Schlagwort: Nikotin

  • „An der Realität orientieren“

    GRÄFELFING // Seit nunmehr rund neun Monaten ist Veronika Rost Vorsitzende der Geschäftsführung beim Tabakkonzern Philip Morris in Deutschland (PMG). Erst Kosmetik, jetzt Zigaretten und vor allem Tabakerhitzer – funktioniert das? DTZ sprach mit der Managerin in ihrem Büro in Gräfelfing bei München.

    Wenn wir über Philip Morris sprechen, müssen wir über die rauchfreie Zukunft sprechen. Ist das ein Marketing-Gag oder wirklich ein realistisches Ziel?
    Veronika Rost: Die Zukunft ist doch schon da! Wer sich die Geschäfts­ergebnisse von Philip Morris International anschaut …

    Da geht es um das dritte Quartal, richtig?
    Rost: Genau. Auf das Geschäft mit rauchfreien Produkten entfielen 38 Prozent unserer gesamten Nettoeinnahmen und 40 Prozent des Bruttoertrags. Vergessen Sie nicht: Wir haben Iqos vor gerade zehn Jahren auf dem ersten Markt in Japan eingeführt. Also: Die rauchfreie Zukunft ist auf alle Fälle erreichbar.

    Wobei die Raucherquote hierzulande immer noch bei etwa 30 Prozent liegt.
    Rost: Stimmt, in Deutschland sind wir noch nicht ganz so weit. Und das liegt nicht am Handel und nicht an unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern daran, dass die Menschen immer noch nicht umfassend über die Vorteile rauchfreier Alternativen informiert sind.

    In anderen Ländern ist die Lage anders
    Rost: Schauen Sie sich zum Beispiel Japan an. Da hat die Regierung von Anfang an Raucher proaktiv über die neue rauchfreie Alternative informiert. Das hat dazu beigetragen, dass der Anteil der Raucher in Japan nur noch rund zehn Prozent beträgt. Unser Marktanteil mit Iqos liegt dort bei über 30 Prozent – das kannten wir sonst nur von der klassischen Marlboro-Zigarette.

    Ist das Thema „rauchfreie Zukunft“ schwierig zu verstehen?
    Rost: Eigentlich nicht. Aber die wenigsten Verbraucher wissen überhaupt, warum rauchfrei besser ist. Dass nämlich das Nikotin nicht das Problem ist, was die Gesundheitsrisiken angeht, sondern das Verbrennen von Tabak. Daher die recht eingängige Bezeichnung: „rauchfrei.“ Die Leute müssen wissen, dass es bei Tabakerhitzern oder E-Zigaretten keine Verbrennung mehr gibt. Und dass damit die Schadstoffbelastung um durchschnittlich bis zu 95 beziehungsweise bis zu 99 Prozent im Vergleich zu einer herkömmlichen Zigarette sinkt, bezogen auf die gefährlichsten Schadstoffe, die bei der Verbrennung entstehen. Aber wir können das in Deutschland nicht so kommunizieren, wie wir es gern tun würden.

    Großbritannien war da Vorreiter in Europa.
    Rost: Ja – obwohl da im Moment immer nur darauf geschaut wird, was die Briten alles verbieten wollen. Aber England war eines der ersten Länder, in dem der National ­Health Service …

    … die Gesundheitsbehörde …
    Rost: … gesagt hat: Lieber Raucher, liebe Raucherin, wenn Du nicht aufhörst, dann wechsle doch, bitteschön, wenigstens zur E-Zigarette. Und es gab sogar finanzielle Hilfen von der Krankenversicherung. In fünf Jahren hat das zu einem Rückgang der Zahl der Zigarettenraucher in England von drei Millionen geführt.

    Das sind beeindruckende Zahlen.
    Rost: Und dann gibt es noch das Beispiel Schweden. Seit Dekaden gibt es dort Snus, also mit Tabak gefüllte Beutelchen, die unter die Oberlippe gelegt werden. Daten belegen, dass die typischen Krankheiten, die man mit dem Rauchen assoziiert, um 50 Prozent zurückgegangen sind. Leider ist in Deutschland der Verkauf von Nikotinbeuteln bisher nicht reguliert und damit verboten.

    Ja, Schweden gilt mit einer Raucherquote unter fünf Prozent offiziell als rauchfrei.
    Rost: Deswegen ist für mich die große Herausforderung: Wie können wir die Raucher in Deutschland schneller und besser über die Vorteile der rauchfreien Alternativen informieren und auch alle Alternativen anbieten?!

    Können Sie etwas zum deutschen Markt sagen?
    Rost: Zumindest so viel, dass wir mit Iqos Marktanteile über zehn Prozent in den größeren Städten haben. Das ist super, da können sich die meisten anderen Marken auch im klassischen Zigarettensegment etwas abschneiden.


    Ich glaube, Sie haben noch eine interessante Zahl zu den Marktanteilen …

    Rost: Ja, richtig. Wenn Sie sich die fünf größten Marken bei Tabakprodukten anschauen, dann sind wir mit gleich drei Marken unter den Top-5 vertreten: mit Marlboro, L & M und den Terea-Tabak-Sticks. Von daher bin ich sehr zufrieden. Aber im internationalen Vergleich ärgere ich mich, weil wir noch mehr könnten.

    Das klingt sehr ehrgeizig.
    Rost: Ja, aber da geht es gar nicht um mein Ego oder um unsere eigenen Geschäftsergebnisse. Wir dürfen in Deutschland nicht so viel für die jetzigen Raucher tun, wie wir könnten. Deshalb können sich viele erwachsene Raucher eben nicht genug informieren, um entscheiden zu können, ob sie nicht auf ein Alternativprodukt wechseln sollten. Die Freiheit, informierte Entscheidungen zu treffen, ist nicht so wie in einigen anderen Ländern gegeben.

    Eigentlich ein Skandal.
    Rost: Ein großes Wort, aber tatsächlich ist es das Thema, was mich am meisten umtreibt.

    In Deutschland haben Sie mit Iqos den ersten Tabakerhitzer auf den Markt gebracht und waren lange allein auf weiter Flur. Hilft es dem Markt, dass mittlerweile zwei Wettbewerber ebenfalls in dem Segment unterwegs sind?
    Rost: Das hoffe ich. Fest steht, dass wir bereits seit acht Jahren am deutschen Markt vertreten sind. Spätstarter haben es da natürlich schwer. Ehrlich gesagt wünsche ich mir tatsächlich, dass mehr Dynamik entsteht, um den gesamten Markt größer zu machen.

    Machen Sie sich keine Sorgen wegen der Konkurrenz?
    Rost: Wenn das Thema Tabakerhitzer bekannter wird, schauen die Konsumenten natürlich darauf, wer die rauchfreien Alternativen anbietet. Als Marktführer haben wir den Vorteil, dass unsere Produkte eher aus dem Regal genommen werden als die Nummern 2 oder 3. Im Augenblick sehen wir keine Verschiebungen von Iqos zu anderen Marken.

    Wenn ich zusammenfassen darf: Sie haben ein Kommunikationsproblem?
    Rost: Ich spreche lieber von Herausforderungen. Weil wir mit dem Thema kaum in den klassischen Massenmedien vorkommen, dauert es einfach länger. Und ich meine: echte Informationen, keine Werbung.

    Welche Möglichkeiten hat Philip Morris?
    Rost: Deutschland ist sehr regional geprägt, ein Großteil der Mitbürger lebt in kleinen Städten. Da ist es deutlich schwieriger, etwa über unsere Iqos-Boutiquen auf die Konsumenten zuzugehen. In Paris oder London haben Sie quasi das halbe Land in einer Stadt. In Deutschland müssen wir in der Fläche kommunizieren, das ist deutlich aufwendiger.

    Wie gehen Sie dabei vor?

    Rost: Wir versuchen, mit mehr Mitarbeitern am Point-of-Sale vertreten zu sein, mehr Iqos-Boutiquen oder sogenannte „Islands“, also „Inseln“ in Einkaufszentren, zu eröffnen, um vor Ort das persönliche Gespräch mit erwachsenen Rauchern zu führen. Wie gesagt: eine Herausforderung.

    Und welche anderen Anreize bietet die Kategorie „rauchfreie Alterna­tiven“ Rauchern?

    Rost: Dazu zählt auch, dass wir den Rauchern, die nicht aufhören, einen finanziellen Anreiz bieten.

    Das heißt: Sie bieten einen Preisvorteil gegenüber klassischen Zigaretten?
    Rost: Ja. Iqos wird ja eher als hochpreisig bewertet, da es sich um eine innovative Technologie handelt. Tatsächlich ist eine Packung Terea-Sticks im Vergleich zu einer Packung Marlboro-Zigaretten günstiger. Aber eine noch stärkere Differenzierung, auch in der Besteuerung der Produkte, könnte den Verbrauchern einen noch größeren Preisvorteil bieten.

    Sie haben ja nicht nur Tabakerhitzer im Angebot …
    Rost: Stimmt. Aber es stellt sich die Frage, welche Erzeugnisse wir am Markt einführen dürfen. Sehen Sie: Um ganz Deutschland herum werden Nikotin-Pouches verkauft. Jeder Konsument kann sie sich legal in Österreich oder in der Schweiz besorgen, sogar im Internet bestellen. Aber hierzulande dürfen sie nicht vertrieben werden.

    Das bedeutet?
    Rost: Das bedeutet, dass den Rauchern ein zusätzliches Alternativ-Angebot versagt bleibt. Dabei würden womöglich gerade die Pouches dazu führen, dass Raucher wegkommen von der Zigarette. Das finde ich schon gewaltig. Denken Sie an die Zahlen aus Schweden. Aber den Deutschen wird das Nikotinprodukt vorenthalten. Das finde ich, ehrlich gesagt, schwierig zu verstehen – von den wirtschaftlichen Interessen mal abgesehen.

    Es gab das Angebot ja schon …
    Rost: Genau. Das bedeutet: Den Markt gibt es bereits, aber zurzeit ist er total unkontrolliert. Welche Artikel kommen nach Deutschland? An wen werden sie verkauft? Wie hoch ist ihr Nikotingehalt?

    Zudem entgeht dem Staat Geld.
    Rost: Es werden keine Steuern eingenommen, ja. Und es ist wie auf anderen Gebieten: Da das ein profitabler Markt ist, lassen sich attraktiv illegale Geschäfte machen, die wiederum zu kriminellen Strukturen führen. Der Verbraucher ist immer schneller als die Regulierung. Und in Sachen Nikotin-Pouches gibt es ganz klar Nachholbedarf, besonders zum Schutz des Verbrauchers. Dass die Produkte nicht reguliert zugelassen werden, halte ich für gefährlich. Denn der Markt existiert und wird weiter wachsen.

    Auch unter gesundheitspolitischen Aspekten ist das nicht nachvollziehbar.
    Rost: Natürlich nicht! Sie merken, dass ich viel Leidenschaft für das Thema aufbringe, weil mich das wirklich sehr ärgert. Natürlich wäre es eine perfekte Welt, wenn wir alle keinen Alkohol mehr trinken würden, nicht mehr rauchen würden, alles potenziell Ungesunde weglassen würden. Aber wir müssen uns an der Realität orientieren. Und wenn 60 Prozent der erwachsenen Raucher in Deutschland sagen, dass sie gerne rauchen, dann ist die einzige sinnvolle Antwort: Okay, aber ich kann dir schadstoffreduzierte Alternativen in den unterschiedlichsten Formen anbieten.

    Und die Zielgruppe ist groß.
    Rost: Mit einer Raucherprävalenz von 30 Prozent liegen wir am oberen Ende in Europa. Das könnten wir besser machen. Es würde dem Handel helfen, würde uns helfen und würde vor allem den Konsumenten helfen, die sonst weiter rauchen.

    Wie begegnen Sie der Kritik, dass Sie mit dem Fördern des Umstiegs auf Rauchalternativen auch nicht gesunde Produkte bewerben?
    Rost: Zunächst einmal: Wir fördern den Umstieg. Das ist ganz wichtig. Wir sprechen die erwachsenen Raucher an, kreieren also keine neuen Verbraucher, sondern fördern den Switch zum potenziell weniger Schädlichen. Und wir sagen nie, dass die rauchfreien Alternativen risiko- oder schadstofffrei sind. Sie sind weniger risikoreich, das bedeutet weniger Schadstoffe, das können wir wissenschaftlich belegen.

    Also ist Ihre Kernaussage …?
    Rost: Wir bieten keine risikobefreiten Erzeugnisse an, sondern schadstoffreduzierte Alternativen im Vergleich zur Zigarette. Und das ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Und unsere Botschaft an die Menschen ist: Wer nicht raucht, soll auch bitte nicht anfangen. Und wer raucht, sollte am besten ganz aufhören. Und wer nicht aufhört, der sollte zu schadstoffreduzierten Alterna­tiven wechseln.

    Das sind immer noch ungewohnte Worte aus einem Tabakkonzern …
    Rost: Aber dazu stehen wir. Allerdings wissen wir, dass der Ausstieg nur selten stattfindet. Worauf ich aber sehr stolz bin ist, dass Iqos praktisch nicht von Jugendlichen konsumiert wird. Laut der jüngsten BZgA-Studie haben nur 0,3 Prozent der Jugendlichen Iqos probiert. Das bedeutet: Unsere Vorgaben, dass wir nur erwachsene Raucher ansprechen, die nicht aufhören, sind erfolgreich. Darauf sind wir stolz – dass wir nicht nur eine gute Vision haben, sondern die auch klar und konsequent umsetzen.

    Ein leidiges Thema: Regulierung. Haben Sie Befürchtungen, die die anstehende TPD 3 betreffen?
    Rost: Befürchtungen würde ich nicht sagen. Es gibt ja bislang überhaupt keine konkreten Erkenntnisse zum Vorgehen und Zeitplan. Und wegen der politischen Situation wird es wohl auch noch eine Zeit dauern, bis die TPD 3 in Angriff genommen wird. Auf jeden Fall sehe ich eine Notwendigkeit, die TPD anzupassen, da seit der aktuellen Version so viel im Markt passiert ist und so viele neuartige Produkte in den Markt gekommen sind. Ich hoffe nur, dass sich die in Europa so unterschied­liche Akzeptanz der neuartigen Erzeugnisse in den Diskussionen widerspiegelt. Meiner Ansicht nach brauchen wir eine Regulierung, die aber ganz klar korreliert sein muss mit den Risiken der Artikel. Es muss möglich sein, die Vielfalt der Produkte mit den notwendigen Informationen an den Märkten einzuführen – unter Berücksichtigung von Jugend- und Verbraucherschutz, wie wir ihn bereits umsetzen.

    Sie klingen optimistisch …
    Rost: Ich wünsche mir, dass es richtig gemacht wird. Das würde uns auch helfen, unsere Vision weiter voranzutreiben.

    Ein großes Thema der vergangenen Jahre war Track & Trace. Wie hat sich das ausgewirkt?
    Rost: Zunächst einmal haben wir gezeigt, dass wir als Unternehmen wirklich daran interessiert sind, dem illegalen Handel und dem Schmuggel aktiv die Stirn zu bieten. Darauf bin ich stolz, zumal der Aufwand natürlich hoch war und ist.

    Bekommen Sie Rückmeldungen auf Ihr Engagement?
    Rost: Zum Beispiel von den Steuerbehörden oder dem Zoll. Wir arbeiten ja nicht nur bei Track & Trace mit diesen Behörden zusammen, sondern unterstützen sogar deren Trainings. Auch damit haben wir uns den Ruf eines verantwortungsvollen Produzenten erarbeitet. Aber wir wissen auch, dass die kriminelle Energie groß ist und die Banden immer wieder neue Wege finden.

    Zurück zu Ihrem Flaggschiff Iqos – wobei Sie ja weitere interessante Produkte im Sortiment haben.
    Rost: Natürlich lag zunächst unser Fokus auf Iqos. Und natürlich arbeiten wir kontinuierlich daran, das Produkt noch besser zu machen. Wir fragen uns ständig: Was können wir optimieren, um Raucher zu motivieren, den Switch von Zigaretten zu rauchfreien Alternativen zumindest zu versuchen?

    Und wie geht das?
    Rost: Es gibt in Deutschland viele Raucher, die sich einen starken Tabakgeschmack wünschen. Übrigens ist das häufig die ältere Generation. Da geht es für uns darum, der Zielgruppe innerhalb unseres Terea-Angebots mehr Produkte anzubieten, die dem Full-Flavor-Geschmack noch näher kommen, damit Konsumenten ein ähnliches Erlebnis haben, wie sie es von der Zigarette kennen.

    Ist die Hardware ausentwickelt?
    Rost: Wir haben mit der Induktionserhitzung – eingeführt mit Iqos Iluma – eine sehr ausgeklügelte Technologie. Damit haben wir einen wirklich signifikanten Schritt in der Simplizität des Gebrauchs gemacht. Und dann gibt es in einigen Ländern schon Neueinführungen, die auch nach Deutschland kommen werden, um Iqos noch verbraucherfreund­licher zu machen und einen Zusatznutzen zu geben.

    Aber noch einmal: Sie haben ja auch andere interessante Artikel im Angebot.
    Rost: Genau. Wir sehen bei vielen Konsumenten, dass sie unterschied­liche Artikel zu unterschiedlichen Zwecken benutzen – beim Ausgehen, zu Hause, bei der Arbeit … Und da spielt unsere E-Zigarette Veev, eingeführt im April dieses Jahres, eine große Rolle. Übrigens sprechen wir auch damit nur die erwachsenen Raucher an. Deshalb haben wir einige Varianten mit Tabakgeschmack auf den Markt gebracht, denn wir brauchen keine supersüßen Candy-Aromen, keine jugendaffinen Geschmäcker oder Vermarktungen. Unser Ziel ist es, erwachsenen Rauchern eine schadstoffreduzierte Alternative zur Tabakzigarette anzubieten.

    Für Ihr Unternehmen sind das gute Aussichten.
    Rost: Ich glaube, dass unser Wachstum in der Zukunft über bessere Information der Konsumenten generiert werden wird, über die richtige Regulierung und viele Aspekte mehr. Dazu zählt auch ein Gesamt-Produktprogramm an rauchfreien Angeboten, damit Raucher wirklich für alle Bedürfnisse eine Alternative haben, die nicht Zigarette heißt.

    Da fehlt aber noch ein Produkt …
    Rost: Ja, deswegen bin ich so stark daran interessiert, Nikotin-Pouches in den deutschen Markt einzuführen, da wir wissen, dass es da einen weiteren Zusatznutzen gibt, den sonst kein Artikel bietet. Die Beutel können Sie im Flugzeug benutzen oder im Zug, das hat überhaupt keine Außenwirkung, ist absolut diskret. Damit hätten wir dann das ideale Angebot, um wirklich jede „Ausrede“ der Raucher, warum sie nicht aufhören, obsolet werden zu lassen.

    Und die Produkte haben Sie ja.
    Rost: Die Produkte haben wir, wir dürfen sie nur nicht alle verkaufen.

    Sie sind jetzt seit rund neun Monaten bei Philip Morris. Sind Sie in der Branche angekommen?
    Rost: Ich bin schnell angekommen. Das ist einerseits der Dynamik der Branche geschuldet. Weil es so viele Veränderungen gibt, musste ich mich ins kalte Wasser stürzen. Zudem habe ich ein unglaublich erfahrenes, höchst engagiertes Team, sowohl hier in Gräfelfing als auch draußen, „in the field“, wie man so schön sagt, also die Kolleginnen und Kollegen, die den Handel eng betreuen. Die Expertise hat mir geholfen, sehr schnell anzukommen.

    Zugleich müssen Sie die Expertise durch die Transformationsprozesse ja ständig hinterfragen.
    Rost: Richtig, und das finde ich ebenso spannend, die große Offenheit unseres Teams. Denn es muss offen sein für diese Transformation, die unser Unternehmen und unsere Unternehmenskultur verändert. Und es muss offen dafür sein, Expertise und Leute von außen in das Unternehmen einzugliedern. Denn natürlich musste sich vor zehn Jahren niemand um den Online-Handel kümmern oder um den Konsumenten-Service, da ein Produkt mal nicht richtig funktioniert, oder um Boutiquen.

    Der Konzern musste sich förmlich neu erfinden?
    Rost: Ja, und dazu braucht man auch Expertise von außen, die die Geschäftsfelder, die man vorher von der klassischen Zigarette nicht kannte, voranbringen kann. Daher zeugt es von großer Offenheit zu sagen: „Hey, die Person, die von außen kommt, bringt etwas ein, hat einen anderen Erfahrungsschatz.“ Das ist mir sofort gespiegelt worden. Da gab es keine Hemmschwellen, Ressen­timents oder Vorurteile. Sondern es gab eine Offenheit für die Dinge, die ich von außen miteinbringen konnte. Da bin ich absolut happy, und ich habe keinerlei Bedenken, dass es nicht auch so bleibt.

    Trotzdem stehen Sie vor großen Aufgaben.
    Rost: Richtig, die Art der Transformation ist einmalig. Ich habe ja auch schon andere Unternehmen in gewissem Maß transformiert und umorganisiert. Aber dass sich ein Unternehmen aus einer großen Stärke heraus vor 15 Jahren – als Marktführer mit Marlboro, einer der stärksten Marken weltweit – hinstellt und sagt: Wir schaffen unsere eigene Kategorie komplett ab – das ist bemerkenswert. Und die Transformation mit einer solchen Stringenz und Klarheit umzusetzen und mit nun 40 Prozent Bruttoertrag belohnt zu werden – das finde ich einmalig und habe ich so noch nicht gesehen. Eigentlich heißt es ja: Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Wir haben mit dem Ausstieg aus der Zigarette begonnen, als es ausgezeichnet lief. Und das merkt man: Wir müssen das nicht machen, aber wir wollen das machen. Wirtschaftlich betrachtet, gesellschaftlich betrachtet, für die Kunden – das gibt eine wahnsinnig positive Energie, die ich hoffentlich auch zurückgeben kann.

    Frau Rost, herzlichen Dank für dieses Gespräch.

    Marc Reisner

  • Messe 
im Wandel

    MAINZ // Die Messelandschaft entwickeln sich weiter, das ist auch bei der [link|https://www.intertabac.de/] InterTabac[/link] so. Bereits am Eingang Nord erwartet das Publikum in diesem Jahr die erste Neuerung. Dort gibt es das neue „Fokus“-Areal für Spirituosen, Ladenbau, Kassen und weitere Angebote. Der DTZ-Stand (NE 06) ist dort ebenso zu finden wie die „Cannabis Business Expo und Konferenz“.

    Hochkarätiges Rahmenprogramm
    Die CB Expo kehrt mit einem hochkarätigen Rahmenprogramm nach Dortmund zurück. Neu auf der InterTabac ist das Format „Pouch X change“, das dem Thema Nikotin-Beutelchen gewidmet ist. Am 20. September treffen sich in Halle PA4 Hersteller, Zulieferer, Händler und Forscher zum Austausch. Innovationen, Trends und alles, was die Vielfalt von Zigaretten, Pfeifen, Feinschnitt, Zigarren, E-Zigaretten und Shishas bietet, warten auf die Gäste.

    Sollten Sie eine interessante Produktneuheit entdecken, informieren Sie uns und beteiligen Sie sich am DTZ-Wettbewerb InterTabac Stars. 

    red

  • Neue TPD dauert noch

    BRÜSSEL // Bereits seit langem erwarteten Politiker und Branchenvertreter, dass das Thema „Tabakproduktdirektive III (TPD 3)“ nicht so schnell auf die Agenda der Europapolitik rücken würde. Wenig überraschend kam daher nun aus Brüssel die Aussage, dass „das Thema Tabak eindeutig auf die Zeit nach den Wahlen im Juni verschoben“ werde, wie „Euractiv“ berichtet.

    Evaluierungsmaßnahmen laufen
    Ein Sprecher habe gegenüber dem Dienst erklärt, dass politische Entscheidungen in diesem Bereich von der kommenden EU-Kommission getroffen würden. Zurzeit laufen Evaluierungsmaßnahmen zur gültigen TPD 2. Dazu gehören auch Konsultationen der Öffentlichkeit und verschiedener Experten. Von der neuen Richtlinie erwarten Beobachter, dass insbesondere E-Zigaretten, Tabakerhitzer, aber auch tabakfreie Nikotin-Pouches stärker beziehungsweise erstmals reguliert werden. Bislang gelten für einige solcher Produkte nationale Vorschriften.

    So sind insbesondere Pouches und das Vorgängererzeugnis Snus in Deutschland nicht zugelassen, während vor allem in skandinavischen Ländern der Verkauf erlaubt ist. Diese Lücken könnten mit der TPD 3 geschlossen werden.

    red

  • „Schauen wir uns die Beweise an, bevor wir Politik machen“

    SOUTHAMPTON // Martina Branconi von[link|https://www.bat.com/] British American Tobacco (BAT) [/link]treibt die Regulierungsstrategie für das Segment der neuartigen Erzeugnisse voran, um ein nachhaltiges Umfeld für die Produkte sicherzustellen. Sie sieht eindeutig eine Chance in dem Segment. DTZ hat mit Branconi über den Markt gesprochen.

    Frau Branconi, lassen Sie uns über rechtliche Rahmenbedingungen für risikoreduzierte Produkte sprechen. Allen voran sind da Nikotin-Pouches …
    Martina Branconi: Ein wichtiges Thema! Wobei unser Angebot an im Vergleich zum Rauchen risikoreduzierten Alternativen nicht nur Pouches, sondern auch E-Zigaretten – die bei weitem die größte Kategorie darstellen – und Tabakerhitzer umfasst.

    Die ja nicht nur Tabak erhitzen.
    Branconi: Stimmt, BAT-Erhitzer können auch aus Rooibos-Pflanzen hergestellte Sticks erhitzen.

    Aber kommen wir zurück zu den Pouches.
    Branconi: Damit sind wir bereits auf vielen Märkten vertreten. Und ich denke: Zu Recht, denn wenn wir als Industrie, aber auch als Politik und Gesellschaft den Tabakkonsum reduzieren wollen, müssen wir Rauchern geeignete Alternativen anbieten. Sicher: Es wird immer Menschen geben, die rauchen wollen. Aber wir können diejenigen ansprechen, die von der Zigarette weg wollen.

    Und das funktioniert auch mit Pouches? Schließlich ist das ja eine völlig andere Form des Konsums.
    Branconi: Ja, denn manche Raucher wollen vielleicht kein Gerät in der Hand halten, aber gleichzeitig Nikotin konsumieren. Für die Gruppe müssen wir Alternativen anbieten, damit sie ihren Tabakkonsum spürbar reduzieren können. Und Pouches sind eine der Alternativen.

    Aber im Moment sind sie in Deutschland nicht erlaubt.
    Branconi: Nein, und es gibt eine Reihe weiterer Märkte, die die Produkte nicht zulassen. Wir hoffen, dass Länder wie Deutschland und mittelfristig die Europäische Union die Tatsache anerkennen, dass die Erzeugnisse eine weitere risikoreduzierte Alternative für Raucher darstellen. Es wird noch eine Weile dauern, aber es gibt Beweise dafür, dass orale Produkte eine Rolle bei der Reduzierung des Tabakkonsums spielen, wie das Beispiel Schweden zeigt.

    Es drohen weitere Reglementierungen. Für welche Kategorien erwarten Sie neue Beschränkungen?
    Branconi: Tatsächlich steht die TPD 3 vor der Tür. Wir gehen davon aus, dass eine neue Richtlinie über Tabakerzeugnisse zwischen 2026 und dem Jahr 2027 kommen wird. Wir freuen uns, dass das Europäische Parlament das Konzept der „Risikoreduzierung“ in Bezug auf den Tabakkonsum inzwischen in einer Reihe von Fällen anerkennt. Wir hoffen, dass sich die Institutionen erneut mit den Beweisen für den Erfolg der neuen Warengruppen befassen werden.

    Das war bislang ein Schwachpunkt.
    Branconi: Richtig, aber Sie wissen, dass die zweite Richtlinie für Tabakerzeugnisse, die aktuelle, die Existenz von alternativen Produkten zu Zigaretten berücksichtigt, nämlich elektronische Zigaretten und neuartige Tabakerzeugnisse, bei denen es sich hauptsächlich um Tabakerhitzer handelt. Die derzeitige Richtlinie stammt aus dem Jahr 2016 – inzwischen gibt es viel mehr Belege für den Nutzen und die Wirksamkeit von im Vergleich zum Rauchen risikoreduzierten Alternativen. Wenn also Rauchen ein Problem ist, was bieten wir denjenigen, die nicht aufhören können, als Alternative?

    Aktuell bedroht auch das potenzielle Verbot von Aromen die Branche.
    Branconi: Nun, es ist erwiesen, dass Aromen ein wesentlicher Grund dafür sind, dass Raucher von Zigaretten wegkommen. Aromen sind deshalb ein wertvolles Element für alle risikoreduzierten Produkte, von Tabakerhitzern über E-Zigaretten bis hin zu Pouches. Dennoch hat die EU-Rechtsvorschriften zum Verbot von Aromastoffen in Tabakerhitzern erlassen. Die Rechtsvorschriften sind bereits in Kraft. Wir werden sehen, was passiert. Das ist absurd, wenn man bedenkt, dass bei der Wahl des Aromas an erster Stelle Fruchtgeschmäcker kamen, gefolgt von Menthol und Tabak. Dazu gibt es wissenschaftliche Studien. Also noch einmal: Schauen wir uns die Beweise an, bevor wir Politik machen.

    max

  • „Es fehlt an klaren Zielen“

    FRANKFURT // Die Tagung „Tobacco Harm Reduction – Innovative Rauchentwöhnungsstrategien“ suchte jüngst nach Antworten auf die Frage, wie Deutschland rauchfrei werden kann. Doch der Königsweg wurde nicht entdeckt.

    Rekordverdächtige Bilanz
    Schweden wurde 2023 mit einer Raucherquote von unter fünf Prozent zum ersten rauchfreien Land in der Europäischen Union, Großbritannien will mit einer ähnlichen Quote ebenfalls bis 2030 rauchfrei sein und verteilt dafür unter anderem eine Million E-Zigaretten an starke Raucher, um sie in ihrer Tabakentwöhnung zu unterstützen. Und Deutschland? Verharrt weiterhin bei einer Raucherquote von 34 Prozent – eine rekordverdächtig schlechte Bilanz bei der Tabakprävention. Deutschland sei Schlusslicht im Bereich Nichtraucherschutz und Tabakkontrolle, konstatierte jüngst auch die WHO. Mit dieser – aus Sicht der Tabakgegner ernüchternden – Bilanz begann die Veranstaltung in Frankfurt.

    Tabakkontrolle auf Entwicklungsland-Niveau
    „In Deutschland stehen wir in Sachen Tabakkontrolle auf Entwicklungsland-Niveau. Unsere Politik basiert zu wenig auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und es fehlt an klaren Zielen. Ich bin der Meinung, dass wir die Vielfalt der Gesellschaft in unseren Rauchentwöhnungsstrategien berücksichtigen müssen. Eine Einheitslösung ist hier nicht ausreichend. Trotz ihres schlechten Rufs können E-Zigaretten, Nikotin-Pouches und Tabakerhitzer bei der Rauchentwöhnung helfen – wir brauchen dringend eine sachliche Aufklärung und angemessene Ressourcen“, erklärte Organisator Heino Stöver.

    Inkonsistenzen der Tabakregulierung
    Bernd Mayer von der Universität Graz machte in seinem Vortrag auf die Inkonsistenzen der deutschen und österreichischen Tabakregulierung aufmerksam: „Strikte Rauchergesetze senken die Raucherquote nicht. Ein Raucher soll mit dem Argument, dass Nikotin schädlich sei, vom Umstieg von der Zigarette auf die E-Zigarette abgehalten werden. Gleichzeitig geben wir Nikotin in Form von Sprays und Pflastern in Apotheken bereits an Zwölfjährige ab.“ Mit Blick auf das De-facto-Verbot von Nikotin-Pouches in Deutschland sagte Mayer: „Man verbietet alles, was weniger schädlich als die Zigarette ist.“

    Leonie Brose vom King’s College London betonte, dass die englische Regierung ihr Ziel, bis 2030 ein rauchfreies Vereinigtes Königreich zu haben, ernst meine. E-Zigaretten seien dabei mittlerweile ein elaboriertes Mittel. Das zeige sich an Initiativen wie Swap-to-Swop, bei der kostenlose E-Zigaretten an starke Raucher verteilt würden. „Mit einer Raucherquote von 12,9 Prozent liegt England bei weniger als der Hälfte der Raucherquote in Deutschland.“

    Insgesamt wurde deutlich, dass die Bundesregierung sich zu wenig von der Wissenschaft beraten lasse. Unternehmen wie Philip Morris predigen seit Jahren die rauchfreie Zukunft.

    pi

  • EU will Pouch-Verbot

    BRÜSSEL // Die Europäische Union will offenbar die in vielen Ländern beliebten Nikotin-Beutel verbieten. Das geht aus einer Stellungnahme des schwedischen EU-Abgeordneten Charlie Weimers (Sverigedemokraterna) hervor.

    „Geheimer Bericht”
    Der Parlamentarier schreibt über einen „geheimen Bericht“ aus Brüssel, der den Erfolg des Snus-Verbots lobt und eine Empfehlung beinhaltet, nach der das Verbot auf die tabakfreien Nikotin-Pouches ausgeweitet werden sollte. Weimers: „Höchstwahrscheinlich handelt es sich um einen Testballon der Bürokratie.“

    red

  • Wenig Wissen über Nikotin

    NEW YORK // Eine Umfrage unter mehr als 15 000 Ärzten in elf Ländern zeigt den Bedarf an Weiterbildungsmaßnahmen auf dem Gebiet der Rauchentwöhnung. Darauf weist die weitgehend von Philip Morris finanzierte [link|https://www.smokefreeworld.org]„Foundation for a Smoke-Free World“[/link] hin.

    Laut der Befragung glauben fast 77 Prozent der teilnehmenden Ärzte, dass Nikotin Lungenkrebs verursache, und 78 Prozent gehen davon aus, dass es Arteriosklerose hervorrufe. Während dabei 87 Prozent der Befragten grundsätzlich der Aussage zustimmten, dass die Unterstützung von Patienten, die das Rauchen aufgeben wollen, Priorität habe, wirke sich der Mangel an Wissen über Nikotin negativ auf die Beratung zur Raucherentwöhnung aus, teilte die Stiftung mit. Immerhin: Erfreulicherweise seien mehr als vier Fünftel der befragten Ärzte zumindest mäßig an Schulungen zu Tabakentwöhnung und Schadensbegrenzung interessiert.

    Mehrheit von Medizinern weltweit
    Weiter hieß es in der Studie, eine signifikante Mehrheit von Medizinern weltweit führe die negativen gesundheitlichen Folgen des Rauchens fälschlicherweise auf Nikotin zurück, was Fortschritte bei der Raucherentwöhnung direkt gefährde. Die Untersuchung dazu wurde von der Foundation for a Smoke-Free World finanziert, durchgeführt hat die Erhebung Sermo, eine unabhängige Plattform, die nach eigenen Angaben führend bei Analysen betreffend das Gesundheitswesen ist.

    Die Befragung wurde online in China, Deutschland, Griechenland, Indien, Indonesien, Israel, Italien, Japan, Südafrika, Großbritannien und in den USA durchgeführt.

    Anlass zu ernsten Bedenken
    Laut der Studie ist es beunruhigend, dass durchschnittlich 74 Prozent der befragten Teilnehmer glauben, dass Nikotin eine Reihe von Krankheiten von Lungenkrebs bis COPD verursache. Die Ergebnisse gäben Anlass zu ernsten Bedenken, ob Ärzte in der Lage seien, rauchende Patienten mit den wirksamen Ratschlägen zum Aufhören zu versorgen. Die Fehleinschätzung könnte der Grund dafür sein, dass nur etwa die Hälfte der Ärzte (55 Prozent) eine rezeptfreie Nikotinersatztherapie zur Unterstützung der Patienten beim Reduzieren oder Aufgeben des Rauchens empfehlen.

    Fakten über Nikotin
    „Es ist unerlässlich, dass Mediziner eine angemessene Schulung erhalten, um Fakten über Nikotin und die Möglichkeiten zum Reduzieren des Tabakkonsums zu erfahren, die ihren rauchenden Patienten helfen können, mit dem Rauchen aufzuhören“, sagt Muhammad Ahmed, Director of Health and Science Research bei der Foundation for a Smoke-Free World, „es können viele Leben gerettet werden, wenn die Ärzte mehr über die verfügbaren Entwöhnungsmethoden wissen.“

    Jed Rose, President und CEO des Rose Research Center (RRC) und Miterfinder des Nikotinpflasters: „Patienten suchen bei Ärzten vertrauensvolle Gesundheitsberatung. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Mediziner Raucher genau und aktuell über die Gesundheitsrisiken des Zigarettenrauchens im Vergleich zur Verwendung von Produkten, die Nikotin ohne Verbrennung abgeben, beraten.“

    Obwohl in der medizinischen Fachwelt weitgehend Einigkeit darüber herrscht, dass die Verbrennungsprozesse und nicht das Nikotin für die negativen gesundheitlichen Folgen des Rauchens verantwortlich ist, wurde das in der Umfrage nicht festgestellt. 74 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass Nikotin Lungen-, Blasen- und andere Krebsarten verursache, vor allem in China (86 Prozent) und Japan (85 Prozent).

    Die Foundation: „Die Fehleinschätzungen sind alarmierend!“

    pi

  • „Meilenstein für Harm Reduction“

    BRÜSSEL / WIEN // In einer Abstimmung im Europäischen Parlament haben EU-Abgeordnete ein gemeinsames Vorgehen im Kampf gegen Krebs gefordert. Zudem legten sie einen Bericht mit klaren Forderungen gegenüber der EU-Kommission vor.


    EU-Sonderausschuss zur Krebsbekämpfung

    Allein im Jahr 2020 starben in den EU-Mitgliedstaaten 1,3 Millionen Personen an Krebs, bei 2,7 Millionen wurde Krebs diagnostiziert. Die EU-Kommission rechnet damit, dass es bis 2035 EU-weit rund 24 Prozent mehr Krebsfälle geben könnte. Laut dem EU-Sonderausschuss zur Krebsbekämpfung BECA ist Rauchen mit 15 bis 20 Prozent der verursachten Krebsfälle das häufigste Risiko. Ernest Groman, wissenschaftlicher Leiter des Nikotin Instituts Wien: „Die Zahlen sind erschreckend. Umso mehr freut es mich, dass die wissenschaftliche Evaluierung von Nikotin und alternativen Rauchprodukten inklusive deren Risikobeurteilung endlich auf eine neutrale Basis gestellt werden soll. Die gesamteuropäische Forderung nach einer wissenschaftsgetriebenen Herangehensweise an das Thema ist der Anfangspunkt vom Ende der Fehlinformationen, die im Zusammenhang mit Nikotin, E-Zigarette und Tabakerhitzer herumgeistern.“

    Unter anderem hält der BECA-Bericht fest, dass E-Zigaretten einigen Rauchern beim schrittweisen Aufhören helfen könnten. Groman: „Natürlich muss man hier zwischen geschlossenen und offenen Systemen der Nikotinaufnahme unterscheiden. Offene Systeme, bei denen der Konsument andere Stoffe beimischen kann, müssen anders bewertet werden als geschlossene Systeme, bei denen die lnhaltsstoffe klar sind.“ Groman stellte vier Forderungen auf: „Erstens: Jugendschutz muss höchste Priorität haben. Zweitens: Gar nicht erst anfangen. Drittens: Aufhören. Viertens: Wenn das nicht geht, dann wechseln.“

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  • Wissen über „Harm Reduction“

    ZÜRICH // Über 100 Teilnehmer aus verschiedenen Fachgebieten haben sich auf dem 2. Arud Symposium in der Schweiz mit den Fakten zum Thema E-Zigarette und ihrer Rolle in der Rauchentwöhnung auseinandergesetzt. Zu den Veranstaltern zählte der deutsche Wissenschaftler Heino Stöver vom Institut für Suchtforschung der Frankfurt University of Applied Sciences. DTZ fasst wichtige Aussagen zusammen, um den aktuellen Forschungsstand zu verdeutlichen.

    „Der Umgang mit Nikotin ist völlig ambivalent“
    Bernd Mayer, Leiter der Sektion Pharmakologie und Toxikologie an der Universität Graz / Österreich: „Der Umgang mit Nikotin ist völlig ambivalent. Auf der einen Seite soll der Stoff in FDA-geprüften Produkten, wie Nikotinkaugummis, völlig unbedenklich sein. In E-Zigaretten soll das Nikotin aber wiederum höchst suchterzeugend und sogar tödlich sein. Um es klar zu sagen: Es gibt keine Hinweise darauf, dass Nikotin das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen erhöht, weder in Nikotinkaugummis noch in E-Zigaretten.“

    Tobias Rüther, Oberarzt für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum München: „E-Zigaretten haben vermutlich nicht das gleiche Suchtpotenzial wie Tabakzigaretten. Alle neuen Formen der Nikotinaufnahme sind weniger schädlich als das Rauchen. Kann man mit deren Hilfe aufhören zu rauchen? Vermutlich ja!”


    Potenzielle Langzeitfolgen

    Lungenfacharzt Thomas Hering, Berlin: „Potenzielle Langzeitfolgen von E-Zigaretten spielen für schwerstabhängige Raucher keine Rolle, wenn sie kurz davorstehen, ihre gesamte Lungenkapazität zu verlieren. Der weitere Verlust der Lungenkapazität kann jederzeit gestoppt werden, wenn die Patienten auf E-Zigaretten umsteigen.”

    Abigail S. Friedman, Associate Professor am Department of Health Policy and Management an der Yale School of Public Health / USA: „In den Bundesstaaten, in denen die Steuern auf E-Zigaretten erhöht wurden, sind die Konsumenten in den Online- und Schwarzmarkt abgewandert oder haben zur Tabakzigarette gegriffen. Da können geschlossene Systeme ein Vorteil sein, da sie besser zu kontrollieren und manipulationssicher sind. Insgesamt ist die Politik gefordert, die Anreize, auf den Schwarzmarkt auszuweichen, so gering wie möglich zu halten und den Verkauf und Konsum von regulierten Produkten zu fördern.“


    „Das ergibt keinen Sinn“

    Jean-François Etter, Professor für Public Health in Genf: „Die meisten E-Zigaretten machen nicht so abhängig, wie es Zigaretten tun. Warum sollte also jemand, der gerne dampft, statt zu rauchen, seine Meinung plötzlich ändern? Das ergibt keinen Sinn!”

    Georges Pisana, Experte für E-Zigaretten: „Ich rate den Rauchern, einen Schritt nach dem anderen zu gehen und zunächst ihr Rauchverhalten zu analysieren und dann Schritt für Schritt auf risikoreduzierte Alternativen umzusteigen. An einem bestimmten Punkt bleibt dann immer die Lust auf Zigaretten aus. Sie schmecken schlicht nicht mehr.”

    red

  • Klarheit bei Nikotin-Pouches

    BERLIN // Nikotin-Pouches – auch bekannt als Nikotinbeutel, Nikotin-Pods oder All Whites – etablieren sich als Alternative für erwachsene Nikotin- und Tabakkonsumenten. Doch ist die Unsicherheit bei den Kunden und im Handel groß. DTZ sprach mit Jan Mücke, Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse ([link|http://www.bvte.de]BVTE[/link]).

    Herr Mücke, welches Potenzial sehen Sie in Nikotin-Pouches?
    Jan Mücke: Die Mehrheit der gesundheitlichen Risiken, die mit dem Rauchen in Verbindung gebracht werden, können auf die toxischen Stoffe im Tabakrauch, die beim Verbrennen von Tabak entstehen, zurückgeführt werden. Bei Nikotinprodukten, die keinen Tabak enthalten und bei deren Konsum somit kein Tabak verbrannt wird, werden im Vergleich zu herkömmlichen Tabakerzeugnissen weniger und geringere Mengen an Schadstoffen freigesetzt. Für Verbraucher steht somit neben E-Zigaretten und Tabakerhitzern mit den Nikotin-Pouches ein weiteres Produkt zur Auswahl, das einen potenziell risikoreduzierten Nikotinkonsum ermöglicht.

    Was enthalten die Beutel?
    Mücke: Neben dem Nikotin, das in unterschiedlichen Formen dem Produkt hinzugefügt werden kann, vor allem Pflanzenfasern, Feuchthaltemittel und Aromen.

    Wie werden Nikotin-Pouches konsumiert?
    Mücke: Der Beutel wird in den Mund unter die Oberlippe gelegt, das Nikotin so über die Mundschleimhaut aufgenommen. Der Beutel wird nicht gekaut. Nach der Verwendung wird das Produkt aus dem Mund genommen und entsorgt.

    Ist es eigentlich unschädlich, wenn ein Pouch verschluckt wird?
    Mücke: Die Pouches sind nicht zum Verzehr bestimmt. Hierauf weisen die BVTE-Mitgliedsunternehmen auf ihren Produkten mit „Nicht schlucken“ oder mit „Nicht zum Verzehr geeignet“ hin. Die Beutel sollten zudem wie Tabakprodukte oder E-Zigaretten außer Reichweite von Kindern aufbewahrt werden. Durch eine Nikotinobergrenze von 20 Milligramm pro Beutel stellen die Hersteller jedoch sicher, dass mögliche gesundheitliche Symptome wie Übelkeit im unwahrscheinlichen Fall eines Verschluckens minimiert werden.

    Händler waren zuletzt verunsichert, welche Ware verkauft werden darf und welche nicht. Warum?
    Mücke: Da Nikotin-Pouches keinen Tabak, sondern mit Nikotin versetzte Pflanzenfasern enthalten, unterliegen sie bis dato nicht der europäischen und deutschen Regulierung für Tabakerzeugnisse und verwandte Produkte. Sie sind weder ein orales Tabakerzeugnis noch ein Lebensmittel, sondern ein sonstiges nikotinhaltiges Verbraucherprodukt, das unter die allgemeinen Bestimmungen des Produktsicherheitsgesetzes fällt. Das hat für Verunsicherung gesorgt.

    Kann denn der Händler Nikotinbeutel sicher vermarkten?
    Mücke: Ja, genau aus diesem Grund verpflichten sich die BVTE-Mitgliedsunternehmen, in Abwesenheit produktspezifischer gesetzlicher Regelungen auf effektive Produkt- und Werbestandards zu achten.

    Was bedeutet das?
    Mücke: Die Unternehmen betreiben verantwortungsvolle, nicht irreführende Werbung und nehmen den Verbraucher- und Jugendschutz sehr ernst. Nikotin ist ein abhängig machender Stoff. Daher verharmlosen die BVTE-Unternehmen die Risiken nikotinhaltiger Produkte nicht. In der kommerziellen Kommunikation werden ausschließlich erwachsene Konsumenten nikotinhaltiger Produkte angesprochen.

    Und in Bezug auf die Produkte?

    Mücke: Hier verpflichten sich die BVTE-Unternehmen auf hohe Standards bei der Qualität der Inhaltsstoffe, eine transparente Kennzeichnung sowie das Anbringen eines gesundheitsbezogenen Warnhinweises.

    Was spricht für den Grenzwert von 20 Milligramm Nikotin?
    Mücke: Die Pouches sind in unterschiedlichen Stärken erhältlich. Der Nikotingehalt in den Produkten der BVTE-Mitgliedsunternehmen ist in etwa mit dem in Tabakerzeugnissen und E-Zigaretten vergleichbar und entspricht dem, was Tabak- und Nikotinkonsumenten üblicherweise erwarten.

    Aktuell werden Produkte verkauft, die keinen „18+“-Hinweis tragen. Diese könnten ja auch an Jugendliche verkauft werden, oder?
    Mücke: Die Nikotin-Pouches dürfen nicht an unter 18-Jährige abgegeben werden. Das Jugendschutzgesetz schreibt ein Abgabeverbot für alle nikotinhaltigen Erzeugnisse an Minderjährige vor. Auf den Erzeugnissen unser Mitgliedsunternehmen wird deutlich sichtbar darauf hingewiesen, dass die Produkte ausschließlich für erwachsene Konsumenten bestimmt sind. Die BVTE-Unternehmen legen allergrößten Wert darauf, dass ihre Produkte nicht in die Hände von Minderjährigen geraten.

    Welche Vorteile hat es für den Händler, wenn er Produkte von Unternehmen vermarktet, die sich an die von Ihrem Verband gesetzten Standards halten?
    Mücke: Durch das Beachten dieser Regelungen wird gewährleistet, dass es sich um ausreichend sichere und angemessen gekennzeichnete Produkte handelt, die an erwachsene Nikotin- und/oder Tabakkonsumenten verkauft werden dürfen. Wir erkennen zudem unsere besondere Verantwortung für den Kinder- und Jugendschutz an. Mit den hohen Standards auf dem Gebiet der Werbung treten wir entschieden dem Eindruck entgegen, dass Nikotin-Pouches ein Einstiegsprodukt für Minderjährige in den Konsum von Tabakerzeugnissen darstellten.

    max

    Weitere Infos unter:[link|http://www.bvte.de] www.bvte.de[/link]