GRÄFELFING // Zigaretten sind nach wie vor eine der am häufigsten illegal gehandelten Waren der Welt. Bis zu zwölf Prozent des gesamten Zigarettenumsatzes (ohne China) entstammen dem Schwarzmarkt, schreibt [link|https://www.pmi.com/]Philip Morris International (PMI)[/link] auf seiner Homepage. Mit dem [link|https://www.pmi.com/our-business/illicit-trade-prevention]„Illicit Trade Prevention Team“[/link] (ITP) stellt sich PMI der Herausforderung. DTZ hat mit Beate Ernst und Jan Vonderbank vom ITP über ihre Arbeit gesprochen.
Frau Ernst, Herr Vonderbank, bitte erklären sie uns kurz, wofür das Illicit Trade Prevention Team steht und welche Aufgaben Sie beide dort haben.
Beate Ernst: In Deutschland und weltweit setzt sich Philip Morris International für eine effektive Bekämpfung des illegalen Tabakhandels ein. So geht unsere eigens hierzu eingerichtete Abteilung Illicit Trade Prevention bereits seit 2001 gegen Fälschungen und den Schmuggel von Tabakerzeugnissen vor. Hierbei pflegen wir einen engen Wissens- und Erfahrungsaustausch mit den staatlichen Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden, um die Einrichtungen bestmöglich in ihrer wichtigen Arbeit zu unterstützen. Auch gegenüber der Politik setzen wir uns für einen regulatorischen Rahmen ein, der Schmuggel- und Fälschungsanreize reduziert und sicherstellt, dass Zoll und Polizei mit den nötigen Ermittlungsbefugnissen und Ressourcen ausgestattet sind.
Jan Vonderbank: Konkret veranstalten wir beispielsweise Trainings mit Zöllnern, in denen wir unser produktspezifisches Fachwissen teilen, um eine noch effektivere Ermittlung zu ermöglichen. Zudem unterstützen unsere internen Forensikexperten bei laufenden Verfahren von Polizei, Zoll und Zollfahndung – etwa bei der Echtheitsprüfung beschlagnahmter Waren oder bei der Suche nach wertvollen Hinweisen auf die Herkunft illegaler Produkte. Wir erstellen bei Fälschungen Vergleichstabellen zur Identifizierung von mög‧lichen Produktgruppen, begleiten behördliche Inspektionen und fertigen Gutachten zur Verwendung in Gerichtsverfahren an.
Warum arbeitet ein Hersteller wie Philip Morris mit Zoll- und Polizeibehörden zusammen?
Vonderbank: Mit unserem Engagement zur Eindämmung des illegalen Tabakhandels möchten wir nicht nur einen wichtigen Beitrag zur inneren Sicherheit und für mehr Steuergerechtigkeit leisten und unsere Behörden beim Erhalt eines wettbewerbsfähigen legalen Markts unterstützen. Das Zurückdrängen von Schmuggelwaren und Fälschungen liegt auch in unserem eigenen unternehmerischen Interesse. Werden beispielsweise Originalprodukte dauerhaft mit mangelhaften Plagiaten in Verbindung gebracht oder verwechselt, gefährdet das unser Markenimage und beschädigt das Vertrauen unserer Kunden. Der Handel mit Produkt- und Markenfälschungen verursacht darüber hinaus massive wirtschaftliche Schäden entlang der gesamten Wertschöpfungskette, umgeht in der Produktion staatliche Sicherheitsstandards, bedroht Arbeitsplätze in der legalen Wirtschaft und verursacht Steuerschäden in Millionenhöhe – allein in 2022 waren das in Deutschland 373 Millionen Euro.
Was hat sie bisher am meisten überrascht oder beeindruckt?
Vonderbank: Beeindruckend und zugleich besorgniserregend ist das gewaltige Ausmaß des illegalen Tabakhandels und der hohe Professionalisierungsgrad mit dem die organisierte Kriminalität ihr Geschäft betreibt. Immer wieder decken Ermittlungsbehörden Lager und Fabriken hier in Deutschland auf und beschlagnahmen illegale Zigaretten in Millionenstückzahl. Dabei zeigt sich auch, wie anpassungsfähig die Kriminellen sind, um dem wachsenden Ermittlungsdruck zu entgehen. Umso dankbarer sind wir den Behörden für ihre gute Arbeit und das fortlaufende Anpassen an die aktuellen Methoden der Schmuggler und Fälscher.
Wie schätzen sie die Entwicklung des illegalen Zigarettenhandels im Allgemeinen und in Deutschland im Besonderen ein? Welche Zahlen können Sie nennen?
Ernst: 2022 stieg europaweit der Konsum illegaler Zigaretten, das heißt gefälschte sowie geschmuggelte Produkte, im Vergleich zu 2021 auf fast 36 Milliarden Stück. Dabei trug vor allem Frankreich mit einem Anteil von 47 Prozent am gesamten illegalen Zigarettenkonsum in Europa am stärksten zum Gesamtanstieg bei. Besonders die Zahl der gefälschten Zigaretten ist 2022 in Europa um circa 800 Millionen Stück auf 13,1 Milliarden angestiegen. Beim Anstieg des Konsums an gefälschten Zigaretten sind circa 220 Millionen Stück allein auf Deutschland zurückzuführen.
Vonderbank: Der illegale Handel kostete die EU-Mitgliedstaaten im Jahr 2022 rund 11,3 Milliarden Euro an Steuereinnahmen, Deutschland, wie bereits erwähnt, laut [link|https://t1p.de/r5l3f ]KMPG-Studie [/link] rund 373 Millionen Euro. Infolge der gestiegenen Nachfrage nach illegalen Zigaretten in Frankreich entschließen sich Fälscher zunehmend illegale Produktionsstätten in der Nähe des lukrativen Absatzmarkts zu errichten und so ihr Risiko der Entdeckung beim Transport zu minimieren. Deshalb sind auch in Deutschland immer mehr illegale Produktionsstätten zu finden.
Der illegale Tabakhandel und die illegale Zigarettenproduktion waren auch in diesem Jahr ein Thema. Welche Bilanz ziehen Sie für 2023?
Ernst: Für 2023 ziehen wir eine positive Bilanz. Das hohe Ausmaß des illegalen Tabakhandels und die Vielzahl illegaler Produktionsstätten stellen uns zwar weiter vor große Aufgaben beim Eindämmen der organisierten Kriminalität, wie das Aufdecken einer illegalen Fabrik im Sauerland im vergangenen Monat einmal mehr gezeigt hat. Wir sehen aber auch die vielen Erfolge der Ermittler, und auch politisch werden mit der aktuellen Reform der Geldwäschebekämpfung in Deutschland, vor allem dem Finanzkriminalitätsbekämpfungsgesetz, wichtige Weichen gestellt, um die Gewinne krimineller Netzwerke – zum Beispiel im Rahmen des Tabakschmuggels – besser abzuschöpfen. Die Herausforderungen bleiben also groß, aber der Staat und seine Ermittlungsbehörden haben 2023 gezeigt, dass sie entschlossen sind, der organisierten Kriminalität weiter Einhalt zu gebieten.
Was wünschen sie sich beide für das neue Jahr 2024?
Ernst: Für 2024 wünschen wir uns eine weiter gute und enge Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden. Wir bedanken uns herzlich bei allen Beamten für ihre erfolgreiche Arbeit und hoffen auf viele weitere Ermittlungs- und Fahndungserfolge im kommenden Jahr.
Vonderbank: Weiter freuen wir uns, auch 2024 zahlreiche Projekte zur Eindämmung des illegalen Tabakhandels umzusetzen.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
kes
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