Europas Tabakmarkt und der Schmuggel

LONDON (DTZ/red). Europas Tabakmarkt leidet zunehmend unter dem Konsum im Ausland versteuerter oder geschmuggelter Zigaretten. Das ist eines der wichtigsten Ergebnisse von „Project Sun“, einer breit angelegten Studie der Unternehmensberatung KPMG, die mit Daten der großen Tabakkonzerne die „Zigarettenströme“ in allen 28 EU-Staaten unter die Lupe genommen haben.

Um 7,5 Prozent ist der Konsum legal produzierter Zigaretten danach europaweit zurückgegangen. Auch gefälschte oder geschmuggelte Ware wurde seltener geraucht – der Rückgang lag bei gut zehn Prozent auf immer noch 58,6 Milliarden Stück und entspricht einem Steuerschaden von 10,9 Milliarden Euro. Zugleich wurden mehr „Illicit Whites“, also legal im Ausland hergestellter Marken – KPMG hat als Hauptquelle die weißrussische Grodno Tobacco ausgemacht – verzehrt. Die Menge stieg um 14,6 Prozent auf 19,6 Milliarden Stück.

Vor allem in Deutschland werden illegale Produkte konsumiert – Folgen des besonders hohen Preisniveaus und der Nähe zu den größten Exporteuren solcher Zigaretten: Polen, Tschechien und eben Weißrussland. Immerhin bei 11,3 Prozent des Gesamtmarktes liegt dieser Anteil, das entspricht einer Menge von 11,3 Milliarden Stück, da das Marktvolumen ziemlich genau 100 Milliarden beträgt. Zwar schließt sich die Preisschere zu Polen und Tschechien ganz allmählich, noch aber liegt die Differenz bei 2,22 Euro pro Packung gegenüber Polen und 2,14 Euro gegenüber Tschechien – und das, obwohl die Preise in den genannten Ländern 2013 um 5,5 beziehungsweise 4,2 Prozent kletterten.

Einkauf auch im Urlaubsland Österreich
Ein wichtiges Land für deutsche Zigaretten-Konsumenten ist laut Project Sun auch Österreich. Offenbar decken sich dort (Kurz-)Urlauber ein. Noch spielt die absolute Stückzahl mit 620 Millionen keine allzu große Rolle; das Plus gegenüber 2012 allerdings betrug weit über 100 Prozent.
Dabei schrumpfte der bundesdeutsche Gesamtverbrauch von 114 Milliarden Zigaretten im Jahr 2006 über 103 Milliarden 2012 auf nunmehr 99,95 Milliarden. Bei den legal verkauften Zigaretten lag das Minus zum Vorjahr bei fünf Prozent auf 79,6 Milliarden. Statement der Analysten: „Der Rückgang bei den legalen Inlandsverkäufen wurde zum Teil durch ausländische Waren ausgeglichen.“ Die wirtschaftliche Situation habe sicher keinen Einfluss auf den Konsum gehabt.

(DTZ 28/14)

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