Schlagwort: E

  • Wechsel in der MUT-Geschäftsführung

    Frank Hidien Nachfolger von Hans-Jürgen Dersche

    LANGENZENN (DTZ/vi). Zum 1. Januar 2009 wird es einen Wechsel in der Geschäftsführung der Gruppe MUT (Mittelständische Unternehmen der Tabakwirtschaft) geben. Hans-Jürgen Dersche, der 2005 zu den Gründungsmitgliedern der Vorgängerorganisation von MUT, der AVPZ gehörte, tritt seinen verdienten Ruhestand an, wird MUT aber weiterhin beratend zur Verfügung stehen. Sein Nachfolger ist der Journalist Frank Hidien, der der Tabakbranche seit 1997 als Chefredakteur des Magazins Pipe & Cigar eng verbunden ist und seit drei Jahren die Branche als Freier Journalist begleitet.

    „Ich möchte mich im Namen aller Mitglieder ausdrücklich bei Herrn Dersche für seine engagierte Aufbauarbeit bedanken“, kommentiert Ulrich Kotschenreuther, 1. Vorsitzender von MUT, die Verabschiedung seines Geschäftsführers. „Ohne ihn, seinen von Idealismus geprägten Einsatz, seine weit verzweigten Kontakte in der Branche und darüber hinaus, hätte MUT nicht zum Erfolg werden können.“

    Frank Hidien zu seiner neuen Aufgabe: „Ich freue mich sehr auf die spannende Herausforderung. Herrn Dersche kenne ich natürlich aus seiner vorherigen Tätigkeit bei John Aylesbury seit vielen Jahren und danke ihm für seine Bereitschaft, beratend weiterhin für MUT zur Verfügung zu stehen. Eine enge Zusammenarbeit mit den MUT-Mitgliedern steht natürlich an oberster Stelle meiner Prioritäten. Durch eine Synergien schaffende Kommunikation mit den Verbänden der Tabakbranche sowie aufklärende Gespräche mit Meinungsführern im Journalismus und der Politik möchte ich die Ziele von MUT vorantreiben.“

    MUT ist eine eng vernetzte Gemeinschaft von vorwiegend familiengeführten Unternehmen aus allen Bereichen der mittelständischen Tabakwirtschaft (Herstellung, Großhandel, Einzelhandel und Importeuren von Pfeifentabak, Zigarren, Zigarillos, Zubehör und Accessoires). Das Ziel der Gruppe ist es, angesichts der politischen und gesellschaftspolitischen Restriktionen gegenüber dem Genussrauchen, auf die wirtschaftlichen und kulturellen Implikationen hinzuweisen, die zunehmende Verbote zur Folge haben. Für MUT hat gegenseitige Toleranz im Umgang oberste Priorität.

    (DTZ 43/08)

  • Schlechte Behandlung der Milchkuh Tabakwaren lässt Steuereinnahmen des Fiskus we

    In den ersten drei Quartalen nahm der Bund 712,8 Mio. Euro weniger ein

    WIESBADEN (DTZ/fok). Die Tabaksteuer, drittgrößte Verbrauchssteuer in Deutschland, sprudelt nicht mehr wie noch zu Beginn des Dezenniums, sie tröpfelt. Durch den Steuererhöhungsmarathon in den Jahren 2002 bis 2005 nachhaltig geschädigt, brachte sie dem Fiskus in den ersten drei Quartalen 2008 kumuliert nur noch 9,461 Mrd. Euro ein, 7,0 Prozent bzw. 721,8 Mio. Euro weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Steuerflucht der Verbraucher beschert illegalen Vertriebsschienen wie dem Schmuggel mit seinem hohen Anteil an Produktfalsifikaten sowie den Absatzstellen jenseits der Grenzen, vor allem in den Billigländern an den Ostgrenzen, blühende Geschäfte. Eine Situation, die den legalen Handel und die Hersteller in Deutschland, aber auch den „Mehrheitsaktionär“ Fiskus in erheblichem Ausmaß belastet. Wie die Einnahmenstatistik zeigt, traf der Rückgang in den ersten drei Quartalen vor allem die Zigarette (minus 648,1 Mio. Euro), aber auch Feinschnitt (minus 56,6 Mio. Euro) und Zigarren/Zigarillos (minus 24,0 Mio. Euro).

    Beim Bezug von Steuerzeichen wies der September 2008 relativ starke Zahlen auf: Es wurden für 7,874 Mrd. Stück Zigaretten Banderolen bezogen, gegenüber dem allerdings recht schwachen Vorjahresmonat ein Plus von 9,7 Prozent. Der Kleinverkaufswert dieser Zigaretten bezifferte sich auf 1,742 Mrd. Euro (plus 10,6 Prozent). Kumuliert für die ersten neun Monate reduzierte sich die Menge der versteuerten Zigaretten jedoch um 4,5 Prozent auf 67,743 Mrd. Stück, der Kleinverkaufswert sank um 3,3 Prozent auf 14,971 Mrd. Euro. Beim Feinschnitt erreichte der Steuerzeichenbezug im September einen Spitzenwert in der Menge von 2 050,0 Tonnen (plus 18,9 Prozent gegenüber Vorjahresmonat) und im Kleinverkaufswert von 201,7 Mio. Euro (plus 21,7 Prozent). Für die ersten neun Monate 2008 kumuliert ging der Banderolenbezug in der Menge jedoch um 2,6 Prozent auf 16824,0 Tonnen zurück, im Wert stieg er aufgrund von Preiserhöhungen um 0,3 Prozent auf 1,671 Mrd. Euro.

    Die Entwicklung muss im Zusammenhang mit dem Billigpfeifentabak gesehen werden, der in der ersten Jahreshälfte erhebliche Volumina vom klassischen Feinschnitt vor allem in den unteren Preislagen absaugte, dann durch steuerliche Neudefinition aber gestoppt wurde.

    Auch die Versteuerung von Zigarren/Zigarillos wurde durch eine zum letzten Jahreswechsel vorgegebene neue steuerliche Definition im Ecocigarillo-bereich stark tangiert. Im September 2008 lag hier der Steuerzeichenbezug in der Menge bei 561,7 Mio Stück und damit um 6,1 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat, im Wert bei 72,9 Mio. Euro (minus 7,3 Prozent). Im Zeitraum Januar bis September 2008 ging aufgrund der geringeren Verbraucherakzeptanz für die Ecocigarillo-Nachfolgerprodukte die Menge jedoch deutlich um 21,6 Prozent auf 4,165 Mrd. Stück zurück, der Wert sank um 11,6 Prozent auf 582,0 Mio. Euro.

    Die bereits beschriebene Entwicklung beim Pfeifentabak ließ für den Neun-Monats-Zeitraum die versteuerte Menge um 71,6 Prozent auf 1 711,5 Tonnen emporschnellen, der Kleinverkaufswert stieg um 41,6 Prozent auf 124,1 Mio. Euro.

    (DTZ 43/08)

  • Zigarettenmarkt rückläufig

    MAINZ (DTZ/fok). Nach zwei Monaten mit steigenden Auslieferungszahlen hat der deutsche Zigarettenmarkt im August wieder einen Rückschlag erlitten. Mit 7,11 Mrd. Stück Zigaretten (Schätzzahl) wurde die Zahl des Vergleichsmonats des Vorjahres um 9,6 Prozent unterschritten. Die Auslieferung von Markenzigaretten lag mit 6,29 Mrd. Stück um 9,9 Prozent unter Vorjahresmonat, bei den Handelsmarken betrug der Absatz ca. 815 Mio. Stück (minus 7,5 Prozent). Trotz der niedrigen Monatsabsatzzahlen zeigen sich Experten der Hersteller weder überrascht noch enttäuscht:

    Der August 2008 hatte zwei Auslieferungstage weniger als der Vergleichsmonat des Vorjahres. Pro Verkaufstag ist das Absatzvolumen damit nur geringfügig zurückgegangen. Kumuliert für die ersten acht Monate 2008 bezifferte sich der Fabrikzigarettenabsatz auf 57,64 Mrd. Stück (minus 4,3 Prozent), wovon 51,11 Mrd. Stück auf Markenzigaretten (minus 3,1 Prozent) entfielen sowie ca. 6,53 Mrd. Stück auf Handelsmarken (minus 12,9 Prozent).

    Der Absatz von klassischem Feinschnitt lag im August 2008 bei knapp 1 750 Tonnen und damit um 8,5 Prozent niedriger als im August 2007. Mit einem August-Absatz von rund 90 Tonnen zeichnet sich bei den Billigpfeifentabaken deutlich das Auslaufen der Restbestände an. Kumuliert für den Zeitraum Januar bis August 2008 verzeichnet der klassische Feinschnitt mit knapp 14 500 Tonnen ein Minus von 3,0 Prozent, der Billigpfeifentabak erreichte mit 1 080 Tonnen eine Kurzfristblüte, die die Tonnage mehr als verfünffachte. Deutlich abwärts ging es bei den Ecofiltercigarillos nach Produktänderungen aufgrund steuerlicher Vorgaben. Mit 231 Mio. Stück im August lagen hier die Auslieferungszahlen um 53,8 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat, im Acht-Monatszeitraum waren sie um 32,0 Prozent auf 2,340 Mrd. Stück rückläufig.

    (DTZ 38/08)

  • Wolsdorff Tobacco bevorzugt bei Neueröffnung Einkaufzentren

    Oettinger Davidoff-Tochterunternehmen behauptet sich in einem schwierigen Markt

    EINZELHANDEL

    [pic|95|l|||Dr. Reto Cina, CEO der Oettinger Davidoff Group und Geschäftsführer von Wolsdorff Tobacco, lässt sich von Pressesprecherin Paloma Szathmary fachgerecht eine Zigarre anzünden.|||]

    BASEL/HAMBURG (DTZ/da). „Der Einzelhandel mit Tabakerzeugnissen und Zeitschriften in Deutschland hat es momentan sehr, sehr schwer. Wer etwas anderes sagt, ist weit weg von der Marktrealität“, erklärt der CEO der Oettinger Davidoff Group, Basel, Dr. Reto Cina, in dessen Händen gleichzeitig auch gemeinsam mit Thomas Vollmer die Geschäftsführung der Fachhandelsfirma Wolsdorff Tobacco GmbH, Hamburg, liegt. Nach seiner Einschätzung wird es in den nächsten zwei bis drei Jahren zu einer Vielzahl von Geschäftsaufgaben im Fachhandel kommen. „Das habe ich zwar schon vor einigen Jahren prophezeit und es hat sich zum Glück nicht bewahrheitet, doch derzeit deutet einiges darauf hin, dass ich recht behalten könnte – leider.

    Das Fachhandelssterben wird kommen“, befürchtet Dr. Cina. Vor allem Fachgeschäfte an weniger attraktiven Standorten würden in größerer Zahl aufgeben müssen.
    Wolsdorff habe und werde sich vor diesem Hintergrund behaupten können. Der Fachhandelsfilialist hat 2007 ein ganz leichtes Umsatzplus verzeichnet. Den Umsatz gibt Dr. Cina mit über 100 Millionen Euro an, ohne ihn genau zu beziffern. Wie alle anderen Fachhandelsfirmen in Deutschland leidet Wolsdorff unter den sinkenden Margen bei Feinschnitt und Zigaretten. „Und dies bei steigenden Kosten.“ Das Unternehmen hat zwar von den Umsatzrückgängen beim Vertriebsweg Zigarettenautomat profitiert, „aber nicht in dem Umfang, wie wir uns das erhofft hatten“.

    Zigarren in der Gastronomie
    Im Zigarrenbereich hat Wolsdorff die selben Probleme wie alle anderen Fachhändler auch. Hier haben sich die Rauchverbote in der Gastronomie negativ auf den Umsatz ausgewirkt.
    Rückläufig ist der Sektor Zeitschriften und Zeitungen, wo der Fachhandel die neue Konkurrenz von Aldi und Lidl zu spüren bekommt. Ein Ärgernis sieht Dr. Cina darin, dass die Discounter sich beim Pressesortiment die Rosinen herauspicken dürfen und nur die Renner führen, während der Fachhandel ein breites Zeitschriftenangebot für seine Kunden vorhalte, und diese Leistung von den Verlagen finanziell nicht gewürdigt werde.

    Die Wolsdorff-Gruppe betreibt derzeit mit über 700 Beschäftigten, wovon mehr als 30 Auszubildende sind, 143 Fachgeschäfte bundesweit. Vier Filialen werden im laufenden Jahr schließen beziehungsweise haben bereits geschlossen, acht neu eröffnen und 13 Läden umgebaut. Bei den Neueröffnungen werden Einkaufszentren als Standorte bevorzugt. „Hier haben wir zwar wegen der im allgemeinen längeren Öffnungszeiten höhere Kosten, trotzdem rechnen sich Läden in Einkaufszentren eher, weil die Grundfrequenz höher ist als in anderen Lagen.“ Im Herbst wird das Filialunternehmen in den Städten Aachen, Berlin, Düsseldorf und Trier je ein Fachgeschäft in einem Einkaufszentrum eröffnen.
    Als konstant bezeichnet Dr. Cina die Zahl der Davidoff Depots in Deutschland, die er auf 120 beziffert. Davon befinden sich 22 in Wolsdorff-Geschäften.

    Weltweite Präsenz
    Weltweit gibt es rund 500 Davidoff Depositäre und 56 Davidoff Flagship Stores.
    In Deutschland betreibt Davidoff Pilotgeschäfte in Dresden (in direkter Nähe der Frauenkirche), Düsseldorf im Kö-Center und im KaDeWe in Berlin. Wenn es einen geeigneten Standort in Hamburg gäbe, würden wir dort auch gerne einen Flagship Store eröffnen, so der CEO der Unternehmensgruppe. Auch in Berlin könnte er sich einen weiteren Pilotshop vorstellen.

    Nicht zufrieden ist Dr. Cina mit der geschäftlichen Entwicklung des Dresdner Davidoff-Ladens. „Der läuft schwach“, bedauert er und lobt umgekehrt die Entwicklung des Flagship Stores in Basel, wo der Umsatz im laufenden Jahr zweistellig gestiegen sei. „Das Plus in Basel hat verschiedene Gründe“, sagt Dr. Cina und fügt hinzu: „Mit der Fußball-Europameisterschaft hing es aber ganz bestimmt nicht zusammen. Im Gegenteil: Während dieser vier Wochen hatten wir eine Art Ausnahmezustand, die Innenstadt wurde teilweise sogar geschlossen.“

    Neben Basel, Berlin, Dresden und Düsseldorf gibt es in Europa weitere 19 Davidoff Flagship Stores, u. a. in den Metropolen Amsterdam, Brüssel, Genf, Kopenhagen, London, Moskau, Paris, Stockholm und Zürich. Alle Pilotgeschäfte führen nicht nur die gesamte Produktpalette der Unternehmensgruppe, sie zeichnen sich darüber hinaus durch Qualität, Kompetenz und ein elegantes Ambiente aus. So sind sie, wie auch die Depositäre, wichtige Botschafter des von Davidoff verkörperten „The Good Life“.

    (DTZ 36/08)

  • Parteien noch in Sondierungsphase in Sachen Gatrorauchverbote

    [head]Parteien noch in Sondierungsphase in Sachen Gastrorauchverbote[/head]

    In vielen Bundesländern Bereitschaft für eine Lockerung der Gesetze

    BERLIN (DTZ/pnf/fok). Vier Wochen nach dem richtungweisenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu den Gastrorauchverboten, demzufolge die bestehenden Nichtraucherschutzgesetze in nahezu allen Bundesländern aufgrund ihrer einschneidenden Folgen für kleinere Gastronomiebetriebe nicht verfassungskonform sind, wogt der Meinungsstreit auf politischer Ebene und in den Medien kräftig hin und her. Die vom Gericht aufgezeigten Wege sind eine Erweiterung der Ausnahmen von den Gastrorauchverboten auf inhabergeführte Gastrobetriebe unter 75 qm Fläche einerseits oder ein totales Gastrorauchverbot nach bayerischem Muster andererseits. Zwischen diesen beiden Alternativen haben die Bundesländer bei der Neuformulierung ihrer Nichtraucherschutzgesetze die Wahl. Bis Ende 2009 müssen die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichtes durch entsprechende Gesetzesänderungen umgesetzt sein.

    Raucherprotest zeigt Wirkung
    Hatten sich die Medien in der monatelangen Diskussion über die Nichtraucherschutzgesetze im vergangenen Jahr in ihrer überwiegenden Mehrzahl auf die Seite der Rauchverbotsbefürworter geschlagen, hat sich das Meinungsbild seither deutlich geändert: Das Verständnis für die in ihrer Existenz bedrohten Gastronomiebetriebe und die Sympathien für den Erhalt klassischer Kneipentradition haben spürbar zugenommen, der sich formierende Unwillen der ausgegrenzten Raucher wird ernst genommen, wobei die Unterstützung der Raucheraktionen durch Unterschriftenlisten und Öffentlichkeitsarbeit seitens Initiativen des Fachhandels und der mittelständischen Industrie erfolgreich gefördert wurden. Und die Politik hat diese Änderung der öffentlichen Meinung sehr wohl zur Kenntnis genommen. Die Einbrüche der CSU bei den bayerischen Kommunalwahlen und spätestens der Spruch des Bundesverfassungsgerichts haben viele Politiker nachdenklich gemacht und das Bewusstsein geweckt, dass Radikallösungen nicht zur optimalen Resonanz der Wählerpotenziale führen.

    Sich treu geblieben ist sich nur die FDP, die von Beginn an in nahezu allen Bundesländern aktiv für liberale Lösungen eintrat und die Wahl, ob Raucher oder Nichtraucherlokal, dem Wirt überlassen will. Während die SPD derzeit für möglichst einheitliche bundesweite Regelungen trommelt, hält sich die CDU in etlichen Bundesländern deutlich zurück.

    Möglicherweise will man dort erst die bayerischen Landtagswahlen abwarten, um zu sehen, ob die Wähler die CSU erneut für ihr striktes Total-Gastrorauchverbot im Freistaat abstrafen. Mehrere CDU-geführte Länder, allen voran Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, erklärten, an einem von der Vorsitzenden des Gesundheitsministerkonferenz, der schleswig-holsteinischen Gesundheitsministerin Gitta Trauernicht für den 5. September vorgeschlagenen Treffen zur Koordinierung der Länder in Sachen Überarbeitung der Nichtraucherschutzgesetze nicht teilnehmen zu wollen, weil sie beabsichtigten, die Thematik zuvor durch Expertenrunden klären zu lassen.

    Trauernicht geht übrigens davon aus, dass die Mehrheit der Bundesländer, darunter auch Schleswig-Holstein, sich für die vom Bundesverfassungsgericht aufgezeigte Variante einer Ausweitung der Ausnahmen von Gastrorauchverbot für Gastronomiebetriebe mit weniger als 75 qm Fläche entscheiden werden. Probleme sieht sie vor allem bei der klaren Definition der für die Ausnahmen vorgegebenen Kriterien. Die Extremposition eines Totalverbots des Rauchens in der Gastronomie wird vor allem von der Berliner Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) vertreten. Sie stößt jedoch z.B. bei der Berliner CDU-Fraktion auf heftigen Widerstand. Der Sprecher der Fraktion, Mario Czajy, wies darauf hin, dass die Senatorin nicht die durch das Bundesverfassungsgericht errungene Wiederherstellung der Wahlfreiheit aushebeln dürfe. Inhaber von Einraumkneipen müssten selbst entscheiden können, ob geraucht werden solle oder nicht. Die SPD hat sich in Berlin noch nicht festgelegt.

    In Hessen entzündet sich der Parteienstreit vor allem an den Details, die aber letztlich große Praxisbedeutung haben. Während die Grünen das Arbeitsschutzgesetz ändern wollen, um ein Rauchverbot in allen nicht ausschließlich inhabergeführten Gastrobetrieben durchzusetzen, bezeichnete die CDU-Fraktion den Vorschlag als voreilig. Die FDP hingegen will das Rauchverbot in Einraumkneipen und Raucherclubs aufheben und außerdem auch technische Vorrichtungen als Schutz vor dem Rauch gesetzlich als Alternative zulassen. Die hessische SPD spricht sich weiter für ein Totalverbot aus. Eine Anhörung vor dem hessischen Landtag wird am 11. September stattfinden.

    In Niedersachsen hat das Kabinett von CDU und FDP einen Entwurf für eine Änderung des Nichtraucherschutzgesetzes auf den Weg gebracht, der die Erweiterung der Ausnahmen auf Eckkneipen vorsieht, nicht jedoch für Festzelte und geschlossene Gesellschaften, wie es die FDP gefordert hatte. In Baden-Württemberg geht der Riss sogar durch die einzelnen Fraktionen: CDU-Generalsekretär Thomas Strobl wetterte gegen „Gutmenschen“, „raucherfeindliche Eiferer“ und „Totalitarismus“ und setzt sich damit in bewussten Gegensatz zu seiner Parteikollegin und Gesundheitsministerin Monika Stolz, die sich für strenge Rauchverbote stark gemacht hatte.

    Gegen bayerische Radikallösung
    Auf Bundesebene spricht vor allem die FDP klare Worte: Detlef Parr, Drogenbeauftragter der FDP-Bundestagfraktion: „Wo die FDP regiert, ist die bayerische Radikallösung nicht zu machen. In Baden-Württemberg nicht, in Nordrhein-Westfalen nicht und in Niedersachsen nicht. Und in Bayern wird es auch anders werden, weil die FDP bei der Landtagswahl erfolgreich sein wird.“

    (DTZ 36/08)

  • Kostendruck und Ertragsschwäche treiben Fachhandel immer mehr in die Enge

    Beispiel Spritpreise / Appelle an die Hersteller für Margenverbesserung

    [pic|88|l|||Spritpreisexplosion und Maut belasten die Transportkosten des Großhandels massiv.|||]

    MAINZ (DTZ/fok). Die Schere zwischen steigenden Kosten und sinkenden Erträgen öffnet sich für die Unternehmen des Fachgroß- und -einzelhandel mit Tabakwaren in Deutschland immer mehr. Jüngster Auslöser sind die exorbitant gestiegenen Spritpreise. Transportintensive Branchen wie der Großhandel sind dadurch massiv betroffen. „Jeder Cent Preiserhöhung beim Diesel kostet unser Unternehmen rund 100 000 Euro im Jahr“, rechnet man beispielsweise bei Lekkerland vor.

    Die Kostensteigerungen im zweistelligen Bereich im laufenden Jahr versuchte das Unternehmen über Einspar- und Rationalisierungsmaßnahmen aufzufangen. Weil das bei weitem nicht zur Deckung der Mehrkosten ausreicht, verlangt das Unternehmen vorläufig ab 1. September von seinen Kunden einen Transportkostenzuschlag pro Lieferstopp von 1,52 Euro. Andere Großhändler stehen genau vor demselben Problem davongaloppierender Handlingskosten bei ausgereizten Rationalisierungspotenzialen und reagieren mit Anpassung ihrer Abgabepreise.

    Doch letztlich sorgt der harte Wettbewerbsdruck dafür, dass die Überwälzung nur als letztes Instrument eingesetzt wird, denn den Großhändlern ist klar, dass jede zusätzliche Belastung ihre klassische Einzelhandelskundschaft schwächt. Und die leidet bereits in starkem Maße an Liquiditätsproblemen. Niedrigere Kapitalbindung durch häufigere Lieferungen mit kleineren Liefermengen führt automatisch zum Anstieg der Logistikkosten für den Großhändler. Ein Ausweichen des Einzelhändlers auf Selbstabholung im C&C ist aber auch nicht das Gelbe vom Ei, denn neben dem Serviceverzicht und dem Zeitaufwand spürt er dann die gestiegenen Spritkosten am eigenen Tank.

    „Die Grundproblematik ist aber unverändert das rückläufige Marktvolumen bei gleichzeitiger Verschiebung des Spannenmix hin zu billigeren und damit weniger ertragsstarken Produkten,“ stellt BDTA-Präsident Hubertus Tillkorn fest. „Groß- und Einzelhandel brauchen dringend eine Verbesserung der Spannen durch Preiserhöhungen über die gesamte Range“, appelliert er an die Hersteller, die mit ihrer Preishoheit die entscheidenden Hebel in der Hand haben.

    Über die Spielräume für Preisanhebungen kann trefflich gestritten werden. Erst kürzlich wies in einem Artikel der FAZ der Analyst Adam Spielman darauf hin, dass in etlichen Märkten, wie z.B. den USA und Großbritannien, die Absatzmengen zwar zurückgehen, Umsätze und Erträge durch überproportionale Preisanhebungen aber gleichwohl steigen. Ob dies aber auch für den deutschen Markt mit seinen offenen Grenzen und einem Anteil nicht in Deutschland versteuerter Zigaretten am Konsum von rund 20 Prozent Gültigkeit hat, wird herstellerseitig teilweise mit Skepsis gesehen.

    Als Haupthemmnis für Preiskorrekturen, die dem Handel die dringend erforderliche Rückkehr zu auskömmlichen Spannen ermöglichen würden, sieht der Großhandel die verfestigten Positionen der großen Hersteller, bei denen Aktion und Reaktion an Konditionen geknüpft werde und das entstandene Patt letztlich jede positive Veränderung verhindere.

    Der Einzelhandel als letzter in der Wertschöpfungskette ist von der Entwicklung am härtesten betroffen. Dieter Rangol, Geschäftsführer des Bundesverbandes des Tabakwaren-Einzelhandels, bringt es auf den Punkt: „Es kann nicht sein, dass den Letzten die Hunde beißen und dieser Letzte, der Einzelhandel, geht dabei vor die Hunde. Ohne seine Distributionsleistung geht gar nichts, und deshalb ist es dringend notwendig, seine Leistungen angemessen zu honorieren. Alle Wertschöpfungsstufen der Tabakbrache sind daher aufgefordert, etwas für dieses Ziel zu tun. Die BTWE-Dialogplattform auf der Inter-tabac könnte ein geeigneter Rahmen sein, das Thema voranzutreiben.“

    Generell wird bei Gesprächen mit dem Handel von diesem immer wieder die Frage aufgeworfen, ob die Verteilung des Wirtschaftsnutzens noch richtig sei angesichts starker Rationalisierung auf Seiten der Hersteller und fehlenden Kostensenkungspotenzialen auf Seiten des Handels.

    (DTZ 35/08)

  • Ohne Verbände läuft nichts mehr in dieser Welt

    VdV-Vorsitzender Günter Bonn: „Als Einzelkämpfer findet man kein Gehör, nur gemeinsam sind wir stark“

    [pic|64|l|||Günter Bonn (r.) und Gerhard Vogtel vom VdV haben sich einiges zur Verbesserung der Lage der Lottoverkaufsstellen vorgenommen. Eine Provisionserhöhung konnten sie bereits erzielen. Foto: da|||]

    Lotto
    BAD NEUENAHR (DTZ/da). Als sehr ernst bezeichnet Günter Bonn, Vorsitzender des Verbandes der Verkaufsstellenleiter für Toto-Lotto in Rheinland-Pfalz (VdV) und Pressesprecher des Bundesverbandes der Lotto-Toto-Verkaufsstellen in Deutschland (BLD), die gegenwärtige Lage für den Fachhandel mit Tabakwaren, Presse und Lotto. Aber er sieht durchaus Chancen, das „Tal der Tränen“ zu verlassen. Im DTZ-Interview erklären er und sein Stellvertreter, VdV-Geschäftsführer Gerhard Vogtel, mit welchen Mitteln der Verband die Aussichten des Fachhandels verbessern will.

    DTZ: Viele Einzelhändler klagen derzeit über die schwierige Lage im Einzelhandel mit Lotto, Tabakwaren und Presse. Worin sehen Sie die Ursachen für die Misere?
    Günter Bonn: Die Klagen meiner Fachhandelskollegen kommen nicht von ungefähr. Dem gesamten Einzelhandel macht der Kaufkraftverlust massiv zu schaffen. Die drastisch gestiegenen Energiepreise verunsichern die Verbraucher nicht nur, sie reißen tatsächlich dicke Löcher in die Haushaltskassen unserer Kunden. Die Inflationsrate liegt nicht bei 3,3 Prozent, wie offiziell mitgeteilt wird, sie ist deutlich höher und beträgt nach meiner Einschätzung über fünf Prozent. Der so genannte „Warenkorb“, den das Statistische Bundesamt für seine Erhebungen heranzieht, stimmt schon lange nicht mehr.
    Den Kaufkraftverlust merken wir bei unseren Kunden sehr deutlich. Die Leute überlegen sich genau, ob sie wie früher zwei oder drei Zeitschriften in der Woche kaufen oder nur eine, ob sie eine 20er Packung Zigarillos erstehen oder nur eine Schachtel mit zehn Stück und ob sie für 15 Euro Lotto spielen oder nur für zehn.

    DTZ: Sehen Sie Chancen aus dem „Tal der Tränen“ zu kommen?
    Günter Bonn: Die Lage ist ernst, sehr ernst sogar. Aber ich sehe durchaus Chancen, das „Tal der Tränen“, in dem sich der Fachhandel derzeit befindet, wieder zu verlassen.
    Gerhard Vogtel: Unsere Partner in der Zigaretten- und Feinschnittindustrie sowie bei den großen Verlagen verstehen unsere Lage nicht oder es interessiert sie nicht. Als Fachhändler sollen wir neue Marken und Titel einführen und bekannt machen, um uns hinterher mit der Konkurrenz herumzuschlagen. Oder schauen Sie sich zum Beispiel die Margen der preisgünstigen Zigaretten und Feinschnitte an. Unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten müssten meine Fachhandelskollegen die meisten dieser Produkte aus dem Sortiment nehmen, weil sie sich einfach nicht rechnen.
    Günter Bonn: In meinem Geschäft führe ich weniger als eine Handvoll Billigmarken. Mit dieser Strategie bin ich gut gefahren. Denn die Raucher preisgünstiger Produkte sind ja nicht auf bestimmte Marken fixiert, sie wollen einfach nur wenig Geld ausgeben.

    DTZ: Und was müsste sich ändern, damit sich die Lage für den Fachhandel verbessert?
    Gerhard Vogtel: Wir müssen unseren Partnern in der Zigarettenindustrie und bei den Verlagen unsere Situation verdeutlichen und sie dazu bewegen, die dringend notwendigen Beiträge zur Verbesserung unserer Lage zu leisten.
    Günter Bonn: Margenverbesserungen sind unabdingbar. Deshalb haben wir auf der Ebene des Bundesverbandes der Lotto-Toto-Verkaufsstellen in Deutschland (BLD) Kompetenzteams gebildet, die mit den drei größten Zigarettenherstellern Gespräche führen mit dem Ziel, die Spannen deutlich anzuheben. Ähnlich werden wir auch bei den Verlagen vorgehen. Sollten wir damit keinen Erfolg haben, werden wir weitere Maßnahmen ergreifen, die ich aber heute noch nicht nennen möchte. Warten wir erst einmal die Gespräche ab. Klar ist aber, dass hier ganz schnell etwas Positives für den Fachhandel geschehen muss, sonst machen die Geschäfte reihenweise dicht.
    Neben dieser Sofortmaßnahme, wie ich sie einmal nennen möchte, ist es dringend notwendig, dass die Tabakwarenindustrie, der BLD und der Bundesverband des Tabakwaren-Einzelhandels (BTWE) baldmöglichst zusammenfinden, um gemeinsam die Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit sehr deutlich gegenüber der Politik zu vertreten. Auch bei Frau Bätzing, der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, müssen wir schleunigst vorstellig werden und ihr klar machen, dass bei den von ihr getroffenen Maßnahmen Ursache und Wirkung nicht stimmen. Wir müssen ihr und ihrem Gremium die Konsequenzen ihres Handelns verdeutlichen. Sie muss wissen, dass durch ihre Anti-Tabakpolitik 25 000 Einzelhandelsbetriebe mit 100 000 Mitarbeitern ernsthaft in ihrer wirtschaftlichen Existenz gefährdet werden und ohne Not massenweise Arbeitsplätze wegfallen.

    DTZ: Was tut der VdV zur Verbesserung der Situation des Einzelhandels mit Lotto, Presse und Tabakwaren?
    Günter Bonn: Da haben wir uns einiges vorgenommen und können auch schon mehrere beachtliche Erfolge vorweisen. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle folgende Punkte:
    [bul]Gründung der Einkaufsfirma ilo proFit GmbH in Kooperation mit Lotto Hessen und Lotto Rheinland-Pfalz. Neben diesen beiden Bundesländern gibt es das Unternehmen inzwischen auch in Baden-Württemberg und im Saarland, so dass die Zahl der Lotto-Verkaufsstellen auf derzeit 7 500 angestiegen ist. Weitere Bundesländer werden schon bald folgen.
    [bul]Einkaufsvereinbarung des BLD mit der Metro, wodurch unseren Mitgliedern sehr gute Einkaufskonditionen gesichert werden.
    [bul]Provisionserhöhung für alle rheinland-pfälzischen Lottoverkaufsstellen zum 1. April 2008.
    [bul]Umstrukturierung des BLD in Kompetenzteams.
    Momentan ist der VdV in intensiven Gesprächen mit der Geschäftsleitung von Lotto Rheinland-Pfalz über eine Aufhebung der Bankbürgschaften für die rheinland-pfälzischen Lottoverkaufsstellen. Die Gespräche sind sehr konstruktiv, und wir sind uns schon ein gutes Stück näher gekommen, so dass ich zuversichtlich bin, auch in diesem Punkt ein zufrieden stellendes Ergebnis zu erzielen. An dieser Stelle möchten wir uns für eine ausgesprochen partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Lottozentrale in Koblenz bedanken.

    DTZ: Wie haben Sie eine Provisionserhöhung in einer Zeit erreicht, wo die Länder sinkende Einnahmen bei Lotterien und Wetten haben und angesichts leerer Haushaltskassen nach jedem Euro greifen?
    Günter Bonn: Lamentieren hilft nicht – man muss es tun! Wenn sich vernünftige und weitblickende Menschen zusammensetzen, kommt immer etwas Positives dabei heraus. In diesem Fall waren es der rheinland-pfälzische Finanzminister, Herr Prof. Dr. Deubel, der Geschäftsführer von Lotto Rheinland-Pfalz, Herr Schössler, die drei Präsidenten der rheinland-pfälzischen Sportbünde, die ja Gesellschafter von Lotto Rheinland-Pfalz sind, der Staatssekretär der Finanzen, Herr Dr. Messal, der Aufsichtsrat von Lotto Rheinland-Pfalz und der VdV als Initiator. Wir haben in den Gesprächen deutlich gemacht, dass für die Lottoverkaufsstellen im Land angesichts der prekären wirtschaftlichen Situation, in der sich viele befinden, Einkommensverbesserungen dringend notwendig sind. Und dass letztlich das Land mehr verliert als gewinnt, wenn es keine Provisionsverbesserung geben sollte. Eine Provisionserhöhung durchzusetzen ist, wenn man einmal von Bayern absieht, wo die Uhren bekanntlich ein bisschen anders gehen, meines Wissens in der jüngeren Vergangenheit einzigartig im Deutschen Lotto- und Toto-Block.
    Und Sie können mir glauben, dass dies ein hartes Stück Arbeit gewesen ist, schon allein wegen der Eigentümerstruktur von Lotto Rheinland-Pfalz, wo man ja nicht nur mit den Vertretern des Landes, sondern auch mit den drei beteiligten Sportbünden verhandelt. Doch ohne die Provisionsverbesserung hätten viele Lottoverkaufsstellen deutlich mehr Existenzprobleme bekommen beziehungsweise sogar aufgeben müssen. Und das wurde von unseren Verhandlungspartnern erkannt.

    DTZ: Wie sieht die Provisionsverbesserung für die rheinland-pfälzischen Verkaufsstellen konkret aus?
    Gerhard Vogtel: Die Provision auf den Spielumsatz steigt um 0,25 Prozentpunkte. Darüber hinaus erhalten die Verkaufsstellen auf Gewinnauszahlungen eine Provision von 1,5 Prozent, was gänzlich neu ist. Wenn man beides zusammennimmt, ergibt sich somit eine Einkommensverbesserung von 1,05 Prozentpunkten.

    DTZ: Wieviele Mitglieder hat der VdV derzeit?
    Gerhard Vogtel: Leider viel zu wenig. Aber wir sind auf einem guten Weg. Unser Ziel ist es, bis zum Ende unserer Wahlperiode in drei Jahren wenigstens 600 Mitglieder zu zählen, das wäre nicht ganz die Hälfte aller rheinland-pfälzischen Lottoverkaufsstellen von derzeit rund 1 235.

    DTZ: Wie hoch ist der Mitgliedsbeitrag? Was erhält das einzelne Mitglied für sein Geld?
    Günter Bonn: Ganze 50 Euro im Jahr. Genau so wie Sie fragen übrigens auch die Lottoverkaufsstellenleiter, was Sie an Leistung für ihr Geld erhalten. Meines Erachtens ist die Frage falsch gestellt. Sie sollte vielmehr lauten: Was kann ich für mich und die Interessensgemeinschaft tun? Denn ohne starke Verbände läuft nichts mehr in dieser Welt. Als Einzelkämpfer findet man kein Gehör und geht unter, nur gemeinsam sind wir stark. Als starker Verband können wir bei der Politik etwas erreichen und haben dies, wie aktuell das Beispiel Provisionserhöhung belegt, ja auch bereits getan. Unsere Arbeit kommt allen zugute. Aber neben der vielen Zeit, die wir für den VdV investieren, benötigen wir auch Geld, um die Arbeit effektiv und erfolgreich ausüben zu können. Ich bin zum Beispiel zur Führung der Gespräche über die Provisionserhöhung und die Auswirkungen des neuen Staatsvertrags rund 50 Mal von meinem Wohnort Bad Neuenahr in die Landeshauptstadt Mainz sowie zusätzlich zur Lottozentrale nach Koblenz gefahren – das waren zusammen rund 15 000 Kilometer. Bei den heutigen Spritpreisen brauche ich Ihnen nicht zu sagen, was alleine das gekostet hat.

    DTZ: Die privaten Wettanbieter kämpfen nach wie vor mit allen Mitteln für eine Liberalisierung des staatlichen Glücksspielwesens. Wie stehen Sie zu dieser Forderung?
    Günter Bonn: Es wäre langsam an der Zeit, die Strategien unserer privaten Mitbewerber zu beleuchten und zu prüfen, ob das alles so wunderbar in Ordnung ist. Als VdV haben wir durchaus Verständnis dafür, dass die Mitbewerber am Markt bleiben wollen, ob aber ihre Strategien zu einer Öffnung des Wettmarktes die richtigen sind, wage ich zu bezweifeln.
    Gerhard Vogtel: Gegen eine Liberalisierung des Wettmarktes zu absolut gleichen Bedingungen wie sie die Lottoverkaufsstellen haben, hätten wir nichts. Das würde aber voraussetzen, dass die private Konkurrenz genau so hohe Steuern zahlt wie wir, dass sie ebenfalls Abgaben in gleicher Höhe abführt, den Jugendschutz beachtet, die Spielsuchtprävention gewährleistet und sich in gleichem Maße der sozialen Verpflichtung stellt wie wir dies tun, zum Beispiel bei der Schaffung von Arbeitsplätzen – allein in Rheinland-Pfalz sind 6000 Menschen in den Lottoverkaufsstellen beschäftig, bundesweit sind es rund 100 000. Oder bei den Abgaben für die Sozial- und Zweckverbände. Lotto Rheinland-Pfalz hat allein im zurückliegenden Jahr rund 200 Millionen Euro an Mitteln für den Sport, die Wohlfahrt, die Denkmalpflege sowie für Natur und Umwelt zur Verfügung gestellt, in den 60 Jahren seit das Land Rheinland-Pfalz besteht, sind es 4,2 Mrd. Euro gewesen. Eine gewaltige Summe, und ich weiß nicht, ob die privaten Wettanbieter bereit sind, solche Leistungen für das Gemeinwohl aufzubringen.
    Günter Bonn: Das kann ich mir nicht vorstellen. Unsere privaten Konkurrenten müssen gewinnorientiert arbeiten. Sie werben mit hohen Quoten und können dies auch gut tun, weil sie zum Beispiel von Gibraltar aus operieren und dort kaum Steuern zahlen müssen. Die staatliche Sportwette Oddset kann da aufgrund der hohen Steuern und Abgaben natürlich nicht mithalten.
    Seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 28. März 2006, als die Karlsruher Richter den Staat aufgefordert hatten, ein Wettwesen zu schaffen, das den Jugendschutz und die Spielsuchtprävention gewährleistet, sind unzählige Prozesse geführt worden. Die privaten Wettanbieter haben viel Geld aufgewendet, um ihre Position zu stärken, nur eins habe ich noch nie gehört, dass sie bereit wären zu gleichen Bedingungen am Markt zu operieren wie wir das tun. Ergo frage ich mich: Zu welchen Bedingungen wollen sie die Liberalisierung des Wettmarktes? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass unsere privaten Mitbewerber eine Öffnung des Wettmarktes nur nach ihren gewinnorientierten Vorstellungen erreichen wollen, und das würde dem Gemeinwohl massivst schaden.

    (DTZ 32/08)

  • Reglementierungen haben auch für den Fiskus ihren Preis

    Im 1. Halbjahr 08 gingen die Tabaksteuereinnahmen um 4,5 Prozent zurück

    WIESBADEN (DTZ/SB/fok). Die Spätfolgen der massiven Tabaksteuererhöhungen und zusätzliche Reglementierungen, wie die Gastorauchverbote, haben auch für den Fiskus erhebliche negative Auswirkungen. Wie die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen ausweisen, sind die Tabaksteuereinnahmen (netto) im 1. Halbjahr 2008 um 8,4 Prozent bzw. um 532,1 Mill. Euro auf 5,840 Mrd. Euro geschrumpft. Der Großteil des Einnahmenrückgangs resultierte aus der Zigarette (minus 461,8 Mill. Euro).

    Beim Bezug von Tabaksteuerzeichen reduzierte sich der Kleinverkaufswert für alle versteuerten Tabakprodukte im 1. Halbjahr 2008 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 5,8 Prozent auf 11,261 Mrd. Euro. Bei der Hauptsteuerquelle Zigarette war der Kleinverkaufswert um minus 5,7 Prozent auf 9,716 Mrd. Euro rückläufig. Die dahinter stehende Menge lag mit 43,968 Mrd. Stück um 6,9 Prozent niedriger. Die zwischenzeitlichen partiellen Preiserhöhungen vor allem im Niedrigpreisbereich führten angesichts des schrumpfenden Marktes nur zu geringen Differenzen zwischen Umsatz- und Mengenentwicklung, was als Warnzeichen hinsichtlich der Marktelastizität zu werten ist. Mit Blick auf offene Grenzen und Schmuggel wären daher politische Überlegungen für ein weiteres Drehen an der Tabaksteuerschraube zum fiskalischen Scheitern verurteilt.

    Der Banderolenbezug für Feinschnitt lag mit 1,084 Mrd. Euro im Kleinverkaufswert (minus 5,5 Prozent) und einer Menge von 10920,7 Tonnen (minus 8,5 Prozent) ebenfalls deutlich niedriger. Noch stärker gingen bei Zigarren/Zigarillos der Kleinverkaufswert (355,3 Mill. Euro; minus 21,6 Prozent) und die Menge (2,456 Mrd. Stück; minus 36,1 Prozent) zurück, vor allem aufgrund der neuen steuerlichen Definition bei Ecocigarillos. Der Pfeifentabak erlebte kurz vor der neuen steuerlichen Einstufung der Pseudopfeifentabake nochmals einen Boom, der den Kleinverkaufswert um 211,9 Prozent auf 105,3 Mill. Euro und die Menge um 295,8 Prozent auf 1551,8 Tonnen emporschnellen ließ.

    (DTZ 30/08)

  • Senioren portestieren

    Rauchverbot vertreibt Treffpunkt-Gäste

    BREMERHAVEN (DTZ/red). Die Nichtraucherschutz-Bestimmungen in Bremen haben jetzt bei Seniorinnen und Senioren in Bremerhaven öffentliche Proteste ausgelöst. Grund: Auch in den sechs städtischen Senioren-Treffpunkten darf nun nicht mehr geraucht werden.

    Der Ältestenrat, in dem die Besucher der Einrichtungen organisiert sind, hat deshalb den zuständigen Dezernenten Melf Grantz zu einem Kompromiss aufgerufen. Nach Auffassung dieses Gremiums könnten einzelne Räume oder einer der sechs Seniorentreffpunkte zu „Raucher-Zonen“ erklärt werden. Denn nach dem jetzigen Stand der Dinge müssen die alten Menschen zum Rauchen vor die Tür gehen – und das hält der Ältestenrat insbesondere bei schlechtem Wetter für gesundheitsgefährdend und unzumutbar. Aktuell stellen die Mitarbeiter der Senioren-Treffpunkte bereits fest, dass die Besucherzahlen seit Einführung der Nichtraucherschutz-Bestimmungen kontinuierlich zurückgehen.

    So schlägt denn auch Ingeborg Kloppenburg, die Leiterin des Treffpunktes im Stadtteil Grünhöfe, Alarm: „Wir können die Treffpunkte auch bald dicht machen, wenn die Leute hier nicht rauchen dürfen. Die alten Leute in den Stadtteilen werden wieder vereinsamen, weil sie hier nicht rauchen dürfen und deshalb lieber zu Hause bleiben.“

    Unterdessen hat Dezernent Grantz Ausnahmen für die Seniorinnen und Senioren abgelehnt.

    (DTZ 19/08)

  • Ermuri tagt in Dresden

    DRESDEN (DTZ/da). Die Ermuri lädt vom 23. bis 26. Mai nach Dresden zur Jahrestagung 2008 ein. Veranstaltungsort ist das Dorint Hotel in der Nähe der Altstadt. Im Mittelpunkt stehen am Sonntag, 25. Mai ab 9.00 Uhr, die Hauptversammlung der Ermuri Händlervereinigung und die anschließende Generalversammlung des Ermuri Einkaufsverbandes sowie der Ermuri Messeeinkauf am Samstag und Sonntag.

    Begleitet wird die Jahrestagung von einem umfangreichen Rahmenprogramm, das vom Treffen des Ermuri Freundeskreises am 23. Mai über eine Stadtrundfahrt und eine lustige Dampferfahrt am Samstag bis hin zum Ausflug in die „Sächsische Schweiz“ am Montag reicht.

    (DTZ 19/08)