Schlagwort: Maßnahmen

  • Verbraucher rechnen mit langfristigen Einschränkungen

    DÜSSELDORF // Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung McKinsey wollen 54 Prozent der Deutschen im Homeoffice bleiben. Die Maskenpflicht und Absperrungen in den Geschäften sieht jeder Dritte weiterhin als notwendig an.

    Überfüllte Strände, gut besuchte Flaniermeilen und kaum Abstand in Parks – sind die Deutschen zur Normalität zurückgekehrt? Eine Konsumentenbefragung von McKinsey & Company unter mehr als 1000 deutschen Verbrauchern zeigt ein geteiltes Bild. Mehr als die Hälfte der Befragten (51 Prozent) erwartet längerfristige Einschränkungen des eigenen Alltags über das nächste halbe Jahr hinaus, 25 Prozent glauben, dass der Alltag auch in mehr als einem Jahr noch nicht wieder normal verlaufen wird. 47 Prozent gehen davon aus, dass innerhalb der nächsten sechs Monate wieder Normalität einkehren wird. Finanzielle Einbußen erwartet mehr als jeder Vierte auch noch über das nächste halbe Jahr hinaus.

    Warten auf den Impfstoff
    Von Normalität sind die deutschen Verbraucher laut der repräsentativen Befragung noch weit entfernt. 73 Prozent der Befragten verzichten weiterhin auf regelmäßige Aktivitäten außerhalb der eigenen Wohnung. 20 Prozent von ihnen wollen zusätzliche Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen in den Geschäften oder öffentlichen Einrichtungen abwarten, 16 Prozent wollen erst wieder raus, wenn es einen Impfstoff oder ein Medikament gibt.

    Die Mehrheit (54 Prozent) will vorerst weiter darauf verzichten, außerhalb von zu Hause zu arbeiten. 58 Prozent wollen überfüllte öffentliche Plätze auch im Freien meiden. Immerhin wollen zwei Drittel der Befragten sich wieder mit Familie und Freunden treffen und auch wieder Einkäufe tätigen, die über das Nötige hinausgehen. 42 Prozent wollen wieder ein Restaurant oder eine Bar besuchen. 34 Prozent planen, kurzfristig wieder den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen – in Europa sind es nur 24 Prozent. Zurückhaltender sind die Deutschen bei Aktivitäten in geschlossenen Räumen: Nur jeder Fünfte will ein Fitnessstudio besuchen, neun Prozent auf ein großes Event gehen und lediglich sieben Prozent mit dem Flugzeug reisen.

    Bewussterer Konsum
    Gleichzeitig zeichnet sich ein Trend zu bewussterem Konsum ab. Rund jeder dritte Verbraucher will mehr darauf achten, wofür er sein Geld ausgibt. 24 Prozent geben an, künftig intensiver nach Sparmöglichkeiten beim Einkauf zu suchen. Neben dem Preis spielen auch Hygiene und Nachhaltigkeit eine größere Rolle: Fast jeder Fünfte (18 Prozent) will häufiger als vor Corona beim Einkauf auf eine gesunde und hygienische Verpackung achten.

    Wenn es darum geht, in einem Geschäft einzukaufen, sind Maskenpflicht und Absperrungen die wichtigsten Voraussetzung für Konsumentenvertrauen: 29 Prozent sagen, dass ihnen diese Sicherheitsvorkehrungen sehr wichtig sind, gefolgt von Abstand halten (27 Prozent) und Desinfektionsmaßnahmen (26 Prozent).
    pi

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    0,01 Prozent. So hoch ist der Anteil der mit dem Corona-Virus infizierten Menschen in Deutschland gerade. Kein Wunder also, dass die Begehrlichkeiten in Sachen Lockerungen immer größer werden.

    Zugleich nehmen die Diskussionen zwischen Corona-Fürchtigen und Maßnahmen-Gegnern an Schärfe zu. Leider herrscht immer noch verbreitet Unwissen. Im Frühstücksfernsehen von SAT.1 verkündete heute einer der Moderatoren, sein Corona-Test sei negativ ausgefallen. Woraufhin eine seiner Kolleginnen verkündete, das zeige, wie gut das Team auf Abstand achte. Als würde das Virus beim Unterschreiten der berüchtigten 1,50 Meter automatisch auftauchen.

    „Präventionsparadox“
    Übrigens: Einer der wohl schlimmsten Begriffe in diesen Wochen ist für mich „Präventionsparadox“. Damit werden Kritiker abgebügelt, die die Maßnahmen hinterfragen. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet er: Hätte die Politik diese Maßnahmen nicht verhängt, sähe alles viel schlimmer aus. Ob es wirklich so ist, lässt sich natürlich kaum feststellen.

    Stellungnahme
    Ein wenig schmunzeln musste ich über unseren Chef-Virologen Christian Drosten mokiert sich über die „tendenziöse Berichterstattung“ der Bild-Zeitung. Er habe Besseres zu tun, als kurzfristig Stellung zu nehmen. Auf mich wirkt Drosten allmählich etwas dünnhäutig. Als es um Kritik an seinem Kollegen Hendrik Streeck und dessen Heinsberg-Studie ging, hat sich der Charité-Mann noch deutlich robuster gezeigt.

    Frequenz des DTZ-Newsletters
    Wir nehmen die Lockerungen zum Anlass, die Frequenz dieser Newsletter ein wenig zu reduzieren. Statt wie bislang werktäglich, werden Sie uns ab 1. Juni jeweils dienstags und freitags lesen. Damit sorgen wir für eine höhere Relevanz der Beiträge, da wir Sie zielgerichtet informieren möchten. Und falls Sie uns Ihre Meinung zu diesem oder anderen Themen mitteilen möchten, schicken Sie mir einfach eine Mail: [link|mailto:marc.reisner@konradin.de]marc.reisner@konradin.de[/link]. Erinnern möchte ich Sie an dieser Stelle auch noch einmal an unseren „Corona-Service“, die kostenlose Lieferung von DTZ an ihre HomeOffice- oder Mail-Adresse.

    Kommen Sie gut durch diesen Tag.

    Herzlich,
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ

  • Effekte des Lockdowns

    NÜRNBERG // Den größten Effekt unter den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Deutschland hatten die Schul- und Kitaschließungen. Das haben die Wissenschaftler Enzo Weber und Tobias Hartl in einer vor kurzem veröffentlichten Studie festgestellt. Beide forschen am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg und an der Universität Regensburg.


    Schul- und Kitaschließungen

    Die Schul- und Kitaschließungen hätten die Wachstumsrate der bestätigten Corona-Infektionen um 7,9 Prozentpunkte verringert, geht aus der Studie hervor. Auf die Ausgangsbeschränkungen entfielen 5,0 Prozentpunkte, auf die Einstellung des Profi- und Breitensports 3,4 Prozentpunkte. „Diese Effekte haben eine hohe statistische Signifikanz“, schrieben Weber und Hartl.

    Einzelhandel, Gastronomie und Friseure
    Für die Schließungen unter anderem in den Sparten Einzelhandel, Gastgewerbe oder Friseure und Kosmetik hätten sich dagegen kaum Wirkungen gezeigt, betonen die Forscher. Entsprechend gebe es gute Chancen, dass eine kontrollierte Öffnung der Dienstleistungsbranchen des öffentlichen Lebens ohne beträchtliche Verstärkung des Infektionsgeschehens möglich sei. Die erheblichen Jobverluste könnten dadurch begrenzt werden, sagen Weber und Hartl. Großveranstaltungen etwa im Sport seien aber weiter kritisch zu beurteilen.

    Konzepte zur Ansteckungsvermeidung
    Eine Öffnung von Schulen und Kitas sei aus sozialer, aus pädagogischer sowie aus Arbeitsmarktsicht von immenser Bedeutung. Allein bis Ende April seien aufgrund der Schul- und Kitaschließungen bei den betroffenen Eltern 55,8 Millionen Arbeitstage ausgefallen. „Unsere Ergebnisse weisen aber darauf hin, dass effektive Konzepte zur Ansteckungsvermeidung in Schulen und Kitas zentral sind. Gleiches gilt angesichts der Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen auch für den öffentlichen Raum“, erklärten Weber und Hartl.

    pi

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    welche finanziellen Auswirkungen die Corona-Krise hat, zeichnet sich erst allmählich ab. Aus dem Wirtschafts- und dem Finanzministerium kommt das „Dashboard Wirtschaft Deutschland“, ein dem einige Zahlen zusammengestellt werden. Demnach wurden 33,4 Milliarden Euro an KfW-Hilfen beantragt.

    Eine Frage der Zeit
    Von 36.605 Anträgen wurden bisher 36.241 mit einem Volumen von 19,3 Milliarden Euro bewilligt. Knapp zwei Millionen Anträge auf Soforthilfen wurden gestellt und knapp zwölf Milliarden Euro ausgezahlt. Die Warenexporte sind im März um 11,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat eingebrochen, im April dürfte dieser Anteil noch höher ausgefallen sein. 18 Prozent der Betriebe in Deutschland haben bereits Arbeitsplätze gestrichen. Höhere Rentenbeiträge und steigende Beiträge an Krankenkassen sind nur eine Frage der Zeit, auch Steuern dürften demnächst angehoben werden.

    Staatliche Maßnahmen
    Was das bedeutet, kann heute niemand realistisch einschätzen. Was jetzt schon deutlich wird: eine Spaltung der Gesellschaft. Es gibt die Befürworter und die Gegner der rigiden staatlichen Maßnahmen, Schwarz und Weiß, Zwischentöne sind kaum zu hören. Auch eine Kluft zwischen den neuen Armen und den Wohlhabenden wird sich vertiefen. Ich bin gespannt, wie die Behörden auf die anstehenden Demonstrationen reagieren werden, wenn sich womöglich – wie angemeldet – 10.000 Menschen auf der Münchner Theresienwiese versammeln. (Wobei mir auch nicht klar ist, was das eigentliche Ziel dieser Demonstrationen ist, denn die Bandbreite der Forderungen reicht von „mehr Geld“ über „mehr Freiheit“ bis zu diffusen Äußerungen von Verschwörungstheoretikern.)

    Aktion für Händler
    Was mir gefällt sind Aktionen wie die des BTWE, der betroffenen kleinen Händlern mit Finanzspritzen helfen will. Immer mehr Unternehmen und Verbände schließen sich an, einige möchten gar nicht genannt werden. Wichtig für Händler: Offiziell endet die Antragsfrist am 18. Mai!

    Ich wünsche Ihnen einen guten und erfolgreichen Tag.

    Herzlich,
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ

  • Politiker wollen Grenzöffnungen

    MAINZ // In einer gemeinsamen Erklärung setzen sich die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, die Vize-Präsidentin des Europäischen Parlaments, Katarina Barley, und der Trierer Oberbürgermeister, Wolfram Leibe, dafür ein, dass die Kontrollen und Schließungen entlang der Grenze zu Luxemburg und Frankreich unter Beachtung der einschlägigen Hygiene- und Abstandsgebote umgehend aufgehoben werden.

    Große Herausforderungen
    „Die aktuelle COVID-19-Pandemie stellt alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union vor große Herausforderungen, die nur durch gemeinsame Anstrengungen und eine große Solidarität gemeistert werden können“, heißt es.

    Grenzkontrollen
    Zahlreiche Maßnahmen zur Verringerung der Ausbreitung des Coronavirus seien seit März in ganz Europa ergriffen worden. Dazu zählten Hygienevorschriften, Kontaktvermeidung oder auch Ausgangssperren. Auch das Recht der Unionsbürger, sich innerhalb der EU frei zu bewegen, sei eingeschränkt worden. Dies betreffe in einem besonderen Maße die Menschen in den Grenzregionen. Dort seien zur Durchbrechung von Infektionsketten kurzfristig Grenzkontrollen eingeführt und zum Teil Grenzschließungen vorgenommen worden, so die drei Politiker.

    Schrittweise Öffnung
    „Angesichts der erfreulichen Entwicklung der Infektionszahlen diesseits und jenseits der Grenze hat Rheinland-Pfalz beim Bundesministerium des Innern in den vergangenen Wochen erfolgreich auf die schrittweise Öffnung weiterer Grenzübergänge, unter anderem Bollendorf und Remich, hingewirkt. Angesichts der anhaltend positiven Entwicklung fordern wir nur die umgehende Aufhebung aller Maßnahmen an unseren europäischen Binnengrenzen und die Rückkehr zu ‚Schengen‘. Damit würde auch endlich die Ungleichbehandlung der deutschen Grenzen zu Luxemburg und Frankreich einerseits und Belgien und den Niederlanden andererseits aufgehoben. Die jeweiligen innerstaatlichen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus bestehen weiterhin“, unterstrichen Dreyer, Barley und Leibe.

    Vorübergehende Maßnahmen
    „Wir sind von Beginn an dafür eingetreten, dass es sich bei den Grenzkontrollen und Grenzschließungen nur um vorübergehende Maßnahmen in einer Ausnahmesituation handeln kann. Die vollständige Wiederherstellung der Grundfreiheiten des europäischen Binnenmarktes sowie der Funktionsweise des Schengen-Raums ist essentiell, damit sich Europa langfristig von den Folgen der Krise erholen kann“, heißt es weiter.

    Unerträgliche Situation
    Geschlossene Grenzen bedeuteten emotional einen großen Rückschritt für den Alltag im Herzen Europas. Die Situation gerade an der Grenze zu Luxemburg werde zunehmend unerträglich, für Pendler und Pendlerinnen, aber auch für alle Menschen beidseits der Grenze, die familiäre Verbindungen oder tägliche Schulwege haben.

    pi

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    ein langes Wochenende steht uns bevor. Und während wir uns – normalerweise – auf freie Zeit gefreut hätten, kommt es den meisten von uns jetzt eher wie eine Fortführung des Lock-down mit anderen Mitteln vor. Immerhin: Die unsäglichen Schlachten zum Tag der Arbeit vor allem in Berlin und Hamburg dürften in diesem Jahr wohl weitgehend ausbleiben.

    Milde Prognose
    Es ist ja ohnehin jede Menge kaputt in der deutschen Wirtschaftslandschaft. Der eigentlich notorisch optimistische Fachminister Peter Altmaier zeigte sich beim Vorstellen des Frühlingsgutachtens denn auch eher bedrückt. Dabei fiel die Prognose noch vergleichsweise milde aus: Fürs laufende Jahr erwarten die Wirtschaftsweisen einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von 6,3 Prozent, 2021 soll es dann um 5,2 Prozent bergauf gehen. Andere Ökonomen hatten bereits von einem womöglich zweistelligen Minus gesprochen.

    Neuer Marshallplan für Deutschland
    Sind die „Bazooka“-Maßnahmen der Bundesregierung richtig? Diese Frage muss diskutiert werden. Der Gründer der Hotelgruppe „Motel One“ Dieter Müller hat als Alternative einen „neuen Marshallplan für Deutschland“ gefordert. Der Staat solle für zwölf Monate allen Unternehmen die verlorenen Umsätze ersetzen. „Dann könnten wir die Mitarbeiter aus der Kurzarbeit nehmen, das würde die Wirtschaft stark stimulieren, und es würden keine Existenzängste mehr da sein und Corona-bedingten Konkurse“, sagte Müller in einem Podcast. Ein spannendes Konzept. Nachdem jedoch bereits große Summen verteilt worden sind, dürfte ein Umschwenken nicht mehr machbar sein. Schade!

    Genießen Sie das lange Wochenende.

    Herzlich,

    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    willkommen in Woche 7 der Beschränkungen. Um etwa 8,5 Prozent, so die Prognosen mehrerer Ökonomen, dürfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr schrumpfen. Insgesamt bedeutet das für unser Land ein Wohlstandsminus von rund 4100 Euro – pro Kopf. Das sind ungeheure Beträge. Kein Wunder, dass etwa Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) einerseits vor einer Überlastung des Staates, andererseits vor einem Kippen der Stimmung in der Bevölkerung warnt. Meine Beobachtungen: Dieser Prozess hat längst begonnen. Noch allerdings wird jeder, der den Weg der Bundesregierung auch nur vorsichtig hinterfragt, sofort als „Corona-Leugner“ diffamiert.

    Fakten statt Fake
    Verstehen Sie mich richtig: Ich streite die Existenz des Virus nicht ab, ich glaube nicht, dass der neue Mobilfunkstandard 5G daran schuld ist oder dass China oder eine andere fremde Macht mit Hilfe von Corona die Weltherrschaft anstrebt, und ich bin sicher, dass sowohl die World Health Organisation (WHO) als auch Bill Gates und die Regierungen rund um den Globus das Beste für die Menschheit wollen.

    Totschlaginstrument
    Allerdings ist gut gemeint nicht immer gut gemacht. Was mich wirklich ärgert: Dass jedem Hinterfragen der Maßnahmen in Deutschland sofort mit dem Totschlagargument (entschuldigen Sie den Ausdruck), „das Robert-Koch-Institut hat aber gesagt…“ begegnet wird. Dass das RKI bereits mehrfach falsch gelegen und seine Ansichten geändert hat, ist ja nun hinlänglich bekannt. Diese Argumentation ist etwa so, als wolle man die Fläche eines Kreises berechnen, komme nachweislich auf immer falsche Ergebnisse, bestehe aber hartnäckig darauf, dass Pi gleich 2,1415 sei. In Frühzeiten des Computerzeitalters sprach man von Gigo (garbage in – garbage out): Wenn man den Rechner mit Mist fütterte, kam auch Müll raus.

    Neue Forschungsergebnisse
    Ein Ergebnis der vergangenen Woche blieb übrigens weitgehend unerwähnt: Ein Forscherteam um den Charité-Virologen Christian Drosten hat herausgefunden, dass bestimmte Vorerkrankungen zu einer Immunität gegen das Corona-Virus führen könnten. Das gelte insbesondere für die vier bereits bekannten Erkältungs-Corona-Viren. Huch?! Im Klartext: Wer einen Schnupfen hatte, muss sich vor dem „unsichtbaren Killer“ womöglich nicht mehr fürchten?!

    Angemessen bewerten
    Geht es Ihnen eigentlich auch so? Wenn ich morgens aufwache, freue ich mich, dass ich überhaupt noch lebe. Denn viele – renommierte – Medien schlagzeilen weiter à la „Immer mehr Infizierte“. Dass die Zahl der Genesenen mittlerweile rund 25 Prozent über der der Neuinfizierten liegt, ist maximal eine Randbemerkung wert. Aktuell haben wir in Deutschland etwa 42.000 bekannte Covid-19-Erkrankte. Die Zahl der Toten liegt demnach bei 5640. Zum Vergleich: Jedes Jahr versterben hierzulande etwa 900.000 bis 920.000 Menschen, davon 55.000 bis 60.000 an Krankheiten des Atmungssystems. Und knapp 90.000 Menschen sind HIV-infiziert. Damit will ich nicht einen Todesfall verharmlosen – ich habe eine ganze Reihe von Verwandten und Freunden, die über 80 Jahre alt sind. Aber wir müssen Risiken angemessen bewerten.

    Herzlich
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ

  • Eingangskontrollen im Handel

    BERLIN // Wer die vielen Ordner vor Supermärkten, Drogeriefilialen oder Krankenhäusern sieht, könnte meinen, die Sicherheitswirtschaft gehört eher zu den Gewinnern der Krise. In der Corona-Krise greifen viele Geschäfte auf Sicherheitskräfte zurück – auch jene, die vorher keinen benötigten.

    Kontrollen durch Spezialisten
    Die Lockerungen der Einschränkungen zum Schutz vor Covid-19 erfordern eine zügige Aufstockung des Personals in und vor vielen Geschäften. „Die Wiedereröffnung einer großen Anzahl von Ladengeschäften ist mit Auflagen verbunden. Die Wenigsten der Unternehmen werden deren Einhaltung selbst kontrollieren und umsetzen können – hier kommen dann Ordnungs- und vor allem Sicherheitsmitarbeiter zum Einsatz“, so BDSW Hauptgeschäftsführer Harald Olschok in einer Pressemeldung. Es sei nun wichtiger denn je, dass für diese Tätigkeiten qualifiziertes Personal zum Einsatz komme.

    Gesetzliches Vorgaben
    Bei der Auswahl der Dienstleister, die die Zutrittsbeschränkungen, die Kontrolle der Hygienemaßnahmen in den Läden und auch die Kundenorganisation davor durchführen, sei es wichtig, zwischen Ordnungs- und Sicherheitstätigkeiten zu unterscheiden. „Für die sicherheitsrelevanten Tätigkeiten ist es unerlässlich, dass die Geschäfte ausschließlich Personal einsetzen, das die gesetzlichen Voraussetzungen des Gewerberechts erfüllt und für diese Aufgaben ausreichend qualifiziert sind. Nur dann können die Maßnahmen effektiv, sicher und rechtskonform umgesetzt werden“.

    Qualifikationen ausgesetzt
    Für problematisch hält der BDSW Hauptgeschäftsführer allerdings die weiterhin ausgesetzten IHK-Unterrichtungen und Sachkundeprüfungen für Sicherheitspersonal. „Leider können unsere Unternehmen deshalb derzeit kein neues Personal für Sicherheitstätigkeiten einsetzen und müssen somit bei der Besetzung der sicherheitsrelevanten Positionen ausschließlich mit vorhandenem Personal aus freigewordenen Aufträgen arbeiten“, schildert Olschok die Situation der Branche.

    Auftraggeber gefordert
    Er hoffe, dass sich durch die kurzfristige Wiedereröffnung der Geschäfte keine Gelegenheit für schwarze Schafe bietet, die Dienstleistung untertariflich und mit nicht qualifiziertem Personal anzubieten. „Hier liegt es natürlich in der Hand der Auftraggeber, darauf zu achten, wen sie mit der Wahrung der Sicherheit und Ordnung in und vor den Geschäften betrauen“, so Olschok abschließend.

    BDWS empfiehlt Prüfung
    Laut BDSW-Pressesprecherin Silke Zöller im Gespräch mit der „Lebensmittelpraxis“ sollte ein Auftraggeber natürlich zunächst darauf achten, dass die gesetzlichen Vorgaben für einen Sicherheitsdienstleister eingehalten werden – sprich, dass der Dienstleister für sicherheitsrelevante Tätigkeiten Personal einsetzt, dass mindestens die Unterrichtung nach § 34a der Gewerbeordnung mitbringt, zuverlässigkeitsüberprüft und gemeldet ist. Je nach Tätigkeit und gewünschter Aufgabenerfüllung können auch weitere Qualifikationen – wie beispielsweise eine Sachkundeprüfung – erforderlich sein. Dies sei aber von den Anforderungen des Auftraggebers an den Dienstleister abhängig, so Zöller. Des Weiteren sollte der Auftraggeber darauf achten, Dienstleister mit Erfahrung in dem entsprechenden Tätigkeitsfeld zu engagieren. Und, dass vorliegende Tarifverträge eingehalten werden, sagt Silke Zöller.

    pi

  • „Wir planen mit den Messen“

    DORTMUND // Noch fünf Monate bis zum Beginn von InterTabac und InterSupply – falls die Leitmessen der Branche denn stattfinden können. DTZ sprach darüber mit Sabine Loos, Hauptgeschäftsführerin der Messe Westfalenhallen.

    Frau Loos, wo erreichen wir Sie gerade?
    Sabine Loos: In meinem Büro. Wir sind zwar durch diverse Maßnahmen wie Mobile Office, Abbau von Überstunden und so fort in der Büro-Präsenz ausgedünnter als gewohnt, aber ich bin nahezu jeden Tag vor Ort.

    Sind Sie denn aktuell auch auf dem Messegelände unterwegs? Wie geht es Ihnen dabei?
    Loos: Aufgrund der Größe unseres Geländes ist hier aktuell wahrscheinlich der Platz mit dem größtmöglichen Abstand zueinander. Ab und zu bin ich auf dem Gelände unterwegs. Zum einen nutzen wir die aktuelle Phase, um mehrere Dinge anzupacken, die im laufenden Geschäft schwieriger zu realisieren sind, und natürlich ist es immer ein schöner Moment, sich wieder vorzustellen, dass die Hallen bald wieder mit Ausstellern und Besuchern gefüllt sind.

    Bis zur InterTabac – und zur InterSupply – sind es ja noch einige Monate – wie schätzen Sie die Situation ein: Wird die Messe stattfinden können?
    Loos: Auf Basis der aktuellen Erkenntnisse gehen wir davon aus, dass die wirtschaftlichen Einschränkungen zum Spätsommer weiter gelockert werden. Das gilt sowohl für die Durchführung von Messen als auch für Reisen im In- und Ausland. Insofern gehen wir davon aus, dass InterTabac und InterSupply wie geplant durchgeführt werden können. Zurzeit werden vom Verband der Messeveranstalter intensive Gespräche mit der Bundesregierung und auch mit dem Land Nordrhein-Westfalen geführt, um zeitnah Maßnahmen zur sicheren Durchführung von Messen zu erarbeiten und abzustimmen.

    Worum geht es dabei?
    Loos: Unter anderem um die Reisemöglichkeit von Besuchern aus dem Ausland, um Messen in Deutschland besuchen zu können. Wir beobachten die Entwicklungen und Empfehlungen in allen Bereichen sehr genau. Ziel ist es, sowohl für Aussteller als auch für Besucher vor dem Sommer Planungssicherheit zu schaffen.

    Wahrscheinlich ist jede Planung für Sie und Ihr Team zurzeit ein Stochern im Nebel. Haben Sie dennoch konkrete Überlegungen, wie Sie die Messen sicherer machen können?
    Loos: Wir haben in der gesamten Unternehmensgruppe bereits zu Beginn der Pandemie diverse Maßnahmen für unsere Mitarbeiter, Aussteller und die Besucher umgesetzt. Dazu gehören etwa verstärkte Hygiene-Maßnahmen in den Besucherbereichen, das Aufstellen zahlreicher Desinfektionsspender, Aufklärungskampagnen und vieles mehr. Natürlich sind wir auch schon in der Planung für eine mögliche Durchführung unserer Messen mit Schutzmaßnahmen, wie Schutzmasken, die an unsere Besucher ausgegeben werden können. Diese und zahlreiche weitere Überlegungen begleiten uns derzeit jeden Tag, denn das gesundheitliche Wohl unserer Besucher, Aussteller und Mitarbeiter hat höchste Priorität.

    Blicken wir konkret auf die InterTabac und die InterSupply. Wie ist aktuell der Buchungsstand?
    Loos: Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation wirklich gut. Mit heutigem Stand werden wir, wie gewohnt, die Hallen 1 bis 8 sowie die Westfalenhalle mit den beiden Messen bespielen. Natürlich wird die InterTabac 2020 aufgrund der aktuellen Herausforderungen anders sein als vorangegangene Auflagen der Fachmesse. Das trifft allerdings auf alle Bereiche der Wirtschaft sowie des gesellschaftlichen und privaten Lebens zu. Deshalb kann man ja jetzt nicht alles einstellen. Es muss weitergehen und wir alle müssen Dinge wieder gemeinsam aufbauen, um die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen.

    Und dafür eignen sich diese Fachmessen?
    Loos: Auf jeden Fall. Die InterTabac bietet zusammen mit der InterSupply in allen Segmenten dazu die optimale Plattform. Wir laden herzlich ein, diese zu nutzen.

    Und wo liegt der Schwerpunkt in diesem Jahr?
    Loos: Unter anderem darin, das Angebot für den Fachhandel so attraktiv wie möglich zu gestalten. Dazu zählt auch, das im vergangenen Jahr erstmalig durchgeführte Rahmenprogramm auszubauen und mit tagesaktuellen Themen zu besetzen. Gerade in dieser schwierigen Zeit ist es wichtig, Impulse zu setzen, zu kommunizieren und Erfahrungen auszutauschen. Es ist unverzichtbar, dass die Branche gerade jetzt zusammensteht.

    Gibt es aktuelle Neuerungen?
    Loos: Insbesondere die Besucherservices werden weiter ausgebaut. Eine Auswahl verschiedener Hotels – und Kategorien – ist bereits auf der Internetseite der InterTabac verfügbar. Dort gibt es attraktive Angebote ab 90 Euro pro Person, die bequem und einfach gebucht werden können. Wir nutzen die Zeit auch, um unser Ticketsystem zu optimieren. Auch wenn die Fachbesucher-Registrierung nach wie vor bestehen bleibt, so haben wir die Prozesse deutlich verschlanken können. So wird der Erwerb eines Tickets für alle komfortabler.

    Welche Bedeutung haben InterTabac und InterSupply eigentlich für die Messe Dortmund?
    Loos: Die beiden Messen haben aufgrund ihrer langjährigen Tradition eine hohe Bedeutung für den Messestandort Dortmund. Neben der hohen Internationalität in den Ausstellerreihen sind es vor allem die zahlreichen Besucher, die das Bild der Messe prägen. Die Messen haben darüber hinaus eine große Bedeutung für die Stadt Dortmund, die fest zur weltgrößten Fachmesse für Tabakwaren und Raucherbedarf steht und damit viele Vorteile für Besucher wie Aussteller möglich macht.

    max

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    wird Angela Merkel als die Bundeskanzlerin in die Geschichte eingehen, die zum Ende ihrer Amtszeit Deutschland entschlossen durch die Krise geführt hat? Oder werden wir uns an sie als die Politikerin erinnern, die die Bundesrepublik in die größte ökonomische Schieflage ihres Bestehens gesteuert hat? Wir wissen es nicht. Einen pragmatischen Umgang mit der Frage, wie sinnvoll das Berliner Krisenmanagement sei, pflegt die Virologin Karin Mölling.

    Eine Frage des Ermessens
    Im Interview mit der NZZ sagte sie: „Die getroffenen Entscheidungen waren eine Ermessensfrage. Ich suche keine Schuldigen. Ich suche nicht nach Fehlern – ich bin der Ansicht, das war eine so schwierige Situation, in der es viele Möglichkeiten gab. Man hat sich für diese Maßnahmen entschieden, denen habe ich mich dann untergeordnet.“ Ich empfehle unbedingt die Lektüre des gesamten Gesprächs!

    Wettbewerbsverzerrungen
    Mittlerweile ist die erste Woche der Lockerungen im Einzelhandel vorüber. Besonders umstritten ist die Grenze von 800 Quadratmetern Verkaufsfläche. Boris Hedde, Geschäftsführer des IFH Köln, befürchtet Wettbewerbsverzerrungen als Folge der Ungleichbehandlung. Zudem schützten die Restriktionen nicht die kleinen Geschäfte, die stark auf jeden Umsatz angewiesen sind. Vielmehr seien die großen, Frequenz sichernden Handelsunternehmen die Basis für den Erfolg der kleineren Anbieter. Ein interessanter Gedanke.

    Gehen Sie ins Freie
    Meine Empfehlung für Samstag und Sonntag: Gehen Sie ins Freie, so oft Sie können. Amerikanische Wissenschaftler gehen nämlich davon aus, dass Sonnenlicht das Corona-Virus abtötet. Rücken wir ihm also mit natürlichem UV-Licht auf den Leib. Angenehmer Nebeneffekt: Jede Bewegung an der frischen Luft stärkt unser Immunsystem zusätzlich.

    Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende.

    Herzlich
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ