Villiger Gruppe feierte 120-jähriges Jubiläum

Familienunternehmen Villiger Söhne feierte 120-jähriges Bestehen auf Schloss Lenzburg im Kanton Aargau

[pic|96|l|||Firmenpatron Heinrich Villiger und seine Tochter Corina Villiger, die Mitglied im Verwaltungsrat des Unternehmens ist.|||]

ZIGARRE
LENZBURG (DTZ/da). Auf Schloss Lenzburg im Schweizer Kanton Aargau schlug das Haus Villiger am 5. September ein weiteres Kapitel seiner Firmengeschichte auf. Patron Heinrich Villiger hatte an diesem Tag zur Feier des 120-jährigen Bestehens seines Unternehmens eingeladen. Mehr als 200 Gäste aus der Schweiz, aus Deutschland und einigen anderen Ländern waren dem Ruf des „Zigarren-Grandseigneurs“ auf das zu den schönsten eidgenössischen Burganlagen zählende Schloss Lenzburg gefolgt. Im Ambiente der weiträumigen und gut restaurierten Festung erlebten sie einen ebenso genussreichen wie stilvollen Abend, der gespickt war mit zahlreichen „Leckerbissen“ für Gaumen, Augen und Ohren. Dafür sorgten u. a. neben einem mehrgängigen Menü die Blues- und Gospel-Sängerin Othella Dallas mit ihrer Band und die Musikgesellschaft aus Full-Reuenthal, dem Wohnort von Heinrich Villiger.

Gleichzeitig wurde die internationale Gästeschar Zeuge der Premiere der „Villiger 1888“. Diese zum Firmenjubiläum aufgelegte Zigarren-Serie gibt es als handgefertigte Longfiller von der Manufaktur Abam aus der Dominikanischen Republik in den Formaten Robusto, Short Robusto und Corona sowie als kleiner Shortfiller „Purito“.

Unter den Gästen begrüßte Heinrich Villiger neben mehreren Politikern aus den Kantonen Aargau und Luzern zahlreiche Importeure und Handelspartner. Sein besonderer Gruß galt den Herren Jarl Uggla, President von Swedish Match International, und Beat Burger, CEO der Burger-/Dannemann-Gruppe, sowie Steffen Rinn, Inhaber der Don Stefano Zigarrenmanufaktur, und Ernst-Michael Hasse, Geschäftsführer der Schwering & Hasse Elektrodraht GmbH, die in wenigen Tagen ihr 150-jähriges Firmenbestehen feiert und bis in die 80er Jahre Zigarren herstellte.

Sehr herzlich willkommen hieß Heinrich Villiger seinen Bruder Kaspar, seines Zeichens alt Bundesrat und früherer Schweizer Bundespräsident. Kaspar Villiger hatte gemeinsam mit Heinrich Villiger 23 Jahre lang die Geschicke der Firma gelenkt, ehe er aufgrund seines politischen Engagements aus dem Familienunternehmen ausschied.Während seiner Mitgliedschaft im Bundesrat, der Schweizer Regierung, war er Verteidigungsminister und Finanzminister. Heute ist er Mitglied im Verwaltungsrat des Nestlé-Konzerns.

„Um wirklich unabhängig Politik machen zu können, habe ich mich 1989 unwiderruflich von der Villiger Söhne AG getrennt“, sagte Kaspar Villiger in seiner Festansprache. „Ich bin meinem Bruder dankbar, dass er Hand zu einer konstruktiven Lösung bot, die mir ein faires Ausscheiden und ihm ein Weitermachen als Alleininhaber ermöglichte.“ Seine Unabhängigkeit habe er unter Beweis gestellt: „Die einzigen Steuern, die unter meiner Verantwortung nicht gesenkt, sondern erhöht wurden, waren die Tabaksteuern“, erklärte Kaspar Villiger.

Ein Dorn im Auge ist dem früheren hochrangigen Schweizer Politiker die Regulierungswut der Politik. „Irgendwie sollen plötzlich alle bevormundet werden, nicht nur die Raucher, sondern auch die Fettleibigen, die Spieler, die Hundehalter, die Offroadfahrer, die Extremsportler, die Eltern usw..“ Und irgendwann komme wohl auch die langsam aussterbende Randgruppe der Normalen ins Visier der Regulierungswütigen. In der Politik werde versucht, „jedem Problemchen mit einem Gesetzchen beizukommen“, stellte er fest und fügte hinzu: „Für jede Einzelvorschrift mag es plausible Begründungen geben. Aber etwas wird dabei übersehen: Die Summe an sich plausibler Regulierungen schlägt plötzlich um in eine neue Qualität, welche echt freiheitsbedrohend wird“, warnte Kaspar Villiger. (DTZ wird in einer der nächsten Ausgaben seine Festrede in Auszügen abdrucken.)

Gegen die wuchernde Verbotspolitik sprach sich auch Heinrich Villiger aus. Der Firmenchef setzte sich dabei mit dem Thema „Passivrauchen“ auseinander. „Wenn man davon ausgeht, dass Kolumbus den Tabak im Jahr 1492, also vor exakt 516 Jahren nach Europa brachte, so ist es doch einigermaßen verwunderlich, dass die Wissenschaft fast 500 Jahre gebraucht hat, um die angeblich ,tödliche’ Gefahr des Passivrauchens nachzuweisen, dies insbesondere auch in Anbetracht der Fortschritte in der Diagnostik im letzten Jahrhundert“, wunderte sich Heinrich Villiger und stellte weiter fest: „Inzwischen liegen Erkenntnis vor, wonach diese ,Nachweise’ verschiedener Forschungsinstitute jeglicher Grundlage entbehren, was insbesondere die von der WHO publizierten Zahlen von ,Passivrauchertoten’ anbetrifft. Auch vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg wurde inzwischen zugegeben, dass die Zahl der ,Passivrauchertoten’ statistisch ermittelt wurde; selbstredend seien keine Toten gezählt worden.

Das ist nicht nur unverantwortlich, sondern makaber.“ Der Journalist Oliver Janich habe dazu unlängst im Magazin „Focus Money“ geschrieben: „Trotz über 100 Studien zum Thema gibt es keine einzige, die die Schädlichkeit des Passivrauchens nachweist. Die angeblich an den Folgen des Passivrauchens dahinscheidenden Menschen werden älter als der Rest der Bevölkerung!“

Zuvor hatte Heinrich Villiger, der bereits seit 1951 im Unternehmen tätig ist und 1958 Verantwortung als Geschäftsführer übernommen hat, die Firmengeschichte Revue passieren lassen. Im Jahr 1888 legte Jean Villiger, der Großvater von Heinrich und Kaspar Villiger, den Grundstein für das Unternehmen in Pfeffikon im Kanton Luzern. 22 Jahre später rief seine Ehefrau Louise, die zu diesem Zeitpunkt bereits Witwe war, das deutsche Tochterunternehmen in Tiengen ins Leben. Der größere deutsche Markt bot Möglichkeiten der Expansion und war der Beginn der Internationalisierung des Unternehmens. Nach dem ersten Weltkrieg übertrug Louise Villiger die Verantwortung an ihre beiden Söhne Hans und Max. Deshalb firmierte das Unternehmen fortan mit Villiger Söhne. Zwischen den beiden Weltkriegen erlebte das Familienunternehmen eine rasante Entwicklung und bezeichnete sich bald als „die größte Stumpenfabrik Deutschlands“. Der weitere Aufstieg wurde jäh gestoppt durch den Zweiten Weltkrieg, dem nach 1945 der Wiederaufbau folgte.

„Es waren immer innovative neue Fabrikate oder aus dem üblichen Rahmen fallende Werbekampagnen, die das Unternehmen ,schubweise’ voran brachten“, führte Heinrich Villiger aus. Als Beispiele nannte er die „Villiger-Kiel“-Zigarren, die „Villiger Rillos“ und die sogenannten „Eco-Cigarillos“.
Die Villiger-Gruppe beschäftigt heute rund 800 Mitarbeiter, davon etwa 150 am Stammsitz in Pfeffikon, 350 in Tiengen und im ostwestfälischen Bünde sowie 300 in Indonesien bei Surabaya, wo Deckblätter aufbereitet werden. Im Unternehmen werden keine Zigarren und Zigarillos mehr von Hand gerollt. „Das ist in unseren Breitengraden nicht kalkulierbar. Die gesamte Produktion in Europa ist mechanisiert“, sagte Heinrich Villiger. Den Gruppenumsatz im vergangenen Jahr bezifferte er ohne Beteiligungen auf 186 Millionen Schweizer Franken, den Absatz an Zigarren und Zigarillos auf über 600 Millionen Stück.

Besonders erwähnte Heinrich Villiger die Beteiligungen an den Habanos-Importeuren 5th Avenue Products Trading in Deutschland im Jahr 1989 und Intertabak AG in der Schweiz im Jahr 1995. „Diese beiden Firmen sind die offiziellen Alleinimporteure für Habanos, also sämtlicher Havanna-Marken, für Deutschland und für die Schweiz“, erläuterte Heinrich Villiger. „Beide Unternehmen haben sich seit ihrem Bestehen positiv entwickelt.“

Das Villiger-Sortiment ist heute breit gefächert und erfüllt auf vielfältige Weise die Raucherwünsche von Zigarren- und Zigarillo-Liebhabern. Der klassische Stumpenraucher fühlt sich bei Villiger ebenso zu Hause wie der Genießer karibischer Premiumzigarren oder auch der Konsument, der mal eben schnell ein Zigarillo oder Filterzigarillo rauchen möchte. Für die Zukunft der eigenen Firmengruppe ist Heinrich Villiger trotz des Antitabak-Klimas optimistisch. „Wir sind dank moderner Technik, starker Marken, eines weltweiten Vertriebsnetzes und dank eines guten Teams an Führungskräften gut gewappnet.“

(DTZ 37/08)

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