Lotto 6 aus 49: Der Klassiker auf dem Weg in die Zukunft

STUTTGART // Der Klassiker Lotto 6 aus 49 wird aufgewertet. Ab Herbstbeginn kommen Neuerungen, die das Hauptprodukt des Deutschen Lotto- und Toto-Blocks (DLTB) zukunftsfähig halten sollen.

Nach jahrzehntelangem Aufwärtstrend geht es, sieht man von einem Umsatzplus 2019 ab, seit ein paar Jahren leicht bergab. Da tauchte in der Branche die Frage auf: Hat Lotto 6 aus 49 seinen Zenit erreicht? Um gegenzusteuern hat der DLTB gemeinsam mit seinem Vertrieb Pläne entwickelt, um sein Hauptprodukt, das von etwa jedem sechsten Erwachsenen in Deutschland regelmäßig gespielt wird, attraktiv für die Zukunft zu gestalten.

Das Konzept
Das Konzept erarbeitete der DLTB-Produktausschuss Lotto 6 aus 49 unter dem Vorsitz von Georg Wacker, der gleichzeitig Geschäftsführer von Lotto Baden-Württemberg ist. „Dabei haben wir auch die Annahmestellen einbezogen, um gemeinsam Lotto nach vorne zu bringen“, informiert Wacker. Seitens des Vertriebs brachten sich unter anderen Tobias Fraas, Vorsitzender des Bundesverbandes der Lotto-Toto-Verkaufsstellen in Deutschland (BLD), und Ulla Freissle, Vorsitzende des Bundesverbandes der Toto/Lotto-Bezirksleiter, mit Ideen und Engagement in das Projekt ein.

Im Vorfeld
Im Vorfeld gab der DLTB Marktforschungen in Auftrag, um die Wünsche der Lottospieler zu ermitteln. Dazu wurden zirka 1500 Lotto-interessierte Verbraucher online befragt. Unter anderem wurden dabei die Meinungen zum aktuellen Gewinnplan und zu drei neuen Alternativ-Gewinnplänen abgefragt. Parallel dazu machte der BLD eine Umfrage bei Annahmestellen in mehreren Bundesländern. „Für uns war wichtig zu erfahren, was die Lottospieler wollen, aber auch, wie die Annahmestellenleiter die Sache sehen, denn diese kennen ja ihre Kunden am besten“, erklärt Freissle.

Zugkraft von Lotto
Vorbehaltlich der bis zum Redaktionsschluss dieser DTZ noch ausstehenden Genehmigung durch die Glücksspielaufsichten werden die Änderungen ab der Ziehung am ‧23. September eingeführt. Ein wichtiger Hebel, um die Zugkraft von Lotto zu erhalten und nach Möglichkeit zu erhöhen, ist der Gewinnplan. „Dabei stellte sich die Frage, wie der Gewinnplan gestaltet werden kann, damit die Gewinne für die Kunden attraktiv sind und bleiben“, so Georg Wacker.

Kernpunkt des Gewinnplans
Kernpunkt des künftigen Gewinnplans ist die Stärkung der ersten beiden Gewinnklassen. Die DLTB-Untersuchung hatte ergeben, dass hohe Jackpots Hauptmotivator für die Spielteilnahme sind und dadurch neue Spielinteressierte (vor allem jüngere) gewonnen werden können. Bei der ersten Gewinnklasse wird der Jackpot deshalb in Zukunft nicht mehr spätestens automatisch in der 13. Ziehung zwangsausgeschüttet, sondern erst, wenn er eine Höhe von 45 Millionen Euro erreicht hat. Dank dieser Maßnahme kann es zu längeren Jackpot-Phasen kommen. Durch den geänderten Gewinnplan soll der Jackpot zudem künftig häufiger und schneller in zweistellige Millionenhöhe klettern.


Höhere Obergrenze

Warum sich der DLTB nicht für eine höhere Obergrenze, zum Beispiel 60 Millionen Euro, entschieden hat, begründet Wacker damit, dass die Glücksspielaufsichten eine Deckelung des Jackpots bei 45 Millionen Euro vorgegeben hatten. „Als staatlicher Anbieter haben wir den Auftrag, das Spielbedürfnis der Bevölkerung in geregelte Bahnen zu lenken, ohne die Gefahren der Spielsucht zu vernachlässigen“, betont Wacker. BLD-Vorsitzender Tobias Fraas bemerkt dazu: „Die Obergrenze von 45 Millionen Euro ist ein Kompromiss mit den Aufsichten. Seitens des Vertriebs wäre uns natürlich 60 Millionen Euro lieber gewesen. Aber Tipper, die wegen riesiger Jackpots spielen, können sich ja für Eurojackpot entscheiden.“ Im Übrigen sollte es auch Unterschiede zwischen Lotto 6 aus 49 und Eurojackpot geben, meinen sowohl Wacker als auch Fraas und Freissle.

Mehr Millionengewinne
Bei der zweiten Gewinnklasse sollen ab Herbst bei den Ausschüttungen wieder mehr Millionengewinne erreicht werden. „Die Menschen verbinden mit dem Sechser einen Millionengewinn, auch ohne passende Superzahl. Das war zuletzt nur noch verhältnismäßig selten der Fall“, berichtet Wacker. Deshalb wird nun auch die zweite Gewinnklasse aufgewertet. Die verbesserten Chancen auf einen Millionengewinn sollen durch einen deutlich größeren Ausschüttungsanteil erzielt werden.

Ausschüttungsquoten
Neben den beiden ersten Gewinnklassen bleiben alle sieben weiteren bisherigen Gewinnklassen erhalten. Um die Ausschüttungsquoten zu erhöhen, werden verschiedene niedrigere Gewinnklassen sogar ebenfalls gestärkt, etwa die Dritte und Vierte. Aber auch die Neunte. Bei dieser niedrigsten Kategorie, den zwei Richtigen plus Superzahl, steigen die Gewinne von fünf auf sechs Euro. „Wenn auch die Hoffnung auf Millionengewinne der größte Motivator ist, Lotto 6 aus 49 zu spielen, sind die kleineren Gewinne ebenfalls sehr wichtig. Denn die Tipper wollen auch dieses kleine Gewinnerlebnis. Dadurch behalten wir die vielen treuen Kunden und gewinnen den ein oder anderen neuen Stammspieler hinzu“, ist der Geschäftsführer von Lotto Baden-Württemberg überzeugt.

Die Verbesserungen
Die Verbesserungen beim Lotto 6 aus 49 gehen mit einer Preisanpassung einher. Statt wie bisher 1,00 Euro kostet ein Tipp ab Herbst 1,20 Euro. Laut Erhebung des DLTB wären 80 Prozent der Befragten generell bereit, mehr für eine Gewinnverbesserung zu bezahlen. Deshalb erwartet der Lotto-Block kaum negative Auswirkungen auf die Spielhäufigkeit.

Fraas und Freissle halten diese Erhöhung, übrigens die erste seit sieben Jahren, ebenfalls für unproblematisch. Im Hinblick auf die geplanten Veränderungen hatte der BLD im vergangenen Jahr Annahmestellenleiter in mehreren Bundesländern auch zum Thema Preiserhöhung befragt. „Das Feedback war überwiegend positiv, sprich: 70 Prozent der Verkaufsstellenleiter trauten sich zu, einen Preisschritt von 20 Cent bei den Kunden zu vermitteln. Viele hätten sich sogar eine Erhöhung um 25 Cent gewünscht“, sagt Fraas.

„Die Kunden haben sich nach vier bis sechs Wochen an die neuen Preise gewöhnt“, weiß der BLD-Vorsitzende, der selbst seit Jahrzehnten Annahmestellenleiter in Heppenheim an der Bergstraße ist und heute in Baden-Württemberg und Bayern für Ilo-Profit, eine Tochtergesellschaft der Lottogesellschaften von Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland, als Vertriebsmanager arbeitet.

Preishöhung
Lotto-Chef Wacker unterstreicht, dass die Preiserhöhung Mittel zum Zweck ist. „Wir erreichen die angestrebten Vorteile nur dann, wenn wir diese auch finanzieren können.“

Der Preisschritt wird nach Überzeugung von Fraas zu einem Umsatzplus führen: „Es dürfte wohl kaum eine 20-prozentige Steigerung sein, aber mit einem fünf- bis siebenprozentigen Wachstum rechne ich schon. Und dieses Umsatzplus brauchen die Annahmestellen dringend. Denn angesichts gestiegener Kosten in allen Bereichen sind sie auf jede Verbesserung ihrer Erträge angewiesen.“


da

(DTZ 08/20)

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