU-Kommission tue zwar alles, um die Kompetenzen der Mitgliedsstaaten weiter auszuhöhlen . „Ich denke aber nicht, dass dies die Mitgliedsstaaten hinnehmen werden. Wenn man die aktuelle Entwicklung beim Thema Rauchverbote in der Gastronomie in den Bundesländern sieht, kann ich mir nicht vorstellen, dass die Mitgliedsstaaten neue Verbote aus Brüssel akzeptieren werden“, so die DZV-Geschäftsführerin.

    Eine eindeutige Abfuhr erteilt auch Franz Peter Marx, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Deutschen Rauchtabakindustrie (VdR), dem Vorhaben: „Gegenseitige Verständigung und Toleranz sollten eindeutigen Vorrang vor staatlichem europäischem Zwang haben. Bürogemeinschaften werden sich auch ohne staatliche Verbote verständigen.“ Der VdR-Hauptgeschäftsführer verwies ebenfalls auf die in Deutschland bestehende Arbeitsstättenverordnung. Paragraph 5, Absatz 2 dieser Verordnung sehe eine einvernehmliche Regelung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer beim Thema Rauchen vor. Auch von daher bestünde überhaupt kein Handlungsbedarf auf EU-Ebene. Im Übrigen habe er zunehmend den Eindruck, dass die EU-Kommission mit dem deutschen Verfassungsverständnis nicht vertraut sei.

    (DTZ 44/08)