Schlagwort: EU

  • Mehrarbeit für Eltern

    NÜRNBERG // Rund 52 Prozent der Mütter mit Kindern unter 14 Jahren haben ihre Arbeitszeit zu Beginn der Pandemie im April 2020 zumindest teilweise auf die Abendstunden oder das Wochenende verlagert. Für Väter traf dies auf rund 31 Prozent zu.

    Das zeigt eine jüngst veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Der Anteil bei Müttern sank bis Oktober 2020 auf rund 26 Prozent, lag im Schnitt aber deutlich höher als bei Vätern mit rund 18 Prozent.


    Arbeit am Wochenende

    „Vor allem Mütter arbeiteten häufiger am Wochenende oder abends, unter anderem um ihre Kinder bei Schul- und Kitaschließungen oder während des Distanzunterrichts betreuen zu können.“, erklärt IAB-Forscherin Corinna Frodermann. Insgesamt haben 33 Prozent der Beschäftigten, die im April 2020 Kinder unter 14 Jahre zu betreuen hatten, ihre Arbeitszeiten zumindest teilweise verlagert. Bei denjenigen ohne Kinder waren es 16 Prozent. Neben der Sorgearbeit gibt es auch Hinweise, dass Homeoffice eine Rolle für die Verschiebung der Arbeitszeiten spielt. Mehr als ein Drittel derjenigen, die zumindest teilweise von zu Hause arbeiteten, gab im April 2020 an, zu anderen Zeiten zu arbeiten als noch vor der Pandemie. Bei den Beschäftigten, die kein Homeoffice nutzten, waren es nur knapp 15 Prozent.

    pi

  • Schnelle Hilfe nach der Flutkatastrophe

    MAINZ // Das Bundeskabinett hat am 21. Juli finanzielle Hilfen für die von der Flutkatastrophe betroffenen Regionen beschlossen. Demnach wird der Bund bis zu 200 Millionen Euro Soforthilfen für die betroffenen Länder zur Verfügung stellen. Der Anteil, den Rheinland-Pfalz erhält, wird durch das Land verdoppelt werden.

    Menschen stehen vor dem Nichts
    Besonders schlimm wüteten die Unwetter in der Eifel, im Großraum Köln und im Bergischen Land, aber auch im Berchtesgadener Land. Allein in und um Ahrweiler kamen weit über 100 Menschen ums Leben. „Die Verwüstung durch die Flutkatastrophe im nördlichen Rheinland-Pfalz ist unfassbar. Tausende Menschen haben alles verloren und stehen vor dem Nichts“,, sagt Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Das Land stellt Soforthilfen zur Verfügung. Diese dienen unter anderem zur Überbrückung von Umsatzausfällen und Notlagen. Über die Kreise und kreisfreien Städte werden 1500 Euro pro Haushalt inklusive einer Person als Sockelbetrag und 500 Euro für jede weitere Person gezahlt. Maximal können 3500 Euro pro Haushalt ausgezahlt werden. Eine Vermögensprüfung ist nicht notwendig, Spenden werden nicht angerechnet.

    Lotto-Annahmestellen in Krisengebieten
    Auch Lotto Rheinland-Pfalz will helfen. Der erste Blick richtet sich dabei auf die Situation in den betroffenen Lotto-Annahmestellen in den Krisengebieten. Hier gibt es eine zum Teil großflächige Zerstörung von Geschäftslokalen, teilweise existenzbedrohend. Es wird teilweise Wochen und vielleicht sogar Monate dauern, bis die Schäden behoben werden.

    Ein Krisenstab wurde im Unternehmen eingerichtet. Außerdem wird es Unterstützungsteams geben, die bei der Wiederinbetriebnahme oder dem Aufbau von Geschäftslokalen helfen sollen. Weiterhin plant Lotto Rheinland-Pfalz einen Hilfsfonds aus dem Budget des Unternehmens zur finanziellen Unterstützung der betroffenen Annahmestellen.

    Stiftung organisiert Soforthilfe
    Für eine darüber hinausgehende Unterstützung nutzt das Unternehmen zudem alle Möglichkeiten. So hat die Lotto Rheinland-Pfalz-Stiftung schnell entschieden, 50 000 Euro für die Soforthilfe zu spenden, als ersten Schritt und als erstes Signal für die Geschädigten.

    „Zudem werden wir schnellstens prüfen, ob wir mit spontanen Benefizaktionen sinnvoll Unterstützung für die Menschen in den Krisenregionen leisten können“, kündigt Lotto-Geschäftsführer Jürgen Häfner an.

    red

  • Das Glück geht seinen Weg

    STUTTGART // Die Spieleinsätze beim Staatlichen Toto-Lotto Baden-Württemberg setzen ihren Rekordlauf fort. Im ersten Halbjahr lagen sie so hoch wie seit 2002 nicht mehr.

    Bis Anfang Juli tippten die Baden-Württemberger für rund 549,4 Millionen Euro beim Landesunternehmen. Das sind knapp 42,5 Millionen Euro beziehungsweise 8,4 Prozent mehr als im bereits starken ersten Halbjahr 2020. Lotto-Geschäftsführer Georg Wacker zeigte sich sehr zufrieden mit der Bilanz: „Wir freuen uns über dieses tolle Ergebnis. Zu verdanken haben wir es vor allem dem Klassiker Lotto 6 aus 49, den immer beliebteren Rubbellosen, aber auch dem traditionsreichen Fußball-Toto. Eine gute Mischung.” Der Lotto-Chef verwies auch auf die weiter boomenden Internet-Einsätze. Sie lagen mit 75 Millionen Euro um 20,2 Prozent über dem Vergleichzeitraum.

    Baden-württembergische Millionengewinne
    Ebenfalls positiv bewertete Georg Wacker die fast schon gewohnt hohe Zahl der baden-württembergischen Millionengewinne innerhalb des Deutschen Lotto- und Totoblocks (DLTB): „Dass der Südwesten regelmäßig vor den bevölkerungsreicheren Bundesländern liegt, ist eigentlich entgegen der Wahrscheinlichkeit. Die Tipper zwischen Breisgau und Odenwald haben offenbar einen besonderen Draht zu Fortuna.” In der ersten Jahreshälfte fielen bei Lotto Baden-Württemberg bislang 60 Gewinne von 100 000 Euro oder mehr an. 14 Lotto-Spielern gelang der sprichwörtliche „Sechser“. Über alle Spielarten gab es 14 Millionentreffer. Der mit 63,6 Millionen Euro mit Abstand größte Einzelgewinn des Jahres im „Ländle” wurde Mitte März im Ortenaukreis erzielt.

    Erfolgreiches Modell seit vielen Jahrzehnten
    Die Erträge der staatlichen Lotterien landen nicht bei privaten Anteilseignern oder Aktionären, sondern kommen dem Gemeinwohl zugute. Besonders in wirtschaftlich schwieriger Zeit zeigen sich die Stärke und Verlässlichkeit dieses seit vielen Jahrzehnten erfolgreichen Modells. Lotto Baden-Württemberg erwirtschaftete bis Anfang Juli rund 211 Millionen Euro für das Land. Diesen Betrag bilden 93 Millionen Euro Lotteriesteuer und 118 Millionen Euro Rein- und Zweckerträge. Diese setzt das Land über den Wettmittelfonds für Sport, Kunst und Kultur, Denkmalpflege und soziale Projekte ein.

    Neuer Glücksspielstaatsvertrag
    Seit 1. Juli gilt der neue Glücksspielstaatsvertrag, den die Bundesländer beschlossen haben. Er steht für eine Zeitenwende: Bisher illegale und teils besonders suchtgefährdende Glücksspiele im Internet wie virtuelle Automatenspiele, Online-Casino-Spiele und Online-Poker sind nun unter strengen Auflagen erlaubt. Lotto Baden-Württemberg reagiert auf die veränderten Rahmenbedingungen und plant neue Produkte. Die dafür notwendige technische Infrastruktur hat die Landestochter in den vergangenen Monaten geschaffen. „Der Glücksspielstaatsvertrag schlägt ein neues Kapitel in der Unternehmensgeschichte von Lotto Baden-Württemberg auf. Wir möchten Spielinteressierten eine verlässliche und seriöse Alternative zu privaten oder möglicherweise weiter illegalen Anbietern offerieren. Deshalb werden wir unser Portfolio erweitern, sobald wir die Genehmigung dafür haben“, sagt Wacker. Die neuen Lizenzen für bisher verbotene Online-Glücksspiele können seit 1. Juli beantragt werden. Ursprünglich sollten die Erlaubnisse bereits zum 1. Juli möglich sein.

    pi

  • Gutes Halbjahr für Tabak-Aktien

    MAINZ // Ein ordentliches erstes Halbjahr haben 2021 die Tabak‧aktien hingelegt. Immerhin zwei von fünf Titeln haben besser abgeschnitten als der marktbreite Vergleichsindex MSCI World, der Ende Juni 13 Prozent höher notierte als zum Börsenauftakt im Januar.

    Altria schaffte im gleichen Zeitraum ein Plus von gut 14 Prozent, die Anteilsscheine von Philip Morris kletterten gar um 18,6 Prozent. Übrigens: Auch der deutsche Blue-Chip-Index Dax legte „nur“ rund 13 Prozent zu.

    Abkehr vom klassischen Tabakgeschäft
    Anleger müssen derzeit darüber nachdenken, als wie nachhaltig sie die offizielle Abkehr vieler Unternehmen vom klassischen Tabakgeschäft einschätzen. Tatsächlich machen die Konzerne nämlich immer noch meist über 90 Prozent ihrer Umsätze und Gewinne im traditionellen Kerngeschäft. Dass sie damit erfolgreich sind, belegt der Blick auf die Dividendenrenditen. Die liegen zwischen 4,9 (Philip Morris) und 8,9 Prozent (Imperial Brands).

    Zugleich bestechen die Tabakkonzerne durch eine hohe Stabilität bei ihren Ausschüttungen. Das zeigt auch, dass selbst abnehmende Raucherquoten, wachsende Regulierungen, Werbeverbote und sonstige Einschränkungen dem Geschäft nicht allzu viel anhaben können.

    max

  • Ostdeutsche Länder robust

    BRATISLAVA // Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft in der Bundesrepublik und auf der ganzen Welt auf unterschiedliche Weise beeinflusst. Während digitale Unternehmen zum Beispiel überwiegend von der Krise profitiert haben, hat der stationäre Einzelhandel unter anderem – trotz staatlicher Hilfen – besonders hart unter den Folgen des Lockdowns gelitten.


    Corona-Krise: Situation in den Bundesländern

    Doch wie hat sich die Corona-Krise in den unterschiedlichen Bundesländern ausgewirkt?
    Diese Fragestellung hat das Marktforschungsinstitut Hit Horizons analysiert. Die Studie bewertet den Zustand verschiedener Branchen in den 16 Bundesländern. Darüber hinaus wurden Unternehmensgründungen, etwa in den Segmenten E-Commerce, Energie, Industrie, Mobilität und Lebensmittel untersucht. Schließlich wurde auch die Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) pro Kopf im Jahresvergleich der einzelnen Bundesländer analysiert.

    Die ostdeutschen Bundesländer (Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen) waren mit Blick auf das BIP am wenigsten von der Pandemie betroffen. Brandenburg zum Beispiel verzeichnete nur einen Rückgang von knapp 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Am stärksten betroffen waren die alten Bundesländer (Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Hamburg, Saarland, Bremen). Von allen Bundesländern war Bremen mit einem Pro-Kopf-Rückgang von 5,4 Prozent am stärksten betroffen.

    Mecklenburg-Vorpommern ist laut der Analyse das führende Bundesland der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft mit mehr Beschäftigten pro 100 000 Einwohner als jedes andere Bundesland. Sachsen ist mit 3062 Beschäftigten je 100 000 Einwohner das Zentrum des Baugewerbes in Deutschland. Die Bundeshauptstadt Berlin liegt bei den Arbeitsplätzen im öffentlichen Dienst an erster Stelle. Bremen ist ein Drehkreuz für Elektro-, Gas- und Sanitärdienstleistungen.

    pi

  • Arbeitsmarkt erholt sich

    NÜRNBERG // Das „European Labour Market Barometer“ kletterte im Juni auf 105,3 Punkte und liegt damit genau zehn Zähler höher als im Juni 2020.

    Mit einem Anstieg von 1,9 Punkten im Vergleich zum Mai 2021 übertrifft der Arbeitsmarkt-Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) den Höchststand seit der ersten Messung im Juni 2018 noch einmal.

    Europäischen Arbeitsverwaltungen
    „Die europäischen Arbeitsverwaltungen sehen die Arbeitsmärkte ihrer Länder vor einer deutlichen Erholung“, berichtet Enzo Weber vom IAB. In allen teilnehmenden Ländern liegen die Werte des Arbeitsmarkt-Frühindikators deutlich im positiven Bereich über 100. Sprünge von mindestens 2,0 Punkten nach oben verzeichnen Island, Malta, Wallonien, Deutschland, Flandern, Luxemburg, Polen und Österreich.

    Wachsender Optimismus
    Wachsender Optimismus zeigt sich sowohl bei den Aussichten zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit als auch der Beschäftigung. Der Teilindikator für die künftige Entwicklung der Arbeitslosenzahlen ist im Juni um 1,8 auf 105,8 Punkte gestiegen. Der Teilindikator für die Entwicklung der Beschäftigung stieg noch etwas stärker um 2,0 auf 104,8 Punkte.

    Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 von den 17 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen neben vielen EU-Staaten auch Belgien auch Island, Liechtenstein sowie die Schweiz.

    fnf

  • Jobmarkt euphorisch

    NÜRNBERG // Das IAB-Arbeitsmarktbarometer hat im Juni erneut deutlich zugelegt und ist gegenüber dem Vormonat um 2,7 auf 107,4 Punkte gestiegen. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) klettert damit auf den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen.

    Aussichten auf dem Arbeitsmarkt
    Die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt fallen für die nächsten Monate stark positiv aus. „Die Arbeitsagenturen haben noch nie eine so starke Verbesserung der Arbeitsmarktlage erwartet“, berichtet Enzo Weber vom IAB. „Die Infektionszahlen in Deutschland sind niedrig und die Weltkonjunktur zieht an. Jetzt ist das Zeitfenster da für eine starke Arbeitsmarkterholung“, sagt der Experte. Der noch immer große Rückstand gegenüber dem, was ohne Kriseneffekte erreichbar gewesen wäre, könnte so verringert werden.

    Ein Risiko bleibt allerdings durch eine mögliche erneute Zunahme des Infektionsgeschehens im Zuge der Ausbreitung neuer Virusmutationen und damit verbundener Eindämmungsmaßnahmen.

    nh

  • Handel fordert City-Bonus

    BERLIN // In einem [link|http://bit.ly/3x5iZ0r]Zehn-Punkte-Plan[/link] fasst der Handelsverband Deutschland (HDE) die zentralen Initiativen und Maßnahmen zusammen, die der künftige Bundestag aus Sicht des Einzelhandels auf den Weg bringen sollte. So schlägt der HDE die Ausgabe eines City-Bonus für den Einkauf im von den Lockdowns betroffenen Einzelhandel vor und fordert eine konsequente Präventionsstrategie zur Vermeidung eines weiteren Corona-Lockdowns.

    Anreize für Stadtzentren schaffen
    „Aus der Krise kommen wir nur mit einem kraftvollen Neustart. Damit das gelingt, sind vom künftigen Bundestag konkrete und zielgenaue Maßnahmen gefragt“, sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.
    Nun gelte es, Anreize für den Besuch der Stadtzentren zu schaffen. Genth: „Einen wirksamen und zielgerichteten Impuls würde ein staatlich finanzierter City-Bonus setzen. Einen solchen Gutschein in Höhe von 200 Euro könnten alle Bürger in stationären Handelsbetrieben einlösen, die unmittelbar von Schließungen betroffen waren.“
    Der Zehn-Punkte-Plan beinhaltet zudem unter anderem Forderungen nach verlässlicheren Sonntagsöffnungen, für mehr Wettbewerbsfairness sowie nach einer Wachstumsagenda.

    vi

  • Sesselwechsel bei Gizeh

    GUMMERSBACH // Marcello Formica ist seit 1. Juni das neue Mitglied im Gizeh-Geschäftsführungs-Team. Der 45-Jährige verantwortet die kaufmännischen Segmente Controlling, Buchhaltung und Einkauf, das Personalwesen und das New-Business-Development.

    Interims-Geschäftsführer
    Formica ist seit vier Jahren bei Mignot & de Block beschäftigt. Bisher war er als Mitglied der erweiterten Gizeh-Geschäftsführung tätig und unterstützte das Unternehmen bereits als Interims-Geschäftsführer an verschiedenen Standorten. Zusammen mit Christian Hinz, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, und Geschäftsführer Jörg Dißmann führt er jetzt Gizeh Raucherbedarf in Gummersbach. Dißmann ist weiter verantwortlich für die Ressorts Marketing, Logistik, IT und SAP. Hinz leitet das Geschäftsführungs-Team und die Ressorts Vertrieb (Inland / Export), Technik sowie das Faltschachtelwerk (Druckerei).


    Formica löst Lars Oberndorf ab

    Formica arbeitete zuvor acht Jahre in verschiedenen nationalen und internationalen Führungspositionen. Die Region Oberberg ist seine Heimat. Er lebt heute mit seiner Familie in Wiehl. Formica löst Lars Oberndorf als Mitglied der Geschäftsführung ab. Oberndorf bleibt im Unternehmen, um als Strategic Country Manager in Afrika für Gizeh die Geschäfte im Süden des zweitgrößten Kontinents aufzubauen. Südafrika und Namibia werden die ersten Länder sein, in denen Oberndorf die Marke Gizeh etabliert.

    pi

  • Gutes Karma für Raucher

    MAINZ // Sie sind klein, haben aber eine gigantische Wirkung: 4,5 Billionen Zigarettenkippen landen jedes Jahr in der Umwelt. Derart achtlos weggeworfen gefährden sie massiv auch die Sauberkeit der Meere. Zwei Unternehmer aus Indien haben eine Lösung für ihren nachhaltigen Nutzen gefunden.

    Die meisten Filter bestehen aus Zelluloseacetat und zersetzen sich zum Teil erst nach 15 Jahren – eine Erkenntnis, die die kreative Initialzündung für Chetana und Ved Roy war: Das Ehepaar katapultierte damit das Thema Zigaretten zum Selbstdrehen (Roll your own, kurz RYO) auf eine neue Ebene.

    Bahnbrechende Idee
    Ihre Idee, ein Filter aus organischen Materialien zu entwickeln, der nach dem Wegwerfen blüht, kam Ved Roy in Gesprächen mit der Zigarettenindustrie. Roy, damals noch in der Werbebranche tätig, erfuhr, dass das Papier, aus dem die Mehrzahl der maschinell gefertigten Zigarette besteht, mehr Chemikalien und Karzinogene beinhalte als der eigentliche Tabakinhalt. Das wollte er so nicht hinnehmen. Gemeinsam mit seiner Frau gründete er 2015 die Firma „Prasadam Papers“ und begann , seine Vision von biologisch abbaubaren Zigarettenfiltern zu realisieren. Den Ort für Entwicklung und Produktion fanden sie in Gauribidanur, im indischen Bundesstaat Karnataka.

    Filter mit Pflanzensamen
    Ihre Filterblättchen, die [link|http://www.karmatips.in]„Karma Tips“[/link], bestehen zu 100 Prozent aus Papier, das aus Baumwolle gefertigt wird. Der Clou dabei: Sie enthalten Pflanzensamen wie Amaranth, Basilikum, Spinat, Rosmarin oder Wildblumen. Wird das Filterröllchen auf den Boden geworfen oder in die Erde gesteckt, keimen die Samenkörner im Papier und treiben aus.

    Drei Jahre nach der Firmengründung 2018 waren die ersten Produkte marktreif. „Der Erfolg war überwältigend“, erinnert sich Roy im Gespräch mit dem „Tobacco Journal International“ (TJI), einer Schwesterzeitschrift von DTZ. Eine der größten Herausforderungen sei dabei die Trennung des Nikotins von den Pflanzensamen gewesen. „Das funktionierte schließlich mit mikrodünnem Bananenpapier“, erklärt Roy. Die Samen liegen dabei zwischen zwei hauchdünnen Papierlagen.

    Umweltfreundlichen Produktion
    An eine maschinelle Produktion war nicht zu denken: Das anspruchsvolle Produkt kann nur in Handarbeit gefertigt werden. „Das war Glück im Unglück“, verrät Roy. Denn neben der umweltfreundlichen Produktion stand für die Roys fest, dass sie auch die Menschen vor Ort unterstützen wollen. „Ich habe fast 35 Jahre in Delhi und Mumbai, zwei Metropolen mit über 50 Millionen Einwohnern gelebt. Ich hatte keine Ahnung vom Landleben und den Menschen dort“, erklärt Roy. Das ändert sich. Heute arbeiten über 40 Familien in den Dörfern rund um die Fabrik direkt und indirekt für das Unternehmen. Vor allem die Frauen profitierten von einem festen Einkommen. „Wir unterstützen Schulen und die Bildung für die Kinder“, ergänzt Roy. „Darüber hinaus zeigen wir den Bauern wie sie in einem von der Dürre stark betroffenen Bezirk dennoch nachhaltig anbauen können.“

    Auch während der Pandemie lieferte die Kreativschmiede der Roys neue Produkte: etwa Filter aus Maisschalen (Curn-Husk-Filter), die sich 15 Tage nach Gebrauch biologisch abbauen und ebenfalls Pflanzensamen enthalten, oder eine kostengünstige und widerstandsfähige Einkaufstasche aus Karma-Papier. Die Tasche soll in Zusammenarbeit mit dem Zigarettenpapierhersteller „Roll Seda“ realisiert werden und demnächst in den USA und in Deutschland auf den Markt kommen, kündigt Ved Roy an.

    Marie Mayer