Schlagwort: Inter

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    immer noch hält die Mehrheit der Bundesbürger in der Corona-Krise zu ihren Politikern. Wenig wird hinterfragt, und wer sich kritisch zum eingeschlagenen Weg äußert, wird als Aluhutträger verspottet. Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) hat in Umfragen ermittelt, dass nicht einmal jeder vierte im lokalen Einzelhandel einkaufen will, solange Corona-Beschränkungen gelten. Ein Drittel der Befragten möchte auf jeden Fall warten, bis die Einschränkungen vollständig aufgehoben sind.

    Schrittweise Lockerung
    Schauen wir einmal auf die vergangenen 48 Stunden: Die Bundesregierung verständigt sich mit den Ländern auf schrittweise Lockerungen zum 4. Mai. Unmittelbar darauf beginnen die Bundesländer, über zusätzliche Möglichkeiten zu diskutieren. Rheinland-Pfalz zum Beispiel möchte auch größeren Geschäften wieder die Chance zum Öffnen geben. Das ist ja auch gut und richtig so – das Vorgehen ist es nicht. Deutschland lähmt sich selbst, ausgebremst durch die Staatsvirologen in der Hauptstadt.

    Zielgerichtete Kommunikation
    An der Corona-Krise lässt sich mustergültig erkennen, wie zielgerichtete Kommunikation funktioniert. Achten Sie doch einfach mal auf Begrifflichkeiten und Inhalte. Welche Zeitung oder welches Online-Portal hat heute mit der Schlagzeile „Nur noch 60.000 Corona-Kranke in Deutschland“? Stattdessen wird immer wieder die Zahl der bekannten Infizierten – nicht selten verbunden mit Begriffen wie „Rekord“ oder „neuer Höchststand“ – veröffentlicht.


    Wohlstand und Zukunft

    Übrigens: Der Anteil der Corona-Kranken an der Gesamtbevölkerung liegt zurzeit bei knapp 0,08 Prozent. Und ich wiederhole mich: Ich möchte die Gefahren durch das Virus nicht kleinreden, ich bin für regelmäßiges Händewaschen und für das Abhalten eines Mindestabstands. Aber wir beginnen gerade, unseren Wohlstand, unsere Zukunft auf dem Altar der Pandemie-Panik zu opfern.

    Ich wünsche Ihnen trotz Krise ein schönes und entspanntes Wochenende.

    Uns lesen Sie am kommenden Montag wieder.

    Bis dahin, herzlich
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    die Zahl des Tages ist 800. Denn diese Marke spaltet aktuell den Handel: Geschäfte unter dieser Größe dürfen ab Montag wieder öffnen, größere Läden müssen geschlossen bleiben. Und natürlich gibt es verschiedene Sonderregelungen. Ich bin gespannt, wie das kontrolliert werden soll. Und ich frage mich, ob die Bundesbürger nicht genug verunsichert worden sind, um auf solche Einschränkungen verzichten zu können. Gestern war ich in Mainz unterwegs und sah eine Warteschlange vor einer Bäckerei: Die meisten Menschen hatten Masken, manche die unsäglichen Latexhandschuhe und der Abstand lag bei mindestens vier Metern. Und auch Ihnen ist es sicher schon passiert: Sie biegen um eine Ecke, es kommt Ihnen jemand entgegen und derjenige macht förmlich einen Sprung zur Seite, um Ihnen ja nicht zu nahe zu kommen.

    „Angst essen Seele auf“
    Mir kommt derzeit häufig der Titel eines Films von Rainer Werner Fassbinder in den Sinn: „Angst essen Seele auf“. Nach meiner Wahrnehmung haben viele Menschen ihren gesunden Menschenverstand gegen eine gehörige Portion Corona-Panik eingetauscht. Ein Psychiater hat es im „Hamburger Abendblatt“ auf den Punkt gebracht: „Ich habe den Eindruck, dass die Angst sich allmählich verselbstständigt, dass gute Nachrichten im Zusammenhang mit dem Virus gar nicht mehr wahrgenommen werden.“

    Interessant: Der Finanzwissenschaftler Stefan Homburg geht von einem „riesigen Vorhersagefehler des RKI“ aus, der zu einer falschen Strategie im Umgang mit dem Virus geführt habe. Es geht – im Wesentlichen – um die Vorlaufzeit, die bei 23 Tagen liege. Der Beitrag liegt leider hinter der Bezahlschranke der „Welt“.

    Fragen an das RKI
    Ich bin jedenfalls gespannt, welche Vorwürfe das Robert-Koch-Institut (RKI) sich nach Aufbereiten der Krisenabläufe wird vorhalten lassen müssen. Für den Moment allerdings hilft uns das nicht.

    Kommen Sie gut durch diesen Tag.

    Herzlich
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ

  • Getrennte Wege

    GRÄFELFING // Nach drei Monaten hat Christian Garrels sein Arbeitsverhältnis bei Philip Morris beendet. Der Iqos-Hersteller und der ehemalige ADAC-Chefkommunikator werden künftig getrennte Wege gehen.

    Einvernehmliche Entscheidung
    Garrels (44) hatte seit 1. Januar die Kommunikation beim Gräfelfinger Unternehmen geleitet. Die Entscheidung, das Arbeitsverhältnis, zu beenden, sei einvernehmlich erfolgt, heißt es in einer internen Mitteilung. Grund seien „unterschiedliche Auffassungen über die künftige marken- und kommunikationsstrategische Ausrichtung“ der Deutschland-Tochter von Philip Morris.

    Vorerst übernimmt Claudia Oeking, Geschäftsführerin External Affairs, Garrels' bisherige Aufgaben.

    red

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser!

    Immer lauter werden die Rufe derer, die einen baldigen Beginn des Ausstiegs aus dem „Lock-down“ fordern. Das reicht vom nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) bis zu der Heidelberger Anwältin Beate Bahner die gestern einen Antrag beim Bundesverfassungsgericht eingereicht hat. Ziel: Die Juristen mögen sämtliche Corona-Verordnungen sofort außer Vollzug setzen.

    Neue Zahlen des Robert-Koch-Intituts
    Munition liefert der Anwältin die neuesten Zahlen des Robert-Koch-Instituts. Die Behörde veröffentlicht jetzt nämlich auch Mortalitätsraten nach Altersklassen sortiert. Demnach liegt die Sterblichkeitsrate Infizierter bis 59 Jahre bei 0,1 Prozent, bei Menschen zwischen 60 und 79 Jahren bei 2,8 Prozent und bei Menschen ab 80 bei 12,6 Prozent. Die Argumentation ist klar: Wir schützen einen kleinen Teil der Bevölkerung zu – wirtschaftlichen – Lasten aller Einwohner.

    Belastung ist hoch
    Und diese Belastung ist hoch, wie die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute jüngst prognostiziert haben: 2020 dürfte die Wirtschaftsleistung, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, um 4,2 Prozent schrumpfen, im kommenden Jahr dann um 5,8 Prozent steigen. Das klingt dramatisch. Allerdings haben Volkswirte in früheren Modellrechnungen teils viel höhere Einbrüche errechnet. Aber auch bei diesem Szenario gilt: Dafür muss die Wirtschaft relativ bald wieder stufenweise hochgefahren werden.

    Nach-Corona-Zeiten
    Für viele Einzelhändler wird Ostern in diesem Jahr ein eher tristes Fest. Denn viele Umsätze bleiben aus oder verlagern sich zur Online-Konkurrenz. Immerhin: Die Vorzeichen für die zweite Jahreshälfte sehen ein bisschen rosiger aus. So höre ich aus Dortmund, dass das Team der Messe tief in den Vorbereitungen für die InterTabac und die InterSupply steckt. Das Interesse der Aussteller ist sehr groß. Und die Ambiente im kommenden Jahr könnte nahezu Rekordniveau erreichen. Kurzum: Auch wenn Ostern 2020 geschäftsmäßig weitgehend ausfällt – es kommen auch wieder (bessere) Nach-Corona-Zeiten. An diesem Gedanken sollten wir uns festhalten.


    Herzliche Grüße und frohe Feiertage

    Ihr Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ

    PS: Die gedruckte Fassung der DTZ bekommen Sie wie gewohnt direkt nach Ostern, dann setzen wir – wie geplant – eine Woche aus. Die nächste Ausgabe erhalten Sie dann am 29. April.

  • Kopp Pipes ist voll lieferfähig

    OFFENBACH // Zwar haben mittlerweile alle Lieferanten der Firma Kopp geschlossen und man setzt auch in Offenbach auf Kurzarbeit, doch ist man dort nach Aussagen von Geschäftsführer Oliver Kopp voll lieferfähig: „Unser Lager ist gut gefüllt.“

    Vertriebskanal Internet
    Vor allem über den Vertriebskanal Internet verkauft das Unternehmen aktuell überdurchschnittlich viel an den Fachhandel. So sind die Webeinkäufe in Kopps Web-Shop im Vergleich zum Vorjahr im März um 25 Prozent gestiegen – im ganzen Quartal sogar um 27 Prozent.

    Oliver Kopp sieht die Händler, die ihrerseits über einen Internet-Shop verfügten, klar im Vorteil und rät, hier Zeit und Geld zu investieren, um hier künftig handlungsfähiger zu sein.

    red

  • Machen Sie das Beste aus der Situation

    FRANKFURT AM MAIN // Der Handel ist durch die Corona-Krise besonders stark betroffen. Ein Großteil der Geschäfte ist geschlossen, viele Dinge müssen nun geregelt werden, um Ihre Kosten zu minimieren. Die Industrie- und Handelskammer Frankfurt/Main [link|http://www.frankfurt-main.ihk.de]Industrie- und Handelskammer Frankfurt/Main[/link] zeigt wie.

    Die folgenden Ideen können Ihnen Möglichkeiten aufzeigen, Ihre Liquidität zu sichern und Ihre Mitarbeiter und Kunden in diesen Zeiten zu binden. Ob und welche der Maßnahmen sich für Ihr Unternehmen eignen, liegt selbstverständlich in Ihrem Ermessen.

    Kurzarbeitergeld für Mitarbeiter
    Mitarbeiter:
    Beantragen Sie für Ihre Mitarbeiter Kurzarbeitergeld über die Bundesagenturen für Arbeit. Momentan geht eine telefonische Abwicklung am schnellsten.

    Ihre Mitarbeiter können trotz Kurzarbeitergeld eine Nebentätigkeit ausüben. Diese muss zwar versteuert werden, erhöht aber insgesamt das Einkommen des Mitarbeiters. Wenn die Nebentätigkeit schon vor Beginn der Kurzarbeit durchgeführt wurde, ergeben sich keine Auswirkungen, erfolgt also keine Anrechnung auf das Kurzarbeitergeld. Nehmen Beschäftigte während des Bezugs von Kurzarbeitergeld eine Nebentätigkeit auf, wird das daraus erzielte Entgelt auf das Kurzarbeitergeld angerechnet.

    Kontakt mit Lieferanten
    Nehmen Sie Kontakt mit Ihren Lieferanten auf und versuchen Sie, keine beziehungsweise wenig Ware anzunehmen. Bei der Übergabe sind die Hygieneregeln zu beachten.

    Möglicherweise können Sie Waren retournieren, um das Einkaufslimit bei einem Lieferanten zurückzuerhalten.

    Versuchen Sie, mit Ihren Lieferanten Valuta zu vereinbaren und erhalten Sie so einen Zeitplan für Ihre finanziellen Belastungen.

    Wenn Sie ein Warenmanagement für Lieferanten nutzen, sollten Sie verhindern, dass ungefragt Ware nachgeliefert wird.

    Ordern Sie vorausschauend für die zweite Jahreshälfte. Berücksichtigen Sie mögliche Lieferengpässe. Zu geringe Bestellungen könnten dazu führen, dass Sie zu wenig Ware haben.

    Finanzplan aufstellen
    Kosten:
    Gehen Sie die Kosten anhand Ihres Finanzplans durch und schauen Sie nach Möglichkeiten, Kosten einzusparen. Renovierungen, verschiebbare Instandhaltungsmaßnahmen und so fort.

    Miete: Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Vermieter, um nach einer Stundung oder gar Reduzierung der Miete zu fragen. Sonderregelungen zu Mietverhältnissen während der Zeit der Corona-Pandemie werden gerade auf Bundesebene verhandelt. Für Mietverhältnisse wird das Recht der Vermieter zur Kündigung von Mietverhältnissen eingeschränkt. Dies gilt sowohl für Wohn- als auch für Gewerberaummietverträge. Wegen Mietschulden aus dem Zeitraum vom 1. April bis 30. Juni 2020 dürfen Vermieter das Mietverhältnis nicht kündigen, sofern die Mietschulden auf den Auswirkungen der Corona-Pandemie beruhen. Die Verpflichtung der Mieter zur Zahlung der Miete bleibt im Gegenzug im Grundsatz bestehen.


    Nebenkosten:
    Reduzieren Sie laufende Nebenkosten so weit wie möglich.

    GEZ: Fragen Sie an, ob Ihre Quartalszahlung ausgesetzt werden kann.

    Valuta nutzen: Rechnungen sollten Sie mit Valuta versehen. Versuchen Sie, auch mit Ihren Geschäftspartnern fair und verantwortungsbewusst umzugehen, da auch diese auf Zahlungsströme angewiesen sind. Bleiben Sie mit Ihren Kunden in Kontakt.

    Kunden informieren über Erreichbarkeit
    Information zur Erreichbarkeit sind wichtig:
    Informieren Sie Ihre Kunden, wie Sie weiterhin für sie erreichbar bleiben (Aushang im Schaufenster, Information auf der Webseite und in den sozialen Medien). Vielleicht bietet sich auch in Ihrer Gemeinde ein gemeinschaftlicher Auftritt beziehungsweise eine Auflistung aller geöffneten Betriebe an.

    Online-Marktplätze nutzen
    Lokale Online-Marktplätze: Der gemeinsame Auftritt der Gewerbetreibenden vor Ort kann auch mit einem Online-Marktplatz verknüpft sein. Teilweise gibt es in Ihren Gemeinden bereits Möglichkeiten oder Ansätze dafür. Sprechen Sie hierfür mit dem Gewerbeverein oder der Wirtschaftsförderung.

    Das Bieg Hessen, das Unternehmen rund um die Themen Internet und Digitalisierung unterstützt, hat einen übersichtlichen „E-Commerce-Umsetzungs-Leitfaden“ entwickelt. In fünf Schritten erfahren Sie, wie das Internet in der Corona-Krise eine Chance für Sie sein kann.

    Die Pro-Bono-Initiative „Händler helfen Händlern“ arbeitet zusammen mit ihren Partnern mit Hochdruck an einer Lösung, wie Händler innerhalb von 14 Tagen eine Verkaufsplattform aufbauen und einen zusätzlichen Verkaufskanal schaffen können, um Umsatzausfälle zu kompensieren. (DTZ berichtete).

    Auslieferung
    Versand und Lieferung: Sie können Ihre Waren per Messenger anbieten und entweder per Paketzusteller versenden, in einem bestimmten Radius selbst ausliefern oder eine Kooperation mit Lieferdiensten oder Taxiunternehmern eingehen. Die Auslieferung kann auch gemeinschaftlich mit den Betrieben vor Ort organisiert werden.

    Netzwerken
    Pakete schnüren: Stellen Sie Ihrem Kunden Pakete zusammen.

    Gutscheine: Kunden können über Ihre Webseite oder telefonisch Gutscheine bestellen. Diese können den Kunden nach Zahlungseingang postalisch zugesendet werden.

    Social Media: Bauen Sie Ihre Social-Media-Kanäle aus und werden Sie zum Experten oder Unterhalter in einer Nische.

    Onlineshop: Wenn Sie überlegen, einen Onlineshop zu eröffnen, müssen Sie die Regelungen zum Fernabsatz beachten (Informationen der IHK Darmstadt).

    pi

  • Frankfurter Messe sagt Tendence ab

    FRANKFURT // Bangen bis zuletzt, dann die Absage: Als Reaktion auf die sich weiter verschärfende Situation rund um die Coronavirus-Pandemie und vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen, denen sich der deutsche wie auch europäische Handel derzeit stellen muss, wird die Tendence 2020 abgesagt.

    Alternative im Juli
    Doch die Messe Frankfurt präsentiert gleichzeitig eine Alternative: „Wenn sich die Lage normalisiert, bietet die Nordstil in Hamburg vom 25. bis 27. Juli 2020 zum ersten Mal den Vororder-Anbietern für das Frühjahr und den Sommer 2021 eine Plattform, da für diese Sortimente sonst gar keine Order-Messe in diesem Jahr mehr zur Verfügung stehe.“

    jgw

  • Innocigs muss Geschäfte schließen

    HAMBURG // Innocigs-Gründer Dustin Dahlmann hat gegen die Schließung seiner Geschäfte geklagt, weil er seine Läden trotz Allgemeinverfügung offen halten wollte.

    Eilantrag abgewiesen
    Seine Kunden haben keine Möglichkeit mehr, an die Produkte zu kommen, weil es diese nicht im Supermarkt gebe, begründete Dahlmann seine Klage. Er ist daher bis vor das Oberverwaltungsgericht in Hamburg gezogen. Das hat den Eilantrag am Donnerstag abgewiesen. Der Schutz der Gesundheit der Bevölkerung habe Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen, entschieden die Richter im Eilverfahren.

    Die sieben eigenen Läden in Hamburg müssen nun geschlossen werden, 18 Mitarbeiter gehen in Kurzarbeit. Der Unternehmer sieht eigenen Angaben zufolge keine andere Möglichkeit.

    red

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    In einem Newsletter las ich gestern diese Zeilen: „Die Menschen verlieren die Kontrolle und beginnen Ängste (…) zu entwickeln. Und weil sie es nie gelernt haben oder lernen mussten, eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen, beginnen sie, sich absolut indifferent zu verhalten. Die Orientierungslosigkeit steigt von Tag zu Tag!“ Das klingt zunächst einleuchtend. Beim zweiten Lesen jedoch habe ich mich gefragt, ob der Verfasser nicht daneben liegt.

    Phase der Umorientierung
    Natürlich gibt es derzeit viele Ängste – und vor allem die ökonomisch begründeten sind real und meist gerechtfertigt. Aber sind wir wirklich nach einer Woche schon orientierungslos? Ich glaube, so weit ist es noch lange nicht. Vielmehr befinden wir uns in einer Phase der Umorientierung. Und ich glaube nicht, dass – ein einigermaßen rasches Ende der derzeitigen Maßnahmen vorausgesetzt – sich unser Leben nachhaltig verändern wird. Wir werden sehen.

    Bedürfnisse kleiner und mittlerer Unternehmen
    Die Bedürfnisse kleiner und mittlerer Unternehmen in dieser Krise hat die Ökonomin Birgit Felden im Interview mit dem Berliner „Tagesspiegel“ sehr schön auf den Punkt gebracht: „Finanzielle Sicherheit!“ Und sie hat noch einmal die vier Instrumente aufgezählt, mit denen sich betroffene Firmen Liquidität verschaffen können: Zuschüsse vom Bund, Umsatzsteuerstundung bis Ende des Jahres, Kurzarbeitergeld und die Corona-Kredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Bitte denken Sie daran: Unternehmen und Selbstständige, die in Schieflage geraten, sollten schnell handeln. Schon jetzt ist der Ansturm insbesondere bei der KfW enorm.


    Corona-Schnelltest

    Vielleicht haben Sie es auch gesehen? Der Konzern Bosch hat innerhalb weniger Wochen einen Corona-Schnelltest entwickelt, mit dem Menschen innerhalb von zweieinhalb Stunden auf den Befall mit diesen Viren geprüft werden können. Was zunächst wie eine typische Unternehmensmeldung klingt, ist tatsächlich ein Lichtblick. So könnten Einreisende – so viel Geduld ist jedem in diesen Zeiten zumutbar – noch an der Grenze oder am Flughafen gecheckt werden. Das wäre ein wichtiger Schritt hin zur Normalisierung: Außenhandel, Messetätigkeit etc. würden zügig wiederbelebt.

    Mit diesem erfreulichen Gedanken verabschieden wir uns bis Montag von Ihnen. Machen Sie das Beste aus dem Wochenende und bleiben Sie gesund.

    Herzlich Ihr
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    manchmal bin ich dieser Tage genervt. Genervt vom täglichen Blick auf die Zahlen, von dem auch ich mich nur schwer freimachen kann. Wo gab es die größten Fallzunahmen? Welches Land hat die mieseste Sterbestatistik wegen Corona? Dabei vergessen wir häufig, dass gerade hinter den Verstorbenen meist nicht nur berührende Einzelschicksale stehen, sondern auch Angehörige und Freunde, die trauern. Vielleicht sollten wir ab und zu innehalten und an diese Menschen denken.

    Schiefes Bild
    Was mich ebenfalls nervt: der derzeitige Hang, Begriffe (wieder) einzuführen. Wer hat sich bloß diesen Schwachsinn mit der „Bazooka“ ausgedacht?! Nicht nur, dass es sich um einen unangebrachten militärischen Begriff handelt – es wird auch noch ein schiefes Bild benutzt. Passender wäre wohl eher etwas wie die (finanzielle) „Streubombe“. Aber das scheint dann doch wieder zu negativ belastet… Und warum sprechen wir plötzlich vom „Social Distancing“? Wieso wird die verschleiernde „Triage“ wieder ausgegraben? Es gibt eine ganze Reihe weiterer Beispiele.

    Unbürokratische Hochform
    Die Politik ist kein Unternehmer. Auch wenn aktuell viele Menschen das gerne so hätten. Die Verantwortung für die eigene Firma bleibt jedoch beim Inhaber. Und diese – zumindest diejenigen, mit denen ich in den vergangenen Tagen gesprochen habe – finden das auch gut so. Die Aufgabe der Politik und insbesondere der Verwaltung ist es, den Unternehmern gerade in der Krise zur Seite zu stehen. Dass da auch Ämter zur unbürokratischen Hochform auflaufen können, ist mehr als erfreulich. So berichtet ein Unternehmer aus Berlin, er habe seine kleine Firma unkompliziert und schnell am Telefon beim Arbeitsamt registrieren lassen können. Und der Mitarbeiter sei obendrein noch sehr freundlich gewesen. Und det in Balin!

    Wechsel der Maxime
    Gestern hatte ich ein längeres Gespräch mit einem führenden Vertreter unserer Branche. Er mahnte, auch in Deutschland müssten wir uns Gedanken machen, wie lange der unbedingte Schutz des menschlichen Lebens Vorrang vor dem ökonomischen Überleben eines ganzen Landes bestehen bleiben könne. Ethiker, Politiker, Mediziner und viele andere diskutieren das bereits. Ein Wechsel der Maxime wäre ein gigantischer Schritt. Andere Nationen sind da viel weiter. In Frankreich etwa werden Corona-Kranke über 80 Jahre nicht mehr beatmet.

    Die Bundesregierung hat spät, aber womöglich nicht zu spät gehandelt. Deshalb könnte uns dieser absolute soziale Katastrophenfall erspart bleiben.

    Und um sie nicht mit so schwarzen Gedanken in den Tag zu entlassen: Öffnen Sie zwischendurch einfach mal ein Fenster und lauschen Sie ins Freie. Der Verkehrslärm hat deutlich abgenommen, das Zwitschern der Vögel untermalt das kalte, aber sonnige Frühlingswetter. Grundsätzlich ist das Leben schön!

    Lassen wir uns nicht unterkriegen.

    Herzlich
    Marc Reisner
    Chefredakteur DTZ