Schweiz: Tabakindustrie unter Druck

EU-Verhandlungen gefährden Standortvorteile der Konzerne

BERN (DTZ/red). Beim Treffen der Schweiz und der EU in diesem Herbst geht es bei der Agrar-Verhandlungsrunde auch um Zigaretten, da unter anderem Gespräche um engere Zusammenarbeit im Gesundheitssektor anstehen.

Wie Medien berichten, beginnen hier die Sorgen der Schweizer Tabakindustrie. Falls die Schweiz die EU-Richtlinie für Tabak übernehmen muss, um im Gegenzug von den Programmen Brüssels zur Prävention und Kontrolle von Krankheiten und Seuchen zu profitieren, fällt ein Teil des bisherigen Schweizer Zigarettenexports weg.

Der Grund: Die Schadstoffgrenzen sind in der EU strenger als in der Schweiz. Seit Anfang 2007 gelten diese Obergrenzen auch für den Export. In der Schweiz hingegen müssen die Produzenten diese Vorschriften nur bei Zigaretten für den Inlandmarkt einhalten.

„Regionalpolitisch delikat“
In der Schweizer Zigarettenindustrie mit ihren rund 8.500 Beschäftigten herrscht deshalb gespannte Erwartung. Philip Morris, British American Tobacco und Japan Tobacco haben 2008 von den 61 Milliarden in Schweizer Fabriken hergestellten Zigaretten 80 Prozent ins Ausland verkauft. „Die Sache ist vor allem regionalpolitisch delikat“, sagt Heinz Hertig vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco).

Die Zigarettenfabrik von BAT in Boncourt beschäftigt 520 Menschen und ist damit zweitgrößter Arbeitgeber im Kanton – ihre Schließung wäre für die Region eine Katastrophe. In Serri?res, wo Philip Morris Zigaretten herstellt, arbeiten 800 Beschäftigte – in der Stadt und im Kanton Neuenburg ist der Tabakkonzern größter Steuerzahler. Die Sorgen der Branche werden in Bern deshalb ernst genommen. Die Schweiz sei nicht bereit, für den Tabak EU-Recht zu übernehmen, sagt Seco-Vertreter Hertig.

Als der Bundesrat 2004 schon einmal unter Druck stand, die EU-Grenzwerte für den Schweizer Tabakexport zu übernehmen, hielt er zwar stand, forderte aber die Tabakproduzenten im Gegenzug auf, in der Schweiz mehr zu investieren. Das haben sie getan und erwarten nun ein Entgegenkommen.

(DTZ 39/09)

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