Hemmy Garcia eröffnet in Berlin sein Geschäft für Zigarren, Rum und Guayaberras
[pic|72|l|||Hemmy Garcia präsentiert seinen Gästen und Kunden im Hemmy's kubanische Lebensart. In seinem begehbaren Humidor gibt es nur Havannas.|||]
EINZELHANDEL
BERLIN (DTZ/jo). Hemmy Garcia ist auf zwei Kontinenten zu Hause. Auf Kuba ist er geboren, in Berlin aufgewachsen. Das macht ihn einerseits zu einem Kosmopoliten, doch andererseits fehlt ihm in der einen Heimat immer auch ein Teil der anderen Heimat. Die Lösung: Auf 30 Quadratmetern hat der 25-Jährige sein persönliches Kuba nach Berlin geholt.
Es riecht nach Kuba, wenn sich der begehbare Humidor öffnet oder ein Gast im Lounge-Sessel des Geschäfts seine Puro genießt. Es schmeckt nach Kuba, wenn Hemmy Garcia zum Probieren der Rum-Spezialitäten einlädt, die es sonst in Deutschland nur selten gibt. Es hört sich an wie Kuba, wenn der Geschäftsinhaber die CDs aus seinem Geburtsland auflegt. Es sieht aus wie in Kuba – das Geschäft mit den rubinroten Wänden, den dunklen Lounge-Sesseln und Mahagonimöbeln.
Leidenschaft für Kuba
„Wenn Du Dich an Havanna erinnerst, da sind die ganzen Lounges genauso eingerichtet“, sagt Hemmy Garcia. In dieser Atmosphäre fühlt er sich zu Hause. Aber seinen Gästen geht es ebenso. Und genau das ist Hemmy Garcias Philosophie: „Die Gäste sollen sich im Geschäft wohl fühlen. Immerhin kommen 99 Prozent aller Kunden, die einmal hier waren wieder.“ Zum Ambiente schenkt Hemmy Garcia seinen Kunden etwas von seiner Leidenschaft für Kuba und für den Tabak, dazu gibt es oft auch Rum, Espresso und Wasser gratis dazu. Das scheint aufzugehen. Bereits zur Eröffnungsparty des Geschäfts kamen etwa 300 Gäste, viele sogar mit Geschenken. Gleichzeitig machte Hemmy Garcia an genau diesem Tag den besten Umsatz seit Verkaufsbeginn.
Dabei hat Hemmy Garcia bis auf die Ankündigung seiner Party keinerlei Werbung in der Presse geschaltet. Der Verkauf im Geschäft läuft erst seit knapp drei Monaten, aber der Umsatz beginnt für den Einmannbetrieb bereits kostendeckend zu werden. Dabei hat ein beinahe zeitgleich eröffnetes Feinkostgeschäft in dem eher beschaulich, ja fast dörflich wirkenden Ortsteil im Norden Berlins schon seine Probleme mit dem Umsatz.
Zigarren gehören zum Leben
Dass bei diesem neuen Geschäft die Mundpropaganda so gut funktioniert, mag an der großen Erfahrung von Hemmy Garcia im Umgang mit Tabak liegen. Denn der erst 25-Jährige ist quasi mit Zigarren aufgewachsen. Vater Manuel Garcia ist seit Jahren Vizepräsident von Habanos S.A., der staatlichen Exportgesellschaft für Zigarren aus Kuba. Im Unternehmen des Schweizer Zigarrenbarons Heinrich Villiger in Waldshut-Tiengen ließ sich Hemmy Garcia zum Industriekaufmann ausbilden. Den letzten Schliff gab es dann in einer der legendärsten und inzwischen modernsten Zigarrenmanufakturen Kubas. Bei „H. Upmann“ gab es Unterweisungen beim Zigarrerollen und bei der Qualitätsprüfung.
[pic|73|r|||Die wichtigste Frau der Party: Maritza Acuna, Rollerin der höchsten Kategorie aus der Fabrik "H. Upmann" aus Havanna.|||]
Kein Wunder, dass es für Hemmy Garcia anschließend nicht schwer war, seine ersten Anstellungen in Casas del Habanos zum Beispiel in Hamburg zu bekommen. Doch Hemmy Garcia ist ein Mann, der seinen eigenen Kopf hat. Und genug Ideen für ein eigenes Geschäft. Also packte er sein Erspartes mit dem seiner deutschen Mutter Cornelia Dannenberg zusammen und schloss im Frühjahr sein „Hemmy’s“ auf. In den handgefertigten Mahagoniregalen stehen nun feinste Rum-Sorten aller Altersklassen wie Vigia, Mulata, Santiago, Arecha und Edmundo Dantes, die man außerhalb Kubas sonst kaum bekommt. Die Preise sind wie beim fünfjährigen Caney zu 25,90 Euro kundenfreundlich kalkuliert. Auch an Literatur aus der Heimat etwa über die großen kubanischen Zigarren-Manufakturen und den weltweit berühmtesten Tabakbauern Alejandro Robaina hat der Ladenbesitzer gedacht. Wer sich von der Leidenschaft fürs „Braune Gold“ von Hemmy Garcia noch mehr anstecken lässt, findet im Geschäft auch die passende Kleidung zum Rauchgenuss: Cohiba-Polo-Shirts und vor allem die traditionellen kubanischen Guayaberras. Das sind Hemden, die in dem warmen Klima oft statt Jacketts getragen werden.
Gute Beziehungen auf der Insel
„Ich kann alles besorgen, was mit Kuba zu tun hat“, sagt Hemmy Garcia. Und das ist bestimmt kein leeres Versprechen, schließlich ist der 25-jährige (Halb-)Kubaner, und wer in seiner Heimat so gute Beziehungen hat wie er, der schafft das auch. So spricht Hemmy Garcia von Rohtabak und Fotos, mit denen er Hotel-Lounges ausstatten könnte. Anfragen gebe es bereits, allein seine Arbeitszeiten würden ihm derzeit noch Grenzen setzen.
Auch für sein Geschäft hat er noch viele Pläne. Zigarren-Roller sollen regelmäßig zu erleben sein, ebenso wie hin und wieder ein Film über Kuba oder die Zigarrenproduktion.
Im Humidor aus brasilianischer Zeder bleibt das Sortiment auf Havanas beschränkt, „aber bei Bestellung kann ich auch jede Zigarre aus anderen Ländern wie der Dominikanischen Republik oder Honduras besorgen, fast immer innerhalb eines Tages“. Die Verträge dafür, zum Beispiel mit Arnold André, habe er bereits in der Schublade.
Allein am begehbaren Humidor von Hemmy’s ist zu sehen, wie viel Aufmerksamkeit und Erfahrung im Geschäft stecken. Das beginnt bei der Auswahl der Zigarren und gipfelt im teuren Klimasensor, den Hemmy Garcia hat installieren lassen. Er regelt die Luftfeuchtigkeit immer auf perfekte 68 bis 72 Grad – egal wie oft die Tür auf- und wieder zugeht. Auch das Klima im Geschäft mit Lounge-Bereich hat der junge Geschäftsmann im Griff: mit einer separaten Klimaanlage. So kann sich der kleine Geschäftsraum durch die große Glasfront nie zu sehr aufheizen.
Christoph Puszkar und Ino Mühlmann, der Marketingleiter und der Verkaufschef von Havanna-Exklusiv-Importeur 5th Avenue Products, reisten extra aus Waldshut-Tiengen zur Eröffnungsparty an. Obwohl sich die Gespräche viel um den Umsatzrückgang bei Zigarren um 18 Prozent, in Berlin sogar um 25 Prozent drehten, glauben sie an den Erfolg von „Hemmy’s“. Denn der Neuunternehmer hat nicht nur Leidenschaft und Sachverstand, er hat sich auch eine Lage ausgesucht, die zwar nur 20 Autominuten vom Kurfürstendamm entfernt liegt, aber bei der er keine Konkurrenz fürchten muss.
[pic|74|l|||Das Hemmy's bietet auf 30 Quadratmetern Verkaufsfläche auch einen begehbaren Humidor und einen Lounge-Bereich.|||]
Dass diese neue kubanische Insel in Berlin ein vielversprechendes Geschäftsmodell ist, fand dann auch der Leiter der kubanischen Konsularabteilung, José Antonio Garcia González. Ohne Beschränkung Zigarre zu rauchen und Rum zu trinken, macht dem Diplomaten die Einladungen in Berlin gleich viel mehr Spaß. Den deutschen Gästen übrigens auch.
5th-Avenus-Verkaufsleiter Mühlmann lobt an den kubanischen Zigarren darüber hinaus nicht nur den Genuss-Faktor, sondern auch den Figur-Faktor. Seine „Habanos-Diät“ führe nämlich fast immer zum Erfolg: „Weniger essen, mehr Habanos rauchen.Das kann ich nur bestätigen."
(DTZ 33/08)