Schlagwort: EU

  • Habanos gewinnt Prozess

    MÜNCHEN // Das Landgericht München hat Ende Dezember festgestellt: Bezeichnungen wie „Deckblatt: Habano 2000 Seco“ oder „Umblatt: Piloto Cubano Dominikanische Republik“ sind für Zigarren, die aus nicht-kubanischen Tabaken hergestellt sind, nicht zulässig. „Cuba / Kuba“ und „Havana / Havanna“ seien geografische Herkunftsbezeichnungen, die in Bezug auf Tabak und Zigarren einen besonderen Ruf genössen. Bezeichnungen, die auf ursprünglich aus Kuba stammendes Saatgut Bezug nehmen, beeinträchtigten den Ruf und die Unterscheidungskraft der kubanischen Herkunftsbezeichnungen in unlauterer Weise und ohne rechtfertigenden Grund. Auch Angaben zur tatsächlichen Herkunft solcher nicht-kubanischer Tabake macht derartige Verwendungen kubanischer Herkunftsbezeichnungen nicht zulässig. Geklagt hatte Habanos S.A.

    Urteilsbegründung
    Das Gericht unterstrich in seiner Urteilsbegründung, dass „die Insel Kuba und seine Hauptstadt Havanna nicht nur stellvertretend für Zigarrengenuss, sondern auch für die besondere Qualität des dortigen Tabaks“ stünden. Weiter heißt es: „Die willkürliche Verwendung dieser Herkunftsangaben unabhängig von einem aktuellen konkreten Bezug zu Kuba/Havanna beeinträchtigen ihre Unterscheidungskraft, weil dadurch die besondere Bedeutung dieser Begriffe für höchsten Tabakgenuss aus Kuba verloren geht.“

    Qualität kubanischer Zigarren
    Das beklagte Schweizer Unternehmen hatte argumentiert, die Qualität kubanischer Zigarren sei aufgrund der Enteignung der Wissens- und Qualitätsgaranten, der revolutions- und später armutsbedingen Abwanderung von Know-how und Facharbeitern zusehends verfallen. „Kuba“ oder „Havanna“ seien deshalb inzwischen eher als Sorten- oder Gattungsbezeichnungen für Zigarren zu sehen denn als Hinweis auf den Herstellungsort.

    red

  • Lotto Brandenburg ehrt ehrenamtliche Helfer

    POTDAM // Der Sport hat nicht stillgestanden und das Land Brandenburg zeigte sich auch in diesem Jahr bewegt und bunt. Daran hatten die ehrenamtlichen Helfer in den Sportvereinen ihren Anteil. Denn sie erfüllten ihre Herzensaufgabe und waren unermüdlich für die hunderttausenden Sportler und ihre Vereine im Einsatz.

    Anspruchsvolle Aufgabe
    Die Aufgabe ist seit dem Beginn der Corona-Pandemie noch anspruchsvoller geworden. Doch Brandenburgs Ehrenamtler stemmten auch diese Herausforderung, ließen sich durch den Lockdown nicht entmutigen und hielten ihrem Verein die Treue – und den Klub so am Leben. Zur besonderen Wertschätzung zeichnen Brandenburg Lotto (LBL) und der Landessportbund Brandenburg mit dem Wettbewerb „Sportsympathiegewinner“ das Engagement dieser engagierten Unterstützer des Sports aus und würdigen die Teilnehmer öffentlich bereits zum 18. Mal. Die diesjährigen Hauptpreisträger sind Katrin Krusemark vom Ruderclub Königs Wusterhausen, Christiane Schindler vom Reit- und Fahrverein Fehrbellin und Nils-Olaf Melcher vom Radsportclub Luckau.


    Drei Preisträger

    Die drei Preisträger setzten sich bei 76 Nominierungen aus allen Landesteilen an die Spitze. Die von einer Jury bestimmten Sieger des Ehrenamtswettbewerbs werden mit Pokal, Urkunde und 500 Euro für ihren Verein von der LBL belohnt. Hinzu kommen landesweit weitere 17 Ehrenamtliche, die die Auszeichnung und 350 Euro für ihre Vereine zu zentralen Veranstaltungen in ihrer Region erhalten.

    vi

  • Schnelle Erholung

    NÜRNBERG // In den vergangenen 15 Jahren hat Deutschland zwei wirtschaftliche Krisen erlebt: Zuerst die Große Rezession 2008 / 2009 und nun die Rezession infolge der Corona-Pandemie. Der Arbeitsmarkt reagierte beide Male relativ robust. Trotz eines ähnlich starken Einbruchs des Bruttoinlandsprodukts unterscheidet sich die Reaktion auf dem Arbeitsmarkt in beiden Krisen deutlich. Das zeigt eine neue Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

    Große Rezession
    Während etwa ausschließlich geringfügig Beschäftigte und Selbstständige in der Großen Rezession eine stabile Entwicklung aufwiesen, sank ihre Zahl während der Corona-Krise bisher deutlich. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ging in der Pandemie zwar schneller und stärker zurück als in der Großen Rezession, allerdings erholte sie sich auch rascher und kräftiger.

    Unterschiedliche Entwicklung
    Gründe für die unterschiedliche Entwicklung sind besonders in der unterschiedlichen Ausgangslage vor beiden Krisen zu sehen. „Durch institutionelle und strukturelle Veränderungen ging es ab Mitte der Nullerjahre am Arbeitsmarkt steil bergauf. Dieser Trend wurde in der Großen Rezession zwar gebremst, aber nicht gestoppt“, berichtet Enzo Weber vom IAB. In der aktuellen Krise lagen die Ausgangsbedingungen weniger günstig. „Der Trend steigender Beschäftigung schwächte sich schon 2019 ab, auch im Zuge der weltweiten Industrierezession“, so Weber. Die Pandemie traf also auf eine bereits schwache Konjunktur.

    Zahl der Arbeitslosen
    Auch die Zahl der Arbeitslosen stieg in der Corona-Krise deutlich stärker. Aber: „Der Prozess der Erholung setzte in der Pandemie weitaus schneller ein. Hier stieg die Arbeitslosigkeit zwar zunächst kräftiger, begann aber bereits vier Monate nach Krisenbeginn, sich wieder zu erholen.“

    pnf

  • VdeH-Chef wechselt

    BERLIN // Der Verband des E-Zigarettenhandels (VdeH) hatte eine Neuaufstellung in der Führungsetage angekündigt, doch wohl niemand rechnete mit diesem Schritt: Till von Hoegen, Technischer Beigeordneter der Stadt Würselen, wurde vor wenigen Tagen fast einstimmig zum neuen ersten Vorsitzenden gewählt.

    Damit verstärkt ein branchenunabhängiger Konsument neben Oliver Pohland, dem kürzlich eingesetzten Geschäftsführer, das Auftreten des VdeH auf politischer Ebene. Michal Dobrajc bleibt dem Vorstand als zweiter Vorsitzender erhalten.

    vi

  • 2 G-Regeln rechtswidrig?

    BERLIN // Ein vom Handelsverband Deutschland (HDE) in Auftrag gegebenes Gutachten der Rechtsanwaltkanzlei Noerr kommt zu dem Ergebnis, dass 2 G-Einschränkungen für den Einzelhandel unter den derzeitigen Voraussetzungen rechtswidrig sind.

    Nicht verhältnismäßig
    „2 G-Regelungen für den Einzelhandel sind nicht verhältnismäßig und greifen in die verfassungsgemäß geschützten Rechte der betroffenen Einzelhändler ein. Deshalb muss sich die Politik besinnen und von 2 G-Regeln für den Einzelhandel Abstand nehmen“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Das Gutachten sieht insbesondere eine Verletzung der Berufsfreiheit und des Rechts am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb. Darüber hinaus liegt demnach auch eine Verletzung des allgemeinen Gleichheitsgrundrechts vor. Kurzfristig sei der Staat zur Regelung finanzieller Ausgleichsmaßnahmen zur umfassenden Kompensation verpflichtet, die im Infektionsschutzgesetz indes nicht vorgesehen sei. Das Gutachten betont, dass 2 G-Regeln im Handel mittelfristig auch bei finanzieller Kompensation nicht mehr zu rechtfertigen sind, wenn der Gesetzgeber trotz Kenntnis der Gefährdungslage für die Gesundheit und das Leben der Bevölkerung auf die Einführung einer Impfpflicht verzichtet.

    Massive Umsatzeinbußen
    Genth: „Die Politik muss den Tatsachen Rechnung tragen und darf jetzt nicht auf Autopilot schalten. Mit 2 G drohen vielen Einzelhändlern im Weihnachtsgeschäft massive Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent.“ Viele Handelsunternehmen wären dann in ihrer Existenz bedroht.

    Sollten sich die politisch Verantwortlichen allen Argumenten verschließen und doch auf 2 G im Einzelhandel setzen, fordert der HDE deutlich bessere Coronahilfen für die Branche. Genth: „Wenn 2 G deutschlandweit beim Einkauf eingeführt wird, dann braucht es aus rechtlichen Gründen umfassende Entschädigungsregelungen. Das muss deutlich mehr sein als die bisherigen Fixkostenzuschüsse.“

    vi

  • 2022 kommt starkes Wachstum

    MAINZ // Mitten in der „vierten Welle“ der Corona-Pandemie aktualisieren die wichtigen Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Prognosen. DTZ hat sie sich angeschaut.

    Ökonomische Lage
    Besonders gut ist die ökonomische Lage gerade nicht, das zeigen der Blick auf die Börsen, die Lieferengpässe, die hohen Inzidenzen und die enormen Inflationsraten (siehe auch Seite 3 dieser Ausgabe). Und so rechnet etwa das Hamburgische WeltWirtschafts Institut (HWWI) jetzt nur noch mit einem Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 2,8 Prozent für 2021. Zum Vergleich: Vor einem Jahr hieß es noch, die Wirtschaftsleistung werde 2021 wohl um 4,0 Prozent steigen. Ein kleiner Unterschied? Der macht immerhin gut 40 Milliarden Euro aus – das ist ein ganzes Stück mehr, als etwa das zweitgrößte Budget im Bundeshaushalt, das das Verteidigungsministerium ausgeben kann. Aber im kommenden Jahr wird, glaubt man den Hanseaten, ein sattes Plus von 3,5 Prozent resultieren. Dabei werden die privaten Konsumausgaben im laufenden Jahr stagnieren, 2022 dagegen um 4,7 Prozent nach oben schießen. Dazu das HWWI: „Die privaten Haushalte haben ihre während der vorangegangenen Lockdowns gezeigte Kaufzurückhaltung zu lockern begonnen und sie dürften ihr Konsumverhalten weiter normalisieren sowie ihre Sparquote reduzieren.“

    BIP-Wachstum
    Etwas skeptischer ist dagegen das Ifo Institut, das für 2021 nur noch mit einem BIP-Wachstum von 2,5 Prozent rechnet. Die Münchner schreiben: „Der Nachholbedarf im Bereich des Warenkonsums dürfte eher begrenzt sein. So waren die Käufe von Waren im Durchschnitt der sechs Quartale seit Beginn der Coronakrise nicht eingebrochen und in etwa so hoch wie in den anderthalb Jahren zuvor.“ Immerhin: Nach Meinung der Ifo-Experten steht 2022 Jahr ein BIP-Plus von 5,1 Prozent zu erwarten.

    Insgesamt scheint sich allmählich jedoch vorsichtiger Pragmatismus durchzusetzen. „Der wirtschaftliche Schaden wird wohl nicht so verheerend ausfallen wie im vergangenen Winter, dank der Impfungen und weil viele Unternehmen sich auf einen Geschäftsbetrieb unter Pandemiebedingungen eingestellt haben“, meint etwa das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).


    Kieler Institut für Weltwirtschaft

    Und beim Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) heißt es, die vierte Welle der Corona-Pandemie treffe die Wirtschaft in Deutschland und im Euroraum zwar spürbar, der Schaden dürfte aber wohl geringer ausfallen als in den Infektionswellen davor: „Die ökonomischen Schmerzen der Pandemie werden von Welle zu Welle kleiner.“ Trotzdem gehen die Nordlichter fürs vierte Quartal des laufenden Jahres und fürs erste Quartal 2022 nur noch von „allenfalls einer Stagnation“ aus.

    Allerdings dürften künftig auch statistische Effekte eine Rolle spielen. So wird die Inflation im kommenden Quartal wohl schon dadurch rund ein Prozent niedriger liegen als zurzeit, weil die zeitweilige Reduzierung der Mehrwertsteuer dann keine Rolle mehr spielt. Und vor allem im zweiten und dritten Quartal 2021 gab es eine deutliche Erholung, die sich 2022 in niedrigeren Wachstumsraten des BIP widerspiegeln dürfte.

    GfK-Konsumklimaindex
    Auf den Handel kommen jedenfalls kurzfristig schwierigere Zeiten zu. „Der GfK-Konsumklimaindex taucht für den Dezemberwert wieder von +1,0 (November) auf –1,6 Punkte ab. Dies trifft den Einzelhandel gerade zum wichtigen Weihnachtsgeschäft besonders hart, da im November und Dezember generell der Löwenanteil der Jahresumsätze erzielt wird“, stellt die Stuttgarter Privatbank Ellwanger und Geiger fest. Immerhin habe die Konsumlust privater Verbraucher maßgeblich dazu beigetragen, dass das BIP im dritten Quartal um 1,7 Prozent gewachsen ist.

    max

  • Gesetznovelle liegt vor

    BERLIN // Jetzt liegt sie vor, die geplante Novellierung des Bundesinfektionsschutzgesetzes. In diesem Zusammenhang begrüßt der Handelsverband Deutschland (HDE) das vorgesehene Fragerecht für Arbeitgeber zur Kontrolle der 3 G-Regel im Grundsatz.

    Die geplante Verpflichtung für Arbeitgeber, die 3 G-Regel am Arbeitsplatz im Betrieb täglich zu überwachen und den ungeimpften Beschäftigten zudem unter Umständen auch noch zweimal in der Woche eine Testung abzunehmen, hält der HDE aber trotz der aktuell schwierigen Lage für nicht angemessen und vollkommen praxisfern.


    Geimpft, genesen oder getestet

    Laut dem Entwurf der möglichen Ampel-Koalition aus SPD, Bündnis 90 / Die Grünen und FDP dürfen Arbeitgeber und Beschäftigte Arbeitsstätten, in denen physische Kontakte untereinander oder zu Dritten nicht ausgeschlossen werden können, nur geimpft, genesen oder getestet und unter Mitführung des entsprechenden Nachweises betreten. Arbeitgeber müssen die Einhaltung der Verpflichtungen täglich überwachen und regelmäßig dokumentieren. Soweit erforderlich, dürfen diese Daten dann auch zur Anpassung des betrieblichen Hygienekonzepts auf Grundlage der Gefährdungsbeurteilung verwendet werden.

    „Das Fragerecht für Arbeitgeber ist zwingend notwendig und längst überfällig. Nicht nachvollziehbar wäre jedoch, wenn Arbeitgeber den Status der Beschäftigten täglich kontrollieren sollen. Die meisten Beschäftigten sind doch ohnehin vollständig geimpft, deshalb ist eine tägliche Kontrolle übertrieben“, sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Vollkommen unverständlich sei aber vor allem die zuletzt in den Entwurf eingeflossene Änderung, nach der die Arbeitgeber den ungeimpften Beschäftigten in Präsenz unter Umständen zweimal pro Woche Tests durch entsprechend geschultes Personal abnehmen müssten. „Das ist in der Praxis kaum zu organisieren. Müssten die ungeimpften Beschäftigten alle ihre täglichen Tests stattdessen selbst organisieren und auch bezahlen, wäre der Impfdruck auf diese Personengruppe ungleich höher“, erklärt Genth.

    vi

  • Der Aromen-Jäger und sein tiefblauer Rebell

    MAINZ // Die Welt des Gins zeichnet sich durch Vielfalt aus. Wer gedacht hat, dass der Hype um die Spirituose vorüber ist, der hat sich getäuscht. „Tinte Gin“ zeigt, dass die Geschichte dieser Destillate noch lange nicht zu Ende erzählt beziehungsweise geschrieben ist.

    Hier ist der Name Programm. In sattem tiefblau steht die Tinte aus Mainz im Glas. Doch wer ihn kostet, entdeckt sein Geheimnis. Ein Spritzer Tonic dazu, und nichts scheint wie es war. Das liegt an einem der zehn Botanicals. Der Begriff steht für alle Pflanzenstoffe oder pflanzlichen Extrakte, die den Geschmack des Gins beeinflussen. Doch davon später mehr.

    Jäger und Sammler
    Florian Polakovski, einer der drei Köpfe des Mainzer Labels[link|http://www.edelranz.com] „Edelranz“[/link] und kreativer Kopf hinter dem blauen Rebellen, hat drei Jahre getüftelt, bis alles perfekt zueinander passte. Dafür warf Polakovski seine Leidenschaft und Hartnäckigkeit sowie zehn Jahre Erfahrung als Barmann in die Waagschale, um ein Produkt zu erschaffen, dass Gegensätze vereint, Menschen verbindet und etwas völlig Neues erschafft. Das Extrahieren und Paaren der Aromen aus Blüten, Nüssen oder Beeren fasziniert ihn. „Das ist mein Spezialgebiet“, sagt der 37-Jährige. Nicht ohne Grund tauften ihn seine Freunde „Jean-Baptiste“ nach der Hauptfigur im Roman „Das Parfum“ von Patrick Süskind. Florian Polakovski ist auch ein Jäger und Sammler. Auf seinen Reisen rund um den Globus ging er auf Schatzsuche, ließ sich auf Aromen-Experimente ein und sammelte Botanicals.


    „Tradition ist wichtig."

    Zuhause experimentierte, mixte und probierte er aus. Aus der Sammlung seiner Kostbarkeiten wählte er zehn Botanicals, die er im Tinte Gin vereinte. „Tradition ist wichtig. Sie ist die Basis, aus der wir wachsen“, erklärt Polakovski. „Deshalb halten wir an der Wacholderbeere als Hauptakteur unseres Gins fest.“ Dazu die kubische Flasche, die an ein Tintenfässchen erinnert. „Die Menschen sollen sich beim Genuss Zeit nehmen. So wie ein Brief, der mit Tinte geschrieben wird.“ Das Etikett in geschwungenen Buchstaben unterstreicht diesen Anspruch.

    Edelranz ist ein Startup aus Mainz. Gemeinsam mit Kadi Kamara (Marketing) und Alexander Petruschin (Lieferkette / Logistik) tritt Florian Polakovski (Produktentwicklung und Finanzen) an, um neue Spirituosen in außergewöhnlicher Qualität und mit einer nachhaltigen Produktion zu entwickeln. Nachhaltigkeit von Anfang an ist das Ziel der Mainzer. „Wir haben aus unserer kompletten Wertschöpfungskette weitestgehend das Plastik verbannt“, sagt Polakovski. Ein großer Schritt, dem weitere folgen sollen. Beim aktuellen Protagonisten etwa, dem Tinte Gin, verschließt mittlerweile ein Glaskorken die Flasche.


    Wunsch nach Nachhaltigkeit

    Der Wunsch nach Nachhaltigkeit setzt sich bei den Mainzern auch im Vertrieb fort. Im Stadtgebiet etwa kooperieren sie mit einem lokalen Anbieter (Radlager). „Lokal werden unsere Tintenfässchen mit Fahrrädern und Elektrofahrzeugen zum Kunden gebracht. Überregional sind wir natürlich ebenfalls mit unseren Partnern oder unserem Online-Shop präsent“, verrät Florian Polakovski. „Beim Versand verzichten wir dabei komplett auf Plastik.“ Luft nach oben gibt es immer. „Wir arbeiten kontinuierlich an der Klimafreundlichkeit“, erklärt der Tinte-Gin-Chef zuversichtlich. In zwei Städten funktioniert das bereits bis zum Konsumenten. In Mainz und in Aschaffenburg arbeiten die Tinte-Produzenten mit lokalen Händlern (Destillerien) zusammen. Die nehmen leere Tinte-Gin-Flaschen von den Kunden zurück und füllen sie auf Wunsch zum Vorzugspreis wieder auf. Abfüllstationen wie diese kann sich der Edelranz-Chef auch an anderen Standorten vorstellen. „Unser Ziel ist es, etwas Besonderes und Neues zu schaffen“, sagt er. Das notwendige Know-how schöpfen er und seine Freunde aus ihrem anderen Leben, als Treasury-Manager (deutsch: Finanzmanager), als Marketingexperten und als Technischer-Account-Manager. Bis heute arbeiten die Partner für ihr Spirituosen-Projekt ehrenamtlich.

    Beim Tinte Gin mit seinen 47 Volumenprozent Alkohol handelt es sich um „einen klassischen, weichen und vollaromatischen Dry Gin. Das Abenteuer beginnt in der Nase. Wer ihn kostet, sollte sich nicht um das Geruchserlebnis bringen. Dort entfalten sich die Aromen, die der Erfinder der Tinte als „dezent florale Noten“ beschreibt, die „von Wacholder- und frischen Zitrusnoten abgelöst werden“.

    Mainzer schaffen Fakten
    Auch im Geschmacksprofil schaffen die Mainzer Fakten, die für sich sprechen. Im edlen Beileger zum Destillat heißt es: Ein „sehr weicher Gin mit vollem Aroma und einer angenehmen und geschmeidig-öligen Textur“. Das Geschmacksverlauf ist komplex. Das optische Highlight des Rebells steht noch aus. Mit Tonic aufgefüllt wechselt das tiefe Blau in ein kräftiges Magenta, je nach Füllmenge wird es ein wenig heller im Glas. Eine asiatische Pflanze steckt hinter dem Effekt, erzählt der Aromen-Jäger. Auf die Frage, was da geschieht, holt Polakovski lächelnd etwas aus: „Es ist vergleichbar mit dem Lackmustest im Chemieunterricht. Der blaue Farbstoff aus der Pflanze verändert seine Farbe je nachdem, ob er mit sauren, zum Beispiel Tonic, oder basischen Substanzen, die in der Küche verwendet werden, zusammengebracht wird.“ Ein Grund, warum man ihn in ärmeren Ländern zum Bestimmen des ph-Werts des Trinkwassers nutzt. Je größer der ausfällt, desto basischer ist er, und umso mehr verändert sich die Farbe vom Blau in ein Türkis, weiter ins Grün bis zu einem Gelb. Im Umkehrschluss heißt das, je niedriger – also saurer – der Wert ist desto violetter wird die Flüssigkeit.

    Von Magenta bis zu einem kräftigen Rosa
    Das Tonic bringt den Tinte Gin also dazu, je nach zugegebener Menge, von Magenta bis zu einem kräftigen Rosa zu wechseln. Doch nicht nur das. Es ist, neben dem richtigen Eis, in Bezug auf Menge und Beschaffenheit, „dem Gold des Barkeepers“, so Polakovski, für Spirituosen-Aficionados eines der Geheimnisse für den perfekten Genuss. Der Chef empfiehlt den Drink mit Schweppes-Dry-Tonic aufzufüllen, das am besten „ganz ohne Garnitur, vielleicht mit einer gedörrten Orangenscheibe oder einer Orangenzeste (Hauchdünne Streifen aus der äußersten Schale einer Orange, Anmerk. d. Red.), genossen werden sollte. „Ohne Stroh- oder Glashalm“, betont er. Die Nase sollte möglichst nah am Geschehen sein, so dass man die Aromen ungehindert aufnehmen kann. Jeder wie er mag. „Genuss ist individuell“, weiß der Ginexperte. Als Genussmensch ist Florian Polakovski gelegentlich auch beim Thema Tabak unterwegs. „Ich bin ein großer Fan von Pairing.“ Pfeifentabak und vor allem Zigarren aus der Karibik gehören für Polakovski zu den Ginbegleitern. Seine Longfiller findet er vorzugsweise im Fachhandel. Zu seinen Lieblingszigarren zählt er die „Aging Room Quattro F 55 Concerto“. „Ich rauche nach Lust und Laune und wenn es passt.“

    In der Spirituosenwelt wollen die Edelranz-Akteure noch viel bewegen. „Unser Ziel ist es, etwas Besonderes und Neues zu schaffen – ganz nach dem Motto, ,Creating Great Spirits‘.“ Das Abenteuer hat erst begonnen.

    Kerstin Kopp

  • Starker Arbeitsmarkt

    NÜRNBERG // Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist im Oktober um 1,5 Punkte auf 104,7 Punkte deutlich gesunken. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) liegt aber noch immer auf einem sehr hohen Niveau.

    Der Indikator deutet darauf hin, dass der Arbeitsmarkt sich weiterhin günstig entwickeln wird, wenngleich in einem gezügelten Tempo. „Nach der furiosen Aufholjagd aus dem Sommer läuft die positive Arbeitsmarktentwicklung in gemäßigtere Bahnen“, erklärt Enzo Weber vom IAB.

    Beschäftigungskomponente des Frühindikators
    Während die Beschäftigungskomponente des Frühindikators im Oktober weitestgehend stabil blieb, ist die Komponente für die Entwicklung der Arbeitslosigkeit stark zurückgegangen. Die Beschäftigungskomponente lag im Oktober bei 106,7 Punkten und damit um 0,1 Punkte niedriger als im Vormonat. Der Beschäftigungsausblick bleibt damit sehr positiv. Die Beschäftigung dürfte durch den Wiedereintritt von Personen, die sich in der Krise vom Arbeitsmarkt zurückgezogen hatten, und durch kurzfristige Nachholeffekte bei der Migration gestützt werden.

    Die Arbeitslosigkeitskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers sank im Oktober um 3,0 Punkte abermals stark und liegt mit 102,7 Punkten klar unter den Höchstwerten vom Sommer. Das signalisiert noch immer eine sinkende Arbeitslosigkeit, aber deutlich langsamer als nach dem Lockdown-Ende.

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  • Bessere Stimmung

    FRANKFURT AM MAIN // Die Gesamtstimmung unter den Unternehmen im Bezirk Frankfurt am Main verbessert sich zum Herbst spürbar. Der Geschäftsklimaindex liegt mit 116 Punkten einen Punkt über dem Vorkrisenwert vom Jahresbeginn 2020. Dies geht aus einer aktuellen Meldung der Frankfurter Industrie- und Handelskammer hervor.

    82 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend und nur 18 Prozent als schlecht. Am zufriedensten sind die Industrie sowie die Finanz- / Kredit- und Versicherungswirtschaft. Wie zu erwarten, sind die Betriebe des Gastgewerbes erneut am unzufriedensten. Erfreulicherweise hellt sich die Stimmung im Vergleich zur Vorumfrage jedoch in allen Branchen auf.

    Aktuellen Finanzlage
    Dies spiegelt sich auch in den Angaben zur aktuellen Finanzlage wider. Während im Frühsommer 2021 noch 21 Prozent der Betriebe von Liquiditätsengpässen berichteten, sind es nun noch 14 Prozent. Zusätzlich kalkulieren die Unternehmen mit steigenden Investitionsausgaben und einem höheren Personalbestand. Lediglich die Exporterwartungen werden leicht nach unten korrigiert. Die größten Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung stellen erneut die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen dar (53 Prozent). Kopfschmerzen bereiten den Unternehmen vor allem Versorgungsengpässe und ein sich verschärfender Mangel an Fachkräften. So setzen durchbrochene Lieferketten und fehlende Vorprodukte manchen Industriebetrieben sehr zu, heißt es von der IHK. Branchenübergreifend setzen die Betriebe vor allem auf eine Steigerung der Unternehmensattraktivität, um Fachkräfte zu gewinnen.

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