Schlagwort: Zigarrenbranche

  • Neuer Stern am Zigarrenhimmel

    MAINZ / DORTMUND // Leonor, oder einfach „Leo“, Abzaradel kann ihr Glück immer noch nicht fassen. „Wir sind zum ersten Mal auf der InterTabac und haben gleich einen Award gewonnen!“ Die überglückliche Preisträgerin ist Geschäftsführerin und das öffentliche Gesicht von Platinum Nova Cigar, einem US-Premiumzigarrenanbieter mit Zentrale in Florida. DTZ hat sie einen Tag nach der Preisverleihung auf dem Stand von Kopp Tobaccos in Dortmund getroffen.

    Es ist die Farbe, die auffällt. Das helle Pastell-Türkis auf den Kisten und Bauchbinden ist unübersehbar und sticht prägnant ins Auge. Und natürlich dieser Name: „Nova“. Sie müsse immer an einen Stern denken, eine Helligkeitsexplosion im Universum, verrät sie dieser Zeitung. Dass das „Cigar Journal“ auf der InterTabac ihr die Auszeichnung als „Best Boutique Cigar“ verliehen hat, sei quasi das i-Tüpfelchen der Erfolgsgeschichte.

    Premiere in Las Vegas
    „Den ersten öffentlichen Auftritt mit Nova Cigar feierten wir 2019 auf der PCA (ehemals IPCPR Anm. d. Red)“, erzählt Abzaradel. Mit großem Interesse haben die Besucher der US-Fachmesse damals die zehn Zigarrenserien und die zwei Limited Editions registriert. Sie werden „zu 90 Prozent aus dominikanischen und zu zehn Prozent aus nicaraguanischen Tabaken gefertigt, die zwischen zehn und 15 Jahren gereift sind“, verrät die gebürtige Uruguayerin.

    „Die USA sind ein anspruchsvoller Markt und unseren Zigarren erlebten eine große Resonanz“, erinnert sich die Nova-Cigar-Geschäftsführerin. Der erste Auftritt des jungen Unternehmens auf der Premium Cigar Association (PCA) war großer ein Erfolg. Seither ist Leo Abzaradel für „ihre“ Zigarre in den USA – und jetzt auch in Deutschland – auf Messen und Veranstaltungen unterwegs.

    Kreativ und durchsetzungsfähig
    Die agile Managerin kennt die Branche und weiß, wie Marken attraktiv in Szene gesetzt werden. Abzaradel ist der kreative Kopf der Firma und weiß, sich durchzusetzen.
    Leonor Abzaradel stammt aus Montevideo, der Hauptstadt Uruguays. Nach der Highschool und einem Studium arbeitete Abzaradel im Marketing, bis sie den Sprung in die USA, nach New York wagte.

    Als Einwanderin stellte sie sich den Herausforderungen der Metropole und verfolgte zielstrebig ihre Karriere . Der Zufall wollte es, dass sie mit ihrem Vater den Club Macanudo, eine exklusiven Zigarren-Lounge, besuchte und im wahrsten Sinne des Wortes „Feuer fing“. Sie wurde Teil des Teams und stieg zur stellvertretenden Leiterin des Clubs auf.

    Karriere in der US-Zigarrenbranche
    Vier Jahre später verließ Abzaradel die Gastronomie und heuerte als Verkäuferin beim legendären und seit 2020 geschlossenen „Nat Sherman Townhouse“, dem New Yorker Fachgeschäft, das auf 90 Jahre Zigarrenverkauf zurückblicken konnte, an. Nach einem Jahr wechselte sie erneut und wurde stellvertretende Managerin im „Casa De Montecristo“, einem Zigarren-Fachgeschäft, dass zwei Lounges in Midtown Manhattan betreibt. Als das Management ihr einen Posten in „Boca Raton“ im Palm-Beach-County in Florida anbot, griff Abzaradel zu, um schließlich 2019 die Rolle der Geschäftsführerin von Nova Cigar zu übernehmen. Seither arbeitet Leonor Abzaradel für und an der Zigarrenmarke.

    „Ich arbeite seit zwölf Jahren in der Tabakbranche. Meine Karriere begann in New York. Ich habe dort neun Jahre im exklusiven Einzelhandel gearbeitet und weiß, welche Zigarren Kunden wollen“, erklärt sie selbstbewusst.

    Handelspartner Kopp Tobaccos
    Ihr Know-how ist unbestritten. Leo zählt laut US-Fachmedien zu den „prominentesten Vertreterinnen der US-Zigarrenbranche“ und ist gut vernetzt. Im Gespräch mit DTZ wirkt Abzaradel unfassbar begeistert von der Resonanz des Fachpublikums in Dortmund. Sie kennt den großen Wert der Plattformen; das wissen auch die deutschen Zigarrenanbieter. „Mir ist Leo 2021 auf der PCA aufgefallen. Wir kamen ins Gespräch …“, sagt Oliver Kopp gegenüber DTZ – „und 2023 haben wir es möglich gemacht“, ergänzt Abzaradel. Kopp Tobaccos brachte 2024 die US-Marke auf den deutschen Markt und stellte sie auf der diesjährigen InterTabac dem Publikum vor. Das Medienecho war enorm.

    „Nova Cigar steht für eine moderne Zigarrenphilosophie mit Wurzeln in der alten Schule“, erläutert Leo das Konzept ihres Unternehmens. Die Manufaktur in Tamboril in der Dominikanischen Republik nutzt bevorzugt lang gereifte Tabake. Die Zigarren lagern nach dem Rollen für zwei bis drei Jahre in Zedernholzkammern, um ihren exklusiven Geschmack zu entfalten.

    Kopp Tobaccos hat insgesamt fünf Serien von Nova Cigar im Produktprogramm: Leo 12, Classic, Club Edition, Congress, und Platinum Batch. kes

  • Sehen und gesehen werden

    DORTMUND // Es sind die „Wohlfühltage“ der Branche, die vom 15. bis zum 17. September auf der InterTabac in Dortmund gefeiert wurden. Nach zwei Jahren Zwangspause ist die weltgrößte Tabakmesse stärker zurück denn je. Mit an Bord eine selbstbewusste Zigarrenbranche, die ihre Marktpräsenz einem internationalen und deutschen Publikum demonstrierte und dabei sogar auf Unterstützung durch Hollywood setzen konnte.

    An drei Tagen fanden rund 12.000 Besucher ihren Weg in neun Messehallen. Die InterTabac und ihre Schwester, die InterSupply, haben augenscheinlich trotz der Corona-Pandemie nichts an Strahlkraft verloren. Das bewies auch der Blick in die Hallen 4 und 7, wo sich die Zigarrenbranche versammelt hatte. In gewohnt familiär-geschäftstüchtiger Atmosphäre war man hier quasi unter sich.

    Aussteller ziehen positive Bilanz
    Den Wermutstropfen mancher Besucher, der nicht alle „seine“ Anbieter vor Ort vorfand, war schnell verdaut. Denn die Fülle und die Professionalität des Angebots waren beeindruckend. Dass in diesem Jahr einige der namhaften Branchenvertreter dem Ereignis ferngeblieben waren, tat der guten Stimmung offensichtlich keinen Abbruch.
    Im Gegenteil, so schien es. Nahezu alle von DTZ besuchten Aussteller zogen eine positive Bilanz für das diesjährige Großereignis und das Geschäft mit Zigarren und Zigarillos. Selbstbewusst und erfolgreich gibt sich die Branche. Das passt zum flotten Graffiti-Spruch, der die Besucher vor der Halle 7 mit „Smoke more Cigars“ begrüßte.

    Mit ihrer Präsenz werteten zudem viele internationale Zigarrenanbieter wie Habanos, Plasencia Cigars oder Alec Bradley Cigars das Branchen-Highlight in der nordrhein-westfälischen Metropole auf. Und auch mit spannenden Neuheiten wie dem ‚International Cigar Pavilion‘, der vom Publikum „positiv aufgenommen und sehr gut besucht wurde“, wie die Messegesellschaft betonte.

    Internationales Geschäft
    Das internationale Geschäft hat auf der InterTabac bereits vor der Corona-Pandemie immer stärker an Bedeutung gewonnen. Aber auch der Fachhandel war in Dortmund präsent. Ein Besuch des Branchentreffpunkts sei alternativlos, hieß es immer wieder. Vor allem an den ersten beiden Messetagen füllten sich die Tische in den Zigarrenhallen mit Händlern aus dem gesamten Bundesgebiet. Ungebrochen dabei die große Nachfrage nach Longfillern, betonten die Anbieter. Echte Trends wollte man dieses Jahr allerdings nicht ausmachen.

    Herausforderungen für die Branche
    Die Branche sieht sich wie andere wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen gegenüber. Auf DTZ-Nachfrage wurden speziell die Inflation und die EU-Regulierungen genannt. Es sei unklar wie sich Konsumenten angesichts der allgemein steigenden Teuerungsrate verhalten und ob sie beim Genuss sparen werden. In trockenen Tüchern hingegen sind bei vielen Unternehmen die Vorbereitungen für Track & Trace. Nach der TPD 2 folgt 2024 die nächste Umsetzungsstufe der Rückverfolgbarkeit von Tabakerzeugnissen. In diesem Zusammenhang hatten 2019 Marktkenner mit einer Fusionswelle sowie mit Firmenschließungen auf dem europäischen Zigarren- und Zigarillomarkt gerechnet. Die Übernahme von Woermann Cigars und Wolfertz durch die Vandermarliere Cigar Family (VCF) – die Muttergesellschaft von J. Cortès und Oliva Cigar im Sommer 2022 – ist eine logische Folge davon (DTZ berichtete).

    Bis Mai 2024 muss die Branche die Track & Trace-Vorgaben erfüllen. Angesichts zu erwartender Marktverwerfungen wächst das Unverständnis gegenüber der Maßnahme. Schließlich hat die EU die Rückverfolgbarkeit zur Bekämpfung des Schmuggels eingeführt. Doch bei Zigarren gibt es keinen Schmuggel.

    Zurück zur Messe, für die man sich dieses Jahr ein paar besondere Höhepunkte für das Publikum hatte einfallen lassen (siehe Seite 2). Nicht nur Zigarrenfans freuten sich über den Besuch von Ralf Moeller, der am Messesamstag in Dortmund war. Der sympathische Hollywood-Mime und gebürtige Recklinghausener begeisterter sein Publikum durch Nähe und Herzlichkeit. Geduldig ließ er sich vor einer Fotowand am Nordeingang mit Longfiller und seinen Fans ablichten. Darüber hinaus flanierte Moeller mit Händlern durch die Messehallen.

    Insgesamt erfüllte Dortmund erneut seine Rolle als Branchenprimus der Zigarrenbranche, was den Austausch und das Netzwerken angeht. Kaum ein anderer Ort der Zigarrenszene eignet sich weltweit besser, um zu sehen und gesehen zu werden.

    Der neue Termin für das Messe-Duo InterTabac und InterSupply steht bereits fest: Vom 14. bis zum 16. September 2023 trifft sich die Branche erneut in Dortmund.

    kes

  • „,Auszeiten‘ mit Genuss“

    MAINZ // Drei Fragen an … Christoph Puszkar, Marketing-Chef von 5th Avenue, über die Lehren, Lage und die Lust auf die Messe.

    Herr Puszkar, haben Sie aus der Corona-Pandemie Lehren für die Zukunft ziehen können?
    Christoph Puszkar: Die Zeit der Corona-Pandemie war für viele Menschen extrem belastend und die Auswirkungen werden noch lange zu spüren sein. Insofern fällt es etwas schwer, hier das Positive zu sehen. Aus der Sicht der Zigarrenbranche zählt dazu, dass sich viele Menschen durch den Genuss der einen oder anderen feine Zigarre kleine, genussvolle „Auszeiten“ verschaffen konnten. Das hat sich in den Jahren 2020 und 2021 in der Branche durchaus positiv auf die Absatzzahlen ausgewirkt. Zudem haben wir gelernt, dass so manche Geschäftsreise sich durch digitale Formen des Austauschs vermeiden lässt. Die Habanos World Days im vergangenen Jahr haben gezeigt, dass sich sogar ein ganzes Festival digital darstellen lässt. Andererseits war es dann umso schöner, beim Habanos Day auf Schloss Bückeburg den Aficionados und Zigarrenclubs wieder persönlich begegnen und gemeinsam genießen zu können.

    Was erwarten Sie oder wünschen Sie sich für das Geschäftsjahr 2022?
    Puszkar: Ich hoffe, dass uns allen in diesem Jahr weiteres Ungemach durch Corona erspart bleibt und wir wieder zur Normalität zurückkehren können. Damit verbunden ist auch der Wunsch, dass die Zigarrenproduktion in Kuba jetzt wieder volle Fahrt aufnimmt und wir die Wünsche der Fachhändler und Aficionados besser erfüllen können, als das in den vergangenen Jahren möglich war.

    Im Herbst gibt es das Comeback der Branchen-Leitmesse InterTabac. Gibt es etwas, worauf Sie sich in diesem Zusammenhang besonders freuen?
    Puszkar: Ich freue mich nach dieser langen Pause ganz besonders auf das Wiedersehen mit unseren Fachhandelspartnern und Branchenkollegen. Denn das haben die Erfahrungen während Corona deutlich gezeigt: Auch wenn man heute digital recht gut kommunizieren kann, ist ein persönliches Gespräch in angenehmer Atmosphäre durch nichts zu ersetzen. Und die Messe InterTabac als Treffpunkt der Branche bietet ein solche Gelegenheit!

    nh

  • Wer wird Bürgermeister in Bünde?

    BÜNDE // Martin Schuster, geschäftsführender Gesellschafter von Bentley Tobacco, ist seinem Ziel, Bürgermeister der ostwestfälischen Stadt Bünde zu werden, ein gutes Stück näher gerückt.

    Schwerpunkte Haushalts- und Schulpolitik
    Der CDU-Politiker holte bei den nordrhein-westfälischen Kommunalwahlen am 13. September als gemeinsamer Kandidat von CDU und FDP 37,9 Prozent der Stimmen und lag damit vor der Zweitplatzierten Susanne Rutenkröger von der SPD mit 37,0 Prozent. Ob Schuster oder Rutenkröger die Zigarrenstadt in Zukunft regieren wird, entscheidet die Stichwahl am 27. September.
    Der 38-jährige Martin Schuster ist seit 2014 Mitglied in Rat und Ausschüssen der Stadt Bünde. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Haushalts- und Schulpolitik sowie Stadt- und Verkehrsplanung.

    In der Zigarrenbranche zu Hause
    Der Sohn von Fachhändlerin Maxi Schuster und Zigarrenhersteller Philipp Schuster ist in der 4. Generation gemeinsam mit seiner Schwester Annemarie Schuster und Cousin Oliver Schuster in der Zigarrenbranche zu Hause. 2015 hat er das Familienunternehmen Schuster verlassen und geht mit Bentley Tobacco eigene Wege. Zum Unternehmen gehört neben dem Kerngeschäft noch ein 220 Quadratmeter großes Tabakwaren-, Spirituosen- und Feinkost-Fachgeschäft im Herforder Elsbachhaus.

    da

  • „Ich könnte mir ein Leben ohne Zigarren nicht vorstellen“

    WALDSHUT-TIENGEN // Am 30. Mai wurde Heinrich Villiger 90 Jahre alt. Gleichzeitig ist er seit 70 Jahren für sein Familienunternehmen tätig. DTZ sprach mit dem Doyen der Zigarrenbranche über seinen langen Weg als Zigarrenhersteller, was ihn motiviert, wie er die Corona-Krise erlebt hat, welche Pläne er in Nicaragua verfolgt und wie er den Einstieg des chinesischen Konzerns Allied Cigar bei Habanos S.A. sieht.

    Herr Villiger, als Sie 20 wurden, holte Ihr Vater Sie ins Familienunternehmen. Was wäre für Sie damals die berufliche Alternative gewesen?
    Heinrich Villiger: Meine berufliche Laufbahn war bereits durch die Familien-Tradition vorgegeben. Die dritte Generation sollte das fortsetzen, was unser Großvater im Jahr 1888 gegründet hatte. So hat sich mir eigentlich nie die Frage gestellt, was ich allenfalls noch sonst hätte tun können.

    Gab es nichts, was Sie als Beruf gereizt hätte?
    Villiger: Gereizt hätte mich nur der Journalismus. Ich bin übrigens nach wie vor ein passionierter Zeitungs‧leser – täglich zwei bis drei Tageszeitungen, einige Wochen- und Monatsmagazine, dazu die Tabak-Fachtitel aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich und den USA. Die DTZ ist selbstredend auch dabei. Keine Zeit verliere ich mit Fernsehen; ich verbringe keine Minute vor dem Fernseher.

    Sie sind seit nunmehr 70 Jahren für die Firma tätig. Und arbeiten bis zu zehn Stunden am Tag. Was treibt Sie nach so vielen Jahren an, sich für Ihr Unternehmen zu engagieren?
    Villiger: Glücklicherweise hat es mir bisher meine Gesundheit erlaubt, weit mehr als nur die üblichen 40 Stunden pro Woche zu arbeiten. Ich habe noch die Zeit erlebt, als wir die Sechs-Tage-Woche hatten. Und sonntags saßen wir damals noch oft im „Probierzimmer“, um Rohtabak-Muster zu begutachten und ungestört neue Mischungen Probe zu rauchen. Dass die Familie das nicht besonders geschätzt hat, ist naheliegend, besonders, wenn das Mittagessen „anbrannte“, wenn mein Vater und ich nicht rechtzeitig nach Hause kamen.

    Wie motivieren Sie sich immer wieder für die Arbeit?
    Villiger: Ja, was ist die Motivation? Das ist vor allem die Freude am Tabak, an einem Naturprodukt, das lebt und brennt und duftet. Nicht Stahl und Eisen.

    Die Zigarre spielt seit 70 Jahren nicht nur beruflich eine zentrale Rolle in Ihrem Leben. Sie sind auch passionierter Zigarrenraucher …
    Villiger:
    Ich bin effektiv ein Zigarren-Aficionado. Ich könnte mir ein Leben ohne Zigarren – im weitesten Sinne dieses Begriffs – nicht vorstellen. Ich bin nicht auf eine bestimmte Geschmacksrichtung festgefahren, rauche jedoch fast ausschließlich größere Formate, abwechselnd Ha‧vannas, Brasil, Nicaragua, aber auch gerne zwischendurch eine Virginia oder auch einen guten Stumpen. Zigaretten rauche ich keine und auch kaum ein kleines Zigarillo.

    Wie viele Zigarren rauchen Sie täglich?
    Villiger: Ich gehöre ja zu den Glücklichen, die die Zigarren nicht kaufen müssen (lacht). Deshalb kann ich es mir auch erlauben, jeweils das letzte Drittel, das die Wirkung eines natürlichen Filters hat, wegzulegen. So komme ich pro Tag auf ein halbes Dutzend Stück – eher mehr als weniger.

    Während der Corona-Krise haben Sie nicht in der Firma, sondern zu Hause gearbeitet. Fiel es Ihnen schwer, nicht ins Büro zu fahren?
    Villiger: Anfänglich fiel mir der Lockdown schwer, vor allem fehlte mir der persönliche Kontakt mit meinen Mitarbeitern. Und dann natürlich der Zugang zu den vielen Akten, auf die man im Homeoffice keinen Zugriff hat. Mit Niederlassungen in mehreren Ländern sind wir ein Mini-Multi, und da ist es unausweichlich, dass man praktisch jeden Tag ein neues Problem auf dem Tisch hat. Und um dieses zu bearbeiten, ist die sogenannte Akteneinsicht unerlässlich.

    Auch wegen Ihrer Augen-Operation war Homeoffice dringend angebracht.
    Villiger: Nach meiner Grauen-Star-Operation verordnete mir meine Ärztin eine strikte Quarantäne, auch weil alte Menschen praktisch keine Überlebenschancen haben, wenn sie mit dem Corona-Virus infiziert werden. Dazu kam die Schließung der Landesgrenzen. Drei Monate lang war ich nicht im Unternehmen – das war hart. Aber ich hatte täglich einen Kurierdienst, der mich laufend mit Arbeit „versorgte“. Irgendwann konnte ich gut damit leben, freute mich jedoch, als diese Phase zu Ende ging.

    Was glauben Sie, wie ein Polizist oder Zollbeamter reagiert hätte, wenn Sie ihm als 90-Jähriger erklärt hätten, dass Sie auf dem Weg zur Arbeit sind?
    Villiger: Als „Grenzgänger“ mit Wohnsitz in der Schweiz und Arbeitsort in Deutschland hatte ich wohl eine Sondergenehmigung zum Grenzübertritt, aber die schweizerischen Grenzschutzbeamten erkundigten sich – stichprobenweise – nach dem Grund des Grenzübertritts. Die hätten mir das nicht abgenommen, dass ich in meinem Alter noch berufstätig bin (lacht).

    Sie sind seit 1958 mit Ihrer Ehefrau Martina Villiger-Burger verheiratet. Wie ist Ihr privates Verhältnis zur Familie Burger?
    Villiger: Meine Ehefrau Martina ist eine geborene Burger und lediglich vier Jahre jünger als ich. Wir sind in der gleichen Talschaft aufgewachsen – unsere Wohnorte in unserer Jugendzeit lagen nur vier bis fünf Kilometer auseinander. Deshalb kannten sich unsere Familien.

    Und wie sind Ihre geschäftlichen Beziehungen zur Burger-Dannemann-Gruppe?
    Villiger: Wenn zwei Familien im Geschäftsleben miteinander konkurrieren, dann sind gelegentliche Konflikte nicht auszuschließen. Geschäftliche Beziehungen zur Burger-Dannemann-Gruppe haben wir mit Ausnahme einer Zusammenarbeit im Bereich der Logistik keine. Das verbietet auch das Kartellgesetz. Lediglich in der Industrie-Politik, wo wir die gleichen Interessen haben, arbeiten wir auf der Ebene der Industrieverbände zusammen, wie dies in der Industrie allgemein üblich ist. In früheren Zeiten haben sich unsere Vorfahren häufiger gestritten, aber das ist in unserer Generation nicht mehr der Fall.

    Neben den Standorten in der Schweiz (Pfeffikon) und in Deutschland (Waldshut-Tiengen und Bünde) hat die Villiger-Gruppe Werke und Vertriebsgesellschaften in Frankreich, Indonesien, in den USA und seit ein paar Jahren auch in Brasilien.
    Villiger: Unser Kerngeschäft sind nach wie vor die maschinengefertigten Fabrikate, aber am Hand-Made-Geschäft, das sich weltweit positiv entwickelt, können wir nicht vorbei gehen. Wir sind relativ spät in dieses Segment eingestiegen. Und bekanntlich ist jeder Anfang schwer. Um den Weltmarkt mit handgemachten Premiumzigarren zu versorgen, gibt es in der Karibik und in Zentralamerika Dutzende von Herstellern. Der Markt wird aktuell regelrecht mit diesen Zigarren „geflutet“, und täglich kommen neue Fabrikate dazu. Trotzdem haben wir uns entschlossen, in Brasilien eine eigene Produktion aufzubauen. Wir betrachten uns auch in diesem Segment als „Hersteller“ und nicht als „Händler“. Zudem wollen wir die volle Kontrolle über die Qualität haben – angefangen bei der Einlage über das Umblatt bis zum Deckblatt.

    In Nicaragua haben Sie ebenfalls kürzlich einen Betrieb eröffnet. Wo befindet sich diese Fabrik, wie viele Mitarbeiter sind dort beschäftigt und was wird gefertigt?
    Villiger: In Nicaragua haben wir im Vorjahr eine neue Gesellschaft mit einem nicaraguanischen Partner gegründet – die Villiger de Nicaragua. In Estelí ist der Neubau einer Fabrik geplant. Die Planung ist abgeschlossen, aber die Corona-Pandemie hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Deshalb haben sich die Arbeiten verzögert. Geplant war die Aufnahme der Produktion noch in diesem Jahr, doch das lässt sich nicht mehr realisieren. Aber Nicaragua-Zigarren stehen uns weiter zum Vertrieb zur Verfügung, wenn auch nicht aus eigener Produktion.

    Nach der Gründung der Firma im Jahr 1888 durch Ihren Großvater Jean Villiger in Pfeffikon im Kanton Luzern hat Ihre Großmutter Louise Villiger 1910 den deutschen Betrieb in Waldshut-Tiengen ins Leben gerufen. Dieses Unternehmen feiert somit 2020 das 110-jährige Firmenbestehen.
    Villiger: Die Geschichte der Villiger Söhne in Deutschland ist eine lange Geschichte. Das Unternehmen hat zwei Weltkriege überstanden und auch die Umstellung von der früher üblichen Handarbeit auf die maschinelle Fertigung geschafft, was wegen des Maschinenverbots aus der nationalsozialistischen Zeit bis in die 1950er-Jahre nicht so einfach war. In unseren damaligen Werken in München beschäftigten wir 2000 Handroller. Das war noch vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Im letzten Kriegsjahr wurden beide Werke durch amerikanische Bombenangriffe vollständig zerstört.


    Wie ging es nach dem Zweiten Weltkrieg weiter?

    Villiger: Der Wiederaufbau erforderte Zeit und kostete viel Geld. Aber eine Großstadt wie München ist nicht der ideale Ort für eine Zigarrenfabrikation. Nach der Übernahme der Zigarrenfabrik Holzapfel in Bünde mit ihrer Marke „Deutsche Jagd“ verkauften wir die Münchener Werke und bauten eine neue Fabrik in Dünne, einem Stadtteil von Bünde. Das ist derzeit unser größtes Werk. Im Jahr 1958 übernahm ich nach der Pensionierung unseres damaligen Geschäftsführers die Leitung von Villiger Deutschland.


    Herr Villiger, Sie sind auch Geschäftsführer beziehungsweise Verwaltungsratsmitglied der Habanos-Generalimporteure 5th Avenue und Intertabak. Wie kam es dazu?

    Villiger: 1989 gründete ich mit der damaligen Cubatabaco in Deutschland das erste Joint-Venture für den Vertrieb ihrer Zigarren auf einem ausländischen Markt, die 5th Avenue Products Trading GmbH, für die ich seither als Geschäftsführer verantwortlich bin. Einige Jahre später folgte dann die Gründung der Intertabak AG in der Schweiz, bei der ich Mitglied des Verwaltungsrates bin. 5th Avenue hat derzeit auch die alleinigen Vertriebsrechte für Havanna in Österreich und Polen. Beide Unternehmen haben sich in all den Jahren sehr positiv entwickelt. An beiden ist Villiger finanziell beteiligt. Mehrheitlich beteiligt ist eine kubanische Holding-Gesellschaft, an der – bisher – ein kubanisches Staatsunternehmen und die britische Imperial Brands beteiligt waren.


    Nun hat der britische Tabakkonzern Imperial Brands seine 50-prozentigen Beteiligungen an Habanos S.A. und ICT an das chinesische Unternehmen Allied Cigar in Hongkong verkauft. Welche Konsequenzen zieht das für Sie als Havanna-Importeur nach sich?

    Villiger: Wer das ist, wurde bislang nicht kommuniziert. Die einzige Information, die uns vorliegt, lautet: Es wird alles wie bisher weitergehen, unter der selben operativen Führung. Eines wird jedoch mit Sicherheit bestehen bleiben: die außergewöhnliche Qualität der kubanischen Tabake und der damit hergestellten Zigarren.

    Herr Villiger, vielen Dank für das Interview.

    da

  • Steffen Rinn: „Anti-Tabak-Politik bedroht mein Lebenswerk“

    WETTENBERG // Seit 50 Jahren ist Steffen Rinn in der Zigarrenbranche aktiv. DTZ sprach mit dem Alleingesellschafter der Don Stefano Zigarrenmanufaktur über sein wechselvolles Berufsleben und darüber, welche Pläne der 76-Jährige für die Zukunft seines Unternehmens hat.

    Herr Rinn, beschreiben Sie bitte mit ein paar Sätzen, wie die Welt der Zigarre vor 50 Jahren aussah?
    Rinn: In meiner Anfangszeit belief sich der Jahresabsatz an Zigarren in der Bundesrepublik Deutschland auf zirka vier Milliarden Stück. Die Rückläufigkeit war damals allerdings bereits deutlich erkennbar. Kopfzigarren und Zigarillos hielten sich in den 1970er-Jahren in etwa die Waage. Und Importen gab es äußerst selten auf dem deutschen Markt.


    Und wie sieht heute die Absatz-Situation aus?

    Rinn: Klammert man Ecozigarillos und zigarettenähnliche Zigarillos aus, dann beläuft sich die Absatzmenge auf knapp 1,1 Milliarden Stück. Der Marktanteil der Kopfzigarren ist rapide auf zirka fünf Prozent gesunken. Zigarillos haben inzwischen einen Anteil von 95 Prozent, wovon wiederum mehr als die Hälfte aromatisiert sind. Und Longfiller-Zigarren sind mittlerweile ein bedeutsames Segment im Absatz, aber vor allem beim Umsatz.


    Kurz nachdem Sie 50 Jahre alt geworden waren, gab es am 1. April 1991 für Sie mit dem Verkauf des von Ihrem Großvater 1895 gegründeten Unternehmens Rinn & Cloos an die Burger-Dannemann-Gruppe eine drastische Zäsur. Es gibt bestimmt schönere Geburtstagsgeschenke, oder?

    Rinn: Sicherlich haben Sie da recht. Andererseits sollte man die damalige Situation von Rinn & Cloos sehen. Als Marktführer im Bereich hochwertiger Zigarren lagen wir mit unserer Betriebsgröße zwischen einem Spezialisten und einem Massenhersteller. Wir hatten somit aus betriebswirtschaftlicher Sicht die Wahl, in die Gruppe der Großen oder in die der Kleinen einzusteigen – mit allen Konsequenzen. In dieser Überlegungsphase kam die Firma Burger mit einem Angebot auf uns zu, das letztlich die dritte Generation unseres Familienunternehmens angenommen hat.

    Knapp drei Jahre nach dem Verkauf von Rinn & Cloos, am 1. Januar 1994, wagten Sie mit Ihrer Firma Don Stefano auf deutlich kleinerem Niveau einen Neuanfang. Sagen Sie heute: Das war genau die richtige Entscheidung, ich würde es wieder so machen?
    Rinn: In der damaligen Zeit war es die richtige Entscheidung. Aufgrund meines Know-hows, meiner Verbindungen zum Rohtabakmarkt und meinem Bekanntheitsgrad im Fachhandel konnte ich mit früheren Mitarbeitern und mit einer gewollt kleinen, edlen Manufaktur den Neustart wagen.

    Sie sind 76 Jahre alt und damit in einem Alter, in dem andere bereits längst in Rente sind: Wie haben Sie Ihre Nachfolge geregelt?
    Rinn: Man ist so alt, wie man sich fühlt – von daher sehe ich noch keinen Grund, mich zur Ruhe zu setzen. Mein Kampfgeist und mein Engagement für die Zigarre sind ungebrochen. Das können Fachhändler und Zigarrenraucher anlässlich meiner mehr als 20 Zigarren-Veranstaltungen im Jahr erleben. Verständlicherweise gibt das Alter ein Signal, dass man die Nachfolgeregelung zu bestellen hat. So ist mein Sohn ‧Matthias als Geschäftsführer für Vertrieb und Messe sowie Marco Peter als Geschäftsführer für den Verwaltungsbereich zuständig.


    Wie sehen Sie die Chancen für das Unternehmen Don Stefano, sich in den nächsten fünf bis zehn Jahren am Markt zu behaupten?

    Rinn: Wie bereits gesagt haben sich die Rahmenbedingungen dramatisch zum Negativen verändert. Die Auswirkungen, etwa die Kostenbelastungen durch die Umsetzung der EU-Tabakproduktrichtlinie TPD 2, sind von Don Stefano aktuell und zukünftig nur schwerlich zu stemmen. Die Anti-Tabak-Politik bedroht mein Lebenswerk.


    Das ist bitter. Was tun Sie jetzt?

    Rinn: Das bedeutet für Don Stefano als kleine Manufaktur, auch im Hinblick auf Veränderungen im Absatzmarkt, Möglichkeiten zu eruieren, wie man gemeinsam in Partnerschaft mit einem anderen Produzenten oder in Form einer Integration weiterhin als Hersteller und Importeur hochwertiger Zigarren und Zigarillos bestehen kann.

    da

    (DTZ 14/17)

  • Kubanisches Premiumangebot in Koblenz

    KOBLENZ // Koblenz hat jetzt eine „La Casa del Habano“. Sie ist das elfte Geschäft dieser Art in Deutschland und gleichzeitig das erste in Rheinland-Pfalz. Geführt wird sie von Jürgen Wilde und seiner Familie, die dort in vierter Generation, seit 1933, ein exklusives Tabakwarenfachgeschäft besitzt.

    Zur feierlichen Eröffnung der „La Casa del Habano“ Koblenz reiste eigens der kubanische Botschafter René Juan Mujica Cantelar aus Berlin an. Auch der Grandseigneur der Zigarrenbranche Heinrich Villiger machte sich auf den Weg nach Koblenz. Sie brachten ihre Grußworte aus und feierten mit den rund 70 Gästen bei Champagner, Mojito und feinsten Speisen von der Firma Gourmet Wagner aus Mayen. Erstmalig bot sich hier auch die Gelegenheit, die neuen Zigarren Hoyo de Monterrey Hermosos No.4 Añejados zu verkosten, die Habanos S.A. derzeit weltweit einführt.

    Die Räumlichkeiten der „La Casa del Habano“ Koblenz befinden sich im zweiten Stock des Gebäudes. Dort können rund 20 Aficionados in gediegener Atmosphäre entspannt genießen. Der knapp zehn Quadratmeter große Klimaraum bietet eine große Auswahl edler Habanos.

    Die Casas wollen anspruchsvollen Aficionados nicht nur Premiumprodukte anbieten, die unter optimalen Bedingen gelagert werden, sondern darüber hinaus auch ein vollständiges Sortiment an Habanos-Marken und -formaten. Fachkundiges Personal leitet den Genießer auf dem Weg durch die Welt der Habanos.
    pi

    (DTZ 04/16)