Allgäuer Tabakwarenhändler Gerhard Raupold: Statt der erhofften Planungssicherheit gab es Rauchverbote
[pic|71|l|||Der bayerischen Fachhändler Gerhard Raupold sieht seine Kollegen und sich nicht nur von Bundes- und Landtagsabgeordneten im Stich gelassen, sondern darüber hinaus von ihren Entscheidungen unter Druck gesetzt.|||]
GROSSHANDEL
SONTHOFEN (DTZ/kdp). Die Veränderungen im deutschen Zigarettenmarkt haben wesentlich den Tabakwarengroßhandel im Automatenbereich getroffen. Daten und Fakten zur erfolgreichen Führung eines mittelständischen Unternehmens veränderten sich in wenigen Jahren drastisch. Sowohl politische Rahmenbedingungen wie auch Entscheidungen von Marktpartnern sind für Gerhard Raupold an dieser Entwicklung beteiligt. Der Inhaber von „Tabakhaus Raupold“ in Sonthofen im Allgäu betreibt in dritter Generation einen Großhandel mit rund 600 Automaten, die wesentlich in der Gastronomie der Urlaubsregion Oberallgäu anzutreffen sind, und ein Spezial-Fachgeschäft am Sitz des Unternehmens in der Sonthofener Innenstadt. Zu den aktuellen Problemen äußerte sich der Inhaber in einem Gespräch mit DTZ.
DTZ: Wie beurteilen Sie die bis heute vollzogene Entwicklung ?
Gerhard Raupold: Kannte man bisher das „Damoklesschwert“ eines möglichen Verbotes von Außenautomaten durch die Politik, so scheint diese Sorge von der Existenzangst abgelöst, die alle Bereiche eines bisher funktionierenden Großhandels erfasst hat. Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, dass die große Zahl von Außenautomaten auch die Politik ermuntert hat, diesen Vertriebsweg über Jahre recht kritisch zu begleiten.
Im Vorfeld der Automatenumstellung auf Jugendschutz haben wir alle erreichbaren Landtagsabgeordneten und auch unsere Bundestagsabgeordneten mit der zu erwartenden Problematik vertraut gemacht. Gespürt habe ich lediglich Ablehnung und kein bisschen Verständnis für unsere Nöte.
DTZ: Welche Veränderung und Herausforderung macht Ihnen derzeit besonders zu schaffen?
Gerhard Raupold: Wenn man sich für den Jugendschutz wie unsere Branche mit außerordentlich hohen Investitionen einsetzt, müsste eigentlich Planungssicherheit für einen längeren Zeitraum gewährleistet sein. Statt dessen kommt es „knüppeldick“ mit dem Nichtraucherschutzgesetz des Freistaates Bayern. Generelles Rauchverbot in der Gastronomie und öffentlichen Gebäuden (Ausnahme lediglich geschlossene Gesellschaften und Raucherclubs) behindern den Automaten noch einmal zusätzlich. Nicht ohne Häme erhielt ich aus dem Rathaus einen Anruf, „da ja hier nicht mehr geraucht werden dürfe, könne ich den Automat abholen“. Ich hoffe nicht, dass das ein Vorgeschmack auf weitere Abbauten sein wird. Tendenziell kommen die meisten Gastwirte ihren rauchenden Kunden entgegen. Spezielle Bistrotische und auch Raucherecken vor den Lokalen sind zumeist die Regel.
DTZ: Gibt es einen Bereich, der Ihnen Unterstützung gewährt beziehungsweise für Ihre Belange besonders aufgeschlossen ist?
Gerhard Raupold: Bei meinen bedeutenden Lieferanten für Zigaretten und Feinschnitt habe ich das Gefühl, dass das Management sich mit den aktuellen Gegebenheiten abgefunden hat. Widerstand empfinde ich gegenwärtig nur in der Gastronomie, die genau wie wir mit den Folgen der Umsatzrückgänge zu kämpfen hat.
Auch missfällt mir besonders, dass der größte Anbieter, Philip Morris, seine Abnahmemengen so erhöht hat, dass ich meine Disposition erheblich verändern musste. Bei den bekannten Umsatzrückgängen, die Abnahmemengen zu erhöhen, bleibt mir unverständlich. Unterstützung und Veränderungen verspreche ich mir von der anstehenden Landtagswahl im Freistaat Bayern. Die FDP hat eine offensive Kampagne mit dem Titel gestartet: „Warum Bayern Freistaat heißt? Weil Verbotsstaat blöd klingt.“
Dazu die Ergänzung: „Nichtraucherschutz ist wichtig. Eigenverantwortung bayerischer Wirte und Gäste aber auch.“
Davon verspreche ich mir sehr viel Wirkung. Zur Unterstützung dieser Kampagne und der Partei werden von uns Prospekte und Folder breitflächig verteilt. Mit einem guten Wahlergebnis dürfte die FDP Einfluss gewinnen, ihr Ziel zu erreichen, dass Hotels und Gaststätten sich entscheiden sollen, ob sie rauchfrei sein wollen oder nicht beziehungsweise getrennte Räume für Raucher und Nichtraucher anbieten. Auch „Freie Wählergemeinschaften“ haben dieses für uns wichtige Thema für sich entdeckt.
DTZ: Wie weit sind Sie mit der Automatenumstellung zum Thema „Zugang von 16 auf 18 Jahre erhöhen“?
Gerhard Raupold: Bei diesem Thema bin ich in Sorge, weil der Gesetzgeber die Umstellung bis zum 1. Januar 2009 vorschreibt. Bisher liegen die geeigneten Programme von etwa 15 Anbietern nicht vor beziehungsweise sie befinden sich noch im Teststadium. Offensichtlich ist keiner der Automatenanbieter in der Lage eine passende Software zu liefern.
Unabhängig von der Umstellungsproblematik sind wir mit unseren Automaten dann der einzige Vertriebsweg, der lückenlos Jugendschutz beim Zigarettenverkauf anbietet. Das müsste die Politik eigentlich honorieren.
DTZ: Mit den gegebenen Widrigkeiten zu wirtschaften, heißt auch eine Reihe von Maßnahmen umzusetzen, um „einigermaßen“ über die Runden zu kommen. Worauf haben Sie sich konzentriert?
Gerhard Raupold: Es sind natürlich die bekannten Maßnahmen, nur war der Druck zur Veränderung noch nie so groß wie heute.
Kostenmanagement stand obenan, weil an Steigerungen im Umsatzbereich nicht zu denken war. Besuchsfolge, Warenbestand, Füllrhythmen mussten neu justiert werden. Anzahl der Mitarbeiter war natürlich auch ein Thema, wie auch eine noch bessere Koordination aller Fahrstrecken besonders in einem ländlich strukturierten Gebiet wie bei uns, ohne den Service zu vernachlässigen.
Es bleibt auch zu erwähnen, dass sich die Kosten des Geldverkehrs bei den heutigen Abrechnungsmodalitäten verteuert haben, natürlich auch erheblich die Fahrkosten und sonstige Belastungen.
Eine wünschenswerte Hilfe könnte eine Ertragsverbesserung beim Warenbezug sein. Offensichtlich bestehen Absichten, die Margen zu verbessern – eine für uns existenzielle Frage.
Damit verbunden ist auch die Hoffnung, dass sich die prägenden Anbieter auf eine notwendige Handelsunterstützung einigen.
(DTZ 33/08)
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