Schlagwort: Zigarette

  • „Für einen fairen Wettbewerb“

    BERLIN // Die Bundesregierung will die Tabaksteuer erhöhen. Einen entsprechenden Kabinettsentwurf hat sie Ende März vorgelegt. Dazu hat sich jetzt auch der Verband der Rauchtabakindustrie (VdR) geäußert.

    Steuerpläne
    Positiv an den Steuerplänen ist laut VdR das Festhalten am ausgewogenen, differenzierten Tabaksteuermodell. Dieses habe sich in der Krise bewährt, denn angesichts geschlossener Grenzen und fehlender Ausweichmöglichkeiten auf das grenznahe Ausland habe es keinen signifikanten Zuwachs auf dem Schwarzmarkt gegeben. Der VdR: „Stattdessen griffen preisbewusste Verbraucher zum versteuerten Feinschnitt, der damit einmal mehr seiner fiskalischen Pufferfunktion gerecht wurde.“

    Steuererhöhungen
    2020 flossen 14,8 Milliarden Euro in den Bundeshaushalt – diese Mittel können laut VdR mit dem Beschluss der Bundesregierung langfristig gesichert werden. Das sei angesichts der massiven Ausgaben in der Corona-Pandemie dringend geboten. Die geplanten, nach Tabakprodukten differenzierten Steuererhöhungen in den Jahren 2022 bis 2026 könnten für stetige Tabaksteuereinnahmen sorgen, auch wenn Feinschnitt im Vergleich zu Zigaretten überproportional hoch belastet wird. Ein weiterer Kritikpunkt: Während bei Zigaretten die Erhöhung in fünf Jahresschritten bis 2026 erfolgt, werden die Genussprodukte Pfeifentabak, Zigarren und Zigarillos bereits frühzeitig – nämlich 2024 – voll belastet. Hier sieht der VdR ebenso wie das Bundeswirtschaftsministerium Bedarf für Nachbesserungen.

    Steuerfreiheit
    Mehreinnahmen versprechen laut VdR die angestrebten Steuern auf Liquids für E-Zigaretten. Diese sind derzeit tabaksteuerfrei. Dies sei erstaunlich, da sie zum Teil Nikotin enthielten und aufgrund der sogenannten zytotoxischen Wirkung ein hohes Gesundheitsrisiko aufwiesen, schreibt der VdR. Die geltende Steuerfreiheit sei auch eine Folge fehlender Regelungen zu neuartigen Tabakprodukten in der EU-Tabaksteuerrichtlinie. Das führe zudem dazu, dass die Besteuerung von Tabakerhitzern EU-weit unterschiedlich gehandhabt werde. So werde sogenannter Heated Tobacco in Deutschland als Pfeifentabak klassifiziert und entsprechend gering besteuert.

    E-Zigarette
    EU-Kommission und Rat seien übereingekommen, für neuartige Produkte eine eindeutige Zuordnung zur Tabaksteuer anzustreben. Im Sinne eines fairen Wettbewerbs fordert dies auch der VdR. Vor diesem Hintergrund sei es umso frappierender, dass einzelne Hersteller von E-Zigaretten-Systemen die Politik zu massiven Steuererhöhungen beim Tabak drängten. Das offensichtliche Kalkül: Solange die E-Zigarette in Deutschland nicht besteuert werde, verschaffe jede Tabaksteuererhöhung den Unternehmen einen weiteren Wettbewerbsvorteil.

    Gründe
    Ein für sämtliche Tabakprodukte geltender einheitlicher Steuersatz – wie von den Grünen gefordert – wäre für die größtenteils mittelständisch hergestellten Genussprodukte fatal. Denn für die seit Jahrzehnten erfolgreiche Differenzierung der Steuersätze zwischen Zigaretten, Feinschnitt, Pfeifentabak, Zigarren und Zigarillos spreche eine Vielzahl von Gründen:

    [bul]Produktunterschiede berücksichtigen: Nur Zigaretten sind Fertigprodukte. Im Gegensatz dazu sei das Herstellungsritual bei anderen Tabakprodukten Teil des Genusses. Ob Blättchen, Filter oder Pfeifen: Der Kunde sei beim Drehen und Stopfen gefordert.

    [bul]Tabaksteueraufkommen optimieren: Dank der fein austarierten Differenzierung habe die Tabaksteuer 2019 über 14,4 Milliarden Euro zur Finanzierung gesamtgesellschaftlicher Aufgaben im Bundeshaushalt beitragen können.

    [bul]Schmuggel bekämpfen: Die „fiskalische Pufferfunktion“ des Feinschnitts begrenze den illegalen Tabakhandel. Einkommensschwache Verbraucher fänden eine legale Alternative zu Fabrikzigaretten und würden nicht auf den Schwarzmarkt gedrängt – eine deutlich effektivere Maßnahme als Track & Trace.

    [bul]Zum Mittelstand bekennen: Die Tabakkultur werde in Deutschland primär von kleinen und mittleren Tabakunternehmen gelebt. Sie stünden für eine traditionelle Produktvielfalt von 300 Feinschnittmarken, 700 Pfeifentabaken und 100 Kau- und Schnupftabakprodukten.

    Moderate und planbare Anhebung
    Einzig eine moderate und planbare Anhebung der Tabaksteuersätze kann laut VdR das Steueraufkommen stabilisieren. Beim Zeitplan für die Erhöhungen sei eine zeitlich gestreckte Regelung auch für Pfeifentabak, Zigarren und Zigarillos erstrebenswert – insbesondere im Sinne der meist mittelständischen Hersteller. Mehreinnahmen könnten durch die Besteuerung von neuartigen Produkten generiert werden.

    vi

  • „Überraschend hohe Besteuerung“

    MAINZ // Muss die Tabaksteuer auf E-Zigaretten wirklich in der vorgesehenen Höhe sein? Das fragen sich zahlreiche Experten. Kürzlich fand dazu eine Online-Konferenz der „Zeitschrift für das gesamte Lebensmittelrecht“ statt.

    Rauchausstieg
    Zum Auftakt referierte Heino Stöver, Suchtforscher an der Frankfurt University of Applied Sciences, zum Aspekt „Schadensminimierung“. Der bekannte Befürworter der E-Zigarette als Rauchausstieg zeigte Möglichkeiten und Grenzen im Tabaksegment auf. Fest stehe, so Stöver, dass die Dampfgeräte deutlich weniger gesundheitsschädlich seien als die klassischen Tabakzigaretten, da mit den neuen Produkten die problematischen Stoffe, die beim Verbrennungsvorgang entstehen, vermieden werden.

    Hohe Besteuerung
    Stöver führte weiter aus, eine hohe Besteuerung könne einen vielversprechenden Zukunftsmarkt mit Tabakerhitzern, E-Zigaretten, tabakfreien Nikotinbeuteln und noch zu erwartenden Innovationen schon in seiner Entstehungsphase ersticken. „Wir brauchen eine Diversifikation der Raucherentwöhnungs-Strategien“, forderte der Wissenschaftler. Im Gegensatz zu anderen Ländern sei das Konzept der Harm Reduction, also der Schadensminimierung durch weniger schädliche Alternativen, in Deutschland nicht weit verbreitet. Stöver machte zudem deutlich, dass eine rein durch Appelle an das Gesundheitsbewusstsein der Tabakkonsumenten getriebene Verzichtspolitik nicht zum Ziel führe.

    Kritik an Steuerplänen
    Von politischer Seite wurden die Steuerpläne, die bereits vom Kabinett abgesegnet wurden, ebenfalls kritisiert. So führte Stefan Schmidt, Bundestagsmitglied für Bündnis 90 / Die Grünen und Mitglied in deren Finanzausschuss, aus, er sei „überrascht von der Deutlichkeit, mit der die alternativen Produkte besteuert werden sollen.“ Schmidt würde die Produkte lieber nach ihrer Schädlichkeit besteuern.

    Auch Gero Hocker, Sprecher für Ernährung und Landwirtschaft der FDP-Bundestagsfraktion, sieht die Pläne der Bundesregierung skeptisch. Der Gesetzgeber mache es sich zu einfach, steuerlich „alles über einen Kamm zu scheren“, so der Liberale.

    Mehr Informationen
    Zurückhaltender zeigte sich Rainer Spiering: Der agrarpolitische Sprecher der SPD will den wissenschaftlichen Dienst des Bundestages einschalten, um mehr Informationen zum Schadenspotenzial der neuen Produkte zu gewinnen. Da das Gesetz offenbar noch in der laufenden Legislaturperiode umgesetzt werden soll, ist da Eile geboten.

    Auf einen weiteren Punkt wies Jan Mücke hin. Der Hauptgeschäftsführer im Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE) befürchtet, die Regierung sei auf dem Weg, einen neuen Schwarzmarkt zu schaffen. Die Preisunterschiede zum Ausland würden einen illegalen Handel als lohnend erscheinen lassen.

    red

  • Widerstand formiert sich

    BERLIN // Über die Pläne der Bundesregierung zur Anpassung der Tabaksteuer hat DTZ berichtet. Neben den betroffenen Verbänden fordert jetzt auch eine Interessengemeinschaft E-Zigarette, die Steuersätze noch einmal zu überdenken.

    E-Liquids geringer besteuern
    Die Interessengemeinschaft weist darauf hin, dass die Tabaksteuer den Spagat zwischen Gesundheitsschutz einerseits und Einnahmeerzielung andererseits auszutarieren habe. Daher solle sie „weder das gesundheitspolitisch sinnvollere Produkt aus dem Markt drängen, noch Anreize für eine Produktion im Ausland, für Schmuggel oder gar für gepanschte Produkte setzen“. Zudem führen die Initiatoren aus, es gelte das steuerrechtliche Folgerichtigkeitsgebot, wonach eine einmal getroffene Belastungsentscheidung – hier das Ausrichten der Steuerbelastung an der Gesundheitsgefährdung – aufrechterhalten werden solle; daher müssten E-Liquids deutlich geringer als Tabakerhitzer oder als Pfeifentabak und natürlich als Tabakzigaretten besteuert werden.

    Markt beleuchten
    Im Folgenden wird der Markt auf die Anteile offener und geschlossener E-Zigarettensysteme beleuchtet. Die Verfasser der jetzt vorgelegten Stellungnahme beziffert die Marktanteile mit 98 Prozent für nachfüllbare Systeme und mit gerade zwei Prozent für Kapsel-Systeme wie Myblu (Reemtsma) oder Vype (BAT). In einem Preisvergleich rechnet die Interessengemeinschaft vor, dass bei offenen Systemen derzeit etwa 60 Euro pro 100 Millilitern Liquid mit einem Nikotingehalt von 20 Milligramm je Milliliter fällig würden. Bei geschlossenen Systemen seien es dagegen mehr als 535 Euro.

    Geschätzte Steuereinnahmen
    Anschließend widmen sich die Autoren der Stellungnahme den geschätzten Steuermehreinnahmen, die das Bundesfinanzministerium durch die Erhöhung der Tabaksteuer erzielen will. Die Rede ist von gut 2,8 Milliarden Euro. Angesichts der aktuellen Branchenumsätze – die Interessengemeinschaft geht von einem Umsatz bei nikotinhaltigen Liquids von 120 bis 180 Millionen Euro pro Jahr aus – seien diese jedoch kaum zu erzielen. Im Gegenteil stehe zu erwarten, dass die Verkäufe deutlich zurückgehen würden, falls die geplante Reform wie bislang vorgeschlagen umgesetzt wird. Die Interessengemeinschaft rechnet vor: Während ein Raucher bei einem Konsum von 20 Zigaretten etwa 210 Euro im Monat ausgibt, würde die finanzielle Belastung für ausstiegs‧willige Dampfer von aktuell nicht einmal 180 Euro auf dann bis zu 930 Euro monatlich explodieren. Schlussfolgerung: Gerade Menschen mit geringem Haushaltseinkommen hätten praktisch keine Möglichkeit mehr, mit der E-Zigarette weg von der Tabakzigarette zu kommen.

    Bürokratischer Mehraufwand
    Schließlich geht es in der Stellungnahme noch um den erwarteten bürokratischen Mehraufwand durch das vorgeschlagene Steuermodell. Angesichts von schätzungsweise 500 meist kleineren Herstellern und Importeuren nikotinhaltiger Liquids mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Packungsgrößen und Nikotinstärken müsste „eine enorme Anzahl von Steuerzeichen verwendet werden“. Hinzu komme, dass Deutschland mit dem avisierten Weg eine absolute Insellösung in Europa betreiben würde. In keinem EU-Land gebe es eine Besteuerung nikotinhaltiger Liquids auf Basis des Gewichts, sondern vielmehr würden die Abgaben anhand der Flüssigkeitsmenge berechnet.

    Vorschlag der Interessengemeinschaft
    Der Vorschlag der Interessengemeinschaft E-Zigarette sieht denn auch vor, dass eine Besteuerung von bis zu 0,10 Euro pro Milliliter Liquid ab 1. Juli 2022 umgesetzt werden solle. Dabei könne eine Überprüfungsklausel nach zwei Jahren hinsichtlich der Marktentwicklung der Produkte integriert werden. Diese Lösung wäre „einerseits wettbewerbsfähig in der EU und anderseits nicht prohibitiv hinsichtlich dieser deutlich schadstoffminierten Erzeugnisse“.

    Der Interessengemeinschaft E-Zigarette haben sich nach eigenen Angaben bereits mehr als 25 Unternehmen angeschlossen, darunter Riccardo Retail, Niko Liquids, Ultrabio, Meisterfids und Naam.

    Dennoch, so Stephan Endler von Niko Liquids, seien weitere Branchenmitglieder willkommen. Interessenten melden sich unter: [link|mailto:st.endler@nikoliquids.de]st.endler@nikoliquids.de[/link].

    max

  • E-Zigarette vor spannendem Jahr

    KÖLN // DTZ hat Branchenvertreter gefragt, wie sie das Jahr 2021 sehen und wie ihre Erwartungen sind. In den folgenden Ausgaben drucken wir die Statements ab. In Folge 2: Dustin Dahlmann, Vorsitzender im Bündnis für Tabakfreien Genuss (BfTG).

    Zwei Drittel sind optimistisch
    Zwei Drittel der deutschen E-Zigarettenhändler und -hersteller sind optimistisch. Sie bewerten die Chancen für die E-Zigarette trotz zuletzt schwieriger Umstände als gut (46 Prozent) oder sogar sehr gut (22 Prozent). Das sind Ergebnisse einer 2020 durchgeführten Umfrage des BfTG, an der rund 600 Branchenvertreter teilgenommen haben.

    Branche erwartet Umsatzwachstum
    Die Branche erwartet für 2021 ein Umsatzwachstum von rund 20 Prozent. Dieser Optimismus zeigt die Stärke und Beharrlichkeit der E-Zigarettenbranche, die es wie viele Wirtschaftszweige 2020 wegen der Pandemie-Auswirkungen nicht leicht gehabt hat. Die schwere Krise des globalen E-Zigarettenmarkts gegen Ende 2019, die durch eine falsche Medienberichterstattung zu den Vorfällen in den USA ausgelöst wurde, hat sich Anfang 2020 deutlich abgeschwächt. Das Vertrauen in das Produkt E-Zigarette ist zurückgekehrt, und viele Konsumenten haben verstanden, dass Dampfen nach wie vor eine erheblich sicherere Alternative zum Rauchen ist. Dieses Vertrauen bildet das Fundament für das Wachstum des Markts. Perspektivisch ist die Branchenentwicklung dabei an die politischen Rahmenbedingungen gekoppelt.

    Stationärer Handel
    Vertriebskanäle: Der stationäre Handel entwickelt sich stärker als andere Kanäle und ist innerhalb eines Jahres um 14 auf 52 Prozent gewachsen. Nur noch jeder zehnte Händler (11 Prozent) vertreibt seine Produkte ausschließlich online. 2019 hatten noch 15 Prozent der Teilnehmer angegeben, E-Zigaretten und Zubehör ausschließlich über einen Online-Shop zu verkaufen. 37 Prozent der Händler nutzen beide Vertriebswege.

    Fachhandel punktet
    Hinsichtlich der Beratungskompetenz punktet der Fachhandel und kann Umsteiger vor Ort gezielter ansprechen als der reine Online-Händler. In Zeiten des Lockdowns hat sich eine zweigleisige Strategie bewährt, weil ein Teil des Bestandskundengeschäfts des Fachhandels auf Online-Shops umgelenkt werden konnte.

    Politische Entwicklung
    Zur politischen Entwicklung: 2021 werden die Weichen für die EU-Gesetzgebung der kommenden Jahre gestellt. So erwarten wir etwa deutliche Signale im Bezug auf die EU-Tabakprodukt-Richtlinie und einen ersten Entwurf der Direktive zu Verbrauchssteuern. Der europäische Verband IEVA ist 2020 stark gewachsen und kann damit das Interesse der europäischen Branche gut vertreten. Besonders hilfreich für die Verbandsarbeit ist die positive Entwicklung der wissenschaftlichen Faktenlage zur E-Zigarette. Es geht sowohl in Brüssel als auch in Berlin darum, die relevanten Stakeholder über das gesundheitspolitische Potenzial der E-Zigarette aufzuklären und das Thema Schadensminimierung noch stärker in den Fokus der politischen Entscheider zu rücken.

    Fokus der Verbandsarbeit
    Im Fokus der deutschen Verbandsarbeit stehen im Superwahljahr 2021 die Themen Steuern, Aromen und die Auswirkungen der WHO / FCTC-Konferenz auf die Politik.
    Das BfTG ist zudem im regelmäßigen Austausch mit relevanten Entscheidern. E-Zigaretten müssen im Sinn der Schadensminimierung und als Anreiz für Umsteiger einen deutlichen Preisvorteil gegenüber Tabakprodukten bieten. Ein wichtiges Ergebnis der Anhörung am im September im Finanzausschuss war die Anerkennung der Schadensminimierung durch E-Zigaretten. Hier gilt es, die wissenschaftliche Evidenz auch 2021 als Grundlage für steuerrechtliche Entscheidungen zu nutzen.

    Entwicklungen in Europa
    Mit Sorge sehen wir die Entwicklungen in einigen europäischen Staaten, welche die Aromenvielfalt eingeschränkt haben oder dies planen. Auf europäischer und deutscher Ebene klären wir die Entscheider über die Wichtigkeit von Aromen für erwachsene Dampfer auf. Eine 2020 durchgeführte Umfrage des europäischen Verbands IEVA zeigt, dass mehr als 65 Prozent der erwachsenen Nutzer von E-Zigaretten Frucht- oder Süß-Liquids konsumieren. Etwa 80 Prozent der Dampfer würden nicht auf Tabakaromen umsteigen, wenn alle anderen Geschmacksrichtungen außer Tabak verboten würden. Resultat: Viele Nutzer würden sich auf dem ungeregelten Schwarzmarkt orientieren oder zurück zur Tabakzigarette wechseln. Diese Gefahr muss dem Gesetzgeber bewusst sein, und unsere Argumentation hierzu wird immer besser verstanden.

    Diskussion um E-Zigarette
    Am 8. November 2021 soll die neunte Conference of the Parties (COP 9) der WHO / FCTC in Den Haag starten. Ein wichtiger Bestandteil der Debatten wird die Diskussion um die E-Zigarette sein. Es ist nicht zu erwarten, dass dem Thema Harm Reduction auf der Konferenz der richtige Stellenwert beigemessen wird. Wir sehen es als eine unserer Hauptaufgaben an, der Politik zu zeigen, dass die WHO-Strategie beim Thema Tabakkontrolle zu kurz greift. Hierzu sind zahlreiche Veranstaltungen auf deutscher und europäischer Ebene geplant.

    Fazit: Die Branche blickt mit Zuversicht in die Zukunft. Aber es gibt viel zu tun, um die Bedingungen für wirtschaftliches Wachstum möglichst positiv zu gestalten. Dazu brauchen die Verbände die Unterstützung der Branche.

    Dustin Dahlmann

  • Schluss mit dem Dampf-Mythos

    WASHINGTON // Eine neue Metastudie aus den USA zeigt: Dampfen ist keine Einstiegshilfe zum Rauchen, sondern der erste Schritt zur Rauchfreiheit. Das haben Mitarbeiter der Verbrauchervereinigung Consumer Choice Center und der World Vapers Alliance herausgearbeitet.

    Neue Blickrichtung
    Nach Angaben der Autoren soll die jetzt vorgelegte Studie die Argumente der „Gateway-Hypothese“ – wer dampft, wird zum Raucher – widerlegen. Stattdessen soll das Papier den Blick aller Betroffenen darauf lenken, dass die E-Zigarette konventionellen Rauchern den Weg vom Tabakkonsum hin zu einem deutlich weniger schädlichen Nikotingenuss ebnen kann. Immerhin, haben Wissenschaftler gezeigt, ist das Dampfen zu 95 Prozent weniger schädlich als das Rauchen. Kein Wunder, dass bereits eine ganze Reihe internationaler und nationaler Gesundheitsbehörden das Vapen als weniger ungesunde Alternative zur Zigarette empfiehlt.

    Die wichtigsten Erkenntnisse
    Die wichtigsten Erkenntnisse der neuen Studie:
    [bul]Nikotin ist nicht das Problem – die Toxine in Zigaretten sind es.
    [bul]E-Zigaretten helfen Erwachsenen, mit dem Rauchen aufzuhören.
    [bul]Der Konsum von E-Zigaretten führt bei Jugendlichen nicht zum Rauchen.
    [bul]Ein Verbot von Aromen löst das Problem nicht.

    Die Autoren der Studie stellen fest, dass die Neuartigkeit der E-Zigarette zu einer großen Aufmerksamkeit bei Konsumenten, aber auch bei Kritikern geführt hätten. Als Folge seien E-Zigaretten teils übermäßig scharf beschränkt worden. Beispiele seien strenge Marken- und Marketingbeschränkungen in Deutschland oder das Verbot verschiedener Aromen in den Niederlanden und in Kalifornien. Das Ziel der Auflagen: Insbesondere junge Menschen sollten vor den Gefahren der E-Zigarette geschützt werden. Sinnvoller sei es, heißt es in der Studie, die Vorteile des Dampfens herauszustellen, zumal diese durch verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen belegt seien.

    Ergebnisse der Metastudie
    Aus den Ergebnissen ihrer Metastudie leiten die Autoren dabei mehrere Forderungen ab:
    [bul]Die E-Zigarette solle insbesondere von Politik und Behörden nachdrücklich für das allgemeine Konzept der Schadensminderung eingesetzt werden.
    [bul]Die E-Zigarette sei ein wirksames Instrument zur „harm reduction“, mit dem Raucher eine weniger schädliche Alternative zum Nikotinkonsum finden und letztlich mit dem Rauchen von Tabak aufhören könnten.
    [bul]Erwachsenen müsse der Zugang zu E-Zigaretten und Zubehör möglich sein, wobei akzeptable Preise und eine breite Verfügbarkeit sichergestellt werden müssten.
    [bul]Werbung für E-Zigaretten solle in gedruckter Form, im Fernsehen und im Radio möglich sein, um die Menschen zu informieren.
    [bul]Raucher sollten besser zu den potenziell weniger schädlichen Möglichkeiten des Verdampfens von Nikotin beraten werden.
    [bul]Der illegale Handel und ein Schwarzmarkt, auf dem sich Jugendliche versorgen könnten, müsse verhindert werden.

    red

  • E-Zigarette gut für Rauchstopp

    BERLIN // Eine neue Studie aus Großbritannien zeigt: E-Zigaretten sind um 70 Prozent erfolgreicher beim Rauchstopp als andere Maßnahmen. Darauf weist der Verband des E-Zigarettenhandels (VdeH) hin.

    In dem aktuellen Update eines Cochrane-Reviews aus dem Jahr 2016 haben die Wissenschaftler insgesamt 50 Studien aus der ganzen Welt einbezogen. Dabei wurde die Wirksamkeit nikotinhaltiger E-Zigaretten mit herkömmlichen Maßnahmen zur Rauchentwöhnung verglichen.

    Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Rauchentwöhnung mit E-Zigaretten wesentlich besser funktioniert, als das bei Nikotinersatzprodukten wie Pflastern und Kaugummis der Fall ist. Gegenüber diesen herkömmlichen Methoden ist die E-Zigarette um etwa 70 Prozent erfolgreicher, wenn es darum geht, von der Tabakzigarette wegzukommen.

    Eindeutigere Hinweise
    Die Hauptautorin des aktualisierten Reviews, Jamie Hartmann-Boyce, betont: „Seit der letzten Version gibt es deutlich mehr Evidenz zur Rauchentwöhnung. Sie gibt nun eindeutigere Hinweise darauf, dass elektronische Zigaretten mit Nikotin die Chancen auf einen erfolgreichen Rauchstopp im Vergleich zu Nikotinkaugummis oder -pflastern erhöhen können.“

    Eine weitere, besonders wichtige Feststellung wurde in Bezug auf potenzielle Schäden oder unerwünschte Nebenwirkungen durch die Nutzung von E-Zigaretten gemacht. Den Autoren des Cochrane-Reviews zufolge gibt es aktuell keine verlässlichen Nachweise, die auf negative Folgen des Konsums hindeuten würden. Das ist insofern bedeutsam, da häufig vor potenziellen Risiken von E-Zigaretten gewarnt wird. Oft geschieht das lediglich aufgrund von unseriösen, unwissenschaftlichen und unzuverlässigen Veröffentlichungen.

    Wissenschaftliche Faktenlage anerkennen
    Michal Dobrajc, Vorsitzender des VdeH, erklärt: „Dieses Review ist ein Paukenschlag und zeigt, dass die Politik nicht länger auf ideologische Aussagen vertrauen darf. Stattdessen müssen die wissenschaftliche Faktenlage und somit die wesentlich geringere Schädlichkeit der E-Zigarette gegenüber der Tabakzigarette anerkannt werden. Das Potenzial der E-Zigarette beim Ausstieg aus dem Tabakkonsum muss eine zentrale Rolle bei aktuellen und zukünftigen regulatorischen Maßnahmen einnehmen.“

    Cochrane-Reviews sind systematische Übersichtsarbeiten, in denen die Forschungsergebnisse zu Fragen der Gesundheitsversorgung und -politik zusammengefasst werden. Die unabhängige und renommierte Cochrane Tobacco Addiction Group mit Sitz in Oxford ordnet dazu jeweils zahlreiche Studienergebnisse sowohl nach ihrer Relevanz als auch nach der Vertrauenswürdigkeit der Autoren ein. Cochrane-Reviews zählen zum Goldstandard unter den wissenschaftlichen Arbeiten und sind weltweit anerkannt.

    Wichtige Rolle der E-Zigarette
    Wissenschaftler haben auf die Ergebnisse bereits reagiert. So erklärt Lion Shahab, Professor für Gesundheitspsychologie und Co-Direktor der Forschungsgruppe für Tabak und Alkohol am University College London (UCL): „Dieses Review sollte politischen Entscheidungsträgern und Gesundheitsbehörden deutlich machen, dass E-Zigaretten eine wichtige Rolle spielen bei der Reduzierung der Belastungen durch Tabakkonsum.“

    Und John Britton, emeritierter Professor für Atemwegsmedizin an der Universität von Nottingham, ergänzt: „Diese umfassende Überprüfung […] liefert eine endgültige Bestätigung dafür, dass E-Zigaretten Rauchern ein wirksames Mittel zur Raucherentwöhnung bieten, und vielleicht sogar mehr als einige dafür zugelassene Medikamente.“

    Schließlich meint Peter Hajek, Direktor der Abteilung für Tabakabhängigkeitsforschung an der Queen Mary University in London (QMUL): „Die Ergebnisse […] legen nahe, dass E-Zigaretten für viele Raucher ein wirksames Instrument zur Raucherentwöhnung darstellen. Es ist auch wichtig anzumerken, dass in den Studien bis zu zwei Jahre lang keine Anzeichen von Schäden durch die Verwendung von E-Zigaretten festgestellt wurden.“ pi/red

  • Erfreuliche Tabaksteuerstatistik

    BERLIN // Corona sei Dank? Der deutsche Fiskus hat seit Jahresbeginn 10,146 Milliarden Euro Tabaksteuer eingenommen und damit gut ein Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Plus ging dabei auf Kosten der Zigarette und war getrieben vor allem durch die Verkäufe von Feinschnitt und Pfeifentabak (inklusive Wasserpfeifentabak).

    Zugleich lässt der Nettobezug von Steuerzeichen im September einen weiter steigenden Absatz erwarten: Die Summe der Steuerwerte kletterte um insgesamt 4,1 Prozent, wobei die Zigarette 1,7 Prozent ausmachte, Feinschnitt 21,2 Prozent. Schwankend zeigt sich in den ersten drei Quartalen der Absatz von Zigarren und Zigarillos. red

  • „Schützen statt strafen“

    BERLIN // Die heutige Drogenpolitik erfüllt ihren Zweck nicht. Das sagen die Herausgeber des 7. Alternativen Drogen- und Suchtberichts. Erforderlich seien konsequente Maßnahmen zur Verminderung gesundheitlicher Schäden sowie staatliche Regulierung.

    Das Bundeskriminalamt (BKA) und die Drogenbeauftragte der Bundesregierung haben selbst darauf hingewiesen: Der Drogenhandel nimmt in Deutschland seit Jahren zu. Polizei und Justiz können den Drogenkonsum offenbar nicht aufhalten.

    Zeit für neue Wege
    Fachleute aus Wissenschaft und Drogenhilfe meinen daher, es sei Zeit für neue Wege. Die Drogenpolitik von morgen müsse heute beginnen. Das ist auch die zentrale Aussage des neuen Alternativen Drogen- und Suchtberichts, der jetzt vom Akzept Bundesverband und der Deutschen Aidshilfe vorgestellt wurde.

    Drei Neuerungen
    Die Herausgeber nannten dabei drei Neuerungen, die die hohe Zahl der Todesfälle durch legale und illegale Drogen senken, schädliche Folgen von Abhängigkeit reduzieren und gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Folgekosten drastisch reduzieren könnten:
    [bul]Ansätze der so genannten „Schadensminimierung“ beim Drogenkonsum müssten überall verfügbar sein und auch bei Tabak und Alkohol angeboten werden.

    [bul]Die staatlich regulierte Abgabe bisher illegaler Substanzen könne kriminellen Drogenhandel reduzieren, Menschen vor den Gefahren der Illegalität bewahren und Jugend- und Verbraucherschutz ermöglichen.
    [bul]Eine effiziente Drogenpolitik würde rasch gelingen, wenn die Bundesregierung Kompetenz in einem drogenpolitischen Fachbeirat zusammenführen würde.

    Kampf gegen Windmühlen
    Dazu erklärte Heino Stöver, Akzept-Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung an der Frankfurt University of Applied Sciences: „Die Politik der Strafverfolgung ist nur noch ein schädlicher Kampf gegen Windmühlen. Betroffene werden marginalisiert statt unterstützt – oft mit tödlichem Ausgang. Eine zeitgemäße Drogenpolitik folgt der Devise: Schützen statt strafen!“

    Stöver weiter: „Abstinenz ist nicht alles. Neben der klassischen Prävention müssen wir auch bei Alkohol und Tabak Alternativen anbieten. Die E-Zigarette könnte vielen Menschen das Leben retten, denn sie ist weniger schädlich als die Verbrennung von Tabak.“

    Regulierte Abgabe
    Zum Thema Cannabis erklärte Bernd Werse, Vorstandsmitglied der European Society for Social Drug Research sowie des Centre for Drug Research an der Goethe-Universität Frankfurt: „Millionen Menschen, darunter viele junge, konsumieren Cannabis, nicht wenige machen auch Erfahrungen mit anderen Drogen. Die meisten entwickeln keine nennenswerten Probleme. Es ist vor allem das Strafrecht, das oft Leben oder Karrieren zerstört. Verfolgung durch eine regulierte Abgabe der Substanzen zu ersetzen, würde den Konsumierenden Produktsicherheit bieten und Milliarden Euro für sinnvolle Präventions- und Behandlungsangebote freisetzen.“

    „Unser Ziel ist, Fortschritte in Kooperation mit politisch Verantwortlichen zu entwickeln und zu realisieren. Ein Fachbeirat könnte die Drogenbeauftragte gerade bei schwierigen politischen Vorhaben unterstützen“, betonte Stöver.

    red

    Infos unter: [link|https://alternativer-drogenbericht.de/]alternativer-drogenbericht.de[/link]

  • Umfrage zeigt: Konsumenten über E-Zigarette kaum informiert

    BERLIN // Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat einen „Verbraucher-Monitor – Spezial: E-Zigarette“ vorgelegt. Basis ist eine Befragung unter 1006 repräsentativ ausgewählten Dampfern.

    Eine Erkenntnis
    Eine der Erkenntnisse: 21 Prozent rauchten nur Zigaretten, zwei Prozent nutzten nur E-Zigaretten, vier Prozent griffen zu beidem. Diese Überschneidung können sich Anbieter in diesem Segment zunutze machen. Allerdings hat die Umfrage nur bedingt Trends ermittelt, es ist also nicht klar, ob sich Verschiebungen ergeben. Immerhin: Sechs Prozent der volljährigen Befragten gaben an, „sehr wahrscheinlich“ zur E-Zigarette greifen zu wollen, zwei Prozent sagten „wahrscheinlich“. Aber: 85 Prozent gaben zum Befragungszeitpunkt an, es sei „sehr unwahrscheinlich“, dass sie zur E-Zigarette greifen würden.

    Einschätzung
    Erstaunlich ist die Einschätzung des Risikos von E-Zigaretten im Vergleich zur klassischen Tabakzigarette. 15 Prozent waren der Ansicht, das gesundheitliche Risiko sei „viel höher“, weitere neun Prozent bewerteten es als „eher höher“. Dabei ergaben sich erhebliche Unterschiede zwischen Dampfern (35 Prozent sagten, das Risiko sei „viel niedriger“) im Gegensatz zu Zigarettenrauchern (30 Prozent schätzten das Risiko des Dampfens als höher ein).

    Risiko
    Unterm Strich nahmen die Befragten zu 84 Prozent ein gesundheitliches Risiko des Dampfens wahr, wobei die Nutzer von E-Zigaretten wesentlich zurückhaltender waren. Insgesamt zeigt sich jedoch, dass die Bemühungen der Verbände, das geringere Schädigungspotenzial der E-Zigarette gegenüber Tabakprodukten zu unterstreichen, noch verbesserungsfähig sind.

    Nutzergruppe
    Über alle Nutzergruppen hinweg gaben 64 Prozent an, sie stimmten der Aussage zu, „Rauchverbote sollten auch die Nutzung von E-Zigaretten einschließen“. 52 Prozent meinten, nikotinfreie Liquids bürgen gesundheitliche Risiken. 47 Prozent halten den Dampf aus E-Zigaretten für gesundheitsschädlich für Beistehende. Nur 22 Prozent glauben, dass sich E-Zigaretten zur Raucherentwöhnung eignen. Und immerhin 16 Prozent gehen – trotz der im vergangenen Jahr vor allem in den USA kursierenden Lungenkrankheit Evali – davon aus, dass man problemlos selbstgemischte Liquids verwenden könne.

    Das Spezial steht auf [link|http://www.bfr.bund.de]www.bfr.bund.de[/link] zum Download bereit.

    red

  • Einnahmen steigen

    BERLIN // Finanzminister Olaf Scholz kann sich freuen: Bereits den dritten Monat in Folge sind die Einnahmen aus der Tabaksteuer gestiegen.

    1,37 Milliarden Euro im Juli
    Steuerten die Raucher im Mai knapp 1,2 Milliarden Euro und im Juni 1,24 Milliarden Euro zum Staatshaushalt bei, kletterte der Betrag im Juli auf 1,37 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Juli des vergangenen Jahres verzeichnete der Fiskus ein Einnahme-Plus von 26,5 Prozent.

    Zigarette
    Den größten Anteil am Tabaksteuer-Aufkommen hat seit Jahrzehnten die Zigarette. Im Juli 2020 beliefen sich die Einkünfte des Bundesfinanzministeriums bei Deutschlands meistverkaufter Tabak-Art auf 1,16 Milliarden Euro.

    Feinschnitt & Co.
    Feinschnitt steuerte 180,1 Millionen Euro zu den Tabaksteuereinnahmen bei. Für Pfeifentabak, wozu auch Shisha-Tabak zählt, weist das Statistische Bundesamt einen Wert von 23,9 Millionen Euro aus, während es bei Zigarren/Zigarillos 6,1 Millionen Euro waren.

    red