Den Verfall der Werthaltigkeit stoppen!

Mitgliederversammlungen westdeutscher und norddeutscher Tabakwaren-Großhändler

SIEGEN/ASENDORF (DTZ/cz). Von einer lebhaften Diskussion über aktuelle Marktentwicklungen waren die ordentlichen Mitgliederversammlungen der Fachvereinigung Westdeutscher Tabakwaren-Großhändler und des Fachverbandes Tabakwaren-Großhandel norddeutsche Bundesländer geprägt.

Die Tagung der westdeutschen Großhändler fand unter dem Vorsitz von Hubertus Tillkorn in Siegen (NRW) statt, während die norddeutschen Großhändler unter dem Vorsitz von Angela Barkow im niedersächsischen Asendorf tagten.

Zufriedene Kunden
Nach einhelliger Meinung der auf beiden Veranstaltungen vertretenen Tabakwaren-Großhändler ist die Umstellung der Zigarettenautomaten auf neue Preise für die Automatenpackungen technisch reibungslos und von der Akzeptanz des Kunden her betrachtet bisher zufrieden stellend verlaufen.

Deutliche Umsatzeinbrüche, wie sie der Automaten aufstellende Handel beispielsweise bei der Umstellung der Geräte von 5 auf 6 DM erleiden musste, seien derzeit noch nicht feststellbar.

Ein Fazit im Hinblick auf die Akzeptanz der neuen Packungs- und Preisformate durch die Kunden könne allerdings erst in einigen Monaten gezogen werden, dann auch unter Berücksichtigung des Sachverhaltes, dass keine altpreisigen Waren mehr im Markt angeboten werden dürfen.

Kritik am Umstellungsprozess
Deutliche Kritik übten die Großhändler an dem Umstellungsprozess selbst. Verzögerungen und Lieferprobleme seitens einiger Hersteller bei der Verfügbarkeit neupreisiger Ware hätten den Automaten-Umstellungsprozess verkompliziert und die Zeitplanungen der Betreiber ausgehebelt.

Zudem äußerten die Großhändler ihre Sorge, dass die mit der Anhebung des Mindestpackungsinhaltes bei der Fabrikzigarette auf 19 Stück sowie dem autonomen Preisschritt der Industrie einhergehenden positiven Margeneffekte über ein stetiges Wachstum der Industrieniedrigpreislagen sowie aggressive und nicht marktgerechte Preisstellungen vornehmlich bei den so genannten Volumentabaken im Zeitverlauf langsam abgeschmälzt werden würden.

Marktbedingungen schaffen
Carsten Zenner, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Tabakwaren-Großhändler und Automatenaufsteller (BDTA), betonte daher auch auf beiden Versammlungen, dass es in einem stetig schrumpfenden Gesamtmarkt nunmehr darauf ankäme, den Verfall der Werthaltigkeit zu stoppen und Marktbedingungen zu schaffen, in denen ausreichend Erträge für alle im Markt tätigen Wirtschaftsstufen generiert werden können.

Der von beiden Handelsverbänden BDTA und BTWE begonnene Dialog mit Herstellern aus dem so genannten OTP-Markt sei daher auch vornehmlich in diesem Sinne zu interpretieren.

Im zweiten Teil der Veranstaltungen berichtete Carsten Zenner über Tabak-Diskussionen auf nationaler, europäischer und supranationaler (vornehmlich WHO) Ebene.

Nationales Aktionsprogramm zur Tabakprävention überarbeitet
Zenner erläuterte, dass das Nationale Aktionsprogramm zur Tabakprävention (2009–2012) vorerst „auf Eis gelegt“ wurde. Innerhalb der Ressortabstimmungen, in die sich auch der BDTA mit verschiedenen Positionen und Stellungnahmen eingebracht habe, wurde das Papier inhaltlich und von der Schwerpunktausrichtung mehrfach überarbeitet.

Die Verabschiedung durch das alte Kabinett ist nicht mehr erfolgt. Es bleibt daher abzuwarten, ob und wann eine Verabschiedung durch die „neue“ Regierung erfolgen wird.

Gesetz in Kraft
In Kraft getreten sei aber im Sommer 2009 das Vierte Gesetz zur Änderung von Verbrauchsteuergesetzen samt dem darin geregelten neuen Mindestpackungsinhalt von 19 Stück bei der Fabrikzigarette sowie 30 Gramm bei Feinschnittprodukten.

BDTA-Geschäftsführer Zenner erinnerte in diesem Zusammenhang nochmals an die gesetzliche Vorgabe, dass Packungsformate mit einem Inhalt von 17 oder 18 Stück Zigaretten nur noch bis zum 31. Dezember 2009 im Handel abverkauft werden dürften.

WHO-Aktivitäten
Mit dem Anspruch einer Totalregulierung der nationalen Tabakmärkte – u. a. Lizenzierung, lückenlose Warenverfolgung und Kundenidentifikationsmaßnahmen – hat die WHO ihre Vorstellungen im Rahmen eines Protokollentwurfs unter dem Arbeitstitel „Bekämpfung des internationalen Tabakschmuggels“ bekannt gemacht, berichtete Zenner.

Nach mehreren internationalen Konferenzen sei es bisher noch nicht gelungen, dass sich die 168 Vertragsstaaten der WHO näherungsweise auf einen Kompromiss verständigt hätten.

BDTA känpferisch
Der BDTA werde weiter die Abstimmung mit den beteiligten Ressorts suchen und um die Position kämpfen, dass es nicht dem Ziel dient, wenn gesetzestreue Marktteilnehmer in unverhältnismäßiger Art und Weise mit zusätzlichen bürokratischen Hürden belegt werden, ohne dass damit der unerlaubte Handel von Tabakwaren wirksam bekämpft wird.

Zum Abschluss berichtete Zenner über die rechtsunverbindlichen Vorschläge des Europäischen Rates zur Schaffung rauchfreier Umgebungen.

Nach den Vorstellungen des Rates sollen alle 27 Mitgliedstaaten der Gemeinschaft bis Ende 2012 geeignete Maßnahmen zum Nichtraucherschutz und zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens sowie flankierende Maßnahmen (Bildwarnhinweise und neutrale Verpackungen) – möglichst einheitlich nach den Vorschlägen des Rates – umsetzen.

Verbände und Industrie Hand in Hand
Zenner lobte in diesem Zusammenhang ausdrücklich, dass es schnell und unbürokratisch gelungen sei, eine gemeinsame Stellungnahme der Industrie- und Handelsverbände inklusive Philip Morris vor allem zu der Forderung neutraler Verpackungen in die Politik zu tragen.

Zudem verwies Zenner auf die Empfehlungen des Bundesrats zu diesem politischen Arbeitspapier. Der Bundesrat habe deutlich auf das Subsidiaritätsprinzip sowie die Bundes- und Ländergesetzgebungen zum Nichtraucherschutz hingewiesen und gleichsam festgestellt, dass man keinen weiteren Handlungsbedarf in diesem Regulierungsfeld sehen würde.

Auflösung beider Vereinigungen
Im dritten Teil der Veranstaltungen stand die Diskussion um die Auflösung beider Vereinigungen auf der Tagesordnung.

Aufgrund des weiter fortschreitenden Konzentrationsprozesses innerhalb der Branche sowie den deutlich rückläufigen Mitgliederzahlen als Konsequenz dieses Prozesses in beiden Vereinigungen, verfestigte sich rasch die Meinung unter den Teilnehmern, dass die bis dato zweckdienliche Regionalisierung der Verbandsarbeit mittlerweile überholt sei.

Frage der Aufrechterhaltung
Da auch seitens der Politik nicht über eine regionale Karte zusätzlich „gepunktet“ werden könnte, stelle sich folglich die Frage der Aufrechterhaltung einer eigenen Vereinsstruktur in den jeweiligen Regionen Nord- und Westdeutschlands.

Die beiden Vorsitzenden Hubertus Tillkorn und Angela Barkow betonten zudem, dass die jeweils angeschlossenen Mitglieder nach der Auflösung formlos und mit allen bisherigen Rechten und Pflichten ausgestattet als direkte Mitglieder im BDTA geführt werden würden.

Im Ergebnis wurde die Auflösung der Fachvereinigung Westdeutscher Tabakwaren-Großhändler sowie die des Fachverbandes Tabakwaren-Großhandel norddeutsche Bundesländer durch die teilnehmenden Mitgliedsbetriebe beschlossen.

(DTZ 43/09)

Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert