BERLIN // Welche Erwartungen hat die Branche? Und was kommt auf den Handel im neuen Jahr zu? Mit diesen Fragen setzen sich Branchenexperten auseinander und wagen den berühmten Blick in die Glaskugel. Im zweiten Teil der DTZ-Serie kommt Michal Dobrajc vom Verband des E-Zigarettenhandels (VdeH) zu Wort.
Die E-Zigarette ist im Jahr 2019 unverschuldet in ein Sperrfeuer der Kritik geraten. Verantwortlich waren dafür maßgeblich die Vorfälle in den USA, bei denen illegale, verunreinigte und gestreckte E-Joints zu mehreren Todesfällen und zahlreichen Erkrankungen geführt haben. Obwohl es sich dabei um regional und zeitlich begrenzte Vorfälle in den USA gehandelt hat, deren Auftreten in Europa aufgrund strenger Regulierungen und Gesetze höchst unwahrscheinlich ist, hat die teils reißerische Berichterstattung die Bevölkerung massiv und nachhaltig verunsichert. Nahezu die gesamte Branche hat die Auswirkungen gespürt. Umsatzeinbrüche von 20 bis 50 Prozent sind leider keine Seltenheit geblieben.
Dennoch blickt der VdeH positiv in die Zukunft. Bereits nach den ersten Vorfällen ist der Verband den Fehlinformationen mit mehreren Maßnahmen entgegengetreten. Gemeinsam mit dem Aktionsbündnis Dampfen haben wir unter anderem eine Kampagne unter dem Motto „EZIGA-RETTEN-LEBEN“ gestartet, begleitet von Flyer-Aktionen, Infoständen und einer deutschlandweiten Plakataktion.
Das Potenzial der E-Zigarette wird inzwischen erkannt, die geringere Schädlichkeit ist wissenschaftlicher Konsens geworden. Es ist jedoch wichtig, dass diese gesundheitspolitische Chance von allen Seiten offen kommuniziert wird. Dass dies in der Vergangenheit nicht geschehen ist, zeigen die Ergebnisse unserer im Herbst 2019 beauftragten Forsa-Umfrage. Wissenschaftliche Fakten sind der breiten Bevölkerung nicht bekannt, es herrscht eine zunehmende Verunsicherung beim Thema E-Zigarette. 57 Prozent der Befragten gaben an, dass sie E-Zigaretten für genauso schädlich oder sogar noch schädlicher halten als herkömmliche Tabakzigaretten. Lediglich fünf Prozent der Raucher können sich vorstellen, die E-Zigarette auszuprobieren, und rund zwei Drittel der Raucher planen, das Rauchen fortzusetzen, obwohl die Mehrheit der Raucher Tabakprodukte für sehr gesundheitsschädlich hält.
Neben den Gesprächen mit Entscheidungsträgern und Experten gehört daher vor allem auch die Aufklärung der Bevölkerung zu den dringlichsten Punkten auf der Agenda des VdeH.
Der VdeH ist zuversichtlich, fordert aber auch gleichzeitig, dass Gesundheitsbehörden und Politik in Deutschland ihrer Pflicht zur Aufklärung der Bevölkerung deutlicher und schneller nachkommen müssen. Nur so kann die gesellschaftliche Akzeptanz gesteigert werden. Wenn dies gelingt, wird man mittel- und langfristig mit einer weiteren, erheblichen Steigerung der Umsätze rechnen können. Dass dies funktionieren kann, hat Großbritannien eindrucksvoll bewiesen. Die Raucherquote sinkt dort stetig weiter, und die E-Zigarette wird als das gesehen, was sie ist: Eine riesige Chance für die öffentliche Gesundheit.
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(DTZ 03/20)
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