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  • Immer mehr Jobs

    NÜRNBERG // Für 2022 erwartet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) eine weitere Erholung am Arbeitsmarkt – falls der Ukraine-Krieg nicht mit weiteren Eskalationen einhergeht.

    Die Forscher rechnen mit einer leichten Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in allen Bundesländern und einem Abbau der Arbeitslosigkeit. Die jetzt veröffentlichte regionale Arbeitsmarktprognose des IAB ist jedoch mit besonders großer Unsicherheit behaftet.

    „Der Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen Monaten recht robust entwickelt, was tendenziell auch für das laufende Jahr erwartet wird. Dennoch wird die noch im Herbst erwartete wirtschaftliche Erholung durch den Krieg in der Ukraine deutlich ausgebremst“, berichtet IAB-Forscherin Anja Rossen. Für Ost- und Westdeutschland dürfte sich die Arbeitslosigkeit leicht unterschiedlich entwickeln. Für Westdeutschland prognostiziert die Studie im Jahresdurchschnitt 2022 einen etwas stärkeren Rückgang von 14,0 Prozent gegenüber 11,5 Prozent für Ostdeutschland.

    Aber, so das IAB: „Unter anderem aufgrund des Krieges in der Ukraine und der damit verbundenen Unsicherheit bei der Rohstoff- und Energieversorgung sowie wegen des ungewissen Fortgangs der Covid-19-Pandemie sind die Prognosen für dieses Jahr mit besonders großer Unsicherheit behaftet.“

    pi

  • Staat zahlt Hilfen

    BERLIN // Die Bundesministerien für Wirtschaft und für Finanzen nehmen seit 23. Juli Anträge auf [link|https://bit.ly/3BS955b]„Überbrückungshilfe III Plus“[/link] entgegen.

    Damit will die Regierung Firmen, Solo-Selbstständige und Freiberufler aller Branchen mit einem Jahresumsatz bis zu 750 Millionen Euro unterstützen. Die Grenze entfällt für von Schließungsanordnungen auf Grundlage eines Bund-Länder-Beschlusses betroffene Unternehmen unter anderem des Einzelhandels.

    Neu: „Restart-Prämie“
    Die Bedingungen entsprechen denjenigen der Überbrückungshilfe III. Neu hinzugekommen ist eine „Restart-Prämie“, die es Betrieben erleichtern soll, Personal schneller aus der Kurzarbeit zurückholen, neu einzustellen oder anderweitig die Beschäftigung zu erhöhen.

    Die Überbrückungshilfe III Plus kann nur über einen „prüfenden Dritten“ beantragt werden. Die Antragsfrist endet am 31. Oktober 2021.

    red

  • Mehrarbeit für Eltern

    NÜRNBERG // Rund 52 Prozent der Mütter mit Kindern unter 14 Jahren haben ihre Arbeitszeit zu Beginn der Pandemie im April 2020 zumindest teilweise auf die Abendstunden oder das Wochenende verlagert. Für Väter traf dies auf rund 31 Prozent zu.

    Das zeigt eine jüngst veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Der Anteil bei Müttern sank bis Oktober 2020 auf rund 26 Prozent, lag im Schnitt aber deutlich höher als bei Vätern mit rund 18 Prozent.


    Arbeit am Wochenende

    „Vor allem Mütter arbeiteten häufiger am Wochenende oder abends, unter anderem um ihre Kinder bei Schul- und Kitaschließungen oder während des Distanzunterrichts betreuen zu können.“, erklärt IAB-Forscherin Corinna Frodermann. Insgesamt haben 33 Prozent der Beschäftigten, die im April 2020 Kinder unter 14 Jahre zu betreuen hatten, ihre Arbeitszeiten zumindest teilweise verlagert. Bei denjenigen ohne Kinder waren es 16 Prozent. Neben der Sorgearbeit gibt es auch Hinweise, dass Homeoffice eine Rolle für die Verschiebung der Arbeitszeiten spielt. Mehr als ein Drittel derjenigen, die zumindest teilweise von zu Hause arbeiteten, gab im April 2020 an, zu anderen Zeiten zu arbeiten als noch vor der Pandemie. Bei den Beschäftigten, die kein Homeoffice nutzten, waren es nur knapp 15 Prozent.

    pi

  • Habanos behauptet seine Marktposition

    HAVANNA // Habanos S.A. erzielte im Pandemiejahr 2020 einen Gesamtumsatz in Höhe von 507 Millionen US-Dollar (422,3 Millionen Euro). Gegenüber dem Vorjahr bedeutete dies einen Rückgang von vier Prozent. Diese Zahlen gab der kubanische Zigarrenexporteur bei den „1. Habanos World Days“ bekannt, die vom 4. bis zum 6. Mai stattfanden.

    „Festival del Habano“
    Die virtuelle Veranstaltung war ein Ersatz für das ansonsten alljährlich stattfindende „Festival del Habano“, das wegen der Covid-19-Pandemie abgesagt werden musste.

    Laut Leopoldo Cintra González, Commercial Vice-President, und José María López Inchaurbe, Vice-President of Development, konnte Habanos seine weltweite Führungsposition bei Premiumzigarren außerhalb der USA behaupten. In den Vereinigten Staaten, dem größten Zigarrenmarkt der Welt, ist Habanos mit seinen Marken offiziell nicht vertreten.

    Märkte für Habanos
    Die absatzstärksten Märkte für Habanos sind China, Spanien, Frankreich, Deutschland und die Schweiz. Zum ersten Mal in der Geschichte des Unternehmens ist China zum führenden Markt in der Welt der Habanos aufgestiegen.

    Nach Regionen bleibt Europa mit einem Anteil von 60 Prozent der Habanos-Hauptmarkt, gefolgt von Asien-Pazifik (16,2 Prozent), Amerika (13,6 Prozent) sowie Afrika und der Nahe Osten mit einem Anteil von 10,4 Prozent).

    Auf den Habanos World Days wurde das „Jahr der Cohiba“ ausgerufen. Anlässlich des 55. Geburtstags der kubanischen Top-Marke werden drei neue Vitolas eingeführt. Dabei handelt es sich um die „Cohiba 55 Aniversario Edición Limitada“, die „Cohiba Ambars“ und die „Cohiba Ideales“.

    Neuvorstellungen
    Weitere Neuvorstellungen sind die „Montecristo Wide Edmundo“ und die Partagás Gran Reserva Cosecha 2015“. Darüber hinaus wird es 2021 Spezialitäten für die Las Casas del Habano sowie für Duty-free und Travel Retail geben.

    Habanos verfügt über ein exklusives Vertriebsnetz in mehr als 150 Ländern. Das Unternehmen vermarktet weltweit 27 Premiumzigarren-Marken.

    red

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    als meine Kinder klein waren, hörten sie auf Autofahrten meist die Geschichten von „Juli und das Monster“. In einer dieser kurzen Erzählungen hat der Titelheld Ärger mit einer Kindergarten-Kameradin. Dummerweise sieht das die Erzieherin und stellt ihn zur Rede. Es endet damit, dass Juli sich entschuldigen muss. Aber er sagt es ganz schnell und ganz leise und die Hand gibt er ihr nicht. Sie ahnen, worauf ich hinauswill:

    Unsere Kanzlerin hat um Verzeihung gebeten, ganz schnell (gerade vier Minuten dauerte der Auftritt) und ziemlich leise. Dabei ist die Bitte um Entschuldigung nur der letzte Schritt einer langen Reihe von kopflosem Agieren. Allein die Art, wie die Entscheidung für die österlichen Ruhetage zustande gekommen ist… Stimmt es, was Bodo Ramelow, immerhin selbst einer der Landesfürsten und Teilnehmer der berüchtigten „MPK“, berichtet, dann ist der Umgang in diesem inoffiziellen Corona-Entscheidungsgremium zumindest gewöhnungsbedürftig: Ramelow sagte, es habe eine Bitte um eine 15-minütige Pause gegeben. Und nach sechs Stunden habe er immer noch darauf gewartet, dass Merkel und einige Länderchefs in die Schalte zurückkehren würden. Ich erspare Ihnen an dieser Stelle jede Anspielung auf neue Highscores in Sachen Candy Crush. Aber wenn es doch im Land brennt – dann habe ich doch nicht die Zeit, stundenlang abzuwarten.

    Erleichterung
    Die aufkeimende Erleichterung nach der Rücknahme der zusätzlichen Feiertage wich schnell neuer Bestürzung – wenn auch mit geringerer Betroffenheit. Offenbar möchte Berlin jetzt Auslandsreisen verbieten. Ein entsprechender Prüfauftrag sei ergangen, hieß es.

    Und jetzt ein kurzer Ausflug in die Yellow Press. Auf T-Online durfte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, unermüdlich von Talkshow zu Talkshow tingelnd und als „Dr. Doom“ in weiten Teilen der Bevölkerung als Heilsbringer verehrt, seine Gefühlswelt ausbreiten. Ich freue mich, berichten zu dürfen, dass es dem Pandemie-Fachmann wirklich gut geht. Während Millionen Bundesbürger um ihre Jobs und ihre Existenz bangen, Kinder und Senioren in Depressionen verfallen und wir unseren Nachfahren gigantische Schuldenberge zusammenschieben, erklärt Lauterbach: „Zum kompletten Glück fehlt mir eine liebevolle Frau.“ Wir freuen uns!

    Lichtblick
    Einziger Lichtblick: Seitens der Arbeitslosenzahlen und der Insolvenzen gibt es (noch) keine allzu üblen Nachrichten. Auf die Gefahr hin, dass ich mich bei den Schwarzsehern einreihe: Ich glaube nicht, dass unsere ökonomische Lage tatsächlich so glimpflich ist, wie es derzeit den Anschein hat. Wir werden das wohl erst nach der Bundestagswahl im September realistisch beurteilen können.

    Ostern ist ja traditionell die Zeit der Friedensmärsche. Wofür werden die Teilnehmer in diesem Jahr auf die Straße gehen? Große Konflikte sehen wir derzeit doch vor allem im eigenen Land. Die Spaltung zwischen den Anhängern der Corona-Maßnahmen und den angeblichen Covid-Leugnern wird unermüdlich von beiden Seiten geschürt und damit immer tiefer. Ich bin schockiert, wenn ich lese, dass in Kassel eine Frau aus dem dritten Stock Wassereimer auf die Demonstranten bei einem gerichtlich erlaubten Umzug leert. Ich bin auch schockiert, wenn Prominente – oft ohne Hintergründe zu kennen – gegen auf Fotos dargestellten Situationen wettern, etwa der bereits erwähnte Bodo Ramelow über eine Polizistin, die am Rande einer Demo mit den Händen ein Herz formt; Ramelow twittert: „ein verstörendes Foto!“ Und ich bin schockiert, wenn jeder Versuch einer inhaltlichen Auseinandersetzung in kürzester Zeit in Beschimpfungen endet. Ersparen Sie es sich, auf Twitter, Facebook oder Instagram die entsprechenden Kommentare zu verfolgen.

    Diskussion
    Lesen Sie doch stattdessen – über die Feiertage, an denen wir uns, statt jeden Tag stundenlang an der frischen Luft zu sein, nach dem Willen unserer Politiker und vieler Mediziner in die eigenen vier Wände zurückziehen sollen – mal etwas Gutes. Ich empfehle zum Beispiel die Seite freitag.de unter der Ägide von Jakob Augstein, dem Sohn des Spiegel-Gründers. Dort beteiligen sich kluge Köpfe an einer Diskussion „Für die offene Gesellschaft“. Dort heißt es einleitend: „Die Diskussionen in dieser Pandemie sind vergiftet. Tauschen wir uns endlich ruhig und angstfrei aus.“ Genau!

    Kein gutes Signal
    Kurz nach dem Redaktionsschluss der Druckauflage von DTZ erreichte uns die Nachricht, die wir befürchtet haben: Die InterTabac und die InterSupply 2021 fallen aus. Ich halte das für kein gutes Signal für die Branche, denke zudem, in einem halben Jahr wäre vieles möglich gewesen, verstehe aber auch die Bedenken der Verantwortlichen. Im laufenden Jahr wird es also keine Fachmesse in Deutschland geben – auch eine hybride oder komplett virtuelle Ausstellung ist nicht vorgesehen. Das finde ich ausgesprochen schade, denn damit werden die Marktteilnehmer 2022 auf drei Jahre ohne ein Zusammenkommen im Messerahmen zurückblicken. Hoffen wir, dass diese Leitmessen 2022 tatsächlich stattfinden werden.

    Tabaksteuermodernisierungsgesetz
    Über aller Aufregung um die pandemische Krise soll nicht vergessen werden, dass das Kabinett im Eilschritt dem Entwurf zum Tabaksteuermodernisierungsgesetz zugestimmt hat. Ich fürchte, daran wird sich auch im parlamentarischen Verfahren und in den Ausschüssen nicht mehr viel ändern. Zigarette und Feinschnitt, Zigarre/Zigarillo und Pfeifentabak können ganz gut damit leben. Für Tabakerhitzer und E-Zigarette bedeutet das dramatische Verschlechterungen. Viele Unternehmer werden sich jetzt überlegen, ob sie weiter in diesem Markt aktiv sein wollen. Eine ganze Reihe von Anbietern dürften in den kommenden Monaten und Jahren die Segel streichen. Für die Branche, die Wirtschaft und die Konsumenten, die eine weniger risikoreiche Alternative zur klassischen Zigarette suchen, ist das auch gesundheitspolitisch eine Katastrophe. Aber auch das passt ja ins Bild.

    Ich wünsche Ihnen dennoch ein frohes und friedliches Osterfest.

    Herzlich,
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    es ist schon erstaunlich, wie sich die Argumentation manchmal umkehrt. Wir hatten das ja an dieser Stelle schon: Jeder, der „an oder mit“ dem Virus stirbt, ist ein Corona-Toter, und das auch, wenn etwa der Nachweis der Virus-DNA bereits Wochen oder gar Monate zurückliegt. Jeder, der nach einer Impfung stirbt, war ohnehin in einem Alter, in dem man schon mal sterben darf. Übrigens sind das die gleichen Experten, die nun sagen, Nebenwirkungen seien gering, das müsse man in Kauf nehmen. Ob sie das den Angehörigen der Verstorbenen ins Gesicht sagen?

    Impfen
    Und während hierzulande noch rumgedruckst wird, ob denn wirklich der AstraZeneca-Impfstoff schuld sei, sagen zum Beispiel norwegische Ärzte, die „Impf-Tote“ untersucht haben: „Ja, es war das Vakzin!“ Wir dürfen gespannt sein auf weitere Enthüllungen (und ich behellige Sie hier nicht mit weiteren Sterbezahlen), die Impfstoffe auch anderer Hersteller betreffend. (Und ich bin gewiss kein Impfgegner!)

    Pharma-Konzerne
    Eine Zahl möchte ich Ihnen aber dennoch nennen: 200 Milliarden US-Dollar (das entspricht etwa dem Bruttoinlandsprodukt von Griechenland). Das ist die Summe, die die Pharma-Konzerne im laufenden Jahr mit Impfstoffen umsetzen werden. Und bei einer guten Skalierbarkeit der Produktion dürfte die Gewinnspanne auch ganz ansehnlich sein. Reicht aber nicht. So kündigte Pfizer-Finanzchef Frank D’Amelio vor einigen Tagen an, der gemeinsam mit Biontech entwickelte und vertriebene Impfstoff werde teurer.

    Schnelltests
    Und noch ein Aspekt ist mir wichtig: die Tests. Jetzt sollen die Schnelltests ja dabei helfen, die Pandemie in den Griff zu bekommen. In der Talk-Sendung „Anne Will“ erklärte der omnipräsente Heilsbringer Karl Lauterbach (SPD), mit einem Antigen-Tests am gleichen Tag könne man die Außengastronomie besuchen. Auf die Nachfrage einer Gastwirtin, warum man die Menschen nicht auch in Innenräumen bewirten könne, wenn sie doch getestet seien, stammelte Lauterbach etwas herum und erklärte dann, der Test sei zwar sehr gut, aber in sechs von zehn Negativ-Fällen liege trotzdem eine Infektion vor. Im Klartext: Zehn Gesunde gehen ein Bier trinken, sechs gaben hinterher Covid-19! Großes Kino!

    Laborbefunde
    Wer Spaß am Bewerten von Zahlenreihen hat, sollte sich mittwochs den Lagebericht des Robert-Koch-Instituts vornehmen. Dann sind nämlich auch Teststatistiken (nur PCR) enthalten. Aktuell steigt vor allem die Zahl der Tests, die Positivenquote zieht nur langsam an. Und ich – zugegeben medizinischer Laie – frage mich, wie eine ungleich infektiösere Variante wie die berüchtigte B.1.1.7 es bereits auf einen Anteil von 72,2 Prozent in den Laborbefunden gebracht hat, die Zahl der „Neuinfektionen“ jedoch trotzdem nur langsam steigt. Und vergessen wir nicht: Je mehr getestet wird, desto mehr findet man.

    Betroffene
    Ach ja: Derzeit hören wir ja, dass immer mehr Kinder – auch schwer – erkranken. Auch das lässt sich aus den offiziellen Daten des RKI nicht ablesen. Offenbar handelt es sich hier wieder einmal um einen Versuch, die Panik in weiten Teilen der Bevölkerung (und Eltern haben naturgemäß Sorge um das Wohlergehen ihrer Kinder) aufrecht zu erhalten.

    Ältere sind übrigens ebenfalls nur noch in geringem Umfang betroffen. Kein Wunder, sie sind ja auch geimpft. Was schwer nachvollziehbar ist, sind verschiedene Klagen, etwa eines bayerischen Pflegeheimbetreibers, der sich dagegen auflehnt, dass seine Patienten trotz Impfung immer noch nicht wieder im Speisesaal zusammen essen dürfen. Oder das – ebenfalls zweimal geimpfte – Ärztepaar, das für 14 Tage in Quarantäne geschickt wurde, weil die Tochter positiv getestet worden war.

    Einschätzung
    Lassen Sie mich mit einer pessimistischen Einschätzung schließen: Genausowenig, wie das politische Berlin die Corona-Krise in den Griff bekommt, genauso wenig wird sie die finanziellen und wirtschaftlichen Folgen bewältigen. Da werden Bürger und Unternehmen gefragt sind. Keine erfreulichen Aussichten!

    Ich wünsche Ihnen dennoch ein wunderbares Frühlingswochenende.

    Herzlich,
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ

  • Hilfen kommen nicht an

    MAINZ // Rund 85 Prozent (84,9 Prozent; Händler: 83 Prozent) der befragten Unternehmer sind trotz Umsatzeinbußen aktuell noch zahlungsfähig. Das ergab eine Umfrage des Freiburger Software-Herstellers Lexware unter 5650 Selbstständigen, davon 222 Händlern – vorrangig stationär – im März 2021.

    Altersvorsorge
    Allerdings: 30,5 Prozent der aktuell zahlungsfähigen Selbstständigen (Handel: 31,1 Prozent) gehen davon aus, in den nächsten zwölf Monaten auf ihre Altersvorsorge zurückgreifen zu müssen. Rund jeder Neunte (10,9 Prozent; Handel: 12,2 Prozent) rechnet sogar damit, binnen eines Jahres die Selbstständigkeit komplett aufgeben zu müssen.

    Corona-Hilfen
    Dramatisch: Über die Hälfte der Befragten hat die staatlichen Corona-Hilfen bis dato noch gar nicht oder nur teilweise erhalten (57,3 Prozent). Allein die Novemberhilfe hat 47,2 Prozent der Befragten noch nicht oder nur teilweise erreicht.

    Kein Wunder, dass 71,2 Prozent der befragten Händler die Hilfspolitik der Bundesregierung kritisieren.

    pi

  • Arbeitsvolumen eingebrochen

    NÜRNBERG // Mit einem Rückgang um 4,7 Prozent auf 59,64 Milliarden Stunden ist das Arbeitsvolumen im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie so stark eingebrochen wie noch nie. Dies geht aus der am Arbeitszeitrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

    Jahresarbeitszeit
    „Die durchschnittliche Arbeitszeit je Erwerbstätigen im Jahr 2020 sank um mehr als 50 Stunden auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung“, erklärt Enzo Weber vom IAB. Im Mittel lag die Jahresarbeitszeit der Erwerbstätigen im Jahr 2020 bei 1332 Stunden und verringerte sich damit um 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Selbstständige und mithelfende Familienangehörige gingen 2020 durchschnittlich 1806 Stunden einer Erwerbstätigkeit nach, bei beschäftigten Arbeitnehmern waren es 1285 Stunden. Die Zahl der Erwerbstätigen ist mit 1,1 Prozent erstmals seit 16 Jahren gesunken und lag im Jahresdurchschnitt bei 44,8 Millionen Personen.

    Kurzarbeit
    Der größte Anteil der Arbeitszeitreduktion 2020 ist der enorm hohen Zahl an Kurzarbeitenden geschuldet, die ersten Hochrechnungen zufolge mit 2,9 Millionen Personen die etwa 1,1 Millionen Kurzarbeitenden im Krisenjahr 2009 deutlich überstieg. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Kurzarbeitereffekt – also der Arbeitsausfall aufgrund der Kurzarbeit je Beschäftigtem – mit 40,5 Stunden 2020 massiv gestiegen.

    Der Krankenstand lag mit 4,4 Prozent im Jahr 2020 leicht über dem Vorjahresniveau, was zu einem etwas höheren Arbeitsausfall führte. Auch der Trend hin zu Nebentätigkeiten hat sich mit einem Rückgang um 100 000 Personen gegenüber 2019 abgeschwächt.

    Die Komponente Urlaub und sonstige Freistellungen ist auf 32,4 Tage im Jahr 2020 gestiegen, im Vergleich zu 2019 ist dies ein Anstieg um 1,4 Tage. Dies sei insbesondere auf mehr Freistellungen aufgrund der Covid-19-Pandemie zurückzuführen.

    pi

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    Vor einigen hundert Jahren war die herrschende Mehrheitsmeinung, die Erde sei eine Scheibe. Nun: Dank einiger heller Köpfe wissen wir längst, dass wir auf einer Kugel leben. Es ließen sich zahlreiche Beispiele dafür aufführen, dass es manchmal durchaus radikalen Denkens bedarf, um Wissen zu erweitern, Fortschritt zu kreieren. Umso erstaunlicher ist es, dass jede Minderheitenmeinung in Sachen Corona heute mit Verweis auf die Mehrheit der Wissenschaftler, die das anders sieht, abgebügelt wird. Fast könnte man den Eindruck bekommen, es gehe gar nicht darum, mehr über das Virus zu erfahren. Aber was derzeit in Berlin vor sich geht, können wir schlichteren Gemüter in der Diaspora ohnehin nicht nachvollziehen.

    Vom Virus profitieren
    Spannend finde ich, dass immer häufiger Fälle ans Licht kommen, in denen Marktteilnehmer (im weitesten Sinne) vom Virus profitieren wollen. So soll der Bundespolitiker Georg Nüßlein (CSU) sich eine sechsstellige Provision im Zusammenhang mit dem Beschaffen von FFP2-Masken gesichert haben. Und dass Pfizer beinhart verhandelt, wenn es um den heilsbringenden Impfstoff geht, war zu erwarten. Dass der Konzern so harte Bandagen anlegt, dass zwei lateinamerikanische Staaten die Verhandlungen abgebrochen haben, weil sie sich erpresst fühlten, ist vielleicht nicht ganz so einsehbar. Die Argumentation: Wenn ihr den Impfstoff nicht kauft, lasst ihr viele Menschen in eurem Land sterben. Dass Pfizer mittelbar das Gleiche tut, geht dabei unter. In Europa jedenfalls steht der US-Pharmariese nicht vor solchen Problemen. Hier ist er mit stolzen 54,08 Euro pro Dosis in die Verhandlungen eingetreten und hat sich letztlich mit gut 15 Euro zufrieden gegeben – immer noch mit sattem Gewinn. Außerdem hat Pfizer Fürsprecher wie den SPD-Politiker Karl Lauterbach (der ja schon mal die großflächige Schließung von Krankenhäusern fordert, sollten sie nicht wirtschaftlich arbeiten): „Der BionTech-Impfstoff rettet so viele Menschenleben. Die Kritik an angeblich zu hohen Preisen ist beschämend.“ Alles klar!

    Geringe Motivation
    Ach ja, ein spannendes Zitat habe ich noch gefunden. Es geht um den immer wiederkehrenden Aufruf zur Schutzimpfung, insbesondere bei den über 60-Jährigen, bei Bewohnern von Alters- oder Pflegeheimen und Menschen mit chronischen Krankheiten. Der Beitrag, erschienen in „Der Tagesspiegel“, endet: „Die saisonale Grippeimpfung, die jedes Jahr wiederholt werden muss, ist ein Milliardengeschäft. Dass die Pharmaindustrie eine geringe Motivation hat, bessere Impfstoffe zu entwickeln (die womöglich ein Leben lang halten), liegt auf der Hand.“ Ich erspare Ihnen an dieser Stelle jeden Hinweis auf die Verlaufskurven, auf Variation des Virus, auf das erstaunliche Verschwinden der Influenza… Ach ja, das Zitat – es stammt aus dem Jahr 2012 und ist vom Hallenser Virologen Alexander Kekulé, der damals einen unverstellten Blick auf ökonomische Zusammenhänge bewies.

    Kein Mangel
    Pfizer geht es also nicht schlecht, Deutschland schon. Wir hätten gut gewirtschaftet, betont der Vizekanzler unermüdlich, und könnten einen Lockdown lange durchhalten. Was er auch sagt: Deutschland wird mittelfristig aus der durch Corona starkgestiegenen Verschuldung herauswachsen. „Vielleicht schon Ende der 20er-Jahre werden wir wieder alle Kriterien des Maastricht-Vertrags erfüllen“, so der SPD-Politiker. Bisher beliefen sich die Unterstützungsleistungen auf insgesamt fast 190 Milliarden Euro. An Geld herrscht also kein Mangel. Kein Wunder, dass die Begehrlichkeiten der Industrie mit Blick auf ein zweites Konjunkturprogramm wachsen. Während Beamte im Bundeswirtschaftsministerium staunen, was die Großen der Branchen angeblich nicht mehr selbst leisten können, bangen Einzelhändler und Dienstleister um die ersehnten März-Öffnungen. Selten, dass ein namhafter Politiker die Probleme so auf den Punkt bringt, wie zuletzt Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier, der wetterte: „Wir vernichten zurzeit Existenzen. Und ganz nebenbei auch die Staatsfinanzen.“ Übrigens: Am 14. März finden in Hessen Kommunalwahlen statt. Da wird es Zeit, sich zu positionieren.

    Shoppen nach Anmeldung
    Gewählt wird am 14. März auch in Rheinland-Pfalz, dort der Landtag. Und weil Regierungschefin Malu Dreyer nicht ganz so draufgängerisch ist, aber trotzdem Stimmen braucht, haut sie ganz sacht auf den Tisch. Die Folge: „Termin-Shopping“ ab 1. März. Das betrifft erst einmal nur Bekleidungsgeschäfte, soll aber für die strapazierte Bevölkerung wie eine neue Öffnungswelle wirken. Nach Anmeldung dürfen die Mitglieder eines Hausstandes mit Masken und nach Erfassung der Daten einen Laden betreten und nach Herzenslust stöbern. Anschließend müssen die Mitarbeiter des Geschäftes (vermutlich wird es nur einer sein, denn es lohnt sich ja sonst erst recht nicht) „Hygienemaßnahmen durchführen und lüften“. Warum das Konzept in anderen Branchen, zum Beispiel im Möbelhandel, nicht greifen soll, erschließt sich dabei nicht.

    Großflächige Schulöffnungen
    Begründet wird alle Vorsicht mit Mutanten und steigenden Inzidenzen. Dass die Zahl der „Genesenden“, also insbesondere all jener, deren positiver PCR-Test nach einer Quarantäne-Frist vermutlich wieder negativ ausfällt, unaufhörlich steigt, wird dabei ebenso wenig berichtet, wie die Tatsache, dass mit den großflächigen Schulöffnungen wieder deutlich mehr getestet wird – was unweigerlich steigende Positiv-Zahlen zur Folge hat. An der Positiven-Quote übrigens, also dem Verhältnis von positiven Testergebnissen zur Zahl der Tests insgesamt, lässt sich das erkennen.

    Die üblichen Muster
    Abschließend möchte ich Ihnen noch eine Erkenntnis der Weltgesundheitsorganisation weiterreichen, wobei ich darauf hinweisen möchte, dass die WHO zumindest für die deutsche Politik keine Rolle mehr zu spielen scheint. Was aus New York kommuniziert wird, kommt in Berlin nicht an. Jedenfalls hat der Belgier Hans Henri Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, verkündet, er sehe das nahe Ende der Pandemie. Auch Corona folge den üblichen Mustern, eine dritte Welle falle schwach aus und breche dann ziemlich rasant in sich zusammen. Mutanten seien üblicherweise für ein Virus der Anfang vom Ende. Andere Experten wie der Epidemiologe Klaus Stöhr, der unter anderem das Influenza-Programm der WHO geleitet hat, weisen bereits seit Wochen auf diese Verlaufsmuster hin.

    Und mit diesen tröstlichen Gedanken wünsche ich Ihnen ein wunderbares und hoffentlich sonniges Wochenende. Gehen Sie an die Luft – ohne Maske! Und atmen Sie durch!

    Herzlich,
    Marc Reisner,
    Chefredakteur

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    jetzt ist es also soweit: Wir steuern geradewegs auf den nächsten Shutdown zu. Ab Weihnachten dürfte das Land ruhen, viele Geschäfte wieder ihre Türen schließen müssen. Und allen staatlichen Hilfen zum Trotz kann ich mir nicht vorstellen, dass die Branche nach Corona so aussieht wie vorher.

    Staatliche Auflagen
    Wer davon ausgeht, dass Lockdowns gegen das Corona-Virus wirken (die Erkenntnisse etwa aus Florida, Japan und anderen Regionen rund um den Globus lassen das zumindest fraglich erscheinen), der wird sich bereitwillig an die staatlichen Auflagen halten. Und tatsächlich halten mehr als 75 Prozent der Bundesbürger die Maßnahmen für angemessen. Das hat eine Umfrage der Universität der Bundeswehr München ergeben. Allerdings sind 42 Prozent der Befragten bereit, die Regeln zu Weihnachten zu brechen. Das ist immerhin etwa jeder dritte Lockdown-Anhänger. Mir kommt da das alte Sprichwort in den Sinn: „Wasch mich, aber mach mich nicht nass.“

    Virus ist nicht gleich Virus
    Was wir derzeit lernen müssen: Virus ist nicht gleich Virus. Von Krankenkassen und Gesundheitsämtern, aber auch aus zahlreichen Unternehmen hören wir derzeit, dass es aktuell praktisch kaum Grippefälle gibt. Die sogenannten AHAL-Regeln gelten, beteuern Offizielle. Das klingt logisch. Weniger logisch erscheint es mir, dass sich Influenza-Erreger offenbar von Maske und Lockdown light ins Bockshorn jagen lassen, während Corona sich nicht so recht bremsen lassen will. Mit den Massentests wird das ja wohl nichts zu tun haben.

    Studie aus den USA
    Übrigens: Eine Studie aus den USA, für die insgesamt 1848 junge Marinesoldaten jeweils für zwei Wochen unter strenge Quarantäne gestellt wurden, sämtliche Hygieneregeln strikt befolgten und in Kleinstgruppen isoliert wurden, zeigt, dass all diese Maßnahmen nichts brachten. Der Anteil der zum Abschluss des militärischen Lockdowns positiv Getesteten lag deutlich höher als bei einer Vergleichsgruppe, deren Mitglieder nicht diesen Regeln unterlagen. Also hoffen wir alle weiter auf die Impfungen. An der Börse spiegeln sich die hohen Erwartungen längst in den Aktienkursen wider. Hoffen wir, dass der Markt Recht behält.

    Ihnen wünsche ich einen frohen dritten Advent.

    Herzlich,
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ