Akribischem Kriminellen wird Ordnungsliebe zum Verhängnis
WIEN (DTZ/red). Zu zwei Jahren Haft und 36 Mio. Euro Geldstrafe wurde in Wien ein gebürtiger Deutscher verurteilt, der 600 Millionen Zigaretten von China nach Europa geschmuggelt hat. Die Geldstrafen werden wahrscheinlich in Freiheitsstrafen von 18 bzw. acht Monaten umgewandelt.
Der Angeklagte geriet vor seiner kriminellen Karriere mit einer Elektronik-Importfirma in die Pleite. Auf einer Computermesse sei er von einem Mann angesprochen worden und begann 2005 damit, lange Zeit unentdeckt für den Auftraggeber Containerlieferungen von China nach Europa und vorwiegend nach Österreich zu organisieren.
Scheinfirmen und Decknamen
Mithilfe von Scheinfirmen und unter verschiedenen Decknamen wurden die als Elektronikmaterial getarnten Lieferungen eingeschleust. Das illegale Treiben flog auf, nachdem ein Schmuggeltransport in den Niederlanden abgefangen worden war.
Ausgerechnet seine Ordnungsliebe und sein Organisationstalent wurde dem Kriminellen zum Verhängnis. Als der Zoll nach dem Fahndungserfolg das Haus des Angeklagten durchsuchte, fanden die Beamten ein umfangreiches Archiv über Delikte, an denen er beteiligt gewesen ist. Seine unzähligen Firmen verwaltete er akribisch.
Feinsäuberliches Archiv
In einem Büroschrank hatte jede Firma eine eigene Lade, in der alle relevanten Unterlagen und Aufzeichnungen feinsäuberlich aufbewahrt wurden.
Zusätzlich gab es für jedes Unternehmen ein eigenes Handy, mit dem mit dem jeweiligen Auftraggeber Kontakt gehalten wurde. Auf die Rückseite des Mobiltelefons war der zugehörige Deckname geschrieben. Aus den Unterlagen ging hervor, dass in 65 Containern 600 Millionen Zigaretten eingeschmuggelt wurden, die größtenteils auf dem britischen Markt landeten.
Vor Gericht zeigte sich der Mann geständig. Seine Auftraggeber wollte er aber nicht nennen.
(DTZ 3/10)