Schlagwort: Tabakregulierung

  • Peter Wörmann scheidet aus dem Vorstand des BdZ aus

    BONN // Peter Wörmann hat über Jahrzehnte die Arbeit des Bundesverbandes der Zigarrenindustrie maßgeblich beeinflusst. Mehr als 30 Jahre war er Mitglied des Vorstandes, davon 13 Jahre als Vorsitzender, und genoss das Vertrauen der Mitgliedsfirmen.

    Familienunternehmer, Hersteller und Importeur
    Als Familienunternehmer sowie Hersteller und Importeur von Zigarren und Zigarillos war Wörmann das Gesicht des Verbandes. Er symbolisiert den typischen Unternehmer der Zigarrenindustrie, geprägt durch mittelständische Familienunternehmen. Vor über zwei Jahren verkaufte er sein Unternehmen an das belgische Unternehmen VCF und wird Ende 2024 aus dem operativen Geschäft ausscheiden. Aus diesem Grund erklärte er heute in der Vorstandssitzung des BdZ in Hamburg seinen Rücktritt.

    Tabakproduktrichtlinie, Tabaksteuer, Nichtraucherschutzgesetze
    Während seiner Amtszeit fanden zahlreiche regulatorische Veränderungen statt, wie die Überarbeitung der Tabakproduktrichtlinie, Anpassungen der Tabaksteuer und die Einführung von Nichtraucherschutzgesetzen. Wörmann setzte sich gemeinsam mit dem Geschäftsführer Bodo Mehrlein stets dafür ein, dass Zigarren und Zigarillos gesondert reguliert werden, da sie als reines Genuss- und Kulturgut gelten, ohne jugendschutzrelevante Probleme.

    Der Vorstand und die Mitglieder des BdZ sind Herrn Wörmann für seine langjährige Arbeit, die den Verband entscheidend geprägt hat, äußerst dankbar. Vorläufig wird Gregor Meier-Pohlmann den Vorsitz übernehmen, bis auf der nächsten Mitgliederversammlung ein neuer geschäftsführender Vorstand gewählt wird.

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  • Rauchzeichen setzen

    BERLIN // Mit fast 100 Gästen feierte der Bundesverband der Zigarrenindustrie (BdZ) kürzlich in der Hauptstadt seinen Parlamentarischen Abend im „Borchardt“.

    Unter den Gästen waren unter anderem die Botschaftsdelegationen wichtiger Herstellerländer wie Kuba, Dominikanische Republik und Honduras und Peru angereist. In den Ländern zählt die Zigarrenherstellung zu den wesentlichen Wirtschaftsfaktoren.

    Natürlich stand der Genuss von Zigarren und Zigarillos im Vordergrund. Dennoch nutzten der Vorsitzende Peter Wörmann und der Geschäftsführer Bodo Mehrlein die Gelegenheit, um in ihren Vorträgen auf die Besonderheiten und auch die Sorgen der Branche hinzuweisen.

    „Regularien eine überproportional Belastung“
    Die mittelständische Industrie, so der BdZ, werde durch die hohe Zahl von Berichterstattungspflichten im Rahmen des Lieferkettengesetzes und der Nachhaltigkeit, aber auch durch die Konsequenzen aus der Steuerpolitik belastet. Die zunehmend strengere Regulierung für Tabakwaren sei zu beanstanden, da internationale Konzerne der Zigarettenindustrie die Vorgaben mit mehr Manpower umsetzen können, während mittelständischen Firmen der Zigarrenindustrie überproportional belastet werden.

    „Ein klassisches Beispiel ist Track & Trace für die Zigarrenbranche. Das Rückverfolgungssystem ist als ordnungspolitischer Sündenfall zu werten, da bei Zigarren und Zigarillos kein Schmuggel vorliegt. Da die Produkte, die nur gelegentlich von Erwachsenen gehobenen Alters geraucht werden, kein Einstiegsprodukt sind und keine Jugendschutzproblematik darstellen, fordert der BdZ in der Tabakregulierung eine Rückbesinnung auf den Genuss. Es gibt keine bessere Harm-Reduction als den Genuss“, hieß es auf der Veranstaltung.

    Gleichgewicht finden
    Die Argumente des Zigarrenverbands stießen bei den Gästen auf großes Verständnis. Der BdZ: „Es ist auch gesellschaftlich von Nöten, dass wir im Rahmen der Tabakregulierung wieder ein Gleichgewicht finden, das Freiräume für mündige erwachsene Zigarrenraucher zulässt. Eine weitere Gängelung der Branche und vor allem der Konsumenten kann nicht mehr akzeptiert werden.“

    Der Bundesverband der Zigarrenindustrie stellt das Sprachrohr der mittelständischen Tabakwirtschaft dar und deckt mit seinen Mitgliedfirmen über 95 Prozent des traditionellen Zigarrenmarkts ab.
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  • Konservativ und erfolgreich

    GEISENHAUSEN // Was kommt in den kommenden Monaten auf die Tabakbranche zu? Diese und viele weitere Fragen stellte DTZ Patrick Engels, Geschäftsführender Gesellschafter von [link|https://www.poeschl-tobacco.com/]Pöschl Tabak[/link] in Geisenhausen.

    Herr Engels, wie beurteilen Sie den deutschen Markt für Tabakwaren aktuell?
    Patrick Engels: Unterm Strich ist der Markt sehr stabil. Allerdings sehen wir zum Beispiel, dass der illegale Handel wieder zugenommen hat; während Covid spielte der ja aufgrund der geschlossenen Grenzen praktisch keine Rolle.

    Und ich glaube, die Abschottung während dieser Zeit hatte für die Branche noch einen Vorteil …
    Engels: Ja, was mich durchaus freut, ist, dass die Pufferfunktion zwischen Feinschnitt und nicht in Deutschland versteuerten Produkten, über die wir seit Jahrzehnten sprechen, sich gerade während Covid absolut bewahrheitet hat. Also: Viele Konsumenten, die sich früher im Ausland ihre Produkte beschafft haben, haben zwangsläufig wieder in Deutschland gekauft und dort verstärkt auf Markenprodukte zurückgegriffen. Insofern fühlen wir uns da absolut bestätigt.

    Jetzt haben Sie über Zigarette und Feinschnitt gesprochen …
    Engels: Genau. Auch der Schnupftabakmarkt ist relativ stabil. Leider hat Bernard, die älteste Manufaktur in Deutschland, aufgrund von Track & Trace geschlossen – was ich bei aller Konkurrenz sehr schade finde. Zum Thema Pfeifentabak nur so viel: Da geht es leider seit Jahren bergab, ich schätze, dass sich der Markt in den vergangenen 40 Jahren gefünftelt, wenn nicht sogar gesechstelt hat.

    Traurig.
    Engels: Ja, weil die Pfeife natürlich ein absolutes Kultur- und Genussgut ist. Aber durch die Rauchverbote, speziell in der Gastronomie, finden die Konsumenten immer weniger Zeit und Muße, eine Pfeife zu rauchen – zumal das ja etwas länger dauert. Und immer vier oder fünf Pfeifen mitzunehmen, die ein passionierter Raucher so braucht, macht die Sache nicht unbedingt leichter.

    Auch hier greift seit Mai Track & Trace?
    Engels: Sowohl beim Schnupftabak als auch beim Pfeifentabak.

    Wie ist die Umstellung bei Ihnen gelaufen?

    Engels: Ich finde, wir haben die Sache ganz gut geregelt. Die Kosten allerdings sind absolut unverhältnismäßig. Dazu kommt, dass diese Produkte de facto nicht geschmuggelt werden. Da stellt sich dann schon die Frage, ob das alles Maß und Ziel hat. Und dann stellt sich vor ein paar Monaten die zuständige Kommissarin in Brüssel hin und sagt mehr oder weniger deutlich, dass die ganze Sache eigentlich nichts bringt.

    Wie bitte?
    Engels: Ja, tatsächlich. Was ich außerdem sehr, sehr schade finde: Viele kleinere und mittlere Unternehmen haben aufgrund von Track & Trace die Segel gestrichen oder werden sie noch streichen. Auch die Produktvielfalt dürfte zurückgehen, weil das Geschäft mit Kleinstmengen oder mit speziellen Verpackungen unter Track & Trace nur selten sinnvoll ist.

    Wie setzen Sie die Vorschriften denn bei so kleinen Verpackungen wie denen für Schnupftabak um?
    Engels: Dazu muss ich sagen, dass wir mit gewissen Formaten schon unsere Sorgen hatten. Denn die vorgeschriebenen Kodierungen passen kaum auf die Dosen. In die Lösung haben unsere Mitarbeiter wirklich viel Gehirnschmalz gesteckt. Das macht mich stolz.

    Track & Trace ist ein ökonomischer Hemmschuh?
    Engels: Ja, man kann getrost sagen, dass Track & Trace staatlich regulierte Wettbewerbspolitik ist.

    Und dabei waren Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen mit Feinschnitt und Zigarette wahrscheinlich noch in einer relativ angenehmen Situation?
    Engels: Was Pfeifentabak betrifft – da sind die Formate denen von Feinschnitt recht ähnlich. Aber der Schnupftabak war wirklich Neuland. Auch hier ein toller Job unserer Belegschaft. Da mussten wir über die Maschinen reden, da mussten wir über die Formate reden, da mussten wir natürlich über den geringen Platz sprechen. Es sind ja nicht nur die Track & Trace-Codes, die wir aufbringen müssen, sondern noch andere Dinge, etwa das Sicherheitsmerkmal. Das macht die Sache wirklich schwierig. Unterm Strich ist Track & Trace für mich ein Rohrkrepierer.

    Lassen Sie uns über Nikotin-Pouches sprechen. Die sind in Deutschland nicht erlaubt …
    Engels: Ein schwierig zu beurteilender Markt. Die Gesetzeslage in Europa ist so unterschiedlich, dass ich nicht zu sagen vermag, ob es jemals zu einer einheitlichen Positivregulierung kommt.

    Wie beurteilen Sie denn die Konkurrenz durch die neuartigen Erzeugnisse?
    Engels: Ach, ich habe prinzipiell etwas gegen Verbote. Sofern diese Produkte legal sind, haben sie eine Marktberechtigung. Wie das dann ausgestaltet wird, ist eine andere Geschichte. Was mich persönlich sehr stört: Ich halte die Herangehensweise, die man derzeit auf dem Markt sieht, teilweise für widersprüchlich und inkonsequent.

    Inwiefern?
    Engels: Vor der Europawahl wurde ganz Berlin zugepflastert mit sogenannten Billboards: Deutschland hört auf zu rauchen. Dabei muss man berücksichtigen, dass das alles mit Erlösen aus dem Tabak finanziert wird. Das ist in meinen Augen inkonsequent. Meine Botschaft an gewisse Tabakunternehmen: Falls der ein oder andere seine klassischen Tabakmarken nicht behalten will, stehen wir Gewehr bei Fuß.

    Sie blicken offenbar optimistisch auf die Zukunft des Tabaks.
    Engels: Ja, der klassische Tabak wird immer bestehen bleiben. Was andere Kategorien betrifft, bleibt die Entwicklung abzuwarten. Wie gesagt: Ich bin ein großer Verfechter des Wettbewerbs.

    Auch der wird ja eingeschränkt. Wie beurteilen Sie denn den aktuellen Stand der Regulierung?
    Engels: Die aktuelle TPD ist ja genau zehn Jahre alt. Das war damals ein ziemlicher Schlag ins Kontor mit vielen Aspekten, die ich bis heute nicht nachvollziehen kann. Zum Beispiel, dass man die Aromen nicht mehr auf Pfeifentabak- und Schnupftabak-Packungen schreiben darf. Und die Warnhinweise halte ich nach wie vor für überzogen.

    Dafür mussten andere Angaben weichen.
    Engels: Genau, die Informationen über Inhalte.

    Das waren die Teer-, Nikotin- und Kohlenmonoxidwerte.
    Engels: Das Argument war, dass Konsumenten sich dadurch fehlgeleitet fühlen könnten. Ich halte das für Blödsinn. Jedenfalls haben wir uns mit der TPD2 arrangiert. Jetzt bleibt abzuwarten, was die TPD3 bringen wird, was auch davon abhängt, wie sich die neue EU-Kommission aufstellt und wer dann am Ruder sein wird.

    Einfacher wird es aber wohl nicht?
    Engels: Nein, was Brüssel betrifft, habe ich den Eindruck, dass der vielversprochene Demokratieabbau nicht stattgefunden hat. Ganz im Gegenteil. Und das gilt übrigens auch für Berlin. Nehmen Sie nur das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das ist doch Wahnsinn. Zumal gerade wir als Pöschl ein so tiefes Sorgfaltssystem haben. Mit Blick auf die Corporate Social Responsibility haben wir schon seit Jahrzehnten viele Maßnahmen umgesetzt, aus eigenem Interesse heraus. Da braucht es kein Gesetz, um ein paar schwarzen Schafen das Handwerk zu legen.

    Haben Sie ein Beispiel für Ihr nachhaltiges Handeln?
    Engels: Wir kaufen zum Beispiel unseren Rohtabak grundsätzlich nur gegen Zertifikate, dass dort keine Kinderarbeit stattfindet. Das ist für uns eine Frage des Ethos. Und ich glaube, die 122-jährige Geschichte unseres Hauses zeigt, dass wir richtig lagen und liegen.

    Tabak gibt es seit mehr als 530 Jahren in Europa. Aber der Konsum wird den Menschen zunehmend vergällt.
    Engels: Dabei gehört Tabak einfach für viele zum Leben. Natürlich sollte man niemanden damit belästigen. Aber wenn ein Erwachsener für sich die Entscheidung getroffen hat, rauchen zu wollen, dann soll er das auch bitte tun dürfen.

    Stattdessen wird man oft kritisch beäugt.
    Engels: Diese moralische Bevormundung, die teilweise vorherrscht, geht mir oft ziemlich gegen den Strich, weil sie für mein Gefühl meist unehrlich ist.

    Wie empfinden Sie denn die Situation für Ihr Unternehmen als Mittelständler?
    Engels: Das Thema Überregulierung ist nicht nur im Tabakbereich problematisch. Was wir auch sehen, ist die Energieproblematik, die auch alle Unternehmen betrifft. Und ein ganz großes Problem ist das Thema Arbeitskräftemangel. Das ist flächendeckend zu sehen, egal ob in einer Großstadt oder in einem eher ländlichen Raum, wie dem, in dem wir beherbergt sind. Und das macht es oft schwierig.

    Woran liegt das?
    Engels: Die Bildungspolitik spielt auf jeden Fall eine gewisse Rolle. Und ich bin niemand, der sagt: Früher war alles besser. Dennoch erkenne ich einen gewissen Zeitenwechsel. Das macht mir schon Sorge. Außerdem glaube ich, dass der Stellenwert des klassischen Facharbeiters bei uns in Deutschland viel zu wenig gewürdigt wird. Das ist im Ausland anders. Hier muss steuernd eingegriffen werden. Und die Schulausstattung, das hat ja auch Covid gezeigt, ist teilweise grottig.

    Moment, die Jugend studiert zu viel?
    Engels: Ich möchte nicht sagen, dass die Jugend zu viel studiert. Aber vielleicht sollte man mal sagen, dass nicht jeder Akademiker werden muss. Gerade als Facharbeiter, als Handwerker kann man oft sicher mehr Geld verdienen oder einen anderen Stellenwert im Job haben als in der – in Anführungszeichen – Akademikerblase. Jedenfalls ist der Bildungsstandort Deutschland, der früher immer hoch gelobt wurde, in den vergangenen Jahren etwas verkommen. Da gibt es Handlungsbedarf. Natürlich kostet das alles Geld, keine Frage. Aber dieses Geld ist vernünftiger investiert, als wenn wir es etwa in die Bürokratie stecken.

    Jetzt sind wir bei der Landes- und Bundespolitik. Wie sehen Sie insgesamt die Situation in Deutschland?
    Engels: Zunächst muss ich sagen, dass es ein positives Zeichen war, dass so viele Menschen zur Europawahl gegangen sind. Wie sich die Mehrheitsverhältnisse in Zukunft entwickeln werden, das ist schwer zu sagen. Feststeht, dass die Spaltung innerhalb der Gesellschaft kein gutes Licht auf Deutschland wirft.

    Mit Blick auf die anstehenden Bundestagswahlen sind schwer Prognosen möglich …
    Engels: Diese sogenannten Dreierkoalitionen oder Mehrparteienkoalitionen sind generell schwierig, insbesondere wenn die Parteien aus so komplett verschiedenen Lagern kommen, wie man es an der Ampel sehen kann. Diese gibt kein sehr gutes Bild ab.

    Offensichtlich erreicht sie mit ihrer Politik die Bürger nicht.

    Engels: Auch, weil die Persönlichkeiten fehlen. Erinnern Sie sich, wie es früher im Bundestag zugegangen ist. Das waren doch alles Leute, die eine Position hatten und diese Position auch vertreten haben. Heute herrscht dagegen ein ziemlicher Mainstream vor.

    Wenigstens zeigen sich wieder mehr junge Leute politisch engagiert. Das ist ja keine Selbstverständlichkeit.
    Engels: Und ich habe mich bei der Europawahl sehr gefreut, dass so viele junge Leute – für mich unerwartet – die Union gewählt haben. Früher war es eigentlich immer so, dass die jungen Leute tendenziell eher alternativ gestimmt haben. Deutschland ist eben nach wie vor ein konservatives Land.

    Und die SPD?
    Engels: Hat gerade bei der Europawahl eine reine Klientelpolitik gemacht für die 15 Prozent, die sie noch haben.

    Sie selbst sehen sich als konservativ?
    Engels: Ja, und als relativ altmodischer Mensch; ich hab‘ kein Whats-App, ich hab‘ kein LinkedIn, kein Instagram … Ich hab‘ halt mein Handy, das ist mein Telefon, mein E-Mail-Account, mein Wecker und damit hat‘s sich. Ich trauere immer noch meinem Blackberry hinterher.

    Da sind Sie nicht allein. In welchen anderen Politikfeldern sehen Sie akuten Handlungsbedarf?
    Engels: Wir schreiben das Jahr 2024, wir haben all die Gräueltaten, all die Auseinandersetzungen des 20. Jahrhunderts hinter uns – aber die Menschheit wird einfach nicht vernünftiger. Das verstehe ich nicht. Deshalb muss die Außenpolitik besser werden. Und mit Blick auf die Wirtschaftspolitik brauchen wir einen Bürokratieabbau und definitiv keine neuen Steuern. Wir sollten wieder mehr auf die Kräfte des Marktes vertrauen und weniger auf Regulierung. Diese Kräfte des Marktes und gegenseitige Wertschätzung sollten das Maß der Dinge sein.

    Eingriffe des Staats ins wirtschaftliche Handeln waren in der Regel nicht besonders erfolgreich …
    Engels: Absolut. Und das führt mich jetzt zurück zu den Themen Wettbewerb und Mittelstand. Unser Unternehmen ist natürlich nicht börsennotiert. Das heißt, wir haben nur eine einzige Möglichkeit, Umsatz zu machen und Geld zu verdienen, auch um etwa die Löhne zu bezahlen – das ist unser originäres Geschäft. Wir sind vielleicht nicht das top-innovative Unternehmen, wie es andere in anderen Wirtschaftsbranchen sind. Aber wir nehmen uns die Zeit und wägen ab, ob wir ein Vorhaben oder eine Idee wirklich umsetzen oder nicht. Denn wenn wir etwas machen, dann soll es auch Erfolg haben. Deswegen muss man Dinge bis zum Ende denken. Am Ende des Tages haben wir als Mittelständler die Verantwortung für unsere Mitarbeiter. Wenn wir die Kiste gegen die Wand fahren, dann ist davon ein Haufen andere Leute betroffen.

    Wie viele sind das bei Ihnen?
    Engels: Wir haben mittlerweile weltweit rund 950 Mitarbeiter, vor allem in Europa. Wenn Sie da im Schnitt noch einen Partner haben oder Kinder mit draufrechnen, kann man sich sehr leicht ausrechnen, wie viele Leute betroffen wären.

    Die Bedeutung der KMU in Deutschland wird auf vielen Ebenen unterschätzt.
    Engels: Absolut richtig. Übrigens: Sie haben KMU angesprochen. Ich finde diese Größenklassen unpassend. Ich bevorzuge den Ausdruck Mittelstand, denn Mittelstand ist für mich keine Frage der Größenordnung, sondern das ist eine Frage der Geisteshaltung, der Denkhaltung. Darauf hat Deutschland immer gefußt, und ich glaube, darauf sollten wir wieder mehr achten, speziell in der Politik.

    Was sind Ihre wichtigsten Anliegen, Ihre Botschaften als Unternehmer?

    Engels: Wir müssen die Inkonsequenz beenden. Wer propagiert, er wolle keinen Tabak mehr, sollte es dann auch bleiben lassen.

    Okay. Und?
    Engels: Steuererhöhungen, in welcher Art und Weise auch immer, seien es Tabak oder andere Dinge, sollten tunlichst unterlassen werden. Sie tun weder der Wirtschaft noch der Gesellschaft gut. Und Steuererhöhungen aus ideologischen Gründen …

    … etwa, um Rauchverbote durch die Hintertür umzusetzen …
    Engels: … sind umso schlimmer. Das beste Beispiel sind Frankreich, Belgien und die Niederlande. Dort zeigt sich, dass der Staat wirklich ganze Bereiche kaputt machen kann, ohne dass er seine vorgeblichen Ziele erreicht.

    Und Ihr Unternehmen betreffend?
    Engels: Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es das Haus Pöschl auch in der fünften Generation noch geben wird. Und gleichzeitig freut es mich, und das will ich an dieser Stelle auch so sagen, dass wir eine so treue Händler- und Konsumentenschaft haben, die unsere Produkte gerne mag. Und das macht mich stolz.

    Ein wunderbares Schlusswort. Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Engels. 

    max

  • BdZ-Vorstand bestätigt

    BONN // Der [link|http://www.zigarren-verband.de ]Bundesverband der Zigarrenindustrie (BdZ)[/link] hat Mitte Juni seine jährliche Verbandstagung in Bonn abgehalten. Im Fokus standen die Vorstellung der Verbandsarbeit des vergangenen Jahres sowie Informationen zu bevorstehenden Regulierungen im Tabakmarkt. Zudem wurde ein neuer, erweiterter Vorstand gewählt.

    Verbandsarbeit des letzten Jahres
    Geschäftsführer Bodo Mehrlein stellte die Verbandsarbeit des letzten Jahres vor und informierte über bevorstehende Regulierungen im Tabakmarkt in Deutschland, der EU und einzelnen Ländern. Sebastian Frevel von vBeust&Coll referierte über die politische Situation in Berlin, Europaabgeordneter Axel Voss sprach über die Arbeit des Europaparlaments nach der Wahl, und Bernd Esser vom DTV berichtete über die aktuellen Entwicklungen im Großhandel.

    Erweiterter Vorstand gewählt
    Ein neuer, erweiterter Vorstand des BdZ wurde gewählt. Die bisherigen Vorsitzenden, Peter Wörmann (VCF) und Gregor Meier-Pohlmann (Dannemann), wurden bestätigt.
    Dem erweiterten Vorstand gehören neben den Vorsitzenden Clemens Gütermann (Villiger), Thomas Strickrock (Arnold André), Stefanie Birtel (Davidoff), Martin Schuster (August Schuster) und Gleb Pugacev (STG) an.

    Die Vergrößerung des Vorstands soll der gestiegenen Mitgliederzahl und den zukünftigen Herausforderungen der Branche gerecht werden. Der BdZ wird sich weiterhin als das zentrale Sprachrohr der Zigarrenbranche präsentieren und betonen, dass er mittelständische und familiengeführte Unternehmen der Tabakwirtschaft repräsentiert, die Zigarren und Zigarillos als einzigartiges Genuss- und Kulturgut anbieten.

    Der Abend klang stilvoll mit einem gemeinsamen Zigarrenrauch am Rheinufer aus.

    red

  • „Wir sind eine komplexe Firma“

    BREMEN // Scandinavian Tobacco Germany ist einer der wichtigsten Player im deutschen Markt für Zigarren und Pfeifentabak. DTZ sprach mit dem Chef des Unternehmens über den Markt, die Aussichten und über die Änderungen, die er bei STG Germany vorgenommen hat und noch vornehmen will.

    Herr Pugacev, bevor wir über STG sprechen, möchten wir ein bisschen über Sie erfahren …
    Gleb Pugacev: Gern. Wie Sie an meinem Namen erkennen, bin ich gebürtiger Russe. 2003 bin ich nach Deutschland gezogen, war dann aber 14 Jahre lang mal hier und mal dort.

    Aber immer bei STG?
    Pugacev: Nein, bei STG bin ich seit acht Jahren: Damals habe ich in Kopenhagen im Marketing angefangen, wo ich zuvor zwölf Jahre tätig gewesen war. Inzwischen hatte ich sieben verschiedene Funktionen bei STG inne: Ich bin seit zweieinhalb Jahren für die Deutschland-Tochter verantwortlich. Vorher habe ich den so genannten Growth Incubator gegründet, das ist der Bereich, der sich um alle neuen Produktkategorien kümmert. Im April vergangenen Jahres habe ich zusätzlich zu Deutschland auch die Leitung der UK-Organisation übernommen.

    Sie sind also nicht nur Managing Director von Deutschland, sondern auch von Großbritannien?
    Pugacev: Genau.

    Hand aufs Herz: Rauchen Sie?
    Pugacev: Ja, ich rauche handgemachte Zigarren. Das dürften ein paar Zigarren im Monat sein, aber ich bin kein täglicher Raucher. Zigarren kann und soll jeder rauchen, wie er möchte. Bei mir geht es einfach um den Genuss.

    Sie sind seit zweieinhalb Jahren im Amt. Was hat sich in dieser Zeit im deutschen Markt für Sie verändert?
    Pugacev: STG verändert sich ständig, kein Jahr ist bei uns wie das andere. In drei Jahren wird STG ein ganz anderes Unternehmen sein.

    Das müssen Sie konkreter machen.
    Pugacev: Wir verändern uns durch Akquisitionen, wir verändern uns durch Investitionen in verschiedene Bereiche des Unternehmens, wir verändern uns durch neue Kategorien, für die wir uns entscheiden.

    Erfolgreich?
    Pugacev: Tatsächlich habe ich eine sehr erfolgreiche Zeit in Deutschland hinter mir. Ich bin sehr stolz auf diese zweieinhalb Jahre. Wir hatten mit Break, also Volumen-Tabak, großen Erfolg in der Kategorie „Make your own“. In den vergangenen drei Jahren sind wir um fast 70 Prozent gewachsen und damit jetzt die viertgrößte Marke in Deutschland. Das ist wirklich ein fantastischer Erfolg.

    Und Sie haben ja nicht nur beim Feinschnitt zugelegt.
    Pugacev: Stimmt, auch bei den handgemachten Zigarren haben wir große Fortschritte erzielt. Dieses Geschäft von STG war außerhalb der USA immer ein bisschen verwaist. Diese Kategorie existiert schon seit vielen Jahren, aber es steckte nicht genug Leidenschaft dahinter. Das hat sich geändert und wir haben tolle Fortschritte gemacht, haben mehr als 50 Prozent zugelegt.

    Jetzt haben Sie zwei Kategorien angesprochen – aber STG ist doch viel mehr als das?
    Pugacev: Ja, wir sind – immer noch – ein sehr komplexes Unternehmen. Aber wir sind dabei, das zu ändern, denn wir sind wahrscheinlich das einzige Unternehmen unserer Größe, das in so vielen Kategorien tätig ist. Das betrifft maschinell gerollte Zigarren, handgemachte Zigarren, Pfeifentabak, Make Your Own, Roll Your Own … Es ist nicht immer einfach, eine solche Komplexität zu beherrschen.

    Wie gehen Sie da vor?

    Pugacev: Wir haben einen großen Teil unseres Portfolios gestrichen, zum Beispiel fast 70 Prozent unseres Sortiments an maschinell gerollten Zigarren. Für viele Konsumenten war das vermutlich nicht einfach, und ich verstehe das. Aber wir waren einfach zu komplex für die Größe des Unternehmens. Also mussten wir uns stärker fokussieren und sind erfolgreicher geworden.

    Was bedeuten die Streichungen für den Pfeifentabak?
    Pugacev: Bei Pfeifentabak gibt es weitaus weniger, was wir einsparen wollen. Die Angebotsbreite ist enorm, allerdings ist die finanzielle Belastung für uns geringer.

    Woran liegt das?
    Pugacev: Blicken wir zehn Jahre zurück. Damals waren wir ein kleines Unternehmen mit einem Premium-Portfolio an Zigarren und einem starken Portfolio im Pfeifentabak. Dann haben wir bei den Zigarren zugekauft, etwa Agio, Mehari‘s, Panter… Wir haben Biddies gekauft, die den Petit sehr ähnlich waren. Kurz: Wir sind von 20, 30 Artikelnummern auf mehrere hundert SKUs gewachsen.

    Das ist wirklich enorm.

    Pugacev: Ja, zudem ist es sehr schwierig für Verkäufer, all diese Bandbreite an Produkten zu verkaufen und die entsprechende Regalfläche bereitzustellen. Hinzu kommen die Verpackungskosten für Zigarren, die wir reduzieren müssen, um unseren Kunden einen besseren Service bieten zu können. Bei Pfeifentabak ist das nicht so, da ist unser Portfolio viel organischer gewachsen.

    Und diese Streichungen …
    Pugacev: … betreffen vor allem maschinell gerollte Zigarren. Die Komplexität in dieser Kategorie ist einfach kostspieliger als bei Pfeifentabak.

    Wenn Sie jemandem, der neu in der Branche ist, Ihr Unternehmen kurz beschreiben sollten – wie würden Sie das tun?
    Pugacev: Ich würde sagen, dass wir ein ständiger Herausforderer sind. STG ist weltweit führend bei Zigarren und Pfeifentabak. Es gibt kein anderes Unternehmen, das in diesem Bereich so erfolgreich ist wie wir. Aber in Deutschland haben wir eine ganz andere Situation. Hier sind wir nur führend bei Pfeifentabak, was für uns, relativ gesehen, gerade ein Drittel ist.

    Immerhin.
    Pugacev: Ja, aber selbst in dieser Kategorie haben wir keine große Marke. Und bei „Make Your Own“ sind wir in Deutschland die Nummer 4, bei maschinengerollten Zigarren auch nur vierter hinter den ganz Großen. Bei handgemachten Zigarren sind mindestens zwei Unternehmen viel größer als wir.

    Sie sind also Herausforderer …
    Pugacev: Ja, und das müssen wir auch sein. Wir müssen härter arbeiten und in allem besser sein, wenn wir unsere Konkurrenz tatsächlich schlagen wollen. Und daher kommt unser ständiges Streben nach Spitzenleistungen. Wir sagen also nicht: Oh, wir sind STG – die Größten und Besten. Wir sind diejenigen, die am härtesten arbeiten müssen, um diesen Status zu erreichen und unsere Marktposition zu verbessern.

    Wenn Sie sagen, Sie müssen in den nächsten Monaten noch härter arbeiten – was haben Sie vor?
    Pugacev: Wir haben in diesem Jahr eine Reihe von ehrgeizigen Projekten vor. So haben wir hierzulande gerade einen neuen Zip-Beutel unter der Marke Break auf den Markt gebracht. Dann wird es bald große Veränderungen bei Track & Trace geben. Und wir planen eine Menge im Handel.

    Aber es geht nicht nur …
    Pugacev: … um die reine Zahl der Vorhaben, sondern darum, sie alle sehr gut zu machen. Wir definieren also die Produkte, die wir dem Verbraucher anbieten möchten. Und dann müssen wir diese Produkte mit absoluter Perfektion in den Handel bringen.

    Wie würden Sie Ihr Verhältnis zum deutschen Fachhandel beschreiben?
    Pugacev: Nun, wir lieben unsere Tabakspezialisten und die Tabakgeschäfte. Wir bringen jedes Jahr mehrere Exklusivprodukte auf den Markt und arbeiten schon deshalb sehr eng mit den Verkäufern zusammen. Wir konzentrieren uns immer noch viel mehr auf den kleinen und mittleren Fachhandel als auf größere Tabakunternehmen.

    Und das funktioniert gut?
    Pugacev: Auf jeden Fall, auch wenn wir immer bestrebt sind, besser zu werden. Wir hatten ein paar schwierige Jahre, was die Versorgung angeht. Wir sind ein globales Unternehmen und kaufen unsere Verpackungsmaterialien weltweit. Wir bedienen auch viel mehr Märkte als jedes andere Zigarrenunternehmen da draußen. Wir hatten unsere Probleme, aber die sind gelöst und wir möchten gemeinsam mit unseren Tabakpartnern die nächste Stufe der Zusammenarbeit erreichen.

    Ein anderes Thema: Regulierung. Fürchten Sie die Auswirkungen der anstehenden TPD 3?
    Pugacev: Die TPD 3 ist natürlich eine Unvorhersehbarkeit, auf die wir schauen, und ich glaube nicht, dass jeder eine klare Vorstellung davon hat, wie der Inhalt aussehen wird. Aber: Wir haben in der Vergangenheit recht erfolgreich regulatorische Änderungen durchlaufen. Wir haben eine Menge Leute, die daran arbeiten. Und wir nutzen umfangreiche Ressourcen, um sicherzustellen, dass alle Regeln eingehalten werden.

    Aber noch einmal: Sind Sie besorgt?
    Pugacev: Es ist schwierig zu sagen, was die größte Herausforderung sein wird, ohne zu wissen, was auf uns zukommt. Natürlich haben wir ein riesiges Portfolio mit mehreren Kategorien, so dass wir den neuen Regeln mehr ausgesetzt sind als andere. Gleichzeitig ist ein größeres Portfolio aber auch eine Chance, weil wir dann intern besser ausbalancieren können.

    Sie sind also entspannt?
    Pugacev: Nun, die TPD 3 ist nichts, was mir schlaflose Nächte bereitet, denn wir haben uns in der Vergangenheit sehr gut vorbereitet. Wir sind gut auf Track & Trace vorbereitet. Wir haben die TPD 2 sehr gut umgesetzt. Unser Portfolio ist etwas traditioneller als das vieler unserer Konkurrenten. Wir setzen beispielsweise nicht so sehr auf Aromen in Zigarren. Ich bin zuversichtlich, dass wir das erfolgreich durchziehen werden.

    Lassen Sie uns über Nikotin-Pouches sprechen. Haben Sie Erwartungen für den deutschen Markt?
    Pugacev: Ich denke, dass Deutschland, sobald die Beutel legalisiert sind, einer der größten Märkte in Europa sein wird. Das steht außer Frage. Die deutschen Verbraucher lieben neue Produkte. Sie lieben Innovationen. Sie lieben es, neue Dinge auszuprobieren. Ich bin mir also sicher, dass, falls und wenn es legal wird, sich eine riesige Chance öffnet.

    Sie haben mit der 2023 akquirierten XQS und Ihrem Premium-Brand Ström spannende und erfolgreiche Marken im STG-Portfolio …
    Pugacev: Richtig, auch deshalb bin ich mir sicher, dass Deutschland große Chancen bietet. Aber es wird auch eine große Herausforderung sein, weil sich alle darauf stürzen werden. Es gibt vier große Unternehmen, die sich beteiligen werden, da gibt es ja eine ganze Reihe durchaus erfolgreicher Produkte. Es wird also ein massiver Kampf werden. Anfangs wird dieser riesige Markt Platz für alle bieten, aber dann nimmt der Wettbewerb zu. Gleichzeitig wird dadurch der Druck auf die Regalflächen der traditionellen Kategorien steigen. Wir werden also viel härter arbeiten müssen, um den Regalplatz für Pfeifentabak zu erhalten.

    Und nicht nur beim Pfeifentabak.

    Pugacev: Nein, das könnte auch ein Risiko für das Zigarrenportfolio darstellen – die Geschäfte sind schließlich nicht aus Gummi. Sie werden nicht alles unterbringen können. Das ist also auch ein Grund zur Sorge.

    Aber der Einzelhandel wird sich freuen, oder?

    Pugacev: Sicher, wenn es sich auch um eine neue Kategorie handelt, die viele Erklärungen erfordert. Wir müssen den Einzelhändlern erklären, was es ist, wie man es verwendet und warum unser Produkt besser ist. Letztendlich ist das eine große Herausforderung. Aber es kommt, wie es kommt.

    Fokussieren wir einmal den deutschen Zigarrenmarkt. Wie sieht Ihr regionales Angebot aus?
    Pugacev: Sehr umfangreich. Ich denke, wir haben Zigarren für alle Raucher – von den Anfängern, den Leuten, die in die Zigarrenkategorie einsteigen, bis hin zu den erfahrenen Rauchern. Dabei konzentrieren wir uns mehr auf die traditionellen Premiumprodukte wie Balmoral und Petit, aber wir haben auch Mainstream-Marken wie Mehari‘s, Sortimente mit mehr Aromen bei Panter und so fort. Bei STG können Sie so ziemlich jedes Produkt finden.

    Wie sieht es mit Ihrer Stellung im Wettbewerb aus?
    Pugacev: Wir haben 50 SKUs für zehn Prozent Anteil auf dem deutschen Markt. Ich wünschte, wir hätten zehn SKUs für 50 Prozent. Das ist letztlich eine Folge davon, dass wir nicht nur organisch gewachsen sind. Unser Wachstum resultierte bisher meist aus Fusionen und Übernahmen, statt aus der Einführung von Produkten, die über acht bis zehn Jahre entwickelt wurden.

    Welche Zigarren verkaufen sich in Deutschland besonders gut?

    Pugacev: Bei den maschinell gerollten Zigarren haben wir im letzten Jahr gute Ergebnisse erzielt, sowohl mit Panter als auch mit Mehari‘s. Wir sehen bei beiden ein Wachstum. Sie sind preislich attraktiv und bieten Aromen, die die deutschen Verbraucher mögen. Wir haben auch eine recht gute Tendenz bei Petit gesehen, die eine der teureren Massenmarktmarken ist. Wir waren mit unserem Sortiment dort erfolgreich und sind mit der Entwicklung zufrieden.

    Und bei den Longfillern?
    Pugacev: Was die Handmade-Zigarren betrifft, so waren wir im letzten Jahr mit Cao äußerst erfolgreich. Wir hatten einige phänomenale Ergebnisse und haben unser Volumen in den vergangenen zwölf Monaten fast verdoppelt. Wir hatten eine Reihe sehr erfolgreicher Markteinführungen, sowohl von Limited Editions als auch von Produktlinienerweiterungen. Und die schmecken wirklich gut. So ist die Cao BX3 eine meiner Lieblingszigarren. Und wir haben die fantastische Session Cao, die eine großartige Zigarre ist. Natürlich ist Macanudo immer noch unsere größte Marke, die weiter zweistellig zulegt und bei der wir ein tolles Sortiment für alle Geschmacksrichtungen haben – von sehr sanften bis hin zu sehr starken, raffinierten Produkten.

    Hatten Sie eigentlich unter Lieferengpässen zu leiden?
    Pugacev: Ja, aber jetzt Gott sei Dank nicht mehr. Es waren ein paar schwierige Jahre, aber im Moment sind wir in der Lage, zu liefern. Natürlich gab es auch Herausforderungen, aber im Moment ist dies wahrscheinlich der erste Monat, in dem ich als General Manager Germany tätig bin, in dem die Versorgung wirklich reibungslos läuft.

    Sie bieten in Deutschland keine Pfeifen mehr an. Was war der Grund für den Rückzug von STG aus diesem Bereich?
    Pugacev: Stimmt, wir haben keine Pfeifen, und wir haben auch nicht vor, sie wieder einzuführen. Ich denke, dass unser Geschäftsmodell einfach nicht dazu passt. Das Geschäft mit Pfeifen ist sehr schwierig, zeit- und ressourcenintensiv. Es ist handelt sich um ein Sortiment, um das man sich kümmern muss. Man muss sich um die Lieferanten kümmern. Man muss dem Handel Unterstützung bieten. Dann gibt es Beschwerden, Reparaturen werden nötig … Ich glaube nicht, dass dieses Geschäft zu STG passt. Es war zu handwerklich für uns. Wir konzentrieren uns besser auf unser Kerngeschäft, auf das globale Geschäft mit Zigarren, Zigarillos und natürlich Rauchtabak.

    Wie sieht es in Deutschland beim Pfeifentabak aus?
    Pugacev: Lassen Sie mich ein paar Worte zu unserem Portfolio sagen. Hier sind wir wirklich führend, denn wir bedienen alle Segmente. Wir haben Danish Mixture im Segment für preisbewusste Raucher. Wir haben Danish Club im Mainstream-Bereich. Wir haben W. O. Larsen im Premiumsegment. Wir decken alle Preissegmente ab, alle Geschmacksrichtungen wie Vanille, Kirsche, Waldbeeren, Honig, Pflaume – was immer Sie wollen.

    Und nicht nur Aromen …
    Pugacev: Stimmt, auch alle Arten von Schnitten, also Mischungen, Würfelschnitte, lose Schnitte, fertig gerieben und so weiter. Es ist für jeden etwas dabei, für Anfänger, für fortgeschrittene Pfeifenraucher. Wir haben die größte Pfeifentabakproduktion Europas oder sogar der Welt mit Sitz in Assens in Dänemark. Dadurch können wir Pfeifenrauchern praktisch jeden Tabakwunsch erfüllen. Die Verbraucher brauchen keine anderen Unternehmen, denn wir haben alles.


    Was planen Sie für Ihr Portfolio in den kommenden fünf Jahren?


    Pugacev: Ich denke, wir werden uns auf Line Extensions und Limited Editions konzentrieren.

    Warum?
    Pugacev: Wir sehen keine echten Lücken in unserem Portfolio. Nirgendwo schneiden Wettbewerber besser ab, weil sie etwas bieten, das wir nicht haben. Wir müssen deshalb dafür sorgen, dass die Verbraucher ihre Produkte in den Geschäften finden. Und wir setzen auf limitierte Editionen, die etwas Besonderes sind, die vielleicht manchmal ein bisschen polarisieren, was den Geschmack angeht, und die oft viel spezieller sind als gewöhnliche Pfeifentabake.

    Was mögen die deutschen Pfeifenraucher denn am liebsten?

    Pugacev: Starke Geschmacksrichtungen. Starke Aromen, besonders Vanille. Ich glaube, es gibt keine anderen Pfeifenraucher in Europa, die stark aromatisierte Tabake so sehr lieben wie die Deutschen. Sowohl was den Geschmack als auch was die Raumnote angeht, sind die Deutschen Europameister, da bin ich mir sicher. Wir versuchen, diese Sehnsüchte mit unserem Sortiment zu befriedigen.

    Auf welche Produkte aus dem Hause STG darf der deutsche Fachhandel sich denn 2024 freuen?
    Pugacev: Wir planen für dieses Jahr einige neue Produkte, wie wir es jedes Jahr tun, und ich bin mir sicher, dass die Pfeifenraucher sie lieben werden, aber mehr möchte ich im Moment noch nicht verraten.


    Herzlichen Dank für das Gespräch.

    max/kes

  • „Positiv in die Zukunft schauen“

    MAINZ // Auch zu diesem Jahreswechsel hat DTZ wichtige Verbände der Tabak- und Nikotinwirtschaft dazu befragt, wie sie das neue Jahr einschätzen. Die Gastbeiträge druckt die Redaktion in diesen Wochen. Aktuell äußert sich Michael von Foerster, Hauptgeschäftsführer beim [link|https://www.verband-rauchtabak.de/]Verband der deutschen Rauchtabakindustrie (VdR)[/link].

    Entwicklung zu hochwertigen Genusstabaken
    „Klassische Tabakprodukte sind und bleiben ein attraktives Genussmittel für erwachsene Konsumenten. Die Marktzahlen des Jahres 2023 schreiben die Entwicklung fort, welche sich seit Jahren abzeichnet. Ein stetiger leichter Rückgang der Konsumzahlen bei konstanten bis leicht steigende Steuereinnahmen. Dieser Trend bestätigt aus Sicht des VdR die erwünschte Entwicklung hin zu hochwertigen Genusstabaken. Es ist als durchweg positiv zu bewerten, dass im Laufe der aktuellen Legislaturperiode des Bundestages keine wesentlichen tabakspezifischen Regulierungen vorgenommen wurden. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Ideologie sich über lebensbejahende Realität hinwegsetzt.

    Linke Identitätspolitik betreibt Tabakregulierung inquisitorisch. Es gilt, gegenüber einer legalen Industrie maximalen Schaden anzurichten. Das linke Spektrum ist weder an einer abgestimmten generellen Tabakpolitik interessiert, die auch den Konsumenten mit im Blick hat, noch wird eine Differenzierung zwischen Mittelstand einerseits und Konzernen anderseits innerhalb der Regulierung vorgenommen. Zu stark ist die Versuchung, durch ideologische Tabakpolitik maximalen Schaden anzurichten. Dieser gewünschte Schaden trifft in der Regel den Tabakmittelstand besonders hart. Zudem konterkariert er die eigentlichen politischen Ziele der Tabakregulierung regelmäßig.

    Überzogene Tabakpolitik in den Niederlanden und Frankreich
    Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die fiskalpolitischen und auch die gesundheitspolitischen Ziele besonders gut zu erreichen sind, wenn die Politik sich mit übermäßigen Regulierungen zurückhält. Dies gilt sowohl auf nationaler Ebene als auch für Europa. Besonders eindrucksvoll zeigen sich die Unterschiede, wenn man zuletzt die völlig überzogene Tabakpolitik etwa in den Niederlanden oder in Frankreich ansieht. Ausweichbewegungen zu ausländischen oder illegalen Produkten sind (immer) das Ergebnis. Damit ist dann keinem der politischen Ziele geholfen.

    Mit einem soliden Tabaksteuergesetz, welches bis 2027 sowohl der Industrie als auch dem Staat sehr gute Planungssicherheit gibt und mit der Umsetzung von Track & Trace für alle Produktkategorien ab Mai dieses Jahres bleibt aus der Bundesgesetzgebung wenig neues zu erwarten. Das Augenmerk richtet sich vielmehr auf Europa. Im Juni wird ein neues Europäisches Parlament gewählt. Die europaweite Entwicklung hin zu den politischen Rändern links und rechts wird auch zu einer Verschiebung der Mehrheitsverhältnisse im Parlament führen. Ein Umstand, auf den sich auch unsere Tabakindustrie wird einrichten müssen. Zugleich wird ab Herbst dieses Jahres eine neue Kommission ihre Arbeit aufnehmen. Zwei für unsere Branche wesentliche Richtlinien werden erwartet: Die Tabaksteuerrichtlinie sowie die Tabakproduktrichtlinie. Beide Gesetze werden massiven Einfluss auf die Zukunft unserer Industrie haben.

    Deutsches Tabaksteuergesetz als Blaupause
    In Bezug auf die Tabaksteuerrichtlinie wird es hilfreich sein, dass wir mit dem deutschen Tabaksteuergesetz eine Blaupause für ein wirklich erfolgreiches Modell haben. Dieses gilt es nach Europa zu exportieren. Dies werden wir auch auf Brüsseler Ebene immer wiederholen. Und was die Tabakproduktrichtlinie angeht, ist aus Sicht des VdR das meiste in Bezug auf klassische Tabakprodukte bereits getan. Ein Schwerpunkt dieser Richtlinie könnte und sollte darauf liegen, die Gesetzgebung an die vielen Veränderungen im Markt mit den zahlreichen neuen Produkten anzupassen. Die Kategorien müssen erweitert und geradlinig angepasst werden. Dies wird Aufgabe genug sein für den Gesetzgeber in Brüssel.

    Insgesamt können wir positiv auf das vergangene Jahr und mehr als zuversichtlich auf die kommenden Jahre schauen. Auch wenn schon oft der Tabak totgesagt wurde, oder zumindest nun gefordert wird, die (Kult-) Zigarette ins Museum zu stecken. Allein die Traute, es selbst zu tun, fehlt. Der Ruf nach Vater Staat ist groß, zu eigenen Gunsten und zum Schaden der Wettbewerber zu helfen. Die Bewahrung der Freiheit ist es, die uns antreiben sollte. Die Idee, dass der Staat entscheidet, welche Produkte u.a. verkauft oder beworben werden dürfen und welche nicht, ist unvereinbar mit den Prinzipien der freien Marktwirtschaft den Prinzipien des mündigen Bürgers.

    Aber ungeachtet aller Unkenrufe bietet der Mittelstand weiterhin erfolgreich klassischen Tabak an. Ein gutes, hochwertiges, unvergleichbar vielseitiges und bei seinen Genießern beliebtes Produktsortiment für eine genussvolle Zukunft.

    Vertrauen wir auf die Souveränität des Konsumenten und dessen Freiheit, sich sehr bewusst für Genuss und Vielfalt zu entscheiden. Diese Gewissheit lässt den VdR und seine Mitglieder positiv in die Zukunft schauen.“

    vi

  • „Rückbesinnung auf Genuss“

    MAINZ // Auch zu diesem Jahreswechsel hat DTZ wichtige Verbände der Tabak- und Nikotinwirtschaft dazu befragt, wie sie das neue Jahr einschätzen. Die Gastbeiträge druckt die Redaktion in diesen Wochen. Im sechsten und letzten Teil der Reihe äußert sich Bodo Mehrlein, Geschäftsführer beim [link|https://www.zigarren-verband.de/]Bundesverband der Zigarrenindustrie (BdZ)[/link].

    „Wie schon in den vergangenen Jahren – und das wird sich auch in der Zukunft nicht ändern – steht die gesamte Tabakbranche und somit auch die Zigarren- und Zigarillo-‧Industrie vor besonderen Herausforderungen.

    Rückgang von 9,7 Prozent
    Wie die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen für den Absatz von Tabakwaren im Jahr 2023 zeigen, wurden im zurückliegenden Jahr 2,288 Milliarden Zigarren / Zigarillos versteuert, was einem Rückgang von 9,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2,535 Milliarden Stück) entspricht. Das ist sicher eine Konsequenz aus dem Tabaksteuermodernisierungsgesetz, das für Zigarren und Zigarillos eine massive Anhebung der Mindeststeuer zum Januar 2022 und eine weitere Erhöhung zum Januar 2023 vorgesehen hatte. Wir gehen davon aus, dass der dadurch verursachte Rückgang in erster Linie niedrigpreisige Zigarillos getroffen hat. Beim Absatzmarkt von traditionellen Zigarren und Zigarillos sehen wir einen leicht rückläufigen Markt.

    BdZ schaut positiv in die Zukunft
    Für die grundsätzliche Entwicklung des Zigarren- und Zigarilloabsatzes schaut der BdZ positiv optimistisch in die Zukunft, denn es zeigt sich, dass das große Thema Genuss, zu dem auch Zigarren und Zigarillos gehören, eine immer wichtigere Rolle in unserer Gesellschaft spielt. Somit glauben wir, dass die Produkte – wenn auch in der Nische – eine interessante Ergänzung für den Tabakwaren-Fachhandel sowie ein genussvolles Angebot für Konsumenten darstellen.

    Die Versteuerungszahlen zeigen aber auch für andere Tabakwaren eine ähnlich rückläufige Tendenz auf, so dass die Behauptungen aus der viel zitierten Debra-Studie unmöglich zutreffen können. Die Studie geht von steigenden Absätzen und höheren Raucherquoten in Deutschland aus und wird somit äußerst gerne von interessierten Kreisen zitiert.


    20. Mai 2024 wichtiges Datum für Zigarrenindustrie

    Im Jahr 2024 ist der 20. Mai ein wichtiges Datum für die Zigarrenindustrie, denn ab dann müssen die Gebinde der Erzeugnisse in der Produktion entsprechend der Vorgaben des EU-Rückverfolgbarkeitssystem, besser bekannt unter Track & Trace, markiert werden, also ein Sicherheitsmerkmal – in Deutschland das Steuerzeichen – und ein individuelles Erkennungszeichen tragen.

    Der Bundesverband der Zigarrenindustrie weist nochmals darauf hin, dass es sich hierbei um eine vollkommen unverhältnismäßige Maßnahme handelt, denn der Schritt, der die mittelständische Industrie wirtschaftlich massiv belasten, soll den Tabakschmuggel bekämpfen, den es in der Zigarrenindustrie nicht gibt. Die Unternehmen mussten in den vergangenen Jahren hohe Millionenbeträge investieren, um die Regularien umzusetzen. Besonders fatal ist, dass man kein EU-weites einheitliches System gefunden hat, sondern jedes Mitgliedsland eigene Regeln aufgestellt hat. Das ist für die exportstarken Firmen eine zusätzliche Belastung.

    Herausforderungen der nächsten Jahre
    Weitere Herausforderungen sind in den nächsten Jahren zu erwarten; hier sind besonders die Regelungen auf EU-Ebene zu berücksichtigen, etwa die Tabaksteuerrichtlinie und die neugefasste Tabakproduktrichtlinie, die wahrscheinlich beide nach der Wahl zum Europaparlament in Angriff genommen werden. Mit einer Veröffentlichung der Empfehlungen der EU-Kommission für eine rauchfreie Umgebung ist noch vor der EU-Wahl zu rechnen.

    Der BdZ fordert bei den zukünftigen Regularien, dass sich der Diskurs mehr an der Sachlichkeit orientiert. Radikale Forderungen nach einem Totalverbot von Tabakwaren, einer rauchfreien Generation oder drastische Maßnahmen wie Einheitsverpackungen, dem Verbot, Tabakerzeugnisse am Verkaufsort sichtbar auszulegen sowie dem Verbot von Aromastoffen sind nicht zielgerichtet und vor allem nicht gesellschaftlich gewollt.

    EU-weite Unterschriftensammlung
    Das wurde zuletzt deutlich, als die EU-weite Unterschriftensammlung einer Bürgerinitiative für ein rauchfreies Europa, die von über 37 Anti-Tabak-NGOs getragen wurde, nach einem Jahr statt der nötigen Million Stimmen nur 21 257 erzielt hat – in Deutschland wurden nur 1002 Stimmen gesammelt. Die Zahlen zeigen deutlich, dass solche radikalen Forderungen nicht gesellschaftlich legitimiert sind.

    Vielmehr sollte die Tabakregulierung sich daran orientieren, vor allem Jugendliche vor dem Tabakkonsum zu schützen. Auf der anderen Seite sollte aber auch Genussrauchern die Möglichkeit erhalten bleiben, ihre Produkte in unveränderter Form zu konsumieren.

    Der BdZ kann die Bemühungen der größeren Zigarettenkonzerne nachvollziehen, im Rahmen des Harm-Reduction-Konzepts ihre Branche neu aufzustellen. Die Zigarrenindustrie möchte aber betonen, dass die beste Lösung für eine solche Idee ist, sich wieder auf die eigentliche Bedeutung des Genusses zu besinnen und hierbei spielen Zigarren und Zigarillos durch ihren gelegentlichen Genuss und die fehlende Jugendschutzproblematik eine herausragende Rolle, so dass sie am ehesten dem Konzept einer Neuausrichtung durch die Besinnung auf alte Werte wie dem Genuss gerecht werden. Im Rahmen seiner Verbandsarbeit betont der BdZ immer wieder, dass die Gesetzgebung verhältnismäßig und wissenschaftlich belegbar sein muss; außerdem müssen die Besonderheiten der einzelnen Tabakkategorien berücksichtigt werden.

    Zigarren und Zigarillo reine Genussartikel für erwachsene Raucher
    Hierbei ist offensichtlich und durch verschiedene Statistiken wie unter anderem dem Eurobarometer und auch dem Mikrozensus zu belegen, dass es sich bei Zigarren und Zigarillos um einen reinen Genussartikel für erwachsene Raucher handelt; das ist auch darin begründet, dass es kein Jugendschutzproblem bei Zigarren und Zigarillos gibt und die Erzeugnisse keine Rolle beim Einstieg von Erstkonsumenten von ‧Tabakprodukten spielt.

    Sehr erfreulich ist für den Bundesverband der Zigarrenindustrie, dass sich seit geraumer Zeit die Zahl der Mitglieder – hierbei handelt es sich um Hersteller oder Importeure von Zigarren und Zigarillos – weiter vergrößert hat. So konnten in den vergangenen Jahren neun neue Mitglieder gewonnen werden, so dass der Verband jetzt fast 100 Prozent der traditionellen Zigarren und Zigarillos vertritt. Das ist nicht nur eine Bestätigung für die Verbandsarbeit, sondern auch eine Stärkung der Position des Verbands nach außen als alleiniges Sprachrohr für die Zigarrenbranche und auch die mittelständisch geprägten Firmen der Tabakbranche.“

    vi

  • Immer offen für den Dialog

    MAINZ / KÖLN // Mit DTZ hat JTI-Managerin Heike Maria Lau über Regulierungen, die Rolle der Politik und die Folgen für Verbraucher gesprochen. Lau ist seit 2008 bei [link|https://www.jti.com/de/europe/germany]Japan Tobacco International[/link] als Corporate Affairs & Communications Director tätig.

    Frau Lau, wenn es zum Thema Regulierung kommt, sprechen Sie gern von „mündigen Bürgern und Bürgerinnen“. Wie definieren Sie diese und warum sind sie so wichtig?
    Heike Maria Lau: Regulierung gehört zu den Kernaufgaben des Staats. Das gilt auch für Tabakprodukte. Es gibt Regulierungen für Packungsgrößen, Mindestpreise von Zigaretten, das Mindestalter für Konsumenten, Tabakwerbung und viele andere mehr. Die Regulierungen müssen aber dort ihre Grenze finden, wo sie eine Bevormundung des erwachsenen Verbrauchers zum Ziel haben. Solche Verbote beruhen auf einem grundsätzlich anderen Menschenbild. Unsere Meinung bei JTI ist, dass wir uns mit unseren Produkten an den volljährigen, also mündigen Bürger wenden. Diesem muss von staatlicher Seite aus zugetraut werden, dass er in der Lage ist, eine selbstbestimmte Entscheidung in persönlichen Dingen zu treffen. Will ich ein Bier trinken, will ich heiraten, esse ich ein Stück Torte oder rauche ich eine Zigarette. Immerhin beruht unsere Demokratie auf eben dieser Entscheidungsmöglichkeit bei der Stimmabgabe. Sich einerseits auf den Volkswillen zu berufen, auf der anderen Seite aber den Bürger bei den persönlichsten Entscheidungen bevormunden zu wollen, entspricht nicht dem Menschenbild des Grundgesetzes.

    Die Politik greift stark in den persönlichen Konsum der Menschen ein. Was bedeutet das für Sie in Ihrer Funktion bei JTI und wie begegnen Sie Ihren Gesprächspartnern aus der Politik?
    Lau: JTI ist stets an guter Regulierung interessiert. Eine solche setzt einen Dialog zwischen der Politik und den Experten in den verschiedenen Sektoren voraus. Wenn es um die Auswirkungen von Steuergesetzgebung auf den illegalen Handel geht, die Auswirkungen von Regulierungen auf die Arbeitsplätze in der Tabakwirtschaft oder die von Einschränkungen, die die Attraktivität der Wirtschaftsnation Deutschland hinsichtlich der Rechtssicherheit betreffen – so ist das die Wirtschaft.

    Verstehe. Das heißt …
    Lau: JTI nimmt gerne zu den Fragen Stellung und sieht sich auch in der Pflicht, Wissen und Einsichten aus den eigenen Abteilungen weiterzugeben. Und wir sind dankbar für die Gelegenheiten, bei denen der Gesetzgeber uns als soliden Gesprächspartner zu schätzen weiß. Ein offener Dialog ist hierbei ganz wichtig. Getragen von der Demut, dass wir unsere Argumente einbringen, die Entscheidung aber auf der Seite des Gesetzgebers liegt. Der muss sich hierfür dann vor den Wählern verantworten. Abermals gelebte Demokratie.

    Der Markt ist in Bewegung. Die nächste Änderung des Tabakerzeugnisgesetzes steht bevor. Wie gut ist JTI vorbereitet?
    Lau: Für JTI liegt die Herausforderung im täglichen Geschäft. Abgesehen davon, dass das Ende der Fahnenstange erreicht zu sein scheint, innerhalb dessen eine weitere Einschränkung noch freiheitlichen und rechtsstaatlichen, weil den freien Handel ermöglichenden Regeln entsprechen kann. Aber das bei Seite, sind wir bei JTI, – und darauf bin ich stolz – für Wandel gerüstet.

    Können Sie uns Details nennen?
    Lau: Unser Management, aber auch viele unserer anderen Teams sind durch eine Mischung von nationalen und internationalen Mitgliedern geprägt. Das garantiert einen hohen Grad von nationaler Kontinuität bei optimaler Flexibilität. Besonders bei der Anpassung an neue Situationen sind Erfahrungen unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sie auf der ganzen Welt machen konnten, unschätzbar wertvoll. Lokale und internationale Denkansätze mit ihren unterschiedlichen Perspektiven bilden so eine gemeinsame Grundlage für optimale Lösungswege. Das ist für mich eine der Besonderheiten von JTI, die die Firma so gut und für die Arbeitnehmer so attraktiv macht.

    Wie sieht JTI seine Rolle als Partner des Handels? Und wie ausbaufähig ist die Beziehung?
    Lau: JTI hat von Anfang an aktiv an einer starken Partnerschaft mit dem Handel gearbeitet. Und wir sind sehr stolz darauf, dass das auch von unseren Handelspartnern und Handelspartnerinnen geschätzt wird. So hat JTI zum wiederholten Male die begehrte „tip-Auszeichnung“ verliehen bekommen für die beste Unterstützung und Beratung des Tabakwaren-Einzelhandels. Gleichzeitig ruhen wir uns nicht darauf aus, sondern halten die Beziehung so flexibel und ausbaufähig, wie es die Wandlungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erfordern.

    Können Sie das konkretisieren?
    Lau: Bedingt durch die neuen Verbote in unserem Nachbarland, den Niederlanden, unterstützen wir beispielsweise verstärkt beim Category Management und der Planogrammierung (visuelle Artikel-Darstellung in Regalen oder ähnlichen Verkaufsflächen, Anmerk. d. Red.) sowie bei Werbeaktionen für relevante Produkte. Wie so oft ist auch hier ein gutes Team entscheidend. Unser Außendienst ist dabei der Schlüssel zum Erfolg.

    Dass Unternehmen ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft wahrnehmen, ist in der Tabakbranche keine Seltenheit. Auch JTI engagiert sich an den jeweiligen Standorten. Welche Projekte sind Ihnen eine Herzensangelegenheit?
    Lau: Da haben Sie mich erwischt. Natürlich stehen wir hinter allen Projekten, immerhin haben wir uns ja dafür entschieden. Meine persönlichen Vorlieben liegen bei Projekten, die Menschen zusammenführen. Und das bitte ich jetzt weitgefasst zu verstehen. Das Zusammenführen kann durch unsere Unterstützung eines Streaming-Projekts der Philharmonie Köln entstehen – Musik ist eine der größten zusammenführenden Kräfte. Es kann aber auch durch eines unserer zahlreichen Nachbarschaftsprojekte entstehen – hier unterstützen wir alleinerziehende Eltern, Menschen, die in angespannter sozialer Situation oder gar obdachlos sind – und wir zeichnen andere Menschen aus, deren Hilfsbereitschaft vorbildlich ist.

    Was ist Ihnen dabei wichtig?
    Lau: Mir ist wichtig, dass unser Engagement davongetragen ist, dass jeder von uns einmal in eine Situa‧tion geraten kann, die eine Distanz zu unseren Mitmenschen schaffen kann und dass es darum geht, die Distanz zu überwinden. Das gilt auch für das von unseren Mitarbeitern heiß geliebte Projekt, bei dem sie für Senioren, denen es nicht so gut geht, Wichtelgeschenke machenkönnen. Zusammengeführt werden Menschen aber natürlich auch bei unseren Clean-Up-Aktionen an Mosel und Rhein. Hier engagieren sich unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit einem gemeinsamen Ziel und oft auch ihren Familien. Ich bin stolz darauf, dass auch mein Sohn letztes Mal mit dabei war.

    Was können wir in naher Zukunft von JTI erwarten?
    Lau: JTI wird weiter in moderne Technologien und neue Produktkategorien investieren, ebenso in eine noch stärkere Nachhaltigkeit bei Materialien, Lieferketten und an allen Standorten. Für das Jahr 2024 freuen wir uns nun zunächst besonders auf den Marktstart von Ploom. Ploom X ist das neueste Angebot der JT Gruppe im Segment der beheizten Tabakststicks, kurz HTS, und unsere bisher aufregendste und ehrgeizigste Einführung. Ploom X wurde erstmals 2021 in Japan, dem größten HTS-Markt der Welt, eingeführt und wird nun in den nächsten Jahren beschleunigt in die wichtigsten Märkte eingeführt. Aber das ist alles nur möglich mit einem starken Team an der Seite. JTI in Deutschland ist glücklich, neben der Marktgesellschaft in Köln mit dem Werk in Trier eine der modernsten Fertigungsanlagen der Welt zu beheimaten, ebenso wie das benachbarte Forschungs- und Entwicklungszentrum mit globalen Funktionen. Wir sind damit der größte Arbeitgeber der Tabakbranche in Deutschland. Gleichzeitig sind wir in diesem Jahr zum zehnten Mal in Folge als „Top Employer Germany“ zertifiziert worden. So dürfen alle JTI-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bis zu 20 Wochen bezahlte Familienzeit in Anspruch nehmen. Aber auch sonst ist uns die Balance zwischen Arbeit und Privatleben wichtig. Beispiel neue Arbeitskultur.

    Erklären Sie uns das.
    Lau: JTI hat die traditionelle Bürokultur hinter sich gelassen, um seinem Personal mehr Flexibilität zu ermöglichen. Unsere Angestellten können bis zu 50 Prozent der monatlichen Arbeitszeit außerhalb des Büros zu arbeiten, von flexiblen Kernzeiten profitieren und bis zu zehn Tage jährlich im Ausland arbeiten. Das alles bei größerer Flexibi‧lität in der Arbeitsweise, einem Führungsstil mit mehr Autonomie bei einer ausgewogeneren Work-Life-Balance. JTI Deutschland geht hierbei in Köln den ganzen Schritt und bezieht im kommenden Jahr eine neue Zentrale, die für den neuen Ansatz von JTI maßgeschneidert wird. Für ein weltoffenes, kreatives, diverses Team, das in seiner Gesamtheit die neue JTI verkörpert. Unsere Zukunft ist spannend, im besten Sinne des Wortes. Ich freue mich sehr darauf.

    Frau Lau, herzlichen Dank für das Gespräch!

    kes

  • Zigarrenverband fordert Ausnahmen

    BONN // Die Daten aus der Debra-Studie stellen einen stärkeren Tabakkonsum besonders auch bei jüngeren Rauchern dar. Und das Statistische Bundesamt hat die Versteuerungszahlen von Tabakwaren für das erste Halbjahr 2023 veröffentlicht. Die zeigen für Zigarren und Zigarillos aber einen anderen Trend.

    Der Geschäftsführer des Bundesverbands der Zigarrenindustrie (BdZ), Bodo Mehrlein, der die Interessen der mittelständisch strukturierten Hersteller und Importeure von Zigarren und Zigarillos in Deutschland vertritt, ordnet die Zahlen der Versteuerungsstatistik für den Nischenmarkt ein: „Die vorliegenden Daten des Statistischen Bundesamts für das erste. Halbjahr 2023, wie auch die Daten für das Kalenderjahr 2022 zeigen für die Genuss- und Kulturgüter Zigarren und Zigarillos einen anderen Trend als die Debra-Studie. Im Kalenderjahr 2022 betrug der Rückgang 8,9 Prozent und der Trend wurde im ersten Halbjahr 2023 mit einem Minus von 6,2 Prozent bestätigt. Wenn es einen Anstieg im Tabakwarenmarkt geben sollte, so muss der von anderen Produkten ausgelöst werden.“

    Fiskal unter Druck
    Der Zigarrenmarkt sei in den vergangenen Jahren durch verschiedene finanzpolitische Mittel wie die Einführung und Erhöhung der Mindeststeuer stark reduziert worden, was in erster Linie das niedrigpreisige Segment betroffen habe, so Mehrlein. „Trotz der negativen Entwicklungen ist die Branche sicher, dass das traditionelle Kernsegment des Markts auch in Zukunft eine stabile Entwicklung aufweisen wird. Zigarren und Zigarillos bleiben Tabakprodukte in der Nische für einen kleinen Kreis erwachsener Genießer.“

    Im Bundesverband der Zigarrenindustrie verweist man in dem Zusammenhang auf weitere offizielle Statistiken aus dem Eurobarometer der EU-Kommission über das Rauchverhalten und den zuletzt veröffentlichten Microzensus des Statistischen Bundesamts.

    Differenzierter Blick
    Alle offiziellen Untersuchungen hätten belegt, dass Zigarren und Zigarillos nur gelegentlich geraucht werden, keine Einstiegsprodukte sind und nur von Konsumenten gehobenen Alters geraucht werden. Es sei somit eindeutig belegt, dass es sich dabei um reine Genussartikel ohne Jugendschutzproblematik handele.

    Aufgrund der Datenlage fordert BdZ-Geschäftsführer Mehrlein, dass die aktuellen Ausnahmen für das Genusssegment in den anstehenden Gesprächen zur Tabakregulierung sowohl in Brüssel als auch in Deutschland erhalten bleiben. „Vor dem Hintergrund, dass sich aktuell die Berichterstatter der Ampelregierung über strengere Maßnahmen bei der Tabakregulierung austauschen, ist ein differenzierter Blick auf die einzelnen Tabakprodukte angebracht“, heißt es aus dem Zigarrenverband.

    Stärkere Rückbesinnung
    Der BdZ unterstützt eigenen Angaben zufolge sämtliche Maßnahmen, die den Jugendschutz verbessern und die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse berücksichtigen. Beide Aspekte rechtfertigen bei Zigarren und Zigarillos keinen Handlungsbedarf.

    Der Verband fordert aus dem Grund eine stärkere Rückbesinnung zum Genuss, was sich auch in der Gesetzgebung wiederfinden muss. vi

  • Positive Resonanz für BdZ

    BONN // Der [link|https:///www.zigarren-verband.de]Bundesverband der Zigarrenindustrie (BdZ)[/link] hatte Mitte Juni zur Mitgliederversammlung nach Bonn eingeladen. Auf der Agenda standen Themen wie die geplanten Regulierungen aus Brüssel und die aktuelle Situation der Branche.

    Idyllisch gelegen am Rhein mit Blick auf das Siebengebirge trafen sich die BdZ-Mitglieder zunächst zu einem internen Teil, wo neben Verbands‧regularien auch schon zigarrenspezifische Themen diskutiert wurden. Am Nachmittag hatte der BdZ seine Veranstaltung für andere Firmen aus der Zigarrenbranche geöffnet und verschiedene Referent mit direktem Bezug zur Zigarre eingeladen oder zu Themen, die eine Schnittmenge zur Tabakregulierung haben.

    Vertreter des Zigarrenverbands ECMA vor Ort
    Nachdem der Verbandsvorsitzende Peter Wörmann die Gäste begrüßt hatte, zeigte BdZ-Geschäftsführer Bodo Mehrlein die Risiken anstehender Regulierungen für die Branche in Deutschland und anderen EU-Ländern auf.

    Ideal ergänzt wurde Mehrleins Rede durch den Vortrag von Geschäftsführer Paul Varakas vom europäischen Zigarrenverband ECMA, der über die Themenlage in Brüssel und auch in den USA berichtete.

    Weitere Referenten waren: Sebastian Frevel von Beust & Coll, der einen politischen Situationsbericht aus Berlin lieferte. Danach stellte Marcus Oberwalleney von Lekkerland das Frechener Großhandelsunternehmen vor und zeigte die aktuellen Entwicklungen in der Sparte Tabak auf.

    Die Firma Eko-Punkt hatte für die Versammlung den Experten Wolf Karras geschickt, der über die Recyclingfähigkeit von Verpackungen besonders in Bezug auf Zigarren referierte. Auch in Karras Referat wurde deutlich, dass auf die Zigarrenbranche beim Einsatz von Verpackungen viele Änderungen zukommen werden.

    Auf großes Interesse stieß der Vortrag des Hauptgeschäftsführers des Bundesverbands der Süßwarenindustrie, Carsten Bernoth. So plane der Gesetzgeber aktuell, Restriktionen bei der Werbung von Snacks und Süßwaren einzuführen. Die Maßnahmen, die auf die Hersteller zukommen, erinnerten stark an den langen Kampf der Tabakwirtschaft.

    Positives Resümee
    Im BdZ zog man insgesamt ein positives Resümee der Veranstaltung. Das Konzept und die Auswahl der Referenten sei bei den Teilnehmern äußerst gut angekommen. Man sei sich bewusst, dass die Zigarrenbranche vor gravierenden Aufgaben stehe. Der BdZ werde sich den poli‧tischen Herausforderungen mit dem Argument stellen, dass Zigarren und Zigarillos ein Genuss- und Kulturgut seien, das nur gelegentlich geraucht werde. Ein Jugendschutzproblem liege nicht vor, betonte man in Bonn. Insofern fordere die Branche eine Differenzierung bei der Tabakregulierung für seine Produkte ein, erklärte Mehrlein.


    vi