DORTMUND // Überwiegend positiv – so lässt sich die Stimmung auf der diesjährigen InterTabac in den Dortmunder Westfalenhallen beschreiben. Die wohl wichtigste Messe der Branche weltweit fand am vergangenen Wochenende statt. Insgesamt kamen an den drei Tagen rund 11 500 Besucher (Vorjahr: 11 000), davon etwa 40 Prozent aus dem Ausland. Die Zahl der Aussteller ging dabei leicht von 499 auf 487 zurück.
Das kleine Minus bei den Unternehmen tat jedoch der Qualität der Leistungsschau gut. Nach dem Eindruck vieler Fachbesucher waren Mini-Unternehmen, die in früheren Jahren mit „Tapeziertischen“ vor Ort waren, der Messe ferngeblieben oder hatten ihre Stände den wachsenden Ansprüchen der InterTabac-Gäste angepasst.
Trotz der insbesondere aufgrund der angespannten Situation in Sachen TPD 2 wenig erfreulichen Aussichten zeigten sich zahlreiche Aussteller durchaus optimistisch. Bernd Michahelles, Chef von Santa Fe Natural, zeigte sich allerdings auch etwas wehmütig: „Behalten wir den schönen Anblick weitgehend unverfälschter Produktverpackungen am besten so in Erinnerung …“, sagte der Hamburger Tabakmanager mit Blick durch die Ausstellungshalle.
Dennoch: Auch im kommenden Jahr dürfte die InterTabac zum Mekka der Branche werden. „Die InterTabac hat 2015 ihren großen Erfolg fortgesetzt“, konstatierte etwa Thomas Schäfer, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Westfalen-Münsterland, „erstklassige Messestände, tolles Ambiente und hervorragender Service haben einmal mehr die Tabakfamilie überzeugt. Wir freuen uns schon auf 2016.“ Und Willy Fischel, Geschäftsführer des Bundesverbandes des Tabakwaren-Einzelhandels (BTWE) hob hervor: „Aus Handelssicht ist die InterTabac als Order-, Informations- und Kommunikationsplattform unverzichtbar. Hier werden neue Trends geboren, Geschäfte gemacht und national und international neue Akzente gesetzt.“
Tatsächlich hat sich laut Umfragen der Besuch der Fachmesse für mehr als 90 Prozent der Besucher gelohnt. Bei den Austellern gaben knapp 89 Prozent an, ihre Erwartungen seien teilweise oder vollständig erfüllt worden, 6,1 Prozent waren sogar zufriedener als erwartet.
Die positive Stimmung auf der InterTabac darf jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass die Branche durch die TPD 2 an den Rand der Leistungsfähigkeit gedrängt wird. So wies Patrick Engels, Pöschel-Chef und Vorsitzender im Verband der deutschen Rauchtabakindustrie (VdR) darauf hin, dass die eigentlich angestrebte 1 : 1-Umsetzung der Vorgaben aus Brüssel offenbar Makulatur sei. Die vorgesehenen Bildwarnhinweise für Pfeifentabak sowie Zigarren und Zigarillos, die Verbote von Zusatzstoffen ohne wissenschaftliche Begründung und das Verbot von Werbung und von der Abgabe von Warenproben an erwachsene Konsumenten gehe weit über das hinaus, was die EU-Kommission vorschreibe. Engels: „Viele meiner Kollegen unter den mittelständischen Tabakherstellern wissen nicht, ob beziehungsweise mit welchem Portfolio sie bei der nächsten InterTabac noch dabei sein können.“
Auch Jan Mücke, Geschäftsführer des Deutschen Zigarettenverbandes (DZV), forderte eine 1 : 1-Umsetzung der Richtlinie, „um nationale Alleingänge zu Lasten der Wirtschaft, der Verbraucher und des Bundeshaushaltes zu verhindern“. Mücke verwies einerseits auf ein Gutachten der Technischen Hochschule Leipzig, das für das Marktsegment Fabrikzigarette eine Umsetzungsdauer von mindestens 15 Monaten und von wenigstens 20 Monaten beim Feinschnitt erforderlich sieht. Andererseits nannte der DZV-Geschäftsführer allein durch das Vorziehen des Mentholverbotes von 2021 auf 2016 einen Steuerschaden für den deutschen Fiskus von rund 1,8 Milliarden Euro in Kauf nehme, denn das Verbot „kommt im europäischen Binnenmarkt einer Einladung gleich, Tabakprodukte im Ausland zu kaufen und die dortige Tabaksteuer statt der deutschen zu bezahlen“. Mücke: „Dieser wirtschafts- und fiskalpolitische Irrweg muss umgehend beendet werden.“
Rainer von Bötticher, Präsident des Bundesverbandes des Tabakwaren-Einzelhandels (BTWE), machte ergänzend deutlich: „Nur durch den legalen Verkauf von Zigaretten kann der Jugendschutz in Deutschland flächendecken gewährleistet werden. Auf dem Schwarzmarkt fragt niemand nach dem Ausweis.“ Immerhin machte der Unternehmer deutlich, dass es als Folge der TPD 2 künftig „noch mehr als bisher auf die Beratungskompetenz des Tabakwaren-Facheinzelhandels ankommt“.
Doch während sich dem Handel wenigstens kleine Lichtblicke bieten, sieht die deutsche Zigarrenindustrie schwarz: „Bei bis zu 3000 verschiedenen Formaten ist es wirtschaftlich gar nicht möglich, für jede Verpackung die unzähligen Warnhinweise vorrätig zu halten und anzubringen. Außerdem ist es unmöglich, die angedachten Maßnahmen bis zum Mai 2016 umzusetzen“, erklärte Peter Wörmann, Vorsitzender des Bundesverbandes der Zigarrenindustrie und selbst mittelständischer Unternehmer.
max
(DTZ 39/15)