Jüdische Unternehmer der deutschen Zigarettenindustrie/Austellung im Jüdischen Museum Berlin
BERLIN (DTZ/kdp/red). Mit dem Thema „Jüdische Unternehmer in der deutschen Zigarettenindustrie“ im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts befasst sich die Kabinettausstellung „Total Manoli? – Kein Problem!“ im Jüdischen Museum in Berlin.
[pic|51|l|||Leonhard Fries, Werbeplakat der Zigarettenfirma Massary für die Marke "Massary Perle", 1926.|||]
Die Rolle von Berlin und Dresden als wichtigste Zentren der deutschen Zigarettenindustrie werden ebenso beleuchtet wie Familien- und Unternehmensgeschichte.
Die Ausstellung gewährt Einblicke in die innovativen Werbestrategien der Branche. Dabei spielen die Firmen „Manoli“, „Problem“ und „Massary“ eine bedeutende Rolle. Sie engagierte namhafte Künstler wie Lucian Bernhard, Ernst Deutsch und Leonhard Fries, die sich mit einem heute nicht mehr üblichen Begriff „Reklame“ beschäftigten.
Die Ausstellung stellt sowohl den Wandel der Vermarktungsstrategien im Ersten Weltkrieg, als auch den wirtschaftlichen Konzentrationsprozess in den 1920er Jahren und die „Arisierung“ der wenigen noch verbliebenen Firmen im Nationalsozialismus dar.
In der Schau werden rund 140 Exponate – darunter Werbeplakate und -filme, Zigarettendosen, Aschenbecher sowie historische Fotos gezeigt. In der Konzeption wird die Werbesprache aufgegriffen, Objekte auf zigarettenähnliche Trägern platziert und Vitrinen mit angedeuteten Rauchschwaden umhüllt. Die Besucher sehen Darstellungen aus einer Zeit, wo Werbeplakate nicht selten dem Anspruch eines „Kunstwerkes“ entsprachen und eine Epoche prägten, die nicht über Instrumente der aktuellen Medien wie Fernsehen oder Internet verfügte.
„Total Manoli“ – in den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts war das im Berliner Volksmund eine gängige Redewendung. Wer „total Manoli“ war, war etwas wirr im Kopf – denn so erging es einem, wenn man der ersten phasengesteuerten und sich drehenden Leuchtreklame Berlins für die Zigarettenmarke „Manoli“ mit den Augen folgte, informiert die Ausstellung.
Die Hauptstandorte der deutschen Zigarettenindustrie waren Dresden und Berlin. In Berlin hatte sich bereits im 19. Jahrhundert die für ihre Qualität gerühmte Firma „Loeser & Wolff“ etabliert, die mit Walter Kempowskis Roman „Tadelloeser & Wolff“ in die deutsche Literaturgeschichte einging. Ab 1900 folgten zahlreiche Zigarettenfirmen, die zu einem großen Teil von zumeist aus Osteuropa eingewanderten jüdischen Unternehmern gegründet wurden, wie etwa „Garbaty“, „Manoli“ und „Masary“.
Zur Jahrhundertwende um 1900 gab es laut Informationen des Jüdischen Museums Berlin einige hunderte Zigarettenfirmen, die zum Teil noch mit Hand fertigten ließen. Manoli setzte erstmalig 1905 eine amerikanische Zigarettenmaschine ein, die 120 000 Zigaretten täglich herstellte. Heute sind es bei den „Schnellläufern“ in der Minute bis zu 16 000 Stück.
Das Jüdische Museum liegt in der Lindenstraße in 10969 Berlin. Öffnungszeiten täglich von 10 bis 20 Uhr. (Montags 10 bis 22 Uhr). Weitere Informationen finden sich telefonisch unter (030) 259 93 300 und im Internet unter
[linkn|http://www.jmberlin.de]www.jmberlin.de[/link].
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