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  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    der Handelsverband Deutschland (HDE) hat die erschreckende Zahl von 50.000 möglichen Insolvenzen im Einzelhandel genannt. 30 Milliarden Euro seien der Branche in vier Wochen Stillstand verloren gegangen. Solche Summen finden zunehmend in der Bundespolitik Gehör. Der Schutz der Gesundheit sei gegenüber dem Schutz der Wirtschaft womöglich „überpriorisiert“ worden, war zuletzt zu hören.


    Wettbewerbsverzerrungen

    Umso wichtiger sind – nicht nur für den Handel – die finanziellen Hilfen, die Berlin den Unternehmen zugesagt hat. Doch angeblich tritt Brüssel massiv auf die Bremse. Die EU möchte Wettbewerbsverzerrungen zwischen den Ländern verhindern, wenn diese ihre ökonomische Landschaft mit unterschiedlichen Beträgen fördert.

    Spannende Erlebnisse
    Hatten auch Sie schon spannende Erlebnisse mit Blick auf die Maskenpflicht? Als ich gestern in Mainz unterwegs war, fiel mir ein Mann an der Bushaltestelle auf – Rollator, schwer übergewichtig, Latexhandschuhe, Mundschutz überm Kinn hängend und eine Zigarette im Mund. Den Bus hat er übrigens nicht genommen, er blieb auf den Metallstühlen sitzen. Und ein sehr alter Mann, der – offenbar von seinem Sohn – in eine Arztpraxis gebracht wurde. Dort wollte man ihm den Zutritt verwehren, weil er keine Gesichtsmaske hatte. Kurzerhand legte der Sohn ihm seine um: „Komm, nimm meine…“

    Datenschutz
    Einem unbestätigten Gerücht zufolge, gibt es bei Lidl keinen einzigen bestätigten Corona-Fall beim Ladenpersonal. Falls das wirklich stimmt, würde es die Begründung für den Lock-down zumindest in den Grundfesten erschüttern. Aber wir werden es vermutlich nie erfahren – wegen des Datenschutzes, nicht aufgrund einer Verschwörung.

    Ich wünsche Ihnen einen guten und erfolgreichen Tag.

    Herzlich,
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    willkommen in Woche 7 der Beschränkungen. Um etwa 8,5 Prozent, so die Prognosen mehrerer Ökonomen, dürfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr schrumpfen. Insgesamt bedeutet das für unser Land ein Wohlstandsminus von rund 4100 Euro – pro Kopf. Das sind ungeheure Beträge. Kein Wunder, dass etwa Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) einerseits vor einer Überlastung des Staates, andererseits vor einem Kippen der Stimmung in der Bevölkerung warnt. Meine Beobachtungen: Dieser Prozess hat längst begonnen. Noch allerdings wird jeder, der den Weg der Bundesregierung auch nur vorsichtig hinterfragt, sofort als „Corona-Leugner“ diffamiert.

    Fakten statt Fake
    Verstehen Sie mich richtig: Ich streite die Existenz des Virus nicht ab, ich glaube nicht, dass der neue Mobilfunkstandard 5G daran schuld ist oder dass China oder eine andere fremde Macht mit Hilfe von Corona die Weltherrschaft anstrebt, und ich bin sicher, dass sowohl die World Health Organisation (WHO) als auch Bill Gates und die Regierungen rund um den Globus das Beste für die Menschheit wollen.

    Totschlaginstrument
    Allerdings ist gut gemeint nicht immer gut gemacht. Was mich wirklich ärgert: Dass jedem Hinterfragen der Maßnahmen in Deutschland sofort mit dem Totschlagargument (entschuldigen Sie den Ausdruck), „das Robert-Koch-Institut hat aber gesagt…“ begegnet wird. Dass das RKI bereits mehrfach falsch gelegen und seine Ansichten geändert hat, ist ja nun hinlänglich bekannt. Diese Argumentation ist etwa so, als wolle man die Fläche eines Kreises berechnen, komme nachweislich auf immer falsche Ergebnisse, bestehe aber hartnäckig darauf, dass Pi gleich 2,1415 sei. In Frühzeiten des Computerzeitalters sprach man von Gigo (garbage in – garbage out): Wenn man den Rechner mit Mist fütterte, kam auch Müll raus.

    Neue Forschungsergebnisse
    Ein Ergebnis der vergangenen Woche blieb übrigens weitgehend unerwähnt: Ein Forscherteam um den Charité-Virologen Christian Drosten hat herausgefunden, dass bestimmte Vorerkrankungen zu einer Immunität gegen das Corona-Virus führen könnten. Das gelte insbesondere für die vier bereits bekannten Erkältungs-Corona-Viren. Huch?! Im Klartext: Wer einen Schnupfen hatte, muss sich vor dem „unsichtbaren Killer“ womöglich nicht mehr fürchten?!

    Angemessen bewerten
    Geht es Ihnen eigentlich auch so? Wenn ich morgens aufwache, freue ich mich, dass ich überhaupt noch lebe. Denn viele – renommierte – Medien schlagzeilen weiter à la „Immer mehr Infizierte“. Dass die Zahl der Genesenen mittlerweile rund 25 Prozent über der der Neuinfizierten liegt, ist maximal eine Randbemerkung wert. Aktuell haben wir in Deutschland etwa 42.000 bekannte Covid-19-Erkrankte. Die Zahl der Toten liegt demnach bei 5640. Zum Vergleich: Jedes Jahr versterben hierzulande etwa 900.000 bis 920.000 Menschen, davon 55.000 bis 60.000 an Krankheiten des Atmungssystems. Und knapp 90.000 Menschen sind HIV-infiziert. Damit will ich nicht einen Todesfall verharmlosen – ich habe eine ganze Reihe von Verwandten und Freunden, die über 80 Jahre alt sind. Aber wir müssen Risiken angemessen bewerten.

    Herzlich
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ

  • „Wir planen mit den Messen“

    DORTMUND // Noch fünf Monate bis zum Beginn von InterTabac und InterSupply – falls die Leitmessen der Branche denn stattfinden können. DTZ sprach darüber mit Sabine Loos, Hauptgeschäftsführerin der Messe Westfalenhallen.

    Frau Loos, wo erreichen wir Sie gerade?
    Sabine Loos: In meinem Büro. Wir sind zwar durch diverse Maßnahmen wie Mobile Office, Abbau von Überstunden und so fort in der Büro-Präsenz ausgedünnter als gewohnt, aber ich bin nahezu jeden Tag vor Ort.

    Sind Sie denn aktuell auch auf dem Messegelände unterwegs? Wie geht es Ihnen dabei?
    Loos: Aufgrund der Größe unseres Geländes ist hier aktuell wahrscheinlich der Platz mit dem größtmöglichen Abstand zueinander. Ab und zu bin ich auf dem Gelände unterwegs. Zum einen nutzen wir die aktuelle Phase, um mehrere Dinge anzupacken, die im laufenden Geschäft schwieriger zu realisieren sind, und natürlich ist es immer ein schöner Moment, sich wieder vorzustellen, dass die Hallen bald wieder mit Ausstellern und Besuchern gefüllt sind.

    Bis zur InterTabac – und zur InterSupply – sind es ja noch einige Monate – wie schätzen Sie die Situation ein: Wird die Messe stattfinden können?
    Loos: Auf Basis der aktuellen Erkenntnisse gehen wir davon aus, dass die wirtschaftlichen Einschränkungen zum Spätsommer weiter gelockert werden. Das gilt sowohl für die Durchführung von Messen als auch für Reisen im In- und Ausland. Insofern gehen wir davon aus, dass InterTabac und InterSupply wie geplant durchgeführt werden können. Zurzeit werden vom Verband der Messeveranstalter intensive Gespräche mit der Bundesregierung und auch mit dem Land Nordrhein-Westfalen geführt, um zeitnah Maßnahmen zur sicheren Durchführung von Messen zu erarbeiten und abzustimmen.

    Worum geht es dabei?
    Loos: Unter anderem um die Reisemöglichkeit von Besuchern aus dem Ausland, um Messen in Deutschland besuchen zu können. Wir beobachten die Entwicklungen und Empfehlungen in allen Bereichen sehr genau. Ziel ist es, sowohl für Aussteller als auch für Besucher vor dem Sommer Planungssicherheit zu schaffen.

    Wahrscheinlich ist jede Planung für Sie und Ihr Team zurzeit ein Stochern im Nebel. Haben Sie dennoch konkrete Überlegungen, wie Sie die Messen sicherer machen können?
    Loos: Wir haben in der gesamten Unternehmensgruppe bereits zu Beginn der Pandemie diverse Maßnahmen für unsere Mitarbeiter, Aussteller und die Besucher umgesetzt. Dazu gehören etwa verstärkte Hygiene-Maßnahmen in den Besucherbereichen, das Aufstellen zahlreicher Desinfektionsspender, Aufklärungskampagnen und vieles mehr. Natürlich sind wir auch schon in der Planung für eine mögliche Durchführung unserer Messen mit Schutzmaßnahmen, wie Schutzmasken, die an unsere Besucher ausgegeben werden können. Diese und zahlreiche weitere Überlegungen begleiten uns derzeit jeden Tag, denn das gesundheitliche Wohl unserer Besucher, Aussteller und Mitarbeiter hat höchste Priorität.

    Blicken wir konkret auf die InterTabac und die InterSupply. Wie ist aktuell der Buchungsstand?
    Loos: Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation wirklich gut. Mit heutigem Stand werden wir, wie gewohnt, die Hallen 1 bis 8 sowie die Westfalenhalle mit den beiden Messen bespielen. Natürlich wird die InterTabac 2020 aufgrund der aktuellen Herausforderungen anders sein als vorangegangene Auflagen der Fachmesse. Das trifft allerdings auf alle Bereiche der Wirtschaft sowie des gesellschaftlichen und privaten Lebens zu. Deshalb kann man ja jetzt nicht alles einstellen. Es muss weitergehen und wir alle müssen Dinge wieder gemeinsam aufbauen, um die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen.

    Und dafür eignen sich diese Fachmessen?
    Loos: Auf jeden Fall. Die InterTabac bietet zusammen mit der InterSupply in allen Segmenten dazu die optimale Plattform. Wir laden herzlich ein, diese zu nutzen.

    Und wo liegt der Schwerpunkt in diesem Jahr?
    Loos: Unter anderem darin, das Angebot für den Fachhandel so attraktiv wie möglich zu gestalten. Dazu zählt auch, das im vergangenen Jahr erstmalig durchgeführte Rahmenprogramm auszubauen und mit tagesaktuellen Themen zu besetzen. Gerade in dieser schwierigen Zeit ist es wichtig, Impulse zu setzen, zu kommunizieren und Erfahrungen auszutauschen. Es ist unverzichtbar, dass die Branche gerade jetzt zusammensteht.

    Gibt es aktuelle Neuerungen?
    Loos: Insbesondere die Besucherservices werden weiter ausgebaut. Eine Auswahl verschiedener Hotels – und Kategorien – ist bereits auf der Internetseite der InterTabac verfügbar. Dort gibt es attraktive Angebote ab 90 Euro pro Person, die bequem und einfach gebucht werden können. Wir nutzen die Zeit auch, um unser Ticketsystem zu optimieren. Auch wenn die Fachbesucher-Registrierung nach wie vor bestehen bleibt, so haben wir die Prozesse deutlich verschlanken können. So wird der Erwerb eines Tickets für alle komfortabler.

    Welche Bedeutung haben InterTabac und InterSupply eigentlich für die Messe Dortmund?
    Loos: Die beiden Messen haben aufgrund ihrer langjährigen Tradition eine hohe Bedeutung für den Messestandort Dortmund. Neben der hohen Internationalität in den Ausstellerreihen sind es vor allem die zahlreichen Besucher, die das Bild der Messe prägen. Die Messen haben darüber hinaus eine große Bedeutung für die Stadt Dortmund, die fest zur weltgrößten Fachmesse für Tabakwaren und Raucherbedarf steht und damit viele Vorteile für Besucher wie Aussteller möglich macht.

    max

  • Positive Wirkung von Nikotin?

    PARIS // Bei der Erforschung des neuartigen Coronavirus sind französische Wissenschaftler auf die möglicherweise schützende Wirkung von Nikotin aufmerksam geworden, berichtet die Nachrichtenagentur AFP.

    Weltweit geringen Zahl an Rauchern unter den Covid-19-Patienten
    Die Annahme beruht auf der geringen Zahl an Rauchern unter den Covid-19-Patienten. Demnach laut mehreren Studien die Rate weltweit zwischen 1,4 und 12,5 Prozent. Im Pariser Krankenhaus La Pitié Salpêtrière soll laut AFP bald sowohl die präventive als auch die therapeutische Wirkung mithilfe von Nikotinpflastern untersucht werden.

    Französische Studie
    Ein genaueres Bild bietet eine neue Studie aus Frankreich: Von den 500 Covid-19-Patienten – darunter 350 im Krankenhaus behandelte Menschen und 150 Patienten mit einem leichteren Krankheitsverlauf – waren nur fünf Prozent Raucher, erklärte der Studienleiter und Professor für Innere Medizin, Zahir Amoura, der Nachrichtenagentur. Das seien 80 Prozent weniger Raucher unter den Covid-Patienten als in der allgemeinen Bevölkerung in der gleichen Alters- und Geschlechtskohorte.

    Die Hypothese
    „Die Hypothese ist, dass Nikotin an Zellrezeptoren anhaftet, die vom Coronavirus genutzt werden und damit die Anhaftung des Virus verhindert", sagt Professor Jean-Pierre Changeux vom Institut Pasteur und dem Collège de France. Somit könne das Virus nicht in die Zellen eindringen und sich im Organismus ausbreiten.

    Laut Professor Amoura soll durch die Studie mit verschieden dosierten Nikotinpflastern erforscht werden, ob zum Beispiel Pflegekräfte präventiv mit einem Pflaster geschützt und Patienten damit behandelt werden können. Für die Studie müsse Frankreichs Gesundheitsminister Olivier Véran jedoch noch grünes Licht geben, heißt es.

    red

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    Drosten warnt und mahnt. Die Bundesländer führen ein einheitliches Vermummungsgebot – ach nein: eine Maskenpflicht ein. Und in den Laboren tüfteln Forscher verschiedener Fachbereiche an Mitteln gegen das Virus. Spannend für unsere Branche: Französische Wissenschaftler vermuten, dass Nikotin helfen könnte.


    Neue Studie aus Frankreich

    Die Annahme beruht auf der geringen Zahl an Rauchern unter den Covid-19-Patienten – weltweit liegt die Rate laut mehreren Studien zwischen 1,4 und 12,5 Prozent. „Die Hypothese ist, dass Nikotin an Zellrezeptoren anhaftet, die vom Coronavirus genutzt werden, und damit die Anhaftung des Virus verhindert", sagt einer der Forscher. Somit könne das Virus nicht in die Zellen eindringen und sich im Organismus ausbreiten. Natürlich darf ein medizinischer Rat der Franzosen nicht fehlen: Zigaretten sollten die Menschen jetzt dennoch nicht kaufen, denn Rauchen gefährde die Gesundheit.

    Schlechte Aussichten für die Wirtschaft
    Wenig erfreulich sind dagegen die Aussichten, die die Bundesregierung gestern beziffert hat. Demnach sinkt das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2020 um 7,25 Prozent, die Verschuldung dürfte von aktuell rund 60 auf dann mehr als 75 Prozent steigen. Das wird Unternehmen und Beschäftigte finanziell auf viele Jahre hinaus erheblich belasten.

    Gute Nachrichten aus Mainz
    Es gibt aber auch gute Nachrichten. Ein Mainzer Unternehmen hat offenbar große Fortschritte beim Entwickeln eines Impfstoffes gemacht. Und: Eine Studie hat den Zusammenhang zwischen Covid-19 und dem Horten von Toilettenpapier entschlüsselt. Die Kurzfassung: Emotionale Menschen, die sich durch das Virus besonders bedroht fühlen, empfinden ihre Vorräte an Toilettenpapier als Hort der Sicherheit. Dann kann ja nichts mehr schiefgehen.

    Ich wünsche Ihnen einen schönen und erfolgreichen Tag.

    Herzlich
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ

  • Keine Großveranstaltungen

    BERLIN // Die Stadt Berlin untersagt Veranstaltungen ab einer Größe von 5000 Teilnehmern bis mindestens zum 24. Oktober. Betroffen davon ist der Berlin Marathon, aber auch Messen wie zum Beispiel die Internationale Funkausstellung – World of Consumer Electronics (IFA), die im September stattfinden sollte.


    Bundesländer und Städte

    Nachdem zuvor bereits das Oktoberfest in München abgesagt wurde, ist nach der Entscheidung der Stadt Berlin damit zu rechnen, dass weitere Städte und Bundesländer diesem Beispiel folgen werden. Nach den Erfahrungen der vergangenen Wochen in der Coronakrise wird eine bundesweite Fristverlängerung für das derzeit bis zum 31. August geltende Verbot von Großveranstaltungen, wozu größere Messen und Volksfeste zählen, immer wahrscheinlicher.

    red

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    geht es Ihnen auch so? Morgens der Blick aus dem Fenster auf einen blauen Himmel, Vögel zwitschern, die Städte und Dörfer erwachen. Alles wirkt normal – nur dass das morgendliche Dehnen und Gähnen der Kommunen etwas später erfolgt, als normalerweise.

    Zweischneidiger Schutz
    Stattdessen stecken wir in einem zunehmend misslaunig ertragenen Lock-down, in dem über Maskenpflicht und Corona-App diskutiert wird. Übrigens: Eine Doktorarbeit an der TU München hat 2004 untersucht, wie sich das Tragen von Gesichtsmasken auswirkt. Die wichtigsten Ergebnisse: Bakterien werden abgefangen, Viren nicht. Dafür atmen die Träger massiv das im Köper erzeugte Kohlendioxid ein, was zu Müdigkeit und Herzbeschwerden führt.

    Pathologen melden sich zu Wort
    Wie ungesund der Aktionismus in der Krise ist, zeigt sich auch am Umgang mit den Corona-Toten. Während das Robert-Koch-Institut bis vor zwei Wochen noch dringend empfohlen hat, von Obduktionen abzusehen, haben einige Pathologen begonnen, die Verstorbenen auf den Grund für das Eintreten des Todes zu untersuchen. Die ersten Ergebnisse aus Hamburg und aus der Schweiz zeigen: Ausnahmslos alle Patienten hatten schwere gesundheitliche Vorschädigungen. Diese Personengruppen müssen wir jetzt schützen – stattdessen dürfen kleine Kinder auf unabsehbare Zeit nicht mehr in die Kindergärten.

    Mit aller Kraft gegen Covid-19
    Übrigens: Laut Forrester Research treten viele Staaten in diesen Tagen in Phase 3 der Pandemie-Bekämpfung ein. Dabei geht es auch darum, wie Unternehmen mit der Krise umgehen. Und das ist etwas, das mich durchaus mit Stolz erfüllt: Zahlreiche, gerade kleinere Firmen stemmen sich mit aller Kraft gegen die wirtschaftlichen Folgen von Covid-19, kreativ, optimistisch und kraftvoll. Das macht Hoffnung!

    Ich wünsche Ihnen einen guten und erfolgreichen Tag.

    Herzlich,
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    Corona und kein Ende?! Gerade lockern die Bundesländern mit Trippelschritten einen Teil der Lock-down-Maßnahmen (in Abstimmung mit der Bundesregierung, wohlgemerkt), da rudert Berlin schon wieder zurück. Staats-Virologe Christian Drosten warnt eindringlich vor der zweiten Welle, und die Kanzlerin kritisiert ungewöhnlich scharf die „Öffnungsdiskussionsorgien“. Das Problem: Die Länderchefs – allen voran Laschet und Söder – setzen unterschiedliche Präferenzen. Kein Wunder, denn nur durch Schärfen des eigenen Profils kann man sich für die nächsten Wahlen in Position bringen. Deutschland nützt das nicht.

    Pandemien gab es schon immer
    Ist Corona eine nie dagewesene Krise? Wer sich an die Hongkong-Grippe 1969/1970 erinnert, weiß: Durch Viren verursachte Pandemien gab es schon immer – und wird es wohl auch immer geben. Vor 50 Jahren war die Lage allerdings besonders gravierend: Allein in Westdeutschland starben damals 40.000 bis 50.000 Menschen, die meisten an Lungenentzündungen. Tote wurden bei starkem Frost in Gewächshäusern gestapelt, weil sie nicht unter die Erde gebracht werden konnten, Schulen machten dicht, ganze Branchen lagen still. Die Parallelen zu heute sind erstaunlich. Weltweit kostete diese Pandemie zwischen einer und zwei Millionen Menschenleben.


    Hoffnung auf Impfstoff

    Meine Zahlen des Tages: 155 und 79. Weltweit arbeiten Forscher an Medikamenten und Impfstoffen gegen das Corona-Virus. 155 Mittel – die meisten sind bereits als Mittel gegen virale Infektionen zugelassen – werden derzeit auf ihre Wirksamkeit in Sachen Covid-19 getestet. Und 79 Impfstoffkandidaten – leider alle noch im Entwicklungsstadium – werden gerade auf ihre Tauglichkeit untersucht. Das hat eine Metastudie aus Österreich ergeben. Und das macht Hoffnung.

    Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.

    Herzlich
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ

  • Altria-Chef tritt zurück

    RICHMOND // Der langjährige Chef von Altria (Marlboro), Howard Willard, ist nach einer Erkrankung an Covid-19 zurückgetreten.

    Billy Gifford neuer Vorstandsvorsitzender
    Zum neuen Vorstandsvorsitzenden ernannte das US-Unternehmen laut Mitteilung vom Freitag den bisherigen Finanzchef Billy Gifford. Willard, der 28 Jahre für den Konzern tätig war, hatte sich im März wegen einer Infizierung mit dem Coronavirus vorübergehend beurlauben lassen.

    Er erhole sich zwar von der Krankheit, habe sich aber entschieden, ganz von seinen Ämtern zurückzutreten, erklärte Altria. Seinen Posten als Vorsitzender des Verwaltungsrats übernehme der unabhängige Direktor Thomas Farrell.

    red

  • Corona-Pandemie: Bund und Länder beschließen Lockerungen

    MAINZ // „Unsere Strategie war immer, das Infektionsgeschehen so unter Kontrolle zu halten, dass für alle schwer Erkrankten ausreichend Behandlungskapazitäten vorhanden sind. Das ist uns gelungen und das bleibt auch unser Kriterium für die Lockerungen“, sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer nach der mehrstündigen Videoschaltkonferenz der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefs der Länder am Abend des 15. Aprils.

    „Wir haben durch die Beschränkungen der vergangenen Wochen erreicht, die Infektionsgeschwindigkeit zu bremsen. Im März hat ein Erkrankter vier bis fünf Menschen angesteckt, heute liegt die Reproduktionsrate bei Neuansteckung bei eins. Wir haben durch die Sicherheitsmaßnahmen erreicht, dass heute mehr Menschen von Covid-19 wieder genesen als erkranken“, so Ministerpräsidentin Dreyer.

    Ausbreitungsgeschwindigkeit begrenzt
    Die Ausbreitungsgeschwindigkeit sei begrenzt, aber die Seuche noch nicht besiegt. Deshalb werde der Alltag noch lange durch den Kampf gegen das Coronavirus bestimmt. Gleichzeitig stehen man vor der Aufgabe, Schritt für Schritt das öffentliche Leben wieder zu beginnen, den Bürgern wieder mehr Freizügigkeit zu ermöglichen und das Wirtschaftsleben wieder stärker aufzunehmen. Für sie sei es wichtig, sicherzustellen, dass die Lockerungen, die am 15. April beschlossen wurden, nicht zu einem Rückschlag führen. „Deswegen liegt allem zugrunde, dass wir alle Menschen in Deutschland so gut wie möglich vor der Infektion schützen. Das gilt besonders für vorerkrankte Menschen, aber auch bei jüngeren Infizierten gibt es schwere Verläufe. Deswegen stehen für uns überall dort, wo wir die Kontaktbeschränkungen lockern, Infektionsschutz und Hygienemaßnahmen besonders im Mittelpunkt,“ so Malu Dreyer.

    Weiterhin Abstandhalten
    Die beschlossenen Maßnahmen im Einzelnen:
    [bul]Kontaktbeschränkungen bleiben: Die wichtigste Maßnahme bleibt Abstandhalten von 1,5 Metern in der Öffentlichkeit. Dort soll man sich auch weiterhin entweder allein oder nur mit einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person oder den Angehörigen des eigenen Hausstandes aufhalten. Großveranstaltungen bleiben mindestens bis 31. August 2020 untersagt.

    [bul]Ziel ist, die Verbreitung des Virus effektiv zu kennen und die Verbreitung zu verhindern, durch Ausbau der Kontaktnachverfolgung. Dafür soll eine digitale „contact tracing“ App zum Einsatz kommen und eine weitere Erhöhung der Testkapazitäten erreicht werden.

    [bul]Beschaffung medizinischer Schutzausrüstung: Der Bund unterstützt die Länder sowie die kassenärztliche Vereinigung bei der Beschaffung von medizinischer Schutzausrüstung für das Gesundheitswesen. Länder und Einrichtungen werden daneben alle Anstrengungen unternehmen, selbst zu beschaffen. Neben der Beschaffung, vornehmlich im Ausland, werden auch im Inland unter Hochdruck Kapazitäten für entsprechende Produkte aufgebaut. Das vordringliche Ziel besteht in einer Vollversorgung der Einrichtungen des Gesundheitswesens und der Pflege mit medizinischen Schutzmasken, die den Träger vor Infektionen schützen.

    „Für den Alltagsgebrauch gelten hinsichtlich des Tragens von Masken im öffentlichen Raum die Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes, nach denen das Tragen sogenannter (nicht medizinischer) Alltagsmasken oder Community Masken in öffentlichen Räumen das Risiko von Infektionen reduzieren kann. „Insofern wird die Nutzung von sogenannten Alltagsmasken im ÖPNV und im Einzelhandel dringend empfohlen“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

    [bul]Für vulnerable Gruppen und insbesondere für Pflegeheime, Senioren- und Behinderteneinrichtungen werden weiterhin nach den jeweiligen lokalen Gegebenheiten und in den jeweiligen Institutionen besondere Schutzmaßnahmen ergriffen. Es ist jedoch zu beachten, dass diese Maßnahmen nicht zu einer vollständigen Isolation der betroffenen Personen führen dürfen. Daher soll für die jeweilige Einrichtung unter Hinzuziehung von externem Sachverstand, insbesondere von Fachärzten für Krankenhaushygiene, ein spezifisches Konzept entwickelt werden und dieses im weiteren Verlauf eng im Hinblick auf das Infektionsgeschehen im jeweiligen Umfeld weiterentwickelt und angepasst werden.

    Öffnung von Schulen und kleineren Geschäften
    [bul]Die Öffnung von Kindergärten, Schulen und Hochschulen bedarf eines zeitlichen Vorlaufs, damit vor Ort die notwendigen Vorbereitungsmaßnahmen getroffen und zum Beispiel die Schülerbeförderung organisiert werden können. Die Notbetreuung wird fortgesetzt und ausgeweitet.

    Prüfungen und Prüfungsvorbereitungen der Abschlussklassen dieses Schuljahres sollen nach entsprechenden Vorbereitungen unmittelbar wieder stattfinden. Ab dem 4. Mai können prioritär auch die Schüler der Abschlussklassen und qualifikationsrelevante Jahrgänge der allgemeinbildenden sowie berufsbildenden Schulen, die im nächsten Schuljahr ihre Prüfungen ablegen und die letzte Klasse der Grundschule beschult werden.

    Die Kultusministerkonferenz wird beauftragt, bis zum 29. April ein Konzept für weitere Schritte vorzulegen, wie der Unterricht unter besonderen Hygiene- und Schutzmaßnahmen, insbesondere unter Berücksichtigung des Abstandsgebotes durch reduzierte Lerngruppengrößen, insgesamt wieder aufgenommen werden kann.

    In der Hochschullehre können neben der Abnahme von Prüfungen auch Praxisveranstaltungen, die spezielle Labor- bzw. Arbeitsräume an den Hochschulen erfordern, unter besonderen Hygiene- und Schutzmaßnahmen wiederaufgenommen werden.

    [bul]Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern können unter Auflagen zur Hygiene, Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschlangen wieder öffnen: Unabhängig von der Verkaufsfläche dürfen auch KfZ-Händler, Fahrradhändler, Buchhandlungen, Bibliotheken und Archive wieder öffnen.

    [bul]Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Regierungschefs der Länder sind sich bewusst, dass die Religionsausübung ein besonders hohes Gut darstellt. Gerade vor dem Hintergrund der Schwierigkeiten, die diese Epidemie und ihre Folgen für viele Menschen auslöst, kann gelebter Glaube, Kraft und Zuversicht spenden. Nach allem, was jedoch über die Rolle von Zusammenkünften bei der Verbreitung des Virus sowie über die Ansteckungsgefahr und die schweren Verläufe bei vulnerablen Gruppen bekannt ist, ist es weiter dringend geboten, sich auf die Vermittlung von religiösen Inhalten auf medialem Weg zu beschränken. Zusammenkünfte in Kirchen, Moscheen, Synagogen sowie religiöse Feierlichkeiten und Veranstaltungen und die Zusammenkünfte anderer Religionsgemeinschaften sollen zunächst nicht stattfinden.

    Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Sport wird zusammen mit Ländervertretern das Gespräch mit Vertretern der Religionen aufnehmen, um einen möglichst einvernehmlichen Weg vorzunehmen.

    Verantwortung für die Mitarbeiter
    [bul]Auch in der Pandemie wollen wir in Industrie und Mittelstand sicheres Arbeiten möglichst umfassend ermöglichen. Ausgenommen bleiben wirtschaftliche Aktivitäten mit erheblichem Publikumsverkehr. Die Arbeitgeber haben eine besondere Verantwortung für ihre Mitarbeiter, um sie vor Infektionen zu schützen. Infektionsketten, die im Betrieb entstehen, sind schnell zu identifizieren. Deshalb muss jedes Unternehmen auch auf der Grundlage einer angepassten Gefährdungsgrundlage sowie betrieblichen Pandemieplanung ein Hygienekonzept umsetzen.

    [bul]Bund und Länder unterstützen die Wirtschaft, gestörte internationale Lieferketten wiederherzustellen. Dafür richten sie Kontaktstellen für die betroffenen Unternehmen ein.


    Reisewarnung und Quarantäne

    [bul]Um eine weitere Ausbreitung des Virus möglichst zu verhindern, bleiben die Bürger aufgefordert, generell auf private Reisen und Besuche – auch von Verwandten – zu verzichten. Das gilt auch im Inland und für überregionale tagestouristische Ausflüge. Die weltweite Reisewarnung bleibt aufrechterhalten. Übernachtungsangebote im Inland werden weiterhin nur für notwendige nicht touristische Zwecke zur Verfügung gestellt.

    Für Ein- und Rückreisende bleibt weiter eine zweiwöchige Quarantäne nach den Bestimmungen der vorm Bund vorgegebenen Musterverordnung vom 8. April 2020 vorgesehen. Für den Warenverkehr, für Pendler und andere beruflich Reisende bleibt die Einreise nach Deutschland und die Ausreise aus Deutschland weiter wie bisher grundsätzlich möglich.

    [bul]Im weiteren Verlauf muss berücksichtigt werden, dass die Epidemie sich in Deutschland nicht gleichmäßig ausbreitet. Während einige Landkreise gar nicht betroffen sind, kommt es in anderen Regionen zu Überlastungen im Gesundheitswesen und dem öffentlichen Gesundheitsdienst. Deshalb werden Bund und Länder schnell abrufbare Unterstützungsmaßnahmen für besonders betroffene Gebiete bereitstellen und stimmen sich dabei mit den Krisenstäben von Bund und Ländern eng ab.

    [bul]Der Impfstoffentwicklung kommt eine zentrale Bedeutung zu. Mit Unterstützung von Forschungseinrichtungen von Bund und Ländern wird eine SARS.CoV-2-Datenbank aufgebaut, in der stationäre Behandlung dokumentiert und ausgewertet werden.

    Fazit der Ministerpräsidentin
    Als Fazit stellt Malu Dreyer fest: „Mit diesem Beschluss ergreifen Bund und Länder zahlreiche Maßnahmen, um die Infektionsketten besser kontrollieren zu können. Es ist eine Lockerung in Phasen, weil wir jeweils überprüfen müssen, ob die neuen Lockerungen nicht zu einem zu hohen Infektionsanstieg führen. Deswegen werden wir etwa alle zwei Wochen die Infektionsdynamik kontrollieren.“

    red