Autor: admin

  • „Schutzmechanismen greifen“

    BERLIN // Bereits zum dritten Mal in Folge fand am 22. Februar der „Lotto Talk im Turm“ unter dem Motto „Quo vadis Glücksspiel?“ in der Aussichtsetage des Berliner Fernsehturms statt. Hoch über der Bundeshauptstadt diskutierten hochkarätige Redner und Gäste aus Politik und Wirtschaft auf Einladung von Lotto Niedersachsen, derzeit federführende Gesellschaft im Deutschen Lotto- und Totoblock (DLTB), und dessen Berliner Büros über aktuelle Themen der Glücksspielbranche.

    Gemeinnütziger Zweck
    In einleitenden Worten hob Lotto Niedersachsens Geschäftsführer Axel Holthaus die Bedeutung des legalen Glücksspiels hervor: 18,5 Millionen Spieler gebe es in Deutschland, 8,2 Milliarden Euro hätten sie 2023 eingesetzt. Und: Ein großer Teil davon fließe gemeinnützigen Zwecke zu.

    Zu gegenwärtigen Entwicklungen im Glücksspielsektor tauschten sich dann in der ersten Diskussionsrunde Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, und Ronald Benter, Vorstand der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder, aus. Blienert wies eingangs darauf hin, dass seine Behörde zurzeit vor allem mit der Legalisierung von Cannabis beschäftigt sei – am nächsten Tag erfolgte die Abstimmung im Bundestag über die kontrollierte Freigabe. Aber auch Glücksspiel sei für ihn ein wichtiges Thema.

    Kampf gegen illegales Glücksspiel
    Einig waren sich Blienert und Benter darin, dass der Kampf gegen das illegale Glücksspiel bei zeitgleicher Stärkung der legalen Angebote im Sinn des ordnungsrechtlichen Rahmens unabdingbar sei. Nur so könne den Zielen gemäß Paragraf 1 des Glücksspielstaatsvertrages (GlüStV 2021) entsprochen und ein umfassender Jugend- und Spielerschutz gewährleistet werden. Ein wichtiges Instrument zur Bekämpfung des Schwarzmarkts und damit zusammenhängender Kriminalität sei die Strafverfolgung, sodass für die Aufrechterhaltung der Paragrafen 284 und folgende des Strafgesetzbuchs (StGB) plädiert wurde.

    In dem Zusammenhang machte Blienert die Dimensionen des kriminellen Glücksspiels mit einer Zahl deutlich: Jeder dritte in Deutschland aufgestellte Spielautomat sei illegal. Benter forderte, besonders das strafbare Anbieten illegaler Glücksspiele aus dem Ausland müsse intensiv verfolgt werden.

    Ein wichtiges Ziel
    Als ein wichtiges Ziel für 2024 nannte Benter, dass die Glücksspielbehörde der Länder sich stärker auf den Vollzug konzentrieren wolle. Blienert will, dass zumindest einige illegale Automaten vom Markt verschwinden.

    Einen Anstieg der Verfahren im Zusammenhang mit Finanzkriminalität stellte der Präsident des Bundeskriminalamts, Holger Münch, im anschließenden Interview mit Moderatorin und Politikjournalistin Ute Welty per Live-Schaltung heraus. Geldwäsche, unter anderem im Zusammenhang mit Krypto-Währungen, sei eine wachsende Herausforderung für die zuständigen Behörden. Dabei sieht Münch Herausforderungen nicht nur beim Glücksspiel, sondern zunehmend auch bei Sportwetten. Die Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land könne hier zu weiteren Problemen führen, betonte Münch.

    Maßnahme gegen Organisierte Kriminalität
    Als wichtigste Maßnahme im Kampf gegen die Organisierte Kriminalität in diesem Sektor nannte der Spitzenbeamte das Umsetzen eines Vermögensermittlungsgesetzes, wie es derzeit im Gespräch ist. Derzeit werde ausgelotet, wo die Grenzen der Verfassungskompetenz lägen. Er, so Münch, wünsche sich, dass das Potenzial möglichst umfassend ausgeschöpft werde; nur so sei es den Behörden möglich, große, verdächtige Geldmengen sichern zu können, ohne dass unbedingt Vortaten erkannt worden seien.

    Lotto Niedersachsens Geschäftsführer Axel Holthaus akzentuierte in der zweiten Diskussionsrunde mit Nadja Wierzejewski, Abteilungsleiterin der Gemeinsamen Glückspielbehörde der Länder, dass das Volumen des illegalen Glücksspielmarkts in Deutschland auf Schätzungen basiere – niemand kenne das tatsächliche Volumen. „Unsere aktuelle Regulierung führt nicht zu signifikant weniger Kanalisierung“, so Holthaus, „illegale Marktteilnehmer sollten kein Motor für Rücknahme der Regulierung in Deutschland sein.“

    Erhöhtes Gefährdungspotenzial
    Die beiden Talk-Gäste stimmten zudem darin überein, dass die anstehende Evaluierung des GlüStV verdeutlichen würde, wie die Schutzmechanismen für umfassenden Spieler- und Jugendschutz besonders bei Glücksspielformen mit einem erhöhten Gefährdungspotenzial greifen.

    „Für Lotterien sind die regulatorischen Leitplanken für den Spieler- und Jugendschutz seit 75 Jahren eindeutig. Wir freuen uns, dass die Auswirkungen der neuen gesetzlichen Regelungen evidenzbasiert bewertet werden und so möglichen Fehlentwicklungen begegnet wird“, erläuterte Sven Osthoff, Geschäftsführer von Lotto Niedersachsen.

    Als Fazit des Abends betonte Axel Holthaus: „Wichtig im Kampf gegen das Illegale ist ein guter, effektiver Austausch zwischen allen Akteuren der Glücksspielbranche. Wir alle haben ein Interesse an einem rechtssicheren Raum im Sinne des Spieler- und Jugendschutzes. Denn letztlich geht es um das Wichtigste: unsere Kunden.“

    pi / max

  • Neue TPD dauert noch

    BRÜSSEL // Bereits seit langem erwarteten Politiker und Branchenvertreter, dass das Thema „Tabakproduktdirektive III (TPD 3)“ nicht so schnell auf die Agenda der Europapolitik rücken würde. Wenig überraschend kam daher nun aus Brüssel die Aussage, dass „das Thema Tabak eindeutig auf die Zeit nach den Wahlen im Juni verschoben“ werde, wie „Euractiv“ berichtet.

    Evaluierungsmaßnahmen laufen
    Ein Sprecher habe gegenüber dem Dienst erklärt, dass politische Entscheidungen in diesem Bereich von der kommenden EU-Kommission getroffen würden. Zurzeit laufen Evaluierungsmaßnahmen zur gültigen TPD 2. Dazu gehören auch Konsultationen der Öffentlichkeit und verschiedener Experten. Von der neuen Richtlinie erwarten Beobachter, dass insbesondere E-Zigaretten, Tabakerhitzer, aber auch tabakfreie Nikotin-Pouches stärker beziehungsweise erstmals reguliert werden. Bislang gelten für einige solcher Produkte nationale Vorschriften.

    So sind insbesondere Pouches und das Vorgängererzeugnis Snus in Deutschland nicht zugelassen, während vor allem in skandinavischen Ländern der Verkauf erlaubt ist. Diese Lücken könnten mit der TPD 3 geschlossen werden.

    red

  • „Wir sind eine komplexe Firma“

    BREMEN // Scandinavian Tobacco Germany ist einer der wichtigsten Player im deutschen Markt für Zigarren und Pfeifentabak. DTZ sprach mit dem Chef des Unternehmens über den Markt, die Aussichten und über die Änderungen, die er bei STG Germany vorgenommen hat und noch vornehmen will.

    Herr Pugacev, bevor wir über STG sprechen, möchten wir ein bisschen über Sie erfahren …
    Gleb Pugacev: Gern. Wie Sie an meinem Namen erkennen, bin ich gebürtiger Russe. 2003 bin ich nach Deutschland gezogen, war dann aber 14 Jahre lang mal hier und mal dort.

    Aber immer bei STG?
    Pugacev: Nein, bei STG bin ich seit acht Jahren: Damals habe ich in Kopenhagen im Marketing angefangen, wo ich zuvor zwölf Jahre tätig gewesen war. Inzwischen hatte ich sieben verschiedene Funktionen bei STG inne: Ich bin seit zweieinhalb Jahren für die Deutschland-Tochter verantwortlich. Vorher habe ich den so genannten Growth Incubator gegründet, das ist der Bereich, der sich um alle neuen Produktkategorien kümmert. Im April vergangenen Jahres habe ich zusätzlich zu Deutschland auch die Leitung der UK-Organisation übernommen.

    Sie sind also nicht nur Managing Director von Deutschland, sondern auch von Großbritannien?
    Pugacev: Genau.

    Hand aufs Herz: Rauchen Sie?
    Pugacev: Ja, ich rauche handgemachte Zigarren. Das dürften ein paar Zigarren im Monat sein, aber ich bin kein täglicher Raucher. Zigarren kann und soll jeder rauchen, wie er möchte. Bei mir geht es einfach um den Genuss.

    Sie sind seit zweieinhalb Jahren im Amt. Was hat sich in dieser Zeit im deutschen Markt für Sie verändert?
    Pugacev: STG verändert sich ständig, kein Jahr ist bei uns wie das andere. In drei Jahren wird STG ein ganz anderes Unternehmen sein.

    Das müssen Sie konkreter machen.
    Pugacev: Wir verändern uns durch Akquisitionen, wir verändern uns durch Investitionen in verschiedene Bereiche des Unternehmens, wir verändern uns durch neue Kategorien, für die wir uns entscheiden.

    Erfolgreich?
    Pugacev: Tatsächlich habe ich eine sehr erfolgreiche Zeit in Deutschland hinter mir. Ich bin sehr stolz auf diese zweieinhalb Jahre. Wir hatten mit Break, also Volumen-Tabak, großen Erfolg in der Kategorie „Make your own“. In den vergangenen drei Jahren sind wir um fast 70 Prozent gewachsen und damit jetzt die viertgrößte Marke in Deutschland. Das ist wirklich ein fantastischer Erfolg.

    Und Sie haben ja nicht nur beim Feinschnitt zugelegt.
    Pugacev: Stimmt, auch bei den handgemachten Zigarren haben wir große Fortschritte erzielt. Dieses Geschäft von STG war außerhalb der USA immer ein bisschen verwaist. Diese Kategorie existiert schon seit vielen Jahren, aber es steckte nicht genug Leidenschaft dahinter. Das hat sich geändert und wir haben tolle Fortschritte gemacht, haben mehr als 50 Prozent zugelegt.

    Jetzt haben Sie zwei Kategorien angesprochen – aber STG ist doch viel mehr als das?
    Pugacev: Ja, wir sind – immer noch – ein sehr komplexes Unternehmen. Aber wir sind dabei, das zu ändern, denn wir sind wahrscheinlich das einzige Unternehmen unserer Größe, das in so vielen Kategorien tätig ist. Das betrifft maschinell gerollte Zigarren, handgemachte Zigarren, Pfeifentabak, Make Your Own, Roll Your Own … Es ist nicht immer einfach, eine solche Komplexität zu beherrschen.

    Wie gehen Sie da vor?

    Pugacev: Wir haben einen großen Teil unseres Portfolios gestrichen, zum Beispiel fast 70 Prozent unseres Sortiments an maschinell gerollten Zigarren. Für viele Konsumenten war das vermutlich nicht einfach, und ich verstehe das. Aber wir waren einfach zu komplex für die Größe des Unternehmens. Also mussten wir uns stärker fokussieren und sind erfolgreicher geworden.

    Was bedeuten die Streichungen für den Pfeifentabak?
    Pugacev: Bei Pfeifentabak gibt es weitaus weniger, was wir einsparen wollen. Die Angebotsbreite ist enorm, allerdings ist die finanzielle Belastung für uns geringer.

    Woran liegt das?
    Pugacev: Blicken wir zehn Jahre zurück. Damals waren wir ein kleines Unternehmen mit einem Premium-Portfolio an Zigarren und einem starken Portfolio im Pfeifentabak. Dann haben wir bei den Zigarren zugekauft, etwa Agio, Mehari‘s, Panter… Wir haben Biddies gekauft, die den Petit sehr ähnlich waren. Kurz: Wir sind von 20, 30 Artikelnummern auf mehrere hundert SKUs gewachsen.

    Das ist wirklich enorm.

    Pugacev: Ja, zudem ist es sehr schwierig für Verkäufer, all diese Bandbreite an Produkten zu verkaufen und die entsprechende Regalfläche bereitzustellen. Hinzu kommen die Verpackungskosten für Zigarren, die wir reduzieren müssen, um unseren Kunden einen besseren Service bieten zu können. Bei Pfeifentabak ist das nicht so, da ist unser Portfolio viel organischer gewachsen.

    Und diese Streichungen …
    Pugacev: … betreffen vor allem maschinell gerollte Zigarren. Die Komplexität in dieser Kategorie ist einfach kostspieliger als bei Pfeifentabak.

    Wenn Sie jemandem, der neu in der Branche ist, Ihr Unternehmen kurz beschreiben sollten – wie würden Sie das tun?
    Pugacev: Ich würde sagen, dass wir ein ständiger Herausforderer sind. STG ist weltweit führend bei Zigarren und Pfeifentabak. Es gibt kein anderes Unternehmen, das in diesem Bereich so erfolgreich ist wie wir. Aber in Deutschland haben wir eine ganz andere Situation. Hier sind wir nur führend bei Pfeifentabak, was für uns, relativ gesehen, gerade ein Drittel ist.

    Immerhin.
    Pugacev: Ja, aber selbst in dieser Kategorie haben wir keine große Marke. Und bei „Make Your Own“ sind wir in Deutschland die Nummer 4, bei maschinengerollten Zigarren auch nur vierter hinter den ganz Großen. Bei handgemachten Zigarren sind mindestens zwei Unternehmen viel größer als wir.

    Sie sind also Herausforderer …
    Pugacev: Ja, und das müssen wir auch sein. Wir müssen härter arbeiten und in allem besser sein, wenn wir unsere Konkurrenz tatsächlich schlagen wollen. Und daher kommt unser ständiges Streben nach Spitzenleistungen. Wir sagen also nicht: Oh, wir sind STG – die Größten und Besten. Wir sind diejenigen, die am härtesten arbeiten müssen, um diesen Status zu erreichen und unsere Marktposition zu verbessern.

    Wenn Sie sagen, Sie müssen in den nächsten Monaten noch härter arbeiten – was haben Sie vor?
    Pugacev: Wir haben in diesem Jahr eine Reihe von ehrgeizigen Projekten vor. So haben wir hierzulande gerade einen neuen Zip-Beutel unter der Marke Break auf den Markt gebracht. Dann wird es bald große Veränderungen bei Track & Trace geben. Und wir planen eine Menge im Handel.

    Aber es geht nicht nur …
    Pugacev: … um die reine Zahl der Vorhaben, sondern darum, sie alle sehr gut zu machen. Wir definieren also die Produkte, die wir dem Verbraucher anbieten möchten. Und dann müssen wir diese Produkte mit absoluter Perfektion in den Handel bringen.

    Wie würden Sie Ihr Verhältnis zum deutschen Fachhandel beschreiben?
    Pugacev: Nun, wir lieben unsere Tabakspezialisten und die Tabakgeschäfte. Wir bringen jedes Jahr mehrere Exklusivprodukte auf den Markt und arbeiten schon deshalb sehr eng mit den Verkäufern zusammen. Wir konzentrieren uns immer noch viel mehr auf den kleinen und mittleren Fachhandel als auf größere Tabakunternehmen.

    Und das funktioniert gut?
    Pugacev: Auf jeden Fall, auch wenn wir immer bestrebt sind, besser zu werden. Wir hatten ein paar schwierige Jahre, was die Versorgung angeht. Wir sind ein globales Unternehmen und kaufen unsere Verpackungsmaterialien weltweit. Wir bedienen auch viel mehr Märkte als jedes andere Zigarrenunternehmen da draußen. Wir hatten unsere Probleme, aber die sind gelöst und wir möchten gemeinsam mit unseren Tabakpartnern die nächste Stufe der Zusammenarbeit erreichen.

    Ein anderes Thema: Regulierung. Fürchten Sie die Auswirkungen der anstehenden TPD 3?
    Pugacev: Die TPD 3 ist natürlich eine Unvorhersehbarkeit, auf die wir schauen, und ich glaube nicht, dass jeder eine klare Vorstellung davon hat, wie der Inhalt aussehen wird. Aber: Wir haben in der Vergangenheit recht erfolgreich regulatorische Änderungen durchlaufen. Wir haben eine Menge Leute, die daran arbeiten. Und wir nutzen umfangreiche Ressourcen, um sicherzustellen, dass alle Regeln eingehalten werden.

    Aber noch einmal: Sind Sie besorgt?
    Pugacev: Es ist schwierig zu sagen, was die größte Herausforderung sein wird, ohne zu wissen, was auf uns zukommt. Natürlich haben wir ein riesiges Portfolio mit mehreren Kategorien, so dass wir den neuen Regeln mehr ausgesetzt sind als andere. Gleichzeitig ist ein größeres Portfolio aber auch eine Chance, weil wir dann intern besser ausbalancieren können.

    Sie sind also entspannt?
    Pugacev: Nun, die TPD 3 ist nichts, was mir schlaflose Nächte bereitet, denn wir haben uns in der Vergangenheit sehr gut vorbereitet. Wir sind gut auf Track & Trace vorbereitet. Wir haben die TPD 2 sehr gut umgesetzt. Unser Portfolio ist etwas traditioneller als das vieler unserer Konkurrenten. Wir setzen beispielsweise nicht so sehr auf Aromen in Zigarren. Ich bin zuversichtlich, dass wir das erfolgreich durchziehen werden.

    Lassen Sie uns über Nikotin-Pouches sprechen. Haben Sie Erwartungen für den deutschen Markt?
    Pugacev: Ich denke, dass Deutschland, sobald die Beutel legalisiert sind, einer der größten Märkte in Europa sein wird. Das steht außer Frage. Die deutschen Verbraucher lieben neue Produkte. Sie lieben Innovationen. Sie lieben es, neue Dinge auszuprobieren. Ich bin mir also sicher, dass, falls und wenn es legal wird, sich eine riesige Chance öffnet.

    Sie haben mit der 2023 akquirierten XQS und Ihrem Premium-Brand Ström spannende und erfolgreiche Marken im STG-Portfolio …
    Pugacev: Richtig, auch deshalb bin ich mir sicher, dass Deutschland große Chancen bietet. Aber es wird auch eine große Herausforderung sein, weil sich alle darauf stürzen werden. Es gibt vier große Unternehmen, die sich beteiligen werden, da gibt es ja eine ganze Reihe durchaus erfolgreicher Produkte. Es wird also ein massiver Kampf werden. Anfangs wird dieser riesige Markt Platz für alle bieten, aber dann nimmt der Wettbewerb zu. Gleichzeitig wird dadurch der Druck auf die Regalflächen der traditionellen Kategorien steigen. Wir werden also viel härter arbeiten müssen, um den Regalplatz für Pfeifentabak zu erhalten.

    Und nicht nur beim Pfeifentabak.

    Pugacev: Nein, das könnte auch ein Risiko für das Zigarrenportfolio darstellen – die Geschäfte sind schließlich nicht aus Gummi. Sie werden nicht alles unterbringen können. Das ist also auch ein Grund zur Sorge.

    Aber der Einzelhandel wird sich freuen, oder?

    Pugacev: Sicher, wenn es sich auch um eine neue Kategorie handelt, die viele Erklärungen erfordert. Wir müssen den Einzelhändlern erklären, was es ist, wie man es verwendet und warum unser Produkt besser ist. Letztendlich ist das eine große Herausforderung. Aber es kommt, wie es kommt.

    Fokussieren wir einmal den deutschen Zigarrenmarkt. Wie sieht Ihr regionales Angebot aus?
    Pugacev: Sehr umfangreich. Ich denke, wir haben Zigarren für alle Raucher – von den Anfängern, den Leuten, die in die Zigarrenkategorie einsteigen, bis hin zu den erfahrenen Rauchern. Dabei konzentrieren wir uns mehr auf die traditionellen Premiumprodukte wie Balmoral und Petit, aber wir haben auch Mainstream-Marken wie Mehari‘s, Sortimente mit mehr Aromen bei Panter und so fort. Bei STG können Sie so ziemlich jedes Produkt finden.

    Wie sieht es mit Ihrer Stellung im Wettbewerb aus?
    Pugacev: Wir haben 50 SKUs für zehn Prozent Anteil auf dem deutschen Markt. Ich wünschte, wir hätten zehn SKUs für 50 Prozent. Das ist letztlich eine Folge davon, dass wir nicht nur organisch gewachsen sind. Unser Wachstum resultierte bisher meist aus Fusionen und Übernahmen, statt aus der Einführung von Produkten, die über acht bis zehn Jahre entwickelt wurden.

    Welche Zigarren verkaufen sich in Deutschland besonders gut?

    Pugacev: Bei den maschinell gerollten Zigarren haben wir im letzten Jahr gute Ergebnisse erzielt, sowohl mit Panter als auch mit Mehari‘s. Wir sehen bei beiden ein Wachstum. Sie sind preislich attraktiv und bieten Aromen, die die deutschen Verbraucher mögen. Wir haben auch eine recht gute Tendenz bei Petit gesehen, die eine der teureren Massenmarktmarken ist. Wir waren mit unserem Sortiment dort erfolgreich und sind mit der Entwicklung zufrieden.

    Und bei den Longfillern?
    Pugacev: Was die Handmade-Zigarren betrifft, so waren wir im letzten Jahr mit Cao äußerst erfolgreich. Wir hatten einige phänomenale Ergebnisse und haben unser Volumen in den vergangenen zwölf Monaten fast verdoppelt. Wir hatten eine Reihe sehr erfolgreicher Markteinführungen, sowohl von Limited Editions als auch von Produktlinienerweiterungen. Und die schmecken wirklich gut. So ist die Cao BX3 eine meiner Lieblingszigarren. Und wir haben die fantastische Session Cao, die eine großartige Zigarre ist. Natürlich ist Macanudo immer noch unsere größte Marke, die weiter zweistellig zulegt und bei der wir ein tolles Sortiment für alle Geschmacksrichtungen haben – von sehr sanften bis hin zu sehr starken, raffinierten Produkten.

    Hatten Sie eigentlich unter Lieferengpässen zu leiden?
    Pugacev: Ja, aber jetzt Gott sei Dank nicht mehr. Es waren ein paar schwierige Jahre, aber im Moment sind wir in der Lage, zu liefern. Natürlich gab es auch Herausforderungen, aber im Moment ist dies wahrscheinlich der erste Monat, in dem ich als General Manager Germany tätig bin, in dem die Versorgung wirklich reibungslos läuft.

    Sie bieten in Deutschland keine Pfeifen mehr an. Was war der Grund für den Rückzug von STG aus diesem Bereich?
    Pugacev: Stimmt, wir haben keine Pfeifen, und wir haben auch nicht vor, sie wieder einzuführen. Ich denke, dass unser Geschäftsmodell einfach nicht dazu passt. Das Geschäft mit Pfeifen ist sehr schwierig, zeit- und ressourcenintensiv. Es ist handelt sich um ein Sortiment, um das man sich kümmern muss. Man muss sich um die Lieferanten kümmern. Man muss dem Handel Unterstützung bieten. Dann gibt es Beschwerden, Reparaturen werden nötig … Ich glaube nicht, dass dieses Geschäft zu STG passt. Es war zu handwerklich für uns. Wir konzentrieren uns besser auf unser Kerngeschäft, auf das globale Geschäft mit Zigarren, Zigarillos und natürlich Rauchtabak.

    Wie sieht es in Deutschland beim Pfeifentabak aus?
    Pugacev: Lassen Sie mich ein paar Worte zu unserem Portfolio sagen. Hier sind wir wirklich führend, denn wir bedienen alle Segmente. Wir haben Danish Mixture im Segment für preisbewusste Raucher. Wir haben Danish Club im Mainstream-Bereich. Wir haben W. O. Larsen im Premiumsegment. Wir decken alle Preissegmente ab, alle Geschmacksrichtungen wie Vanille, Kirsche, Waldbeeren, Honig, Pflaume – was immer Sie wollen.

    Und nicht nur Aromen …
    Pugacev: Stimmt, auch alle Arten von Schnitten, also Mischungen, Würfelschnitte, lose Schnitte, fertig gerieben und so weiter. Es ist für jeden etwas dabei, für Anfänger, für fortgeschrittene Pfeifenraucher. Wir haben die größte Pfeifentabakproduktion Europas oder sogar der Welt mit Sitz in Assens in Dänemark. Dadurch können wir Pfeifenrauchern praktisch jeden Tabakwunsch erfüllen. Die Verbraucher brauchen keine anderen Unternehmen, denn wir haben alles.


    Was planen Sie für Ihr Portfolio in den kommenden fünf Jahren?


    Pugacev: Ich denke, wir werden uns auf Line Extensions und Limited Editions konzentrieren.

    Warum?
    Pugacev: Wir sehen keine echten Lücken in unserem Portfolio. Nirgendwo schneiden Wettbewerber besser ab, weil sie etwas bieten, das wir nicht haben. Wir müssen deshalb dafür sorgen, dass die Verbraucher ihre Produkte in den Geschäften finden. Und wir setzen auf limitierte Editionen, die etwas Besonderes sind, die vielleicht manchmal ein bisschen polarisieren, was den Geschmack angeht, und die oft viel spezieller sind als gewöhnliche Pfeifentabake.

    Was mögen die deutschen Pfeifenraucher denn am liebsten?

    Pugacev: Starke Geschmacksrichtungen. Starke Aromen, besonders Vanille. Ich glaube, es gibt keine anderen Pfeifenraucher in Europa, die stark aromatisierte Tabake so sehr lieben wie die Deutschen. Sowohl was den Geschmack als auch was die Raumnote angeht, sind die Deutschen Europameister, da bin ich mir sicher. Wir versuchen, diese Sehnsüchte mit unserem Sortiment zu befriedigen.

    Auf welche Produkte aus dem Hause STG darf der deutsche Fachhandel sich denn 2024 freuen?
    Pugacev: Wir planen für dieses Jahr einige neue Produkte, wie wir es jedes Jahr tun, und ich bin mir sicher, dass die Pfeifenraucher sie lieben werden, aber mehr möchte ich im Moment noch nicht verraten.


    Herzlichen Dank für das Gespräch.

    max/kes

  • Tabaksteuer sehr mau

    WIESBADEN // Schwere Zeiten für die Bundeskasse: Im Januar hat der Fiskus 469,3 Millionen Euro aus der Tabaksteuer eingenommen, das ist gegenüber dem Vorjahresmonat ein Rückgang um rund 2,8 Prozent. Dabei fiel das Minus bei Zigaretten mit 14,8 Prozent auf 291,0 Millionen Euro besonders deutlich aus.

    Boom der E-Zigarette
    Zum Vergleich: Im Vormonat Dezember 2023 hatten die Nettoerlöse des Bundes in dieser Kategorie bei 1436,5 Millionen Euro gelegen. Ein Grund dürfte im anhaltenden Boom der Einweg-E-Zigaretten liegen; hier stiegen die Einnahmen – auch wegen der höheren Steuern – um 35,1 Prozent auf 14,0 Millionen Euro. Zahlen für erhitzten Tabak liegen weiter nicht vor.

    Aufgrund eines stärkeren Kostenbewusstseins stiegen die Einnahmen bei Feinschnitt zum Vorjahresmonat um 27,0 Prozent auf 152,9 Millionen Euro. Pfeifentabak legte (vor allem aufgrund statistischer Verzerrungen) um 401,0 Prozent, Wasserpfeifentabak um 42,6 Prozent zu. Dagegen schrumpften die Steuererlöse aus Zigarren und Zigarillos um 26,4 Prozent auf 6,4 Millionen Euro.

    red

  • Bundestag verabschiedet Cannabis-Legalisierung

    BERLIN // Nach langer politischer Auseinandersetzung hat der Bundestag am Freitag, 23. Februar 2024, den Gesetzentwurf der Bundesregierung „zum kontrollierten Umgang mit Cannabis“ gebilligt. Mit dem Gesetz soll Erwachsenen künftig der Besitz von bis zu 50 Gramm Cannabis für den Eigenkonsum im privaten Raum erlaubt werden.

    Im öffentlichen Raum soll die Höchstgrenze bei 25 Gramm liegen. In namentlicher Abstimmung votierten 407 Abgeordnete für das Gesetz, 226 stimmten dagegen und vier enthielten sich ihrer Stimme.

    Entwurf mit Änderungen
    Der Gesundheitsausschuss hat das Cannabisgesetz der Bundesregierung mit einigen Änderungen beschlossen. Die Abgeordneten billigten vor wenigen Tagen insgesamt 30 Änderungsanträge der Koalitionsfraktionen. Der Entwurf wurde anschließend mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen von SPD, Grünen und FDP sowie Stimmen der Gruppen Die Linke und BSW angenommen.

    Gesetzentwurf der Bundesregierung
    Das Gesetz sieht den legalen Besitz und Konsum von Cannabis für Erwachsene vor. Ermöglicht wird nun der private Eigenanbau, der gemeinschaftliche nichtgewerbliche Eigenanbau und die kontrollierte Weitergabe von Cannabis durch Anbauvereinigungen. Mit dem Gesetz werde ein verantwortungsvoller Umgang mit Cannabis erleichtert, heißt es in der Begründung der Bundesregierung.

    Das Gesetz zielt den Angaben zufolge darauf ab, zu einem verbesserten Gesundheitsschutz beizutragen, Aufklärung und Prävention zu stärken, den illegalen Markt für Cannabis einzudämmen sowie den Kinder- und Jugendschutz zu verbessern. Die aktuelle Entwicklung zeige, dass der Konsum von Cannabis trotz der bestehenden Verbotsregelungen weiter ansteige. Das vom Schwarzmarkt bezogene Cannabis sei oft mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko verbunden, da der Gehalt des Wirkstoffs Tetrahydrocannabinol (THC) unbekannt sei und giftige Beimengungen, Verunreinigungen sowie synthetische Cannabinoide enthalten sein könnten.

    Privater Cannabis-Anbau

    Künftig möglich sein soll zudem der private Eigenanbau von bis zu drei Cannabispflanzen zum Eigenkonsum. Privat angebautes Cannabis muss jedoch vor dem Zugriff durch Kinder und Jugendliche geschützt werden. Außerdem dürfen nichtgewerbliche Anbauvereinigungen Cannabis künftig anbauen und an ihre Mitglieder zum Eigenkonsum weitergeben.

    Dafür gelten strenge Vorschriften. So werden für die Anbauvereinigungen maximal 500 Mitglieder zugelassen, die ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland haben müssen. Zulässig ist nur die Mitgliedschaft in einer Anbauvereinigung. In den Anbauvereinigungen darf Cannabis nur in begrenztem Umfang an Mitglieder weitergegeben werden, wobei die Mitgliedschaft und das Alter zu überprüfen sind.

    Begrenzte Ausgabe von Cannabis

    An Mitglieder weitergegeben werden dürfen maximal 25 Gramm pro Tag oder 50 Gramm pro Monat. Die Ausgabe von Cannabis an Heranwachsende zwischen 18 und 21 Jahren ist auf 30 Gramm pro Monat mit einer Begrenzung des THC-Gehalts auf zehn Prozent zulässig. Konsumcannabis darf als Haschisch oder Marihuana nur in kontrollierter Qualität und in Reinform weitergegeben werden. In einer Schutzzone von 100 Metern um Anbauvereinigungen sowie Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Kinderspielplätzen und öffentlich zugängliche Sportstätten wird der Konsum von Cannabis verboten.

    Prävention durch Aufklärung
    Um vor allem Kinder und Jugendliche vor der Droge zu schützen, gilt ein allgemeines Werbe- und Sponsoringverbot für Konsumcannabis und Anbauvereinigungen. Geplant ist außerdem eine Stärkung der Prävention durch eine Aufklärungskampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) über die Wirkung und Risiken von Cannabis. Die Novelle soll nach vier Jahren auf ihre gesellschaftlichen Auswirkungen hin evaluiert werden. Es bleibt bei der Verschreibungspflicht für Medizinalcannabis.

    Geplant ist ein gestuftes Inkrafttreten der Reform. So soll das Gesetz insgesamt am 1. April 2024 in Kraft treten. Die Vorschriften für den gemeinschaftlichen Eigenanbau in den sogenannten Anbauvereinigungen soll jedoch am 1. Juli 2024 in Kraft treten.

    Stellungnahme des Bundesrates

    In einer Stellungnahme hatte zuvor der Bundesrat seine Befürchtung vor hohen finanziellen Folgebelastungen der Länder durch Kontroll- und Vollzugs- sowie Präventions- und Interventionsaufgaben zum Ausdruck gebracht. Als Beispiel angeführt wurde die Kontrolle der Anbauvereinigungen. Der Bundesrat bezweifelte auch die wirksame Kontrolle des zulässigen Höchstwertes von THC (Tetrahydrocannabinol) und hält neue, hochpotente Cannabis-Sorten für möglich.

    Die praktische Umsetzung der geplanten Jugendschutzzonen im öffentlichen Raum und Schutzvorkehrungen im privaten Raum war nach Einschätzung der Länderkammer ebenfalls kritisch zu hinterfragen. Hier deute sich ein strukturelles Vollzugsdefizit an. Schließlich wies der Bundesrat auf die Notwendigkeit hin, zulässige Grenzwerte für THC im Straßenverkehr festzulegen.

    Gegenäußerung der Bundesregierung

    Die Bundesregierung teilte die Bedenken des Bundesrates zum Vollzugsaufwand nicht, wie aus der entsprechenden Unterrichtung hervorgeht. So sei voraussichtlich erst nach fünf Jahren die geschätzte Gesamtzahl von 3.000 Anbauvereinigungen erreicht. Die Länder könnten die Personal- und Sachmittelkapazitäten sukzessive anpassen. Zudem erwartet der Bund mit der Entkriminalisierung hohe Einsparungen der Länder durch weniger Strafanzeigen und weniger Strafverfahren. Die eingesparten Mittel könnten für die Überwachung der Anbauvereinigungen sowie für die Suchtprävention eingesetzt werden.

    Aufklärung und Prävention sowie gesetzliche Vorgaben für die Anbauvereinigungen trügen zu einem umfassenden Gesundheits- und Jugendschutz bei, heißt es in der Unterrichtung weiter. Was den zulässigen THC-Wert im Straßenverkehr betrifft, habe eine interdisziplinäre Expertengruppe des Bundesverkehrsministeriums das Ziel, Grenzwerte zu ermitteln. Nach Auffassung der Bundesregierung sei der THC-Grenzwert so zu bemessen, dass die Straßenverkehrssicherheit ausreichend gewahrt bleibe.

    Antrag der Union

    Die Unionsfraktion forderte, die geplante Cannabislegalisierung zu stoppen und die Bevölkerung über die Risiken der Droge aufzuklären. Der Entwurf des Cannabisgesetzes, der im August 2023 vom Kabinett beschlossen wurde, sei unverantwortlich und führe in die falsche Richtung, hieß es in dem Antrag der Fraktion.

    Eine Legalisierung von privatem Anbau, Besitz und Konsum für alle Erwachsenen werde zu einer Ausweitung des Cannabiskonsums führen. Auch eine Entlastung der Justiz oder ein Zurückdrängen des Schwarzmarktes werde mit dem Gesetz nicht erreicht.

    Es sollte im die Forschung intensiviert werden, die sich mit den gesundheitlichen Folgen von nichtmedizinischem Cannabisgebrauch befasst. Unterstützt werden sollte zudem die Erforschung des medizinischen Nutzens und der Nebenwirkungen von Cannabisarzneimitteln.

    Antrag der AfD

    Die geplante Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken sollte nach Ansicht der AfD-Fraktion aufgegeben werden. Zugleich sollte für das Medizinalcannabis eine wissenschaftliche Nutzenbewertung eingeleitet werden, hieß es in dem Antrag der Fraktion. Bei der geplanten Legalisierung von Cannabis werde die Gefahr, die für Jugendliche und junge Erwachsene unter 25 Jahren ausgehe, unterschätzt.

    hib

  • Shisha-Branche befürchtet Pleitewelle

    BERLIN // Der Geschäftsführer des [link|https://www.wpt-verband.de/]Bundesverbandes Wasserpfeifentabak[/link] schlägt Alarm. Folke Rega sieht die Ursache vor allem in der Verpackungsvorschrift, die es seit knapp zwei Jahren in Kraft ist.

    Bund soll umsteuern
    Seiner Einschätzung nach drohe der Shisha-Branche in diesem Jahr eine Pleitewelle, sagte Rega gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. „Wenn der Bund nicht umsteuert und eine unsinnige Verpackungsvorschrift kippt, wird vermutlich jede dritte oder jede vierte Shisha-Bar am Ende dieses Jahres geschlossen sein“, sagte der Verbandschef und verwies sich dabei auf Gespräche mit Barbetreibern und Händlern, die von einer stark gesunkenen Nachfrage nach legalem Tabak berichteten.

    Nach der Verpackungsverordnung von 2022 dürfen Shishatabak-Anbieter nur noch 25-Gramm-Packungen herstellen und nicht die jahrelang üblichen 200– oder 1000-Gramm-Behälter. Mit dieser Änderung soll der Steuerhinterziehung ein Riegel vorgeschoben werden.


    Reform-Ziel verfehlt

    Das Ziel der Reform: Wenn die Packungen so klein sind, dass ihr Inhalt nicht mehr für mehrere Portionen ausreicht, kann auch nicht mehr gegen das Portionierungsverbot verstoßen werden. In einen Shisha-Kopf passen etwa 20 Gramm Tabak – also etwas weniger als in eine 25-Gramm-Packung enthalten ist.

    Dennoch nach Schätzungen des Verbandes etwa verdoppelt. Und um Geld zu sparen, griffen viele Konsumenten auf illegale Produkte zurück. Sie inhalierten zu Hause statt in der Shisha-Bar. „Schwarzmarktprodukte sind gefährlich, sie unterliegen keiner staatlichen Lebensmittelkontrolle und enthalten verunreinigten Tabak und verbotene Substanzen“, so Rega.

    Ein Blick in die Steuerstatistik
    Ein Blick in die Steuerstatistik spricht Bände. Laut Statistischem Bundesamt wurden 2023 Steuerzeichen für 727 Tonnen Wasserpfeifentabak ausgegeben und damit deutlich weniger als 2022 (893 Tonnen). Dabei handelt es sich um den Netto-Wert, also nach Abzug der Rückerstattungen. Im Vergleich zu 2021 – also dem Jahr vor der Einführung der Verpackungspflicht – waren es laut Generalzolldirektion 6897 Tonnen gewesen. Der legale Markt macht derzeit nur etwa ein Zehntel des Volumens von 2021 aus. Rechnet man die Vorzieheffekte heraus, die es 2021 wegen der anstehenden Steuererhöhung gab und die damals die legale Menge mit einem Sondereffekt erhöht hatten, ist es etwa ein Siebtel des damaligen Marktes.

    „Die Statistiken zeigen, dass die Konsumenten auf den Schwarzmarkt und alternative Produkte ausweichen, um die hohen Steuern auf Wasserpfeifentabak zu umgehen. Die Mengenbeschränkung und die Zusatzsteuer müssen daher zum Schutz der Konsumenten und zum Wohle der Steuereinnahmen umgehend zurückgenommen werden“, kommentierte Rega die Zahlen. „Für die legal agierenden Hersteller und Händler sind diese Regelungen eine akute existenzgefährdend.“

    Konsum stabil geblieben
    Während die Steuereinnahmen stark zurückgegangen sind, ist der Konsum nach Einschätzung des Branchenverbandes stabil geblieben. Das schließt der Verbandsgeschäftsführer aus Rückmeldungen von Importeuren, die spezielle Shisha-Kohle verkaufen und weiterhin gute Geschäfte melden. „Ein Großteil der Shisha-Kohle wird zum Anzünden von Schwarzmarkttabak verwendet.“

    Er appelliert an das Bundesfinanzministerium, die Packungsgrößenverordnung zu ändern und wieder größere Packungen zuzulassen. „Das würde den Schwarzmarkt austrocknen und den legalen Handel ankurbeln“, sagt Rega. „Der Bund hätte dann erhebliche Steuermehreinnahmen, die er doch gerade jetzt, in Zeiten knapper Kassen, gut gebrauchen könnte.“ Der Wert der vom Staat ausgegebenen für Wasserpfeifentabak, lag 2023 laut Statistischem Bundesamt bei 41,2 Millionen Euro und damit deutlich niedriger als 2021.

    red

  • „Positiv in die Zukunft schauen“

    MAINZ // Auch zu diesem Jahreswechsel hat DTZ wichtige Verbände der Tabak- und Nikotinwirtschaft dazu befragt, wie sie das neue Jahr einschätzen. Die Gastbeiträge druckt die Redaktion in diesen Wochen. Aktuell äußert sich Michael von Foerster, Hauptgeschäftsführer beim [link|https://www.verband-rauchtabak.de/]Verband der deutschen Rauchtabakindustrie (VdR)[/link].

    Entwicklung zu hochwertigen Genusstabaken
    „Klassische Tabakprodukte sind und bleiben ein attraktives Genussmittel für erwachsene Konsumenten. Die Marktzahlen des Jahres 2023 schreiben die Entwicklung fort, welche sich seit Jahren abzeichnet. Ein stetiger leichter Rückgang der Konsumzahlen bei konstanten bis leicht steigende Steuereinnahmen. Dieser Trend bestätigt aus Sicht des VdR die erwünschte Entwicklung hin zu hochwertigen Genusstabaken. Es ist als durchweg positiv zu bewerten, dass im Laufe der aktuellen Legislaturperiode des Bundestages keine wesentlichen tabakspezifischen Regulierungen vorgenommen wurden. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Ideologie sich über lebensbejahende Realität hinwegsetzt.

    Linke Identitätspolitik betreibt Tabakregulierung inquisitorisch. Es gilt, gegenüber einer legalen Industrie maximalen Schaden anzurichten. Das linke Spektrum ist weder an einer abgestimmten generellen Tabakpolitik interessiert, die auch den Konsumenten mit im Blick hat, noch wird eine Differenzierung zwischen Mittelstand einerseits und Konzernen anderseits innerhalb der Regulierung vorgenommen. Zu stark ist die Versuchung, durch ideologische Tabakpolitik maximalen Schaden anzurichten. Dieser gewünschte Schaden trifft in der Regel den Tabakmittelstand besonders hart. Zudem konterkariert er die eigentlichen politischen Ziele der Tabakregulierung regelmäßig.

    Überzogene Tabakpolitik in den Niederlanden und Frankreich
    Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die fiskalpolitischen und auch die gesundheitspolitischen Ziele besonders gut zu erreichen sind, wenn die Politik sich mit übermäßigen Regulierungen zurückhält. Dies gilt sowohl auf nationaler Ebene als auch für Europa. Besonders eindrucksvoll zeigen sich die Unterschiede, wenn man zuletzt die völlig überzogene Tabakpolitik etwa in den Niederlanden oder in Frankreich ansieht. Ausweichbewegungen zu ausländischen oder illegalen Produkten sind (immer) das Ergebnis. Damit ist dann keinem der politischen Ziele geholfen.

    Mit einem soliden Tabaksteuergesetz, welches bis 2027 sowohl der Industrie als auch dem Staat sehr gute Planungssicherheit gibt und mit der Umsetzung von Track & Trace für alle Produktkategorien ab Mai dieses Jahres bleibt aus der Bundesgesetzgebung wenig neues zu erwarten. Das Augenmerk richtet sich vielmehr auf Europa. Im Juni wird ein neues Europäisches Parlament gewählt. Die europaweite Entwicklung hin zu den politischen Rändern links und rechts wird auch zu einer Verschiebung der Mehrheitsverhältnisse im Parlament führen. Ein Umstand, auf den sich auch unsere Tabakindustrie wird einrichten müssen. Zugleich wird ab Herbst dieses Jahres eine neue Kommission ihre Arbeit aufnehmen. Zwei für unsere Branche wesentliche Richtlinien werden erwartet: Die Tabaksteuerrichtlinie sowie die Tabakproduktrichtlinie. Beide Gesetze werden massiven Einfluss auf die Zukunft unserer Industrie haben.

    Deutsches Tabaksteuergesetz als Blaupause
    In Bezug auf die Tabaksteuerrichtlinie wird es hilfreich sein, dass wir mit dem deutschen Tabaksteuergesetz eine Blaupause für ein wirklich erfolgreiches Modell haben. Dieses gilt es nach Europa zu exportieren. Dies werden wir auch auf Brüsseler Ebene immer wiederholen. Und was die Tabakproduktrichtlinie angeht, ist aus Sicht des VdR das meiste in Bezug auf klassische Tabakprodukte bereits getan. Ein Schwerpunkt dieser Richtlinie könnte und sollte darauf liegen, die Gesetzgebung an die vielen Veränderungen im Markt mit den zahlreichen neuen Produkten anzupassen. Die Kategorien müssen erweitert und geradlinig angepasst werden. Dies wird Aufgabe genug sein für den Gesetzgeber in Brüssel.

    Insgesamt können wir positiv auf das vergangene Jahr und mehr als zuversichtlich auf die kommenden Jahre schauen. Auch wenn schon oft der Tabak totgesagt wurde, oder zumindest nun gefordert wird, die (Kult-) Zigarette ins Museum zu stecken. Allein die Traute, es selbst zu tun, fehlt. Der Ruf nach Vater Staat ist groß, zu eigenen Gunsten und zum Schaden der Wettbewerber zu helfen. Die Bewahrung der Freiheit ist es, die uns antreiben sollte. Die Idee, dass der Staat entscheidet, welche Produkte u.a. verkauft oder beworben werden dürfen und welche nicht, ist unvereinbar mit den Prinzipien der freien Marktwirtschaft den Prinzipien des mündigen Bürgers.

    Aber ungeachtet aller Unkenrufe bietet der Mittelstand weiterhin erfolgreich klassischen Tabak an. Ein gutes, hochwertiges, unvergleichbar vielseitiges und bei seinen Genießern beliebtes Produktsortiment für eine genussvolle Zukunft.

    Vertrauen wir auf die Souveränität des Konsumenten und dessen Freiheit, sich sehr bewusst für Genuss und Vielfalt zu entscheiden. Diese Gewissheit lässt den VdR und seine Mitglieder positiv in die Zukunft schauen.“

    vi

  • JTI steigert Umsatz

    NEW YORK CITY // [link|https://www.jti.com/]Japan Tobacco International (JTI)[/link] hat im vergangenen Jahr über 531 Milliarden Zigaretten hergestellt und ausgeliefert und ist damit das einzige große Tabakunternehmen unter den drei größten Konzernen, das sein Volumen steigern konnte, berichtet „BNN Bloomberg”.

    Der Produzent hat sein Gesamtvolumen an Zigaretten im Jahr 2023 um 2,3 Prozent erhöht, teilte JTI in Genf vor kurzem mit.

    Rückgang von 1,3 Prozent
    Im Vergleich dazu hat [link|https://www.pmi.com/]Philip Morris International (PMI)[/link] im vergangenen Jahr rund 613 Milliarden Zigaretten ausgeliefert, was einem Rückgang von 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. [link|https://www.bat.com/]British American Tobacco (BAT)[/link] hat im vergangenen Jahr rund 555 Milliarden Zigaretten hergestellt und ausgeliefert, was einem Rückgang von 8,2 Prozent gegenüber 2022 entspricht, schreibt der Nachrichtendienst.

    JTI hat später als die Mitbewerber Alternativen, die als risikoreduzierte Produkte bezeichnet werden wie den Tabakerhitzer Ploom und die „Nordic Spirit”-Nikotinbeutel, eingeführt.

    Rauchfreie Alternativen
    PMI erzielt bereits etwa ein Drittel seines Umsatzes mit rauchfreien Alternativen und will bis 2025 die 50-Prozent-Marke erreichen. Das Unternehmen gab in seinem jüngsten Jahresbericht an, dass der Nettoumsatz mit dem Iqos-Tabakerhitzer im vierten Quartal seine Zigarettenmarke Marlboro überholt habe.

    Japan Tobacco hat für 2024 einen Rückgang des Betriebsgewinns prognostiziert, während Ploom bis 2028 profitabel sein soll. Und BAT hat in seinen Jahresergebnissen bekannt gegeben, dass seine alternativen Produkte, zu denen Vuse (E-Zigaretten) und Velo (Nikotinbeutel) gehören, jetzt Geld verdienen.

    red

  • „Im Ergebnis akzeptabel“

    HAMBURG // Die [link|https://adc-online.de/]Arbeitgeber der Cigarettenindustrie (AdC)[/link] haben dem Vorschlag des Schlichters vom 18. Januar zugestimmt. Damit steigen zum 1. Januar die Löhne in allen Tarifgruppen um 250 Euro, in allen Ausbildungsjahren um 140 Euro. Mit DTZ hat AdC-Geschäftsführer Ulf Bauer gesprochen.

    Deutschland protestiert, Deutschland streikt. Das war schon 2023 vielfach so. Und es sieht Anfang 2024 wahrlich nicht anders aus. Unser persönliches Gespräch und die dazu nötigen Zugfahrten fallen aus. Die Tarifverhandlungen in der Cigarettenindustrie sind abgeschlossen, bei Ihnen aber ohne Streik – wieder einmal. Wie schaffen Sie das?
    Ulf Bauer: Vielleicht ist nach über 70 Jahren Sozialpartnerschaft irgendwann einmal das erste Mal. Aber 2024 nicht. Das freut uns, aber es hat auch ein Preisschild. Wir haben zweimal intensiv verhandelt. Und wie 2021 ging es auch 2024 nicht ohne den neutralen Schlichter, den die Gewerkschaft angerufen hat. Der hat allerdings aus meiner Sicht einen guten Job gemacht, beide Parteien auch mal an den Ohren gezogen, um zum Ergebnis für alle zu kommen.

    Wie sieht das Ergebnis aus?
    Bauer: Wir haben für eine Laufzeit von einem Jahr abgeschlossen. Gerne hätten wir Arbeitgeber mal wieder eine längere Dauer vereinbart. Aber die wirtschaftlichen Unsicherheiten führten bei der NGG und den Betriebsräten dazu, erneut eine kurze Laufzeit anzustreben. Sie wollten Risiken für die Beschäftigten minimieren, lieber Ende 2024 wieder mit uns zusammenkommen. Wir haben das akzeptiert, weil auch wir wissen, Prognosen über ein Jahr hinaus sind zurzeit nicht einfach.

    Und wie sieht es monetär aus? Was kommt bei den Beschäftigten auf dem Konto an?
    Bauer: Wir haben vereinbart, im ersten der zwölf Monate keine Erhöhung durchzuführen, in den anderen elf erhalten Azubis 140 Euro mehr pro Monat, alle Tarifgruppen bekommen 250 Euro. Das macht auf ein ganzes Jahr berechnet 232 Euro mehr pro Monat …

    … bei einer Gewerkschaftsforderung von …
    Bauer: … 490 Euro pro Monat für eine Laufzeit von zwölf Monaten. An den Zahlen könnte man ablesen: gut gemacht, Arbeitgeber. Im Ergebnis nicht einmal die Hälfte der Gewerkschaftsforderung. Aber auch diese Medaille hat eine zweite Seite.

    Was steht auf der anderen Seite der Medaille?
    Bauer: Sie müssen die 232 Euro ins Verhältnis setzen. Das macht runde sieben Prozent in unteren ETV-Gruppen und immer noch rund 3 Prozent in den oberen Gruppen. Daran allein merken Sie, die Forderung von 490 € war wenig realistisch. Im Schnitt zahlen unsere Unternehmen jetzt knapp über vier Prozent mehr Lohn in 2024. Nach den sechs Prozent im Jahr 2022 plus Inflationsausgleichsprämie von über 2000 Euro ist der Abschluss jetzt noch akzeptabel, aber doch grenzwertig.

    Wieso grenzwertig? Ist es nicht gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein gutes Zeichen, als Unternehmen niedrigere Gehaltsgruppen stärker zu stützen?
    Bauer: Ja, das stimmt. Und da waren wir uns mit der NGG und den Betriebsräten auch einig. Das geht heute in Ordnung. Wir dürfen aber nicht aus den Augen verlieren: In unserer Industrie wird traditionell sehr gut bezahlt. Das heißt, vier Prozent in der Zigarette ist deutlich mehr Geld als vier Prozent in den allermeisten Branchen. Und eine Industrie, die wirtschaftlich zwar stabil handelt, aber seit Jahren konstant an Volumen verliert und gleichzeitig eine riesige Transformation vor der Brust hat, darf auch bei Löhnen nicht aus dem Ruder laufen. Andere Brachen haben im vergangenen Jahr und für 2024 im Schnitt mit 3,4 Prozent abgeschlossen. Und das bei einer durchschnittlichen Erwartung aller führenden Wirtschaftsinstitute an die Inflation 2024 von 2,6 Prozent.

    Sie sprechen jetzt stets von der Industrie. Hatten Sie nicht 2022 als einzelne Firmen allein verhandelt? Wie war das in diesem Jahr?
    Bauer: Das einzelne Verhandeln 2022 hatte Vor- und Nachteile. Ein großer Vorteil lag darin, dass der Tarifkommission der Arbeitnehmer wieder einmal bewusst geworden ist, es gibt nicht nur Gemeinschaft der Industrie, sondern auch sehr berechtigte einzelne Interessen. Dazu haben wir im August 2023 einen großen, gemeinsamen Sozialpartnerdialog der Arbeitgeber und Arbeitnehmer durchgeführt. Der ergab gemeinsame Ergebnisse und Aufgaben für 2024, die wir mit der NGG jetzt gemeinsam angehen. Aber ich meine, wer das gemeinsam will, sollte auch beim Tarif zusammen verhandeln. Das haben wir gemacht und auch bei dem Prozess mit Pro und Contra. Also eigentlich: wie immer im Leben.

    Herzlichen Dank, Herr Bauer, für das Gespräch.

    max

  • Philip Morris und BAT einig

    MAINZ // Die Tabakkonzerne BAT und Philip Morris International haben bestätigt, dass sie einen internationalen Vergleich getroffen haben, der alle laufenden Patentverletzungsstreitigkeiten zwischen den Parteien im Zusammenhang mit Tabakerhitzern und Dampfprodukten beendet.

    Künftige Klagen ausgeschlossen
    Der Vergleich beinhalte „nicht-monetäre Bestimmungen“, die alle laufenden weltweiten Patentverletzungsklagen beilegten und künftige Klagen gegen diese Produkte verhinderten. Damit könnten beide Unternehmen weiter Innovationen entwickeln und neue Produktvarianten einführen. BAT-Chef Tadeu Marroco sagte: „Diese Vereinbarung ist ein wichtiger Schritt nach vorn für BAT und alle unsere Stakeholder.“

    pi