MÜNCHEN // Gut 80 Unternehmer der bayerischen E-Zigarettenbranche haben Staatsregierung und Spitzenpolitiker in Bayern in einem Brandbrief zum Handeln aufgerufen. Sie befürchten, ihre Firmen schließen zu müssen. Hintergrund sind Verhandlungen in der Berliner Ampelkoalition zur Einführung eines Aromenverbotes bei E-Zigaretten.
Eine echte Alternative
Kristine Lütke, Sucht- und drogenpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion und bayerische Bundestagsabgeordnete, sagte als Reaktion auf den Brief: „E-Zigaretten sind eine sinnvolle Wahl und können zu einem echten Game-Changer werden. Denn E-Zigaretten sind im Vergleich zu gewöhnlichen Tabakzigaretten deutlich weniger gesundheitsschädlich und für Raucher damit eine echte Alternative ganz im Sinne der Schadensminimierung. Liquid-Aromen sind für viele Raucher ein ausschlaggebendes Argument für den Wechsel weg von der schäd‧licheren Tabakzigarette. Ein Aromenverbot für E-Zigaretten wird deshalb dazu führen, dass Raucher weiter zur schädlicheren Tabakzigarette greifen – aus gesundheitspolitischer Sicht ist das eine Katastrophe!“
Laut einer Umfrage des Bündnisses für Tabakfreien Genuss (BfTG) rechnen 90 Prozent der Unternehmen bei einem entsprechenden Verbot mit der Schließung ihres Betriebs – in Bayern sind das bis zu 360 Standorte. In Deutschland gibt es schätzungsweise 3000 Verkaufsstätten mit bis zu 15 000 Beschäftigten.
Aromen spielen eine wichtige Rolle
Thomas Mrva ist Liquid-Produzent aus München, zweiter Vorsitzender des BfTG und Initiator des Brandbriefs: „E-Zigaretten sind erwiesenermaßen weniger schädlich als Tabak und helfen beim Rauchstopp. Aromen spielen dabei eine wichtige Rolle. Das Aromenverbot für E-Zigaretten fördert letztlich den Tabakkonsum. Dabei hat Deutschland mit 34,3 Prozent eine der höchsten Raucherquoten Europas.“ Mrva weiter: „Länder wie Großbritannien und Neuseeland machen es vor und setzen E-Zigaretten zur Reduzierung des Tabakkonsums ein. Sie haben eine um bis zu viermal kleinere Raucherquote. Und die britische Regierung gibt gerade eine Million Starter-Kits mit E-Zigaretten aus, um Raucher zum Wechsel zu bewegen.”
Frank Buckenhofer, stellvertretender Vorsitzender der GdP Zoll, bestätigt: „Ein Aromenverbot wird den Schwarzmarkt befeuern, denn die Verbraucher werden auf ihre Produkte nicht verzichten wollen. Für organisierte Kriminelle wird es dann noch attraktiver, illegale Ware im großen Stil herzustellen. Zudem sind die Zollbehörden in Deutschland aktuell personell und strukturell nicht gut genug aufgestellt. Hier muss die Regierung nachbessern.“
Gefahr Schwarzmarkt
Viele Dampfer werden bei einem Verbot wieder rauchen oder auf den Schwarzmarkt beziehungsweise selbst hergestellte Liquids ausweichen. Das zeigen Umfragen und Erfahrungen aus dem Ausland. Es werden Fachgeschäfte reihenweise schließen, während illegale Händler gerade aus dem Ausland profitieren.
Und das wird alle bayerischen Städte treffen. Zudem würden Verbraucher-, Jugend- und Gesundheitsschutz geschwächt, warnen die Unternehmer in ihrem Brief. Ein Verbot würde mehr Probleme schaffen als lösen, so Mrva. Die Branche sei interessiert, zusammen mit dem Gesetzgeber einen Kompromiss zu finden. Dafür habe man bereits erste Vorschläge vorgelegt.
Mittlerweile, teilt man im BfTG mit, sei das Aromenverbot zumindest vorerst vom Tisch. Die Koalitionspartner hätten sich nicht einigen können. Mehr stand bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht fest.
vi
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