Schlagwort: Zigarrenmarkt

  • „Bereits das zweite Rekordjahr“

    BASEL // Der Zigarrenhersteller Oettinger Davidoff legt seine Zahlen für 2023 vor. Konzernchef Beat Hauenstein spricht im Interview mit DTZ über Erfolg und Aussichten, über Regulierung und die Chancen des Genussmittels Zigarre.

    Herr Hauenstein, das Rückverfolgbarkeitssystem Track & Trace betrifft Oettinger Davidoff – obwohl Schweizer Unternehmen – sehr stark, da Sie ja in ganz Europa vertreten sind. Wie lief die Umsetzung?
    Beat Hauenstein: Das stimmt, der „Compliant market access“, also ein gesetzeskonformer Marktzutritt ist der Schlüssel, damit wir überhaupt verkaufen können. Dank unserer durchdeklinierten Prozesse und den entsprechenden Systemen waren wir zum Stichtag im Mai parat.

    War das teuer?
    Hauenstein: Es war ein Riesenaufwand, zwischen drei und vier Millionen Franken, die wir investiert haben. Dazu kommen jährliche Kosten, die ebenfalls im tiefstelligen Millionenbereich liegen werden. Und das mit einem Null-Mehrwert für die Kunden. Das ist einfach eine poli­tische Gängelei. Natürlich können wir die Kosten nicht auf die Kunden abwälzen, was natürlich auch ein Ziel der Regulierungen ist.

    Wird wenigstens das erklärte Ziel von Track & Trace, den Schmuggel zu bekämpfen, erreicht?
    Hauenstein: Den gibt es doch bei Zigarren gar nicht. Track & Trace hat damit zu tun, dass der Gesetzgeber nicht unterscheidet, was geraucht wird. Es gibt das Rauchen zur reinen Nikotinversorgung und den Genuss von Zigarren. Und während man bei Zigaretten die Kosten auf Milliarden-Stückzahlen umlegen kann, müssen wir Hersteller von handgemachten Zigarren die einzelnen Stücke teurer machen, um wenigstens einen Teil der Kosten wieder reinzubekommen. Da sind die Politiker weit übers Ziel hinausgeschossen.

    Es stehen weitere Herausforderungen an. Was sind die operativen Herausforderungen fürs laufende Geschäftsjahr?
    Hauenstein: Wir befinden uns in einem gesättigten Markt. Nach meiner Überzeugung ist das kein Wachstumsmarkt, aber es gibt hierzu auch andere Ansichten. Es geht darum, Anteile zu sichern und kontinuierlich auszubauen. Das ist schwieriger als früher. Damals markierte man Zielgruppen, die dann bespielt werden konnten. Heute stecken wir ein einem Verdrängungswettbewerb, und der Kunde entscheidet, was er kaufen möchte. Er wählt das Produkt, das ihm am ehesten zusagt – anhand von Qualität, Preis oder Geschmack.

    Wenn Sie sagen, es gehe aktuell vor allem um Marktanteile – sehen Sie insgesamt eine Konzentration am Markt?
    Hauenstein: Ein echtes Verschwinden habe ich bis jetzt nicht beobachtet. Aber es gibt Marken, die sich aus einzelnen Ländern zurückziehen, da sie die Komplexität der Vorschriften nicht mehr einhalten können.

    Spüren Sie das?
    Hauenstein: In den vergangenen fünf, sechs Jahren ist der Grad der Verzweiflung gestiegen. Und natürlich gab es Indikatoren, dass es nicht gut lief. Das reichte bis zum Risiko-behafteten Geschäftsmodell, dem Konsignationslager. Die Kunden bestellen, bezahlen aber erst, wenn sie die Ware tatsächlich verkaufen.


    Bei Zigaretten heißt es, die Regulierung würde Marktanteile zementieren.

    Hauenstein: Das ist so, denn der Markteintritt wird durch die Regelungen und Vorschriften immer teurer und deshalb auch schwieriger.

    Aber für Sie im Zigarrengeschäft läuft es doch recht gut …
    Hauenstein: Weil wir das richtige Angebot haben und unsere Kunden in unsere Produkte, unsere Marken und unsere Unternehmung vertrauen. Nur damit können wir in einem gesättigten Markt wachsen. Und ja: Wir konnten im Jahrt 2023 das zweite Rekordjahr in unserer 150-jährigen Unternehmensgeschichte schreiben.

    Wird es so weitergehen?
    Hauenstein: Sie hatten mich nach den Herausforderungen gefragt. Dazu zählt zum Beispiel die teils sehr hohe Inflation in gewissen Märkten. Wir sehen als Folge zum Beispiel in den USA, dass das Geschäft besonders in einer tiefpreisigeren Kategorie spielt. Dort liegen 80 bis 90 Prozent des Zigarrenvolumens inzwischen unter zehn Dollar. Zugleich ist eine Überkapazität vorhanden und es wird sehr viel Discounting betrieben. Die Geschäfte der Händler sind bis unters Dach voll mit Ware, die zuerst verkaufen werden muss, bevor die Händler etwas bestellen können.

    Die Politik sorgt da nicht gerade für Entspannung.
    Hauenstein: Nein, wir merken, dass sich die tektonischen Machtverhältnisse verschieben. Und darauf haben wir wenig bis keine Antworten. Wir haben Krieg in Europa. Wir haben Regierungen, die nicht mehr den aktuellen Volkswillen widerspiegeln. Damit will ich deutlich machen, dass politische Entwicklungen das Konsumentenverhalten mitbestimmen. Die Menschen rauchen nicht unbedingt weniger, aber sie greifen zu einer günstigeren Marke.

    Der Handel – unsere Kernleserschaft – fragt verständlicherweise immer, womit er bei Oettinger Davidoff in den kommenden Monaten rechnen kann …

    Hauenstein: Auch in diesem Jahr präsentieren wir wieder innovative Produkte. Die „Year of the Collectors“-Edition, mit der Davidoff alle zwölf „Year of“-Limited-Editions der Chinesischen Tierkreiszeichen zelebrierte, kam im Januar auf den Markt. Dann folgte die Winston Churchill in einem Petit-Panetela-Format. Und im April die Davidoff Maduro Limited Release, die in Europa sehr gut ankommt und zurzeit ziemlich stark anzieht. Im Rahmen der „Cigar History Re-Rolled“ ist am 4. Juli die Davidoff Grand Cru Limited Edition im Diademas Finas Format erschienen, deren Einlageblatt in Grand-Cru-Classé-Rotweinfässern gereift ist. Des Weiteren können sich Aficionados im Herbst und gegen Jahresende auf weitere spannende Produktneuheiten freuen. Mehr kann ich leider noch nicht verraten …

    Wie wichtig ist der Tabakwaren-Fachhandel für Sie?
    Hauenstein: Sehr wichtig. Und auch umgekehrt: Wir sind der Partner, dem der Handel vertrauen kann: Wir können kontinuierlich liefern und versprechen nicht mehr, als wir halten können. Kurz: Wir sind wirklich ein vertrauensvoller Partner und werden das auch bleiben.

    In Deutschland sind Sie sehr aktiv?
    Hauenstein: Ja, unsere Gruppengesellschaft Wolsdorff Tobacco betreibt in Deutschland 174 eigene Läden. Und wir werden auch weiter in den stationären Einzelhandel investieren. Ich glaube, dass der Fachhandel, ich überspitze ein wenig, Profiteur all der Regulatorien sein kann, wenn er es richtig macht.

    Warum?
    Hauenstein: Weil er immer der „Single Point of Contact“ für die Konsumenten sein wird, wo dieser mit kompetentem Fachpersonal sprechen und sich beraten lassen kann. Und ich habe es vorhin gesagt: Ich glaube an den Fachhandel – aber auch dort muss man sich bewegen.

    Sie haben eben kurz in einem Nebensatz schon die Liefersicherheit angesprochen. Wie sieht es da aus?

    Hauenstein: Ich will nicht immer die Pandemie bemühen, aber während Corona hat uns das Thema sehr beschäftigt. Ich sage es mal so: Dank unserer „Crop to Shop“-Philosophie, mit der wir alle Arbeitsschritte gezielt kontrollieren und steuern können, und dank unserem großen Tabaklager waren wir wirklich sehr, sehr gut mit der Versorgung unserer Kunden. Trotzdem mussten wir die Produktion infolge der zeitweisen Schließung der Fabrik durch die Regierung teilweise auf 50 Prozent reduzieren. Aber als es dann wieder möglich war, konnten wir die Produktion dank unserer motivierten Mitarbeiter schnell wieder hochfahren und kontinuierlich liefern – und zwar nicht nur in dem einen oder anderen Land, sondern global.

    Auch für das Management-Team keine einfache Aufgabe.
    Hauenstein: Das Wichtigste für eine Unternehmungsführung ist die Prognosefähigkeit, die Steuerung. Dazu gehört auch das Forecasting, in welchen Ländern wir welche Stückzahlen verkaufen können. Das ist essenziell wichtig, beginnend beim Beschaffen von Rohtabak. Die Aspekte zu antizipieren, das ist eine Schlüsselfähigkeit der Unternehmung für Versorgungssicherheit.

    Was haben Sie noch im deutschen Markt vor?
    Hauenstein: Der deutsche Markt ist mit über 1000 Verkaufsstellen sehr wichtig für uns. Ich habe ja bereits angekündigt, dass wir weiter in den Markt investieren werden. Ziel ist es, den Anteil unserer Eigenmarke auszubauen. Allerdings zeigt der Markt auch in Deutschland insgesamt rezessive Tendenzen. Deshalb müssen wir besser sein als die Mitbewerber.

    Sehen Sie im deutschen Markt eine Überalterung der Konsumenten?
    Hauenstein: Nein, ich glaube, es kommen auch immer jüngere Genussraucher nach. Das sehen wir insbesondere bei unseren Zino-Events.

    Das ist Ihre Marke für eher preisbewusste und jüngere Genießer?
    Hauenstein: Genau. Die Marke Zino bringt uns tatsächlich ein jüngeres Publikum, etwa 30-plus. Und was auch schön zu sehen ist: dass immer mehr Frauen sich auch an größere Formate herantrauen, das ist eine tolle Entwicklung.

    Genießen die jungen Konsumenten weniger Zigarren?
    Hauenstein: Ja, wir sehen einen Trend zum Genussrauchen, das heißt, man genießt die Zigarre bewusst und raucht weniger. Dazu tragen natürlich auch die Regulierungen bei … Wenn vier Freunde unterwegs sind, von denen drei nicht rauchen, im Biergarten gilt zudem ein Rauchverbot, dann raucht der vierte ebenfalls nicht. Der Druck ist wirksam, er funktioniert.

    Kommen wir zur TPD 3, die allmählich näher rückt. Wie beurteilen Sie das?
    Hauenstein: Die immer größere Regulierungswut, um es mal noch relativ diplomatisch auszudrücken, macht uns natürlich Sorgen. Aber: „Let‘s cross the bridge when we get there.“ Die TPD 3 ist aus meiner Sicht noch recht weit weg.

    Aber besser wird die Lage nicht.
    Hauenstein: Nein, das wird leider nicht besser. Handgefertigte Zigarren werden immer ein Nischenprodukt bleiben. Ich wünsche mir, dass die europäische Regulierungsbehörde den Unterschied unserer Produktkategorie versteht und handgefertigte Zigarren nicht mit anderen Tabakerzeugnissen gleichstellt. Trotzdem werden mit TPD 3, 4, 5 immer wieder neue Ideen der Politik auftauchen, da müssen wir einfach offen bleiben. Dennoch: Der Wunsch, eine gute Zigarre zu rauchen, der wird bleiben, davon bin ich überzeugt.

    Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Hauenstein. 

    max

  • Tabaksteuer legt im März zu

    WIESBADEN // Erneut sind die Einnahmen des Bundes aus der Tabaksteuer gestiegen, diesmal um 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat auf 1,0 Milliarden Euro. Insgesamt resultiert somit fürs erste Quartal dieses Jahres ein Aufkommen von gut 2,8 Milliarden Euro, das ist ein Plus von 150 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahresquartal.

    Zigarren im Minus
    Bei Zigarren kehrt – nach einem Minus von 26,4 Prozent im Januar und einem Plus von 85,6 Prozent im Februar – nun wieder eine gewisse Beruhigung ein. Dennoch schneidet das Marktsegment mit einem Zuwachs um 8,8 Prozent auf immerhin mehr als zehn Millionen Euro auf niedrigem Niveau recht gut ab. Ähnlich sieht es bei Zigaretten aus, wenn auch hier die prozentualen Abweichungen nicht so groß ausgefallen waren. Hier steht aktuell ein Plus von 3,5 Prozent auf knapp 852 Millionen Euro. Bei Feinschnitt wirkt sich offenbar die angespannte ökonomische Situation vieler Konsumenten aus. Die Steigerung zieht sich seit Januar durch und beträgt zurzeit 15,3 Prozent auf fast 145 Millionen Euro. Pfeifen- und Wasserpfeifentabak zeigen sich robust im untersten Millionen-Euro-Bereich.

    Zu Tabakerhitzern machen die Statistiker unverändert keine Aussagen. Bei den sogenannten Tabakwarensubstituten (das sind insbesondere Liquids für E-Zigaretten) lag das Plus zum Vorjahr im März bei 31,1 Prozent auf mehr als 19,1 Millionen Euro. 

    red

  • Kubas Zigarren feiern Erfolge

    HAVANNA // Der Zigarrenhersteler Habanos meldete zum Auftakt des 24. Habano-Festivals eine erfolgreiche Bilanz. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von insgesamt 721 Millionen Dollar, umgerechnet etwa 666 Millionen Euro. Das entspricht einem Plus von 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr, heißt es in einer Pressemitteilung des kubanischen Unternehmens.

    Premiumtabak für Genießer
    „Die Erfolge von Habanos im Jahr 2023 sind das Ergebnis der Anerkennung der einzigartigen Herkunft unseres Tabaks, der Stärke und des Prestiges unserer Marken und natürlich der Leidenschaft aller, die an der faszinierenden Welt von Habanos beteiligt sind“, sagte die Co-Präsidenten von Habanos, Maritza Carrillo Gonzalez und Luis Sanchez-Harguindey. Das vergangene Jahr habe im Zeichen von Innovationen und der Markteinführung von 31 neuen Produkten gestanden. „So feiern wir 30 Jahre Habanos, S. A., die allen Liebhabern von Premiumtabak in jedem Winkel der Welt unvergleichliche Momente und Erlebnisse bietet.“

    Mit 27 Marken und einer Präsenz in mehr als 130 Ländern führt Habanos seine Leistung auf „Exzellenz, Tradition und Innovation“ zurück.

    Produkte auf fünf Kontinenten
    Die Produkte sind auf fünf Kontinenten erhältlich. Im vergangenen Jahr trugen die Märkte in Spanien, Frankreich, China, Deutschland und der Schweiz am meisten zum Umsatzvolumen von Habanos bei. Nach Regionen betrachtet bleibt Europa mit 56 Prozent des Gesamtumsatzes der führende Markt für kubanische Zigarren, gefolgt von Asien (21 Prozent), Nord- und Südamerika (13 Prozent) sowie Afrika und dem Nahen Osten (10 Prozent). 2023 brachte das Unternehmen 31 neue Produkte auf den Markt, darunter Cohiba Siglo de Oro, Cohiba Ideales, Romeo y Julieta Cupidos, Hoyo de Monterrey Monterreyes No. 4 und Bolivar New Gold Medal. Während des Festivals wurden weitere Produkte vorgestellt.

    pi

  • „Wir sind eine komplexe Firma“

    BREMEN // Scandinavian Tobacco Germany ist einer der wichtigsten Player im deutschen Markt für Zigarren und Pfeifentabak. DTZ sprach mit dem Chef des Unternehmens über den Markt, die Aussichten und über die Änderungen, die er bei STG Germany vorgenommen hat und noch vornehmen will.

    Herr Pugacev, bevor wir über STG sprechen, möchten wir ein bisschen über Sie erfahren …
    Gleb Pugacev: Gern. Wie Sie an meinem Namen erkennen, bin ich gebürtiger Russe. 2003 bin ich nach Deutschland gezogen, war dann aber 14 Jahre lang mal hier und mal dort.

    Aber immer bei STG?
    Pugacev: Nein, bei STG bin ich seit acht Jahren: Damals habe ich in Kopenhagen im Marketing angefangen, wo ich zuvor zwölf Jahre tätig gewesen war. Inzwischen hatte ich sieben verschiedene Funktionen bei STG inne: Ich bin seit zweieinhalb Jahren für die Deutschland-Tochter verantwortlich. Vorher habe ich den so genannten Growth Incubator gegründet, das ist der Bereich, der sich um alle neuen Produktkategorien kümmert. Im April vergangenen Jahres habe ich zusätzlich zu Deutschland auch die Leitung der UK-Organisation übernommen.

    Sie sind also nicht nur Managing Director von Deutschland, sondern auch von Großbritannien?
    Pugacev: Genau.

    Hand aufs Herz: Rauchen Sie?
    Pugacev: Ja, ich rauche handgemachte Zigarren. Das dürften ein paar Zigarren im Monat sein, aber ich bin kein täglicher Raucher. Zigarren kann und soll jeder rauchen, wie er möchte. Bei mir geht es einfach um den Genuss.

    Sie sind seit zweieinhalb Jahren im Amt. Was hat sich in dieser Zeit im deutschen Markt für Sie verändert?
    Pugacev: STG verändert sich ständig, kein Jahr ist bei uns wie das andere. In drei Jahren wird STG ein ganz anderes Unternehmen sein.

    Das müssen Sie konkreter machen.
    Pugacev: Wir verändern uns durch Akquisitionen, wir verändern uns durch Investitionen in verschiedene Bereiche des Unternehmens, wir verändern uns durch neue Kategorien, für die wir uns entscheiden.

    Erfolgreich?
    Pugacev: Tatsächlich habe ich eine sehr erfolgreiche Zeit in Deutschland hinter mir. Ich bin sehr stolz auf diese zweieinhalb Jahre. Wir hatten mit Break, also Volumen-Tabak, großen Erfolg in der Kategorie „Make your own“. In den vergangenen drei Jahren sind wir um fast 70 Prozent gewachsen und damit jetzt die viertgrößte Marke in Deutschland. Das ist wirklich ein fantastischer Erfolg.

    Und Sie haben ja nicht nur beim Feinschnitt zugelegt.
    Pugacev: Stimmt, auch bei den handgemachten Zigarren haben wir große Fortschritte erzielt. Dieses Geschäft von STG war außerhalb der USA immer ein bisschen verwaist. Diese Kategorie existiert schon seit vielen Jahren, aber es steckte nicht genug Leidenschaft dahinter. Das hat sich geändert und wir haben tolle Fortschritte gemacht, haben mehr als 50 Prozent zugelegt.

    Jetzt haben Sie zwei Kategorien angesprochen – aber STG ist doch viel mehr als das?
    Pugacev: Ja, wir sind – immer noch – ein sehr komplexes Unternehmen. Aber wir sind dabei, das zu ändern, denn wir sind wahrscheinlich das einzige Unternehmen unserer Größe, das in so vielen Kategorien tätig ist. Das betrifft maschinell gerollte Zigarren, handgemachte Zigarren, Pfeifentabak, Make Your Own, Roll Your Own … Es ist nicht immer einfach, eine solche Komplexität zu beherrschen.

    Wie gehen Sie da vor?

    Pugacev: Wir haben einen großen Teil unseres Portfolios gestrichen, zum Beispiel fast 70 Prozent unseres Sortiments an maschinell gerollten Zigarren. Für viele Konsumenten war das vermutlich nicht einfach, und ich verstehe das. Aber wir waren einfach zu komplex für die Größe des Unternehmens. Also mussten wir uns stärker fokussieren und sind erfolgreicher geworden.

    Was bedeuten die Streichungen für den Pfeifentabak?
    Pugacev: Bei Pfeifentabak gibt es weitaus weniger, was wir einsparen wollen. Die Angebotsbreite ist enorm, allerdings ist die finanzielle Belastung für uns geringer.

    Woran liegt das?
    Pugacev: Blicken wir zehn Jahre zurück. Damals waren wir ein kleines Unternehmen mit einem Premium-Portfolio an Zigarren und einem starken Portfolio im Pfeifentabak. Dann haben wir bei den Zigarren zugekauft, etwa Agio, Mehari‘s, Panter… Wir haben Biddies gekauft, die den Petit sehr ähnlich waren. Kurz: Wir sind von 20, 30 Artikelnummern auf mehrere hundert SKUs gewachsen.

    Das ist wirklich enorm.

    Pugacev: Ja, zudem ist es sehr schwierig für Verkäufer, all diese Bandbreite an Produkten zu verkaufen und die entsprechende Regalfläche bereitzustellen. Hinzu kommen die Verpackungskosten für Zigarren, die wir reduzieren müssen, um unseren Kunden einen besseren Service bieten zu können. Bei Pfeifentabak ist das nicht so, da ist unser Portfolio viel organischer gewachsen.

    Und diese Streichungen …
    Pugacev: … betreffen vor allem maschinell gerollte Zigarren. Die Komplexität in dieser Kategorie ist einfach kostspieliger als bei Pfeifentabak.

    Wenn Sie jemandem, der neu in der Branche ist, Ihr Unternehmen kurz beschreiben sollten – wie würden Sie das tun?
    Pugacev: Ich würde sagen, dass wir ein ständiger Herausforderer sind. STG ist weltweit führend bei Zigarren und Pfeifentabak. Es gibt kein anderes Unternehmen, das in diesem Bereich so erfolgreich ist wie wir. Aber in Deutschland haben wir eine ganz andere Situation. Hier sind wir nur führend bei Pfeifentabak, was für uns, relativ gesehen, gerade ein Drittel ist.

    Immerhin.
    Pugacev: Ja, aber selbst in dieser Kategorie haben wir keine große Marke. Und bei „Make Your Own“ sind wir in Deutschland die Nummer 4, bei maschinengerollten Zigarren auch nur vierter hinter den ganz Großen. Bei handgemachten Zigarren sind mindestens zwei Unternehmen viel größer als wir.

    Sie sind also Herausforderer …
    Pugacev: Ja, und das müssen wir auch sein. Wir müssen härter arbeiten und in allem besser sein, wenn wir unsere Konkurrenz tatsächlich schlagen wollen. Und daher kommt unser ständiges Streben nach Spitzenleistungen. Wir sagen also nicht: Oh, wir sind STG – die Größten und Besten. Wir sind diejenigen, die am härtesten arbeiten müssen, um diesen Status zu erreichen und unsere Marktposition zu verbessern.

    Wenn Sie sagen, Sie müssen in den nächsten Monaten noch härter arbeiten – was haben Sie vor?
    Pugacev: Wir haben in diesem Jahr eine Reihe von ehrgeizigen Projekten vor. So haben wir hierzulande gerade einen neuen Zip-Beutel unter der Marke Break auf den Markt gebracht. Dann wird es bald große Veränderungen bei Track & Trace geben. Und wir planen eine Menge im Handel.

    Aber es geht nicht nur …
    Pugacev: … um die reine Zahl der Vorhaben, sondern darum, sie alle sehr gut zu machen. Wir definieren also die Produkte, die wir dem Verbraucher anbieten möchten. Und dann müssen wir diese Produkte mit absoluter Perfektion in den Handel bringen.

    Wie würden Sie Ihr Verhältnis zum deutschen Fachhandel beschreiben?
    Pugacev: Nun, wir lieben unsere Tabakspezialisten und die Tabakgeschäfte. Wir bringen jedes Jahr mehrere Exklusivprodukte auf den Markt und arbeiten schon deshalb sehr eng mit den Verkäufern zusammen. Wir konzentrieren uns immer noch viel mehr auf den kleinen und mittleren Fachhandel als auf größere Tabakunternehmen.

    Und das funktioniert gut?
    Pugacev: Auf jeden Fall, auch wenn wir immer bestrebt sind, besser zu werden. Wir hatten ein paar schwierige Jahre, was die Versorgung angeht. Wir sind ein globales Unternehmen und kaufen unsere Verpackungsmaterialien weltweit. Wir bedienen auch viel mehr Märkte als jedes andere Zigarrenunternehmen da draußen. Wir hatten unsere Probleme, aber die sind gelöst und wir möchten gemeinsam mit unseren Tabakpartnern die nächste Stufe der Zusammenarbeit erreichen.

    Ein anderes Thema: Regulierung. Fürchten Sie die Auswirkungen der anstehenden TPD 3?
    Pugacev: Die TPD 3 ist natürlich eine Unvorhersehbarkeit, auf die wir schauen, und ich glaube nicht, dass jeder eine klare Vorstellung davon hat, wie der Inhalt aussehen wird. Aber: Wir haben in der Vergangenheit recht erfolgreich regulatorische Änderungen durchlaufen. Wir haben eine Menge Leute, die daran arbeiten. Und wir nutzen umfangreiche Ressourcen, um sicherzustellen, dass alle Regeln eingehalten werden.

    Aber noch einmal: Sind Sie besorgt?
    Pugacev: Es ist schwierig zu sagen, was die größte Herausforderung sein wird, ohne zu wissen, was auf uns zukommt. Natürlich haben wir ein riesiges Portfolio mit mehreren Kategorien, so dass wir den neuen Regeln mehr ausgesetzt sind als andere. Gleichzeitig ist ein größeres Portfolio aber auch eine Chance, weil wir dann intern besser ausbalancieren können.

    Sie sind also entspannt?
    Pugacev: Nun, die TPD 3 ist nichts, was mir schlaflose Nächte bereitet, denn wir haben uns in der Vergangenheit sehr gut vorbereitet. Wir sind gut auf Track & Trace vorbereitet. Wir haben die TPD 2 sehr gut umgesetzt. Unser Portfolio ist etwas traditioneller als das vieler unserer Konkurrenten. Wir setzen beispielsweise nicht so sehr auf Aromen in Zigarren. Ich bin zuversichtlich, dass wir das erfolgreich durchziehen werden.

    Lassen Sie uns über Nikotin-Pouches sprechen. Haben Sie Erwartungen für den deutschen Markt?
    Pugacev: Ich denke, dass Deutschland, sobald die Beutel legalisiert sind, einer der größten Märkte in Europa sein wird. Das steht außer Frage. Die deutschen Verbraucher lieben neue Produkte. Sie lieben Innovationen. Sie lieben es, neue Dinge auszuprobieren. Ich bin mir also sicher, dass, falls und wenn es legal wird, sich eine riesige Chance öffnet.

    Sie haben mit der 2023 akquirierten XQS und Ihrem Premium-Brand Ström spannende und erfolgreiche Marken im STG-Portfolio …
    Pugacev: Richtig, auch deshalb bin ich mir sicher, dass Deutschland große Chancen bietet. Aber es wird auch eine große Herausforderung sein, weil sich alle darauf stürzen werden. Es gibt vier große Unternehmen, die sich beteiligen werden, da gibt es ja eine ganze Reihe durchaus erfolgreicher Produkte. Es wird also ein massiver Kampf werden. Anfangs wird dieser riesige Markt Platz für alle bieten, aber dann nimmt der Wettbewerb zu. Gleichzeitig wird dadurch der Druck auf die Regalflächen der traditionellen Kategorien steigen. Wir werden also viel härter arbeiten müssen, um den Regalplatz für Pfeifentabak zu erhalten.

    Und nicht nur beim Pfeifentabak.

    Pugacev: Nein, das könnte auch ein Risiko für das Zigarrenportfolio darstellen – die Geschäfte sind schließlich nicht aus Gummi. Sie werden nicht alles unterbringen können. Das ist also auch ein Grund zur Sorge.

    Aber der Einzelhandel wird sich freuen, oder?

    Pugacev: Sicher, wenn es sich auch um eine neue Kategorie handelt, die viele Erklärungen erfordert. Wir müssen den Einzelhändlern erklären, was es ist, wie man es verwendet und warum unser Produkt besser ist. Letztendlich ist das eine große Herausforderung. Aber es kommt, wie es kommt.

    Fokussieren wir einmal den deutschen Zigarrenmarkt. Wie sieht Ihr regionales Angebot aus?
    Pugacev: Sehr umfangreich. Ich denke, wir haben Zigarren für alle Raucher – von den Anfängern, den Leuten, die in die Zigarrenkategorie einsteigen, bis hin zu den erfahrenen Rauchern. Dabei konzentrieren wir uns mehr auf die traditionellen Premiumprodukte wie Balmoral und Petit, aber wir haben auch Mainstream-Marken wie Mehari‘s, Sortimente mit mehr Aromen bei Panter und so fort. Bei STG können Sie so ziemlich jedes Produkt finden.

    Wie sieht es mit Ihrer Stellung im Wettbewerb aus?
    Pugacev: Wir haben 50 SKUs für zehn Prozent Anteil auf dem deutschen Markt. Ich wünschte, wir hätten zehn SKUs für 50 Prozent. Das ist letztlich eine Folge davon, dass wir nicht nur organisch gewachsen sind. Unser Wachstum resultierte bisher meist aus Fusionen und Übernahmen, statt aus der Einführung von Produkten, die über acht bis zehn Jahre entwickelt wurden.

    Welche Zigarren verkaufen sich in Deutschland besonders gut?

    Pugacev: Bei den maschinell gerollten Zigarren haben wir im letzten Jahr gute Ergebnisse erzielt, sowohl mit Panter als auch mit Mehari‘s. Wir sehen bei beiden ein Wachstum. Sie sind preislich attraktiv und bieten Aromen, die die deutschen Verbraucher mögen. Wir haben auch eine recht gute Tendenz bei Petit gesehen, die eine der teureren Massenmarktmarken ist. Wir waren mit unserem Sortiment dort erfolgreich und sind mit der Entwicklung zufrieden.

    Und bei den Longfillern?
    Pugacev: Was die Handmade-Zigarren betrifft, so waren wir im letzten Jahr mit Cao äußerst erfolgreich. Wir hatten einige phänomenale Ergebnisse und haben unser Volumen in den vergangenen zwölf Monaten fast verdoppelt. Wir hatten eine Reihe sehr erfolgreicher Markteinführungen, sowohl von Limited Editions als auch von Produktlinienerweiterungen. Und die schmecken wirklich gut. So ist die Cao BX3 eine meiner Lieblingszigarren. Und wir haben die fantastische Session Cao, die eine großartige Zigarre ist. Natürlich ist Macanudo immer noch unsere größte Marke, die weiter zweistellig zulegt und bei der wir ein tolles Sortiment für alle Geschmacksrichtungen haben – von sehr sanften bis hin zu sehr starken, raffinierten Produkten.

    Hatten Sie eigentlich unter Lieferengpässen zu leiden?
    Pugacev: Ja, aber jetzt Gott sei Dank nicht mehr. Es waren ein paar schwierige Jahre, aber im Moment sind wir in der Lage, zu liefern. Natürlich gab es auch Herausforderungen, aber im Moment ist dies wahrscheinlich der erste Monat, in dem ich als General Manager Germany tätig bin, in dem die Versorgung wirklich reibungslos läuft.

    Sie bieten in Deutschland keine Pfeifen mehr an. Was war der Grund für den Rückzug von STG aus diesem Bereich?
    Pugacev: Stimmt, wir haben keine Pfeifen, und wir haben auch nicht vor, sie wieder einzuführen. Ich denke, dass unser Geschäftsmodell einfach nicht dazu passt. Das Geschäft mit Pfeifen ist sehr schwierig, zeit- und ressourcenintensiv. Es ist handelt sich um ein Sortiment, um das man sich kümmern muss. Man muss sich um die Lieferanten kümmern. Man muss dem Handel Unterstützung bieten. Dann gibt es Beschwerden, Reparaturen werden nötig … Ich glaube nicht, dass dieses Geschäft zu STG passt. Es war zu handwerklich für uns. Wir konzentrieren uns besser auf unser Kerngeschäft, auf das globale Geschäft mit Zigarren, Zigarillos und natürlich Rauchtabak.

    Wie sieht es in Deutschland beim Pfeifentabak aus?
    Pugacev: Lassen Sie mich ein paar Worte zu unserem Portfolio sagen. Hier sind wir wirklich führend, denn wir bedienen alle Segmente. Wir haben Danish Mixture im Segment für preisbewusste Raucher. Wir haben Danish Club im Mainstream-Bereich. Wir haben W. O. Larsen im Premiumsegment. Wir decken alle Preissegmente ab, alle Geschmacksrichtungen wie Vanille, Kirsche, Waldbeeren, Honig, Pflaume – was immer Sie wollen.

    Und nicht nur Aromen …
    Pugacev: Stimmt, auch alle Arten von Schnitten, also Mischungen, Würfelschnitte, lose Schnitte, fertig gerieben und so weiter. Es ist für jeden etwas dabei, für Anfänger, für fortgeschrittene Pfeifenraucher. Wir haben die größte Pfeifentabakproduktion Europas oder sogar der Welt mit Sitz in Assens in Dänemark. Dadurch können wir Pfeifenrauchern praktisch jeden Tabakwunsch erfüllen. Die Verbraucher brauchen keine anderen Unternehmen, denn wir haben alles.


    Was planen Sie für Ihr Portfolio in den kommenden fünf Jahren?


    Pugacev: Ich denke, wir werden uns auf Line Extensions und Limited Editions konzentrieren.

    Warum?
    Pugacev: Wir sehen keine echten Lücken in unserem Portfolio. Nirgendwo schneiden Wettbewerber besser ab, weil sie etwas bieten, das wir nicht haben. Wir müssen deshalb dafür sorgen, dass die Verbraucher ihre Produkte in den Geschäften finden. Und wir setzen auf limitierte Editionen, die etwas Besonderes sind, die vielleicht manchmal ein bisschen polarisieren, was den Geschmack angeht, und die oft viel spezieller sind als gewöhnliche Pfeifentabake.

    Was mögen die deutschen Pfeifenraucher denn am liebsten?

    Pugacev: Starke Geschmacksrichtungen. Starke Aromen, besonders Vanille. Ich glaube, es gibt keine anderen Pfeifenraucher in Europa, die stark aromatisierte Tabake so sehr lieben wie die Deutschen. Sowohl was den Geschmack als auch was die Raumnote angeht, sind die Deutschen Europameister, da bin ich mir sicher. Wir versuchen, diese Sehnsüchte mit unserem Sortiment zu befriedigen.

    Auf welche Produkte aus dem Hause STG darf der deutsche Fachhandel sich denn 2024 freuen?
    Pugacev: Wir planen für dieses Jahr einige neue Produkte, wie wir es jedes Jahr tun, und ich bin mir sicher, dass die Pfeifenraucher sie lieben werden, aber mehr möchte ich im Moment noch nicht verraten.


    Herzlichen Dank für das Gespräch.

    max/kes

  • Zigarrenverband fordert Ausnahmen

    BONN // Die Daten aus der Debra-Studie stellen einen stärkeren Tabakkonsum besonders auch bei jüngeren Rauchern dar. Und das Statistische Bundesamt hat die Versteuerungszahlen von Tabakwaren für das erste Halbjahr 2023 veröffentlicht. Die zeigen für Zigarren und Zigarillos aber einen anderen Trend.

    Der Geschäftsführer des Bundesverbands der Zigarrenindustrie (BdZ), Bodo Mehrlein, der die Interessen der mittelständisch strukturierten Hersteller und Importeure von Zigarren und Zigarillos in Deutschland vertritt, ordnet die Zahlen der Versteuerungsstatistik für den Nischenmarkt ein: „Die vorliegenden Daten des Statistischen Bundesamts für das erste. Halbjahr 2023, wie auch die Daten für das Kalenderjahr 2022 zeigen für die Genuss- und Kulturgüter Zigarren und Zigarillos einen anderen Trend als die Debra-Studie. Im Kalenderjahr 2022 betrug der Rückgang 8,9 Prozent und der Trend wurde im ersten Halbjahr 2023 mit einem Minus von 6,2 Prozent bestätigt. Wenn es einen Anstieg im Tabakwarenmarkt geben sollte, so muss der von anderen Produkten ausgelöst werden.“

    Fiskal unter Druck
    Der Zigarrenmarkt sei in den vergangenen Jahren durch verschiedene finanzpolitische Mittel wie die Einführung und Erhöhung der Mindeststeuer stark reduziert worden, was in erster Linie das niedrigpreisige Segment betroffen habe, so Mehrlein. „Trotz der negativen Entwicklungen ist die Branche sicher, dass das traditionelle Kernsegment des Markts auch in Zukunft eine stabile Entwicklung aufweisen wird. Zigarren und Zigarillos bleiben Tabakprodukte in der Nische für einen kleinen Kreis erwachsener Genießer.“

    Im Bundesverband der Zigarrenindustrie verweist man in dem Zusammenhang auf weitere offizielle Statistiken aus dem Eurobarometer der EU-Kommission über das Rauchverhalten und den zuletzt veröffentlichten Microzensus des Statistischen Bundesamts.

    Differenzierter Blick
    Alle offiziellen Untersuchungen hätten belegt, dass Zigarren und Zigarillos nur gelegentlich geraucht werden, keine Einstiegsprodukte sind und nur von Konsumenten gehobenen Alters geraucht werden. Es sei somit eindeutig belegt, dass es sich dabei um reine Genussartikel ohne Jugendschutzproblematik handele.

    Aufgrund der Datenlage fordert BdZ-Geschäftsführer Mehrlein, dass die aktuellen Ausnahmen für das Genusssegment in den anstehenden Gesprächen zur Tabakregulierung sowohl in Brüssel als auch in Deutschland erhalten bleiben. „Vor dem Hintergrund, dass sich aktuell die Berichterstatter der Ampelregierung über strengere Maßnahmen bei der Tabakregulierung austauschen, ist ein differenzierter Blick auf die einzelnen Tabakprodukte angebracht“, heißt es aus dem Zigarrenverband.

    Stärkere Rückbesinnung
    Der BdZ unterstützt eigenen Angaben zufolge sämtliche Maßnahmen, die den Jugendschutz verbessern und die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse berücksichtigen. Beide Aspekte rechtfertigen bei Zigarren und Zigarillos keinen Handlungsbedarf.

    Der Verband fordert aus dem Grund eine stärkere Rückbesinnung zum Genuss, was sich auch in der Gesetzgebung wiederfinden muss. vi

  • Auf der Suche nach den Besten

    MAINZ // Drei Länder, drei Gesprächspartner, ein Thema: Premiumzigarren.

    Der Zigarrenanbieter Villiger pflegt engen Kontakt zu seinen Partnern in Nicaragua, in den USA und der Dominikanischen Republik. Wie unterscheiden sich die Märkte, welche Formate sind besonders beliebt und wie wichtig sind Fachkräfte?

    DTZ hat dazu mit Juan I. Martinez, Leiter von Villiger de Nicaragua, und José Matias Maragoto, Inhaber von ABAM Cigars in der Dominikanischen Republik gesprochen. Wie es im größten Zigarrenmarkt der Welt, in den USA, aussieht, berichtet Rene Castaneda, President Villiger Cigars North America.

    Das ausführliche Gespräch lesen Sie in der aktuellen DTZ-Ausgabe 23. kes

  • Ganz Havanna wieder im Zeichen der Zigarre

    HAVANNA // Nach zweijähriger Pause war das XXIII. Festival del Habano in Havanna mit rund 2000 Teilnehmer aus über 110 Ländern wieder zurück. Nicht nur die Gäste feierten die kubanischen Zigarren, auch der Gastgeber [link|https://www.habanos.com/en/]der Zigarrenhersteller Habanos[/link] hatte Grund dazu.Das belegen die positiven Zahlen der Geschäftsentwicklung. Westeuropa bleibt weiter der größte Absatzmarkt.

    Die Festivalbesucher konnten während der fünftägigen Veranstaltung die Tabakplantagen im Anbaugebiet Pinar del Rio erleben, erfuhren Neues und Interessantes aus der Welt der kubanischen Zigarren, der Habanos, in Seminaren, rollten ihre eigene Zigarren oder probierten Zigarren in Kombination mit Rum und Sake, besichtigten die Manufakturen Partagás und La Corona und genossen die Longfiller auf glamourösen Abendveranstaltungen. Auf einer internationalen Ausstellung präsentierten 260 Aussteller aus 11 Ländern ihre Produkte rund um die Zigarre.

    Postive Entwicklung
    Daneben informierte der kubanische Anbieter Habanos auch über die Zahlen zur Geschäftsentwicklung. Im Jahr 2022 legte der Umsatz mit Habanos währungsbereinigt um zwei Prozent auf 545 Millionen US-Dollar zu. Stärkster Absatzmarkt bleibt Westeuropa mit 53,7 Prozent, gefolgt vom asiatisch-pazifischen Raum mit 19,3 Prozent, Nord- und Südamerika – natürlich ohne die USA – mit 15,3 Prozent sowie Afrika und dem Mittleren Osten mit 11,7 Prozent. Die fünf größten Märkte sind Spanien, Frankreich, Deutschland, China und die Schweiz.

    Das weltweite Netz von Verkaufsstellen wuchs um fast 10 Prozent im Vergleich zu 2021. Dazu zählen nun insgesamt 157 La Casas del Habano, 1264 Habanos Specialists, 2744 Habanos Point-Geschäfte und 587 Habanos Lounges und Terraces.


    Highlights des Festivals waren die Vorstellungen der neuen Produkte:

    [bul]Die Montecristo Open Slam, mit der nicht nur ein neues Format der Marke, sondern auch eine neue Gestaltung der Ringe und Verpackungen dieserLinie eingeführt wird. Das neu entwickelte Format trägt den Produktionsnamen „Idílico“ und hat ein Ringmaß von 52 bei einer Länge von 142 Millimetern.

    [bul]Bolívar New Gold Medal: ein zur Hälfte in Goldfolie eingewickeltes Format mit der Produktionsbezeichnung „Partagás 15“, einer Länge von 165 Millimetern und einem Ringmaß von 48. Es wird exklusiv für die Geschäfte der La Casas del Habano angeboten und kommt in 10er Kisten in den Handel.

    [bul]Der vollkommen neuen „Línea Maestra“ der Marke Partagás, bestehend aus den drei Figurado-Formaten „Origen“ (154 Millimetern Länge, Ringmaß 46), „Rito“ (168 Millimetern Länge, Ringmaß 52) und „Maestro“ (132 Millimetern Länge, Ringmaß 56) die als neue Superpremium-Linie der Marke künftig das Portfolio der Marke ergänzt. Die neue Serie ist die erste in der Geschichte von Habanos, S.A., die zu Hundertprozent aus Tabak aus der Anbauzone San Luis hergestellt wird. Dies soll ihr eine besondere aromatische Komplexität verleihen.

    Auszeichnungen und Habanos Challenge
    Die renommierte Auszeichnung „Hombre del Habano“ ging in der Kategorie Produktion an Yoandi Rodríguez Porra, an die Inhaberin der La Casa del Habano Buenos Aires Blanca Alsogaray in der Kategorie Handel und an den Influencer Jasim Ahmed in der Kategorie Kommunikation.

    Die Habanos World Challenge gewannen Antonios Pasparakis und Efthimios Karakristianoudis, das Team aus Griechenland. In diesem Wettbewerb geht es nicht nur um theoretisches Wissen um das große Habanos-Sortiment, die Kultivierung des Tabaks und die Fertigung von Zigarren, sondern auch um perfekten Service und die Empfehlung passender Getränke.

    Höhepunkt der Gala
    Einer der Höhepunkte der Gala zum 23. Festival, an der erstmals auch der kubanische Präsident Miguel Díaz Canel teilnahm, war die Versteigerung der exklusiven Humidore, die den sechs globalen Habanos-Marken gewidmet sind: Cohiba, Montecristo, Romeo y Julieta, Partagás, Hoyo de Monterrey und H. Upmann. Mit insgesamt 11,22 Millionen Euro erreicht die Auktion einen sensationellen neuen Rekordwert und übertraf das Ergebnis von 2020 fast um das Dreifache. Allein der Cohiba-Humidor erzielte 4,2 Millionen Euro. Wie üblich wird der Erlös der Auktion vollständig an das kubanische Gesundheitswesen gespendet.

    pi

  • Habanos behauptet seine Marktposition

    HAVANNA // Habanos S.A. erzielte im Pandemiejahr 2020 einen Gesamtumsatz in Höhe von 507 Millionen US-Dollar (422,3 Millionen Euro). Gegenüber dem Vorjahr bedeutete dies einen Rückgang von vier Prozent. Diese Zahlen gab der kubanische Zigarrenexporteur bei den „1. Habanos World Days“ bekannt, die vom 4. bis zum 6. Mai stattfanden.

    „Festival del Habano“
    Die virtuelle Veranstaltung war ein Ersatz für das ansonsten alljährlich stattfindende „Festival del Habano“, das wegen der Covid-19-Pandemie abgesagt werden musste.

    Laut Leopoldo Cintra González, Commercial Vice-President, und José María López Inchaurbe, Vice-President of Development, konnte Habanos seine weltweite Führungsposition bei Premiumzigarren außerhalb der USA behaupten. In den Vereinigten Staaten, dem größten Zigarrenmarkt der Welt, ist Habanos mit seinen Marken offiziell nicht vertreten.

    Märkte für Habanos
    Die absatzstärksten Märkte für Habanos sind China, Spanien, Frankreich, Deutschland und die Schweiz. Zum ersten Mal in der Geschichte des Unternehmens ist China zum führenden Markt in der Welt der Habanos aufgestiegen.

    Nach Regionen bleibt Europa mit einem Anteil von 60 Prozent der Habanos-Hauptmarkt, gefolgt von Asien-Pazifik (16,2 Prozent), Amerika (13,6 Prozent) sowie Afrika und der Nahe Osten mit einem Anteil von 10,4 Prozent).

    Auf den Habanos World Days wurde das „Jahr der Cohiba“ ausgerufen. Anlässlich des 55. Geburtstags der kubanischen Top-Marke werden drei neue Vitolas eingeführt. Dabei handelt es sich um die „Cohiba 55 Aniversario Edición Limitada“, die „Cohiba Ambars“ und die „Cohiba Ideales“.

    Neuvorstellungen
    Weitere Neuvorstellungen sind die „Montecristo Wide Edmundo“ und die Partagás Gran Reserva Cosecha 2015“. Darüber hinaus wird es 2021 Spezialitäten für die Las Casas del Habano sowie für Duty-free und Travel Retail geben.

    Habanos verfügt über ein exklusives Vertriebsnetz in mehr als 150 Ländern. Das Unternehmen vermarktet weltweit 27 Premiumzigarren-Marken.

    red

  • Über drei Jahrzehnte

    WALDSHUT-TIENGEN // Dieter Schmidt hat seine berufliche Laufbahn bei Villiger Söhne zum 31. Mai beendet und beginnt nun seinen Ruhestand.

    Der 82-Jährige war bis zuletzt verantwortlich für die Geschäftssparte Handelsmarken, den er von Beginn an zu großem Erfolg ausbaute, informiert das Unternehmen. Insgesamt war er über 31 Jahre bei Villiger Söhne beschäftigt. Seit 1. Juni ist Andreas Miller sein Nachfolger. Bisher war Miller als Channel Manager tätig.

    Neuanfang nach 27 Jahren
    Nach 27 Jahren Berufserfahrung in verschiedenen Funktionen innerhalb der Tabakbranche entschied Dieter Schmidt sich für einen beruflichen Wechsel und begann am 1. Oktober 1988 bei Villiger in Waldshut-Tiengen seine Tätigkeit. Von dort aus leitete er die Führung des Außen- und Innendienstes sowie der Logistik. Der erste große Erfolg als Vertriebsleiter erfolgte nach dem Fall der Mauer in den neuen Bundesländern. „Es regnet Brei, und wir kriegen keine Ware – die haben uns das aus den Händen gerissen“, sei ein heute noch viel zitierter Satz Schmidts, informiert Villiger. In seinen 16 Jahren Betriebszugehörigkeit als Vertriebsleiter mit Prokura, gelang es ihm, die Position des Unternehmens auf dem deutschen Zigarrenmarkt zu festigen und auszubauen.

    Hart, aber fair
    Ein ehemaliger Außendienstmitarbeiter charakterisierte ihn und seinen Führungsstil einmal, wie folgt: „Er ist hart, aber fair.“ Als Schmidt im Jahr 2004 in seinen Ruhestand hätte gehen können, stand er dem Unternehmen weiter für den Aufbau und die Leitung des Handelsmarkengeschäftes zur Seite. Aus zunächst einigen Monaten wurden weitere 16 erfolgreiche Jahre. Mit seinem Engagement und seiner Durchsetzungskraft hat er viel zur Entwicklung von Villiger beigetragen.

    Das Unternehmen bedankt sich „für über 31 Jahre Treue, Einsatz, Begeisterung und erfolgreiche Tätigkeit.“ In der Laudatio der Unternehmensleitung heißt es weiter: „Für eine erfüllte Zukunft im Ruhestand wünschen wir ihm alles Gute, viel Lebensfreude und weiter eine stabile Gesundheit.“

    pi

  • „Der Zigarrenmarkt ist bereits seit vielen Jahren rückläufig“

    BONN // Die kurzfristige Umsetzung der EU-Tabakproduktrichtlinie ist für mittelständische Unternehmen kaum zu stemmen gewesen. Eine echte Beeinträchtigung des Absatzes durch TPD 2 sei jedoch nicht festzustellen.

    Das machen Peter Wörmann und Bodo Mehrlein im Interview mit der DTZ deutlich. Wörmann ist Vorsitzender des Bundesverbandes der Zigarrenindustrie (BdZ) und Mehrlein der Geschäftsführer.

    DTZ: Das Statistische Bundesamt weist für das vergangene Jahr bei Zigarren und Zigarillos beim Netto-Banderolenbezug ein Plus von 3,2 Prozent auf mehr als drei Milliarden Stück aus. In dieser Menge sind die Ecozigarillos enthalten. Wie groß war der Absatz an klassischen Zigarren und Zigarillos 2016?
    Bodo Mehrlein: Bei der Beurteilung der Versteuerungsstatistik muss man gerade im Segment Zigarren und Zigarillos auf verschiedene Faktoren achten. So ist oft der Vergleich zum Vorjahr in der Aussagekraft nur sehr eingeschränkt. Insgesamt kann man eindeutig einen rückläufigen Trend bei den Versteuerungszahlen ausmachen, der durch die Definitionsänderung, aber auch durch die Einführung der Mindeststeuer erreicht wurde.
    Peter Wörmann: Nach unseren internen Statistiken und Schätzungen gehen wir bei den klassischen Zigarren und Zigarillos von einer Absatzmenge von 1,0 bis 1,1 Milliarden Stück aus.

    DTZ: Wie viel Prozent dieses Absatzes entfallen in etwa auf die Mitglieder des Bundesverbandes der Zigarrenindustrie?
    Mehrlein: Die Mitglieder des BdZ – hierbei handelt es sich meist um mittelständische Familienunternehmen – decken zirka 80 Prozent des klassischen Marktes ab.

    DTZ: Inwieweit hat sich die Umsetzung der EU-Tabakproduktrichtlinie (TPD 2) auf die Absatzentwicklung ausgewirkt?
    Wörmann: Die kurzfristige Umsetzung der Tabakproduktrichtlinie nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Absatzmärkten der EU war und ist für mittelständische Unternehmen, wozu auch das meinige zählt, kaum zu stemmen. In nur wenigen Wochen mussten Verpackungen beziehungsweise das Design umgestaltet werden. Vor diesem Hintergrund war es vollkommen natürlich, dass es bei manchen Produkten Lieferengpässe gegeben hat, die wir aber im Lauf der Zeit ausgleichen konnten. Eine echte Beeinträchtigung des Absatzes durch TPD 2 können wir nicht feststellen. Die Rückgänge des Zigarrenmarktes werden eher durch andere Faktoren beeinflusst.
    Mehrlein: Grundsätzlich hat es bei Zigarren und Zigarillos keine gravierenden Veränderungen bei den Warnhinweisen und somit bei dem äußeren Erscheinungsbild gegeben. Der Gesetzgeber hat Zigarren und Zigarillos – die Genussartikel sind, welche meist von Männern gehobenen Alters geraucht werden – von den sogenannten Schockbildern ausgenommen. Da es kein Jugendschutzproblem gibt, und wir von einem Nischenprodukt reden, besteht hier kein Handlungsbedarf. Ein Zusammenhang zwischen Absatz und TPD 2 kann somit nicht hergestellt werden. Außerdem ist der Zigarrenmarkt bereits seit vielen Jahren rückläufig.

    DTZ: Wie ist die Nachfrage nach klassischen Zigarren und Zigarillos im laufenden Jahr?
    Mehrlein: Laut der Versteuerungsstatistik von Destatis ist der Bezug von Banderolen in den ersten vier Monaten auf 878 Millionen Stück gegenüber 1157 Millionen Stück im vergleichbaren Vorjahreszeitraum zurückgegangen. Das entspricht einem Minus von 24,1 Prozent. Für den klassischen Bereich gehen unsere internen Statistiken von einem Rückgang von 1,8 Prozent aus.

    red/da

    Lesen Sie das vollständige Interview sowie die Zigarren-Dokumentation in unserer Printausgabe DTZ 26/17.