Schlagwort: Krise

  • Starker Arbeitsmarkt

    NÜRNBERG // Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist im Oktober um 1,5 Punkte auf 104,7 Punkte deutlich gesunken. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) liegt aber noch immer auf einem sehr hohen Niveau.

    Der Indikator deutet darauf hin, dass der Arbeitsmarkt sich weiterhin günstig entwickeln wird, wenngleich in einem gezügelten Tempo. „Nach der furiosen Aufholjagd aus dem Sommer läuft die positive Arbeitsmarktentwicklung in gemäßigtere Bahnen“, erklärt Enzo Weber vom IAB.

    Beschäftigungskomponente des Frühindikators
    Während die Beschäftigungskomponente des Frühindikators im Oktober weitestgehend stabil blieb, ist die Komponente für die Entwicklung der Arbeitslosigkeit stark zurückgegangen. Die Beschäftigungskomponente lag im Oktober bei 106,7 Punkten und damit um 0,1 Punkte niedriger als im Vormonat. Der Beschäftigungsausblick bleibt damit sehr positiv. Die Beschäftigung dürfte durch den Wiedereintritt von Personen, die sich in der Krise vom Arbeitsmarkt zurückgezogen hatten, und durch kurzfristige Nachholeffekte bei der Migration gestützt werden.

    Die Arbeitslosigkeitskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers sank im Oktober um 3,0 Punkte abermals stark und liegt mit 102,7 Punkten klar unter den Höchstwerten vom Sommer. Das signalisiert noch immer eine sinkende Arbeitslosigkeit, aber deutlich langsamer als nach dem Lockdown-Ende.

    pi

  • Auszubildende wenden sich E-Commerce-Sektor zu

    WIESBADEN / KÖLN // Im vergangenen Jahr haben 465 700 Menschen in Deutschland einen Ausbildungsvertrag in der dualen Berufsausbildung abgeschlossen. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) entspricht das 9,3 Prozent weniger als 2019, was den größten prozentualen Rückgang seit Beginn der Erhebung im Jahr 1977 darstellt. Einen Grund für diesen Prozess sehen die Statistiker auch in den Auswirkungen der Corona-Krise, heißt es aus Wiesbaden.

    Der Negativtrend im Einzelhandel setzte sich fort, berichtet das EHI Retail Institute mit Sitz in Köln. Zum 31. Dezember 2020 gab es demnach insgesamt 51 075 Auszubildende zum Einzelhandelskaufmann. Das ist ein Rückgang von 28 Prozent gegenüber 2010. Die Verkäuferlehre absolvierten im vergangenen Jahr mit 37 908 Auszubildenden gut 22 Prozent weniger als zehn Jahre zuvor.

    Massive Rückgänge Einen besonders massiven Rückgang in den letzten zehn Jahren lässt sich im Ausbildungsberuf „Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk“ feststellen: Das Minus im Zehnjahresvergleich liegt bei 61 Prozent, auch im Vergleich von 2019 zu 2020 sanken die Zahl der Auszubildenden um neun Prozent auf 11 448 Personen. Eine Lehre zum Drogisten traten 2020 knapp 2840 Personen an, womit im Vergleich zu 2010 (2466 Lehrlinge) eine Steigerung von 15 Prozent erzielt wurde. Nach einem Anstieg bis 2015 zeigt sich hier allerdings ein progressiver Rückgang (2015 zu 2020: minus 13 Prozent), der Corona-bedingt noch einmal verstärkt wurde.

    Vielfältige Arbeitsgebiete Positiv kommt der im Jahr 2018 neu geschaffene Ausbildungsberuf zum „Kaufmann E-Commerce“ an: Die Absolventen dieses Berufszweigs können in allen Unternehmen tätig werden, die Waren und Dienstleistungen online vertreiben: im Groß- und Einzelhandel, bei Touristikunternehmen, bei Logistik- und Ticketing-Dienstleistern, der herstellenden Industrie oder Online-Spielanbietern. Im Jahr 2018 gab es 1338 Auszubildende in diesem neuen Berufsbild, im vergangenen Jahr waren es bereits 3894.

    pnf

  • Schnelle Hilfe nach der Flutkatastrophe

    MAINZ // Das Bundeskabinett hat am 21. Juli finanzielle Hilfen für die von der Flutkatastrophe betroffenen Regionen beschlossen. Demnach wird der Bund bis zu 200 Millionen Euro Soforthilfen für die betroffenen Länder zur Verfügung stellen. Der Anteil, den Rheinland-Pfalz erhält, wird durch das Land verdoppelt werden.

    Menschen stehen vor dem Nichts
    Besonders schlimm wüteten die Unwetter in der Eifel, im Großraum Köln und im Bergischen Land, aber auch im Berchtesgadener Land. Allein in und um Ahrweiler kamen weit über 100 Menschen ums Leben. „Die Verwüstung durch die Flutkatastrophe im nördlichen Rheinland-Pfalz ist unfassbar. Tausende Menschen haben alles verloren und stehen vor dem Nichts“,, sagt Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Das Land stellt Soforthilfen zur Verfügung. Diese dienen unter anderem zur Überbrückung von Umsatzausfällen und Notlagen. Über die Kreise und kreisfreien Städte werden 1500 Euro pro Haushalt inklusive einer Person als Sockelbetrag und 500 Euro für jede weitere Person gezahlt. Maximal können 3500 Euro pro Haushalt ausgezahlt werden. Eine Vermögensprüfung ist nicht notwendig, Spenden werden nicht angerechnet.

    Lotto-Annahmestellen in Krisengebieten
    Auch Lotto Rheinland-Pfalz will helfen. Der erste Blick richtet sich dabei auf die Situation in den betroffenen Lotto-Annahmestellen in den Krisengebieten. Hier gibt es eine zum Teil großflächige Zerstörung von Geschäftslokalen, teilweise existenzbedrohend. Es wird teilweise Wochen und vielleicht sogar Monate dauern, bis die Schäden behoben werden.

    Ein Krisenstab wurde im Unternehmen eingerichtet. Außerdem wird es Unterstützungsteams geben, die bei der Wiederinbetriebnahme oder dem Aufbau von Geschäftslokalen helfen sollen. Weiterhin plant Lotto Rheinland-Pfalz einen Hilfsfonds aus dem Budget des Unternehmens zur finanziellen Unterstützung der betroffenen Annahmestellen.

    Stiftung organisiert Soforthilfe
    Für eine darüber hinausgehende Unterstützung nutzt das Unternehmen zudem alle Möglichkeiten. So hat die Lotto Rheinland-Pfalz-Stiftung schnell entschieden, 50 000 Euro für die Soforthilfe zu spenden, als ersten Schritt und als erstes Signal für die Geschädigten.

    „Zudem werden wir schnellstens prüfen, ob wir mit spontanen Benefizaktionen sinnvoll Unterstützung für die Menschen in den Krisenregionen leisten können“, kündigt Lotto-Geschäftsführer Jürgen Häfner an.

    red

  • Krise trifft Schwache

    NÜRNBERG // Betriebe, die zumindest eine Person zum Mindestlohn beschäftigen oder Löhne unterhalb des Mindestlohns zahlen möchten, haben im zweiten Quartal 2020 weniger Personal nachgefragt als andere Betriebe.

    In Mindestlohnbetrieben wurden durchschnittlich 0,3 Personen weniger gesucht als im vierten Quartal 2019, während alle anderen Betriebe 0,1 offene Stellen weniger hatten als vor der Krise. Im dritten Quartal zeigte sich kein signifikanter Unterschied mehr zwischen Mindestlohn- und anderen Betrieben. Das ergibt eine jetzt veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).


    Hotel- und Gastgewerbe

    Mindestlohnbetriebe gaben um etwa 13 Prozentpunkte häufiger an, negativ von der Krise betroffen zu sein als andere. Insgesamt berichteten 40 Prozent aller Firmen, negativ von der Krise betroffen zu sein. „Das ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass sich Mindestlohnbetriebe vergleichsweise häufiger in Wirtschaftszweigen befinden, die von der Corona-Krise stärker betroffen sind, wie etwa das Hotel- und Gastgewerbe“, erklärt IAB-Forscher Mario Bossler. Dazu zählen auch die Zweige Kunst, Unterhaltung und Erholung, die Reisebranche sowie der Zeitarbeitssektor.

    Die Inanspruchnahme von Kurzarbeit lag unter den Mindestlohnbetrieben um rund elf Prozentpunkte höher als im übrigen Teil der Wirtschaft.

    pi

  • „Auf uns alle kommt ein enormer Kostendruck zu“

    BREMEN // Die Firma M. Niemeyer begann ihre Geschichte 1864 in Bremen. Seit dem Jahr 1888 befindet sich das Unternehmen in Familienhand und wird seit Oktober 2018 von Johannes von Bötticher (37) geführt, der die Familientradition in fünfter Generation als geschäftsführender Gesellschafter fortsetzt. DTZ befragte Johannes von Bötticher nach den Folgen der Corona-Krise für seine Fach- und Einzelhandelsgeschäfte, die nunmehr seit März 2020 von den Auswirkungen der Pandemie betroffen sind.

    Herr von Bötticher, seit bereits 16 Monaten hat das Corona-Virus die Gesellschaft und speziell auch den Handel im Griff. Wie hat sich das bei Ihrem Unternehmen abgespielt, und gab es gravierende Unterschiede in der ersten und zweiten Welle der Pandemie?
    Johannes von Bötticher: Wie wahrscheinlich alle anderen Händler, wurden auch wir vom ersten Lockdown komplett überrascht. Wir hatten damals große Probleme, weil die Rechtslage sehr unübersichtlich und vielfach unklar war. Es gab unterschiedliche Regelungen, je nach Bundesland – wir sind in sechs Bundesländern vertreten. Hinzu kam, dass zu Beginn Landkreise, Gemeinden und zuständige Behörden die Regelungen teilweise unterschiedlich ausgelegt haben. Mit diesem „Flickenteppich“ kämpften wir im ersten Lockdown. Teilweise herrschte ein ziemliches Chaos. Der grundsätzliche Unterschied zum zweiten Lockdown, der Mitte Dezember 2020 begann, bestand darin, dass der erste Lockdown deutlich kürzer ausfiel. Deshalb war die erste Welle für uns wirtschaftlich gesehen noch gut zu verkraften.

    Das sah beim zweiten Shutdown anders aus?
    Von Bötticher: Der zweite Lockdown mit einer Dauer von vielen Monaten hat uns wesentlich härter getroffen. Den bis dato verlorenen Umsatz werden wir dieses Jahr auch nicht mehr aufholen können.

    Ihre Geschäfte befinden sich ja in verschiedenen Bundesländern. Wie haben Sie sich auf die unterschiedlichen Anweisungen eingestellt?
    Von Bötticher: Unsere Filialen befinden sich in Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Die unterschiedlichen Regelungen haben unser Krisenmanagement deutlich erschwert. Im zweiten Lockdown fielen die Regelungen etwas einheitlicher aus, dennoch gab es teilweise Abweichungen. Für alle Unternehmen mit Standorten in mehreren Bundesländern war das eine enorme Belastung und ein Zeitkiller. Ich weiß gar nicht, wie viele unterschiedliche Verordnungen ich in den letzten Monaten gelesen habe. Hinzu kam noch eine Vielzahl kurzfristiger Änderungen.


    Wurden Ladenöffnungszeiten verändert?

    Von Bötticher: Überall dort, wo wir massive Frequenzeinbrüche zu verzeichnen hatten, wurden Öffnungszeiten reduziert und Kurzarbeit eingeführt. Das war vor allem in Einkaufszentren und Innenstädten der Fall, wo wir teilweise über 50 Prozent Frequenz und Umsatz verloren haben. Hier ist zu berücksichtigen, dass wir auf Grund der hohen Schließungsrate benachbarter Geschäfte – zum Beispiel bei Anbietern von Textilien, Schuhen, Elektronik und Technik oder Juwelieren, aber auch von Restaurants in beiden Lockdowns massiv betroffen waren. Standorte in Vorkassenzonen von Lebensmittelmärkten oder in Fachmarktzentren für den täglichen Bedarf waren zum Glück überwiegend nicht oder nur in geringem Ausmaß betroffen.

    Wie stark nutzen Sie das Instrument der Kurzarbeit?
    Von Bötticher: Die Einführung von Kurzarbeit als mehr oder weniger einziges Mittel zur Kostenreduktion, war unumgänglich. In unserer Unternehmensgeschichte war es meines Wissens nach das erste und einzige Mal, dass es zu Kurzarbeit gekommen ist. Die Umsetzung, quasi ohne Vorlaufzeit, war eine Herausforderung. Wir sind deshalb froh, dass wir die Kurzarbeit am 1. Juni aufheben konnten und hoffen, dass es nicht zu weiteren Lockdowns kommt und Frequenz und Umsatz sich möglichst schnell wieder normalisieren.


    Gab es Geschäftsschließungen?

    Von Bötticher: Im ersten Lockdown mussten insgesamt sieben Geschäfte befristet geschlossen werden. Im zweiten Lockdown waren wir glücklicherweise von Schließungen nicht betroffen.

    Bei Ihrer Sortimentsbreite spielen Zigaretten, Tabak, Zigarren wie auch Presse und Spirituosen eine bedeutende Rolle. Gab es Sortimentsteile, die besonders an Umsatz verloren haben, oder auch Gewinner, weil sich die Menschen mehr zu Hause aufhielten?
    Von Bötticher: Die Umsätze von Tabakprodukten waren ziemlich konstant. Deutlich verloren hat die E-Zigarette. Hier ist die spannende Frage, ob es nach der Krise wieder bergauf geht. Stark zugenommen hat das Volumen an Paketen, das wir in unseren Postagenturen bearbeitet haben. Das ging teilweise an die Belastungsgrenze und darüber hinaus.

    Das „Online-Geschäft“ profitiert aus den bekannten Gründen von Geschäftsschließungen, aber auch von einer insgesamt positiven Entwicklung durch Verbraucher-Akzeptanz mit sichtbaren Folgen und Schäden für die Innenstädte. Gibt es in Ihrem Hause aktuell Überlegungen, sich an dieser Form des Verkaufs zu beteiligen?
    Von Bötticher: Ein professioneller Multi-Channel-Ansatz ist für ein Unternehmen unserer Größe und Struktur nicht ganz einfach umzusetzen und bisher gab es keinen Grund zur Eile, da unser stationäres Geschäft weiter gut funktioniert – mal abgesehen von der Corona-Krise natürlich. Allerdings beobachten wir unser Wettbewerbsumfeld und werden reagieren, wenn nötig oder zum gegebenen Zeitpunkt. Vor der Corona-Krise haben wir die Tendenz einer Teilrückkehr hin zum stationären Einzelhandel beobachtet. Nur online allein schien, obwohl teilweise prophezeit, doch nicht zu funktionieren beziehungsweise von den Kunden nicht gewünscht zu sein. Ob sich das nach dem Überwinden der Corona-Pandemie so fortsetzt, bleibt abzuwarten.


    Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung Ihres Familienunternehmens ein und welche Bedeutung haben die Themen Sortimentserweiterung und Standortanalyse?

    Von Bötticher: Erst einmal hoffe ich, dass mit den derzeitigen Lockerungen auch Frequenz und Umsatz möglichst schnell zurückkommen. Und natürlich, dass es nicht noch zu einem weiteren Lockdown kommt. Wir haben in den letzten Jahren viel Zeit und Energie darauf verwendet, unser Filialportfolio zu optimieren. Dabei haben wir nicht oder wenig rentable Standorte konsequent geschlossen und neue Standorte in vielversprechenden Lagen eröffnet. Parallel haben wir in den letzten Jahren das Team unserer Hauptverwaltung verstärkt, Prozesse optimiert und digitalisiert sowie Systeme modernisiert.

    Wie ist Ihre mittelfristige Strategie?
    Von Bötticher: In den nächsten Jahren werden wir eine organische Wachstumsstrategie verfolgen. Aus meiner Sicht sind wir inzwischen so aufgestellt, dass wir auch mehr als 76 Filialen betreiben könnten. Wir hoffen, bald in eine Wachstumsphase zu kommen. Natürlich mit Augenmaß, wie es sich für ein hanseatisches Familienunternehmen gehört. Übrigens ist dabei der Zukauf von Standorten nicht ausgeschlossen und in den letzten Jahren mehrfach erfolgt. Entsprechende Angebote, die uns erreichen, häufig von Betreibern, die keinen Nachfolger haben oder finden, prüfen wir gerne und genau. Sofern Standorte zu uns passen, können wir eine schnelle und professionelle Abwicklung garantieren.


    Geben Sie uns einen Ausblick auf die Zukunftserwartungen für Ihr Unternehmen.

    Von Bötticher: Ich glaube, nach der Krise müssen alle erst einmal kräftig durchatmen und ein bisschen Urlaub nehmen. Danach freue ich mich dann aber auch wieder, alle anstehenden Aufgaben und Herausforderungen mit Energie, Elan und Begeisterung angehen zu können.

    Vor welchen Herausforderungen steht der Tabakwaren-Fachhandel?
    Von Bötticher: Ein Thema, das aus meiner Sicht auf uns alle in der Branche zukommen wird, ist ein immenser Kostendruck, der vor allem durch den rasant steigenden Mindestlohn zustande kommt. Aufgrund der Preisbindung bei Tabakwaren können wir steigende Kosten nicht an den Konsumenten weitergeben, wie zum Beispiel die Gastronomie oder Friseure es tun werden. Hier ist vor allem die Zigarettenindustrie in der Pflicht, den Wirtschaftsnutzen für den Einzelhandel so zu gestalten, dass die Kostensteigerungen auch erwirtschaftet werden können. Ich sehe hier eine Verpflichtung der Industrie gegenüber dem Einzelhandel. Ohne auskömmliche Margen wird es nicht gehen.

    Herr von Bötticher, wir danken Ihnen für das Gespräch.

    kdp

  • Quo vadis, deutsche Wirtschaft?

    WIESBADEN / NÜRNBERG / MÜNCHEN // Trotz rapide sinkender Inzidenzen und – auf Landes-, Kreis- und zum Teil sogar auf kommunaler Ebene – differenzierten Lockerungen der Corona-Maßnahmen ist die Stimmung in der Wirtschaft weiter verkatert. DTZ nennt aktuelle Zahlen.

    Corona-Krise
    Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im ersten Quartal 2021 gegenüber dem Vorquartal um 1,8 %. Das teilt das Statistische Bundesamt mit. Nachdem sich die deutsche Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 2020 zunächst etwas erholt hatte (+8,7 % im 3. Quartal und +0,5 % im 4. Quartal), führte die Corona-Krise zum Jahresbeginn 2021 zu einem erneuten Rückgang der Wirtschaftsleistung. Gegenüber dem vierten Quartal 2019, dem Quartal vor Beginn der Corona-Krise, war die Wirtschaftsleistung 5,0 Prozent geringer.


    Verschärfte Einschränkungen

    Besonders deutlich machten sich die anhaltenden und teilweise verschärften Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zum Jahresbeginn bei den privaten Konsumausgaben bemerkbar: Diese lagen 5,4 Prozent niedriger als im Vorquartal. Kein Wunder, dass auch die Bruttowertschöpfung im Handel (inklusive Verkehr und Gastgewerbe) im ersten mit 3,2 Prozent erheblich niedriger lag als im Vorquartal.

    Im Vorjahresvergleich lag das BIP im ersten Quartal 2021 preisbereinigt 3,4 Prozent niedriger als im ersten Quartal 2020. Einer der Gründe: die deutliche Konsumzurückhaltung im privaten Bereich (-9,1%). Der Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe trug ein Minus von 8,2 Prozent zur Bruttowertschöpfung bei.

    Erfreulicher die Lage am Arbeitsmarkt
    Erfreulicher ist die Lage am Arbeitsmarkt. So ist das IAB-Arbeitsmarktbarometer im Mai gegenüber dem Vormonat deutlich um 2,0 auf 104,6 Punkte gestiegen. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt damit positive Aussichten für die Arbeitsmarktentwicklung an. Zuletzt stand das Arbeitsmarktbarometer im März 2018 so günstig.

    Der Positivtrend des IAB-Arbeitsmarktbarometers setzt sich damit fort. Die Arbeitsagenturen werden in ihren Einschätzungen zur Arbeitsmarktentwicklung optimistischer. „Die Aussicht auf deutliche Lockerungen der Corona-Einschränkungen lässt die Arbeitsmarkterwartungen nach oben springen“, sagt Enzo Weber vom IAB.

    Die Aussichten bei der Beschäftigungsentwicklung haben sich weiter verbessert. Die entsprechende Komponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers legte im Mai um 1,2 Punkte zu und liegt nun bei 103,2 Punkten. „Die Zeichen stehen auf Erholung, aber ein Rekordbeschäftigungswachstum wie in den Jahren vor der Krise ist noch nicht in Sicht“, so Weber.

    Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft
    Optimistisch zeigt sich das Münchner Ifo-Institut: Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft habe sich merklich verbessert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im Mai von 96,6 auf 99,2 Punkte gestiegen. Dies ist der höchste Wert seit Mai 2019. Die Unternehmen waren zufriedener mit ihrer aktuellen Geschäftslage. Zudem blicken sie deutlich optimistischer auf die kommenden Monate. Die deutsche Wirtschaft nimmt Fahrt auf.

    Auch im Handel konnte der Index deutlich zulegen. Die Händler waren zufriedener mit ihrer aktuellen Geschäftslage. Zudem kehrte ein vorsichtiger Optimismus bei den Erwartungen zurück. Dabei hoffen die Einzelhändler vor allem auf weitere Lockerungen.

    red

  • Arbeitsvolumen eingebrochen

    NÜRNBERG // Mit einem Rückgang um 4,7 Prozent auf 59,64 Milliarden Stunden ist das Arbeitsvolumen im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie so stark eingebrochen wie noch nie. Dies geht aus der am Arbeitszeitrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

    Jahresarbeitszeit
    „Die durchschnittliche Arbeitszeit je Erwerbstätigen im Jahr 2020 sank um mehr als 50 Stunden auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung“, erklärt Enzo Weber vom IAB. Im Mittel lag die Jahresarbeitszeit der Erwerbstätigen im Jahr 2020 bei 1332 Stunden und verringerte sich damit um 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Selbstständige und mithelfende Familienangehörige gingen 2020 durchschnittlich 1806 Stunden einer Erwerbstätigkeit nach, bei beschäftigten Arbeitnehmern waren es 1285 Stunden. Die Zahl der Erwerbstätigen ist mit 1,1 Prozent erstmals seit 16 Jahren gesunken und lag im Jahresdurchschnitt bei 44,8 Millionen Personen.

    Kurzarbeit
    Der größte Anteil der Arbeitszeitreduktion 2020 ist der enorm hohen Zahl an Kurzarbeitenden geschuldet, die ersten Hochrechnungen zufolge mit 2,9 Millionen Personen die etwa 1,1 Millionen Kurzarbeitenden im Krisenjahr 2009 deutlich überstieg. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Kurzarbeitereffekt – also der Arbeitsausfall aufgrund der Kurzarbeit je Beschäftigtem – mit 40,5 Stunden 2020 massiv gestiegen.

    Der Krankenstand lag mit 4,4 Prozent im Jahr 2020 leicht über dem Vorjahresniveau, was zu einem etwas höheren Arbeitsausfall führte. Auch der Trend hin zu Nebentätigkeiten hat sich mit einem Rückgang um 100 000 Personen gegenüber 2019 abgeschwächt.

    Die Komponente Urlaub und sonstige Freistellungen ist auf 32,4 Tage im Jahr 2020 gestiegen, im Vergleich zu 2019 ist dies ein Anstieg um 1,4 Tage. Dies sei insbesondere auf mehr Freistellungen aufgrund der Covid-19-Pandemie zurückzuführen.

    pi

  • Sinkender Umsatz bei Valora

    MUTTENZ // Die Valora-Gruppe musste im Corona-Krisenjahr 2020 einen deutlichen Umsatzverlust hinnehmen. Der Konzern erwirtschaftete einen Nettoumsatzerlös von 1697,4 Millionen Schweizer Franken, also rund 1537 Millionen Euro, und lag damit 16,4 Prozent unter dem Wert von 2029,7 Millionen Franken (1837,9 Millionen Euro) im Geschäftsjahr zuvor.

    Der Außenumsatz sank von 2680,6 Millionen Franken (2427,3 Millionen Euro) auf 2233,3 Millionen Franken (2022,3 Millionen Euro). Die Rückgänge waren verbunden mit signifikanten Verschiebungen von Food hin zu Tabak, Non-Food und Services.

    Der Bruttogewinn betrug 743,3 Millionen Franken nach 917,2 Millionen Franken im Vorjahr. Die Bruttogewinnmarge lag mit 43,8 Prozent um 1,4 Prozentpunkte unter dem Wert von 2019.

    Guter Start ins Jahr 2020
    Das Geschäft der Valora-Gruppe wurde nach einem guten Start ins Jahr 2020 erheblich durch die Auswirkungen der weltweiten Corona-Krise beeinträchtigt. Die behörd‧lichen Anordnungen zur Eindämmung des Virus während der ersten und zweiten Welle der Pandemie haben insbesondere an Hochfrequenz-Standorten des öffentlichen Verkehrs zu einem Einbruch der Mobilität und zu einem Rückgang der Kundenfrequenz geführt – während der Lockdown-Monate um bis zu 80 Prozent. Valora war gezwungen, Öffnungszeiten deutlich einzuschränken und einige Verkaufsstellen ganz zu schließen. Dabei hat sich das Unternehmen kontinuierlich an die jeweils aktuellen Entwicklungen angepasst. Während des gesamten Jahres waren durchschnittlich rund fünf Prozent der Verkaufsstellen geschlossen – mit einem Spitzenwert von rund 20 Prozent im April. Etwa 30 Prozent der Verkaufsstellen wurden mit reduzierten Öffnungszeiten betrieben.

    Insgesamt waren die Verkaufsstellen-(Retail)-Formate deutlich weniger stark betroffen als die Food-Service-Sparten. Die Retail-Sparte konnte insbesondere von ihrem breiten Produktportfolio profitieren, das neben Lebensmitteln auch Tabak, Presse, Non-Food und Dienstleistungen beinhaltet. Auch das diversi‧fiziertere Verkaufsstellen-Netz mit stärker frequentierten Standorten wie Einkaufszentren und Tankstellen hat dazu beigetragen.


    Maßnahmen zur Kostensenkung

    Bereits im frühen Stadium setzte Valora gruppenweit umfassende Maßnahmen zur Kostensenkung um. Zudem nutzte das Unternehmen staatliche Kurzarbeitsprogramme. Zeitweise befand sich mehr als die Hälfte der Mitarbeiter in Kurzarbeit, per Ende des Jahres betrug der Anteil rund ein Drittel. Die wichtigsten Kostensenkungsmaßnahmen betrafen das Kapazitätsmanagement in den Verkaufsstellen, in der Produktion und in zentralen Funktionen. Dazu gehörte auch ein Einstellungsstopp. Daneben standen laut Firmenangaben ein hochdiszipliniertes Kostenmanagement, unter anderem in den Segmenten Logistik, Marketing und IT-Ressourcen ebenso wie die Erwirkung von Mietkonzessionen im Vordergrund. Die Gruppe hat die Betriebsaufwendungen mithilfe dieser Maßnahmen gegenüber dem Vorjahr um 11,7 Prozent gesenkt. Dadurch konnten 55,5 Prozent des Bruttogewinnrückgangs der Gruppe ausgeglichen werden.

    Geringe Kundenfrequenz
    Durch die hohen Mindestmieten in den umsatzgebundenen Mietverträgen war es Valora nicht möglich, eine ausgewogene Risikoverteilung zwischen Vermieter und Mieter zu erreichen. Trotz anhaltend geringerer Kundenfrequenz konnten die Mieten für das gesamte Verkaufsstellen-Netz um lediglich elf Prozent gegenüber der vertraglich geschuldeten Miete gesenkt werden. Die Mietverhandlungen für 2021 und darüber hinaus halten unvermindert an.

    Dank der getroffenen Kostensenkungen realisierte der Konzern trotz der rückläufigen Umsatzentwicklung aufgrund der Corona-Krise ein positives Betriebsergebnis. Dieses sank auf 14,1 Millionen Franken nach 91,5 Millionen Franken im Geschäftsjahr 2019.

    fnf

  • Totalversagen der Politik

    MÜNCHEN //Nach der erneuten Verlängerung des Lockdowns erklärt der Handelsverband Bayern (HBE): Die Beschlüsse zur erneuten Verlängerung des Lockdowns sind eine Bankrotterklärung der Politik.

    "Es ist das bis zum Abwinken bekannte Spiel: Man tagt stundenlang, um dann in geübter Manier das Mindesthaltbarkeitsdatum des Lockdowns einfach zu verlängern. Und nicht zu vergessen: Eine sichere und faire Öffnungsstrategie ist immer noch nicht in Sicht. Kein Einzelhändler könnte mit solch einer Perspektiv- und Mutlosigkeit sein Geschäft führen", kommentiert der HBE.

    Ohne Rücksicht
    Als Krönung sei jetzt noch handstreichartig der monatelang heruntergebetete Inzidenzwert, bei dem es endlich Lockerungen gibt, von 50 auf 35 korrigiert worden. Damit habe die Politik ohne mit der Wimper zu zucken eiskalt und ohne Rücksicht ein Versprechen gebrochen.
    „Wir sind nicht nur enttäuscht, sondern empört über diese beispiellose Dreistigkeit. Wann in Bayern ein Inzidenzwert von 35 erreicht wird, steht in den Sternen. Dies ist das Gegenteil einer echten Öffnungsstrategie und nicht die Spur verlässlich“, so der Verband.
    Voraussetzung für einen Inzidenzwert von 35 wäre eine hohe Impfrate, die aber erst in ein paar Monaten erreicht sein wird, da die Politik bei der Besorgung des Impfstoffes versagt habe. Ohne effizientes Impfen und ausreichende Tests sei der Wert 35 pure Utopie.

    Kampf um das Überleben
    Augenmaß und Realitätssinn habe die Politik außerdem bei der Regelung zu den Friseuren vermissen lassen. Auch der Handel kämpfe um das Überleben. Einem Buchhändler oder Floristen könne aber nicht nachvollziehbar erklärt werden, warum man sich zwar im Friseursalon zwei Stunden lang eine neue Dauerwelle legen lassen könne, die Händler aber wegen angeblich hoher Infektionsgefahr geschlossen bleiben müssen.

    Der Handel wolle den Friseuren gleichgestellt werden. „Wir wollen keine Extrawurst, sondern nur Chancengleichheit.“ Der Handelsverband werde deshalb die Regelungen gerichtlich überprüfen.

    pnf

  • Insolvenzen drohen

    BERLIN // Die Entwicklung des Einzelhandels verlief im vergangenen Jahr extrem unterschiedlich. Das zeigen neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Demnach erzielte die Branche insgesamt zwar ein Umsatzplus von mehr als fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr, der Textilhandel aber verlor knapp ein Viertel seiner Umsätze.

    Notlage
    Aufgrund der akuten Notlage vieler Handelsunternehmen im aktuellen Lockdown fordert der Handelsverband Deutschland (HDE) von der Politik die schnelle Anpassung und Auszahlung der Überbrückungshilfen sowie konkrete Festlegungen, wann und unter welchen Rahmenbedingungen eine Wiedereröffnung der Geschäfte erfolgen kann.

    Entwicklungen
    Ursachen dieser extrem unterschiedlichen Entwicklungen innerhalb der Branche sind die Corona-Krise und die zur Eindämmung der Pandemie angeordneten Maßnahmen. So verlor der ab Mitte Dezember geschlossene Bekleidungshandel im letzten Monat des Jahres mehr als 40 Prozent seines Geschäfts. Der Online-Handel dagegen wuchs im gleichen Zeitraum um mehr als 30 Prozent. „Wenn die Bundesregierung jetzt nicht entschlossener als bisher ihre Unterstützungsprogramme an die Realitäten im Einzelhandel anpasst, dann treibt die Corona-Krise viele Handelsunternehmen in die Insolvenz“, so Genth. Die Anpassungen bei der Überbrückungshilfe 3 müssten rasch und konsequent umgesetzt werden, sonst sei es für viele Händler und viele Innenstädte zu spät.

    Strategie
    Zudem fordert der HDE eine langfristig tragfähige Strategie zum Umgang mit der Pandemie. „Die Unternehmen brauchen Verlässlichkeit. Wir benötigen einen transparenten Plan für einen Ausstieg aus dem Lockdown, der sich an realistischen und fundierten Indikatoren orientiert“, so Genth weiter. Ein solcher Plan müsse Ergebnis einer breiten gesellschaftlichen Debatte sein.

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