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  • „In der Tabakbranche ist ein Paradigmenwechsel erforderlich“

    Tobaccoland-Geschäftsführer Heinen: Handel sollte Markt aktiv mitgestalten

    [pic|97|l|||tobaccoland-Geschäftsführer Paul Heinen: „Wir brauchen eine fruchtbare Diskussion mit dem Ziel eines funktionierenden, belastbaren neuen Marktsystems.“|||]

    MÖNCHENGLADBACH (DTZ/fok). Paul Heinen, seit 2004 Geschäftsführer der tobaccoland Automatengesellschaft, Deutschlands größtem Zigarettenautomatenaufsteller, liebt klare Worte: „Die Marktgegebenheiten, wie wir sie aus der Vergangenheit kennen, sind passé. Es hat keinen Zweck, vergangenen guten Zeiten nachzujammern oder zu glauben, wir könnten das Rad wieder zurückdrehen. Was wir brauchen, sind eine klare Analyse und darauf aufbauend zukunftsfähige Geschäftskonzepte, die die gesellschaftlichen Änderungen und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Tabakbranche voll berücksichtigen.“

    Branche im Sog der Tabaksteuererhöhungen
    Ein Blick auf die Marktentwicklung seit dem Jahr 2000 zeigt: Der Gesamtkonsum schrumpfte seither um rund 30 Mrd. Zigarettenäquivalente. Was noch schwerer wiegt: Der Anteil der in Deutschland versteuerten Markenzigaretten am Gesamtkonsum geht von fast drei Viertel auf (prognostiziert) etwas mehr als die Hälfte in 2009 zurück. Der hierin enthaltene Absatz von Zigaretten über Automaten verlor in dieser Zeit fast zwei Drittel seines Volumens, wobei der überproportionale Rückgang am Automaten durch die Einführung der Altersverifikation an den Automaten 2007 sowie die Auswirkungen der Nichtraucherschutzgesetzgebung in den Bundesländern 2007 und 2008 verursacht wurde.

    Neben dem wachsenden Schmuggel hat vor allem der Anstieg der sogenannten OTP-Verkäufe den Fabrikzigarettenabsatz belastet. Heinen sieht im OTP-Bereich zunehmenden Steuerdruck kommen. Daher rechnet er künftig mit einer stabileren Entwicklung des Fabrikzigarettenmarktes. Heinen konstatiert weiter ein Regulieren des Fabrikzigarettenmarktes über den Preis. Durch die gestiegene Steu-erinzidenz gebe es hier aber keine Spielräume mehr. Das Zögern hinsichtlich einer Kurskorrektur führe aber letztlich zur Verarmung aller Beteiligten. „Handel und Industrie müssen einen Paradigmenwechsel in Angriff nehmen, um diese Verarmungsspirale zu beenden“, stellt Heinen fest. Es sei richtig, dass die Deutschen preissensibler geworden seien, jedoch sei die Wahrnehmung dieser Preissensibilität bei den Preisgestaltern deutlich überzogen.

    Der Markt müsse sich auf die kleineren Volumina einstellen. „Wir brauchen wieder ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Steueranteil und Wirtschaftsnutzen“, betont Heinen. Sonst gebe es kein Entfliehen aus der Negativ-Doppelspirale sinkender Mengen und sinkenden Wirtschaftsnutzens.
    Speziell beim Automaten sieht Heinen eine klare Convenience-Schwelle, die auch er bei Einführung der Jugendschutztechnik unterschätzt habe. Inzwischen stabilisiert sich der Automatenanteil in Deutschland, „mancher hat seine ersten Frustrationen überwunden.“ Eine Ausdünnung der Automatendichte könne sich als Problem erweisen. So stellt Heinen fest, dass, wenn die Ubiquität wegfiele, sich die Bedarfsdeckung des Verbrauchers „neue Betten grabe“, oft sogar in den Bezug illegaler Schmuggelware, denn Regulierungen greifen naturgemäß nur auf dem sichtbaren legalen Markt.

    Tobaccoland setzt neues Logistikkonzept um
    tobaccoland selbst reagierte bereits mit einer umfassenden Neuausrichtung. Hatte das Unternehmen bis 2006 durch Frequenzstreckungen, Personalreduktionen und andere kostensenkende Maßnahmen sowie die Installierung zukunftsorientierter IT der Marktentwicklung Rechnung getragen, reagierte tobaccoland auf den starken Absatzeinbruch in den ersten Monaten 2007 mit der Erarbeitung eines neuen Logistikkonzepts. Fest stand, dass die Plattform der aktuell 105 000 Automaten (im Jahr 2000 waren es noch rund doppelt so viele), ohne Gebietsaufgabe im Markt behalten und dabei die Qualität nicht nur gehalten, sondern noch verbessert werden sollte. Das jetzt greifende Konzept setzt auf Spezialisierung und Bündelung: Dabei werden alle Funktionen zentralisiert, bei denen dies Sinn macht, z.B. der Innendienst und das Kundenservicecenter. Außerdem wurden bzw. werden die früheren Niederlassungen durch vier Regionalzentralen an optimalen Standorten ersetzt (Nord in Quickborn, Ost in Berlin, West in Mönchengladbach und Süd in Ludwigsburg/Karlsruhe. Sogenannte Cross Docks, das sind regionale Anlaufstellen für die Auslieferungsfahrer, in denen die Fahrverkäufer und die Störmonteure die benötigten Waren beziehen und Bargeld bzw.

    Ersatzteile abgeben oder tauschen, ergänzen die Arbeit der Regionalzentralen nahe der jeweiligen Einsatzorte. Insgesamt wird es bis zu 20 Cross Docks geben, die das Funktionieren der Abläufe vor Ort garantieren und dabei kaum administrative Kosten verursachen.

    Investieren in die Attraktivität der Zigarettenautomaten
    Gleichzeitig konzentriert sich tobaccoland auf die Steigerung der Attraktivität der Geräte für die Endkunden. Ein Schritt ist mit einer einheitlichen Kommunikation an den Automaten bereits getan. Die derzeitige Bedienerführung wird mit der Umstellung der Alterslegitimation von 16 auf 18 Jahre erneuert. Sauberkeit und Attraktivität stehen ganz obenan. Auch beim Thema Bequemlichkeit tut sich etwas. Erreicht das Unternehmen zur Zeit bereits die hohe Anzahl von 26 000 Zigarettenautomaten mit Banknotenlesern/Geldwechslern, soll diese Zahl bis Ende 2008 nochmals um 5 000 Geräte wachsen und in den Jahren 2009/10 weiter ausgebaut werden. Die Aktion Überraschomat hat sich nach Aussage von tobaccoland positiv auf das Image seiner Automaten ausgewirkt. „Die Kunden werden immer anspruchsvoller, wir müssen uns mit unseren Automaten darauf einstellen“, postuliert Heinen. Und er zieht noch einmal das Fazit: „Nicht das Sparen kann unser Ziel sein, sondern die Straffung der Prozesse, die Verbesserung des Services und der Machbarkeit, die Optimierung der Strukturen hin zu mehr Schnelligkeit und Flexibilität.“

    Auf neue Packungsinhalte und Preise einstellen
    Paul Heinen ist überzeugt, dass die Zigarettenautomatenbetreiber an einer weiteren Modernisierung ihres Geräteparkes nicht vorbeikommen. „Die 4-Euro-Packung wird es nicht ewig geben, das Ende ist absehbar, die Packungsinhalte und die Preise werden steigen“, ist sich Heinen sicher. Dazu gehört zwingend die Annahme von Scheingeld und die Geldwechselfähigkeit, die sich nicht mehr an glatten Preisen orientiert. Er macht auch keinen Hehl aus seiner Auffassung, dass eine größere Mindestpackungsgröße kommen wird und merkt in diesem Zusammenhang an, dass mit Blick auf eine kalkulierbare Entwicklung ein Zögern kontraproduktiv sei. „Was wir brauchen, sind Innovationsakzeptanz und strategische Perspektiven auf der Zeitachse“, formuliert er seinen Blick in die Zukunft. „Die Distributionsstrukturen und -gegebenheiten ändern sich immer schneller. Wer ans Ziel kommen will, muss vorausdenken und schneller als der Strom sein. Für den Handel geht es um ein aktives Mitgestalten des Marktes, damit er nicht überrollt wird.“ Den vom ihm vorgeschlagenen Paradigmenwechsel bringt Paul Heinen auf den Punkt: „Die Forderung nach Umverteilung führt bei dem, der etwas abgeben soll, immer zu Problemen und damit zu Widerständen. Wir sollten nicht weiter versuchen, innerhalb des bestehenden Systems zu frickeln, sondern wir brauchen eine fruchtbare Diskussion mit dem Ziel eines funktionierenden, belastbaren neuen Marktsystems.“

    (DTZ 37/08)

  • Die feuerige Seele Spaniens

    Der Brandy de Jerez war für eine lange Zeit das Lieblingsgetränk von vielen Zigarrengenießern

    [pic|90|l|||Domecq in Aktion|||]

    JEREZ DE LA FRONTERA (DTZ/lb). Über Jahrhunderte erlebte der spanische Brandy de Jerez in Europa eine wahre Blütezeit und mauserte sich zum absoluten Lieblingsgetränk für Zigarrenliebhaber. Erst in den 80er Jahren wurde es überraschend still um den edlen Tropfen, denn zahlreiche neue Modecocktails verdrängten den Klassiker plötzlich aus den Bars und ließen sogar das Vorurteil entstehen, der Weinbrand sei nur noch das Getränk alter Männer, die im Ohrensessel rauchend über den Lebensabend nachdenken. In den letzten Jahren erlebte der Brandy jedoch eine überraschend glorreiche Wiedergeburt. Nicht nur für die Winzer Andalusiens eine feine Sache, denn wer einmal bei einer guten Zigarre das feine Bouquet aus Mandeln, Beeren und Nüssen eines Solera Gran Reserva probiert hat, der wird den Altmeister des guten Geschmacks nicht mehr missen wollen.

    Langsam kriecht die andalusische Sonne den Himmel empor. Es ist gerade mal zehn Uhr morgens, und doch liegt die Hitze bereits mit erdrückenden 40 Grad flirrend auf den Weinfeldern von Jerez de la Frontera. Dass bei diesen Temperaturen das Gold Spaniens – die Palomino-Weintrauben – gedeihen sollen, erscheint kaum vorstellbar.

    „Andalusiens Geheimnis“
    Beltr?n Domecq, Spross eines „hochprozentigen Adelsgeschlechts“, macht sich darüber jedoch keine Sorgen.

    Gut gelaunt begrüßt er eine Gruppe Besucher, um sie in die Wunder des andalusischen Klimas und die Brandyherstellung einzuführen. Wie ein zärtlicher Liebhaber streift er an seinen Reben vorbei, kniet auf dem staubigen Boden nieder und lässt bedächtig einen Haufen Erde durch die Finger rinnen. „Das ist Andalusiens Geheimnis“, bemerkt er bedeutungsschwanger, „dieses blasse Stück Erde.“

    Keine Frage, sein Auftritt ist filmreif. Als würde Scarlett O`Hara theatralisch über ihr geliebtes Tara reden. Das Aha-Erlebnis der Zuschauer bleibt trotzdem aus. Domecq nimmt es jedoch gelassen, ist die Reaktion längst gewöhnt. „Der Boden hier besteht aus der Albariza“, erklärt er geduldig und klopft sich den Staub von der Hose, „eine kalkhaltige Erde, die wie ein Schwamm das spärliche Regenwasser speichert und uns so die besten Trauben für die Weinherstellung schenkt.“

    [pic|91|r|||In stilvollen Hallen mit hohen Gewölben lagern die Brandy-Fässer.|||]

    „Die Spirituosenbarone“
    Er muss es wissen, denn schließlich erkannte kaum jemand den Reichtum des andalusischen Bodens so früh wie seine Familie. Genauer gesagt: Pedro Domecq Lebaye. Ein Franzose, der 1730 in die Stadt kam, um zusammen mit seinem Freund Juan Haurie und dem Iren Patrick Murphy die ersten eigenen Reben anzupflanzen und den damals schon begehrten Sherry zu produzieren. Die trockenen Finos, würzigen Olorosos, lieblichen Creams und karamellfarbenen Amontillados, die oft erst über Jahrzehnte in amerikanischen Eichenfässern lagern mussten, bevor sie perfekt gereift die Bodegas verlassen konnten, begeisterten mit ihrem weihnachtlich duftenden Bouquet anfänglich nur die britische Oberschicht, bald schon ganz Europa und bescherten Jerez schließlich den Ruf als Mekka der reichsten Spirituosenbarone der Welt.

    Ohne Sherry kein Brandy
    Es ist durchaus kein Nebenschauplatz, auf den Beltrán Domecq mit der Geschichte des Sherrys abgleitet. Denn ohne ihn hätte es den Brandy tatsächlich nie gegeben. Auch wenn dieser seine Entstehung eigentlich nur einem unerhörten Zufall verdankt, den der Andalusier gleich zum Besten gibt. Kein Wunder, immerhin war es einer seiner Vorfahren, der den Weinbrand ‚erfand’: „Mein Urahn Pedro Domecq Lustau erhielt eines Tages die Bestellung eines holländischen Abnehmers, der Weinalkohol orderte“, erinnert er sich, „doch plötzlich stornierte dieser den Auftrag. Den kostbaren Stoff einfach verkommen zu lassen, wäre natürlich viel zu schade gewesen. Domecq Lustau ließ ihn daher einfach in leeren Sherry-Fässern zwischenlagern“. Erst Jahre später – die Restposten waren fast vergessen – kostete er die aufgehobene Ware und stellte überrascht fest, dass die Reifung dem Alkohol nicht nur eine samtig dunkle Farbe, sondern auch ein völlig neues Bouquet verliehen hatte, indem er das Sherryaroma absorbiert und im Laufe der Jahre einfach weiter veredelt hatte.

    Die erste Brandy-Marke
    1874 brachte Domecq mit dem „Fundador“ weltweit die erste Brandy-Marke auf den Markt, verfeinerte das so genannte Solera-Prinzip, in dem der Branntwein immer wieder mit jungem Alkohol verfeinert und so für ganze Jahrhunderte haltbar gemacht werden konnte und galt bald schon als reichster Mann Andalusiens. „Um in Jerez wer zu sein, muss man entweder ein Pferd sein oder ein Domecq“, lautet seitdem ein geflügeltes Wort in der Region. Dass dieses unverändert stimmt, merkt man auch heute noch. Ein Denkmal Domecq Lustaus, Domecq-Fässer als Straßenschmuck sowie Domecq-Bars und Restaurants erinnern in Jerez de la Frontera an jeder Ecke daran, wer hier schon seit Urzeiten das Sagen hat. Selbst die vielen Zigarrenclubs der City huldigen mit Vorliebe dem Domecq-Brandy auf besondere Art und laden regelmäßig zu speziellen Verkostungen ein, bei denen fünfgängige Drei-Sterne Menüs und beste Havanna-Zigarren das edle Mandelaroma zum Beispiel eines „Duque de Veragua“ genussvoll unterstreichen.

    Ideale Kombination mit Zigarren
    Ein Thron, auf dem sich der Brandyhersteller glücklicherweise international aber nicht mehr ausruhen kann, denn längst haben auch andere Firmen die Glut Andalusiens für sich entdeckt und produzieren in der Region Gran Soleras vom Feinsten. Spitzenbrandys wie zum Beispiel einen „Cardenal Mendoza“ aus dem Hause Sanchez Romate, ein „Lepanto“ des alteingesessenen Traditionsunternehmens Gonzalez Byass, ein “Gran Duque d’Alba Oro” der Bodega Williams & Humbert oder aber ein „Conde de Osborne“ des gleichnamigen Unternehmens Osborne, dessen schwarzer Bulle heute auch stolz die Straße nach Jerez ziert und zum Markenzeichen der andalusischen Metropole wurde.

    Dass die braunen „Tabakstangen“ und das Edelgetränk auch unabhängig von allen Marken in Jerez wie selbstverständlich zusammengehören, stand dabei auch schon für prominente Gäste wie Winston Churchill, Steven Spielberg, Pablo Picasso oder Rod Taylor fest, die im schweren, alkoholgeschwängerten Duft einer der vielen Bodegas mit Kreidestiften ihr Autogramm auf eines der Brandy-Fässer kritzelten und sich anschließend in einer der zahlreichen Bars nur allzu gerne von der besonderen Genusskombination umnebeln ließen.

    [pic|92|l|||Oft sind die Fässer mit geschnitzten Motiven versehen und dienen auch als Straßenschmuck.|||]

    Doch so schön die Erfolgsstory des Edelbranntweins auch klingt, so viele Schattenseiten durchlief sie auch. Ricardo Rebuelta, Generaldirektor der staatlichen Kontrollbehörde Consejo Regulador kennt sie genau: „Dank unserer Initiative darf sich seit 1984 nur noch der Brandy aus der Region des Sherry-Dreiecks als „Brandy de Jerez“ bezeichnen, wobei dieser aber noch 42 weitere streng kontrollierte Auflagen erfüllen muss“, erklärt er. Der Grund: Im Laufe der Zeit gab es zahlreiche internationale Fälschungen, die dem Ruf des andalusischen Branntweins schwer geschadet haben. Der sinkende Export von einst 400 Millionen auf gerade noch 75 Millionen Flaschen wurde durch die neuen, scharfen Kontrollen allerdings nicht verhindert. „Schuld daran waren auch die Modegetränke wie Whisky-Cola und Gin-Tonic, die den Brandy seit den 80er Jahren plötzlich aus der Barkultur verdrängten“, erinnert sich Rebuelta.

    Neue Vermarktungschancen
    Kein Wunder, dass die Brandybarone damals plötzlich erschrocken aus ihrem verwöhnten High-Society-Schlaf erwachten, nach Jahrhunderten des süßen Müßiggangs die Stierkämpfe und Pferderennen erstmals in der Stadt ignorierten, aus ihren Bougainville bewachsenen maurischen Palästen heraus kamen und sich um neue Vermarktungschancen kümmerten. Schließlich wurden die Tore der Bodegas gegen Eintritt für Besucher geöffnet. Ein sinnlicher Schulterschluss mit der andalusischen Kultur, die feuriger nicht sein könnte.

    Denn während in den Bars das Leben zu den Flamencoklängen der Zigeuner tobt, “chiringuitos”, kleine Restaurants mit Holzkohlegrill, Spezialitäten aus der regionalen Küche oder die berühmten Tapas offerieren, kann man direkt nebenan in den Bodegas die hohe Kunst der Brandyherstellung live erleben und erkosten. Die Liebe zum Weinbrand wurde da schon oft innerhalb von wenigen Minuten neu entfacht.

    Ricardo Rebuelta blickt jedenfalls wieder beruhigt in die Zukunft: „Sherry time is any time. Diese Weisheit hat schon die englische Queen erkannt.“ Er lacht. „Und nach dem Solera-Prinzip gilt ja bekanntlich: was der Sherry schafft, das wird der Brandy noch verbessern.“

    (DTZ 36/08)

  • Es gibt kein Verbot für Aschenbecher

    MÜNSTER (DTZ/da). Wie aus Annahmestellenkreisen zu hören ist, soll von der Zentrale der Westdeutschen Lotterie GmbH & Co. OHG (WestLotto) in Münster angeblich das Aufstellen von Aschenbechern auf der Lottotheke beziehungsweise auf den Schreibplätzen in den Annahmestellen verboten worden sein.

    DTZ fragte bei WestLotto-Pressesprecher Elmar Bamfaste nach und erhielt von ihm die Auskunft: „WestLotto hat nicht das Aufstellen von Aschenbechern verboten. Wir haben lediglich darum gebeten, Aschenbecher von WestLotto zu verwenden und keine Ascher mit Fremdwerbung.“ Wie Bamfaste betont, hat es für die Lotto-Annahmestellenleiter auch keinerlei Konsequenzen, wenn sie dieser Bitte von WestLotto nicht entsprechen.

    (DTZ 36/08)

  • WestLotto testet SM-Terminals in Annahmestellen

    Unternehmen verspricht sich Entlastung des Verkaufspersonals und eine höhere Kundenzufriedenheit

    LOTTO

    [pic|93|l|||Prototyp des WestLotto-SB-Terminals. Vertriebsleiter Hans-Jürgen Gärtner macht sich mit dem Gerät vertraut.|||]

    MÜNSTER (DTZ/pnf). WestLotto hat ein Selbstbedienungs-Terminal zum Lottospielen entwickelt. Das Gerät wird ab Mitte September in ausgewählten Annahmestellen des Ruhrgebietes getestet werden. Der Test soll sechs bis neun Monate dauern.

    WestLotto verspricht sich von den neuen SB-Terminals zum einen eine Steigerung der Kundenzufriedenheit durch diesen zusätzlichen Service, zum anderen eine Entlastung des Annahmestellen-Personals, insbesondere an Standorten mit einer hohen Kundenfrequenz.

    „Es ergibt sich der zusätzliche Vorteil, dass auf Grund der SB-Terminals zukünftig potenziell mehr Zeit für Information und Beratung zwischen Annahmestellen und Kunden besteht – ein wichtiger Aspekt, da die Anforderungen an die Tätigkeit als Annahmestellenleiter in Folge des neuen Glücksspiel-Staatsvertrages sehr viel anspruchsvoller geworden sind als in der Vergangenheit“, heißt es in einer Pressemitteilung. An den SB-Terminals wird ausschließlich Lotto 6aus49 mit den beiden Zusatzlotterien Spiel 77 und Super 6 angeboten. Dort gibt es keine Spiele, die eine zusätzliche Identifizierung mit Kundenkarte und Personalausweis erfordern wie etwa Sportwetten oder die Keno-Lotterie.

    Der Bezahlvorgang erfolgt per EC-Karte sowie Eingabe der persönlichen PIN-Nummer. Die Sicherstellung des Jugendschutzes wird gewährleistet durch die Überprüfung des Geldkartenchips der EC-Karte, von dem das Alterskennzeichen gelesen wird. Auf diesem Weg wird eine Spielteilnahme Minderjähriger ausgeschlossen.

    Bei positiver Resonanz von den Annahmestellenleitern und den Kunden, würden die Geräte auch zukünftig ausschließlich in den Räumlichkeiten der Lotto-Annahmestellen eingerichtet werden. „Es wird kein neuer Vertriebsweg eröffnet werden“, heißt es in der Presseerklärung weiter. Auch sei auf diesem Wege gewährleistet, dass die SB-Terminals stets unter Aufsicht benutzt werden könnten. Zuständiges Fachpersonal werde immer in der Nähe sein.

    Die Sicherheit des Datentransfers über SB-Terminals wird, wie man bei WestLotto betont, auf dem exakt gleichen hohen Niveau wie bei den Annahmestellen-Terminals liegen. Die Spiel- und Kundendaten werden über eine geschützte Leitung direkt an das WestLotto-Rechenzentrum geleitet und dort digital verschlüsselt. Die Spieleinsätze und Bearbeitungsgebühren beim SB-Terminal entsprechen genau denen des üblichen Verkaufs in der Annahmestelle. Auch die Provision für die Annahmestellen ist identisch mit der im übrigen Lotteriegeschäft.

    Durch die Tests mit der Selbstbedienungstechnologie möchte WestLotto herausfinden, ob diese Art der Spielteilnahme auf Interesse bei seinen Kunden stößt und dieses Angebot die Annahmestellen bei ihrer täglichen Arbeit unterstützt.

    (DTZ 36/08)

  • Reemtsma kooperiert

    Gebr. Heinemann übernimmt Spezialitätenvertrieb

    HAMBURG (DTZ/fnf). Reemtsma und die Firma Gebr. Heinemann kooperieren bei der Distribution von Tabakspezialitäten, die überwiegend über den Tabakwaren-Facheinzelhandel vertrieben werden.

    Laut einem Reemtsma-Kundenanschreiben übernimmt im Rahmen einer Vertriebsoptimierung bei Tabakspezialitäten die Firma Gebr. Heinemann zum 1. Oktober 2008 die Distribution des Feinschnitttabaks Buccaneer Whisky 40g sowie der Pfeifentabake Amphora Full Aroma 50g und Prestige Regular 50g.

    (DTZ 36/08)

  • Raucherclubs zulässig

    Verfassungsgerichtshof weist Tabakgegner ab

    MÜNCHEN (DTZ/pnf). Nach einem Urteil des Bayerischen Verfassungsgerichtshofes dürfen weiterhin Raucherclubs im Freistaat betrieben werden. Die Richter wiesen den Antrag einer Nichtraucherinitiative auf Erlass einer einstweiligen Anordnung ab. Die Tabakgegner wollten die für die Raucherclubs geltende Ausnahme vom Rauchverbot außer Kraft setzen lassen, bis eine endgültige Entscheidung ihrer Klage gegen die Raucherclubs gefällt wird. Das Gericht hält aber ein sofortiges Verbot der Raucherclubs im öffentlichen Interesse nicht für geboten.

    Gleichzeitig wies der Gerichtshof aber auch den Antrag eines Wirtes auf einstweilige Anordnung ab, der im Rauchverbot für Einraumkneipen einen Verstoß gegen die bayerische Verfassung sieht.

    (DTZ 36/08)

  • Reemtsma: Dank JPS gut behauptet

    Höhere Anteile am geschrumpften Zigaretten- und Feinschnittmarkt

    [pic|94|l|||Gareth Davis und Titus Wouda Kuipers wollen Imperial Tobacco und die deutsche Tochter Reemtsma weiter in der Erfolgsspur halten.|||]

    HAMBURG (DTZ/fok). Vor allem aufgrund der starken Verkaufszahlen ihrer Zigarettenmarke John Player Special konnte Reemtsma die Position im rückläufigen deutschen Zigarettenmarkt gut behaupten und den Marktanteil in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2007/08 (bis Ende Juni) von 21,3 auf 21,7 Prozent steigern. Rechnet man die Altadis-Marken Gauloises und Gitanes hinzu, für die die BAT nach wie vor die Lizenzrechte in Deutschland besitzt, sind es sogar 27,4 Prozent Marktanteil. JPS steigerte im genannten Zeitraum ihren Marktanteil von 6,1 auf 7,7 Prozent und schob sich auf Platz 2 der meistverkauften Markenfamilien.

    Gareth Davis, CEO der Reemtsma-Mutter Imperial Tobacco, beziffert den Marktrückgang in Deutschland im laufenden Geschäftsjahr auf rund 5 Prozent bei einem Gesamtmarktvolumen von prognostizierten 86,6 Mrd. Zigaretten im Gesamtgeschäftsjahr. Gut die Hälfte dieses Rückgangs resultiert nach seiner Einschätzung aus den Folgen der Gastronomierauchverbote. Er geht jedoch aufgrund von Erfahrungen in anderen Ländern mit entsprechenden Reglementierungen davon aus, dass sich die Auswirkungen längerfristig durch das Anpassungsverhalten von Konsumenten und Gastronomen deutlich reduzieren.

    Zum Rückgang trage auch der unverändert starke Konsum von nicht in Deutschland versteuerten Zigaretten und die sich verändernde Altersstruktur der Bevölkerung bei. Marktanteile hinzu gewinnen konnte Reemtsma nach eigenen Angaben auch im Markt der Tabakspezialitäten Stopf- und Drehtabake sowie Eco-Cigarillos. Dieser schrumpfte ebenfalls um 5 Prozent auf 34,5 Mrd. Zigarettenäquivalente. Reemtsma gelang es durch sein breites Preis- und Produktportfolio, in diesem Bereich den Marktanteil von 19,5 auf 20,3 Prozent zu steigern.

    Deutlich stärker als die Hersteller hat nach Feststellung von Reemtsma der Handel und die Gastronomie an den derzeitigen Auswirkungen der Gastrorauchverbote zu leiden. Reemtsma-Deutschlandchef Titus Wouda Kuipers unterstrich, dass eine Ausdünnung der Handelslandschaft nicht im Interesse von Reemtsma ist. Das Unternehmen verfolge daher auch künftig geeignete Konzepte der Zusammenarbeit mit beidseitigen Nutzeneffekten. In der Diskussion um margenverbessernde Maßnahmen sieht Reemtsma aber noch keine aktuellen Zeichen für einen Durchbruch.

    Nach dem enormen Wachstumssprung von Imperial Tobacco durch die Altadis-Übernahme in 2007 will sich das Unternehmen derzeit vor allem auf den Ausbau der erworbenen Position konzentrieren und dabei nicht nur in den Schwellenländern, sondern auch in den stark regulierten westeuropäischen Ländern seine Chancen nutzen. Gleichzeitig plant der branchenweit als Kostenführer eingestufte Konzern die Konzentration von Produktionsstätten, die einen geplanten Personalabbau von rund 2400 Arbeitsplätzen zur Folge haben wird. Dies trifft u.a. das Reemtsma-Werk in Berlin, dessen Produktion nach Langenhagen verlagert wird.

    Auch die Zigarrensparte, in der Imperial Tobacco durch die Altadis-Übernahme Weltmarktführer wurde, ist in diesen Prozess eingebunden. Die Frage, ob die Zigarrensparte gegebenenfalls verkauft werde, wurde von Davis verneint. Dieses Geschäft sei noch ausbaufähig. Aushängeschild bleibt dabei die Beteiligung an der kubanischen Habanos. In Europa plant Imperial Tobacco eine Konzentration der Zigarrenproduktion auf einen Standort. Weltweit konnte Imperial Tobacco den Absatz in den ersten drei Quartalen seines Geschäftsjahres bis Ende Juni 2008 um 45 Prozent auf 207 Mrd. Stück Zigaretten steigern.

    (DTZ 36/08)

  • Wolsdorff Tobacco bevorzugt bei Neueröffnung Einkaufzentren

    Oettinger Davidoff-Tochterunternehmen behauptet sich in einem schwierigen Markt

    EINZELHANDEL

    [pic|95|l|||Dr. Reto Cina, CEO der Oettinger Davidoff Group und Geschäftsführer von Wolsdorff Tobacco, lässt sich von Pressesprecherin Paloma Szathmary fachgerecht eine Zigarre anzünden.|||]

    BASEL/HAMBURG (DTZ/da). „Der Einzelhandel mit Tabakerzeugnissen und Zeitschriften in Deutschland hat es momentan sehr, sehr schwer. Wer etwas anderes sagt, ist weit weg von der Marktrealität“, erklärt der CEO der Oettinger Davidoff Group, Basel, Dr. Reto Cina, in dessen Händen gleichzeitig auch gemeinsam mit Thomas Vollmer die Geschäftsführung der Fachhandelsfirma Wolsdorff Tobacco GmbH, Hamburg, liegt. Nach seiner Einschätzung wird es in den nächsten zwei bis drei Jahren zu einer Vielzahl von Geschäftsaufgaben im Fachhandel kommen. „Das habe ich zwar schon vor einigen Jahren prophezeit und es hat sich zum Glück nicht bewahrheitet, doch derzeit deutet einiges darauf hin, dass ich recht behalten könnte – leider.

    Das Fachhandelssterben wird kommen“, befürchtet Dr. Cina. Vor allem Fachgeschäfte an weniger attraktiven Standorten würden in größerer Zahl aufgeben müssen.
    Wolsdorff habe und werde sich vor diesem Hintergrund behaupten können. Der Fachhandelsfilialist hat 2007 ein ganz leichtes Umsatzplus verzeichnet. Den Umsatz gibt Dr. Cina mit über 100 Millionen Euro an, ohne ihn genau zu beziffern. Wie alle anderen Fachhandelsfirmen in Deutschland leidet Wolsdorff unter den sinkenden Margen bei Feinschnitt und Zigaretten. „Und dies bei steigenden Kosten.“ Das Unternehmen hat zwar von den Umsatzrückgängen beim Vertriebsweg Zigarettenautomat profitiert, „aber nicht in dem Umfang, wie wir uns das erhofft hatten“.

    Zigarren in der Gastronomie
    Im Zigarrenbereich hat Wolsdorff die selben Probleme wie alle anderen Fachhändler auch. Hier haben sich die Rauchverbote in der Gastronomie negativ auf den Umsatz ausgewirkt.
    Rückläufig ist der Sektor Zeitschriften und Zeitungen, wo der Fachhandel die neue Konkurrenz von Aldi und Lidl zu spüren bekommt. Ein Ärgernis sieht Dr. Cina darin, dass die Discounter sich beim Pressesortiment die Rosinen herauspicken dürfen und nur die Renner führen, während der Fachhandel ein breites Zeitschriftenangebot für seine Kunden vorhalte, und diese Leistung von den Verlagen finanziell nicht gewürdigt werde.

    Die Wolsdorff-Gruppe betreibt derzeit mit über 700 Beschäftigten, wovon mehr als 30 Auszubildende sind, 143 Fachgeschäfte bundesweit. Vier Filialen werden im laufenden Jahr schließen beziehungsweise haben bereits geschlossen, acht neu eröffnen und 13 Läden umgebaut. Bei den Neueröffnungen werden Einkaufszentren als Standorte bevorzugt. „Hier haben wir zwar wegen der im allgemeinen längeren Öffnungszeiten höhere Kosten, trotzdem rechnen sich Läden in Einkaufszentren eher, weil die Grundfrequenz höher ist als in anderen Lagen.“ Im Herbst wird das Filialunternehmen in den Städten Aachen, Berlin, Düsseldorf und Trier je ein Fachgeschäft in einem Einkaufszentrum eröffnen.
    Als konstant bezeichnet Dr. Cina die Zahl der Davidoff Depots in Deutschland, die er auf 120 beziffert. Davon befinden sich 22 in Wolsdorff-Geschäften.

    Weltweite Präsenz
    Weltweit gibt es rund 500 Davidoff Depositäre und 56 Davidoff Flagship Stores.
    In Deutschland betreibt Davidoff Pilotgeschäfte in Dresden (in direkter Nähe der Frauenkirche), Düsseldorf im Kö-Center und im KaDeWe in Berlin. Wenn es einen geeigneten Standort in Hamburg gäbe, würden wir dort auch gerne einen Flagship Store eröffnen, so der CEO der Unternehmensgruppe. Auch in Berlin könnte er sich einen weiteren Pilotshop vorstellen.

    Nicht zufrieden ist Dr. Cina mit der geschäftlichen Entwicklung des Dresdner Davidoff-Ladens. „Der läuft schwach“, bedauert er und lobt umgekehrt die Entwicklung des Flagship Stores in Basel, wo der Umsatz im laufenden Jahr zweistellig gestiegen sei. „Das Plus in Basel hat verschiedene Gründe“, sagt Dr. Cina und fügt hinzu: „Mit der Fußball-Europameisterschaft hing es aber ganz bestimmt nicht zusammen. Im Gegenteil: Während dieser vier Wochen hatten wir eine Art Ausnahmezustand, die Innenstadt wurde teilweise sogar geschlossen.“

    Neben Basel, Berlin, Dresden und Düsseldorf gibt es in Europa weitere 19 Davidoff Flagship Stores, u. a. in den Metropolen Amsterdam, Brüssel, Genf, Kopenhagen, London, Moskau, Paris, Stockholm und Zürich. Alle Pilotgeschäfte führen nicht nur die gesamte Produktpalette der Unternehmensgruppe, sie zeichnen sich darüber hinaus durch Qualität, Kompetenz und ein elegantes Ambiente aus. So sind sie, wie auch die Depositäre, wichtige Botschafter des von Davidoff verkörperten „The Good Life“.

    (DTZ 36/08)

  • Parteien noch in Sondierungsphase in Sachen Gatrorauchverbote

    [head]Parteien noch in Sondierungsphase in Sachen Gastrorauchverbote[/head]

    In vielen Bundesländern Bereitschaft für eine Lockerung der Gesetze

    BERLIN (DTZ/pnf/fok). Vier Wochen nach dem richtungweisenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu den Gastrorauchverboten, demzufolge die bestehenden Nichtraucherschutzgesetze in nahezu allen Bundesländern aufgrund ihrer einschneidenden Folgen für kleinere Gastronomiebetriebe nicht verfassungskonform sind, wogt der Meinungsstreit auf politischer Ebene und in den Medien kräftig hin und her. Die vom Gericht aufgezeigten Wege sind eine Erweiterung der Ausnahmen von den Gastrorauchverboten auf inhabergeführte Gastrobetriebe unter 75 qm Fläche einerseits oder ein totales Gastrorauchverbot nach bayerischem Muster andererseits. Zwischen diesen beiden Alternativen haben die Bundesländer bei der Neuformulierung ihrer Nichtraucherschutzgesetze die Wahl. Bis Ende 2009 müssen die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichtes durch entsprechende Gesetzesänderungen umgesetzt sein.

    Raucherprotest zeigt Wirkung
    Hatten sich die Medien in der monatelangen Diskussion über die Nichtraucherschutzgesetze im vergangenen Jahr in ihrer überwiegenden Mehrzahl auf die Seite der Rauchverbotsbefürworter geschlagen, hat sich das Meinungsbild seither deutlich geändert: Das Verständnis für die in ihrer Existenz bedrohten Gastronomiebetriebe und die Sympathien für den Erhalt klassischer Kneipentradition haben spürbar zugenommen, der sich formierende Unwillen der ausgegrenzten Raucher wird ernst genommen, wobei die Unterstützung der Raucheraktionen durch Unterschriftenlisten und Öffentlichkeitsarbeit seitens Initiativen des Fachhandels und der mittelständischen Industrie erfolgreich gefördert wurden. Und die Politik hat diese Änderung der öffentlichen Meinung sehr wohl zur Kenntnis genommen. Die Einbrüche der CSU bei den bayerischen Kommunalwahlen und spätestens der Spruch des Bundesverfassungsgerichts haben viele Politiker nachdenklich gemacht und das Bewusstsein geweckt, dass Radikallösungen nicht zur optimalen Resonanz der Wählerpotenziale führen.

    Sich treu geblieben ist sich nur die FDP, die von Beginn an in nahezu allen Bundesländern aktiv für liberale Lösungen eintrat und die Wahl, ob Raucher oder Nichtraucherlokal, dem Wirt überlassen will. Während die SPD derzeit für möglichst einheitliche bundesweite Regelungen trommelt, hält sich die CDU in etlichen Bundesländern deutlich zurück.

    Möglicherweise will man dort erst die bayerischen Landtagswahlen abwarten, um zu sehen, ob die Wähler die CSU erneut für ihr striktes Total-Gastrorauchverbot im Freistaat abstrafen. Mehrere CDU-geführte Länder, allen voran Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, erklärten, an einem von der Vorsitzenden des Gesundheitsministerkonferenz, der schleswig-holsteinischen Gesundheitsministerin Gitta Trauernicht für den 5. September vorgeschlagenen Treffen zur Koordinierung der Länder in Sachen Überarbeitung der Nichtraucherschutzgesetze nicht teilnehmen zu wollen, weil sie beabsichtigten, die Thematik zuvor durch Expertenrunden klären zu lassen.

    Trauernicht geht übrigens davon aus, dass die Mehrheit der Bundesländer, darunter auch Schleswig-Holstein, sich für die vom Bundesverfassungsgericht aufgezeigte Variante einer Ausweitung der Ausnahmen von Gastrorauchverbot für Gastronomiebetriebe mit weniger als 75 qm Fläche entscheiden werden. Probleme sieht sie vor allem bei der klaren Definition der für die Ausnahmen vorgegebenen Kriterien. Die Extremposition eines Totalverbots des Rauchens in der Gastronomie wird vor allem von der Berliner Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) vertreten. Sie stößt jedoch z.B. bei der Berliner CDU-Fraktion auf heftigen Widerstand. Der Sprecher der Fraktion, Mario Czajy, wies darauf hin, dass die Senatorin nicht die durch das Bundesverfassungsgericht errungene Wiederherstellung der Wahlfreiheit aushebeln dürfe. Inhaber von Einraumkneipen müssten selbst entscheiden können, ob geraucht werden solle oder nicht. Die SPD hat sich in Berlin noch nicht festgelegt.

    In Hessen entzündet sich der Parteienstreit vor allem an den Details, die aber letztlich große Praxisbedeutung haben. Während die Grünen das Arbeitsschutzgesetz ändern wollen, um ein Rauchverbot in allen nicht ausschließlich inhabergeführten Gastrobetrieben durchzusetzen, bezeichnete die CDU-Fraktion den Vorschlag als voreilig. Die FDP hingegen will das Rauchverbot in Einraumkneipen und Raucherclubs aufheben und außerdem auch technische Vorrichtungen als Schutz vor dem Rauch gesetzlich als Alternative zulassen. Die hessische SPD spricht sich weiter für ein Totalverbot aus. Eine Anhörung vor dem hessischen Landtag wird am 11. September stattfinden.

    In Niedersachsen hat das Kabinett von CDU und FDP einen Entwurf für eine Änderung des Nichtraucherschutzgesetzes auf den Weg gebracht, der die Erweiterung der Ausnahmen auf Eckkneipen vorsieht, nicht jedoch für Festzelte und geschlossene Gesellschaften, wie es die FDP gefordert hatte. In Baden-Württemberg geht der Riss sogar durch die einzelnen Fraktionen: CDU-Generalsekretär Thomas Strobl wetterte gegen „Gutmenschen“, „raucherfeindliche Eiferer“ und „Totalitarismus“ und setzt sich damit in bewussten Gegensatz zu seiner Parteikollegin und Gesundheitsministerin Monika Stolz, die sich für strenge Rauchverbote stark gemacht hatte.

    Gegen bayerische Radikallösung
    Auf Bundesebene spricht vor allem die FDP klare Worte: Detlef Parr, Drogenbeauftragter der FDP-Bundestagfraktion: „Wo die FDP regiert, ist die bayerische Radikallösung nicht zu machen. In Baden-Württemberg nicht, in Nordrhein-Westfalen nicht und in Niedersachsen nicht. Und in Bayern wird es auch anders werden, weil die FDP bei der Landtagswahl erfolgreich sein wird.“

    (DTZ 36/08)

  • Dr. Reto Cina: „Uns geht es wirtschaftlich gut“

    Oettinger Davidoff Group bleibt weltweit auf Wachstumskurs

    [pic|89|l|||Dr. Reto Cina, CEO der Oettinger Davidoff Group, sieht am Ende die wirklich starken Marken, die nicht als „Schnäppchen“ verramscht werden, als Gewinner.|||]

    BASEL (DTZ/da). Den globalen Restriktionen gegen den Tabak zum Trotz bleibt die Oettinger Davidoff Group weiter auf Erfolgskurs. Das in über 120 Ländern der Erde agierende Familienunternehmen mit Firmenzentrale in Basel erzielte im Jahr 2007 mit 3 344 Mitarbeitern ein Umsatzplus von 1,0 Prozent auf 1,273 Mrd. Schweizer Franken. Zum positiven Abschneiden trugen insbesondere Zuwächse in Asien und Osteuropa bei. Auch in der Schweiz „läuft es gut“, wie Dr. Reto Cina, CEO der Oettinger Davidoff Group, im Gespräch mit DTZ erklärt. Rückläufig ist die Entwicklung hingegen in Deutschland, Frankreich und Spanien. Deutlich gestiegen ist die Zigarrenproduktion mit einem Plus von 15,8 Prozent auf 30,8 Millionen Stück. Dafür nennt Dr. Cina drei Gründe:

    [bul] Einführung neuer Produktlinien, auch in günstigeren Preislagen;
    [bul] Ausbau der Drittmarken;
    [bul] und last but not least Wachstum bei den Marken „Davidoff“ und „Zino Platinum“.

    Meistverkauftes Zigarrenprodukt des Unternehmens ist weiterhin die Corona der „Davidoff 2000“, die schon im Jahr 2002 das Panatela-Format der „Davidoff No. 2“ an der Spitze abgelöst hat.

    Die weltweit positive Nachfrage nach Zigarren und Zigarillos der Oettinger Davidoff Group hat sich auch im ersten Halbjahr 2008 fortgesetzt. „Die Zigarrenraucher sind bereit, für gute Produkte auch Geld auszugeben“, so Dr. Cina. In Asien und Osteuropa sind Absatz und Umsatz weiter nach oben gegangen, ebenso in der Schweiz. In den USA ist die Nachfrage bis Mai gestiegen und seitdem etwas abgeflacht.

    Mehr als gut angenommen werde in den Vereinigten Staaten die im Herbst 2007 auf den US-Markt gebrachte Premiumzigarre „Winston Churchill“. „Das scheint ein richtiger Renner zu werden“, freut sich Dr. Cina. Wegen der hohen Nachfrage dort, die „bereits an der 1-Million-Stück-Schwelle kratzt“, sei die ursprünglich für Mai 2008 vorgesehene Einführung in Deutschland auf September (zur Inter-tabac in Dortmund) verschoben worden. Dank ihrer Mischung mit kräftigen Tabaken sei die „Winston Churchill“ auch absolut etwas für Liebhaber kubanischer Zigarren, meint Dr. Cina. Auf die DTZ-Frage, wo die Markenrechte für die „Winston Churchill“ liegen, antwortet er: „Mit der Familie Churchill haben wir einen langfristigen, weltweit gültigen Lizenzvertrag abgeschlossen.“

    Aufgrund der Erfahrung mit „Winston Churchill“, wo das Mengenangebot nicht mehr der Nachfrage standgehalten hat, hat das Unternehmen die ursprünglich schon für Spätsommer 2007 vorgesehene Einführung der neuen Serie „Davidoff Puro Dominicano“ auf Anfang 2009 verschoben. „Wir haben einfach noch nicht die erforderlichen Mengen“, begründet Dr. Cina diesen Schritt. Die „Davidoff Puro Dominicano“ ist eine Longfillerzigarre, die ausnahmslos aus Tabaken von der Dominikanischen Republik gefertigt wird. Während es für das Unternehmen in vielen Ländern positiv laufe, gebe die Entwicklung in Deutschland, Spanien und Frankreich, den nach den USA und vor der Schweiz wichtigsten Märkten für Davidoff, weniger Anlass zur Freude. In Deutschland habe sich vor allem das Rauchverbot in der Gastronomie negativ auf die Nachfrage ausgewirkt.

    „Eine Zigarette raucht man ja noch draußen vor der Tür, aber wer stellt sich schon eine halbe Stunde oder länger vor ein Lokal, um eine Zigarre zu genießen?“, fragt Dr. Cina und hat auch direkt die Antwort parat: „Niemand!“ Auch zu Hause hole dies nach seiner Einschätzung kaum jemand nach. Ergo geht der Absatz verloren. Die Marke „Davidoff“ hat dies auch bei ihren Gastronomie-Depots zu spüren bekommen. Von den ehemals rund 500 Gastronomiedepots sind nach der Einführung der Rauchverbote nur noch zirka 300 übrig geblieben. Rund zehn Prozent davon haben eine Davidoff-Lounge. Bei den Lounges arbeitet der langjährige deutsche Davidoff-Partner, die Firma Gebr. Heinemann in Hamburg, wo immer es möglich ist, eng mit dem Fachhandel vor Ort zusammen.

    Neben der Rauchverbots-Problematik verschärfe sich die Situation am Markt durch Druckverkäufe von Wettbewerbern. „Da spielen wir natürlich nicht mit, weil dies dem Image einer Marke massiv schadet. So mache ich eine Marke kaputt“, weiß Dr. Cina, der am Ende die wirklich starken Marken, die nicht als „Schnäppchen“ verramscht werden, als Gewinner sieht.

    Als „Silberstreif am Horizont“ wertet der CEO von Oettinger Davidoff das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das das Rauchverbot in kleinen Einraumlokalen für verfassungswidrig erklärt hat. „Dieses Urteil verschafft uns zumindest eine Verschnaufpause“, meint er. Sehr gespannt ist Dr. Cina jetzt, was Bayern machen wird. Vom Freistaat könnte eine gewisse Signalwirkung für die anderen Bundesländer ausgehen. Dass die bayerischen Wirte stinksauer auf die CSU sind und zum Beispiel geplante Veranstaltungen dieser Partei in ihren Lokalen abgesagt haben, zeige Wirkung. Die CSU werde sich angesichts der Landtagswahlen im September sehr wohl überlegen müssen, ob sie mit ihrem harten Antiraucherkurs gut beraten sei.

    Weiter fortsetzen wird sich nach Einschätzung von Dr. Cina der Konzentrationsprozess in der weltweiten Tabakwirtschaft. Der CEO der Oettinger Davidoff Group sieht bei allen negativen Begleiterscheinungen hierin auch gewisse Chancen für das eigene Unternehmen. Zum einen müssten die übernehmenden Konzerne Auflagen der Kartellbehörden erfüllen und in dem einen oder anderen Land bestimmte Marken abgeben, zum anderen hätten kleinere Marken in dem riesigen „Konglomerat“ eines Konzern meist keine Daseinsberechtigung mehr. „Da dies bei uns nicht der Fall ist, eröffnen sich für uns Möglichkeiten. So haben wir zum Beispiel auch bei den von uns gepflegten Kleinstmarken Zuwächse verzeichnen können. Auf die DTZ-Frage, ob die Oettinger Davidoff Group ebenfalls an der Übernahme weiterer Firmen interessiert sei, erklärt Dr. Cina vielsagend, ohne konkret zu werden: „Selbstverständlich denken wir mehr als intensiv darüber nach, unser Markenportfolio durch Zukäufe zu erweitern.“

    Zu Gerüchten vom vergangenen Jahr, Oettinger Davidoff stehe selbst zum Verkauf, sagt Dr. Reto Cina: „Eine Tochter von Dr. Ernst Schneider wollte sich von ihren Unternehmensanteilen trennen. Das hat die Gerüchteküche angeheizt. Per Ende des letzten Jahres konnte die Situation durch einen Rückkauf dieser Anteile durch die Besitzerfamilien gütlich bereinigt werden.“

    Weiteren Spekulationen über Verkaufsabsichten tritt der CEO der Unternehmensgruppe mit den Worten entgegen: „Uns geht es wirtschaftlich gut, wir haben keinen Grund, unsere Selbständigkeit aufzugeben.“

    (DTZ 34/08)