Schlagwort: Tabakindustrie

  • „Geraucht wird immer“

    MAINZ // Drei Fragen an … Konrad Huber, Geschäftsführer von Tabak Meier, über das „geschäftliche Leben“ nach Corona und über den Blick auf die Leitmesse der Branche im Herbst.

    Herr Hubert, hatte Corona auch positive Seiten?
    Konrad Huber: Während der Corona-Pandemie, die nicht nur persönlich, sondern auch besonders als Händler herausfordernd war, konnten wir eines feststellen: Geraucht und getrunken wird immer! Während der Pandemie waren die Menschen verstärkt zuhause – und haben dort weiterhin Tabak und auch Alkohol konsumiert und genossen. Die Krise hat das Bedürfnis zu rauchen also nicht geschwächt. Für uns ist das natürlich eine gute Erkenntnis und macht uns Mut für die Zukunft.

    Was erhoffen Sie sich fürs laufende Geschäftsjahr?
    Huber: Für das Jahr 2022 wünschen mein Bruder und ich uns für unser Geschäft das, was sich die meisten wünschen: eine Rückkehr zur Normalität und steigende Umsätze. Wir hoffen, dass die Corona-Inzidenzen sinken und wir wieder erfolgreiche Formate wie unsere Tastings anbieten können. Denn wir möchten gemütlich mit unseren Kunden zusammensitzen, rauchen und sie beraten. Und das, ohne an mögliche Ansteckungsgefahren denken zu müssen.

    Freuen Sie sich auf die Inter‧Tabac?
    Huber: Uns hat die InterTabac gefehlt. Trends und Produktneuheiten erreichten uns nur über den Besuch von Vertretern. Auch von vielen Kollegen aus der Branche haben wir lange nichts mehr gehört. Umso mehr freuen wir uns auf die Gespräche, die wir bei den vergangenen Messen stets als wertvoll empfunden haben – im Alltag bietet sich nämlich eher selten die Gelegenheit, sich so intensiv über das Geschäft auszutauschen und neue Inspirationen zu erhalten.

    nh

  • Sesselwechsel beim VdR

    BERLIN // Der Verband der deutschen Rauchtabakindustrie (VdR) hat einen neuen Vorstand. Sebastian Clausen (Mac Baren Germany GmbH) und Gleb Pugacev (Scandinavian Tobacco Group Germany) wurden auf der Mitgliederversammlung des Verbandes in die Chefetage gewählt.

    Sie folgen auf Nils Obermann (Unitas Tabakfabrik GmbH) und Oliver Hass (Scandinavian Tobacco Group Germany). Hintergrund der personellen Neuaufstellung sind Veränderungen innerhalb der Unternehmensstrukturen der ehemaligen Leitungsmitglieder.

    Regulierungen für die Tabakbranche
    VdR-Vorsitzende Patrick Engels (Pöschl Tabak GmbH & Co.KG) zeigt sich erfreut, „dass die Vielfalt der mittelständischen Mitgliedsunternehmen sich auch weiterhin im Vorstand abbildet.“ Im Mittelpunkt der politischen Diskussion beim VdR standen die künftigen Regulierungen für die Tabakbranche. In den kommenden Jahren werden entsprechende Maßnahmen vor allem auf Brüsseler Ebene erwartet. Mit Sorge schauen die Mitglieder auf die bevorstehende Novellierung der Tabaksteuerrichtlinie sowie eine mögliche Novellierung der Tabakproduktrichtlinie, heißt es aus Berlin. „Es ist von größter Bedeutung, dass die verschiedenen Kategorien der Tabakprodukte weiterhin bestehen bleiben. Es gibt auch innerhalb der klassischen Tabakprodukte starke Unterschiede, die bei weiteren Regulierungen berücksichtigt werden müssen“, betont Micheal von Foerster, Hauptgeschäftsführer des VdR.

    Für neue Produkte sollten darüber hinaus neue Kategorien geschaffen werden. „Nur so könnten Marktverzerrungen zulasten klassischer Tabakprodukte, insbesondere der Nischenprodukte wie Schnupf- und Kautabak, vermieden werden“ erläutert von Foerster. „Die Tabakbranche sollte hier Hand in Hand arbeiten, denn nur mit gemeinsamen Anstrengungen könne das bestmögliche Ziel für die Produkte erreicht werden, appelliert er.

    Einhaltung von Menschen- und Umweltrechten
    Darüber hinaus stand das Gesetzgebungsverfahren zur EU-Taxonomie und dem Lieferkettengesetz der Europäischen Kommission auf der Agenda in Berlin. „Die Einhaltung von Menschen- und Umweltrechten sollte für jedes Unternehmen eine Selbstverständlichkeit sein“, so der Vorstandsvorsitzende Patrick Engels. „Das darf aber nicht dazu führen, dass der Mittelstand gerade in diesen schwierigen und kaum noch berechenbaren Zeiten zusätzlich mit überbordender Bürokratie und weiteren Kosten belastet wird“, gibt Engels abschließend zu bedenken. Denn gerade Planbarkeit ist für Unternehmen, insbesondere aber mittelständische Unternehmen, von größter Bedeutung.

    pi

  • „Keine Diskussion über Sinn“

    MAINZ // Drei Fragen an … Peter Dersche, Geschäftsführer John Aylesbury GmbH, über Genuss und Geschäft in Zeiten der Pandemie.

    Herr Dersche, gab es für Sie in den vergangenen zwei Jahren auch positive Momente?
    Peter Dersche: Zunächst einmal: Unsere Branche ist für viele Menschen – immer noch – wichtig. Kein Wunder, ließen sich Zigarren, Zigarillos, Pfeifen und Tabak, aber eben auch Spirituosen unter Pandemiebedingungen noch genießen. Dass viele langjährige Kontakte die letzten rund zwei Jahre unbeschadet überdauert haben, ist auch eine positive Erkenntnis. Telefon- und Videokonferenzen sei Dank. Sie machen die tägliche Arbeit zudem noch effizienter und ersparen uns sicher etliche Reisetage. Allerdings bin ich persönlich sehr froh, dass es endlich wieder persönliche Treffen gibt.

    Was kann, was soll das Geschäftsjahr 2022 für Sie und Ihr Unternehmen ändern?
    Dersche: Ich erwarte ein stabiles Geschäftsjahr 2022, trotz merkwürdiger Zeiten. Leider kann man das sehr erfolgreiche erste Quartal nicht als Maßstab nehmen. Der widerliche Angriffskrieg in der Ukraine hat das Konsumklima stark eingetrübt, nicht zuletzt aufgrund der Preissteigerungen. Hier ist kein Ende in Sicht und der preissensible deutsche Kunde wird das nicht lange mitmachen, sondern sich neuen, preisleistungsstarken Produkten zuwenden. Hier sind wir mit den John-Aylesbury-Produkten sehr gut aufgestellt.

    Im Herbst gibt es das Comeback der InterTabac – worauf freuen Sie sich besonders?
    Dersche: Für mich sind Messen immer noch gesetzt, eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit halte ich für überflüssig. Denn ich freue mich immer auf gute Gespräche, innovative Ideen und Designs, vertrauensvolle Abschlüsse und gesellige Abende. Von daher ist es sehr gut, dass die InterTabac wieder stattfinden wird. Sie ist die weltweit führende Messe in der Branche und wird es auch bleiben. Das kann auch keine „Hotelshow“ ersetzen – das hat in Frankfurt schon gezeigt, wozu das führt.

    nh

  • Cannabis nur in Spezialgeschäften

    RÖSRATH // Endlich wieder eine Tagung mit echten Menschen – das war die einhellige Meinung der Teilnehmer am BTWE-Branchendialog, der kürzlich an der traditionellen Seminarstätte in Rösrath stattfand. Die Zahl der Vertreter von Handel, Industrie und Verbänden war groß, wenn auch etwa zehn Prozent der Angemeldeten kurzfristig absagen mussten, meist mit der Begründung, die auch die Tabakwelt seit rund zweieinhalb Jahren bewegt: Corona.

    BTWE-Geschäftsführer Steffen Kahnt begrüßte die Gäste stellvertretend für den Präsidenten des Verbandes: Torsten Löffler hatte nach einem Unfall passen müssen. Kahnt wies zunächst darauf hin, dass die Interessenvertretung zuvor turnusgemäß ein neues Präsidium gewählt hatte. Neue Namen muss sich die Branche jedoch nicht merken: Das alte Präsidium ist auch das neue. Demnach sind neben Torsten Löffler auch Hieronymus Joußen (1. Vizepräsident), Johannes Lomberg (2. Vizepräsident) und Schatzmeister Martin Jonas Mitglieder des BTWE-Spitzengremiums.

    Das Ende der Werbung
    Danach stellte Heike Maria Lau, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit bei JTI Germany, unter dem Motto „Last Man Standing – Die Werbung ist tot, es lebe der Fachhandel“ ihre Ideen und Ansichten zur Zusammenarbeit zwischen Industrie und Geschäftsinhabern vor. Lau betonte, ihrer Ansicht nach gewinne der Fachhandel immer weiter an Bedeutung. Daher sei ihrem Unternehmen die Partnerschaft mit dem Handel besonders wichtig. Aber auch die digitale Interaktion mit den Konsumenten habe große Bedeutung. JTI will zusätzlich mit einer starken Präsenz auf Events punkten sowie den Kunden neue Produktwelten erschließen.

    Mit Blick auf die konkrete Zusammenarbeit mit dem Handel nannte Lau die große Bedeutung des Point of Sales (PoS), an dem der Händler dem Kunden insbesondere starke Marken in speziellen Regalsystemen präsentieren könne – für die Industrie ein unverzichtbarer Aspekt. Aber auch die noch neue Welt des Omni-Channel-Marketing sprach Lau an. In diesem Zusammenhang nannte sie das von JTI speziell für den Handel aufgesetzte Online-Portal sowie das Digital Signage, also insbesondere Monitore, die in unmittelbarer Nähe zum Verkaufstresen installiert werden und passende Werbebotschaften ausspielen. Abschließend nannte Lau unter anderem die beiderseitige Expertise, das Erkennen von Trends und das Entwickeln von Innovationen als Stützen der Zusammenarbeit.

    Nachhaltigkeit im Blick
    Nachfragen aus dem Publikum bezogen sich insbesondere auf das Thema „Nachhaltigkeit“, das einige Zuhörer bei Zigaretten aufgrund der aufwendigen Cellophanierung als nicht mehr gegeben sahen. Auch wurde der Ruf nach mehr Präsenz des Außendienstes laut. Hier machten jedoch sowohl Lau als auch Vertreter anderer Konzerne deutlich, dass zwar die Tätigkeit während der Pandemie etwas reduziert worden sei, dass aber längst wieder alle Mitarbeiter dieses Bereichs im Einsatz seien.

    Nach dem Vortrag von Lau kam die mit Spannung erwartete Diskussionsrunde zur Cannabis-Legalisierung zusammen. Es fehlte Corona-bedingt die Grünen-Politikerin Canan Bayram. Auf dem Podium standen Hieronymus Joußen, Fachhändler und 1. BTWE-Vizepräsident, Niklas Kouparanis, Chef der Bloomwell Group, die auf den Vertrieb medizinischer CBD-Produkte spezialisiert ist, sowie der Rechtsanwalt Kai-Friedrich Niermann; es moderierte Steffen Kahnt. Das neugierige Publikum, das sich nicht zuletzt Hinweise zum praktischen Einstieg in den legalen Handel mit Cannabis-Erzeugnissen erhofft hatte, musste allerdings gleich zu Beginn einen herben Dämpfer hinnehmen. Niermann erklärte nämlich, nach seiner Einschätzung lasse der Entwurf des Cannabiskontrollgesetzes nicht zu, dass Cannabis einerseits sowie Tabak, Glücksspiel-Produkte wie Lotto und Alkohol auf der anderen Seite in einem Geschäft verkauft würden. Dies sei eine unzulässige Vermischung. Er rechne damit, dass es spezialisierte Geschäfte geben werde. Sowohl Niermann als auch Kouparanis sehen den Verkauf jedoch nur in Ausnahmefällen in Apotheken. Niermann sagte, die Apotheken würden diesen Part wohl mit übernehmen wollen, es sei jedoch abwegig, dass so ein Monopol entstehe. Ähnlich bewertete Kouparanis die Lage, der den ausschließlichen Cannabis-Verkauf über Apotheken gar als „fatalen Fehler“ bezeichnete.

    Cannabis-Markt
    Einig waren sich die Experten in der grundsätzlichen Bewertung der Situation. Es sei eine tolle Sache, dass die Legalisierung nun so weit vorangeschritten sei, meinte Niermann. Und Kouparanis erwartet sogar, dass „Deutschland nach der Legalisierung der größte Cannabis-Markt der Welt“ wird.

    Eine Lanze für den Fachhandel brach Praktiker Joußen. Er sagte, es sei wenig sinnvoll, Cannabis erst zu legalisieren und dann in „Tabu-Läden“ zu verkaufen. Aus seiner Sicht, so Joußen, spreche viel dafür, dass die dann legale Droge über den Tabakwarenfachhandel verkauft werde. Er nannte in diesem Zusammenhang die Erfahrung etwa mit Alterskontrollen, bereits durchgeführten Kontrollen durch Unternehmen und Behörden sowie die umfassenden Schulungen des Verkaufspersonals. Cannabis, führte Joußen aus, sei ein Genussprodukt für Konsumenten ab 18 Jahren, bei dem der Kunde selbst entscheiden solle, wo er es erwerbe. Diese Möglichkeit sollte jedenfalls auch im Fachhandel gegeben sein.

    Distributionsketten, Jugendschutz und Zusatzsortiment
    Das sah Kouparanis etwas anders: Niemand könne wissen, wie die Distributionsketten letztlich ausgestaltet würden, aber vermutlich würden sie stark reglementiert, insbesondere um den Jugendschutz sicherzustellen. Auch aus dem Publikum kamen viele Fragen, die das Interesse des Handels an diesem potenziellen Zusatzsortiment widerspiegelten. Dabei wurde deutlich, dass auch der Lebensmitteleinzelhandel sich ein entsprechendes Angebot vorstellen könnte. Besonders attraktiv wird der Markt dadurch, dass er sich von den getrockneten Blüten als Füllung für Joints weiterentwickelt und Cannabis-Produkte zum Beispiel in Liquids für E-Zigaretten oder als Süßigkeiten an die Konsumenten gebracht werden können. So wird auch das Handling des eigentlichen Naturprodukts Cannabis einfacher.

    Vor allem ein Aspekt bewegte zum Ende der Diskussionsrunde alle Zuhörer: Wann wird es so weit sein, dass Cannabis im deutschen Handel erhältlich ist? Darauf traf Rechtsanwalt Niermann eine klare Aussage: Am 1. Januar 2024 direkt nach Mitternacht würden die ersten Türen geöffnet, so seine Prognose.

    Krieg in der Ukraine und Corona-Pandemie
    Den zweiten Tag des BTWE-Branchentreffes eröffnete Steffen Kahnt in Vertretung des Verbandspräsidenten Löffler. Kahnt sprach unter anderem über die Folgen des Kriegs in der Ukraine und über den Umgang mit der Corona-Pandemie. Dabei bedankte er sich ausdrücklich bei der Tabakindustrie, die den Handel insbesondere während der Lockdowns unterstützt habe: „Um den Charakter in unserer Branche scheint es gut bestellt zu sein.“ Derzeit zögen die Kundenfrequenzen wieder an. Problematischer seien die explodierenden Kosten, allen voran Energie sowie Löhne. Für den Handel stehe als Folge derzeit vor allem die Wertschöpfung im Fokus. Derzeit werden rund 95 Prozent mit den klassischen Warengruppen (Tabak, Presse) erwirtschaftet – die zudem zu großen Teilen preisgebunden seien. Ein Ausgleich wegbrechender Erlöse sei da kaum möglich. Letztlich hätten viele Handelsunternehmen ein Problem: Es müsse ein Weg gefunden werden, mit dem Mehrkosten kompensiert und Marktanteile gewonnen und Erträge zumindest stabilisiert werden könnten.

    InterTabak 2022
    Für die Messe Westfalenhallen gab Angelika Bauer einen Ausblick auf die InterTabac 2022. Eine starke Marke, ein weltweit bekanntes Messeduo (mit der InterSupply) und ein einzigartiger Überblick über Produktneuheiten und Branchentrends seien die wichtigsten Pluspunkte dieser globalen Leitmesse. Derzeit sei man dabei, die Messe in die digitale Welt auszuweiten. Zunächst aber – nämlich im laufenden Jahr – biete das Messeduo rund 610 Aussteller, von denen 75 Prozent aus dem Ausland kämen und mehr als 160 erstmals auf den Messen vertreten seien. 2022 werde zudem das Rahmenprogramm erweitert, ein Internationaler Cigar Pavillon mit Produkten aus dem Handmade- beziehungsweise Premiumsegment eingerichtet und die Zusammenarbeit mit europäischen Handelsverbänden vertieft.

    Neue Produktarten und ihre Potenziale
    Zu den Potenzialen neuer Produktarten äußerten sich Jan Mücke, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE; siehe Kasten rechts unten) und Dustin Dahlmann als Vorsitzender des Bündnisses für Tabakfreien Genuss (BfTG; siehe Kasten rechts oben). Bernd Lutter, Market Manager Germany bei Reemtsma, mahnte unter dem Motto „Build pur Future“ mehr Realismus mit Blick auf das tatsächliche Geschäft an. Er führte aus, dass 81 Prozent der 24,7 Milliarden Euro Gesamtumsatz der Branche in Deutschland auf Zigaretten entfielen, 16 Prozent auf andere Tabakerzeugnisse (OTP) – und ganze drei Prozent auf die neuen Produkte E-Zigarette, Tabakerhitzer und Nikotin-Pouches. Lutter machte einen aus seiner Sicht bedeutenden Dreiklang deutlich: Der Konsument erwarte ein breites Produktportfolio, das der Handel als Multi-Kategorie-Verkaufspunkt sowie als Influencer bereitstellen müsse, während die Industrie innovative Konzepte liefern und den Transformationsprozess der Branche vorantreiben müsse. Lutters Fazit: Die Next Generation Products (NGP) wüchsen weiter, aber klassische Tabakwaren blieben die Hauptumsatztreiber.

    Zukunft von Tabakerhitzern & Co.
    Andreas Thoma, Commercial Director Deutschland bei BAT, machte deutlich, dass die Produktgruppe Tabakerhitzer/E-Zigarette/Nikotin Pouches noch am Beginn ihres Lebenszyklus stünden. Derzeit befänden sich die Hersteller in den Phasen Markenbildung und -aufbau. Denn: Von den rund zwölf Millionen Nikotinverwendern in Deutschland nutzten gerade zwölf Prozent die neuen Kategorien. Laut Thoma erfüllt derzeit kein Produkt zu 100 Prozent die Erwartungen der (rauchenden) Konsumenten. Als Folge nutzten 40 Prozent der Verwender sowohl ein neuartiges Produkt als auch klassische Tabakwaren, 27 Prozent griffen neben Zigarette, Zigarillo und Co. zu zwei oder mehr neuartigen Erzeugnissen. Thoma rechnet mit einer wachsenden Auswahl an Produkten in diesem Segment: In fünf Jahren, so seine Schätzung, könnten Tabakerhitzer, E-Zigarette und Pouches bereits einen Absatzanteil von 20 Prozent ausmachen.

    In einem launigen Referat zeigte Bernd Raffelhüschen, Direktor des Forschungszentrums Generationenverträge an der Universität Freiburg, wie angespannt die Verschuldungssituation Deutschlands ist. Aus dieser Konstellation und der Überalterung der Gesellschaft ergeben sich zahlreiche Fragen, die gerade überall diskutiert werden: Kein Thema, das den Tabakwarenfachhandel in seiner täglichen Arbeit beschäftigt – aber eines, das Deutschland auf Jahre hinaus beschäftigen wird.

    max

  • „Dortmunder Kraftzentrum“

    MAINZ // Drei Fragen an … Torsten Löffler, den Präsidenten des Handelsverbands Tabak (BTWE), darüber, wie die Organisation die Krise überwunden hat.

    Herr Löffler, welche positiven Erkenntnisse nehmen Sie aus der Corona-Pandemie für die Zukunft mit?
    Torsten Löffler: Mit Zuversicht kommt man immer weiter. Es ist bemerkenswert, wie die Tabakfamilie in der Pandemie zusammenstand. Viele Handelsunternehmen waren in eine wirtschaftlich angespannte Situation geraten. Ich bin stolz darauf, dass der BTWE mit seiner Corona-Hilfsaktion vielen Handelsunternehmern helfen konnte, ihre Liquidität sicherzustellen. Dies war nur mit Unterstützung namhafter Industriepartner möglich.

    Was erwarten oder wünschen Sie sich für das Geschäftsjahr 2022?
    Löffler: Die Deutschen wollen wieder reisen, sie wollen sich wieder treffen – das zeigen auch die starken Reisebuchungen. Damit bekommen jetzt endlich auch die Händler an Bahnhöfen und Flughäfen Rückenwind. Natürlich wünsche ich mir, dass die Pandemie weiter in den Hintergrund tritt und die Menschen wieder mehr Grund haben, optimistischer in die Zukunft zu sehen.

    Im Herbst gibt es das Comeback der InterTabac – worauf freuen Sie sich besonders?
    Löffler: Ob Tabakklassiker oder Innovationen – die Branche hat ihren großen Auftritt beim Messe-Highlight InterTabac. Hersteller und Handel brauchen das Dortmunder Kraftzentrum, denn Geschäfte werden zwischen Menschen gemacht. Und für ein erfolgreiches Handeln ist der persönliche Kontakt durch nichts zu ersetzen.

    nh

  • Sesselwechsel bei JTI Austria

    WIEN // Seit Juni ist der gebürtige Ire Ross Hennessy die Leitung Geschäftsführer bei JTI Austria / Austria Tabak.

    Karrierestart in Irland
    Der 40-Jährige begann seine Karriere bei JTI 2004 in Irland und war in unterschiedlichen-Positionen tätig. Ab 2010 übernahm Hennessy Funktionen Handelsmarketing in der Firmenzentrale in Genf, bevor er im Jahr 2013 als Direktor für Handelsmarketing nach Taiwan berufen wurde. Anschließend wurde Hennessy im Jahr 2016 Direktor für Marketing und Vertrieb für den „Sub-Sahara Africa+ Cluster“ mit Sitz in Großbritannien.

    Vertriebserfahrung
    Zuletzt war Ross Hennessy seit 2018 für den gesamten Vertrieb der JTI-Tochter in Großbritannien verantwortlich, einem der größten und wichtigsten Märkte des JTI Konzerns. Als Vertriebschef führte er ein Team von mehr als 300 Mitarbeitern und war maßgeblich für den Erfolg des Unternehmens als klarer Marktführer in Großbritannien mitverantwortlich.

    „JTI Austria ist das größte Tabakunternehmen in Österreich und hat die längste Tradition bei Japan Tobacco International. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit meinem erfahrenen, hochmotivierten Team und auf die Herausforderungen sowie die Chancen, die der österreichische Markt aktuell bietet.“

    Linas Libikas, Hennessys Vorgänger als General Manager (Geschäftsführer) in Österreich, wurde zur neuen Spitze des Afriaca Cluster berufen. Nachdem er den österreichischen Markt erfolgreich durch die herausfordernden Zeiten der letzten Jahre geführt hat, wechselt er nun nach Belgrad, wo er für acht Märkte des Westbalkans verantwortlich zeichnet.

    red

  • Versorgung sicher

    MAINZ // „Wegen der weltweit angespannten Lage auf den Rohstoffmärkten, etwa der Verknappung von Kartonagen, kann es tatsächlich kurzfristig zu Engpässen kommen – allerdings nur bei einzelnen Verpackungsgrößen.“

    Mit dieser Meldung reagierte Philip Morris Deutschland auf einen Beitrag der „Bild“-Zeitung, der über Nachschubprobleme berichtete. „Wir passen unsere Lieferketten kontinuierlich an, um diese zu bewältigen. Ebenso passen wir einige Produkte an, um die Verfügbarkeit bestimmter Materialien zu berücksichtigen und die Auswirkungen auf die Konsumenten zu minimieren“, betont man in Gräfelfing gegenüber DTZ. Der Anbieter weist auf Nachfrage daraufhin, dass Konsumenten auf andere Verpackungsgrößen desselben Produktes ausweichen könnten.

    Ein Sprecher des Großhandelsunternehmens Lekkerland bestätigt gegenüber DTZ, dass es zu „Lieferschwierigkeiten für einzelne Packungseinheiten des Herstellers Philip Morris kommt.“ Grundsätzlich seien die Marken des Anbieters für die Lekkerland Kunden jedoch verfügbar.

    Von zum Teil „erheblichen Nachschubproblemen“ berichtet hingegen ein Tankstellenpächter, der seinen Namen gegenüber DTZ nicht nennen wollte. Das betreffe vor allem Marlboro-Zigarettenpackungen. Entsprechend leer seien seine Regale.

    Versorgung ist nicht gefährdet
    Von einer „aufgebauschten Debatte“ spricht Jan Mücke, Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE), der alle großen Tabakkonzerne außer Philip Morris vertritt. DTZ erreicht Mücke am Telefon in Berlin. „Unsere Mitgliedsunternehmen haben keiner Lieferengpässe“, betont er. Weltweit seien die Logistikketten gestört. Das wirke sich auf die allgemeine Sensibilität für Lieferschwierigkeiten aus, meint Mücke. „Die Versorgung ist nicht gefährdet“, betont er. Demgegenüber seien externe Faktoren wie steigende Energiekosten und Logistikengpässe tatsächliche Probleme. Dazu passe auch keine erneute Regulierungsrunde wie sie zurzeit zur TPD 3 geführt werde.

    red/kes

  • Sesselwechsel

    HAMBURG // Der Arbeitgeberverband der Cigarettenindustrie (AdC) hat seinen langjährigen Geschäftsführer Michael Dreier verabschiedet. Dreiers Nachfolge trat am 1. Juni Ulf Bauer an.

    Bauer bringt rund 30 Jahre Berufserfahrung als Führungskraft aus dem Öffentlichen Dienst, der Privatwirtschaft und der Beratung mit einem Fokus auf Kommunikation, Politik, Nachhaltigkeit und Change-Management in den AdC ein. Er war dabei unter anderem rund neun Jahre für British American Tobacco in Hamburg, Brüssel und London tätig und hat zuletzt 2021/2022 die Corona-Pandemiekommunikation im Staatsministerium für Gesundheit und Pflege in Bayern und bei dessen Vorsitz der Gesundheitsministerkonferenz verantwortet.

    Der Vorstand des AdC besteht nun aus Anja Gräfe, Reemtsma, Dimitrios Karampis, Philip Morris International, Ulf Zedler, JTI, sowie Kalina Mikiewicz, BAT.

    pi

  • Tabaksteuer stabilisiert

    BERLIN // Erholung in Sachen Tabaksteueraufkommen: Erstmals im laufenden Jahr haben Zigaretten dem Fiskus im April einen siebenstelligen Erlös beschert (1,036 Milliarden Euro). Gegenüber dem Vorjahresmonat ist das ein Minus von 2,9 Prozent.

    Über alle Produktkategorien (ohne Shisha-Tabak und Sticks für Tabakerhitzer) hinweg fällt der Rückgang mit 1,7 Prozent etwas moderater aus. Der Grund: Zigarren / Zigarillos (plus 37,3 Prozent auf knapp 7,9 Millionen Euro) und Feinschnitt (plus 19,0 Prozent auf 179,4 Millionen Euro) entwickelten sich recht positiv.

    Insgesamt lagen die Einnahmen des Bundes aus der Tabaksteuer im April bei mehr als 1,227 Milliarden Euro. Genauere Angaben können nicht gemacht werden, weil das Aufkommen aus „erhitztem Tabak“ in der Statistik nicht ausgewiesen wird, da es bislang nur zwei Wettbewerber am Markt gibt.

    Wasserpfeifentabak rückläufig
    Anders sieht es beim Wasserpfeifentabak aus, für den die Statistiker für April einen Steuerwert von knapp zwei Millionen Euro errechnet haben. Das ist deutlich weniger als in den Vormonaten (März: fast 5,6 Millionen Euro) und geht mit einer um fast zwei Drittel geschrumpften Bezugsmenge einher. Grund dürften die neuen Auflagen bei Verpackung und Abgaben sein (DTZ berichtete). Experten gehen davon aus, dass der Anteil nicht in Deutschland versteuerter Ware bei Wasserpfeifentabak im Jahresverlauf auf bis zu 80 Prozent klettern dürfte – ein großer Verlust auch für den Staat.

    red

  • „Freuen uns aufs Comeback“

    MAINZ // Drei Fragen an … Ulrich und Madeleine Kotschenreuther, Geschäftsführer beim RBA-Spezialisten Akra, darüber, wie ihr Unternehmen die Krise übersteht und was sie von der InterTabac erwarten.

    Frau Kotschenreuther, Herr Kotschenreuther, gab es an der Corona-Pandemie etwas Positives?
    Madeleine Kotschenreuther: Aus den letzten zwei Jahren etwas Positives mitzunehmen, erscheint auf den ersten Blick nicht wirklich leicht zu sein. Dennoch kann man festhalten, dass das Miteinander trotz der leicht verwirrenden Politik erstaunlich gut funktioniert hat. Davon kann man für die Zukunft zehren – vor allem, weil man nun weiß, auf wen man sich auch in Krisenzeiten hundertprozentig verlassen kann.

    Was erwarten Sie vom Geschäftsjahr 2022?
    Ulrich Kotschenreuther: Ich würde mir wünschen, dass die Corona-Pandemie endlich der Vergangenheit angehört und dieser unsägliche Krieg in der Ukraine bald sein Ende findet. Denn das Verschwinden dieser beiden Punkte käme einer Rückkehr zur Normalität gleich – und das ist leider schon mehr als alles, was man sich für das Jahr 2022 wünschen kann.

    Im Herbst gibt es das Comeback der InterTabac – worauf freuen Sie sich besonders?

    Ulrich Kotschenreuther: Es ist wirklich schön, dass die InterTabac in diesem Jahr stattfinden wird – hoffen wir, dass nichts dazwischenkommt. Denn wir würden uns sehr, sehr freuen, wenn wir sowohl all unsere Kunden als auch unsere Lieferanten endlich wiedersehen und treffen könnten. Denn seien wir ehrlich: Live ist live! Das persönliche Treffen ist einfach viel schöner, menschlicher und deutlich weniger anstrengend als sämtliche Videokonferenzen, die wir in den vergangenen zwei Jahren durchgeführt haben. Und mit Blick auf die Dortmunder Messe bewahrheitet sich die alte Weisheit, dass man erst merkt, was etwas wert ist, wenn man es nicht mehr hat. Umso schöner ist es, dass unsere Leitmesse, die InterTabac in diesem Jahr ihr „Comeback“ feiert. Wir freuen uns schon sehr darauf.

    nh