Bankenkrach: Sind Tabakwaren krisensicher?

DTZ-Umfrage im Handel: Aktuell keine Trendänderung/Konjunktureller Abschwung als Gefahr

MAINZ (DTZ/fok). „Hat die internationale Börsenkrise und die Unsicherheit vor allem über die Zukunft des Bankenbereichs unmittelbaren Einfluss auf das Kaufverhalten der Kunden im Tabakwarenhandel?“, fragte DTZ im Rahmen einer (nicht repräsentativen) Umfrage im Tabakwareneinzelhandel. „Bisher nicht oder nur in sehr geringem Ausmaß“, war die nahezu durchgängige Antwort der befragten Händler.

Humidor sicherer als Bankdepot
„Derzeit sind die Kunden eher damit beschäftigt, ihr Geld bei den Banken umzuschichten, als es verstärkt in krisensicheren Tabakwaren und RBA anzulegen. Der Werbespruch ‚Im Humidor können Sie Ihr Geld sicherer anlegen als im Bankdepot‘ hat sicher ein Quäntchen Wahrheit. In der Realität kann ich aber kaum ein verändertes Kaufverhalten feststellen“, sagt der Friedberger Fachhändler Paul Minturn. Bei denjenigen, die ohnehin keine größeren Summen auf der Bank haben, gehe der Trend nach wie vor zu preiswerteren Produkten. Speziell der Feinschnitt wächst wieder und Paul Minturn appelliert an die Hersteller, die Margen auf breiter Ebene anzuheben, um dem Handel auskömmliche Erträge zu sichern.

Hartmut Wagner, Geschäftsführer der Dürninger GmbH, stellt fest: „Wir hatten tatsächlich sehr starke Verkaufstage zu Beginn der Bankenkrise. Das kann aber auch damit zusammenhängen, dass es einen Brückentag gab und die Versorgung entsprechend aufgestockt wurde. Natürlich ist unsere Hoffnung, dass der eine oder andere Kunde sagt: Jetzt nehme ich mein Geld vom Konto und gönn mir lieber was Richtiges. Aber wir kennen halt noch nicht den Bodensatz der ganzen Geschichte und welche Auswirkungen das auf die konjunkturelle Entwicklung haben wird. Nach den schwierigen Zeiten vor allem für Zigarre/Zigarillo im letzten Winter und zu Beginn des Jahres 2008, das wohl auch stark vom baden-württembergischen Rauchverbot in der Gastronomie beeinflusst war, hat sich die Lage im Sommer deutlich entspannt. Wenn wir die Umsätze in diesem Jahr halten könnten, wären wir sehr zufrieden.“

Heinz Huckebrink, Geschäftsführer von DTV Einzelhandelssysteme, erkennt derzeit keine Nachfrageänderungen durch die Bankenkrise. „Falls sich die Krise jedoch fortsetzt, wird sich dies auch in unserer Branche auswirken“, befürchtet er und nennt dabei vor allem begleitende Sortimente in höheren Preislagen, die davon betroffen sein könnten.

Analysten empfehlen Tabakaktien
Während der Fachhandel froh ist, wenn er die Börsenkrise mit einem blauen Auge übersteht, sehen Analysten in den Aktien der meisten Tabakwarenhersteller relativ krisensichere Anlagen, die gegenüber konjunkturellen Abschwüngen weniger empfindlich seien als die Werte anderer Branchen, wie beispielsweise der Automobilhersteller. So sprachen Analysten u.a. den großen Tabakkonzernen Philip Morris, BAT, JTI und Imperial gute Kursentwicklungsmöglichkeiten zu, nachdem sie sich zunächst nicht dem Abwärtstrend der Börsen hatten entziehen können.

Gefahren drohen jedoch auch von einer anderen Seite. Denn derzeit wird wahrscheinlich jeder am Markt betroffen sein, der kurzfristig Kredite benötigt. So berichtete ein Händler, dass er für die Prolongierung eines kleineren Kredits dieser Tage einen Prozentpunkt mehr Zinsen akzeptieren musste, obwohl sich weder seine Bonität noch sein Rating verändert habe. Gerade in diesem Punkt darf man gespannt sein, wie sich die Liquiditätsspritzen und Bürgschaftserklärungen der nationalen Regierungen auswirken werden. Da diese im Regelfall von den Banken bezahlt werden müssen, ist wohl auch mittelfristig mit höheren Kreditkosten zu rechnen.

(DTZ 42/08)

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