Schlagwort: Zigaretten

  • Branche wächst weiter

    BERLIN // Der E-Zigarettenmarkt in Deutschland wächst kontinuierlich. Für 2019 wird der Gesamtumsatz auf 570 Millionen Euro geschätzt, ein Zuwachs um knapp 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

    Das ist ein Ergebnis der Branchenumfrage, die das Bündnis für Tabakfreien Genuss (BfTG) bei 100 Händlern und Herstellern von elektronischen Zigaretten und Liquids durchgeführt hat. Doch die Branche leide auch unter Regulierungsmaßnahmen wie der Sechsmonatsfrist, kritisiert das BfTG.

    Positive Ausblicke
    Auch im kommenden Jahr werde diese Tendenz anhalten. Die Befragten gehen laut Umfrage davon aus, dass der Gesamtumsatz im deutschen E-Zigarettenmarkt auf 680 Millionen Euro ansteigen werde, was einem Plus von etwa 20 Prozent gegenüber dem laufenden Jahr entspreche. Die Gründe für diese Entwicklung sieht der BfTG darin, dass mehr Raucher in Deutschland auf die E-Zigarette umsteigen und die Zahl der Fachgeschäfte sich in den letzten Jahren deutlich erhöht habe. Parallel dazu sei die Kompetenz der Händler gestiegen, was wiederum den Kunden zugutekomme, betont Dustin Dahlmann Vorsitzender des BfTG. Rund 38 Prozent der Händler in Deutschland bieten laut Umfrage ihre Produkte ausschließlich über den stationären Handel an. Knapp die Hälfte davon vertreiben ihre Produkte sowohl stationär als auch online (47 Prozent), wobei zwei Drittel des Umsatzes im stationären Geschäft erzielt werden. Nur jeder sechste Anbieter (15 Prozent) verkauft E-Zigaretten und Liquids ausschließlich online. Die Vertriebssituation in Deutschland habe sich damit deutlich verändert, so Dahlmann.

    Trotz des positiven Ausblicks belaste vor allem die Sechsmonatsfrist den deutschen Markt negativ. Diese müssen ihre Produkte sechs Monate vor dem Verkauf registrieren. Entsprechend kommen Neuheiten mit Verzögerung in den Handel.

    Das Problem: Verbraucher können in dieser Zeit die neuen Geräte über Direktimporte aus Drittstaaten beziehen. Dies habe erhebliche Auswirkungen auf den E-Zigaretten-Handel in Deutschland, so Dahlmann. Immerhin 89 Prozent der Händler seien davon betroffen.

    „Hier besteht dringender Handlungsbedarf für den Gesetzgeber in Deutschland, zumal die Regelung zur Registrierung in Frankreich und Großbritannien deutlich entspannter abläuft, wo die Produkte unter Auflagen direkt nach der Registrierung verkauft werden können“, sagt Dahlmann.

    vi

    (DTZ 37/19)

  • Tabakfusion in Sichtweite

    RICHMOND / NEW YORK // Die beiden Tabak-Konzerne Altria und Philip Morris verhandeln derzeit über einen Zusammenschluss. Ziel ist es, ein globales Konglomerat zu schmieden, das so wertvoll wäre wie Coca-Cola.

    Als die Gespräche bekannt wurden, hatte Philip Morris einen Börsenwert von 121 Milliarden Dollar, Altria brachte es auf eine Marktkapitalisierung von 97 Milliarden – macht unterm Strich 218 Milliarden US-Dollar (gut 196 Milliarden Euro), eine gigantische Summe, an der Philip Morris 58 Prozent halten würde. Allerdings gibt es noch ein paar Fragezeichen. So warnten die Beteiligten, die Verhandlungen könnten ergebnislos verlaufen. Außerdem müssten diverse Gremien zustimmen.

    Zwar verloren die Aktien beider Unternehmen zunächst klar an Wert; es wurde jedoch deutlich, dass die Anteilseigner größere Chancen für Altria sehen. Analysten begrüßten den Plan und wiesen darauf hin, dass beide Unternehmen bis 2008 ohnehin eins waren, bis die Aufspaltung erfolgte.

    Derzeit fahren die Unternehmenslenker unterschiedliche Strategien: Altria ist breit aufgestellt und bedient vor allem den heimischen Zigarettenmarkt, tummelt sich aber über Beteiligungen an Juul (Anteil an dem E-Zigaretten-Hersteller 35 Prozent, erworben für 13 Milliarden Dollar), Cronos (Cannabis, 45 Prozent, 1,8 Milliarden Dollar) und AB-Inbev (Brauerei, 12,2 Prozent) in ganz unterschiedlichen Märkten.

    Zwei unterschiedlich aufgestellte Unternehmen
    Philip Morris macht das Gros seiner Umsätze mit Zigaretten (Marlboro), hat aber mittlerweile die rauchfreie Zukunft ausgerufen und setzt mit dem Tabakerhitzer Iqos und verschiedenen E-Zigaretten auf diesen Wachstumsmarkt. Das Marktforschungsinstitut Euromonitor bezifferte den globalen Vaping-Markt 2018 mit 28 Milliarden Dollar, 2023 könnte das Volumen die 75-Milliarden-Dollar-Marke durchbrechen.

    Ist es sinnvoll, zwei so unterschiedlich aufgestellte Unternehmen zu verschmelzen? Unbedingt, meint Ken Shea, Analyst bei Bloomberg Intelligence: Philip Morris käme in Sachen Marijuana voran und könnte zudem die eigene Position im riesigen Segment E-Zigarette ausbauen. Aufgrund eines aufwendigen, zwei Jahre dauernden Zulassungsverfahrens durch die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat Juul in den USA einen schier uneinholbaren Vorsprung in Sachen Marktanteile.

    Altria würde im Gegenzug Juul mit Hilfe der Marketingmacht und des logistischen Know-hows von Philip Morris weltweit besser vermarkten können. Außerdem, sagt Analystin Bonnie Herzog von Wells Fargo, würden beide Unternehmen aufgrund von Synergieeffekten von niedrigeren Kosten und höheren Produktionsmengen profitieren – die Rede ist immerhin von jährlich einer Milliarde Dollar.

    „Aus meiner Sicht ist eine Fusion vor allem für Altria sinnvoll“, meint auch Garrett Nelson von CFRA Research, „denn die Verkäufe von Zigaretten in den USA gehen immer weiter zurück, und die Behörden kontrollieren sowohl Tabak als auch E-Zigaretten immer schärfer.“ Durch einen Zusammenschluss könnte Altria neue Märkte erschließen.

    Potenzial für eine Wiedervereinigung
    Manche Beobachter sind vor allem erstaunt. „Das Potenzial für eine Wiedervereinigung der Unternehmen wurde oft diskutiert, aber ich habe nicht geglaubt, dass dies angesichts der hohen regulatorischen Belastung des US-Marktes und seines sich abschwächenden Wachstumsprofils eintreten würde“, erklärte etwa Chris Growe, Analyst bei Stifel, in einem Research-Bericht.

    Und schließlich könnte Altria auf diesem Weg einen Teil seines Schuldenberges in Höhe von 29 Milliarden Dollar abtragen, der vor allem durch teure Akquisitionen entstanden war.

    Die Aktien von Altria gaben nach der Bekanntgabe der Gespräche 8,8 Prozent nach. Die Aktionäre hatten kurz zuvor einer Erhöhung der Dividende um fünf Prozent zugestimmt, die Dividendenrendite liegt damit aktuell bei 7,0 Prozent. Philip-Morris-Anteile verloren in der Spitze 9,2 Prozent. Der Konzern schüttet voraussichtlich 4,67 Euro je Aktie aus und kommt dadurch auf eine Dividendenrendite von 6,0 Prozent. Traditionell sind Tabakkonzerne als Unternehmen mit erfreulicher Ausschüttungspolitik bekannt; dadurch sollen die Anteilseigner bei der Stange gehalten werden.

    max

    (DTZ 36/19)

  • „Fragwürdige Inhalte“

    BERLIN // Aus den USA wurden in den vergangenen Wochen Vorkommnisse berichtet, nach denen Dampfer mit teils schweren Lungenschäden in Krankenhäuser eingeliefert wurden. Der Verband des E-Zigarettenhandels (VdeH) und das Bündnis für Tabakfreien Genuss (BfTG) warnen jetzt davor, E-Zigaretten allgemein dafür verantwortlich zu machen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich nämlich, dass die Beschwerden ganz andere Ursachen hätten.

    Zwar seien die Beschwerden offenbar nach dem Konsum von E-Zigaretten aufgetreten. Aber: Mit Hilfe dieser Geräte sei kein reguläres, im Fachhandel erworbenes Liquid konsumiert worden. In allen bekannten Fällen seien vielmehr Flüssigkeiten verdampft worden, die unter anderem mit Cannabis oder CBD-Öl versetzt gewesen seien. Teilweise sei hochkonzentriertes THC-Harz konsumiert worden.

    Auf Verkaufsstellen und Inhaltsstoffe achten
    „Es ist daher völlig falsch, E-Zigaretten für die bedauerlichen und vermeidbaren Erkrankungen verantwortlich zu machen, wenn diese mit Stoffen genutzt werden, die darin nichts verloren haben und die zudem aus dubiosen Quellen stammen,“ sagt Michal Dobrajc, VdeH-Vorsitzender. Die betroffenen Dampfer haben die Flüssigkeiten wohl in Pop-up-Shops gekauft. Das sind temporäre Verkaufsstellen, die meist nur für kurze Zeit geöffnet sind und ihre Standorte häufig wechseln, um sich dadurch behördlichen Kontrollen zu entziehen. Sie verkaufen häufig Liquids aus unkontrollierter Produktion, die eigens zusammengemischt werden und fragwürdige, teilweise illegale Inhaltsstoffe enthalten.

    Dobrajc: „Der VdeH rät dringend von Straßenkäufen, Eigenimporten und dem Erwerb von E-Liquids oder vorbefüllten Pods aus unseriösen Quellen ab. Vielmehr sollte man den gut sortieren Fachhandel nutzen. Das Sicherheitsniveau der dort angebotenen E-Liquids ist generell sehr hoch, da in der EU nur regulierte Inhaltsstoffe verwendet werden dürfen.“
    Ähnlich beurteilt Dustin Dahlmann, Vorsitzender des BfTG, die Lage: „Die Vorfälle in den USA sind auf schädliche Substanzen zurückzuführen, die möglicherweise mithilfe von E-Zigaretten inhaliert worden sind. Doch es ist falsch, die Ursache für diese Erkrankungen bei der E-Zigarette zu suchen.”

    red

    (DTZ 35/19)

  • Einbruch bei Steuer

    WIESBADEN // Der Bund hat im Juli erhebliche Rückgänge bei der Tabaksteuer hinnehmen müssen. Er kassierte insgesamt knapp 1,07 Milliarden Euro, im Vormonat lag der Betrag bei 1,27 Milliarden Euro, im Vorjahresmonat bei mehr als 1,31 Milliarden Euro.

    Vor allem bei Zigaretten (minus 17,1 Prozent zu Juli 2018) und Feinschnitt (minus 35,5 Prozent) sanken die staatlichen Erträge. Dabei war der Rückgang bereits an den Netto-Bezügen von Steuerzeichen im Juni abzulesen. Bei Zigaretten verzeichneten die Statistiker damals ein Schrumpfen der Menge um 17,8 Prozent bei Zigaretten und bei 44,9 Prozent bei Feinschnitt.

    Der Einbruch kommt für Marktbeobachter nicht überraschend: Er spiegelt die deutlich gesunkenen Produktionsmengen nach der Umstellung auf das neue Track & Trace-Verfahren wider. Immerhin: Vor allem bei den Steuerzeichen für Zigaretten (plus 1,5 Prozent) stabilisiert sich die Lage langsam.

    max

    (DTZ 34/19)

  • „Eine Bündelung der Kräfte“

    MAINZ / BERLIN // Nach gut eineinhalb Jahren Vorbereitungszeit, in der viel Überzeugungsarbeit geleistet wurde, findet am 2. September die Gründungsversammlung des Bundesverbands der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE) statt. DTZ sprach in Mainz mit Lande-wyck-Geschäftsführer Hans-Josef Fischer und Reemtsma-Chef Michael Kaib, den beiden Initiatoren, sowie mit Jan Mücke, dem Geschäftsführer des Deutschen Zigarettenverbandes (DZV), darüber, warum der neue Dachverband gegründet wird und welche Ziele er hat.

    Herr Fischer, Herr Kaib, warum wird es einen neuen Bundesverband geben, der nicht nur Unternehmen der Tabakwirtschaft zu seinen Mitgliedern zählt, sondern auch solche aus „benachbarten” Branchen.
    Hajo Fischer: Es geht letztlich um das Bündeln von Kräften. Sehen Sie: Wir sind lange davon ausgegangen, dass die Politik Unterschiede im Bewerten des Segments macht – nach Feinschnitt, Industriezigarette und so fort. Aber diese Unterscheidung existiert nur in unseren Köpfen. In der Politik gilt eher die Einschätzung: Tabak ist Tabak – und das ist alles eins.

    Und diese Erkenntnis war der Anlass für die Gründung des neuen Verbandes?
    Fischer: Genau. Wir haben uns gefragt, ob es nicht möglich ist, unsere Kräfte zu bündeln.

    Klingt doch logisch. Warum hatte niemand vor Ihnen diesen Ansatz?
    Fischer: Den gab es ja, der ist gar nicht neu. Schon vor 20, 25 Jahren ist diese Idee immer wieder diskutiert worden, vielleicht nicht in den offiziellen Vorstandssitzungen der Verbände, aber zum Beispiel abends beim Rotwein oder beim Bier im Biergarten. Haus des Tabaks hätte das heißen können, wo alle unter ein Dach hätten gehen und gegenüber der Politik gemeinsam hätten auftreten können.

    Das war also die Basisidee des neuen Verbandes?
    Fischer: Mit dem Ziel einer Bündelung der Kräfte und ohne diese „althergebrachte Segmentierung“, die wir als Brancheninsider im Kopf haben, die aber bei unseren politischen Stakeholdern sicher nicht vorhanden ist.

    Herr Kaib, Sie wollen etwas ergänzen.
    Michael Kaib: Es geht uns darum, eine geeignete Stelle für die gesamte Branche zu haben und nicht Mono-Verbände, die für vereinzelte Interessen sprechen. Und die Idee hinter dem BVTE ist es, diese geeignete Stelle für die gesamte Branche zu haben und damit auch für die Zukunft besser aufgestellt zu sein.


    Wobei die Branche schwer zu fassen ist.

    Kaib: Allein, wenn wir das letzte Jahr mit all den neuen Kategorien, die gerade entstehen, betrachten, gibt es zwei Lösungen. Entweder es gibt immer neue Mono-Verbände, die sich ausschließlich um die Interessen dieser Kategorien kümmern. Oder wir sagen: Diese Kakophonie brauchen wir nicht. Was wir brauchen ist die Meinung der unterschiedlichen Interessenvertreter. Und wir brauchen dafür eine Stimme.

    Ein Verband, der für alle spricht?
    Kaib: Nicht für alle. Wir sind als BTVE vielmehr in der Position, kategorieübergreifend und damit integrierend zu sprechen.

    Sehen Sie den BTVE als politischen Verband oder soll er auch auf gesellschaftlicher Ebene tätig werden?
    Fischer: Im Kern ist der Bundesverband politisch. Schauen wir nur mal auf die Regulierung, die auf uns zukommt und die wir jetzt schon in großen Teilen haben – das ist eine Katastrophe für die Branche. Das gilt nicht nur für die industriell hergestellte Zigarette, sondern auch für Feinschnitt. Es wird eine Katastrophe werden für Pfeifentabak, Zigarren, Zigarillos. Und von den neuen Produkten haben wir da noch gar nicht gesprochen.

    Weil der Regulierer alle Produkte in einen Topf wirft?
    Fischer: Natürlich, für die Politik ist das alles ein Abwasch. Die Politik macht keine Unterschiede. Warum also sollen wir weitermachen wie bisher? Weil es aus der Historie heraus immer so war? Da ist es doch sinnvoller zu sagen: Lasst uns mal überlegen, ob es nicht an der Zeit ist, die bestehenden Strukturen anzupacken. Wir brauchen einen stärkeren Bundesverband, der gegenüber der Politik zentral auftreten kann.

    Wer kann, wer wird denn Mitglied im BVTE werden?
    Jan Mücke: Mitglieder werden voraussichtlich Reemtsma, BAT, Landewyck, JTI, Von Eicken, TMCC. Aus der Verbandslandschaft werden die Tabakpflanzer sowie der VZI …

    … also die Hersteller von Zigarettenpapier …
    Mücke: … beitreten. Und es werden eine ganze Reihe von E-Zigarettenfirmen und E-Liquidherstellern dabei sein, zum Beispiel Niko Liquids und Riccardo.


    Und die sind vom Start weg dabei?

    Mücke: Die Einladungen an alle Interessenten sind jedenfalls verschickt. Das Entscheidende ist, dass wir jetzt den Startschuss machen, dass die Tür nach dem Startschuss aber nicht ins Schloss fällt, sondern offen bleibt für alle, die sich später entscheiden mitzumachen.
    Fischer: Wir hätten natürlich auch gerne Verbände aus dem Groß- und Einzelhandel dabei gehabt, aber im ersten Schritt wollten die nicht. Manchmal dauert so etwas eben.


    Es gibt aber eine Reihe von Unternehmen, die sich bereits in den Arbeitsgruppen engagiert haben.

    Mücke: Genau, aber es gibt auch Firmen, die vielleicht zum ersten Mal etwas vom neuen Bundesverband hören oder sich am Erarbeiten von Satzung, Verhaltenskodex und ähnlichen Dingen nicht unmittelbar beteiligen wollten, aber trotzdem ein Interesse daran haben, dass die Branche stärker zusammenrückt.
    Kaib: Das ist wichtig: Es kann beides nebeneinander existieren. Der Bundesverband kann Kategorie übergreifend sprechen. Aber natürlich können daneben Einzelverbände bestehen. Und wenn die sich dann doch entschließen, dabei zu sein, freuen wir uns. Das ist eine Reise, und die Gründung unser erster Erfolg.

    Lesen Sie das vollständige Interview in der Printausgabe DTZ 34/19.

    (DTZ 34/19)

  • Gericht urteilt gegen Pro Rauchfrei

    MÜNCHEN // Die Initiative „Pro Rauchfrei“ wollte zwei Edeka-Märkten verbieten lassen, Schockbilder auf Zigarettenpackungen in Automaten zu verdecken. Doch das Oberlandesgericht (OLG) München entschied anders.

    Supermärkte müssen die Ekelbilder nicht sämtlichen Kunden präsentieren. Es war die zweite Niederlage des Nichtrauchervereins in dieser Angelegenheit: Bereits vor einem Jahr hatte das Landgericht München die Klage in erster Instanz abgewiesen.

    Bis zum EuGh
    Nächste Etappe soll nun der Bundesgerichtshof in Karlsruhe sein: „Pro Rauchfrei“ will den Streit durch alle Instanzen durchfechten, notfalls bis zum Europäischen Gerichtshof, wie der Pro-Rauchfrei-Vorsitzende Siegfried Ermer nach der Entscheidung sagte.

    Die Richter am OLG argumentierten ähnlich wie das Landgericht vor einem Jahr: Die Schockbilder müssten im Moment des Kaufs auf der Zigarettenschachtel zu sehen sein – doch der Automat an der Supermarktkasse sei nicht Teil der Verpackung, sondern eine „Verkaufsmodalität“, also das Bereitstellen der Zigaretten für den Verkauf.

    Nach Einschätzung des Gerichts werden den Käufern auch keine wesentlichen Informationen vorenthalten, wenn sie die Gruselfotos erst vor dem Bezahlen zu sehen bekommen, auch wenn es sich nur um einen sehr kurzen Moment handelt. Ermer warf der deutschen Politik nach dem Urteil Kungelei mit der Tabakindustrie vor. red

    (DTZ 33/19)

  • Report: „Hilfe beim Ausstieg!“

    NEW YORK // „Chances of quitting tobacco can more than double with the right support. – Die Chancen, mit dem Rauchen aufzuhören, sind mit der richtigen Unterstützung mehr als doppelt so hoch.“ Das ist der Leitsatz des aktuellen WHO-Reports zum Thema „Tabak“.

    Rauch-Gegner wird das freuen, die E-Zigarettenbranche weniger, die Tabakunternehmen gar nicht. Denn während Hersteller und Händler von Liquids und Hardware unermüdlich deutlich machen, dass Dampfen im Vergleich zum Rauchen die deutlich weniger gesundheitsbedenkliche Variante sei, Nikotin zu konsumieren, stellt die WHO auch E-Zigaretten und Tabakerhitzer an den Pranger.

    Behauptung ohne Belege
    So heißt es, Electronic Nicotine Delivery Systems (ENDS) könnten gerade junge Menschen dazu verleiten, zu schädlicheren Arten des Tabakkonsums zu wechseln. Ein Beleg für diese These findet sich allerdings nicht.

    Die von der Organisation vorgeschlagenen Maßnahmen beinhalten unter anderem Werbeverbote, Steuererhöhungen, finanzielle Zuschüsse für Nikotinersatztherapien, zusätzliche hausärztliche Beratung für Raucher oder eine kostenlose Telefonberatung.

    Verweis auf Statistiken
    Die WHO sieht dabei den Anteil der Raucher an der Weltbevölkerung bei 19,2 Prozent und damit bei rund 1,1 Milliarden Menschen. Das sei innerhalb von zehn Jahren ein Rückgang um 15 Prozent; durch das gleichzeitige Bevölkerungswachstum sei die Zahl der Raucher insgesamt jedoch konstant. 80 Prozent der Raucher lebten in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen. Zugleich würden acht Millionen Menschen jährlich an den Folgen des Tabakkonsums sterben. Der Weltwirtschaft gingen dadurch 1,4 Billionen US-Dollar (rund 1,3 Billionen Euro) pro Jahr durch Gesundheitskosten und Arbeitsausfälle verloren.

    Europas Spitzenreiter in Sachen Rauchen ist laut dem Report Serbien mit 33 Prozent der Erwachsenen, in Deutschland liegt die Quote bei 22 Prozent. Unter zehn Prozent liegt der Anteil in Usbekistan und – dank Snus – in Schweden. max

    (DTZ 33/19)

  • Sesselwechsel bei Philip Morris

    GRÄFELFING // Seit 1. August leitet Claudia Oeking das Geschäftsfeld External Affairs bei Philip Morris in Deutschland (PMG) und wird gleichzeitig neues Mitglied der Geschäftsführung. Sie folgt damit auf Jörg Waldeck, der den Konzern verlässt, um sich neuen Aufgaben zu widmen.

    In der neuen Position verantwortet die ausgebildete Radiojournalistin die für den Dialog mit der Öffentlichkeit zuständigen Funktionen und die PMG-Außendarstellung – die Unternehmens- und Wissenschaftskommunikation, die Hauptstadtrepräsentanz sowie die Pressearbeit und die Corporate Social Responsiblity; darunter ist die gesellschaftliche Verantwortung der Firma als Teil des nachhaltigen Wirtschaftens zu verstehen.

    Zum Geschäftsfeld der Unternehmenssprecherin gehören weiter die Fachbereiche zur Regulierung und Besteuerung von Tabakprodukten und verwandten Erzeugnissen sowie zur Bekämpfung des illegalen Zigarettenhandels.

    „Rauchfreie Zukunft“
    „Durch unsere Transformation haben wir die einzigartige Chance, eine rauchfreie Zukunft Realität werden zu lassen. Hierfür müssen wir alle relevanten Interessensgruppen über die Chancen risikoreduzierter Produkte für die Gesellschaft aufklären. Hierzu haben wir mit Claudia Oeking eine ausgewiesene Expertin für External Affairs als neue Geschäftsführerin gewonnen. Ich bin davon überzeugt, dass sie diese Aufgabe mit ihren herausragenden Fähigkeiten erfolgreich meistern wird“, sagt Markus Essing, Vorsitzender der PMG-Geschäftsführung.

    Claudia Oeking ist seit dem Jahr 2013 bei Philip Morris und hatte in dieser Zeit verschiedene leitende Positionen im Politik- und Kommunikationsbereich im In- und Ausland inne. Von 2017 bis Anfang 2019 war sie als Mitglied der Geschäftsleitung von Philip Morris Austria in Wien tätig. Zuletzt betreute sie als Director External Affairs Innovation in der Konzernzentrale von Philip Morris International im schweizerischen Lausanne internationale Politik- und Kommunikationsprojekte.
    Ein besonderer Fokus ihrer neuen Position bei PMG wird darauf liegen, den umfassenden Wandel des Unternehmens weiter voranzutreiben.


    „Tabakindustrie ist an einem Wendepunkt“

    „Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe bei Philip Morris. Die Tabakindustrie ist an einem Wendepunkt, den wir als Marktführer vorantreiben: Von der Zigarette hin zu besseren Alternativen für erwachsene Raucher, die nicht aufhören. Daraus ergeben sich viele Fragestellungen für die Regulierung des Markts, für Aufklärung und Prävention. Hierzu einen offenen und faktenbasierten Dialog in der Gesellschaft zu forcieren, mit Vertretern von Wissenschaft und Forschung, Politik und Behörden, Medien, Nichtregierungsorganisationen, Verbrauchern und der Wirtschaft, ist eines meiner zentralen Ziele als Geschäftsführerin“, kommentiert Oeking ihre neue Position. pi

    (DTZ 33/19)

  • Dampfer hören auf ihre Freunde

    MAINZ // Wie sieht der Markt für E-Zigaretten in Deutschland aus? Wer sind die wichtigen Player? DTZ liegen Auszüge einer aktuellen Befragung vor, für die über 1000 Raucher und Nutzer von E-Zigaretten interviewt wurden.

    Wichtig für den Handel: Befragt danach, wie sie auf ein Liquid aufmerksam geworden seien, antworteten 26,9 Prozent der Dampfer, sie hätten es im Laden gesehen. Weitere 6,5 Prozent gaben an, sie seien durch den Verkäufer darauf aufmerksam gemacht worden. Auch Werbung spielt eine große Rolle: Über alle Marken hinweg hatte jeder vierte Nutzer über Anzeigen und Spots von „seinem“ Liquid erfahren. Ebenfalls wichtig ist laut der Umfrage die Information durch Freunde und Bekannte, die mit 24,4 Prozent ebenfalls einen hohen Wert erreichte.

    Bekanntheit durch Handel

    Eine geringere Bedeutung kommt demnach dem Internet zu, das es auf 12,7 Prozent brachte, wobei Marken wie InnoCigs (27,2 Prozent), MyBlu (18,7 Prozent) und Juul (16,1 Prozent) auf deutlich höhere Quoten kamen als die Produkte anderer Hersteller.

    Gefragt nach der Bekanntheit von Marken, nannten sowohl Raucher als auch Dampfer Vype an erster Stelle. Das geschlossene System des Herstellers BAT landete mit weitem Vorsprung an der Spitze. Deutlich weniger Nennungen erzielte MyBlu; auf dem dritten Platz fanden sich die Liquids für offene Systeme von Niko Liquids, die damit in diesem Segment auf dem Spitzenplatz liegen, gefolgt von Juul (geschlossenes System) und HappyLiquid (offen). Auch bei den Rauchern, die bereits wussten, dass sie einmal eine E-Zigarette probieren wollten, lagen Vype, Niko Liquids und MyBlu in dieser Reihenfolge an der Spitze. Nachholbedarf haben alle Hersteller in dieser Kategorie bei den „Verwendern letzte vier Wochen“, bei denen es insgesamt nur wenige Nennungen gab.

    Unter den Dampfern greifen 71 Prozent zu offenen Systemen und den entsprechenden Liquids, 39 Prozent (Mehrfachnennungen waren möglich) bevorzugen geschlossene Systeme mit Caps oder Pods. Immerhin 18 Prozent kauften Tabak-Sticks für das Philip-Morris-Gerät Iqos, wobei es sich dabei um keine E-Zigarette, sondern um einen Tabakerhitzer handelt.

    Die Konsumenten von E-Zigaretten schätzen zu mehr als der Hälfte (53 Prozent) fertig gemischte Liquids, 27 Prozent mischen ihre Liquids selbst und jeder Fünfte mochte sich nicht festlegen.
    Bei den Monatsbudgets für Liquids lagen die Kategorien „bis 15 Euro“, „15 bis 30 Euro“ und „mehr als 30 Euro“ dicht zusammen. Zwölf Prozent konnten oder wollten keine Angaben machen. Im Durchschnitt geben die Verwender offener Systeme 22,42 Euro im Monat für Liquids aus.

    Bei Caps und Pods für geschlossene Systeme liegt der Durchschnitt bei 19,59 Euro. Der Anteil der Budget-Kategorie „bis 15 Euro“ war mit 39 Prozent deutlich höher, im mittleren Segment stuften sich 23 Prozent ein, knapp jeder Fünfte (19 Prozent) gibt demnach mehr als 30 Euro im Monat aus.

    Erhebliches Monatsbudget

    Zum Vergleich: Die Verwender des Tabakerhitzers Iqos kamen auf durchschnittlich 35,55 Euro im Monat. Nur 17 Prozent geben für dieses Produkt weniger als 15 Euro im Monat aus, jeder Dritte allerdings mehr als 30 Euro.

    Übrigens: Auch wenn Raucher zunächst im Handel von Liquid-Marken erfahren – gekauft wird vor allem im Online-Handel. Hier besteht noch erhebliches Potenzial für Tabakwaren- und spezialisierte E-Zigaretten-Geschäfte. Immerhin: 35 Prozent der Dampfer entscheiden sich spontan im Laden, 23 Prozent lassen sich durch Verkaufsmitarbeiter beraten.

    max

    (DTZ 32/19)

  • Studie totaler Quatsch?

    LOUISVILLE // Für Aufsehen sorgte jetzt die Aufforderung des Wissenschaftlers Brad Rodu von der University of Louisville, einen Beitrag von Professor Stanton Glantz zurückzuziehen. Glantz hatte behauptet, die Studie belege, dass E-Zigaretten Herzattacken verursachten.

    Tatsächlich, so Rodu, habe er beim Sichten der Daten der insgesamt 38 Patienten feststellen können, dass ihr Infarkt durchschnittlich zehn Jahre bevor sie mit dem Dampfen begannen eingetreten war. Damit widerspreche die Studie, die auch in Deutschland häufig zitiert wurde, allen wissenschaftlichen Standards, so Rodu. Rodu gilt als „Freund“ der Tabakindustrie.

    red

    (DTZ 32/19)