schön, dass Sie sich auch diesen ersten Newsletter im neuen Jahr anschauen. Das DTZ-Team wünscht Ihnen ein glückliches, gesundes und erfolgreiches 2021. Möge es besser werden als 2020.
Dafür allerdings stehen die Zeichen nicht allzu gut. Die verschärfte Verlängerung des harten Lockdowns ist beschlossene Sache – begründet auf einer Stellungnahme der Leopoldina (als Reaktion haben zwei renommierte Wissenschaftler die Akademie in offenen Briefen scharf kritisiert, die Rede ist unter anderem von „mit meinem Gewissen nicht vereinbaren“), auf den Ratschlägen eines sechsköpfigen Gremiums (ein Epidemiologe war meines Wissens nicht dabei) und auf der Basis von Zahlen des Robert-Koch-Instituts, das nach eigenem Bekunden vor dem 17. Januar keine aussagekräftigen Daten liefern kann. Oh, natürlich sprechen wir über in bestimmten Bevölkerungsgruppen gravierende Sterbezahlen. Wir sprechen aber auch über rund vier Milliarden Euro wöchentlich, die der Lockdown kostet. Und wir sprechen über eine Firmenlandschaft, die zunehmend aus sogenannten Zombies besteht, aus Unternehmen also, die nur mit Hilfe staatlicher Gelder überleben. Das böse Erwachen wird kommen, wenn diese Zahlungen eingestellt werden.
Corona-Quiz
An dieser Stelle – wir alle sind ja seit zehn Monaten betroffen – möchte ich Sie zu einem kleinen Corona-Quiz einladen:
1) Wie viele Beatmungsgeräte hat die Bundesregierung nach der ersten Bestellung über 10.000 Stück bei Drägerwerk in Lübeck nachgeordert?
2) Nachdem spätestens im Sommer „Experten“ jeder Couleur über die drohende zweite Welle schwadroniert haben – um wie viel Prozent wurde die Kapazität der Intensivbetten aufgebaut?
3) Wie viele neue Krankenhäuser wurden errichtet?
4) Wie hoch muss die Auslastung deutscher Intensivstationen sein, damit diese schwarze Zahlen schreiben? Zu welchem Grad sind die deutschen Intensivbetten seit Jahren durchschnittlich ausgelastet?
Wirtschaftliche Entwicklung
Während Sie über den Lösungen brüten, lassen Sie uns noch einen Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung werfen. Da kein Bürger ahnen kann, mit welchen Maßnahmen wir bis zur Bundestagswahl im September noch rechnen müssen, tappen auch die Ökonomen weitgehend im Dunklen. Für Deutschlands Konjunktur im Jahr 2021 reichen die Prognosen von 2,8 Prozent (OECD) bis zu 4,9 Prozent (RWI). Dabei haben alle Institute den harten Lockdown bis Ende Januar bereits berücksichtigt – und ihre Vorhersagen teils deutlich nach unten korrigiert. Die Zahlen sehen denn auch etwas besser aus als sie sind, denn das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) wird auf Basis des Vorjahres berechnet – und 2020 war ein besonders schwaches Jahr. Wie es tatsächlich aussehen wird?
Drastische Berichte
Ich bin nicht sehr optimistisch, denn die aktuelle Corona-Lage führt zu teils – gelinde gesagt – erratischen Maßnahmen. Wir wissen längst, dass die Toten zu etwa 80 Prozent in der Altersgruppe 80+ zu beklagen sind, die meisten davon in Alten- und Pflegeheimen, denen – nicht zuletzt aufgrund von Quarantäne-Anordnungen – das Personal fehlt. Drastische Berichte in lokalen Medien haben das belegt. Auch Kanzlerin und Länderchefs haben das erkannt und fordern unter Punkt 6 des neuen Maßnahmenkatalogs, es müsse in diesen Einrichtungen verpflichtend mehrfach pro Woche getestet werden. Allerdings, so heißt es in dem Papier weiter: „Vielfach fehlen in den Einrichtungen die personellen Kapazitäten, solche Schnelltests vor Ort durchzuführen.“
Neue Regeln
Aber Merkel und Co. haben eine Lösung parat: „Die Einrichtungen sind in der Verantwortung, eine umfassende Umsetzung der Testanordnung sicherzustellen.“ Im Klartext: Die Heim-Manager wissen jetzt schon nicht, wie sie es schaffen sollen, möchten sich doch aber gefälligst selbst darum kümmern. Mir gefällt auch Punkt 2 gut, in dem klar gemacht wird, dass „private Zusammenkünfte im Kreis der Angehörigen des eigenen Hausstandes und mit maximal einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person gestattet“ sind. Was für ein Irrsinn! Gemeint ist, dass nur zwei Leute aus verschiedenen Haushalten sich treffen dürfen. Laut Verordnung allerdings dürfen zum Beispiel zwei Leute aus einem Haushalt einen Dritten treffen. Für die beiden ist das in Ordnung, der Dritte jedoch verstößt gegen die Vorschriften. Aber eine ganze Reihe der Punkte auf dieser und Listen der Länder zeigt, dass die Verfasser nicht besonders weit gedacht haben. Ausgangsverbot ab 20 Uhr? Wer soll denn damit geschützt werden? 15-Kilometer-Radius? Wenn ich aus einer dicht besiedelten Gegend zum Joggen in ein einsames Waldstück fahre?
Im Übrigen zeigen zahlreiche Studien und Korrelationsberechnungen, dass Lockdowns die Verbreitung des Virus nicht stoppen. Auch die WHO hat ja formuliert, dass solche Maßnahmen nur absolute Ultima Ratio sein dürfen. (Lassen Sie mich aber auch darauf hinweisen, dass es eine Reihe von Studien gibt, die Lockdowns als wirksam herausstellen.)
Auflösung des Quiz‘
Und nun zur Auflösung unseres kleinen Quiz‘:
1) Keines – vielmehr nahm der Bund dem Hersteller nur 1557 Geräte ab und stornierte den Rest. Für Drägerwerk kein Verlustgeschäft, denn die Maschinen wurden ins Ausland verkauft, der Bund übernahm Handlings- und Logistikkosten.
2) Gar nicht – vielmehr sank die Kapazität vierten Quartal um rund 44 Prozent. Der kommunizierte Hauptgrund: Personalmangel. Ein weiterer Grund dürfte der Wegfall der Freihaltepauschale sein…
3) Keines – stattdessen wurden mindestens 21 geschlossen. Lassen Sie mich beispielhaft das Krankenhaus Ingelheim – weil vor den Toren unseres Redaktionsstandortes Mainz gelegen – herauspicken. Im März 2020 wurde die Klinik zum Corona-Spezialkrankenhaus mit 40 zusätzlichen Intensivbetten ausgebaut. Anfang Dezember war die Einrichtung insolvent und schloss zum Jahresende 2020 ihre Pforten. Laien fragen sich, warum mitten in der „zweiten Welle“ ein spezialisiertes Krankenhaus dicht macht, während manche Großunternehmen wie die Lufthansa mit Milliardenbeträgen gerettet werden.
4) Nach Aussagen von Krankenhausmanagern sind Intensivstationen quasi die Cash-Cows des Krankenhausbetriebs. Mindestens 80 Prozent der Betten sollten belegt sein, im Durchschnitt sind es 90 Prozent. (Und ja: Mir ist klar, dass das medizinische Personal derzeit besonders belastet ist – meines Erachtens ein gravierender Systemfehler).
Bleibt zu hoffen, dass unsere Branche die Situation möglichst unbeschadet übersteht – als Ganzes und jeder Einzelne von Ihnen mit Ihrem Unternehmen.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Winterwochenende.
Herzlich,
Marc Reisner,
Chefredakteur DTZ
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