Bonn // Die mittelständischen, familiengeführten Unternehmen der Zigarrenindustrie müssen sich – wie auch schon in der Vergangenheit – immer wieder neuen Herausforderungen stellen, die sowohl durch die Entwicklungen am Markt als auch durch die schärfer werdenden Regulierungsmaßnahmen bestimmt werden.
Markt 2014 rückläufig
Auch wenn die letzte Berichtszahl des Statistischen Bundesamtes für Zigarren / Zigarillos für das Kalenderjahr 2014 einen Anstieg von 8,4 Prozent auf 3,9 Mrd. Stück ausweist, stellt sich die Absatzsituation für Zigarren und Zigarillos ganz anders da. In der Presserklärung des Bundesverbandes der Zigarrenindustrie weißt Herr Mehrlein – Geschäftsführer BdZ – darauf hin, dass die Versteuerungsstatistik maßgeblich dadurch beeinflusst worden ist, dass zum 01.01.2015 eine EU-Definition umgesetzt werden musste, die dazu führt, dass die sogenannten ECO-Zigarillos (niedrigpreisige Zigarillos mit homogenisiertem Deckblatt) in Zukunft als Zigaretten versteuert werden müssen. Um auch noch in den ersten Monaten 2015 diese Produkte anbieten zu können, haben die Hersteller im Kalenderjahr 2014 ECO-Zigarillos vorproduziert und die entsprechenden Steuerzeichen bezogen.
Laut Bodo Mehrlein, Geschäftsführer des BdZ, geht der Verband nach eigenen Schätzungen davon aus, dass der Markt für traditionelle Zigarren/Zigarillos ca 1.1 Mrd. Stück beträgt. Im Jahre 2014 ist der Absatz der BdZ-Mitglieder um 1,6% zurückgegangen. „Von einem boomenden Markt zu reden, ist somit definitiv eine falsche Aussage“, so Bodo Mehrlein.
Laut BdZ ist die Versteuerungsstatistik seit vielen Jahren durch die sogenannten ECO-Zigarillos verfälscht worden. Der Verband begrüßt ausdrücklich die Definitionsänderung für Zigarren, die dazu führen wird, dass sich der Markt für Zigarren und Zigarillos in den nächsten Monaten wieder auf ein wesentlich niedrigeres Volumen reduzieren wird.
Positive Exportentwicklung
Positiv ist aus Sicht der BdZ-Mitglieder die Exportentwicklung; die von den BdZ-Mitgliedern hergestellten Zigarren und Zigarillos erfreuen sich zunehmend auch im Ausland großer Beliebtheit, so dass der Export im Kalenderjahr 2014 fast um sechs Prozent gestiegen ist und somit jedes zweite hergestellte Produkt im Ausland genossen wird.
Wie sich der Markt im Jahre 2015 entwickeln wird, ist aktuell schwer abzuschätzen. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass gerade der Konsum von Zigarren und Zigarillos sehr stark abhängig ist vom Wetter. Dieser Effekt wird durch die zunehmenden Rauchverbote weiter verstärkt. Die Branche zeigt sich trotzdem zuversichtlich, dass auch in Zukunft Zigarren und Zigarillos eine wesentliche Rolle als Genussartikel für die Aficionados spielen wird.
Herausforderungen für 2015
Das laufende Kalenderjahr wird ebenso wie die darauffolgenden Jahre große Herausforderungen für die Zigarrenindustrie beinhalten. Schon in der Vergangenheit war der Tabakmarkt durch strengere Regulierungsmaßnahmen geprägte. Allerdings sind die Maßnahmen, die durch die sogenannte Tababakproduktrichtlinie angestoßen werden, von gravierender Auswirkung für die gesamte Branche. Vom BdZ wurde immer positiv bewertet, dass der Focus der EU-Kommission bzw. der Tabakproduktrichtlinie nicht auf Zigarren und Zigarillos lag, da diese Produkte nicht attraktiv für jugendliche Konsumenten sind. Vielmehr handelt es sich bei Zigarren und Zigarillos um Genussartikel die meist nur gelegentlich von Männern gehobenen Alters geraucht werden. Dies und die Tatsache, dass es sich bei den meisten Herstellern um mittelständische Familienunternehmen handelt, hat dazu geführt, dass Zigarren und Zigarillos von einigen Regulierungsmaßnahmen ausgenommen worden sind, bzw.dass längere Umsetzungsfristen wie bei Track&Trace gelten.
Handlungsbedarf für unternehmerisches Handeln
Trotzdem wird die nationale Umsetzung der Richtlinie für die BdZ-Mitglieder zu einer praktisch unmöglichen Herausforderung werden, was in dem zeitlichen Ablauf der Übergangsfristen begründet ist. Nach jetzigem Stand ist davon auszugehen, dass das im Rahmen der nationale Umsetzung beschlossene Gesetz erst im März 2016 im Bundesgesetzblatt veröffentlich werden wird und somit auch erst zu diesem Zeitpunkt durch seine Rechtsverbindlichkeit den Unternehmen Planungssicherheit für die zu tätigenden Investitionen gibt. Vor dem Hintergrund, dass ab Mai 2016 nur noch gesetzeskonforme Verpackungen hergestellt werden dürfen, wird deutlich, dass eine Umstellung bzw. Anpassung der Produktion und der Verpackungen bis Mai 2016 nicht umsetzbar ist. Hier sieht der BdZ sehr starken Handlungsbedarf um den verfassungsrechtlich garantierten Rahmen für das unternehmerische Handeln nicht zu gefährden. Erstaunlich mutet in diesem Zusammenhang an, dass gerade die EU-Kommission durch das langwierige Verfahren der Bearbeitung nachgelagerter Rechtsakte die Umsetzung der Richtlinie weiter verzögert.
Auch wenn Zigarren und Zigarillos für die Umsetzung eines Track&Trace Verfahrens eine Übergangsfrist von zehn Jahren gewährt wird, so werden die Rahmenbedingungen für dieses Verfahren schon in den nächsten Monaten festgelegt werden. Es ist im gemeinsamen Interesse für Zigarrenindustrie und Handel, dass ein System etabliert wird, welches auch für kleine und mittelständische Unternehmen umsetzbar ist. Es mutet fast schon absurd an, dass gerade die Zigarrenbranche ein so aufwendiges System zur Verhinderung von Schmuggel etablieren muss, obwohl es nachweislich gar keinen Schmuggel in diesem Produktsegment gibt. Besonders vor diesem Hintergrund ist darauf zu achten, dass die Branche nicht durch extreme Bürokratiekosten aus dem Markt gedrängt wird.
E-Produkte Sicherlich ist das Thema e-Zigarette in aller Munde und die Produkte stellen möglicherweise eine interessante Alternative dar. Der BdZ ist sich allerdings sicher, dass es zwischen diesen e-Produkten und der Zigarre keinerlei Substituierung geben wird. Der Genießer von Zigarren und Zigarillos liebt die Geschichten rund um die Tabake, die Herstellung und verschiedenen Herstellungsländer – diese Geschichten und der einzigartige Geschmack kann nur durch die Zigarren und Zigarillos geliefert und nicht durch e-Produkte simuliert werden.
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(DTZ 06/15)