BERLIN // Der Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und die Deutsche Aids-Hilfe haben den [link|https://alternativer-drogenbericht.de/bericht-2019/]6. Alternativen Drogen- und Suchtbericht [/link]vorgelegt. Er stellt der Drogenpolitik der Bundesregierung ein schlechtes Zeugnis aus und verweist auf das Potenzial der E-Zigarette.
Zu den Verantwortlichen zählen namhafte Wissenschaftler, unter anderem der Frankfurter Professor Heino Stöver und der Präventionsexperte Dietmar Jazbinsek. Bereits im Vorwort des Berichts finden die Autoren deutliche Worte: „Die nun ehemalige Drogenbeauftragte Marlene Mortler hat viel zu oft auf kompetente externe Beratung verzichtet und das Erfahrungswissen langjähriger Praktiker in Drogenhilfe und -politikverbänden sowie in der Selbsthilfe nicht abgerufen.“ Dazu sei eine „weitgehende Nichtbeachtung wissenschaftlicher Erkenntnisse“ gekommen.
„Tabak und Tabakkontrollpolitik“
Den Schwerpunkt des jetzt vorgelegten Berichts bilden denn auch „Tabak und Tabakkontrollpolitik“. Die Autoren beanstanden darin unter anderem den deutschen Umgang mit der E-Zigarette. Sie fordern drei Säulen:
Akzeptanz der E-Zigarette als Produkt zur Unterstützung von ausstiegswilligen Rauchern,
öffentliche Kommunikation und Information der Vorteile des Produktes für klar definierte Zielgruppen und
eine relative Besserstellung der E-Zigarette gegenüber der Tabakzigarette.
Es müsse zudem sichergestellt werden, dass für E-Zigaretten geworben werden dürfe – ein Postulat, dass die Herausgeber bereits im 5. Bericht festgehalten hatten. Da die E-Zigarette ein effektives Mittel zum Rauchausstieg sei, solle die Kommunikation über diese Produkte erleichtert werden und sie vor allem als Unterstützung für ausstiegswillige Raucher im öffentlichen Diskurs platziert werden.
Zugleich machen die Autoren deutlich, dass ein Werbeverbot mit dem Argument des Jugendschutzes wenig sinnvoll sei. Das Konsumverhalten hänge sehr viel stärker von dem des Freundeskreises ab als vom Werbekontakt: „Ein generelles Werbeverbot würde sich nur auf einen Bruchteil des Bruchteils von 0,7 Prozent der Jugendlichen auswirken, die regelmäßig oder täglich dampfen.“
Das Fazit: Die Politik müsse sich neu orientieren. Für einen positiven Ansatz gebe es Beispiele aus anderen Ländern: „Wenn man erleben will, wie ein unverkrampfter und faktenbasierter Umgang mit der E-Zigarette geht, muss man nur nach Großbritannien schauen.“ Dort befassten sich sowohl die Politik als auch verschiedene Gesundheitsorganisationen seit Längerem unideologisch mit der E-Zigarette und ihrem Platz im Gesundheitswesen.
Juul: Hype durch die Medien
Unter dem Aspekt, dass der Markteintritt der amerikanischen Marke „Juul“ in Deutschland für zusätzliche Aufmerksamkeit für die Produktkategorie E-Zigarette gesorgt hat, ist auch das umfassende Kapitel des Berichts „Die Juul-Story“ interessant. Die Lifestyle-Dampfe wird dabei auch kritisch beleuchtet, aber: „Die Entwicklung der Umsatzzahlen macht deutlich, dass es nicht das Marketing des Herstellers war, das den Juul-Boom ausgelöst hat, sondern der Hype in den sozialen Medien und die Sensationsberichterstattung in der etablierten Presse.“ Viel wichtiger sei, dass – angesichts der gegenüber Tabakzigaretten geringeren Schädlichkeit – Juul und E-Zigaretten insgesamt auch enorme Chancen mit sich brächten.
max
(DTZ 28/19)
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