BERLIN (DTZ/fok). „Wo Rauch ist, ist auch teuer“, witzelte kürzlich die Financial Times Deutschland mit Blick auf die hohen Steuern und Preise für Tabakwaren. Ein Wort, das leider in weiten Teilen Europas seine Gültigkeit hat.
Die obenstehende Übersicht macht deutlich, dass vor allem die nordeuropäischen Länder ihren Bürgern mit extrem hohen „Sündensteuern“ das Rauchen vermiesen wollen. Vielleicht liegt’s ja an den religiösen Mehrheiten in den betreffenden Ländern, denn in sieben der zehn Länder, in denen Zigaretten noch teurer als in Deutschland sind, ist die Bevölkerungsmehrheit evangelisch, und bei den Tabaksteuern kommt die puritanische Gedankenwelt mit ihrer Genussfeindlichkeit vielleicht doch noch zum Vorschein. Ausnahmen von der Regel sind Irland, Frankreich und die Niederlande, die trotz katholischer Mehrheit Anti-Raucher-Politik per Steuerhöhe betreiben.
Den Vogel schießt Norwegen ab, wo eine 20er-Marlboro auf den Rekordpreis von umgerechnet 11,21 Euro kommt. In knapp 30 weiteren Ländern sind die Zigarettenpreise (steuerbedingt) niedriger als in Deutschland, teilweise, vor allem in Ost- und Südosteuropa, sogar gravierend.
Das Preisgefälle ist natürlich ein Anreiz für legale und illegale grenzüberschreitende Einkäufe. So zeigt die Grafik z.B. zwischen Deutschland und Polen ein Preisgefälle bei der Marlboro (umgerechnet auf 20 Stück) von 2,30 Euro. Gegenüber Tschechien liegt die Differenz bei 1,84 Euro. Deutlich geringer, aber immer noch beachtlich ist die Preisdifferenz zu Österreich (66 Cent billiger) und Luxemburg (76 Cent billiger).
Unverändert stammt deshalb jede fünfte Zigarette, die in Deutschland geraucht wird, aus Schmuggel und privaten Grenzeinkäufen. Vor allem verbunden mit Steuervorteilen beim Einkauf weiterer Waren, wie Benzin, Kaffee oder Spirituosen, ist der grenzüberschreitende Einkauf für viele Bürger die Gelegenheit zum Schnäppcheneinkauf, zu Lasten des Fiskus wie auch des Handels auf der „Hochsteuerseite“.
Negativ betroffen sind in Deutschland vor allem die neuen Bundesländer sowie Bayern. In geringerem Maße, das aber schon seit langem, auch die Luxemburg-Anrainer. Umgekehrt profitiert aber auch der deutsche Handel in einigen Grenzregionen durch das Preisgefälle. Das gilt insbesondere für die Grenzregionen zu Frankreich (Preisgefälle Marlboro 1,04 Euro / 20 Stück) sowie der Schweiz, wo der enorme Wechselkursverfall des Euro das Preisgefälle auf 1,22 Euro ansteigen ließ.
Mit der beginnenden Urlaubszeit macht sich natürlich auch im deutschen Tabakwarenhandel die Verlagerung der Zigaretteneinkäufe durch die deutschen Konsumenten in dieser Zeitspanne bemerkbar. Meist negativ, denn, wie nebenstehender Artikel zeigt, ist es eher die Ausnahme, dass deutsche Raucher sich Vorrat für den Auslandurlaub mitnehmen. Das Duty-free-Geschäft tangiert den deutschen Handel durch den Wegfall innerhalb der EU kaum noch.
Die Haupturlaubsländer im Mittelmeerraum sind inzwischen mit ihren Preisen deutlich näher an die deutschen Zigarettenpreise herangerückt. Lediglich die kanarischen Inseln fallen mit Preisen, die bei der billigsten Marke nur ein Fünftel der deutschen Preise betragen, völlig aus dem Rahmen. Auch Griechenland ist noch deutlich billiger, sieht aber weitere Steuererhöhungen vor.
(DTZ 27/12)