Schlagwort: Lockdown

  • „Mittendrin statt nur dabei“

    Herr Blumendeller, hatte Corona etwas Positives?
    Michael Blumendeller: Ja, denn trotz den zum Teil harten Lockdown-Maßnahmen hat unser Business national, aber auch international weiter funktioniert. Mithilfe der modernen Technik konnten wir unsere regelmäßigen Meetings ohne große Substanzverluste weiter durchführen. Und wir konnten alle anstehenden Aufgaben in der Regel termingenau erledigen, obwohl viele Kollegen teilweise aus dem Homeoffice arbeiten mussten. Und schließlich konnten wir unser größtes Projekt, den Bau einer neuen Zigarrenfabrik in Nicaragua, trotz Corona mit nur wenigen Monaten Verzögerung fertigstellen. Um es auf den Punkt zu bringen: Trotz Corona-Pandemie, trotz hartem Lockdown – unser Business kam nie zum Stillstand. Nur persönliche Kontakte haben etwas gelitten – im geschäftlichen wie im privaten Umfeld.

    Was erwarten Sie vom Geschäftsjahr 2022?
    Blumendeller: Das erste Quartal 2022 war aus unserer Sicht gut und erfolgreich. Wir haben für dieses Jahr einige Neuprojekte in der Pipeline. Davon sind die ersten bereits erfolgreich im Markt lanciert, weitere folgen im Juni und Juli. Dazu kommen die Vorbereitungen für den Herbst, wenn wir mit Innovationen in den Markt gehen wollen. Innerbetrieblich bereiten wir uns technisch auf Track & Trace vor. Dazu sind enorme Investitionen notwendig. Diese Planungen sind sehr wichtig, zumal unser Unternehmen einen Großteil seines Absatzes beziehungsweise Umsatzes mit maschinengefertigten Produkten erzielt.

    Im Herbst gibt es das Comeback der InterTabac – worauf freuen Sie sich besonders?
    Blumendeller: Es ist unbestritten, dass sich jeder bei uns, der sich aktiv mit der InterTabac beschäftigt, sehr darauf freut. Die lange Abstinenz war schmerzhaft, speziell bezogen auf die persönlichen Kontakte mit unseren Lieferanten aus Mittelamerika und der Karibik. Dazu kommen die persönlichen Kontakte mit vielen Kunden, die aufgrund von Corona und den Messeausfällen gelitten haben. Die InterTabac in Dortmund betrachten wir als riesiges Schaufenster der Branche, und da sind wir gerne mit unseren Produkten mittendrin statt nur dabei.

    nh

  • Tabakhandel ohne Wachstum

    WIESBADEN // Der Einzelhandelsumsatz in Deutschland ist im Januar gegenüber dem Vormonat real um 2,0 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat lag das Plus bei 10,3 Prozent.

    Allerdings stammen diese Zahlen aus der Zeit vor dem russisch-ukrainischen Krieg. Zudem weist das erhebende Statistische Bundesamt darauf hin, dass der starke Umsatzanstieg gegenüber dem Vorjahresmonat mit dem Teil-Lockdown im Januar 2021 sowie mit dem Auslaufen der befristeten Mehrwertsteuersenkung im Dezember 2020 zusammenhängt.

    Bei „Lebensmitteln, Getränken, Tabakwaren“ gab es gegenüber dem Vormonat einen Rückgang um 5,6 Prozent.

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  • Lockdowns belasten Wirtschaft schwer

    KÖLN // Aufgrund der neuen Omikron-Variante gilt deutschlandweit ein „Lockdown light“. Im ersten Quartal 2022 kann das zu weiteren Schäden an der Wirtschaft führen, zeigen Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

    Auch wenn die Corona-Fallzahlen wochenlang sanken, ist von Entwarnung keine Rede. Im Gegenteil: Im Lockdown light sind Zusammenkünfte auch für Geimpfte und Genesene nur eingeschränkt möglich, Clubs und Diskotheken sind geschlossen. Grund ist die neue Omikron-Variante, die sich in europä‧ischen Nachbarländern wie Spanien, Großbritannien und Frankreich durchsetzt und – so die Befürchtung vieler Fachleute – auch Deutschland bald belasten könnte.

    Optimismus der Unternehmen
    Dabei ist der Optimismus der Unternehmen für 2022 groß, wie die aktuelle IW-Verbandsumfrage zeigt: Zum ersten Mal seit Beginn der Befragung rechnet keiner der 48 befragten Wirtschaftsverbände mit einem Produktions- oder Geschäftsrückgang.

    Das Corona-Virus hat die deutsche Wirtschaft bereits stark beschädigt. Bisher sind nach IW-Berechnungen rund 335 Milliarden Euro an Wertschöpfung verloren gegangen, davon 190 Milliarden Euro im Jahr 2020 und 145 Milliarden im vergangenen Jahr. Schon ohne Omikron kommen im ersten Quartal 2022 noch einmal 35 Milliarden Euro hinzu. Die neue Welle und die damit verbundenen Einschränkungen erhöhen den BIP-Verlust noch einmal um fünf bis 15 Milliarden Euro.

    Omikron-Variante
    Die neue Omikron-Variante und ein weiterer Lockdown könnten insbesondere das Gastgewerbe und den stationären Einzelhandel stark treffen. Rund sechs Milliarden Euro pro Monat gehen in den Geschäften vor Ort verloren, teilweise wandert der Umsatz in den Online-Handel ab. Und wenn es für die Gastronomie so schlimm kommen sollte wie Anfang 2021, könnten sich auch hier die Umsatzverluste auf über zehn Milliarden Euro gegenüber einem normalen Jahr summieren.

    Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) blickt mit Sorge auf die deutsche Wirtschaft. Nach seinen Berechnungen hat Corona hierzulande in den Jahren 2020 und 2021 zusammen fast 400 Milliarden Euro an Wirtschaftsleistung gekostet. Daher sorgt die rasante Verbreitung der Omikron-Variante in vielen Unternehmen für Alarmstimmung. Doch auch Energiepreise, Rohstoffengpässe und Fachkräftemangel könnten einen nachhaltigen Aufschwung mit viel Investitionen gefährden. Das Vorkrisenniveau könnten wir wohl erst gegen Ende 2022 wieder erreichen.

    red

  • „Relativ gut durch die Krise“

    BREMEN // Der Fachverband Tabakwaren, Presse und Toto-Lotto Bremen führte seine Jahreshauptversammlung durch. Der 1.  Vorsitzende Dirk Quade begrüßte neben den Mitgliedern auch den Ehrenvorsitzenden Harry Bollmann, den ehemaligen Geschäftsführer Horst Laue und den Vertriebsleiter Bremer Toto und Lotto, Marcus Büher.

    In seinem Bericht dankte Dirk Quade den Vorstands- und Arbeitsgruppenkollegen für die 2020 geleistete Arbeit. „Das vergangene Jahr war nicht nur das Jahr der Pandemie, sondern hat von uns allen privat und geschäftlich viel gefordert. Die Umgestaltung der Geschäfte und die Hygienevorschriften der Behörden verkaufsgerecht und umsatzfördernd umzusetzen war eine Herausforderung. Im März 2020 konnten wir vor dem ersten Lockdown noch unsere Jahreshauptversammlung durchführen. Kurz vor dem Lockdown war der Verband, mit Unterstützung der Bremer Lotto und Toto-Gesellschaft, aktiv daran beteiligt mit der Politik einen Weg zu finden, dass wir unsere Geschäfte offenhalten konnten, was in Bremen auch gelang.


    Lockdown im Weihnachtsgeschäft

    Der Verband konnte danach keine Treffen mit der Lottogesellschaft, PSN oder der BSAG wahrnehmen, aber die zuständigen Verbandskollegen für diese Sektionen waren ständig mit den Vertriebspartnern in Gesprächen. Mitten im Weihnachtsgeschäft hat dann alle der harte Lockdown getroffen. Mit Blick auf das politische Geschehen muss der Verband die fehlende Klarheit und Durchsetzung der Beschlüsse beanstanden, die auf Sitzungen der Bundesregierung mit den Ministerpräsidenten zustande kamen. Schon am nächsten Tag wurde von einzelnen Ländern davon abgewichen. Das unverständliche Vorgehen führte zu Irritationen bei den Kunden und im Handel. (…) Abschließend sei zu erwähnen, dass die Tabakbranche zum größten Teiul gut durch die Krise gekommen ist“, berichtete Quade.

    Finanzielle Lage
    Im weiteren Verlauf der Versammlung wurde den Mitgliedern durch den Kassenwart Rüdiger Roselius die finanzielle Lage des Verbandes erläutert und das Budget für 2021 vorgestellt. Fazit daraus ist, dass der Fachverband finanziell gut dasteht und für 2022 keine Beitragserhöhung geplant ist. Bei den anstehenden Wahlen wurden ein neuer Schriftführer (Ulf Nehlsen) und Kassenprüfer gewählt sowie der 2. Vorsitzende Uwe Kennecke und der Ehrenvorsitzende Harry Bollmann in ihren Ämtern bestätigt.

    Marcus Büher, Vertriebsleiter von Bremer Toto und Lotto, schaute ebenfalls noch einmal zurück und gab im Anschluss einen Ausblick auf verschiedene Aktivitäten und Neuerungen – unter anderem die Installation eines neuen Terminalsystems 2022. Auch informierte er die Anwesenden über die anstehenden Veränderungen beim Eurojackpot und sprach über neue Rubellottoserien für Bremen. Dabei betonte Büher die gute partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Annahmestellen.

    vi

  • „Auf uns alle kommt ein enormer Kostendruck zu“

    BREMEN // Die Firma M. Niemeyer begann ihre Geschichte 1864 in Bremen. Seit dem Jahr 1888 befindet sich das Unternehmen in Familienhand und wird seit Oktober 2018 von Johannes von Bötticher (37) geführt, der die Familientradition in fünfter Generation als geschäftsführender Gesellschafter fortsetzt. DTZ befragte Johannes von Bötticher nach den Folgen der Corona-Krise für seine Fach- und Einzelhandelsgeschäfte, die nunmehr seit März 2020 von den Auswirkungen der Pandemie betroffen sind.

    Herr von Bötticher, seit bereits 16 Monaten hat das Corona-Virus die Gesellschaft und speziell auch den Handel im Griff. Wie hat sich das bei Ihrem Unternehmen abgespielt, und gab es gravierende Unterschiede in der ersten und zweiten Welle der Pandemie?
    Johannes von Bötticher: Wie wahrscheinlich alle anderen Händler, wurden auch wir vom ersten Lockdown komplett überrascht. Wir hatten damals große Probleme, weil die Rechtslage sehr unübersichtlich und vielfach unklar war. Es gab unterschiedliche Regelungen, je nach Bundesland – wir sind in sechs Bundesländern vertreten. Hinzu kam, dass zu Beginn Landkreise, Gemeinden und zuständige Behörden die Regelungen teilweise unterschiedlich ausgelegt haben. Mit diesem „Flickenteppich“ kämpften wir im ersten Lockdown. Teilweise herrschte ein ziemliches Chaos. Der grundsätzliche Unterschied zum zweiten Lockdown, der Mitte Dezember 2020 begann, bestand darin, dass der erste Lockdown deutlich kürzer ausfiel. Deshalb war die erste Welle für uns wirtschaftlich gesehen noch gut zu verkraften.

    Das sah beim zweiten Shutdown anders aus?
    Von Bötticher: Der zweite Lockdown mit einer Dauer von vielen Monaten hat uns wesentlich härter getroffen. Den bis dato verlorenen Umsatz werden wir dieses Jahr auch nicht mehr aufholen können.

    Ihre Geschäfte befinden sich ja in verschiedenen Bundesländern. Wie haben Sie sich auf die unterschiedlichen Anweisungen eingestellt?
    Von Bötticher: Unsere Filialen befinden sich in Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Die unterschiedlichen Regelungen haben unser Krisenmanagement deutlich erschwert. Im zweiten Lockdown fielen die Regelungen etwas einheitlicher aus, dennoch gab es teilweise Abweichungen. Für alle Unternehmen mit Standorten in mehreren Bundesländern war das eine enorme Belastung und ein Zeitkiller. Ich weiß gar nicht, wie viele unterschiedliche Verordnungen ich in den letzten Monaten gelesen habe. Hinzu kam noch eine Vielzahl kurzfristiger Änderungen.


    Wurden Ladenöffnungszeiten verändert?

    Von Bötticher: Überall dort, wo wir massive Frequenzeinbrüche zu verzeichnen hatten, wurden Öffnungszeiten reduziert und Kurzarbeit eingeführt. Das war vor allem in Einkaufszentren und Innenstädten der Fall, wo wir teilweise über 50 Prozent Frequenz und Umsatz verloren haben. Hier ist zu berücksichtigen, dass wir auf Grund der hohen Schließungsrate benachbarter Geschäfte – zum Beispiel bei Anbietern von Textilien, Schuhen, Elektronik und Technik oder Juwelieren, aber auch von Restaurants in beiden Lockdowns massiv betroffen waren. Standorte in Vorkassenzonen von Lebensmittelmärkten oder in Fachmarktzentren für den täglichen Bedarf waren zum Glück überwiegend nicht oder nur in geringem Ausmaß betroffen.

    Wie stark nutzen Sie das Instrument der Kurzarbeit?
    Von Bötticher: Die Einführung von Kurzarbeit als mehr oder weniger einziges Mittel zur Kostenreduktion, war unumgänglich. In unserer Unternehmensgeschichte war es meines Wissens nach das erste und einzige Mal, dass es zu Kurzarbeit gekommen ist. Die Umsetzung, quasi ohne Vorlaufzeit, war eine Herausforderung. Wir sind deshalb froh, dass wir die Kurzarbeit am 1. Juni aufheben konnten und hoffen, dass es nicht zu weiteren Lockdowns kommt und Frequenz und Umsatz sich möglichst schnell wieder normalisieren.


    Gab es Geschäftsschließungen?

    Von Bötticher: Im ersten Lockdown mussten insgesamt sieben Geschäfte befristet geschlossen werden. Im zweiten Lockdown waren wir glücklicherweise von Schließungen nicht betroffen.

    Bei Ihrer Sortimentsbreite spielen Zigaretten, Tabak, Zigarren wie auch Presse und Spirituosen eine bedeutende Rolle. Gab es Sortimentsteile, die besonders an Umsatz verloren haben, oder auch Gewinner, weil sich die Menschen mehr zu Hause aufhielten?
    Von Bötticher: Die Umsätze von Tabakprodukten waren ziemlich konstant. Deutlich verloren hat die E-Zigarette. Hier ist die spannende Frage, ob es nach der Krise wieder bergauf geht. Stark zugenommen hat das Volumen an Paketen, das wir in unseren Postagenturen bearbeitet haben. Das ging teilweise an die Belastungsgrenze und darüber hinaus.

    Das „Online-Geschäft“ profitiert aus den bekannten Gründen von Geschäftsschließungen, aber auch von einer insgesamt positiven Entwicklung durch Verbraucher-Akzeptanz mit sichtbaren Folgen und Schäden für die Innenstädte. Gibt es in Ihrem Hause aktuell Überlegungen, sich an dieser Form des Verkaufs zu beteiligen?
    Von Bötticher: Ein professioneller Multi-Channel-Ansatz ist für ein Unternehmen unserer Größe und Struktur nicht ganz einfach umzusetzen und bisher gab es keinen Grund zur Eile, da unser stationäres Geschäft weiter gut funktioniert – mal abgesehen von der Corona-Krise natürlich. Allerdings beobachten wir unser Wettbewerbsumfeld und werden reagieren, wenn nötig oder zum gegebenen Zeitpunkt. Vor der Corona-Krise haben wir die Tendenz einer Teilrückkehr hin zum stationären Einzelhandel beobachtet. Nur online allein schien, obwohl teilweise prophezeit, doch nicht zu funktionieren beziehungsweise von den Kunden nicht gewünscht zu sein. Ob sich das nach dem Überwinden der Corona-Pandemie so fortsetzt, bleibt abzuwarten.


    Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung Ihres Familienunternehmens ein und welche Bedeutung haben die Themen Sortimentserweiterung und Standortanalyse?

    Von Bötticher: Erst einmal hoffe ich, dass mit den derzeitigen Lockerungen auch Frequenz und Umsatz möglichst schnell zurückkommen. Und natürlich, dass es nicht noch zu einem weiteren Lockdown kommt. Wir haben in den letzten Jahren viel Zeit und Energie darauf verwendet, unser Filialportfolio zu optimieren. Dabei haben wir nicht oder wenig rentable Standorte konsequent geschlossen und neue Standorte in vielversprechenden Lagen eröffnet. Parallel haben wir in den letzten Jahren das Team unserer Hauptverwaltung verstärkt, Prozesse optimiert und digitalisiert sowie Systeme modernisiert.

    Wie ist Ihre mittelfristige Strategie?
    Von Bötticher: In den nächsten Jahren werden wir eine organische Wachstumsstrategie verfolgen. Aus meiner Sicht sind wir inzwischen so aufgestellt, dass wir auch mehr als 76 Filialen betreiben könnten. Wir hoffen, bald in eine Wachstumsphase zu kommen. Natürlich mit Augenmaß, wie es sich für ein hanseatisches Familienunternehmen gehört. Übrigens ist dabei der Zukauf von Standorten nicht ausgeschlossen und in den letzten Jahren mehrfach erfolgt. Entsprechende Angebote, die uns erreichen, häufig von Betreibern, die keinen Nachfolger haben oder finden, prüfen wir gerne und genau. Sofern Standorte zu uns passen, können wir eine schnelle und professionelle Abwicklung garantieren.


    Geben Sie uns einen Ausblick auf die Zukunftserwartungen für Ihr Unternehmen.

    Von Bötticher: Ich glaube, nach der Krise müssen alle erst einmal kräftig durchatmen und ein bisschen Urlaub nehmen. Danach freue ich mich dann aber auch wieder, alle anstehenden Aufgaben und Herausforderungen mit Energie, Elan und Begeisterung angehen zu können.

    Vor welchen Herausforderungen steht der Tabakwaren-Fachhandel?
    Von Bötticher: Ein Thema, das aus meiner Sicht auf uns alle in der Branche zukommen wird, ist ein immenser Kostendruck, der vor allem durch den rasant steigenden Mindestlohn zustande kommt. Aufgrund der Preisbindung bei Tabakwaren können wir steigende Kosten nicht an den Konsumenten weitergeben, wie zum Beispiel die Gastronomie oder Friseure es tun werden. Hier ist vor allem die Zigarettenindustrie in der Pflicht, den Wirtschaftsnutzen für den Einzelhandel so zu gestalten, dass die Kostensteigerungen auch erwirtschaftet werden können. Ich sehe hier eine Verpflichtung der Industrie gegenüber dem Einzelhandel. Ohne auskömmliche Margen wird es nicht gehen.

    Herr von Bötticher, wir danken Ihnen für das Gespräch.

    kdp

  • Lage angespannt

    BERLIN // Viele Handelsbetriebe und Innenstadtgeschäfte durften ihre Türen in den vergangenen Wochen wieder öffnen. Eine aktuelle Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) unter mehr als 750 Handelsunternehmen zeigt, dass die Lockerungen der Corona-Maßnahmen einen positiven Effekt auf die Entwicklung von Umsatz und Kundenfrequenz im Einzelhandel hatten.

    Sowohl Umsätze als auch Kundenzahlen liegen allerdings noch immer rund acht Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Der Einzelhandel bleibt daher auf staat‧liche Unterstützung und erfolgreiche Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie angewiesen.

    Leichter Optimismus
    „Unter den Händlern ist leichter Optimismus zu spüren. Doch die Öffnungsschritte sind kein Grund zur Entwarnung. Die Krise ist noch nicht überstanden“, betont HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Aus der aktuellen HDE-Umfrage geht hervor, dass die Situation besonders im Schuh- sowie im Bekleidungshandel angespannt ist. Etwa 25 bis 33 Prozent der Befragten fürchten, ihr Geschäft ohne weitere Unterstützung noch in diesem Jahr aufgeben zu müssen. „Trotz Lockerungen stehen viele Handelsbetriebe am Rand ihrer Existenz. Zu erkennen sind extreme Unterschiede zwischen den Branchen, über die bundesweite Öffnungen nicht hinwegtäuschen dürfen“, erklärt Genth.

    Lockdown verhindern
    Der HDE mahnt daher: „Ein erneuter Lockdown muss unbedingt verhindert werden. Selbst bei aktuell weitgehend geöffneten Türen haben sich Umsätze und Kundenzahlen noch nicht normalisiert.“ Derzeit kommen im Durchschnitt 16 Prozent weniger Kunden in die Innenstädte als vor der Krise. Es komme jetzt darauf an, einer vierten Corona-Welle mit gezielten Maßnahmen bestmöglich entgegenzuwirken.

    vi

  • Betriebe vor dem Aus

    NÜRNBERG // Etwa 23 Prozent aller Betriebe sind aktuell nach den Regelungen des Lockdowns in ihrer Geschäftstätigkeit eingeschränkt. Sie mussten ihre Geschäftstätigkeit vorübergehend ganz oder teilweise einstellen.

    Befragung
    Sechs Prozent der Firmen geben an, vollständig geschlossen zu haben. Im Januar berichteten die Betriebe noch zu 28 Prozent, ganz oder teilweise geschlossen zu haben. Das geht aus einer zwischen dem 22.  März und 8. April durchgeführten repräsentativen Befragung von Betrieben durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

    Branchen
    Allerdings sind die einzelnen Branchen unterschiedlich betroffen: Im Groß- und Einzelhandel sind 27 Prozent der Betriebe nach den Regelungen des Lockdowns in ihrer Geschäftstätigkeit eingeschränkt. Bei den sonstigen Serviceleistungen – dazu zählen beispielsweise personennahe Dienstleistungen oder solche der Unterhaltung und Erholung – gilt dies für 20 Prozent. Von diesen berichten acht Prozent von vollständigen Schließungen, im Groß- und Einzelhandel sind es drei Prozent. Mit Abstand am stärksten ist das Gastgewerbe betroffen: 87 Prozent der Gastro-Unternehmen sind aktuell von den angeordneten Schließungen betroffen. Rund ein Drittel der Betriebe im Gastgewerbe gibt an, ihre Geschäftstätigkeit ganz eingestellt zu haben.

    Existenz bedroht
    Insgesamt sehen sich zwölf Prozent aller Unternehmen akut in ihrer Existenz bedroht. Dabei sind insbesondere kleinere Firmen mit zehn bis 49 Beschäftigten und Kleinstbetriebe mit einem bis neun Beschäftigten betroffen: Neun beziehungsweise 13 Prozent sehen sich aktuell existenzgefährdet. In der Gastronomie betrachten 41 Prozent der Unternehmen ihre Situation als existenzbedrohend, im Groß- und Einzelhandel sind es 13 Prozent.


    red

  • Schluss mit Lockdown

    BERLIN // „Nach einem Jahr mit Lockdowns und Einschränkungen ist der Einzelhandel auf eine schnelle Krisenbewältigung angewiesen.“ Darauf hat HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth hingewiesen. Jetzt seien zielgenaue Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie gefordert. Corona-Maßnahmen müssten dort ansetzen, wo die Infektionsgefahr erhöht ist, das sei im Einzelhandel und beim Einkauf nicht der Fall.

    Zeitliche Befristung
    Sollte die Politik einen weiteren Lockdown beschließen, erwartet der HDE dabei zwingend eine zeitliche Befristung mit einer verbindlichen Öffnungsstrategie. „Ein erneuter Lockdown darf lediglich eine zeitlich eng befristete Übergangslösung sein.“ Zudem müssten die Hilfen endlich dort ankommen, wo sie gebraucht würden. So bekämen etwa Unternehmen mit vielen Filialen keine ausreichende finanzielle Unterstützung.

    vi

  • Aufwärtstrend wohl nur von kurzer Dauer

    NÜRNBERG // Das Konsumklima in Deutschland ist laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im März wegen erster Corona-Lockerungen gestiegen. Allerdings werde der aktuelle Lockdown der Kauflaune enorm schaden, der aktuelle Aufwärtstrend werde verpuffen, befürchten die Nürnberger Experten.

    Da nach dem GfK-Erhebungszeitraum vom 3. bis zum 15 März die Infektionszahlen wieder angestiegen sind und es außerdem zu Irritationen um den Impfstoff von Astrazeneca kam, sei es fraglich, ob die positive Entwicklung des Konsumklimas anhalten werde, teilte man bei der GfK mit. pi

  • Kein Ende in Sicht

    BERLIN // „Bund und Länder agieren nur noch im Tunnelmodus. Die alleinige Fixierung auf die Corona-Inzidenzwerte wird der komplexen Lage nicht gerecht. Die Maßnahmen müssen sich an den wissenschaftlichen Fakten orientieren und die zeigen, dass die Infektionsgefahr beim Einkaufen niedrig ist.“ Mit dieser Kritik reagiert Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), auf die von Bundes- und Länderregierungen beschlossene erneute Verlängerung des Lockdowns bis zum 18. April.

    Der Unmut über die Corona-Politik der Kanzlerin und der Ministerpräsidenten wächst spürbar. Vielen Bürgern und Unternehmern ist kaum noch zu vermitteln, warum ihre Grundrechte nach über einem Jahr Corona-Pandemie nach wie vor eingeschränkt werden, warum ihre Betriebe über Monate hinweg von Zwangsschließungen betroffen sind, während die Politik ihre Hausaufgaben nicht oder nur unzureichend löst.

    Unterdessen hinterlässt der seit über 100 Tagen andauernde Lockdown tiefe Spuren in den Geschäften, die nicht mit Lebensmitteln handeln. Aus der neuesten HDE-Umfrage unter knapp 1000 Händlern geht hervor, dass 54 Prozent der Bekleidungsgeschäfte und 58 Prozent der Läden mit Schuhen und Lederwaren die Insolvenz droht.

    „Künstlich am Leben gehaltene Unternehmen“
    In einer Studie kommen das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und der Verband der Vereine Creditreform zu dem Schluss, dass in der zweiten Jahreshälfte jenen Firmen eine Pleite droht, die aktuell durch staatliche Corona-Hilfen „künstlich am Leben gehalten“ werden. Auf diese Weise habe sich ein Rückstau bei den Insolvenzen in Höhe von etwa 25.000 überwiegend kleinen Betrieben gebildet, so die Autoren der Studie.

    Die Experten haben die Bonitätsdaten von etwa 1,5 Millionen Firmen ausgewertet und daraus abgeleitet, dass besonders kleine, finanziell schwache Betriebe, die unter normalen wirtschaftlichen Umständen sehr wahrscheinlich insolvent gegangen wären, ohne Perspektive auf eine erfolgreiche Sanierung durch staatliche Hilfen am Leben gehalten wurden – – so genannte „Zombie-Unternehmen“.

    Enorme Umsatzverluste
    Der HDE hat außerdem von den Händlern erfahren, dass die Umsatzverluste in der vergangenen Woche im Vergleich zu 2019 weiter enorm sind. Die geschlossenen Geschäfte in den Innenstädten machten 63 Prozent weniger Umsatz als vor zwei Jahren. Die Läden, bei denen ein Einkauf mit Terminvereinbarung möglich war, verzeichneten ein Minus von knapp einem Drittel. Mit knapp einem Fünftel im Minus landeten die Geschäfte, die mit Begrenzung der Kundenzahl geöffnet hatten.

    „Mit den Firmen wanken ganze Innenstädte", warnt Stefan Genth. Beim HDE geht man von Umsatzverlusten durch den Lockdown seit dem 16. Dezember von bis zu 40 Milliarden Euro aus. Und mit jedem geschlossenen Verkaufstag des aktuell bis 18. April verlängerten Lockdowns kämen weitere 700 Millionen Euro Verlust hinzu. In Berlin schätzt man, dass durch die 100 Tage Lockdown bis zu 120.000 Läden in Existenznot geraten könnten.


    Einzelhandel braucht Öffnungsperspektive

    Genth verweist auf eine aktuelle, vom Robert-Koch-Institut bestätigte Studie der TU Berlin, aus der hervorgeht, dass die Wahrscheinlichkeit für Ansteckungen im Einzelhandel eher niedrig sei. „Die Branche darf nicht weiter aus symbolischen Gründen die Hauptlast bei der Bekämpfung der Pandemie tragen.“ Die Händler brauchten eine zeitnahe und realistische Öffnungsperspektive.

    Immerhin waren der Gründonnerstag und der Karsamstag als Ruhetage schnell wieder vom Tisch, was der HDE als ein Signal der Vernunft bewertete. Die kurzfristig vorgesehene Schließung des Lebensmittelhandels am Gründonnerstag hätte letztlich zu erhöhtem Kundenandrang an den Tagen davor und danach geführt. Und in Pandemiezeiten gehe es schließlich darum, die Kundenzahl zu entzerren. Für die Lebensmittellogistik hätten mit der kurzfristigen Anordnung der Osterruhe ebenfalls erstzunehmende Probleme gedroht. Mit der Rücknahme dieses Beschlusses kehre ein Stück Vernunft in die Corona-Politik zurück. vi